ZäMcnz - Ar7ri Herdslherger ZLitrrng ^ Mnlag, 22. Zamar 1S2Z
(Gegründet 1858)
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lberg, Haup
b. H., Franksu
Fcrnrus 82
ftrahe 23. —
rt am Mai»
V
Sie GegenMon im Rnhrgebiei.
^hyssens Freilassung vcrlangt. — Einzelne Hastcntlassungen.
Düsseldors, 21. Ianuar.
siL ^nter Führung des Rsgierungspräsidenten Erützner begaben
Januar abends aegen Uhr die Arbeiter, Angeftellten
Mji.^etrtebsräte des Thyssenschen Werkes aus Hamborn und
Hgsi m, sowie js zwei Der.retcr dcr sreicn und christlichsn Eswcr'-
S» Ler französischen Besatzungsbehörde, um auf Dcschlutz von
Ig-"u Arbcitern und Angcstellten wegen der sosortigen Frsi-
Fritz Thyssens und wegen der sosortigcn Wicder-
ifnung der Reichsbankstellcn vorstellig zu werosn.
dg.^der Eensral Degoutte noch Eeneral Simon zu erreichen
s«I^"> gingen die Verireter zum Eeneral Denvigne, der m-
"Üeberanstrengung" unpätzlich war. S e wurden so ann ron
" egnier empsangen. Die Betriebsräte und ihre Begleiter
U/rten unter Ueberreichüng ciner schriftlichen Erklärung m t ener-
^orten chje unvsrzügliche Freilass mg Fritz Thyssen? als ihres
bi^genossen und als des Hauptes der wirtschasilich n Unterneh-
8i>^>l, ^on deren einwandfreier Leitung ihr und ihrdr
" llien Wohl abhänge. Sie betonten, datz dieser
^ seine Pslicht gctan habe, wenn er als Deutscher lediglich
deutschcn Ecsetzcn Folge leistctc.
SegE^^erst konnte mangels Nollmachten nur d'e Erklärungen ent-
^iihj ^hmen, womit sich die Vetr ebsräte und Ecwerkschastsver r?ter
äib^begnngten. Es entspann stch cine längere, an drama ildcn
A^Mnfällen reiche Aussvrache. Die Betri
s^'^in kürzester Zeit Degoutte ais^die verantwortliche P?r,on
längere
Die Betriebsräte sorderten nnbe-
Hv^sällen reiche Aussorache.
!>im' in kürzester Zeit Degout.. .... ... ...—.
l>ii d7?chen und legicn der sranzösischm Ncgieruna die Veran wortnng
Folgen auf, wenn Degoutte nicht bis Montag 6 Uhr mor-
^»lt°^"» welchen Termin ein einstimmiger Beschlutz dec ge-
»r Belegschasten der Berg- und Hü tenwerle vorliegen wiirde,
hzt??silassung Thyssens anor nete. B:sonder: Entri'istung er-
° ^ der wie auf
z g stell^n
, blieken. ^
'»iv^mnn verlangten die Arbeiter mit allsr En'schi denheit die
»e, »e Wiederausnalme der Tätigkeit der Reichsbanist'llen, und
stx, »hne Lasi diese Wiederiröffnung von der Verpflichiung der
^»i>j.°»en und Angestellten zur Mitivirk ng lei der Erhebuni der
^»»^Ateuer und sonstigcn ungesetz chen neucn französischen Anord-
K abhängig aemacht wer.e. Auck, hier erregte die Bemerlung
M>^o»rsten. was denn die Arbeiter sllr die Reick'sbank einzutreten
?>k>^' .lebhaste Entrüstuna. Als sie ihre Meinung über die
»s»lM,tliche Bedeutung der Reichsbank für ihre Unternehmungm
ousdriickten, lud der Oüerst schliehlich Lie Betri b.rä e >ür
vormittag 16 Uhr zu Eeneral Simon ein, rm den Ve-
A»»x.?>t»n, wenn'irgmd möelich, tie endgültige Stel>unnnahme des
u»»^Ps Degoutte iibermitteln zu lassen. Die Betrie srä'e umfassen
Dj^tige ^ämtlicher Parteien und Eewerrschaftsrichtungen.
