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Heidelberger Zeitung (44) — 1902 (Juli bis Dezember)

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Nr. 281 - 305 (01. Dezember 1902 - 31. Dezember 1902)
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https://doi.org/10.11588/diglit.23861#1234

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Monaü' aiiSüott'iltei! freieii S-ahlzeiten bezifferi, sich über
drei Vlillionein während billige Nachtlogis für Woh-
mmgslose in Höhe von 1 :l20 602 gewährt wurdein Die
Anmeldiingen anf 'de'n Arbeit-Verniittlungsstellen bezif-
fern sich auf 12 771: öaneben befchäftigte die Heilsarmec
in ihren indnstriellen Werkstätten weitere 4867 Personeiu
Für 11 980 Stcllungslose Ivurde dauernde oder tem-
poräre Befchäftigung bernüttelt: 2806 gefallene Mädchen
wurden aufgeiwmnien uud 2474 in entsprecheüden «tel.
lungqn iintergebracht. Die sogeuamiten „Slum-Si-
sters", d. h. die tveiblichen Mitglieder der Heilsarmee,
denen die Anfgabe zufällt. die allerärmsten Stadtbiertel
cmfzusuchen, besuchten 106 808 berarmte Familien und
Pflegten 6108 kranke Pcrsonen.

Asirn.

- Aus S a l m a st (in Persien) wird genieldet: Die
N eberfällc der jl u r d e u st ä in m e auf fricdliche
Einwohner des Bezirks nehinen cinen chronischen Cha-
rakter an. Dte persische Regierung ist gegen die Ueber-
griffe und Gewaltthaten der Kurden vollständig uiacht-
loS. Sie sandte wohl gegen die räuberischen K'urdM
3000 Mann aus, aber die Anhäufiing dieser hungrigen,
barfüßigen, schlecht besoldeten Soldaten hat in «tadt
und Land mehr Unglück angerichtet, als die Kurden selbst.
Da diesen Kriegern jcdc Jucht fehlt, liefen sie bald aus-
einander und ziehen jetzt Plündernd dnrch Stadt und
Land. Allc an die TrilPPenbefehlshaber uud Ortsbe-
hörden gerichteten Klagen nnd Bitten uni Schutz gegen
diese zügelloscn Hor'den sind bisher erfolglos gewefm.
Da die Soldaten nichf bestrast werden, artet das Alaro-
dieren znr Nänberei, Morden und Brennen aus. Die
Einwohner wagen nicht mehr, die Häuser zu berlassen
imd' in die Stadt zu ko.ninien, um ibrc Bodenerzeugnisse
zu berl'anfen.

Aus Stadt und Land.

X Da-S Äaiser-Panorama lätzt uns dn Lieser Woche die
Bekanntschaft von Moskau, dcr stolzeu 'russischcu Kronungs-
stadt, in denkbar bequcmster Weise machen. Schon die Stadt
i'elbst nüt ihren zahlreichen Kirchen, prächtigen Palästen, inter-
essantcn Stratzen, Plätzen usw. fessclt das Auge fn hohem
Matze. Aber noch mehr nimmt der Kreml, der eigenartige
Palast der kaiserlichen Familie, unscr Jnteresse in Anfprucy.
Von den Seheuswürdigkeiten dessekbcn nennen wir untcr an-
derem den St. Gcorgssaal, den St. Andreassaal, den Newski,
den Thronsaal, das Schlafgcmach der Kaiserin, die Reichs-
kleinodien, die Schatzkammer nsw. Man bekommt beim Durch-
waudern der einzelncn Prunkgelasse wenigstens eine kleine
Vorstellung von dcm uuge'heuren Reichtum des russischcn
Herrschers. Eiu Besuch ist jedem zu empfehlen, gleichzeitig
machen wir auf die Monncmcutskarten für Erwachsene (12
Reistn 2,50 Mark) und Kinder (10 Reisen 1,60 Mark) auf-
merksam, ivelche als Wcihnachtsgeschenk überall willkommen
'sein dürften.

