66. Zahrgang Ar. 146
I Iche Post" cischeint wöchentl. Ilebenmal. Beilaien: DIdaskaNaiSonnt.> —
I »"'"haltungsblattkMontags» - Literaturblatt-Sochschulbeilage lmonati!ch>.
'— nverlanate Velträge ohne Verantwortung. Rücklcndnng nur, wenn Porto belilegt.
Heidelberger Zeitung
(Gegründet 1858)
und
Landelsblatt
«oftscheck-Uouto: Franksurt a. M. 8141»
Hauptgeschältsstelle u. Schrlftlettg. der „Badischen Post'Heidelberg, tzauvtstr. 23, Fernspr.
Nr. 182. Berliner Vertretung: Berlin 8V 48. Zimmerstraße 8, Fernspr. Zentr. 415
Münchner Vertretung: MLnchen, Seorgenstr. 107, Fernspr. S16S7.
a. M. S1L1»
Aai- BezugLVrcis der ..Bad. Post' Mk. 4NlM - iau-schl. Zustellgebührl. Selbstabhol. Mk. ZSM.-. Ausland Mk.80Ng.-
Eibbesteli.werd.nur blr zum 2. jed.Mts angenommcn. Am I u.s. noch gelief.Zeitungen ftnd nach d. Cinzelverkaufspreis zube-
^ählenDretsd. EinrelnnnrmerMk. 170.-. MdieZeitung am Crscheinen verhindert.bcsteht kein Slnspruch aufEntschädiguna
Anzeigenvreise: diell-um breits Nonpareillezeile kostet: lotale Stellengesuchc Mk.80--. kl.Gelegenheitsanzeigen Mk. 180
Familienanzeigen Mk 80.—. Geschäftsanzeigen Mk.17S.—,Finanz- und Industrieanzeigen Mk. 250.—,mit Platzvorschrift und
Montags Mk. l0.— mehr. Die 88 mm brcite Rcklamezeile kostet Mk.600.—, Anzeigen und Reklamen von auswärts 25°/o höhe
Zur Lage im Ruhrgebiei.
Seltsame Widersprüche in der Haltung der Frarizosen.
Gelsenkirchen, L8. Mai.
tik» die Morgenblätter aus Gelsenlirchen melden, haben
»u? ^bristlichen Gewerkschaften am Sonntaa ihren Austritt aus dsr
gewerkschafilicher Erundlage aebildeten Sicherheitswehr erklärt.
der ^ einer Meldunft der „Morgenyost" aus B 0 chum wurden in
7> -.Nacht zum Sonntag der Nachtwächter Otto Krueger aus der
"Hannibal" und der Oberstadlsekretär Blum, der dem
Hannibal"
'm-uiiutz anftehörte, er? ch 0 ssen- — Wie aus ElberfeId qe-
^ idet wird, ist Las erneute Gssuch des Rec;ierunftsyräs'denten
m , u b ner um Zulasiuna von Schutzyolizei in den durch die Kom-
uniston gefährdeten Gebieten wiederum von Eeneral Denvig-
die , ^bftelehnt worden. Der General hat sedoch erlaubt, da'i
wa stffurmunale Polizei in den Ortschaften verwendet wsrden darf,
oie Lage gerade bedrohlich ist. Die Erlaubnis ist an die Be-
geknüpft, dast der franMsche Kommandant der Oete. aus
tzNen die Polizei kommt, und des Ortes, !n dem sie verwsndet
istnt- n soll, sich mit der Verwendunq und dem Transport der
rl.Äei einverstanden erklärt. — Jn Dortmund wurde gestern
maßnahmen hat die hiestge Vesatzunasbehörde heute früh ver-
fügt, dah bis auf weiteres jeder Verkehr mit Lastautos,
Kleinautos und Motorrädern bei Tag und Nacht
in der ganzen Eemarkung Hattersheim verb 0 ten ist.
