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Heidelberger Zeitung (44) — 1902 (Juli bis Dezember)

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Nr. 281 - 305 (01. Dezember 1902 - 31. Dezember 1902)
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Vorlage I kllndigt mi, daß die Berichterstattung t5oer
Idie Descheide der Rechnungspriisungskommisiion, betreffend die
Mdtischen Rechnnngen für 19i-l) cine mündliche sctn roird.

Mit Vorlage II beantragt der Stadrrat den Ankauf
eines Grundstllcks der Jakob Voth Witwe um 4718 Mk. Das
Grundstück ist eiue Kastanienpflanzung und grcnzt an dcn
Stadtwald in Ncuenheim. Es isr für die Stadr wcrtvoll, weil
ein bcliebter Futzweg, den die Eigentllmcrin jederz-eit schlietzen
fkanu, durch dasselbe führt.

Vorlage III betriffr die für dcn ueuen Stadtteil Hand-
ischuhsheim in Wirksamkeit zu setzcndeti ortsstatutarischen Be-
stimmungen. Während anlätzlich der, auf den 1. Januar 1891
erfolgten Vereinigung der Gemeinde Neuenheim mit der Stadt-
gemeinde Heidelbcrg seitens der betciligten Staats- und Ge-
meindebehörden davon ausgegangen wurde, datz die für Hei-
delberg bestehenden ortsstatutarischeri Bestimmumgen vom Zeit-
punkt üer Vereinigung an ohne Weiteres auch für dcn Stadt-
teil Neuenheim zu gelteu hätten, iudem infolge der Bereiui-
gung der beiden Gemeinden zu einer einfachen Gemeinde die
aufgelöste Gemeiudc mit dem Momeut der Auflösung in das
Recht derHlcmeinde eintrete, in dcr sie aufgehe, vcrtritt das
Grotzh. Mmisterium des Jnnern in dieser Hinsicht gelegcntlich
ber Eingemeindung von Handschuhsheim eine andere Rechts-
auffassuug. Dieselbe geht dahin, datz die Beantwortung der
Frage, ob die für die Stadt Heidelberg erlassenen ortsstatu-
tarischen Bestimmungen mit dem Tage der Vcreiniguug der
beiden Gemeinden auch für den Gemarkungsteil Handschuhs-
heim Geltung crlangen, sich nach dcm Jnhalte der desfallsigeu
Bestimmungen richten müsse. Es ist hierüber zwischcn Stadt-
rat und Ministerium verhandell worden, letzteres har seine An-
schauungen im Wescutlichen aufrccht erhallen. Es erübrigt dem
Stadtrat daher, obwohl er die iu den scitherigcu Eingemeiu-
dungsfällen hinsichtlich der rechtlichcn Geltung der ortsstatu-
tärischen Bestimmungen bcobachteie Praxis nach wie vor für
durchaus vertretbar erachtet, im Jnteresse der Abschneiduug
bon Weiterungen nur der Vorschlag, datz die ortsstatutarischen
Borschriften, welche nach der nunmehrigen Ansicht des Grotzh.
Ministeriums des Jnnern auf den Stadtteil Handschuhsheiin
nicht ohne weiteres Anwenduug finden, auf denselbeu aus-
drücklich für auwendbar erklärt werden möchkeu. Es gehöreu
dahin: 1. Die Vcrbrauchssteuerordnung nebst Berürauchssteuer-
tarif für die hiesige Stadt; 2. das Ortsstatut über den Besuch
der Gewerbeschule; 3. das Ortsstatut über den Besuch der
kaufmännischen Fortbildungsschule; 4. das Ortsstatut, betref-
fend die Ausdehuung der Krankenverficherungspflicht; S. das
Ortssratut, betrcffeud die Beschränkung der Krankenunter-
stützung bezüglich der hüuslichen Dienstboteii und der ohne
Lohn oder Gchalt beschäftigten Gesellen, Gehilfeu und Lehr-
linge; 6. das Ortsstatut, betrcffend den Betrieü von Wirt-
schaften; 7. das Ortsstatut, betrcffend den Gewerbebetrieb der
Pfandleiher und'Rückkaufshündler; 8. das Ortsstatut über die
Werteilung von Quartierleistuug für die bewaffnete Macht im
Frieden. Der Stadtrat hat keincn. Zweifel darüber, datz
diese ortsstatutarischen Bestimmungen auf den <2tadtteil Hand-
schuhsheim auszudehnen sind. Es hat insbesondero, was die
Verbrauchssteuern änbelangt, während die Berhandlungen über
die Vercinigung der beiden Gemeinden niemals eiue Mei-
»nmgsverschiedcnheit darüber bestmiden, datz dieselben auf den
Zeitpunkt dcr Eingcmeindung auch in Handfchuhsheim in Gel-
tung zu treten hälten. Ebenso scheint dem Stadtrat die Ein-
sührung der anderen artsstatutarischen Borschriften im Stadt-
teil Handschuhsheim eine notwendige Konsequenz der Emge-
meindung zu scin. Es gilt dies namentlich auch hinsichtlich
der Bestimmungen über den Besuch der Gewerbcschule und der
'städtischen Haiidelsschule. Nur werden speziell diese Vorschrif-
ten erst auf den Beginn dcs neuen Schuljahrs, d. h. auf 15.
April k. I. für Handschuhsheim in Wirksamkeit zu treten
haben, während alle anderen ortsstatutarischen Vorschriften
mit dem Zeitpunki der Vereinigung der beiden Gemeinden für
Hanbschuhsheim in Kraft zu setzen wären. Dcr Antrag des
Stadtrats geht hieruach dahin: Der Bürgerausschutz wolle zu
stimmen, datz die oben unter Ziffer 1 bis 8 aufgeführten orts-
statutarischen Bestimmungen äuf den Stadtteil Handschuhs-
heim ausgedehnt werden, und zwar jene unter Ziffer 1 und
Ziffer 4 bis 3 mit sofortiger Wirkung, dagegen jcne unter
Ziffer 2 und 3 mit Wirkung vom 15. April 1903 an.