f Sterblichkeits-Vericht. Nach den unterm 10. d. M. üeraus-
gegek'enen Veröffentlichnngen des Kaiserl. Gesundheitsamtes zu
Berlin über die Gesamtsterblichkeit in den 293 deutschen Städten
und Orten mit 15000 und mehr Einwohnern während des Monats
Oktober d. Js. hat dieselbe — auf je 1000 Einwohner anf
den Zeitkaum eines Jahres berechnet — betragen: a. weniger
als 15,0 in 80, b. zwischen 15,0 und 20,0 in 133, o. zwischen

20,1 und 25,0 in 58 ä zwischen 25,1 und 30,0 in 19 s. zwi-

schen 30,1 und 85,0 in 4 Otten und k mehr als 35,0 in 1 Orte.
Die gertngste Sterblichkeitsziffer hatte in dem gedachten
Monate dte Stadt Lontau tn Bayem mtt 7,1, dagmen

die höchste Ziffer dcr Ort Li.üne in Schlcsien mit 39.6
zu verzcichnen. Jn den Städten und Orten des Grotz-

hcrzogtums Baden mit 15000 und mehr Einwohnern sind
folgende Sterblichkettsziffern für den Berichtsmonat — gleichfalls
wie oben auf je 1000 Einwohner auf de» Zeitraum etnes Jahres be-
rechnet — ermittelt worden: Jn Konstanz 9,7 Baden-Baden 14,3,
Karlsruhe 14,9 (obne Ortsf-emde 13.8), Pforzheim 15,7,
Mannheim15 9, Fretburg 20,8 (ohne Ortsfremde 18,1) und ta
Heidelbcrg 25.6 (ohne Orisfremde 19/) Die Säuglings-
sterblichkeit war im Monat Oktoder d. I. etne beträchtliche, d. h.
höher als ein Drtttel der Lebendgeborenen In 10 Orten, dtcselbe
blteb unter einem Zebntel derselben in 26 Orten. Als Todesursachen
der während des gedachten Monats in hiesiger Stadt vorgekommenen
89 Sterbefälle — darunter 30 von Kindern im Ailer bis zu etnem
Jahre — sind angegeben: Diphtberie und Croup 2, Lungen-
schwindsucht 12, akute Erkrankungen der Atmungsorgane 7,
Brechdurchfall 7 Ktnder tm Alier dis zu 1 Jahie, alle übrigen
Krankhetten 57, und gewaltsamer Tod 4. Jm Ganzen schetnt
sich der Gesundheitszustand gegenüber dem Monat Sevtbr. d Js.
wesentlich gebessert zu hobcn Die Zahl dcr in hicsiger Sladt
wahrend des Monats Oktober ds. Js. zur stanbesamtUchen An-
meldung gelangten Geburten hat — ausschlietzlich der vorge-
kommenen 5 Totgebnrten — 110 betrogen; dieselbe hal mithin
die der Sterbefälle (89) um 21 übersttegen.

Er drchte uni. Wcnige Schritte vor ihm kam eine unförmige
Maschine anf ihn zugcpustet, eine grohe, dicke Dame, knallrot
im Gesicht vor Hitzc, iu einer schweren, reichbesetzten Seiden-
robe. An ihrer Seite ging eine jüngerc, langaufgeschossene
Dmne. Sie trug ein rotes Fonlarkleid und in Ler linken
'Hand — kaum traute Franz seinen Augen — einen Strautz
Maiglöckchen.

Franz Jiosc war starr vor Erstauneu. Er stand wie ange-
wurzelt sest, wie gcbcmnt vor dem Ivie aus der Erde gezau-
berten Paare, das ja auch ganz genau auf alle Abmachungen
patzte.

Die jüugcre Damc, die gut über dreißig sein kounte uud
deren zicmkich vcrblühtes Gesicht cinen unfympathisch makitiö-
sen Zug austvics, bltckte mit ihren matten, blauen Augen fest
auf Franz Rose nnd seinen Maiglöckchenstrautz. Dann blitzte
in ihrem Gesicht etwas wie ein ermunterndcs Winken und
mit cincm bcdcutungsvollen Lächeln lietz sie den Maiglöckchen-
strautz den Fingeru ihrer linken Hand entgleiten.