H chyrittag e!n von Hörde kommendes, m!t Polizeimannschaften bssetzte
sar 0 von den Aufrührern aus Häusern und Höfen über
.len und beschossen. Ein Polizeiwachtmeister
ftetötet und fieben andere durch Schüsis schwer ver-
er Zwei zur Hilfe hcrbeieilende Auios m!t Polizisten wurden
hz.^ialls überfallsn. Die am Ueberfall beteiligten Kommunistrn
»11- " mit den modernsten Waffen, besonders mit Handgranaten,
^-gerüstct. (!) Ein für die Nacht geplanter allgemeiner Angriff
die Polizei unterblieb, anscheinend weaen des Nichteinireffens
hr,,*er aufgebotensr Hundertschaften. — Jm Landkreise Dort-
fi^'ld ist es heute morgen ruhig geblieben. Jm Laufe des Tages
Ln^il uberall Derfammlungen der Streikenden statt. — Es ist nach
h„^ der Dinge offenbar, datz d!e sVranzosen den Aufruhr billigen
sy," fordern. Jn einem immer seltsameren Lichte erscheint daher
Oftv offenbar beeinflutzte Depesche aus Düsieldorf: Man habe
^>»?ENdigt, die Besetzungsbehörden wollten um jeden
bei den jetzigen Zwischenfällen im RuhrgeLiet neutral
4v)-- ' ^ s^i gut festzustellen, datz die Ruhrbesetzung niemals den
Di E^.gehabt habe, die Verwaltung deutscher Eebiete zu Lbernshmen-
h>,? iranzöstschen Truppen hätten stch Lis jetzt abseits gehalten,
ip nicht in der Absicht der alliierten Regisrungen liege, stch
innerdeutschen Angelegenheiten einzumischen. (Mit einem
(D, Red.). «ie se>en >>er Ansickit. datz der deutschen Polizei
h,:'? verjagt ist! D. Red.) allein die Aufgabe znfalle, d!e Ordnung
dh, °^f»erzustellen, aber man müsie bmzufllgen, dasi es sich nicht
Neutralität um jeden Preis handle, und daf; die Truppen
^rifen würden, wenn ihre Sicherheit bedroht wird.
«
ftr,-^siern moryen wurde nach der „KLlnischen Zeitung" in -iner
18»,si ösffentlichen VergarbeiteWersammlung auf der „M'ese" bei
festn - "k i rch e n ber Gener alstr e ik ausgerufen. Es wurlde
teu^gt, diesem, von k 0 m m u n i st i s ch er Seite angesettel-
td^. weneralstre'K nachdrücklichst am Monta-g Eeltung verschafst
ld^r ^ ^olle. Da in dieser Veisnmmlunq belannt wur>e ^--tz auf
„Rhein-Elbe" sin Teil der Bergavbeiter mst Halben-
lUfto' . böfchäftigt ser. rückten sofort «twa zweitaufend Derffamm-
ste,, ÄMnehmer vor diese Schächte und vertrieben ''u'"! ^en lchver-
tjch ^errorakten dffe Bergarbeiter von itzrer Arbeit. Aeuker-
^i« zurzeit GelsenNrchen und das mittlere ^-^-"Nriegsbiet
tiessten Frieden aus, aber «s !st kein Zweiffel, dasi dcr hsutige
der Höhepunkt dafür ffein wird, w-as kommunistiffcher Terror
'oormunistiffche Mllkür anzurichten in der Lage sein werden.
Wlien und d!e Ruhrsrage.
Auch Mussoliui drängt zu Berhandlllnge«.
Patis, 28. Mai.
H>>l Aich dem „Eaulois" wivd in der Umgebung Mussalinis
N>t,molick auf d-ie gestrigen,Meld-u-ngen von einer bevorstshenden
. Avtffli^Ue sobabd wie möglich b-effprechen würde. Der französiffche
m Rom, Barröre, habe gestern mit ihm eine längers
Mer vi« internationale Lage, di-e Revarationsfrage,
?ie t' -- Die „Dea Nazionale" veröfffenMcht zwei Artikel gegen
silpp'?sinzölische Politik. Jm ersten Artikel warnt Eanta-
^<lh»^'°vvor, den beruhigenden Zusicherungen Poincarss zu
^ weist auf d-i« Schrifft Veiffsyes „Der Frieden durch
a.i,s der Frankreichs Ländergier sowie seine Abstcht,
Mft ^ Ruhrbesctzung das Rheinland losgureisien, hervorgehe. In
^lf^Iten Artikel greifft Eoppola Poincaräs Behauptung an.