Vorlage IV betriffr die Erwerbung von Gruudstückeii
:m Stadtteil Handschuhsheim durch die Stadtgcmeinde. Die
mit dem 1. Januar k. I. zum Vollzug kommende Vereinigung
der Gemeinde Handschuhsheim mit unserer Stadt lätzt es als
angezeigt erscheinen, baldthunlichst öie eine oder andere Liegen-
schaftserwerbuug zu machen, wclche für die weitere Ausgestal-
tung unseres Strahennetzes von Bcdeutung sein könnte. Wün-
schenswert wäre in genannter Hinsicht einmal der Ankauf des
zwischen der Eiumüudung dcs Siebenmühlenthal- uud des sog.
Waldweges in die Mühlstrahe gclegenen Anwesens der Land-
wirt Georg Hubcr Ehefrau, Handsch. L.-V. Nr. 209, 2,01 Ar
enthaltend, auf welchem ein zwei- bezw. dreistöckiges Wohn-
haus und eine einstöckige Scheuer errichtet ist (im Gesamtfeuer-
versicherungsanschlag von 4800 Mk.). Die beiden Gebäude
eug'en deu Wcg nach dem Siebeumühlenthäi der Art ein, dah
die Passage fnr Futzgänger, wenn Wagen 'vorbeikommen, ge-
radezu gefährlich ist. Der Weg hat hier nur eine Breite von
2,60 Meter. Durch die Niederlegung der beiden Häuser
könnte dem vorhaudenen Mihstand'e'zu einem grohen Teile ab-
geholfen und zugleich an einem sehr wichtigen Verkehrspunkt,
vessen Bedeutung sich in der Zukunfr noch steigern wird, eiu
freier Platz gewonnen werden. Auf eben diescn Punkt soll nach
dem im Entwurfe bereits fertiggestellteu Plane später die von
Süden her kommende Fortsetzung dcr Bergstratze ausmünden.
Es ist deshalb zugleich die Erwerbung des schräg gegenüber-
liegenden Ilnwcscns des Taglöhners Iakob Rothermel in Hand-
schuhsheim in Aussicht genommen. Dasselbe mitzt 2,77 Ar,
rst mit eincm einstöckigen Wohnhaus nebst Scheucr und Stall
rm Feuerversicherungsanschlag von 2200 Mk. besetzt und liegt
gerade an der Stelle, wo die in Aussicht genommene Bergstratze
mit der'Mühlthalstratze zusammcntreffen wird. Sein Besitz ist
also für die Stadtgemcinde unentbehrlich, wenn das Projekt