Fvanz Rose fuhr aus seinen Träumen. Er schrak heftig
znsammcn, ritz die Maiglöckchen von seiner Brust, schleuderte
sie wcit von sich uud lief davon mit mächtigen Schritten, bis die
Felsennacht hinter dem Mönch- und dcm Schalkstein rhn vor
dctt Augen der Menschen verbarg.

VII.

Hiuter der Glasthür hatte Gierlala schon gcwartet, als
Elsa mit ihver Mutter herein kam.

Harmlos, als ob absolut uichts geschehen se!, redcte Biör-
lala aus fie ei» nnd fovdertc sie auf, uur schlcuuigst mit an deu
Tisch seines Baters zu kommcu, dcr bcrcits das Mittagbrot
bestellt habc.

Als der altc Herr Kimze seine Gäste erblicktc, sprang er
auf mit dcr Elastizität eincs Jünglings uud cilte ihueu eut-
gegcn. Das Ivar so cin echtcr Typ dcrcr, die eiu Lebeu voller
Nrbeit hinter sich habeu im Bicucnkorbe der Oberlausitz. Die
kcrnigc, gcdrungenc Gcstalt boller Lcbhaftigkeit nud Eucrgie.
Starker Schuurrbart, kurzer, wcitzcr Vollbnrt, busthige Augcn-
brauen, untcr denen cin Paar Ilugcn bollcr Jntclligcnz, doch
auch gcwmnender Frcundlichkeit hervorblitzten, nnd volles,
weitzes Haar anf dem brciten, starkkiwchigen Haupte.

X Neckargcmünd, 15. Dezcmbcr. Zu der stciiogra-hischen
Borführuiig des iieugegründeten Vcrcins für Nationalsteno-
graphie am Sountag hatte sich cine ausehnlichc Zahl von
Stenographcn mis Heidclberg uud Mauuheim sowie auch hie-
siger Einwohncr im Schulhaus eingefundcn. Herr Reallehper
Götz aus Heidelberg begrühte üie Erschicnenen, worauf durch
den Unterrichtsleiter und Gründer des Vereins Herrn Schmitz
aus Heidelbcrg, die Borführung erfolgte. Dieselbe ging in der
Weise vor sich, daß die Schüler abwechselnd cin Diktat in
stenographischcr Schrift an die grotze Tafel schrieben. Das-
selbe wurde dann vor- und rückwärts wiedcr gelesen. Alle
Auwesendcn warcn über die korrekte und fchlerlose Durch
führung dicser Aufgabe hoch befriedigt. Nun wurden durch
Hcrrn Reällehrer Götz Diktate in verschiedenen Schnelligkeits-
rempos gcgebcn. Hicrbei zeigte es sich, waö in der kurzen Zeit
von 1 und 2 Monaten auf dem Gebiete dcs Unterrichts in der
Nationalstenograp'hie erzielt worden ist. Es schrieben von den
hiesigen Unterrichtcten e'inzelne 50, dann 70 und 90 Silbcn
in dcr Minute. Jedcs Diktat wurde flietzend wieder gelescn.
;Diese Leistungen bstdeten üen schönsten Erfolg des erteilten
Unterrichts. Ein 12jährigcr Schüler aus Heidelberg schrieb
ein Diktat von 100—120 Silben pro Minute; dami em Herr
aus Heidclberg 200 Silbcn. Als nun ein Schnclldiktai von
200—280 Silbeu gegeben werden sollte, stellte cs sich heraus,
'datz der betreffende Herr die Begrützungsansprache des Herrn
'Gotz stenographisch aufgenommcn hatte. Ein allgemeines
Bravo crfolgte, als der Stenograph die betreffende Ansprache
wortgctrcu wiedergab. Es folgte nun ein kurzer Bortrag durch
Herru Götz über Stand und Erfolg der seil erst vier Jahren
bestehenden Nationalstenographie, dann ging man zu einer ge-
mütlichen UmerhaUung im Restaurant „Zum Anker" über.