Uk s? habe der Ru-hrb-esetzung zugestimmt. Vielmehr sei Jtalicn
LstlxA Wirtffchaftspfänder eingeireten, wogegen Frankreich unter
des Pertrags auch autzerhalb des Rahmens von Versailles
? suche, welche das europäiffche Gleichgewicht und dffe In-
^r anderen Wffierten schädigten, was letztere, ins-
d, * ,3talien nicht zugeben lönnien. Di-eses ffei beffonkers auch
^ kanzösiffchen Pläne in Dalmatien stutz'g, aus denen
""k Jtaliens d!e notwendigen Folgevungen ziehen müsse.
^ polncares Verlranensfrage.
27 Mai. (Eig. Drahtm.) Di« französiffch«
m-orgen -die Ruh-vdebatte been-den. Morgen ffpricht
h'- ^ ardieu. Mon erwartet, daß Poincar« vor dem
Sanktionsmaßnahmen.
tllüe'c.,5' 28. Mai. An ALänderung der wegen des
*""«» i,l Hattersheim verhängten Sanktions-
Sngland mid drr Kommmistrnairsffand.
Englische Rcchtfertigung fiir Frankreichs Haltung.
Von unserem -Korrespondcnten.
Londön, 28. Mai.
Nach einer offiziellen Meldung des „Daily Telegraph"
werden die linruhen im Ruhrgebiet an amtlicher eng-
lischer Stelle mit Besorgnis verfolzt, doch wird davor ge-
warnt, hinsichtUch ihrer Ursachen und ihrer möglichen Folgen, vor-
eilige Schlusifolgerungen zu ziehen. Es scheins sich teilwsiffe um
lokale Vorfälle zu handeln und es sei auch noch nicht fcstgestellt. wel
chcn Anieil die russischen Bolschewisten und dio dcutschen Na
tionalisten (?) an dem Ausbruch der Vewsgung hatlen. Hin-
1 sichtlich der Haltung der Franzosen miisse man deren
Schwicrigkeiten in Beiracht ziehen. Die Sicherheitsxolizei, die mili-
tarisch organisiert sei, sei ohne Zweifel gegen den Buchfftaben, wahr-
scheinlich auch gegen den Geist des Äersailler Vertrags gewesen und
dre Franzosen handelten ganz mit Necht, wenn sie sie oiuflösten. (!)
Würden aüer die Franzosen ihrerseits eingreifen, so würde Fran?-
reich beschuldigt werden, Las deutsche Prolstariat zu unterdrücken.
Jm Anschluß hieran wird dann mitgeteilt. datz England iind Frank-
reich in Verhandlungen über die Wiederaufnahme der Tätrgkeit der
interalliierten Kontrollkommission eingetretcn sind. England scheint
noch an dem Standpunkt festzuhalten, datz diese Matzregeln unter den
gegenwärtigen Verhältnisien zu gefährlichen Zwischenfällen führen
könnten, die besier vermieden werden würden.
Weitere Jnformationen desselben Blattes sprechen von neucn
Enthiillungen, aus denen
die kriegerische» Vorberektungen dsr keutschen Nationaliste«
ersichtlich sein sollen. (!) So seien in der Nähe von Potsdam
und Bremen Schulen unterhalten worden, in dencn frühere Armee-
und Marineoffiziere Lber neue Kriegsmethoden unterrichtet würden.
Jm Zusammenhang mit diesem llnterricht seren bewaffnete Autos
benutzt worden. von denen kürzlich eine Änzahl in erner rheinischen
Fabrrk von den Franzosen beschlagnahmt worden seren. All diefe
Ereignrsie spielten sich ohne Wisien der Regierung oder des Reichs-
tags ab und man erkenne daraus, wie sehr die Nationalisten bereit
seien, ernen Staat im Staate zu bilden, und wie sehr sie eine Ge-
fahr für Deutschland selbst gewordsn seien. Für d!e kommunist.schen
llnruhen im Ruhrgebiet könne stch d!e deutffche Negierung Lei flch
selbst bedanken, denn ste müsie gewutzt haben, datz Radek und seine
Freunde seit mehr als vier Monaten mit deren Varbereitungen be-
schäftigt waren. Jm Januar habe d!e deutschs Rearerung vcrsucht,
von Nadek das Versprechen zu erhalten, datz die Kommrirristen die
Politik des passtven Widerstandes mitmachen würdcn, aber Nadek
habe geltend gemacht, er könne ern solches Vsrsurechen nicht geben
Moskau habe das Nuhrgebiet mit Eeld überschüttet. Datz dadurch
den Franzosen geholfen werde, störe die kommun-stischen Machthaber
nicht im geringsten, denn Frankreich sei ihnen 'imncr noch sym-
pathischer als die gegenwärtige deutsche Politrk. k') Die Bol-
schewffsten verfilgen an der Ruhr das Ziel, die Bergwerke auf ?om-
munistischer Erundlage zu betreiben und Kohle an d!e Franzosen
zu verkaufen.
