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Heidelberger Zeitung (44) — 1902 (Juli bis Dezember)

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Nr. 281 - 305 (01. Dezember 1902 - 31. Dezember 1902)
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61 Qm. Kastamenpflanzung im Unteren Linsenbühl, Pr.:
1225 Mk.

6. V.: Dr. Eisemnenger F-erdinand Witwe und Eisenmen»
ger Wilhelmine, K.: Dr. Wundt Wilhelm, Geh. Rat. und Prof.
in Leipzig, O.: Haus Nr. 48 der Plöck, 6 °Ar 69 Om., Pr.:

'65 000 Mk.

7. V.: Fabrikant Georg Zimmer in 'Baden, K.: Kammer-
rat Ludwig Clemm Ehefrau, O.: 8 Ar 87 Qm. Garten im
Hochgewann, Pr.: 3870 Mk.

8. V.: Kausmann Louis Keller jr., 51.: Maler und Tüncher
Georg Hauck, O.: 2 Ar 60 Om. Bariplatz an der Bahnhofstr.,
Pr.: 23 000 Mk.

9. : V.: Schlossermeister Georg Bäuerle, K.: Major a. D.
Kurt von Görire, O.: 5 Ar 76 Om. Weinberg im Unteren
Lobenfeld, Pr.: 2100 Mk.

10. V.: Stadtrat Karl Fuchs, K.: Privatmann Karl Hölzer,
O.: 3 Ar 75 Om. Bauplatz an der Bahnhosstratze, P.: 26 000
Mark.

(Schlutz folgt.)

X Die gestrige Schüler-Aufführnng des hiesigen Konser-
vatoriums im Saalbau wies durchweg prächtige Leistungen aus.
Hahdns Streichquartelt F-our ^ ^ (1. Satz) wurve vou der
Streichquartetrklasse Grau, den Herren Anton und Karl Ju-
rasz, Ackermann und Rittner, flott und sicher gespielt. Jn
Dussecks „la consolation" für Klavier zeigte Frl. Günther
stKlasse Neal) Eleganz und Ausdruck. Frl. Callander (5llasse
Grau — Violine) und Frl. Schroeder (Klasse Seelig — 5lla-
vierbegleitung) gaben Beethovens Romanze op. 60 F-dur ge-
reift und sormvollendet. Schuberts zwei Polonaisen D- und
E-dur, für Klavier zu 4 Händen, von den Frl. Reichel und
Gierlichs (Klasse Seelig) gespielt, erweckten besonderes Jn-
teresse. Die slotte Spieltveise, die groszen Beifall erntete,
m-arkierte sich im zweiten Stück ganz besonders. Herr Rittners
(Klasse Brumm'), den Frl. Tritschler (Klasse Neal) gut accom-
stagnierte, Wiedergabe von Goltermanns Llonzertstück für Bio-
lincello op. 65 (2. u. 3. Satz) zeigte ein weit sichereres Spiel
als letzten Sonntag im Mätzigkeitsverein. Der Stern der
Aufführung !var die schwarze kleine Pariserin Lili Baer (Klasse
Seelig), welche in Bachs Praeludium D-dur, ganz besonders
aber in Chopins Ntaznrka B-dur ihr Genie glänzend beivies.
Das Spiel (ohne Noten) war sicher, ausdrucksvoll nd sehr
elegant. Frl. Wolff (Klasse Ziemsfen) konnte in Händels Arie
aus dem Oratorium „Susanna" ihrer prächtigen, runden
Stimme infolge Erkältung leider nicht den vollen Ausdruck ge-
ben. Die Orchesterklasse — Cembalo: Herr E. 51ürz (5ilasse
Seelig) — bewies in der Begleitung der Arie ebenso wie in
Purcells drei Stücken sür Streichorchester, eine gute Schulung.