in ein stadtbekmmtes Olmützer Cafe. Dann war ste drei
Jahre lang in Wien und stand mit einer Dame, die in
galanten Wiener Kreisen einen Namen hat, in Verbin-
dung. Dann kehrte sie nach Brünn zurück und wurde
nach einiger Zeit die Geliebte des Erzherzogs, der um
ihretwillen eine Liaison anfgab, die er mit der Tochter
eines Brünncr Geschäftsmannes hatte. Auch bei seiner
Versetzung nach Przemysl nähm Erzherzog Leopold Fer-
dinand seine Geliebte, sowie deren Schwester als Gesell-
schafterin mit. Letztere kehrte aber nach Wien zurück,
wo sie die Gattin eines Qffiziers wurde, der, um die
Ehe emgehen zu können, den Dienst verlietz. Jn Jglau
war Wilhelmine Adamowitsch anch gleichzeitig nstt dcm
Erzherzog und wnrde dort meist nnr „die Erzherzogin"
genannt. Die dritte der Schwestern, Gusti, war Choristin
am Karl-Theater, ging dann nach Amerika, kehrte zn-
rück und wollte stch in letzter Zeit in Wien als Schauspie-
lerin einen Wirkungskreis schaffen. Die beiden jüngsten
Töchter Admnowitsch sind Schönheitm ersten Ranges,
knrzlich erhielt die jüngste bei einem Gartenfest deS
Männergesangereins „Liederborn" in Brünn dm ersten
Schönheitspreis.

eiuer Forrsetzilug der Bergstratze bis zum Siebenmühleuthal,
desscn Verwirklickmug nicht unr für den künfrrgen Gemartungs-
reil Handschuhsheim, sondern auch sür die ganze Stadr von
grötzkem Jntereffe wäre', zur Ausführung kommen sollte Der
Ääufpreis, der für das Rorhermclsche Anwesen verlmigt wird,
belrägt 8500 Mk. Er ist zivar ziemlich hoch bemessen, der
«rädtrat' glaubt aber nach dem vou der Sache inzwischen ge-
wouueiien Eindruck nichr, datz durch Zuwarren oder weitere
Verhaudlungeu eiu anderes Resultat erreicht werden könnre.
Am Gegeutcil, zu dem oben bezeichneten Preise konnte er nur
oadurch gelaugeu, datz er dem Eigeutümer noch bis 1. April
1904 die unentgeltliche Nutzung überlictz. Äuch erne Ver-
schicbuug dcs Ankaufes bis zu dem Zeitpuukte, in welchem eiue
Zwaugseuteignuiig möglich wäre, möchre er nicht empfehlen,
-a das Anwesen in seinem jetzigen Besrande dem Ergentümer
dvch immerhiu cine Reihe vou Vorieilen bietet, die im Ent-
eiguungsverfährcn uicht gering würden angeschlagen werden.
Das zuerst genauute Hubersche Anwefen, in dcr Sprtze zwischen
oem Siebeumühleuthal- und dem Waldweg, war nur zu be-
kommeii gegeu gleichzertige llebernähme des dazu gehörenden,
23 Metcr ostwärts gelegeuen Hausgartcns im Flächeugehalt
vou 1.2,16 Ar. Beide Grundstücke zusammen war dcr Eigen-
rümer um dcn Preis von 15 000 Mk. abzugeben bereit. Wemr
der socben bezeichnete Hausgarten auch von dem Gebäude selbst
üurch eiuige andere Bauwerke gctrernit ist, sv glauüt der Stadt->
rat boch, auch auf seiue Erwerbung besondercn Wert legen zu
sollen, da er ebensalls noch in dcm spttzen Geländestreifen ge-
legeu ist, der den Weg zum Siebeumühlenthal von dem Wald-
wege trenut und da er an beide Wege anstötzt. Dazu käm noch,
datz der Gescimtprcis sür die beiden Huberschen Grundstücke,
wclche ciuen Flächemnhalr von 12,16 Ar -p 2,61 Ar — 14,77
Ar bcsitzen, unter Berücksichtigung der auf dem eiuen Gruud-
stücke vorhaudenen Gebäude nicht sehr erheblich ist. Der Stadt-
rat kaun deshalb dcn Ankauf sämtlicher drei Gruudstückc nur
empfchleu. Er stellt den Antrag: Der Bürgerausschutz wolle
deu Ankauf der Gruudstücke der Landwirt Georg Huüec Ehe-
frau, Haudsch. L.-B. Nr. 269 und 272 im Gesamtflächcngehakt
bon 14,77 Är, um den Preis vou 15 000 Mk., sowie des
Gruudstücks des Taglöhners Jakob Rothermel, Handsch. L.-B.
Nr. 284 im Flächengehalt vou 2,77 Ar um ben Preis von
8500 Mk. genehmigen und beschlietzen, dah die beiden Kauf-
prcise aus Aulehensmittcln bestrittcu werden.

