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Heidelberger Zeitung (44) — 1902 (Juli bis Dezember)

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Nr. 281 - 305 (01. Dezember 1902 - 31. Dezember 1902)
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Erscheint täglich, Sonntags ausgenommen. Preis mit Familienblättern monatlich 60 Pfg. in's Hans gebracht, bei der Expedition und den Ziveiganstalten abgeholt 40 Pfg. Durch

die Post bezogen vierteljährlich 1.35 Mk. ausschliehlich Zustellgebühr.

Anzeigenpreis: 20 Pfg. für die Ispaltige Petitzeile oder deren Raum. Reklamezeile 40 Pfg. Für hiesige Geschäfts- und Privatanzeigen ermäßigt. — Für die Aufnahme von Anzeigen
an bestimmten Tagen wird keine Verantwortlichkeit übernommen. — Anschlag der Jnserate auf den Plakattafeln der Heidelb. Zeitung und den städt. Anschlagstellen. Fernsprecher 82

Donncrstag 18. Dczcmbcr Zweites Blatt. 44. J,dr,„«. — v. 2W.

Wrästdent Kastro.

Von dnn Prnsidenten Castro entwirft ein
englisches Wochenblatt ein nicht sonderlich nnsprechendes
Charakterbild. Don Cipriano Maria Castro, sagt die
Zeitschrift, zühlt hente nnr 36 Iahre. Er wnrde auf
einem Rancho in der Nahe des Tachiro-Hlnsses, iin äutzer-
sten Westen von Venezneln und an der Grenze von Co-
lumbia geboren. Das Borhandensein eines guten Tei«
les von Jndiancrblnt erklärt die leidenschaftlichen und
grausambn Anwnllungen des N-'annes, der durch seinen
hartnnckigen Widerstand, zwei europäischen Großmächten
gegenüber, setzt in Aller Nlunde ist. Castro ist a!s ein
furchtloser Reiter und nusgezeichneter Schiitze bekannt.
Noch ehe er 20 Iahre alt war, hatte er bereits 11 Duelle
ausgefochten. In sechs Mllen tötete er seine Gegner,
in einem Falle erhielt er einen Vresserstich in den Rücken,
und in einem anderen Falle einen Schiutz dnrch! die Schul-
ter. Castro ist ein ausgezeichneter Nedner, rind die lei-
denschaftliche Sprache, die er verwcndet, hat ihm in sei-
ner politischen Karriere nicht wenig geholsen. Diese sällt
in das Jahr 1898, als er einer der Führer der revolu-
tionären Bewegung im Westen Venezuelas gegen den da-
rnaligen Präsidenten, General Andrade, war. Ein Fcchr
daranf rückte Castro inHe Los Andes Provinz ein, wo-
sel'bst er bald eine große Schar Männer sür seine An-
sichten und Ziele gewann. Mit ihrer Hilfe drang er
weiter vor und gelangte so schließlich bis nach Caracas.
Andrade floh nnd am 24. Oktober setzte sich Castro als
Diktator und später zum Präsidenten ein. Die Gewalt-
herrsck>aft, die der Emporkömmling in der Hauptstadt im
Anfange übte, sindet kanm ihres Gleichen in der blu-
tigen Geschichte der südafrit'anischen Revolutionen. Seine
Gegner ließ Castro einfach verhaften und ins Gefängms
werfen, wo sie wochenlang schmachteten. Eines Tages
lieh er sie „freisetzen",, d. h. in dem Sinne, er lnd die
Herren zu einem Frühstücke ein nnd ließ sie in seinen
Palast mittels einer militärischen Eskorte transportieren.
Als das Frühstück beendet war, erschien der Präsident
in höchsteigener Person und erkundigte sich, wie es den
Herren geschmeckt hätte. Btan wird es verständlich sin-
den, daß die unfreiwiüigen Gäste nach lan'ger Gefangen-
schaft und kärglicher Nahrung sich die Mahlzeit fchmeckm
ließen und dieses auch dem Präsidenten gegenüber zu
erkennen gaben. „Nun, das freut mich," war die Ent-
gegnung Castros, „es wird auch ihre letzte Dlahlzeit ge-
wefen sein." Und ohnb weitere Umstände wnrden die
Herren fortgeführt und an einem 'dafür fbesümmten
Platzb erschossen. Jn seinem Palaste Mira Flores in
Caraeas sührte der Präsident geranme Zeit hindurch das
Leben eines ansgelassensten Wüstlings, und so schasfte
er sich nach der Art asiatischer und ost-europäischer Po-
tentatm einm — Harem an. Als die Venezolaner unter
dem Drucke der steigenden Abg'aben Zeichen des Unwil-
lens zu erkennen gaben, legte sich der Präsident einige
Einschränknngen auf. Ausländer haßt Castro im Grunde
seines Herzens, aber er betrachtet sie als ein notwendiges
Uebel, nm von ihnen Gelder herausznpwessen. Mit sei-
nem Brnder Diego ist der Präsid'ent verschiedentlich ver-
wechselt worden. Jener war früher Angestellter in
emem belgischen Handelshause in Maracaibo; heute sührt
er den stolzen Titel eines Generals der venezolanischen
Armee.