s'
Nrc>,sUln Samsiag mr lrieosger chtlin cn
l»^i!n> "-beutschen Persönlichkeülen sind:
!°»
.Dcngelmann,
Uniersuchung nach Miinz
Fritz Tbns se n, Een ral-
Eene al. irektor W ü st e n h ö f e r,
, _ ___ Direktor Spindler, Berga'sessor
. hj ' Ccheimrat Siaisseisen. sowie der Landes'innnzrat Dr.
s und cin weiterer Verhafteter aus Lem Industriez-biet
>°» R u t e n b e ck c r. Bsrarat Ahrcns besand sich nicht anter
^ ^>° gebrachten V.>rhafte!en. Die krivgsoerickUicke Untcr-
^ls^direktor ' K oste n,
8°
.j-d ?''»b"vo:a>lssichtlich äm Mon^ai oder D'enstag ^cginnen.
jjl'^binung der Verha'teten ha Rechtcanwal Tr. G r mm-
Uev si.»rnommcn, der bereits le Emera Simon in Düäeldorf
Festnahme Veschwerde eing-l gt hat. Jn e: V.schweiTL
>ih2»>>end gemacht, das; das oanze Verfah en schon deshatb jeder
^grundlage entbehre, weil f rozessual
^ayzofischen Militärgerichtcn leinerlei Cerichtsbarkeit Über
^ die V-oölrcrung des Nuhrgebietcs znstehe.
b»p>^»n des Friedens, dessen We'terbesiehen die Franzosen ja bc-
kisbitn> lann nach a gemeinen völ errechtbch n Erun. ,, ym eine
»>-» ^lstari'eit emes srcm en Larckes üb r dis Einwohner
Landes nur aus Erun > einc; < taatrv r ra cs be-
»^'»»i ^"»den, wie er fär las alte besetz e Eebiet im Versailier
»»d im Rhsinla.ndabkommen besteyt. A'is dos R"''' eo cr
^»»z .b»»ckt sich das Rheinlandabkomm n in kciner Weise.
b »cfi,^!»hen von dies r - roz ssualen Frag' fehlt es im Fvlle-
.„ ,,.
Ȋb heute Vsrhafieten auh rd m o.n j e- .' r st r a i b a r e n
> denn e ne Okkuration:a:me: hat — selbst wcnn man
j.Ut ,'s»wiLrjg7eit der Olkuration dcs Nuürr.'vicrs -mn' a gjerBe-
V?'8I — nach oölkcrrecht ichsn Re eln cin Rean'sitionsrecht
ziik lL^ Besried'gung der cigcnen Be ürfaHse der Arme . nicht
Eintreitung von Waren. die, wir die Koh'.e. aanz andm-.n
,j>klr,y^Falle ein.-r O kiwa iop von Zi ilp-rsaneke ne D e st-
'fiNtreilung von Waren. die, wie die Koh'e, aanz and-rm
5's dcn, Un'icrhalt oer Vesatzungcarmee di-n n soll. Schl e';-
»as Verhalten der V-rhaft'e'.e, auch d sh-ilb ein anchrci,
^»e,^ vc'ordert wcrdcn di'iscn, lie"gegen die Interessen des
Cv», »t rlandcs sein wiirden.
»1
, .--„d nacbmitlag erfchienen noch einmal ans cinigcn
>»„' »Nd > sranzösische Jimenicnre. die mit den Kohlen.-rpedien-
>>>?l!e >.»»» Arbeitcrn in Fühlung zn kommen si.ch bem>',ht..-n. Es
lü"''''! »ergeblich rcrsncht, die Arbeiter und Angest-llien
. m t f pr e ch nn z e n, wie Ecwinnbeteiligung und Besörde-
^>c T., " c w >. n n e n-
^ȟ-rschaft kcr Ttaatszcchen ist ebcnso wic die dcr Prioat-
^ öcchrn zu einmütigcm Wivcrstand entschlosscn.
