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Heidelberger Zeitung (44) — 1902 (Juli bis Dezember)

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Nr. 281 - 305 (01. Dezember 1902 - 31. Dezember 1902)
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i»om Zähringer Löiven, dem Kanzleidiener Wilhelm Götz da-
selbst die silberne Verdienstmedaille nnd dcm Kanzleidienor
Heinrich Siefert beim Ministerium des Jnnern die sil-
^rne Verdienstmedaille verliehen.

— Seine Königliche Höheit dcr Großherzo g haben
>1. den Professor Dr. Pcter Pfeffer an der Realschule in
Karlsrnhe in gleicher Eigenschaft an die Oberrealschule da-
felbst versetzt, 2. den nachbenannten Lehramtspraktikanten un-
ter Ernennnng derselben zu Professoren etarmäßige Professo-
renstellen Lbertragen, und ztvar dem Dr. Wilhelm Kirsch bon
Zuzenhausen an der Oberrealschule in Karlsruhe, dem Karl
Betzel von Urphar, sowie dem Ludwig Mainzer von
Lautenthal je eine solche an der Realschule in Karlsruhe.

— Seine Königliche Hoheit der Großherzog haüen
den Revisor Friedrich Gottlob beim Finanzministerium
rnrd den Registrator Ferdinand F ü ller bei der Zolldircktion
landesherrlich angestellt.

— Aktuar Weinrich, Str^ohauer üeim Amtsgericht
Schopfheim wurde zum Gerichtsschreiber bei diesem Gericht er-
nannt.

— Finanzassistent Adolf B e ck e r. von Oetigheim ist als
Revident bei dieser Behörde etatmäßig angestellt worden.

Ausland.

England.

London, 25. Dez. Die Admiralität lleröffent-
licht eine nmiangreiche Denkschrift, in welcher die abge-
änderten Bestimmnngen iiber den Ersatz, den Unterricht
und das Verhalten der Marineoffiziere und der
Matrosen enthalten sind. Die Denkschrift besagt, heutigen
Tages müsse ein Biarineoffizier Seemann, Artillerist,
Jngenieur, Soldat und ein wissenschaftlich gebildeter Mann
sein. Es ist nnerläßlich, daß die verschiedenen Kategorien
der Offiziere eine llollständige Einheit besäßen. Ans diesem
Grunde sei beschlossen worden, daß in der Folge alle
Kadetten üis znm Range eines Unterleutnants Unterricht
erhalten sollen, also ungefähr bis zum zwaiizigsteii Jahre.

London, 24. Dez. Nach einer Mittl-eilnng des Aus-
Wärtigen Amtes werden, nachdem Jtalien seine Zu-
stimmung zur Landung englischer Truppen an der italienischcn
Knste von Somalitand erteilt hat, siebenhnndert Nkann
von^Berbera uach Obbia entsandt, tvo sie am 27. d, Mts.
eintreffen.

Jtalien.

Rom, 23. Dezember. Das K a r d i n a l - K o I-
legium wurde heute vom Papst zur Abstattuug
jder Weihuachtsglückwünsche empfaugen. Der Dekau Kar-
idinal Oreglia hielt eiue Ansprache an den Papst, worauf
idiesier 'erwiderte: Das Jübiläumsjahr häbe uimnter-
brocheue Kündgebungeu der Liebe der katholischen Welt
zur Folge gehabt, er beklagte alsdanu den italienischen
Gesetzentwurf über die Ehescheiduu g, der eine Er-
schütterung der christlichen Ordnung und eine Rückbil-
dung der Staaten auf der Grundlage des Naturalisnms
uüd des Heidentums bedeute uud hob heroor, wie wichtig
eine Thätigkeit auf christlich-demokratischer Grundlage sei.
<§r habe zu dieser, den Bedürfnissen der Zeit eutsprechen-
Lien Thätigkeit die Anregung uüd Genehmigung erteilt,
indem er jedoch sehr deutlich Ziel, Mittel und Grenzen
derart angegeben habe, daß Jrrtümer, die in irgend
einem Teile begangen würden, nicht ans Mangel an
autoritativer Leitnng geschähen. Der Papst ermntigte
die Geistlichkeit, unter Beobachtung beitimmter Rück-
sichten sich auf dieses Arbeitsgebiet zu begeben. Der
demokratische Gedanke, wie ihn die Kirche verstehe, sei
ni-cht nur wunderbar mit der offeicharten Lehrs der reli-
giösen Ueberzeugung im Einklang, sondern sei anch ans
bem Chiistentiim geboren und großgezogew worden,
indem es ihn dnrch die apostolische Botschaft nnter den
Wölkern verbreitet habe. Außerhalb dieser christlichen
Demokratie breite sich mit ganz anderen Jdealen und
auf andern Wei/en eme LlPführerische und gottlose Be-
wegung ans. Die christliche Demokratie mache der so-
zialistischen Demokratie den Platz streitig, arbeitU deren
gefahrvollem Einfluß entgegen nnd werde schon allein
dadnrch dem außerkirchlichen Le'ben einen großen Dienst
erweisen.