X Jm Verein gegen Mitzbrauch gcistiger Getränke hielr
gestern Abend Hofrat Prof. Dr. Kräpelin einen sehr zeit-
gemähen Vortrag: „Der Alkohol und die akademischc Jugend".
Der Gartensaal der Harmonie konnte die zahlreich Erschiene-
nen, unter denen sehr viele Akademiker waren, im Ganzen ca.
200 Personen, nicht fassen und so mutzte der dahinter gele-
gene Raum mit dazu genommen werden. Nachdem Ntedizinal-
rat Kürz die Anwesendeu begrühr und auf den Zweck des
Vererns hingewiesen hatte, machte er die Mitteiluug, datz die
Bewegung gegen den Alkoholmihbrauch im Kreise der Arbeiter
bisher sehr geringen Erfolg gchabt habe; im Kreise der Gobil-
beten sei allerdings eine grotze Besserung nicht zu verkennen.
Sodann nahm Prof. Kräpelin das Wort. Der Begriss
des Studenten und der Biervertilgnng sei eug mit einandcr
verknüpft. Ein abstinenter Student werde in Studentenkrei-
sen als ein sonderbarer Kanz betrachtet. Dic ticfernste Fragc
ider gewaltigen Schäden, die übermätziger Alkoholgenutz nach sich
zieht, poche jedoch mähnend an das Thor der akademischen
Jugend; sie müsse hierzu Stellung nehmen. Die Schäden
träfen nicht nur den einzcluen an sich, sondern sie machten ihn
gleichzeitig oft zu einem gesährlichen Mitglied der mcuschlichen
Gesellschaft. So habe die akademische Jugend die Pflicht, sich
Lie Frage vorzulegen, ob das Trinken nur ein harmloser Le-
bensgeuutz sei. Manches Semester werde verbummelt, d. h.
vertruuken, viele vcrbummelten überhaupr und müßten zu einem
anderen Berufe greisen, falls sie dazu noch geistig uud körper-
lich sähig seien. Der Alkohol vermindere die Widerstands-
fähigkeit, mache willcusschwach und verstärke die Erreguug
autzerordentlich. Ein sonderbares Licht aus die akademische
Jngend werfe deren 5lriminalität. Auf dem Gebiet der Be-
leidigungen zum Beispiel seien sie zu lst 'wie andere Beruse
lbeteiligt, obwohl viele Beleidigungen auf andere Weise ausge-
trageu würden. Die Erklärung diesec Thatsache liege in un-
seren Trinksitteu. Maugelnde Selbstbeherrschung berivische
Hier den llnterschied zwischen Gebildeten und der ungebildeten
Masse. Der nüchterne Mensch sehe in der äuheren Bethätiguug
alkoholischer Erregung wirklich keinen Genutz. Auf gleicher
Stufe ständen hier die Wirtshausrausereien auf dem Laude.
Der Alkohol steigere aber auch die geschlechtliche Erregbarkeit.
So mancher müsse einen Moment solchen Genusses mit dcm
Werluste scines Lebensglückes bezahlen. Viele Kraukheiten
seien hier die Folge, die sich später aus Weib und Kind übcr-
tragen. Diese Folgen würden sehr eingcschränkt durch eiue
Milderung unserer Trinksitren. Selbstbeherrschung macht stark.
Die akademische Jugend soll Führer bilden. Was nun das
Wolk von den Studenten sehe, das sei das Aeutzerliche, die
'Trinksittcn, die viele Nachahmer fänden. Der Kommcrs sei
die stehcnde Art, grotze Feste zu feieru. Hier könne man die
Einwirkung auf andere Stände deutlich verfokgeu. Der Ge-
bildete sei auch hier der Erzieher der Massen. Wclche Ver-
Heerungen der Alkohol im Volke anrichte, könue jeder iu seinern
Berufe sehen, der Richter, der Arzt, der Lehrer u. s. iv. Dic
Summe, dic jährlich der Alkoholkonsum verzehre, sei 4—6mal
groher, als die, die das Reich für das Heer ausgebe, Kosteu für
Trinker, Armenpflcge, kranke Familien, Jrrenhäuser ungerech-
net. Die Volksgcfundheit werde ganz allgcmcin durch den
Teufel Alkohol uutergrabcu. Die körperliche Tüchtigkeit nehme
«b, das Miliiärmah gehe herunter. Was durch das Beispicl
geschehe, könne uur durch das Bcispiel beseitigt werdeu. Die
Stützen der Gcsellschaft müßtcn hier vorangcheu, also auch der
Studeut. Der Jugend komme auch hier die Führerschaft zu.
Die Beschränkung dcr akademischen Trinksitten sei zugleich eine
Befreiuug. Der Vorkragende erntete für seinen wuchtigen
Wortrag reichen Beifall. Nach deni Vortrage entwickeltc sich
eine lebhafte Dis'kussiou. Zunächst ergriff ein Mitglied des
Wereins abstinenter Studierender das Wort, um darauf hin-
zuweisen, daß die deutschen Studierenden an anderen deutschen
Hochschulen bereits in den 5lampf gegen den Alkohol eingetre-
'ten seien, und forderte zur Mitarbeit auf. Ein anderes Mit-
glied betonte, datz die Schweiz bereits starke Verbände äbstinen-
ter Studenten besitze, deren Mitgkieder sich vielfach aus den
Abstinenzvereinen der Mittelschulen zusammcnsetzen, und be-
ronte deren Patriotischen Gcdanken. Als Kritiker des Vortrags
meldete sich Herr Abel znm Wort, der zwar dem Vortrag im
allgemeinen zustimmte, aber einige extrcm klingende Ausfüh-
rungen des Bortragenden angreifen zu müssen glaubte; er
machte der deutschen Mittelschule den Vorwurf, datz sie die
Augend nicht selbständig genug erziehe. Diese arte aus, sobald
sie sich der Fessel des Schulzwangs ledig fühle. Schon in der
Mittelschule müsse auf gesunden Spvrt hingewirkt werden,
dann werde der Alkohvlismus in der akademischen Jugend
nicht so gewältige Opfer fordern tvie setzt. Die Ausführungen
dieses' Redners tvugen unzweiselhaft cinen extremen Charaktcr.
D)vof. Gmipp trat dieseiü Redner entgegen. Er imirde nnter-
'stützt durch die Ausführungen von Medizinalrat Kürz und/Dr.
'Sack. Dieser pflichtete dem Bortragenden, soweit er den M-