Ser Terwr in SMen.
Die Regierung mutz das TreiLe» dulden.
Dresden. 28. Mai.
Die Zuffammenrottungen und Umzüge von Erwerbsloffen und
lichtscheuem Eesindel setzten sich heute rn verstärktem Umfang
fort. Infolgedesien tzaben nicht nur die Markthallen, sondern auch
alle Geschäfte und Eastwirtschaften im Innern und an der
Erenze der Stadt geschlossen. Die „Regierung" hat bisher
nichts getan, um den verfassungsmätzigen Zustand wiederher-
zustellen, sondern nur an die Eeschäftswelt dre Drohung (!)
ergehcn lasien, datz ste d!e Handelserlaubnis entzrehen werde, wenn
nicht den sogenannten Kontrollorganen dic geforderten Auskllnfte
erteilt werden. Wie es scheint, mutz die Regrerung dres Trsiben
dulden, da ste sonst von den Kommunisten gestürzt werden würde.
D!e Folgen dieser Anarchie werden sich bald Lemerkbar machen.
Wie verlautet, werden d!e Ladeninhaber ffolange geffchlosffen halten,
bis ihnen ausreichender Schutz garantiert wird.
Die pariameniarisOe Lage!n London.
London, 28. Mai- Das Unterhaus tritt heute wieder
zusammen. An die Mitglieder der Negierungspartei ist die Auf-
forderung ergangen, bei der heutigen Debatte stch auf ein ener-
gisches Aüftreten derLiberalen und derArbeiter-
Opposition gefatzt zu machen. — Erotzes Aufsehen erregt in
der Presse ein Schreiben Eham.berlains an den Vorfitzenden
der Konservativen Vereinigung von Virmingham, in dem er
erklärt. der Premierminister sei mit ihm erst rrach der Bildung
des Kabinetts in Verhindung getreten. Wcnn seine Unter-
stützung erbeten worden wäre, so wllrde er ste gern gewährt haben.
Andere Kräfte seierr jedoch zwischcn den Premierminister und seinen
Wunsch nach vollständiger Vsrernigung der Konservativen gstreten.
— Wie bereits gemeldet, hatte Baldwin Lhamberlain den Bot-
schaftcrposten in Washington angeboten. den Chamberlain jedoch
a b l e h n t e.
„Daily Ehronicle" schreibt: Die Spaltung in der kon-
servativen Partei sei erneut vertieft worden.
Die heutige Sitzung der englischen konservativen
Partei hat Baldwin zum Parteiführer gewählt.
ZrankreichösrhiüdertdeuischeLeWngen
Jn seincr ablehn>enden Antwortnote awf Las letzte Angebot der
deutschen Reichsregierung Lesch-wor Poincars w-ieder an mehre-re«
Stellen di« „K r ieg s r u i n e n" und verwüsteten noydffranzöfischcn
Eebiete: er erzählte die angeblichen Auftvendungen Frankreichs znr
Wiederherstellung de-r Schäden nnd evklärte „entffchlosien", di« „Un-
gerechtig-keit micht d-u-l-den zu wollen", Latz „die während vier Jahre
beff-etzten Eebiete bis r-ns Unewdl-iche verwüstet Llieben", währen-h
Deutffchland daraus nur-Nutzen ziehe. (!) Alffo der „böse
Wille" Deutffchlands soll Ler Welt wied-er einmal mit gekränkter
Miene vorgefühvt werden, sel-bst auf -die Eefahr hin, datz L-ie Tat-
fachen der Mahrheit ffo sehr ins Eesicht schlagen, wie in dieseni Falle.