Rnßland.

— Die Nowoje Wremja weiß zu berichten, daß sich
in den beiden aiieinanderstoßenoen Gouveriieiilelits Wolhynien
und Kiew starke Auswaiideruiigsgelüste der dortigen
deiitschen Ansiedler bemerkbar mache», die sich auf etwa
LOOOOO Seelen belaufen dürften. Der Grimd hierzu liegt
in den Erschwerungen mancherlei Ärt, zu deneii die riissischen
Behörden sich veranlaßt gesehen haben. Schon seit dem
Jahre 1880 ist das Anwachsen deS deiitschen und evange-
lischen Elemeiits in Rußland durch Verbot von Landankauf
oder Pachtung für lanae Zeit schwieriger geworden. Jm
Laufe der letzten Jahre sind die Landpreise enorm gestiegen,
und auch die Pachtpreise haben eine betrüchtliche Steigerung
erfahren. Dieser Umstand hat in ganz besonderem Maße
eiiieil großen Teil der deutschen Koloinsteii, deren imister-
hafte Bewirtschaftuug ihrer Güter selbst in streng russisch-
riationalen Kreisen bedingungslos anerkannt wird, veran-
laßt, ihre Pachtllerträge nach Ablauf nicht zu erneuern mid
Verhandlungen betreffs Pachtung von Land in Ostpreußen
anzuknüpfen.

Aus Stadt unÄ LLAd.

Heidelberg, 27. Dezember.

^ g- Kirchenchor der Christuskirche. Am ersten Weihnachrs-
seste trug der neugegründete 'Chor der Christuskirche beim Got-
tesdrenst t,r der Turn'halle unter Leitung des Hauptlehrers
Gorenflo zwei Chorgesänge vor. Weim man bedenkt, daß der
nur sert ganz kurzer Zert besteht, so nrugte man trber--
rascht sem nber die. schönen Erfolge, welche erzielt wurden.
Die Chöre wurden rem un-d korrekt vorgetragen und die guten
Leistnngen gereichen sowohl dem Dirigenten als auch den
Mitgliedern, welche mit Lust und Liebe bei der Sache sind,
zur Ehre. Die Zahl der ordentlichen Mitglieder beträgt gegen
100. Möge stch auch bald die Zahl der autzerordentlichen Mit-
glieder mehren.

x Stadttheater. Die gestrige Erstaufführung der Operette
>,D assi'ißeMäde I" fand beim Publikum eine sehr warme
Aufnahme. Läßt auch der erste Akt den Zuhörer ziemlich kühl,
so steigert sich däs Jnteresse bom zweiten M an sichtlich. Das
Publikum wurde — besonders wohl auch durch die vielen ko-
mischen Einlagen — in sehr animierte Stimmung versetzt.

Eine unhcre Besprcchung des Dtückes iverden wir späier brin-
gen. Das HauS war ausvertanfr.

st- Das Kaiserpnnornma stellt von morgen ab eins ganz
neue Serie: „London mit Len Krönungsfeierlichkeiteir König
Evuards VII." ans.

X Cinem Schlaganfall erlegen ist der 50 Jahre alte ledige
Taglöhncr von Schuhmacher aus Rosenberg, welcher auf öer
Durchreise begriffen in der Herberge hier üvernachtete.

-p Unfall. Am Mitlwoch fiel vom Univevsitätsbibliothek-
neubau ein Schieferdeckcr aus Wachenheim und zog sich einen
Schüsselbeiubruch zu. Er wurde ins akademische Krankenhaus
verbracht.