Mittag sanden sast aui allcn Zechen Beratnngen der De-
p >latl über die wcitere Entwicklung Ler Lage. Eegen die
»i-°b» Olicrpojtdirekfocs Iünger und des Oberbauratss
üc», sosort encrgische Protest ron de-n Postbeamten bei
L ncl'-n Dehbrden eingelegt. Ferner wnrde dagcgen pro-
r,
>-»' U>»r»,^ bie AmtsrSume von den französischen Truopen be-
d»>-lc„ ".5 sind. Auf Liefe Proteste hin wurden die beiden Post-
drSU!» - »>e lx-reits nack, Düffeldori gebracht worden waren. heute
sk," Bvs, fl'Ecr freigc lassen. Die sranzösischcn Wachen ans
i>,^Iasf^-luude in Effen wurden z u r ü ck g e z o g e n. Der wieder
''»er ^.Cisenbahndirektionspräsident Iahn und sc'in ebensalls
» u>t cntlassener Vertreter. Eeheimer Baurat Purch müisen
ffch zur Vorsügung der Franzosen haltcn. Sie ffnd heute vormittag
mit mehreren Dezernenten zusammen zu ciner neuen Vernehmung
vorgeladen. Prüsident Jahn hat für die Meiterführung seines
Amtes folgende Vedingungen gestellt, die von Ler gesamten Ar-
leieter- nnd Beamtenschast g e b i l l i g t sind: 1. Vefreiung von
dem k r i e g s g e r i ch t l i ch e n Verfahren, 2- Vermeidung jeder
Anordnung durch d:e Uniertommiffionen, die ihn mit den Ve-
fehlen dcs Neichsverkehrsministeriums in Kollision bringt und
I. Verzi ch t auf alle Nachweisungsn iiber den Betrieb seitens
der Besatzung. Die Verhandtungen über-diese Vedingungen mir Lem
französi'schcn Oberst Haward sind aüjzenblicklich noch im Eange.
Von dem Nesultat dieser Vernehmung wird die weitere Stcllung der
Eisenbahnbeamten und Arbeiter abhängen. Jnfolge» der örtlichen
Eingrifse der Franzosen auf dem Bahnhof in Dortmund, wo dcr
Ooerbahnhofsvorsteher von den Franzosen verhastet worden ist, sind
heute morgen 5 Uhr die Beamten des Vahnhofes Dortmund jn dcn
Streik getreten.
Der Vetrieb auf dem Vahnhof Dortmund ist stillgelegt.
Die aus Verlin kommenden Zügs müffen umgeleitet werdsn
und gelangen erst mit mehreren S-unden Verspäiung nach ihrem
Bc-stimmungsort. Auch der lokale Verkehr, der von Dortmund aus-
geht oder Dortmund berührt.
Zollrat Bernard und Zollamtmann Plate vom Hauptzollamt
Dortmund sinL heute wieder auf sreien Futz gesetzt wordsn.
Dagegen ist dcr zeitweilige Stellvertreter des vor einigen Monaten
von Len Franzosen abgesetzten Negierungspräsidenten in Wiesbaden,
Oberregieriii'.gsrat v. Nedern, aus dem besetzten Eebiet aus-
gewiesen worden.
Seuffchlands Mvehr.
Neue Anweisungen dcr Ministerien. — Wciterer Boykott.
Derlin, 21. Januar.
Das Reichsverkehrsministerium gibt belannt: Den
Leitern, Angsstellien und Arboitern der Schisfahrts-Um-
schlagsunternehmungen ist den Bestimmungen des Neichs-
lohleniommiffars enrjprechend verdoten, bei der Eeförderung
und Verladung von Kohlen sür Franlrvich und Belgien oder bei der
Umlenlung vön Kohlen die sür deutsche Empfänger bestimmt sind,
nach Frankreich oder Belgien mitzuwirken, gleichgültig, ob die Be-
jörderung dorthin direkt oder auf dem Wege über andere Länder er-
folgen sölle. — Der N e i ch s p o st m i n i st e r wies aus Erund des
Ausrufes dcr Reichsregierung an die Landesregierungen Preutzens,
Bayerns, Hessens nnd Oldenburgs vom 26. Januar alle Beamte, An-
gestellte und Arbeiter der Reichspost und Telcgraphenverwaltung an,
rechtswidrigen Anordnungen der Desatzungsbehörden ohne Nücksicht
auf die eigene Person unbeugsanien Widerstand entgegen-
zusetzen. Den Äetrossenen wird volle Schadloshaltung zuge-
sichort.