Denn der ganzen frangö-sischen Politik gegen Deutschland seit dem
Friedenssthlutz würde die kü-nstlich hergestellte, fiktive „Rechlsgruirk-
l-ag-e" fehlen, wenn d-ie Pariffer Staatslenker zugeLen wollten, Latz
ihnen am WiederaA-fkwu der zerstörten Eebtete so gut wie nichts,
an der polit-iffchen und wirtffchafftlichen Zertrüm-merung des D-sutffchen
Neiches alles gelegen ist. Die ganze bisherige Repara-
tionspolitik Frankreichs, soweit es srch um den
Wie-deraufLau des Kriegsgebietes handelt, ist
ein fortgeffetzter Sabotageversuch gegen die deut-
schen Vemühungen. die entstandenen Schädcn z«
heilen. An d-ieffer nachweis-haren Tatsache kann weder d!e schrofiste
Ablehnungsnote des Herrn Poincars noch seine phraffenvoich« A-dvv-
katensent!mcnial-i-tät etwas ändern.
Man erinnere sich: die deutschen Eewerkschafte«
stellten sich znr Verfügnng, um dnrch Entff«nk»ung von
Arbeitern das Au-fbaugebiet zu repavieren,' d-i« französiffche RegisrunK
lehnte ab. Als d!e fvanzöstffchen Eerverkffchaften den gleichen Ee-
danken aufgrifien und stch zu korpovativer Arbeit bereit evklä:ten(
verffchanzt« stch das Pariffer Kabinett hintsr der angSblichen Aö
neigung der Bewohner des Norddepartem-ents, und als stch nach einer.
Lesonderen Mbstimmung herausstellte, datz nur eine ganz ger- ng-
fiigig« Minderheit gegen die Mitwrrkung deutscher Arbeiter war, da
galb dieffe kleine Minoritäj den Ansschlag für d-i« Entschlüsis der.
franrösiffchen Regieruirg: mußt« d«n Ausffchlag geben, woi-l es 7-te
Pariffer Politik so w-ollte, u-nd zwar als Vollstrecker des Willens der
französischen Erotzin-dufftrie. Also trotz dem Eejamtwillen der fran°,
zösi-schen Arbei-terschaft, trotz dem Verlangen der weit überwiegendenft
Mehrzahl der Geschä-digten in Nordffrankreich vermindert die sran»!
zösische Negierung mit vollerAbfficht di« M-itwirkung der dazn-
bereiten deutschen Arbeiter an der Wiederherstellung des Landes.
Di« gleiche Meth-od« fvanzösischer Sabotage, o-ffeifiund-ig für
jeden, der sehen will, bcobachtet man in der Frage der deutsihcM
Sachl-eistungen. Sehr lMfschlutzreich sinld nach dreffer Richtung die
eigenen Mitteilu-ngen der Reparationskommrffsion, in der Frankrerchi
selbst die Vorherrffchaft hat. Nach dem Beffchlusie von Eannes vvm
21- März v- I. sollte Deutffchland 1922 Sachl-iefferungen an d-ie Alli»-
ierten i-m Wert von 1159 Millionen Eold-mark leisten, von üeneir
für 950 Millionen Eoldmark an Frankreich gehen ffollten. llnd was-
tat dieses? Dasselb« Frankrei-ch, das von der Reparationskommiffsion
ein« deutsche „Derfehlung" nach der a-nderen feststellen lätzt, foüiertet
von den ihm zustehenden 950 Millionen Goldmark Sachleistungen auff'
Neparationskonto nur für 209 Millronen Eo-ldmark, also sin weniz
mehr als den fünften Teil an, während die Lbrigen Staaten das:
ihnen zufftehend« Quantum fast ganz (zu 94 Prozent) ausnutztern?
Autzerdem entfällt von dem von Frankreich angefforderten Fünstek
noch etwa neun Zehntel anf Kohlcnl-iefferungcn und nur etwas rnehr:
als ein Zehntel der an sich ffchon auffallsnd geringen Anfordsrunx
Frankreichs sollt« dem Wiederaufbau zuMte konrmen. Frankreich
hat also auf vier Funstel der rhm freffstehendea-
Bestellnngen auf deutffche Sachlieferungen mit voller AbsickM
verzichtet und dam-it felbst die Mögl-ichkeiff ei-nes schnellen Wiedcr»
auffbans ffeiner Kriegsgebiete »evhindert.