— Polizeibericht. Verhaftet wurden ein Zigarrenmacher,
ein Taglöhster und ein Hausbursche wegeirBettelei, eine Dicnst-
magd aüs Heilbronn wegen Diebstahl, söwie ein von einer
auswärtigen Behörde verfolgter -Taglöhner. Zur Anzeige
kamen 9 Personcn wegen Ruhestörung bezw. groben Unfugs,
sowie ein Studcnt wegen Sachbeschädigung.

-r- Neckargemünd, 27. Dezember. (B e s i tz w e ch s e l.)
Die Restauration Deivald ist durch Kauf in den Besitz des
früheren Besitzers des „Schiff" in Schlierbach, Anton Knops,
übergegangen.

u. Hanbschnhsheim, 26. Dezember. (Auszeichn u n g.)
Am 25. d. M., nachmittags 3 Uhr, hat auf dem hiesigen Rat-
haus Herr Medizinalrat Dr. Kürz-Hcidelberg der Hebamme
'Eva Bechtel sür 29jährige Dienstzeit das von Jhrer Königlichen
'Hoheit der Frau Grohherzogin vetliehene Ehrenzeichen, üie
silberne Medaille, zu tragen an einem schwarzieidenen Bande,
unter geeigneten, erhebenden Worten feierlichst überreicht, wo-
rauf Frau Bechtel wärmsten Dank sagte. Bei dem feierlichcn
Akte waren anwesend: Herr Bürgermeister Fischer, Herr Pfr.
Raupp, Lehrcbschaftbertreter, beide Ratschreiber, der Gemeinde-
rat und andere Herren und ca. 40 Damcn des hiesigeu
Fraueuvereins. Herr Medizinalrat Dr. Kürz schloß den Fest-
akt mit eincm dreifachen Hoch auf die edle Spenderin der Me-
daille, die Frau Großherzogin.

-s- Cppelheim, 27. Dezember. (O r t s k r a n k e n k a s s e.)
Bei der hier erfolgten Gründung einer Ortskranken-
kasse Eppclhcim imirde als Vovsitzender Anton Stephan,
Bauunternehmer, als dessen istellvertreter Mathias Sieber II.,
Mäurerpolier, als Vorstandsmitglieder Ph. Sieber, Zimmer-
meister, Fricdrich Wiegand, Manrerpolier, Michael Stephan,
Maurer, Johann Enkler, Wtanrer und als Rcchner August
Külmcl, Ratschreibcr, gewählt.

Aus Badcn. Gestorben ist in Werthei m der Großh.
Bahninspektor Karl Hunkler.

Weiynrchtsseiern

X Herberge zur Heimat. Die Weih n achtsfeier in
der „Herüerge zur Heimat" begann am ersten Feiertag morgens
um 7 Uhr Jm Speisesaal der Herberge versammelten sich
113 Handwerksgesellen, rvKlche im Hause übernachtet hatten.
Den Hauseltern schlossen sich einige Vorstandsmitglieder unS
Freunde des Hanses an. Beim brennenden Christbanm wurde
oie Feier eingeleiter durch ein Weihnachtslied unter Bcgiei-
tung des Posaunenchors Les evangelischen Jünglingsvereins.
Dann hielt Herr Kandidat Bender im Anschluß an das Weih-
nachtsevangelium eiue zu Herzeii gehende Ansprache Mit Ge-
bet und 'Ge^ang wurde die Feier geschlossen. Hierauf erhielt
;eder Gast vaffee mit einem Teller voll Gedäck und Konsckt.
Endlich ersolgte die Vertcilung der Geschenke, bestehend in
Hemoen, Unterkleillern, Socken, Kragen, Halsüinden, Tüchern
und öergl., sowie einem neuen Testament. Die freundlltchen
Geber mögen versichert sein, datz ihrc Geschenke hicr wirttich
wohlthätige Verwendung fanden.