o Vierlala.

l

Novelle von Hans Hagen.

(Fortsetzung.)

Etlends steuerte Rose auf die beiden Damen zu. Jetzt
lvar er auf wenige Schritte herau. Wahrlich und wahrhaftig,
das loaren sie. Die junge Dame trug in der Hand einen
Maiglöckchenftrauh.

Wenn sie ihn gesehen mll> als den Bewerber erkannt, tvenn
ste das Sträutzchen daraufhin sallen lieh, so war er erhört,
und nmgekehrt, wenn ficks tn der Hand behielt, dann war er
gerichtet.

Er schritt unbemerkt hinter den beiden her, die ganz
langsam ihres Weges gingen. Die alte Dame fchien kränklich
zu sein, die junge schien sie zu stützen. Schon ein schöner
Zug von ihrl

Rose Frcmzl war's doch etwas eigentümlich zu Mute.
Wenn er sie nur erst eiumal etwas genauer seheu könnte. Es
ivaren immer noch Menschen z'wischen ihnen.

Eirdlich war der Zwischenraum frei. Ach! Zwei vornehme
Gestalten. Und die Junge! Ja, da war die Ueberraschung.
Me trug zwei prächtige, goldiggelbe Gretchenzöpfe I Na, die
ist doch noch keine 20 Jahre alt. Der Galgenstrick, der Ram-
bow! Und da hatte er ihn so auf die Folter gespannt. Jetzt
drehte sich die alte Dame cin wenig nach der Seite, datz er ihr
Profil fehen konnte. Schneeweitzc, glatte Scheitel und ein -
vornehmes, noch im Alter HLLsches Geficht. Wenn die Tochter
so hübsch war, wie die Mutter einst gewefen setn mutzte.

Wer Mut, Zur Eutscheidung! Einmal müssen doch die
Würfel fallen.

Er hatte Rambow versprcchen müssen, daß er bei seinem
Und des Fräuleins ewigem Zorn alles vermeiden müsse, was
der Mama auffällig erscheinen könnc, ehe die Junge mcht ^
durch das Hinwerfen des Straußes 'die Erlaubnis zur An-
näherung gegeben habe. I

Deutsches Reich.

— Eine bemcrkenswerte Nachricht kommt aus dern
bayerischen Wahltreise Hos, dessen Vertreter im Reichs-
lag der Großindustrielle Münch-Ferber ist. Münch-Ferber
gehört scit lange zu dcn cntschieden agrarisch ge-
sinnten Mitglicdern der nativnalliberalen Fraktion, hat
sich aücr bci den Agrarzöllen durchweg anf den Stand-
punkt der Regierungsvorlage gestellt und sowvhl gegen
die Anträge des Bundes der Landwirte, als gegen die
Küinmissiünsanträge gestimmt. Er tonnte sich dabei be-
rnsen auf die Erktärung des .Wahltreisvorsitzenden des
Bundes der Lcmdwirte, der in den Sätzen der Regie-
rungsvorlage das Interesse der Landwirtschaft als voll-
anf gewahrt in ösfentlicher Versammlung bezeichnet
hatte. t>cun hat üie Berliner Zentral'Ieikimg des Bun-
des energisch Front gemacht gegen alle A'bgeord'neten, die
sur üie Anträge Kardürff uud Herold gestimmt haben,
und diese Abstimmung als Verrat an den Jnteressen der
deutschen Landwirtschast gebrandniarkt. Hierauf hat der
Wahlkreisvorsitzende des Bundes im 'WahIkrtzis des Abg.
Müuch-Ferber diese sei>'e Vertrauensstellung niedergelegt
und seinen Austritt aus dem Bunde erklärt. Jhm
sind bis setzt zahlreiche Mitglieder des Buudes iu Bayern
gefolgt.