Ntannheim, 16. Dezember. (Zehnles « t i f t u n g s-
s e st der O d e n wa l d k l u b s e t t i o n Nkannheim-
Ludwigshafcn.) Am Samstag, dcn 13. ds., fcierie die
hiesige Odciiivalükliwscktion das Fesl ihrcs zehnjährigen Be-
jtehcns, zahlreich hattcn die Mitglicdcr dem Rupe Foltze gc-
leistet und der kleine Saal des Saalbau war bis zum lctzreri
Plätzchen bcsetzt. Zur Teilnahme nn dcr Feicr hattcn Ver-
treter entsandr die Sektioucu Darnistadt, Weinheim, Heidel-
berg und Hatzmersheim, Glückwunschschreibeii lagen in groherer
Anzahl vor. Die BegrützimgS- und gleichzcirige Festreve hielt
dcr zwcite Vorsitzcnde des Klubs, Herr E. Mörder. Mit dcm
goldencn Abzcichen wurdcn in dicsem Jahre als Teilnchmer an
allen Touren gechrt 27 Hcrren und 4 Damen. Nach dcm
humorvoll verlaufenen Festakt ermahnte der Vorsitzende H.
Haffner, der selbst mii dekoriert wurde, die mit der goldcncn
Ehreimadel Ausgezcichnetcn auch feruerhin trcu zum Kluv
zu halten nnd er hoffe, dntz im nächsten Jahre mindestens
die doppelte Anzahl dekoricrt werde imd danlte dcm Klub 'nn
N'amcn allcr für die goldene Spende.

LL Brctten, 16. Dezember. (I n der ebangeli-
fchen Kir ch e n g cln e i n d e v e r s a m m l u n g) wnrüs
der Wuusch ansgesprochen, daß derBeschlutz der Diözcsausyuode,
wvnach die Be-erdigung Vvn Selbstmördern ohne Grabgelcmte
zu erfolgen hättc, für die hiesige Gemeinde nicht aufrccht cr-
'halten werden soll, da seine Durchführung sich mehr als ver-
letzende Härte gegcn die Hmtcrbliebenen wie als Abhaltungs-
grund für Lebensmllde crweisen würde.

LL Knrlsrnhe, 16. Dezember. (Bortrag S ch o t t e-
ltus.) Jn Anwesenheit der Grotzherzogin hieli am Montag
Abcnd Profcssor Dr'. ischottelius aus Freiburg einen Vortrag
über „Die Atilch und ihre Bcziehung zur Berbreitung unü
Bekämpfung dcr Tuberkiüose". Dcr Boriragcnde hat bekannt-
lich als Dircktor des Hygieuischeir Jnstituts der Univevsität
Freibnrg Anlatz gehabt, die einschlägigen Fragen vom bakterio-
logischen Siandpimtt aus eingchcnd durch Bersuche zu studte-
ren. Er vertritt die Ansicht, dah die Lungcntuperkulose des
Menschen auf die Rindcr übcrtragbar ist und datz sie meist
ducch Äufnahme von Bazillen mit dem Futter in dcn Tier-
lörpcr cingeht. Sie nimmt aber üei den Rindern einen andc-
ren Charakter au (ähulich wie dic Pocken, dic zur Vacciue)
Iverdcu,) uud die Rindertuberkulose ift für den Dsenschen nicht
ansteckend, also nngeführlich. Jn dteser Beziehung teilt also
SchottcliuS die Ansicht 5iochs. Wäre cs anders, so mützte
man bczeichnende Fälle kennen, auch mützte sich die Gefährlich-
keit des llmgehens mit tuberkulösen Rindern in der Sterblich-
keitsstatistik der Metzger ausdrücken, was nicht der Fall ist.
Wenn nun aber auch an einc Ucüertragnng der Tuberkulose von
dcr Kuh zum Menschen durck Bermittlimg der Milch nicht zu
dcnken ist, so darf man doch mit diesem ivichtigen Nahrungs-
mittel nicht unvorsichtig sein. Dcun cs können in die Milch,
wclche dem Tier entnommen und gesund ist, iiachträglich An-
steckungskeime hineinkommen, zum Beifpiel durch Melker, die
au Tuberkulose leiden, durch unreinliche Geschirre imd Trans-
portlvagen, durch schmutziges Wasser, das bisweilen zur Ver-
mchrung der Milch verwendet wird. Äuf dicse Weise köimen
namentjich Keinic dcr Tuberkulvse, des Typ'hus und der Dyph-
theritis mit dcr Milch in den menschlichen Körper gelangen.
Zwar nur selte» wird dies in ciner dem Menschen gefährlichen
Mcnge geschehen, aber doch svllte man in Zeiten von Epidemien
dte Milch nur gekocht genießen. Jm allgemeinen ist ungekochte
Milch verdanlicher und darum nahrhafter, wie aus Fütterungs-
vcrsuchen hervorgeht, auf die Dauer ist gekochte Milch zu