-i- Weilmachtsfeier iu der Lmsem)eilnnstalt. Wenn die
Ranmverhältnisse der Anstalt es gcstatteten, allen den Hunder-
ten von Wohlthätern, welche durch ihre opserivilligen Spenden
znr Erhaltung 7>es Hauses und zur Bcstreitung des Christsestes
bcitragen, die Weihnachtsfreude der Kleinen zu zeigen, — sie
würden schon dadnrch sich reichlich belohnt fiiiden l Es giebt ja
kaum ctwas Ergreifenderes crls eine Weihnachtsseier in diesen
Räumen, in denen jahraus jahrein Aerzte und Pflegerinnen
in stiller, treuer Arbeit dcn schweren"Kampf gegen Krankheit
und Sicchtum kämpfen, — nichts Rührenderes, als die ftrah-
lendcn Gesichter der Kleinen, der Genei'enen und Gcnesenden,
welche eifrig bemüht smd, durch tapferes Aufsagcn eines Vers-
leins zur Feier beizutragen und ihre Dankbärkeit zu zcigen,

,— dcr Kranken, welche regungslos mit stummen Lippen den
staunenden Dlick der ungeivohnten Herrlichkeit zuwcndcn; und
es gieüt kaum einen schneidenderen Gegensatz als der Anblick
der Schwcrkranken, welche, sachte bei Seite gerückt, damit sie
nicht gestört iverden, nnd sorgsam überwacht, während die an-
beren sich freuen, — teilnahmlos daliegen, das zar'c Körper-
chcn im Kampfe mit dem bösen Eindringling, der Krankheit.
Die ernsten Gesichter der Aerztc, sanfte Schivcstcrn, ivelche
Weihnachtslieder singen, Eltern und Angehörige, teils glück-
strahlcnd, tcils thränenden Auges am Bettchen des Schiver-
kranken weilcnd, vcrvollständigcn das Bild. — Slebenbei be-
merkt, hat uns besonders erfrent, unter den Pflegerinnen
mehrcre Damcn aus gebildeten Ständen zu bemerken: so
scheint cs deun dmnit nuu endlich vorwärts zu gehenl —-
Groß war die Zahl der zu Beschenkcnden, aber anch reich die
Füllc der Gaben, — ein Ehrendenknml dcr Heidelberger Ein-
wohner warcn diese gefüllten Weihnachtstischc, und cin Chrcn-
denkmal Heidelbergs ist diese ganze Anstalt.

-A. Harmonie-Gescllschaft. Cine reizende Weihnachts-
überraschung bereitete dic Harmonie-Gesellschaft ihren Kindcrn,
mdem sie außer Programm einö Kinder-Weihnachtsfeier ver-
aiistaltete, die am Zweiten Festtagc nachmittags stattfand. Jn
hellen Haufen war dic liebe Jugend herbeigeströmt und füllte
den großen Saal Vvllständig. Es wurde allerlei Kurzweil' ge-
botcn: ein Nikolaus crschien und berteilte seine Gaben, Kna-
ben und Mädchen hielten Borträge oder bethätigten sich auf
musikälischem Gebiet. Zum Schluß ivurde das 'Märchenspiel
„Dcr Fröschkönig" von Adele Wette, geb. Humperdinck, mit
großem Erfolge gegeben. — Abends war die Weihnachtsfeier
für die Erwachsmen. Auch diese war außerordentlich gut be-
jucht. Eiu in gewohnt sorgfältige'r uNd gediegener Weiss auf-
gcstclltes Programm bot der Unrerhaltuug und Erherterung die
Fülle. Gemischte und Männerchöre, Einzelvorträge für So-
pran, Violoncello und Baß, sowie Mustk des Orchestervereins
folgten in angene'hmer Abwechslung und ernteten jeweils
großen Beifall. Alle Solisten mußten sich zu Zugaüen ver-
steheii. Ganz besonderen Erfolg aber hatten die theatralischen
Änffuhrnngen: „Traumbilder", dranmtisches Weihnachtsge-
dicht, mit ergreifendcn lebenden Mldern, „Der Froschkönig",
prnchtig ansgestattet nnd rcizend dargcstcllt, sowie der alte
aber immcr zündendc Schivank „Das Schwert des Damokles",
bei dem sich Mitwirkcnde und Zuschauer an heiterer Laune
überboten. Dank der glatten Abwicklung des reichhaltigen
Programms erreichte dte ivohlgelnngene Veranstaltung um
Mitteruacht ihr Eude.

x Die „Eintracht Heidelberg" hielt am Sonntag im „Essig-
hans" ihre Weihnachtsfeier ab. Die grohen Räumlichkeiten
warcn bis cmf den letzten Plah besetzt. Die Feier nahm einen
rccht würdigen Verlauf. Mit den vorgetragenen Chörcn ern-
tetc der Verein großen Beifall. Gerädezu bewundernswert
war der Bortrag des „Nachtzauber", der mit großem Verständ-
nis eingeübt war und von der wackeren Sängerschar tonrein
nud mit Empfindung vorgetragen wurde. Die Solisten und
die beidcn Dmnen Gmelin und Luitle zeigten großes Können.
Jn seiner Ansprache feierte der 1. Vorstand den musikalischen