— Die „Korrespündeuz des Bundes der Landwiiste"
bringt eine vom Vorstand des B u n d e s der Land-
w irte ausgehende Erwidermig anf die Stellnngnahme
der tonservativen Reichstägsfraktivn gegenüber der nen-
lichen Kriegsertlärnng des Bnndesvorstäudes. Diese
Erwiderung macht den Eindruck, daß man bemüht ist,
das freimdnachbarliche Verhältnis zwischen Bund und
Konservativen nicht ernstlich zu stören.

Badca.

— Tie S o z i a l d e mo k r a t e n habeu bei den
letzten Reichstagswahlen inKaden drei Wahlkreise,
die früher liberal vertreten gewesen waren — zwei na-
tioncilliberal nnü einer sreisinnig — erobert nnd zwar
dank der Hilfe des Zentrums. Ob sich dns Zeiürmn
üas inzwischen mehr als jede andere Pnrtei gelegentlich
der Kämpfe mn 'den Zolltarif mit der Sozialdemotratis
aneinander geraten ist — wir erinneru an die Szens
zwischen Herrn Bachem nnd den Lozialdemokraten —
diesmal gegen die Sozialdcmokrnten wenden wird? Nach
einer Auslassmig des führcnden Zcntrumsblattes muß
man Zweifcl daran hegen. Die „Köln. Volksztg." schreibt
nämlich:

„Trotz aller Agitation nvc'den die Sozialdemokraten
Neuerobermigen an Mandaten in Baden jedcnfalls nicht
inachen, svohl aber dürftcn sie ihrc drei bisherigcn Man-
date behalten, obwohl ihncn das Karlsruher Mandat
abgenommcn wer'dcn tömitc, wenn sich die bürgerlichen
Parteicn verständigten. Doch dahin dürfte es kaum kom-
men. Das Zentrmn beabsichtigt, in Karlsrnhe nnd
Mamiheim cigenc Knndidaten anfznstellcn."

lü ' Offcnb n r g, 16. Dezember. Der natio -
nalliberale Verein Osfenbnrg hat in zahlreich
üesuchtcr Versammlnng seinen Vorstand einstimmig znr
Abgabe folgender Erklärung ermächtigt: „Schon wieder-
holt wurde bei den Erörterungen der Klosterfrage den
Nationalliberalen des 7. b'adischen Reichstagswahlkreises
entgegengehalten, sie hätten bei der Reichstügsersatzwahl
vom Jahre 1900 den damaligen Großh. Landeskom-

Mso vorher war jeder auffällige Blick, jcder Grntz ausge-
I schlossen.

! Die Damen schienen zwanglos zu promenieren. Mso
i rasch an ihnen vorbei, dann in einiger Entfern'img kehrtmachcn
und mi'auffällig zurückkommcn. Rose mah mit seinen langen
Beinen Meter ab, und bald hatte er die beiden erreicht. Klopf-
enden Herzens' überholte er sie. Er gtng an der Seite der
Mutter vorüber. Nur ganz verstohlen, schielte er seitwärts.
Herr Gott, das war ja etn Engelsbild von einem Dlädchen. Jn
die würde er sich verlieben und wenn sle nicht einen roten
Heller bcsätzel Wenn er die seiiiem Vatcr brächte, da mützte
er seinen Segen geben. Demi solch holde Mädchenblüte, die
konnte so ein guter Meusch, wie sein Bater im Grimde doch
war, uur segneii! Er war weit über den Gondelteich hinaus
vorangeeilt.