kohokismus der Studenten aks Ursache der siktlichen Vergehun-
gen hinstellte, vollinhaltlich bei.

Jm selben Sinne, fast noch schärfer, grisf Pro-
fessor Bettmann in die Diskussion ein. Jni Schlutzwort
bedauerte Hofrat Kräpelin, datz auch heute die eigcntliche Oppo-
sitivn wieder vollständig schweige imd nur andere Wege zur
Lösuug dcr Frage vorgeschlagen worden seien, von deren lln-
zwcckmüszigkeit er überzeugt sei. Die Versam'mlung war von
dcm Vortrag wic bou der äutzerst sachlich gehaltenen und be-
lehrenden freien Aussprache sehr befriedigt. Der prakttsche Er-
folg des Abends war die Grnndung einer Ortsgruppe
oes Deutschen Vereins abstinenter Studen-
t e n, auf die wir gelegentlich in diesem Blatte zurückkommeu
werden.

X Französische Vortrnge. Wir briugen heute eine aus-
'sührliche Anzeige der Vorträge des Herrn Jecm Jacques O l i-
vier über das französische Lustspiel im 18. Jahrhundert, die
im Laufe der Monate Januar, Februar und März im kleinen
Saale der „Harmonie" stattfinden iverdeu. Auf ausdrücklichen
Wuusch des Redners ist der Preis so niedrig gestellt, datz es
alleu Freunden der frangösischen Sprache möglich seiu wird,
dic Vorträge zu hören,