„Na, kommen Sie denn cndlich, die ganze Suppe Ivird ja
kalt? Wo führst du denn die Damen so lange drautzen rum,
Max?"

Er wcmdte sich an die Pastorin und geleiietc sie zur Tafcl.

Uiitevdessen hatre E'lsa Bicrlala beiseite gezogen.

„Aber jetzt beichtcn Sic, Sie böser Menfch, Sicl" schmollte
sie crnstlich, „was habcn Sie mit mir angcgeben. Fch mache
dic ganze Maskeradc mit, weil Sie mir verfichert haben, rs
handle fich nnr um cincu ganz harmlosen Scherz, und kanm
smd wir cinmal auf imd ab promeniert drautzen, kommt
ein großer, feiner Herr auf uns zn, der ebenfalls ein Mai-
glöckchenbouqnet trng und ficherlich- auch das meine bemerkt
hatte."

„Jch habe es schon gefehen", lachte Bierlala, „es ist alles
nach Wunsch verlaufen. Apropos, hat Jhnen der grotze, feiiie
Herr gefallcn?"

„Nch, machen Sie keine schlechten Witzel" rief Elfa un-
Ivillig, „erklären Sie mir lieüer, Ivas hatte das zu bedeuten?"

„Das werdcn Sie nachher erfahren. Sicherlich nichts
Böses. Sie haben ein wahrhaft gntes Werk gethan."

„Abcr wodurch denn nur?"

„Sie haben als abschreckendes Bcispiel gedient und grotz-
artig gcwirkt."

„Na, nun wird's immcr besserl"

„Wcr, Elsa, so komm doch nurl" rief dic Pastorin vom
Tischc hcr. .

„Ja, ja, sofort!"

Bierlala reichte Elsa den Arm und führte sie zu üen
Altcn.

„Denkcn fich die Hcrrschaftcn nur," sagte Papa Kunze mit
frohcr Lanne, „unsere Frau Pastor fühlt sich schon so gekräftigt
von imscrer Luft, datz sie nachher mit nach dem Nonnenfelseu
aufsteigcn will. Wir wcrden deu Nachmittag da oben ver-
lcbcn."

Man sctzte fich zu Tische. Eiue schmuckc Kellucrin serbierte
den crsteu Gang.

„Gcsegnete Mahlzeit — allerseits gesegncte Mahlzeitl"
(Schlutz folgt.)

widerratcii, doch etwa 6 Wochen tami sie ohne jeden Nachtcil
gcnommcn tverden. Der Redner bezeichnere als eine Aufgabe
dcr Zukunft, datz die Gemeinden für gute, gesunde Milch
sorgen, wie sie für gutes Trinklvasier sorgen. Demi in die
Lage, für fich oder seitte Kinder garantiert reine Milch zu
braucheu, künne jeder kommen. Jn den kleinbäuerlichen Be-
rriebcn könnten die hygienischen Vorkehrungen nicht zuver-
lässig gcnug getroffcn werden, wohl aber in größeren Betrie-
ven, die eigens imter Kontrolle zu stellen find. Viel Erfolg
i'st zu erwarten durch die Verbreitung geeigneter Belehrung.
'/i'ach dem Bortrag wurde Profesior Dr. Schottelius von der
Grvtzhcrzogin in ein längercs Gespräch gezogen. Der Bortrag
hätte sciner Gemeinnützigkeit wegen verdient, viel stärker be-
fncht zu sein, als er war.