'Leiter des Vereins, Herrn Kaufmaim, in anerkennender Weise
und überreichte demselben als Zeichen der Verehrung und
Dankbarkeit ein namhafres Weihnachtsgescheiik, bestehend in
„lauterem Golde". Der Gefeierte dankte mit herzlichen Wor-
ten und wünschte dem Verein ein ferneres Bluhen und Wach-
jen. Die Gabenverlosung brachte jedem etwas; so mauchem
Junggeselleu wurden von Fortuna Küchengeräte u. dergl.
zuteil, was bei den Damcu immer Applaus hervorries. Der
Abend hat sicher dem Verein, der allen Ansordcrungen, die man
an einen geschulten Männergesangverein stcllen kann, gewachsen
ist, neue Mitglieder und Freunde zugeführt.

(Mehrere iveitere Berichte, über Weihnachisfeiern mußtcn
leider für die nächste Rnmmer zurückgelegt werd'en.)

Heidelberger Äereinsangelegentieiten.

-s- Berein für diationalstenographie. Am 15. Dezember
wurde Herr Betriebsassistent Klump als Stationsvorstehcr nach
Ladenburg versetzt. Der Verein sür Nationalstenographie Hei-
delberg verliert dadurch seinen Kassier. Obschon alle Mitglie-
der genannten Vereins sich über die Befördcrung des Herrn
Klump herzlich freuen, so sehen dieselben doch den Herrn nur
ungern scheiden. Hat sich doch Herr Klunip durch die vorzüg-
liche Art der Kassenverwaltuiig, noch mehr aber durch seiu stets
liebenswürdigcs und freundliches Wesen die Shmpathie des
gesamten Vereins erworben. Möge es däher dem nunmehrigen
Statiünsvorstehcr und seiner werten Familie in dem neuen
Wirknngskrcise gefallen imd stets wohlergehen. Dieses ift der
aufrichtige Wnnsch aller Nationalstenographen Heidelbergs.

Tyeater- und Kunltnckchrichlen.

Heidelberg, 27. Dezcmber. Stadtiheater. Mor-
gcn, Sonntatz, gelangt der treffliche Schwcmk „Die Großstadt-
luft" vou Blumenthal und Kadel'burg neu inszeniert zur Auf-
führung. Die HauptroLen werden gespielt von dcn Damen
Fischer, Hartmann, Meta Bauer, Oldcn und Vogel und den
Herren Eckhof, Feldner, Holstein, Krones, Schneider und
Sigl. Die Vorstellung findet im lcnifenden Aöonnemenr statt.

Kcknbek und Perkeür

80 Mnniiheim, 27. Dezember. Die Süddeutsche Asbest-
Jndustrie, Akt.-Ges., die in dcr letzten Zeir wicderholt durch
interne Zwistigkciten im Schoße der Verwaltung so unliebsam
hervorgetreten ist, hat ihren, Konkurs angemeldet. Die unge-
deckten Forderungen betragen 70 000 Bik. Das Mienkapital
von 350 000 Mk. ist fast ausschließlich in den Händen des ?luf-
sichtsrats.

yeroetberg, 27. Dezvr. sMarrcpreiie.- Heu de: Zeiitin::

3.50—3.80, Korn-Stroh der Ztr. 2.50—2.80, gem. d. Ztr.

2 20—2.50, gelbe Kartoffeln der Zentner 2.40—2.59,

Salatkartoffeln 4.50—4.80 Butter in Ballen 1.05—1.10,

in Pfd. 1.10 —1.20, Zwiebeln d. Pfd. 8—7 Knoblauch 35 V.