si- Sozialdemokrntische Versammlung. Fu eiuer im
„Neckarkhal" dahier abgehaltenen Versammlung sprach csestern
A'bend dcr sozialdemokratische Landtagsabgeorduete Redakteur
Eichhoru über die „Vergewaltigung der Minorität im
Reichstage". Jn einer langen Rede zog er in der schärsften
Wcise, ähnlich wie wenige Tage zuvor in Offenburg, über das
Zenlrum, Konsewative und Nationallcherale her. Eichhorn
stveiste dann auch die Reden des Kaisers uud die Kruppsche
Affaire. Eine Diskussion entstand nicht. Die Versammluug
war stark besucht. Wer die Reichstagsberichte der letzten Wocheu
gelesen hat, wird wissen, wie die Mehrheit im Reichstag von
der Miuderheit vergewaltigt worden ist, bis sie sich ermanute
und der Sache eiu Ende machte. Er wird also auch wissen,
was von den Ausführuugen Eichhorns zu halten ist.

" Der Umschlag in dcr Witterung ift autzerordentlich
markaut. Während wir am Moutag noch beträchtlichc Kälte
zu verzeichneu hatten, weist das Thermomeker heute Mittüg
9 Grad Wärme uach Reaumur aus. Sollte der Winter schou
vorüber sein? Oder befinden wir uns in einer Wärmeperiode
zwischen zwei Eiszeiten? Die Schlittschuhbahn ist hin und
das Neckareis zeigt sich seit heute früh unruhig. Vermntlich
wird cs sich bald stromäbwärts in Bewegung setzen.

* Wir machen nmsere Leser darauf ansmerksam, datz
Postpackete, die aus dem Auslande nach Heidelberg
gelangen, am Sonntag, den 21. d. M. uud an beiden Weih-
nachtsfeiertagen jeweils am Vormittag von 9—12 Uhr auf
dcm Zollburean im Marstallhof in Cmpfang genommen werden
könuen.

— Polizeibericht. Verhaftet wurden 6 Personen und
zwar 2 Kellnerinnen wegen Umherziehens, 2 Arbeiter wegen
Bettelus, soivie ern vvn einer auswärtigen Behörde verfolgter
Taglöhner Straferstehung, Znr Anzcige kamen sechs Per-
'souen; 4 wegeu Ruhestörung, ein Taglöhner wegen Diebstahls
und ein Metzgerbursche wegen Tierquälerci.

Vo. Handschuysheim, 18. Dez. (Ueberfahren.) Gestern
Abend überfuhr der Zug der Nebenbahn, wclcher um halb 6 Uhr
in Dossenheim abgeht in der Nähe der Kampferbrücke den 52 Jahre
alten Phil. Schmiech aus Dossenhe im. Schmiech, welcher
von seiner Frau und Kindern getrennt lebt, stattete gestern ver-
schiedenen Wirtschaiten Besuch ab, und hatte verschiedene Gläschen
Schnaps über den Durst getrunken. Auf dem Heimweg fiel er
zwischen das Geleis nnd blieb liegen. E!n Angestellter der Dampf-
ziegelei sah thn liegen nnd machte den Zugführer darauf aufmerk-
sall. Allein es war bereits zn spät. Schmiech wnrde von der
Lokomotive erfaßt und cin StückWegs weit geschleift, wobei ihm
die Hirnschale eingedrückt wurde. Cr war sofort tot. Der so
»m das Leben gekommene war Veteran des Krieges 1870 71.

X Rohrvach, 18. Dezcmber. (Unsälle.) Einem Ar-
beiter der Fnchsschen Fäbrik, welcher gestern Abend von einem
Wägeu der Wieslocher Straßenbahn fiel, wurde die Fersc des
linken Fuhes äbgedrückt. Der Berletzte wnrde ins akademische
Krankenhaus verbracht. Einem cmderen Arbeiter dersclben
Fabrik wurde beim Holzabladen ein Bein abgeschlagen. Der
Verletzte ist aus Malsch und 24 Jahre alt.