LL Karlsrnhc, 16. Dezember. (DeO Verein
„V o l k s b i l d u n g "), der im vorigen Jahre hier ins Leben
gerufcn wurde, hat eine erfreuliche Entwicklung genommen.
Die Zahl der Aiitglieder ist imierhalb eines Jahres von 434
auf 700 gestiegen. Der Verein beabsichtigt, in der Südstadt
(Volksschulhaiis, Schützcnstratze) eine weitere Lcsehalle zu er-
richtcn, wobei er vou der Stadtverwaltung in der libcralfteN
Wcise unterstützt wird.

LL Pforzheim, 16. Dczember. (Der Bürgeraus-
s ch u tz) gcnchmigte 110 000 Mark zum Aiikauf eines Ban-
platzcs an dcr Holzgartenstratze für den Neubau der Kunft-
gewerbeschule. Dcr Ouadratmetcr des rund 5000 Ouadrat-
mcter umfassenden Areals stellt sich auf 22 Mark.

LL Mcsikirch, 16. Dczemüer. (Für die bevor-
st c h e n d e n B ü r g c raus s ch u h wa h le n) ist eine
Verständigung zwischcn dcm Zcntrum imd der nationa l-
libcralen Partei zustande gekommcn. Es ist eine gemein-
schaftliche Liste pon Namen vereinbart worden, wonach unter
ocn 30 neu zu wählendcn Miigliedern des Ausschuffes 8 deM
Zentrum, 22 den NationaNiberalen gehören.

8L St. Blasicri, 16. Dezember. (Die Aktien-
gesellschaft Hotel und Kurhaus Sankt
Blasien ), die mit einem Kapital von 500 000 Mark ar-
bcitet, verzeichnet für das am 30. September abgelcrufene Ge-
schaftsjahr uach Zjbzug pon 18 283 (18 629 Mark) ZinseN
einen Rcingewiim von 40 090 Mk. (43 7V>6Mk.).

Uersonatnachrichten.

Aus dem Berwaltiingsbereich dcr Grohh. Obcrdrrektion des
Wasser- rmd Straßenbaues.

Durch Entschlietzung des Ministeriums des Jimern
versetzt:

die Negierungsbaumeister Karl 5t i t i r a t s ch k y in Frciburg
zur Rheinbau-Jiispektion Malmhcim imd Karl Schätzle iu
Offenburg zur Kultur-Jnspcktion Freiburg;

aus dcm staatlichen Dienste entlassen:
dcr Stratzenmeister Karl A n gstmann in Waldkirch.

Durch Entschlietzung der Oberdirektion des Waffer- und
Straßenbaucs
ernannt:

zum Straßenmeister der Stratzenmeistergehilfe Wilhelm Link
in Görrwihl;

versctzt:

der Jngenieur-Prattikaiu Ernst L a n g s d o r f f in Lörrach
zur Wasier und Stratzenbau^Jnspektion iu Offenburg;
betraut:

der Stratzenmcistcrgehilfe Franz M a y in Rastatt init dec
'Verwaltung des Stratzenmeisterdienstes Stetten a. k. M. ;

die Beamtciieigcnschaft vcrliehen: ,

dcu Landstratzenwärtern Ferdinand Betz in Ebnet, Joses
Rolli in Waldhof und Hieronymus R o m b a ch in Walüau;
vcrtragsmäsug nngenomnie»:

oie Laudstratzeuwärter Wilhelm App in Zaiserchauseu. Joh-
P rob st in Säckmgen, Fridoliu Ramsperger iu Engels-
wies uud Jofef S p i e g e l h a l d e r ii^. Buchenbach;

zngeteilt:

als techuischer Gehilfe I. Kohler dem Bezirksgeometer in
Frciburg (Stadt);

entlassen:

die Landstraßeuwärter Lorenz Hützle in Hauenfteiu (wegeN
Kränklichekit); Stefau La n g iu Rittersbach (Ivegeii Kränk-
kichkeit), Heinrich Matthes in Huttenheim und MartiU
Mayer in Altheim (wegen Kränklichkeit).