Jetzt umkehren l

Da kamen sie ihm entgegen. Ja, Ivrchrhafrig, ein reizendes
Mädchen, der Seitenblick hatte thn nicht getäuscht. Sie sprach
ruhig mit der Mutter und zeigte uach dem Nonneufelsen hm-
über. Die Mutter lächelte frenndlich ihr blondes Töchterchen
an nnd nickte znstimmend zn ihrer Begeisterung über die
herrliche Umgcbniig. Aber soiist sah die Kleine gar nicht aus,
als ob sie hier auf ihren Znkünftigen wartetc. Niemals ver-
lor sie ein Ange auf die Menschen. Die Felsen, die Berge,
dcr herrliche tiefblaue Hirnmel fesselten ihr ganzes Jnteresse.

Und doch war es kein Zweifel. Alles stimmte. Und der
Maiglöckchenstranhl Natürlichl —- Jeht war sie rmr noch
zwei Metcr von Frairk Rose entfernt. Er ging diesmal dicht
an ihrer Scite vorübcr. Frcmz reckte die Brust mit dem Mar-
glöckchenstrantz niächtig hervor. Fetzt muhte sie ihn sehen,
jctzt standen sie einen Moment direkt neben einander.

„Muttchen, Mnttchen, gnck' nur, jetzt fahren die zusanimen",
rief sie in kindlichcm Eifer rmd zeigte nach dem Goiideltcich,

^ wo geradc zwei Kähne etwas unsanft kollrdierten-.

Frarrz Rose war vorbcil Er kam sich seltsam vor. So etwa
E wie ein Schnljunge, der, vom Lehrer anf einer rechten DnmnO'

inissär Dr. R e i n hard als Kandidaten anfgestellt, ob-
wohl, mie bisher nienials widersprochen, derselbe der
Einführiing von M ä n n erorden günftig gestinimt
sei, iind Liese Frage im Rei-chstag, wtznrgstens hinsichtlich
der Jesüiten, in Betracht koinnitz. Ditzs tönnte als
Grnndscitzlosigkeit anfgesaßt werden. Temgegenüber
stcllen wir sest: Weder üei Aufstellnng der Kaitdidaüir
Reinhard, noch lvährend des Wahlkampst's, wnrde nns
Kenntnis davon geüebcn, daß Herr Reinhard' rinen der
Einsührung von Biännerorden in Baden günstigen
'«tandpnnkt einnehrne. Dagegen hat der Kan'didat den
Bei'traiiensmännern der Partei erklärt, daß er gegen
Anfhebung des Paragraph t des Jesiiittziigesetzes stim-
men werde. Dies mußte nnd' konnte nns bei Anfstellimg
eines Reichstagsknndidaten genügen."

Bavcrn.

München, 14. Dezember. Deu Versammlungen
zur Besprechung der R e i ch s t a g s v o r g ä n g e ist
gcstern eine vom n a t i o n a t s o z i a l e n Berein
einberilsene und stark besuchte össentliche Versammliing,
die bis nachts 1 Uhr lvährte, gesotgt. Sprecher war
Pfarrer Nanmaiin, das Vortragsthema „Die
Gewahttherrschast im Reichstag". ZnrtzLackie sprach dtzr
Redner verhältnismäßig wenig. Er Liltigte die Oppo-
sition, teilte den Staüdpmikt des' tinken Flügets des
Reichstags, tadette Eugen Richter, tobte die sreisinnige
Vereinigung, pries die Mommsensche Erklärung n. s. w.
Sein Hanptzweck war das Bektzhreii von Sozialdemo-
kralen, was ja die Nativnalsozialen anf ihre Fahntz ge-
schrieben haben. Aber in der Tebatte wnrden von den
Tiskussionsrednern mehrsach die trennenden Punkte in
Bezug anf die L>oAialdemokraten hervorgehoben, und ein
Zusammengehen mit ihnen abgelehnt, schon wegen der
Stellung der Sozialdemokraten zum Militarismns und
Marinöwesen. Der sozialdemokratische Redner konnte
sich mit der Erklärung des Wortes „national" nicht ein-
vcrstanden erklären. An ein Z u s a m in engehen sei
n i ch t zu dtznken, so lange die Nationalsozialen sür Welt-
machtpolitik, Militarisnins und Marmtzvtzrstürknng wirk-
ten,

Ausland.