Borlage V betriffr den Antäuf von Gruudstücken im
Gemarkuugsteil Schlierbach durch die Stadtgemeinde. Es ist
oem Stadtrat iu der lctzten Zeit gelungcn, im Gemarkungsreil
Schlierback, um eiueu Preis, desseu Zahlung sich bertreten läht,
zwci Grundstücke an die Hand zu bekommeu, die in uumittel-
barer Nähe der einen Pumpstation gelegen sind, deren Er-
werbung für die Stadi demuach vou Jnteresse wäre. Die be-
treffeudeu Grundstücke tragcn dic Lagerbuchs-Nummer 5058
uud 5059. Das eine mitzt 11,07 Ar und das andere 11,05 Ar.
Beide stcheu im Eigeinum dcs Architekten Friedrich Scholl,
bcr dieselbeu vor kurzem von Schifser Adolph Dewald (Nr.
'5058) uud bou Laudwirt Wilhelm Fink Eheleuten (Nr. 5059)
erworben hat. Die geforderten .Kaufpreise betragen jeweils
1600, zusmnmeu also'3200 Mk. Der Antrag des Stadtrats
geht dahin: Der Bürgerausschuh wolle den Ankauf der beidcn
Gruudstücke G.-V. Nr. 5058 und Nr. 5059 genehmigen und
ücschliehen, datz der Kaufprcis in dcr Höhe von 3200 Mk. aus
Aiilebeusmittclu bcstrittcn werde.

Vorlag-e VI berrifft dic Abändeiung des Ortsstatuts
vom 2. Juli 1892 über die Gehwegbaupflicht der Strahenan-
greuzer. Nulatz zu dicssr Abänderuug geben die Erfahruugen,
die man bei dem Umbau der Hauptstratze gemacht hat. Vor
mauchen Häusern waren die Gehwcge noch gut und es war
für oicse Fälle die Bewilligung eiues Nachlasses der auf dre
einzeluen entfallenden Kostenbeträge in Aussicht geuommcn.
Ber der Änwendnng dieses Vcrfahrcns ergäb sich jedoch inso-
fcrn eiue grohe Schwierigkeit, als es nicht immer möglich war,
iu uubcstreitbarer Weise festzustellen, oü dcr frühere Zustand
Ser betieffenden Gehwege den zu stellendeu Aiiforderuiigeu
uoch genügt hätte. Es habcn deun auch eine grohe Anzahl
von Häuseigentümern unter Berufung auf deu giiten Znstand
ihrec Olchwege gegen den beschlosseneii Beizug zu dcn Ncuher-
stelluugskosteii Eimvaud erhobcn. Um hier nun zu cinem sichc-
reu uud eiufacheu Matzstab zu kommcn, hat der Stadrrat den
Beschluh gefaht, die Leislungspflicht der Angrenzer bezüglich
der Gehwcge üei Umbauten, abgesehen von der bereits bc-
willrgteu Bcfrciung von deu Kostcn der ueu erforderlicheu
'Bordsleiue, noch weiter der Art zu beschräiiken, daß bei Um-
bauteu der Gchwege ein Beizug der Angrenzer dann ganz un-
terbleibeu solle, weiin der betreffende Gehweg iuuerhalb der
letztcu 5 Jahre auf Kosten des Angrenzers ueu hergestellt
worde», uud datz, weun diese Herstelluug länger als 5 aber we-
uiger als 10 Jahre zurückliege, ein Beizug nur zur Hälste
eiuzutreteu hade. Beim Umbau von Gehwegeu, dereu lctzt-
malige Neuherstelluug länger als 10 Jahre zurückliege, solle,-
abgesehen vom Bordstein, auf die übliche Breite vou 2 Meter
voller Ersatz geleistet werden. Der Sradtrat beantragt: Der
Bürgerausschuh wolle beschlietzen: 1. Datz das Ortsstatut vom
2. Juli 1892 über dcn Beizug der Anstötzer zur Herstellung
uud Uuterhaltimg der öffentNchen Gehwege (Trottoirs), dcr
Niuueii uud Kauäle zu seinem Paragraph 3 folgeudlkn Zusa.p
erhalte: „War der umzubaüende Gehweg in deu letzten fünf
Zahrei» auf Kosteu des Angrenzers ueu hergestellt'wordeu, so
eutfallen die lpnbaukosten ganz auf die Stadt. Wurde- der
Umbau aber zu einem Zeitpuukte vorgenommcu, der läuger
als fi'mf, aber weiiiger als zehn Jahre zurückliegt, so bTeibt der
Stadtgemeiude autzer den Kosteu des Bordsteins auch uoch die
Hälfte der Kosteu des iu Paragraph 2 bezeichneten Belages
zur Last." 2. Dah diese Gruudsütze oereits auf die in den letz-
teu beiden Jahrcn vorgenommeuen Trottoirumbauten an der
Hauptstratze zur Anwendung kommen.