Als technische Gehilfen sind emgetreten:"

L. Bart h bei Geometer Müller, A. Kistner ber Geometer
Günzburger.

Ausgetreten ist dcr technische Gehilfe
Julian Kohler bei Geometer Günzvurger.

Tyeater- und Kunstnachrichten.

Berlin, 16. Dezemüer. Jm L e s s i n g t h e a t e r gaü
der Verein „Moderne Bühne" am Samstag Nachmittag das
Stück eines noch imbekannten Dichters: „D i e Ep i so d e",
Schauspiel in vier Aufzügeu von Otto Riemas ch. Der Vec-
sasser ist Stu - ent und 20 Jahre alt. Er konnte nach' derN
zwciteu Akt, der gefiel, ersa)einen, während die übrigen Akte
einc unzweideutige Ablehnung erfuhren. Ein anderes Schicksal
verdiente das Srück nach dem Urteil der „Kölnischen Zeitung^
auch nicht, obgleich gewrsse Anzeichen darauf hinweisen, daß
der Verfasser nicht ohne Talent ist und vielleicht eimnal besierS
Stücke schreiben wird. Das Milieu, in das er uns führt-
ist ungcwöhMch; wir lernen durch ihn den tragischen Kellnec
kennen, den Kellner, der sich nach Besserem, Höherem sehnt-
der mit seiner trivkalen Umgcbung in Konflikt kommt. Et
cheitzt FeoÜor Hartung uud dient im Hotel Boonekarnp; die
Verkörperimg des Jdeals, nach dem er sich sehnt, findet er iu
dcr Schriftstelleriu Jnez Deegen, die mehrere Wochen isi
seinem Hotel wohnt und die er bedient. Jung und schön, ist sic
von ungemeiner Güte und Liebenswürdigkeit gegen ihn, und
re Iviegt sich iu allerhand Träumen und Hoffnungcn. Abec
der Schriftstellerin, die in dcm Hotel eine grötzere Arbeit vol-°
kenden will, war es nur um .ein interessantes Modcll zu thirni
sie nimmt gar keinen Anteil an dem Werther im Kellnerfraa
und sie stößt ihn kalt znrück,sobald sie ihn seelisch„ausgebeutelt'
imd ihrcu Zweck erreicht hat. Statt des erhofften SeeleN^
austansches giebt es als Schlutz nur Trinkgelder; Jnez reist
ab und auch Feodor verlätzt seine Stellung, in der nicht meh^
blei'ben kami, mit dem pathctisch ausgesprochenen Schlutz, siöl
zu HLHercm durchringcn zu wollen —- 'wie, erfahrey. wir nichl-
Die Gestalt der Schriftstellerin, die einfach abstotzend wirö-
Hättc m7t graziöser Jronie behandelt werden müssen; hierz^
fehlt jedcr Ansatz. Besier sind einige Nebensiguren, zum Bei^
spiel dic des Barons' H'affingen und des Dichters Drotzt.

LitternrisckeS.

—* Socben crschien im Kommissionsverlage von A. Pfeiffet
in 'Solingcn: „Nach dem Orient". 1. deutsche Lehrerfahrl-
Von Jul. Bolthaufen, Lehrer iu Solingen. Diese Reise wurd^
in der Zeit vom 1. August bis 13. Septcmber d. I. ausgeführt-
An derselben na'hmen 26 Lehrer aus allen Teilen Deutschlands-
aus Oesterreich und von versch'iedenen deutschen Schulen ir"
Auslande tcil. Die Schilderung der Reise umfatzt ca 2v0
Klemoktavseiten und enthält zahlreiche Original-AufnahmeN-
eme grotze und eine kleine Karte und das Programm der 2 n»"
3. deutschen Lehrerfahrt nach dem Orient im Juli bezw.
gust 1903. Der Preis des Buches beträgt 2 Mk. Das daZll
gehorige ailsführliche Programm der 1. Reise, welches cin

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