Oesterreich-Unaarn.

P e st, 16. Dezembtzi'. Ministerpräsident v. SzeIl
ertlärte im Finaiizaiisschuß bezüglich der italieni-
s ch en Weinzolltl a n s e l, die Sckstidigung der
Weinprodnzenten sei, obglejch die Einfnhr italienischen
Weines bedeuttznd abgenommen habe, noch immer bed'tzii-
tend, da der jetzige Zollsatz kcinen genügenden Schutz ge-
wälsre. Sehr wichtig seien aber anch die Verhältnisse zu
Frantreich, da die .Konknrrenz des französischen
Weines noch stärker sei, als die des italienischen. Der
Ministerpräsi'dcnt verstcherte sodann, daß bei den Ver-
tragsverhaiidliingen die kritische Lage der Weinprodn-
zenten üerücksichtigt werde.

England.

— Von dtzr segensreichcn Arbeit, die die engIische
„Heilsarme e" alljährlich unter den Armen verrich-
tet, kann man sich an Hand des soeben veröffentlichten
Jahresberichts einen imgefähren Begriff machen. Die
anf den britis-chen Jiiseln während der verflossenen zwölf

heit ertappt, plötzlich eine tüchtige Ohrfeige bekümmeii hcrt,
mrd auf den iiuu alles lacheud schaut. Aber es sa'h ja niemand
auf ihu, es- kaunte sein Geheimnis ja niemand —- als sie.

Uud sie? So unwahrscheinlch es auch schien, sie konute thn
nicht gesehen habenl Oder war der holde Blondkopf doch
vielleicht eirre kleine böse Kokettel Ita, das wollte er ihr schon
ansireiben! Oder ganz einfach, sie wollte ihn eben ersl etwas
näher sehen. Das Ivar doch gar nicht möglich, viellcicht erst
nach der vicrten, fünften Begegnumg.

Franz drehte wieder nm nnd kam den Damen abermals
entgegen. Sie war immer noch in eifrigem Zwiegespräch imd
für die Außenwelt nicht zn haben. Da, er war iioch einen
Schritt von ihnen, schwieg plötzlich das Töchterchen, blickte aus
und sah ihn grotz an. Er beobachtete deutlich, wie ihre herr-
licheu, grotzen, blauen Aiigen seine ganze Gestalt musterten,
wie sie einen Moment auf seinem Maiglöckchenstraiitz hängen
blieben — —I

Jetzt, jetzt-mntzte sie den Sirauh fallen laffen--

jetzt -—

Abcr nein l Ein sichtlicher Schatten des Uiimutes ging über
das eben noch vor Lust imd Frende strahleiide liebliche Gesicht.
Dann sagte sie ein paar Worte keise zn ihrer Mutter. Beide
kehrten nm nnd verschivanden ini Hotel „Zur Gondelfahrt".

Rvfe Franzl stand da wie vom Mitze getroffen. Also ab-
geslogcnl Aüer auch gleich so grüudlich wie nnr möglichl Gleich
beiw crsten Ansehen mit einer Entschicdenhclt abgelehnt, die
gar keincn Zweisel mehr LLrig liehl

„Krciizhimmeldonnerwetter", wollte er lossahren, aber e!n
andercs Gesühl schnürte ihm die Kchle zu, das Gefühl tiefster
Beschämimg.

War er solch ein Scheusal? War er cine so lächerliche, gar
nicht ernst zu nehmende Erscheinnng, datz vor seinem Anblick
ern hübsches, junges Weib gleich Reißmrs nchmen mntzte?

„Aber, Mama, sie'h doch, einc -Biene, eine Bienel"

Von einer lauten, harten, ziemlich metallischen Danien-
stimme gesprochen klangen diese Worte Plötzlich an sein Ohr.
 
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