Schriesheim, 17. Dezember. (Sei.nen Verletzun-
generlegen) ist der vom Pferde gestürzte Sohn des Land-
wirts Peter Sommer.

Mannheim, 17. Dezcmber. ('D i e Sitzungen des
S ch iv n r g e r i cht s) für das erste Quartal 1903 beginnen
Montag, den 12. Fauuar. Zum Vorsitzenden wurde Herr
'Landgerichtsdirektor Wengler, zu desscn Stellvertreter Herr
Landgcrichtsrat Dr. Hummel ernannt.

Brelten, 17. Dezember. (W ilderer.) Vorgestern
Nacht stietz Hcrr Alt-Löwenwirt Scheifele von hier im Walde,
auf der Jagd bcgriffen, auf Wilderer und' wurde von cincm
derselben aiigeschossen. Der Schutz traf ihu iu den Futz; die
Verletzung ist zum Glück unbedeutend. Die Wilderer ergrif-
fen hi'erauf die Flucht. Es scheinen vier an der Zahl gcwesen
zu sein. Zwei derselben wurden von der Gendarmerie bereits
ermittelt und in das Amtsgefängnis eingeliefert. Es sind
dies der ledige 28 Jahre alte Müller und der 23 Jähre alte
Taglöhner Wirt von hier. Die Verhafteten verrieten bisher
ihre Verbündeten nicht, doch ist man diesen auch bereits auf
der Spur.

Ettlingen, 17. Dezcmber. (Versagte Genehmi-
gung.) Das Grotzh. Ministerium des Jnnern hat die von
der Helios-Elettrizitäts-Gesellschaft gegen den Bezirksratsbe-
schlutz eingelegte Rcbision verworfe n. Dadurch ist also
der Anlage eines Elektrizitätswerkes im Albthale die Geneh-
migung versagt.

LL Rastatt, 17. Dezember. (Das Glatteis) hat
hier eiuen Todcssall veranlaßt; Schuhwarenhändler Holzner
rutschte aus, fiel zu Boden und zog sich dabei so schwere innere
Verletzungen zu, datz alsbald der Tod eintrat. Holzner war
früher Wirt auf dem „König bon Preutzen" in Karlsruhe und
vorher Kantiner der Unteroffizierschule in Ettlingen.

Freiburg, 17. Dezember. (Vor d e r S t r a f k a m m e r)
stand gestern das erst 15 Fahre alte Dienstmädchen Karoline
M. aus Breisach wegen Mordversuchs und Diebstahls. Sie
'hat in Breisach der früheren Hcrrschaft Schmucksachen u. s. w.
gestohlen, fcrncr ihrer Herrschaft in Freiburg Ringe, Taschen-
tücher u. s. iv. Nachdcm die Diebstähle entdeckt und das Mäd-
chen deshalb znr Rede gestellt worden war, versuchte sie aus
Rache LäB' Ifhjährige Kind ihrcr Herrsch'aft mit Salzsäure zu
vergiften. Das Urteil lautete anf 6 Jahre 3 MonateL Ge-
fäugins.

LitterariscbsS.

—Z Bodisckn« Kalender für 1»N3. Mit 12 Abblildung'en
in Antotypie. Mk. 1.—. Verlag vou Otto Schauenburg L Co.
in Lahr i. B. Dieser neue Kalender enthält ueben dem Kalen-
darium zwölf illustrierte Abhandlungen ans der badischen Ge-
schtchte. Der von berufensn Federn verfaßte Text ist leichtver-
ständlich nnd interessant geschriebeu. Der Druck des Kalenders
in zwei Farben auf Kunstdrnckpapier nnd die Wiedergabe der
Bilder in Antothpie ist vorzüglich gelnngen. Wir glauben, daß
der Kalender dazn beitragen wird, das Jnteresse für die heimischen
Geschichts- nnd Kunstdenkmäler zn erwecken und zu erhalten, nnd
wir wünschen ihm deShalb cins möglichst große Verbreitnng.

Kandel und Aerkehr.