Der Verein deutscher Eisen- nnd Stahlindu-
strieller beschloh in einer Hauptvorstandssitzung, keinerlei Ge-
schäftsbeziehungen mehr mit Frankreich und Bel-
gien ansrechtzuerhalten. Die Lieserverträge sür Minetterze sind
von den Eisenhüttenwerken gekündigt, sogar dic Abnahme der
anc-elieferten Erzmengen wird uerweigert. Zndem wollen die Vsr-
treter der Eisenindnsirie von Frankreich, Belgien und dem mit Bel-
gien durch Zollv.nion verbundcnen Luxemburg weder Rohsisen noch
anöere Eisen- und Stahlwaren Leziehen.
poincare- SchemmsrMmm.
Dcr Widerfinn der franzöfischen Politkk.
Von unserem U-Korrespondenten.
Paris. 21. Ianuar.
Auf dem Quai d'Orsay fand am Samstag eins Konf rsnz zwischcn
Poincarö nnd den sranzösischen Sachverständigen statt, um die
Frage eincs Moratoriums für Deutjchland zu erörtern. Der
Plan, aus den man sich in diessr Besprechung einigte. soll am
Montag der N e p a r a t i o rffb k o m m i j s io n vorgelegt werdcn.
Im gröffen und ganzen imterscheidet sich dicser Plan nur recht w:n g
yon demjenigen, den Po'mcarä auf der Pariser Konserenz
vorgelcgt hat. Nur in cinem einzelnen Punkte soll den Anregungen
Äk ü s j ö l i n i s Nechnung geiragen worden sein. Das Mora'orium
selbst soll auf zwei Iahre gcwährt werden, aber naturlich wird
es nur Len Charakter eines Scheinmoratoriums tzaben. Die
Franzosm hoisen während dieser zwei Jahre nicht nur gröiie Natural-
lieferungen zu ertzalten, jondcrn sie rechnen auch aus eine Barzahlung
»on bis 6 Milbarden Eoldmark. Deuischland mützte nämlich eine
innere Anleihe von drei Milliarden Eoldmark
ausgeben, die von der deutjchen Industrie zu garantieren wäre. Bon
dieser Summe jollcn 500 Millionen EoO'mark sür die Stabilisierung
dcr deuischen Mark Vsrmendung finde: nd die restlichen 2X Milli-
arden würden Ler Rexaraiionslasss z.,..Lffen. Die sranzösijche Ne-
gierung läfft darauf hinweisen, datz die seinerzeitigen deutschen Vor-
ichläge'ben Plan enthielten, eine innere Anleihe r«n Lrei Milliarecn
Eoldmark auszunehmen: man greife jeht aber nur die Leutschr Ln-
regung auf, wenn man aus diesen Vorjchlag zurückkomme. Natürlich
vergigt man labe: ganz, das; sich seit der Usberreichung der deutschen
Vorschläge die Lag'e Deutschlands sehr erheblich geändert hat und
daij man wohl schwerlich von dcr deutschen Industrie, die man jetzt
systematisch zerrüttet, verlangcn kann, datz sie irgendwelche Earan-
tien übernehmen soll.
Eim neue deuische „Verfchlung".
Paris, 21. Ianuar. (Eig. Drahtmeld.) Wie kürzlich gemeldet
wurde, haben es die deuischen Beisitzer in dcn aemischten Schieds-
gerichten aboelchnt, den Vcrh'andlungen beizuwohnen Dis sran-
zösijche Ncgienmg hat jetzt dem deuijchen Geschäststrägcr in Paris
eine Note übcrreicht. in der sie dicse Haltung als eine neue
,.Versehlnn g" gegcn den FrieLensverkrag von Verjailles bezeich-
net. und in ler sie larauf hinwcist, datz sie Deutschland fllr atte
Schädcn verantwortlich mache. die iksolge dieser Mas;-
nahme den Franzojen erwachjen würden. Uebrigens habe >ic alle
Niatznahmcn aeiroficn. damit die gemijchten Schiedsaerichie trotz''cm
ihre Verhandlungen forisetzen könnten. Worin dieje neuen Mcktz-
nahmen böjtehen, wird allerdings nicht mitgeteilt.