Eine Juhaltsaugäbe der audereu Vorlagen bringen wir
morgen.

Von der Uuiversität. Der ordeutl. Professor der klassischen
Philologie Dr. Albrccht Dietrich iu Gietzen hat einen Ruf
hicrher als Nachfolger dcs nach München berüfenen Professors
Crusius erhalten.

Stndthalle. Wilhelm Trübner, unser Heidelberger
Landsmaun, dcr gegeuwärtig in Frankfurt a. M. lebt, hat den
Anftrag erhalieu, zwei grotze Wandbilder für die neue Stadt-
halle zu maleu, wobei Episoden aus der Geschichte Heidelbergs
zur Darstellung gelangen sollen. Die Eröffnüng der Stadt-
halle fallt im nächsten Sommer zusammen mit der 100jährigen
Jubilänmsfeier der Einverleibung Heidelbergs in das Groß-
hcrzogtum Baden.

X Anschlus! von Handschuhshcim. Der feierliche Anschlutz
von Haudschnhsheim an Heidelbcrg erfolgt am 31. Dezember.
uachmittags 4 Uhr. — Die hiesige Schutzmanrischast
wird iufolgc Auschlusses von Handschnhsheim. vom 1. ^anuar
1903 au um 15 Mann verstärkt werden. _

-r- Eisenbahmiiifiill. Heute früh 7 Uhr fuhr cin Rangier-
zug zwischen dem Güterbahnhof und d'em Hauptbahnhof einem
aiideren Raugierzug in die Flanke und zertrümmerte cmige
Wagen. Ein Schaffner, wclcher von einem der beiden Züaq.
absprang, trug eiuige Hautabschürfungen davon.

X Auszeichnnng. Georg Grünauer, genaimt Martm,
vou Schwetziugcu wurde vom Jnternationalen Hotclbesitzer-
Verein (Sitz Köln) für seine 20jährige Thätigkeit als Kutschcr
im Hotcl „Priuz Carl" hier prämiiert; er erhielt ein kkknst-
lerisch ausgefertigtcs Diplom und eine goldene Uhr mit De-
dikatiou vom Verein. Dieselbe wurde ihm mi't einer kleinen

Ausprache am Weihnachrsabeud in Gegenwart aller Angesrell-
teu feierlichst von einem Verrreter der Prinzipalirät überreichr.
Möge dieselbe Treue und das'gleiche Ausharren im Dienst
vicle Nachahmimg fmdeiil

X Auf morgen. Um den Hauptinhalr der heure früh aus-
gcgebenen stadträtlichen Vorlagen an den Bürgerausschutz mir-
teilen zu können, müssen wir eine ganze Tikeihe von Artikeln
aus morgen zurücklegen, so Berichte über Weihnachtsfeiern im
„Liederkranz", üi der „Concordia", im Mtlitärverein, im Ar-
„Turnerbund", im Marmevevein, m M>t. VI des Frauen-
vcrcins, in der „EintrckW Nenenheim" und in der „Freund-
schaft Handschnhsheim".