Mannhetm, 17. Dezbr. (Aktien.) Oberrh. Bank 91.75 G.
B.. Rhein. Credttbank 140.00 G. —B.. Rhetnische
Vypoth.-Bank 180.50 8. —B, Brauerei Kleinlein, Heidel-
derg 173.— G. —B., Schroedl'sche Brauerei-Aktim 186.— G.

B, Portland-Cement Heidelberg 109.— G.-B.

Frankfurt, 17. Dezbr Effektensozietät. AbendS 6'/« Ubr.
Kredtlaktten 212 b., Diskonto-Kommandit 183.90 B. 80 G.
Darmstädter Bank 135 b. cpt. u. ult., Berliner Handelsgesell-
schaft 15690 b. G., Beiliner Bank 89.70 b., Banqae Oitomane

117.50 b.. Lombarden 17.40 h.. Anatol. Eisenb.-Akt. l60 pCt.)
94.80 b. G. cpt., 4proz. Spanicr 87.70 B. 60 G, 3proz Mexik.

24.50 b., 4proz. Serben 76 20 b. G., 5proz. Bulgaren 91.90 B.
80 G.. Laura 206 b.. Bochumer 172 b., Hibernia 175 b-, Elektr.
Heltos 6 50 b. G.

6'/. bis 6V, Uhr: Laura 205.70.

Bei mäßig belebten Umsätzen notierten Banque Ottomane,
Spanier und 4proz. Serben auf Partser Anregung ansehnlich
HSHer. Darmstädter Bankaktien hatten mäßigen Rückgang auf-
zrweisen.

(Tabak.) Steinsfnrth, 15. Dez. Letzten Freitag wurde der
grötzte Teil des htesigen Tabaks abgewogen zum Preise von 19
bis 24 Mark der Zentner._

Wafferstaudsuachrtchte«

Neckar. l Rhein.

Heidelberg, 18., 1,91, gest. 0,16m Lauterdurg, 17.2,79, gest. 0,00w
heilbronn, 17.. 0,52 gest 0.l2m!Maxa«, 17.. 2,81. gest 0,65m
Mannhetru. 17,2.09 qest.O.Olml Maunheim, 17.. 1.99, gest. 0,12m

Neuefte Nachrichten.

Berlin, 17. Dez. Der „Germama" zufolge über-
brachte der apostolische Nuntius in München, Macch i,
dem Prof. Dr. Frhrn. v. Hertling im Auftrage des
Papstes die Jnsignien des Gregorius-
ordens zugleich mit einem Schreiben des Kardinal-
staatssekretärs Rampolla, welches die Verdienste des
Frhrn. v. Hertling um das Zustandekommen der
katholisch-thcologischen Fakultät in Straßbnrg hervorhebt-
„Jm Verlanfe der Verhandlungen", schreibt Rampolla,
bin ich es gewesen, der besser als irgend ein anderer den
Eifer und die gute Absicht konstatieren konnte, welche
Sie damals an den Tag gelegt haben. Jch besitze
somit gleichsam ein Recht auf das Vergnügen, mitzulvirken,
daß das Andenken an jene Verhandlungen nicht verwischt
werde,"

Berlin. 17. Dez. Heute Mittag wurde die 60 jährige
Wittwe Budwig in ihrer Wohnung mit einer Schnß-
wunde in der Stirn tot aufgefuiiden. Da die Sachen
durchwühlt sind, ist ein Ranbmord anzunehmen. Das
Polizeipräsidiuni setzte auf die Ermittelung des UrheberS
des vermutlichen Raubmords an der Wittwe Budwig eine
Belohmmg von 1000 Mk. aus. Die ermordete Jüdin
lebte von einem kleinen Weinhandel und von Unterstützungen
seitens ihrer Verwandten und Glaubensgenossen. Nach
dem Befunde nimmt man an, daß der Frau am Samstag
Abend zwischen 6 und 7 Uhr eiu Beilhieb gegen den Kopf
versetzt wurde, und daß der Mörder dann ein Tuch mn
den Kopf der Getroffenen wickelte, um das Herausfließen
von Blut möglichst zn verhindern. Die Leiche legte er
dann nnter den Tisch. Dort wnrde sie heute aufgefunden.
Von dem Thäter fehlt jede Spur.