Eine deutsche Dehauptung, gar ei-ne ,/deufiche Lüge"? O neirr,
die Zeugenffchafft französiffcher unld frarrzoff-enffre undli cher
Politiker ist vernichtenld deutlich: „Durch fferue Unffähigkeit, die jm
Versailler Vertrag gegebenen Möglichkeiten auszu-nutzen, hat das
Mlnisterium PoincarS i-m Eegensatz zu den anderen Mächten
im Iahr-e 1922 die Bewohner Les zerstörten Gsbietes um den Detraz
von 2,5 Milliarden Franks geffchäd-igt", schrieb Tardieu, der M:t-
ffchöpffer des Versailler Gewaltfriedens kürzlffch ffm „Echo National".
Charles Etd« deckte im „Progrös Eivigue" das falffch« Spiel
vollends anf: „Durch zahlreffch« Tatffachen", hietz es fort, „ffst er-
wiesen, datz Deutffchlands Leffstuwgen durch Fmnlreichs Verffchulden
verhindert rvordeir sin-d.... Di« Erklärung dafür ifft, datz unsere
Unternehmer dff« Leutsche Konkurrenz nicht wünffchten. S!e h-rben
sich Las Monopol für den Wiederaufbau der zerstörten Eebiere
reffe-rviert und wollen am lffebsten auch e!n Monopol für den Welt-
mavkt." Und ffchlffetzlich wurde kürzlffch ffn einem Parffffer Berffcht des
überaus franzoffensreundlffchen tffchechiffchen Regff-erungsorgans, der
„Ezeskosloven-ska Nepublffka", ganz ähnlich geffagt, der Grund Laffür.
datz Frankreich jene L-ieferuugen nicht verlangte, lffege Larin, datz
die französiffchenJndustriellendiedeutschen Sach»
leistungen nicht nach Frankreich hinein lassen
w 0 l l t e n.
Wenn Frankreichs böser Wille sogar von französtffcher und fran»
zoffenfreundlicher Seite so eff-nwandsreff jestgestellt, di« Salwiagc de«
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(Gegründet 1858)
und
Landelsblatt
«oftscheck-Uouto: Franksurt a. M. 8141»
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Nr. 182. Berliner Vertretung: Berlin 8V 48. Zimmerstraße 8, Fernspr. Zentr. 415
Münchner Vertretung: MLnchen, Seorgenstr. 107, Fernspr. S16S7.
a. M. S1L1»
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^ählenDretsd. EinrelnnnrmerMk. 170.-. MdieZeitung am Crscheinen verhindert.bcsteht kein Slnspruch aufEntschädiguna
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Familienanzeigen Mk 80.—. Geschäftsanzeigen Mk.17S.—,Finanz- und Industrieanzeigen Mk. 250.—,mit Platzvorschrift und
Montags Mk. l0.— mehr. Die 88 mm brcite Rcklamezeile kostet Mk.600.—, Anzeigen und Reklamen von auswärts 25°/o höhe
Zur Lage im Ruhrgebiei.
Seltsame Widersprüche in der Haltung der Frarizosen.
Gelsenkirchen, L8. Mai.
tik» die Morgenblätter aus Gelsenlirchen melden, haben
»u? ^bristlichen Gewerkschaften am Sonntaa ihren Austritt aus dsr
gewerkschafilicher Erundlage aebildeten Sicherheitswehr erklärt.
der ^ einer Meldunft der „Morgenyost" aus B 0 chum wurden in
7> -.Nacht zum Sonntag der Nachtwächter Otto Krueger aus der
"Hannibal" und der Oberstadlsekretär Blum, der dem
Hannibal"
'm-uiiutz anftehörte, er? ch 0 ssen- — Wie aus ElberfeId qe-
^ idet wird, ist Las erneute Gssuch des Rec;ierunftsyräs'denten
m , u b ner um Zulasiuna von Schutzyolizei in den durch die Kom-
uniston gefährdeten Gebieten wiederum von Eeneral Denvig-
die , ^bftelehnt worden. Der General hat sedoch erlaubt, da'i
wa stffurmunale Polizei in den Ortschaften verwendet wsrden darf,
oie Lage gerade bedrohlich ist. Die Erlaubnis ist an die Be-
geknüpft, dast der franMsche Kommandant der Oete. aus
tzNen die Polizei kommt, und des Ortes, !n dem sie verwsndet
istnt- n soll, sich mit der Verwendunq und dem Transport der
rl.Äei einverstanden erklärt. — Jn Dortmund wurde gestern
maßnahmen hat die hiestge Vesatzunasbehörde heute früh ver-
fügt, dah bis auf weiteres jeder Verkehr mit Lastautos,
Kleinautos und Motorrädern bei Tag und Nacht
in der ganzen Eemarkung Hattersheim verb 0 ten ist.