-f- Theater. Die gestrige Vorstellung von „Grotzstadtluft"
ging vor ziemlich stark besetztem Hause von sta6en und imter-
hielt das soimtägliche Püblikum aufs beste. Ein kurzer Bericht
folgt morgen.

— Polizeiberichr. Verhaftet wurden 8 Personeu, und
zwar eiu Taglöhuer, wclcher zur Skraferstehung ausgcschrieben
war, eme Kellueriu wegeu Umherziehcns, vier Taglöhner wegen
Hausfriedensbruch, ein Maurer, wclcher verfolgr wurde, weil
er aus eiuem 'Olefängnis ausgebrochcn tvar, und ein Täg-
Tohner wegeu Bcrrelei rmd Bruch öer Ausweisung. Zur An-
zeige kamen 8 Personen wegen Ruhcstörung bezw. Unsug.

4- Dossenheim, 28. Dezember. (§"e meiner Strei ch.)
Einem hiesigen Gastwirte wurde am zweiten Weihnachtsfeier-
tage vormitterimchts ein ganz ge'meiner, schlechter Streich ge-
spielt. Wührend uämlich der Mäimergesangvercin in seinem
Tanzsaale einen Ball mit Christbaumverlosung abhielr, woüei
es außerordeiitlich schön und gemürlich zuging, wurden ihm in
seiner Halle, nahe am Eingang in seinen Keller, drei Fähchen
Cognac, welche er hier nnter eincr Stiege stehen hatte. durch
Eiiidrückeil des Pfropfens geöffuet, damit d'er Jnhalt auslaufe.
Jn der That ist ein Fatz ganz imd die beiden an-deren, bei
ivclcheii der Thätec das Eindrllcken der Psropfen iu der Eile
nicht böllig fertig brachte, zum grötztcn Teil ausgelausen. Der
dadnrch dem Wirt entstaudene Scha?en bcläuft sich nahezu an
70 Mk'. Dem Thäter ist man bercits auf der Spur. Die
Gendarmerie hat die Sache in Händen imd schon Vernehmun-
gen vorgenommeu. Hoffentlich gcliugt es, d'en Thäter zu er-
mitteln imd zur Bestrafimg zu zieheu.

Maimheim, 27. Dezember. (Zur Eingemeindung
d e r R h e i u a u) (s. 2. Bl.) schreibt der „Gen.-Anz." neuer-
'dings: Rach unseren au zustäudiger Stelle eingczogencn Jn-
järmationeu liegt bis jeht nur die Thatsache vor, datz
öas Grotzh. Ministerium des Jmiern bei den Grundeigentü-
mern der Nebengemeinde Rheinau angefragt hat, wie sie
sich zu einer für deu 1. Januar 1903 b e a b s i ch t i g t e n
Eiiwerleibung iu die Gemarkimg Mäunheim stelleu.