Berlin, 17. Dezember. Das bei Korsör festgekommene
Linienschiff „Wittelsbach" ist ohne Leck, muß aber er-
leichtert werden, ehe es durch den anwesenden großen
Kreuzer „Prinz Heinrich" nnd das Linienschiff „Kaiser
Karl der Große" abgeschleppt werden kann. Zu oiestm
Zweck sind bereitS Prähme von Korsör von der Kieler
Werft requirirt worden.

Oels i. Schles., 17. Dez. Jn der „Lokomotive"
a. d. Oder" wird folgender Dank des Kronprinzen
veröffentlicht: „An die Arbeiter meiner lieben Stadt
Oels! Es ist mir eine aufrichtige Freude. gewesen, daß
sich viele Arbeiter meiner lieben Stadt Oels der Bewegung
angeschlossen haben, die heute überall durch die deutschen
Lande geht. Jhr beweist dadurch, daß keine Gemeinschaft
zwischen Euch nnd jenen Elenden bestanden hat, oder je
bestehen wird, die gewagt haben, einen deutschen Mann aN
seiner Ehre anzutasten und daß Zhr gesonnen seid, treu zü
Enrem Kaiser und Vaterlande zu stehen. Dies sreut mich
uni so mehr, als ich mit meinen lieben Oelsern zusammen-
gehöre. Der Kaiser, mein geliebter Vater, Allerhöchst
welchem ich von der treuen Gesinnung, welche mir Euer
Wortführer heute gelobt hat, Mitteilung gemacht habe, hat
darüber freudige Genugthuung empsunden. Mir aber wird
der heutige Tag unvergeßlich bleiben. Schloß Oels, dev
16. Dezember 1902. Wilhelm, Kronprinz."

Wien, 17. Dez. (Frankf. Ztg.) Jn dem heute Abend
veröffentlichten jnngczechi schen Memorandum über
die deutschen V erständigungsv orsch läge spreche»
die Jungtschechen ihre Bereitwilligkeit aus, über eine Lösung
der obschwebenden nationalen Streitfragen mit den deutscheü
Abgeordneten in Verhaudlung zu treten. Das MemoranduM
führt aus, ohne parallele Verständigungsaktion in Mähreü
und Schlesien sei jeder Verständignngsversuch im vornhineia
aussichtslos. Die Lösung der Sprachensrage bei landes^
fürstlichen Aemtern sei eine Hanptvoraussetzung für die
Lösung aller übrigen Probleme. Beide LandesspracheN
müssen gleiches Recht auf Gebrauch im ganzen Lande habew
sowohl im Jnnern wie äußern Dienste. Gegen die Einheü
der Armeesprache, soweit sie für Erhaltung der Wehrkraft
der Monarchie unbedingt notwendig sei, werde keine EiR
wendung erhoben. Zur gesetzlichen Festlegung de^
deutschen Sprache als Staats- oder Ver^
mittlungssprache werden die Tschechen nie Han,"
bieten. Die Erlcdigung der Sprachenfrage müssen dN
Tschechen nicht als Konsequenz der durchgeführten KreisveL
fassung, sondern geradezu als deren Voraussetzung erkläreN-
Jn deutschen Kreisen wird die konziliante Form ded
Memorandums anerkannt. Die Deutschen sprechen sich jedoK
gegen die Parallelaktion in Mähren aus sowie auch gegs^
den umgekehrten Weg, die Regelung der Sprachenfrage al-
Voraussetzung für die Verwaltnng aus.

Marseille, 17. Dez. Die eingeschrtebenen Matrosejs
melden sich sehr zahlreich zur Wiederaufnahme in dr
 
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