3st Serrtsch'Oberschlesieu gesährdet?
Von unserem obe-cschlcsischcn Mitarbeiter.
Kattowitz, 19- Jannar.
Die zweifellos in Dcutsch-Oberschlcfien vorhandeno polnische
nationalsoziale Bewegung wird, das mutz in einem Augen-
blick der grötzten Spannung einmal auch von hier aus sestgestellt
werden, in gröblichster Weise llbertrieben. Diese Uebertrcibung
ist letzten Endes eine Folge der klugen und weitschauenden Propa-
ganda der Polen. Von polnischer Scite wird die Propaganda mit
dor angeblich nationalsc'zialen Tätigkeit in Deutsch-Obersihlesisn
dazu benuyt, um die Türigkeit der verschicdenen Kampforganisatio-
nen in Polnisch-Oüerschlesien sowie die Tätigkeit der vielsachen ge-
heimen polnischen Organisationen in Deutsch-Oberschlesien zu ver-
schleie.rn. Zu welchm eben so ungeheuerlichen wie lächerlichen
Verdächtigungen man bei den Polen fchreitet, zeigte dicser Tage eine
Auslassung des „Kurjer Pozn.", der wörtlich folgendes schrieü: „Auf
die Nachricht von starken Orgesch-Umtrieben in Deutsch-Oberschlesien
hoben die polnischen Behörden aus allen oberschlesischen Eruben
Schutzmatznahmen gegen etwaige Bestrebungen deutscher — Sozia-
Ustcn angeordnet. Die deutschen Sozialisten wollen auf Veranlaffung
der deutjchen Regierung hin die polnischen Eruben als Ver-
geltrmg für die Vesetzung des Ruhrgebietes durch di'e Franzofen
vernichten. Die Deutschen behaupten, datz die polnischen Eruben
si'ch tatsächlich im Besitze der Franzojen befinden. Die polnisihe Ne-
gierung will, um die oberschlesischen Gruben vor Ucbersällen durch
deutsche Banden zn schllyen, einen mit besonderen Vollmachten aus-
aestatteten Kommiffar zu diesem Zweck nach Oeberfchlcsien entsendcn."
Derartige Dehauptungen stehcn auf der gleichen Höhe wie die Nach-
richten über die angeblich geplanten deutschen „Easangrikf e",
die gegen Polnisch-Oberfchlesien von deutscher Seite nach einem
»ranzösischen Telegraphenbüro geol.ant sein sollen. Die „Crenzztg."
Kor-antys greift cin Wort des Lcichskanzlers »om „täiic-en Willen
des lleberwindens" auf und mcint: „Wir hicr in dcr Woiewodschaft
wären die ersten Leidtragenden des dcutschen Willens des Ueber-
windens. Unsere Behörden haben daher die PfUcht, auf ler Wacht
zu sein und cisrlger denit je den Deutschen aus die Finger zu sehen,
damit wir eincs schönen Tages nicht wirklich überwundrn nnd auss
neue deutschen Uebermut ertragen müffen."