Weiönachtsfeiern

Waiseii und Crziehnugshaus. Am heiligeu Abend
saud in Anwesenheit des Herrn Oberbürgermeisters Dokror
Wilckens, der Herren Bürgermeister Dr. Walz imd Wielandt,
'öes Herrü Stadtpsarrers Dr. Stubeiwoll, sowie einiger cmderer
Hcrren, bei den Zöglingeu des Waisen- und Erzichimgshauses
die Weihnachtsfeier statt. Iiachdem die Kinder ein Lied gesun-
gen hatten, ergriff Herr Stadtpfarrer Dr. Stubenvoll däs
Wort, iim die Kinder imtcr Hmweis aus den Christbaum und
scine Bedeutimg zur Daukbarkeit, zur werkthätigen Nächsten-
liebe uud zur Arbeitsfreude zu ermahnen. Einige Kinder er-
freute er durch Sparbüchlem mit uamhaften Einlageu, iiidem
er zugleich anffordcrte, stets sparsam zu sein. Nun trugeu ein
Knabe und ein Müdchen Weihuachtsgedichte vor, alle Kinder
sangen Weihnachtsliedcr und daim begaben sich die Zöglinge
zu den mit Geschenken beladeueu Tischen. Dmit des wohl-
thätigen Siunes der hiesigen Einwöhner imd der Fürsorge
unscrer städtischen Behörden konnten alle Küider mit Gaben
re'ich bedacht werden. Jn leutseliger Weise nnterhielten sich
die anwesendcn Herren mit den Zöglingen. Haben die Kinder
auch ihre natürlichen Fürsorger verloren, so entbehren sie
vurch die treue Pflege, welche der Berwalter der Anstalt, Herr
Hübner, dessen mütterlich besorgte Gattin und deren tüchtige
Tochter ihuen angedeihen lassen, ihre Eltern nicht so sehr,
als viele anderen Waisen, die solche hingebende Liebe nicht
erfähren.

Die HLeise^des Krafen Lamsdorff.

So sia, 27.^Dez. Gras Lamsdorfs nahm heute das
Frühstück bei dem Miinsterpräsidentcn Dnnew ein und be-
snchte die Sobranje. Am Abend brachten ihm Mace-
donier vor dem Palais einen Fackelzug dar. Einer der
Teiluehmer sprach nameus der lcidenden Atacedoiner deren
Dank aus und richtete einen Hilferuf an den Kaiser von
Rußland. Gras LamLdorff sprach sür die ihm bcreitcten
Huldigungcn scinen herzlichen Tank ans.

Sofia, 27. Dez. Das Diner zn Ehren des Grafe»
La ms d o rf f bei dem russischen diplomatischen Agenteii trug
cinen dnrchaus amtlichen Charakter. Auch Fürst F- erdinand
war mit den Ministern erschicnen; ferner waren sämtliche
Parteiführer anwesend. Eine besondere Aussprache des Grafen
Lamsdorff mit den Parteiführern unterblieb.

Iur Atucht der Kronprinzesstn von Sachsen.

Dresden, 27. Dez. Die „Sächs. Arbeiter-Zeitung"
erzählt, König Georg habe urspriinglich auf Scheidung be-
standen, dre aber vom Papst nicht zu erlangen gewesen sei.
Die Familie habe darauf verlangt, daß die Kronprinzessin
in ein Kloster gehen solle, wogegen sie sich aber mit aller
Energie gesträubt habe. Auch der Kronprinz 'ffei dagegen
gewesen. Jm Haus ihres Vaters habe die Prinzesstn eine
mildere Beurteilung zu finden gehofft mid sei dorthin ge-
eilt. Dort aber habe man ihr nur die Wahl gelassen
zwischen Kloster und Jrre nan stalt. Darauf sei sie
ins Ausland geslüchtet.

Dresden, 27. Dez. Man weiß am Dresdener Hof,
daß die Kron p ri nzes s in keine Geldmittel hat,
außer einem Schmuck im Wert von etwa 150000 Mk.,
den sie bei sich trägt. Die „Voss. Ztg." erzählt, daß vor
etwa einem halben Jahre, als die Kronprinzessin sich zu
ihrer Freundin, der Prinzessin Therese von Bayern, begab,
die Mißhelligkeitcn zwischen dem Kronprinzen und der
Kronprinzessin sogar im Thätlichkeiten ausgeartet sein sollen.

Wien, 27. Dez. Wie in hiestgen Hofkreisen verlautet,
wird Erzherzog Leopold Ferdinand dauernden Auf-
enthalt in Südafrika nehmen.

Paris, 27. Dez. Giron erzählte einem Redakteur
des „Echo de Paris", die Kronprinzessin interessterte sich
für den Unterricht, welchen ich ihren Kindern erteilte.
Jch wohnte den Familienmahlzeiten bei und bei dieser
Geleaenheit hatten wir öfter Besprechungen zusammen.
Die Kronprinzessin teilte mir ihre Sorgen mit und schließlich
entspann sich zwischen uns einLiebesverhältnis, dessen
 
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