Gebund Gelbrüben 2—3 Rosenkohl das Psund 6-8
Schwarzwurzeln d. Pfd. 40—45 Kastanien d. Pfd. 20—25 Z
Eier das St. 7—8 dss Hunderl 7.20—7.50 ^t, Nüsse 1«i)
St. 45—50 Blnmenkohl d.St. 25-30^, Rotkraut 20—25
Weißkraut 12—15 Wirsing das Stück 6—8 Kohlrodi

0— 0 Boden-Kohlrabi 6-8 Sellerie 3—5 Lauch

1- 2 Rettich 3—5 Meerrettich 20—25 Weiße Rüben

das Stück 1—2 Rote Rüben das Stück 6—3 Endivten

3-5 Aepfel d. St. 3-4 -Z, d. Pfd. 10-12 Birnen

das Stück 3—5 das Pfund 15—20 Gebnnd Peterfilie
1—2 Gebund Schnittlauch 1

Uniform-Aözeichen öei den MnteröeamLe«
der Meichspost.

Mit Genehmigung des Kaisers treten folgende Aende-
rungen in den Titeln und den Uniformabzeicheii der Unter-
beamteu der Reichspost- und Telegrapheiiverwältuug ein: 1.
Den etatsmätzig angestellten Unterbcamten werden bei tadel-
freier Führung nach einer Gesamrdienstzeit von 15 Jahrcn, von
denen die letzten 5 Jahre in der Stellung als vollbeschästigter
Post- oder Telegraphen-Unterbeamter zugebracht sein müssen.
als Auszeichnung g o l d e n e S ch u l t e r - P ia t t s ch n ü r e
veriiehen. 2. Die Unterbeamtcn in gehobener Dienststellung er-
'halten nach der Art ihrer Verwendung die Titel „Oberpostschaff-
ner", „Ober-Briefträger" (das ist wohl der, welcher die Briefe
in bie oberen Stockwerke trägt?) oder „Ober-Leitungsauf-
seher". Für die bestätigten gehobenen Unterbeamten tritt diese
Titelverleihung sofort in Kraft. 3. Es ist in Aussicht genom-
men, die gleichen Titcl auch bewährten Unterbemnten in nicht
gehobener Stellung nach Vollendung einer längeren tadelfreten
Dicnstzeir zu verleihen. Die Schiilter-Plattschnüre, die am
Dienstrock imd an der Sommcrlitewka auf beiden Schultern
zu tragen sind, haben eine Breite von 4 Millimeter und werden
an dem oberen Ende, 1 Zentimeter von der Kragennaht, durch
einen gelben polierten Metallknopf mit aufgeprägtem kaiser-
lichen Adler, an dem unteren, mit der Aermelnaht abschlietzen-
! den Ende in einer dreisachen Schleife befestigt.

Wafferstandsnachrichten.

Heidelber«. 27 Dezember. iNeckar.i 4.72 m. uefillea 0,36 m

Briefkasten.

Züjähriger Abonnent in Liebrustein Bestelltes ist pünklich
an angegebene Adresse gesandt worden.

Aie Meife des rufstfchen Ministers Krafen
Lamsdorff.

Nisch, 25. Dez. Der russische Minister des Aeußern
Gras Lamsdorff ist heute Nachmittag hier eingetroffen
und am Bahnhof von dem Generaladjutanten Petrowitsch
im Namen des Königs begrüßt worden. Graf Lamsdorff
begab stch vom Bahnhof alSbald in den Konak, wo er vom
König in feierlicher Audienz empfangen nnd darauf der
Königin vorgestellt wurde.

Nisch, 26. Dezember. Graf Lamsdorff wurde
heute Vormittag vom Könige in Abschieds-Audienz
empfangen. Vor dem Mahle, daS ihm zu Ehren im
königlichen Palaste stattfand, empfing der König den Minister
in Privatandienz. Während des Ntahles trank der König
auf die Gesnndheit des rnssischen Kaiserpaares, Graf Lams-
dorff auf die des königlichen Paares. Bei der Abreise des
Ministers, 11 Uhr vormittags, verabschiedete sich der König
sehr herzlich. Bei der Ankunft nnd Abfahrt des Ministers
war am Bahnhos eine Ehrenkompagnie ansgsstellt,

Sofia, 26. Dez. Graf Lamsdorff traf um 2 V«.
Uhr nachmittags in der Grenzstation Zaribrod ein, wo
er vom Ministerpräsidenten Danew, dem Minister des
Jnnern Ludskaow, dem Minister der öffentlichen Arbeiten
Popow, dem russischen diplomatischen Agenten Bachmetiew
und dem Generalsekretär der äußeren Angelegenheiten Zokow,
der dem Grafen Lamsdorff attachirt ist, empfangen wurde.
Beim Eintreffen des Zuges in Sosia, das um 4 sthr er-
 
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