Mit derartigen und ähnlichen Nachrichten wird die polnische
Preffe gefüllt. Unter Lem Schutze solcher Nachrichten glauben die
Polen ihrerseits alle ihnen geoignet erscheinenden Matznahmen
treffen zu können. So verösfentlicht dcr „Oberschl. Kurier" in den
letzten Tagen die Nachricht von der Einberufung von Polen jünge-
ren Iah mnges auch rn dcr Wojewodschast. Nach der „Obcrschh
Volksst." ii: in Ruda, der Erenzstadt von Hindenburg, Eleiwitz, ein
grötzeres polnisches Truppenkommando eingetrossen,
um bei Tag nnd Nacht cinen regcn P a t r o u i l l e n d i e n st zu
verseben. Aus Leobschütz, von der tschechoslowakischcn Erenze, meldet
die „Ostd. Morgenpost": „Die hiesige Schwadron des II. Neitor-
regiments erhielt, wie sie belannt gibt, am Sonntag, den 11. Jan.,
die Nachricht von einer Mobilisierung der Tschechoflowakei. Darauf.
hin entiandte die Earnison in der Nacht zum Montag berittenr
Husarenrotrouillen an die Erenze, die mit den deutschen Zoügrcnz-
beamten Fllhlung nahmen. Mit Ausnahme von Schietzcrelen in
Nichtung Deuljch-Rassolwitz verlief die Nacht ruhig. Die Feststeliung
der Patronillen ergab, datz an der Leobschützer Ercnze noch alles
ruhig ist." Die ehemaligen xolnsschen Insurgcnten halten in >hren
Vereinigungen, die immer wieder die E r o be r u n g v o n D s n t s ch-
Oberschlesien verlangen. fortgesetzt Verfammlungen ab, sür
die es keinen Zutritt für nicht unbedinat vertranenswürdige Pcr-
sonen gibt. Insurgentenführer ans EaUzien, Pofen und dem übrigcn
Polen ffnd wiedcr in Ost-Oberschlesien eingetrofsen und beteiUgen
sich an dem Treiben der polnischen Jnsurgenten-Organisationen.
Soweit, kurz zusammengefatzt, die Nachrichten über das Treiben in
Polnisch-Oüerschlesien.
Mit dieser Arbeit hat gleichzeitig einc lebhafte Agitation der
Polcn in Deutsch-Oberschlesien cingesctzt, die von Tag zu Tag an
Stärke zi.nimmt. Noch vor den Wahken zum obcrschlesischen Pro-
vinziallandtag am 19. Novembcr wagten dic Polen ihre Anhringer
damit bei der Fahne zu halten, datz fie in dcr Agitation immer
wider von der „Erlösung und Vereinigung Deutsch-Oberfchlesiens
mit der Mutter Polen" sprachen. Als sich dic polnischen Hoffnnngen
bei diesen Wahlen nicht erfüllten und der neu »cwählte Provinzial-
landtag znsammengetreten war. erllärte der polnische Führer. ein
Psarrer Waida, datz die polnische Bevölkerung Deutsrh-Oberschleffens
sich mit den Tatsachen absinde und loyale Staatsbürger Preutzens
und Dentichlands sein würden. Kaum hatte aber eine fllr Pclen
vermeintlich günstigere Zeit cingesetzt. da ist auch dicse Loyalitäts-
versichcrung wieder vergeffen und eine Vewegung hat eingesetzt, um
den polnijchen Nationalhatz abermals aufznstacheln und Ober-
schlesien in neue Unruhen zu versetzen. Das täglich gefährlicher
werdende Treiben dcr Polen in Deutsch-Oberschlesicn oeran'atzt«
cinen Partei'fiinktionär des Zcntrums zu einem Offenen ^riel an
den crwöhnten Polenführer. Nach einer kurzen Darlegnng dcr letzten
Entwicklung heitzt es wörilich: „Jn Lec Eegend von Klein-Ttümisch
im Kreife Crotz-Strehlitz hat die polnische Invasionssama so mächtig
ihr Haupt erhoben, datz Leutfche Leute die Nächte bereits wieder
auswärts zu verbringen begonnen haben." An cnrdercr Sielle wird
gesagt: „Wenn die volnischcn Führer die von ihnen früher erzeugti
und scheinbar unheilbare Putschpfychose weiter ausnutzen, so gejchieht
der schamloseste Skantal, die schreicndste Sünde am Volkswohi' nnd
die grötzte Illoyalität und zwar unier Jhrer Verantwortung. Heri
Pfarrer . . ."
Alie diese Nachrichten berechtigen gewitz noch nicht von cine,
direlteu Cesührdung Dcutsch-Oberschlesiens zu spreche«. Eu