H chyrittag e!n von Hörde kommendes, m!t Polizeimannschaften bssetzte
sar 0 von den Aufrührern aus Häusern und Höfen über
.len und beschossen. Ein Polizeiwachtmeister
ftetötet und fieben andere durch Schüsis schwer ver-
er Zwei zur Hilfe hcrbeieilende Auios m!t Polizisten wurden
hz.^ialls überfallsn. Die am Ueberfall beteiligten Kommunistrn
»11- " mit den modernsten Waffen, besonders mit Handgranaten,
^-gerüstct. (!) Ein für die Nacht geplanter allgemeiner Angriff
die Polizei unterblieb, anscheinend weaen des Nichteinireffens
hr,,*er aufgebotensr Hundertschaften. — Jm Landkreise Dort-
fi^'ld ist es heute morgen ruhig geblieben. Jm Laufe des Tages
Ln^il uberall Derfammlungen der Streikenden statt. — Es ist nach
h„^ der Dinge offenbar, datz d!e sVranzosen den Aufruhr billigen
sy," fordern. Jn einem immer seltsameren Lichte erscheint daher
Oftv offenbar beeinflutzte Depesche aus Düsieldorf: Man habe
^>»?ENdigt, die Besetzungsbehörden wollten um jeden
bei den jetzigen Zwischenfällen im RuhrgeLiet neutral
4v)-- ' ^ s^i gut festzustellen, datz die Ruhrbesetzung niemals den
Di E^.gehabt habe, die Verwaltung deutscher Eebiete zu Lbernshmen-
h>,? iranzöstschen Truppen hätten stch Lis jetzt abseits gehalten,
ip nicht in der Absicht der alliierten Regisrungen liege, stch
innerdeutschen Angelegenheiten einzumischen. (Mit einem
(D, Red.). «ie se>en >>er Ansickit. datz der deutschen Polizei
h,:'? verjagt ist! D. Red.) allein die Aufgabe znfalle, d!e Ordnung
dh, °^f»erzustellen, aber man müsie bmzufllgen, dasi es sich nicht
Neutralität um jeden Preis handle, und daf; die Truppen
^rifen würden, wenn ihre Sicherheit bedroht wird.
«
ftr,-^siern moryen wurde nach der „KLlnischen Zeitung" in -iner
18»,si ösffentlichen VergarbeiteWersammlung auf der „M'ese" bei
festn - "k i rch e n ber Gener alstr e ik ausgerufen. Es wurlde
teu^gt, diesem, von k 0 m m u n i st i s ch er Seite angesettel-
td^. weneralstre'K nachdrücklichst am Monta-g Eeltung verschafst
ld^r ^ ^olle. Da in dieser Veisnmmlunq belannt wur>e ^--tz auf
„Rhein-Elbe" sin Teil der Bergavbeiter mst Halben-
lUfto' . böfchäftigt ser. rückten sofort «twa zweitaufend Derffamm-
ste,, ÄMnehmer vor diese Schächte und vertrieben ''u'"! ^en lchver-
tjch ^errorakten dffe Bergarbeiter von itzrer Arbeit. Aeuker-
^i« zurzeit GelsenNrchen und das mittlere ^-^-"Nriegsbiet
tiessten Frieden aus, aber «s !st kein Zweiffel, dasi dcr hsutige
der Höhepunkt dafür ffein wird, w-as kommunistiffcher Terror
'oormunistiffche Mllkür anzurichten in der Lage sein werden.
Wlien und d!e Ruhrsrage.
Auch Mussoliui drängt zu Berhandlllnge«.
Patis, 28. Mai.
H>>l Aich dem „Eaulois" wivd in der Umgebung Mussalinis
N>t,molick auf d-ie gestrigen,Meld-u-ngen von einer bevorstshenden
. Avtffli^Ue sobabd wie möglich b-effprechen würde. Der französiffche
m Rom, Barröre, habe gestern mit ihm eine längers
Mer vi« internationale Lage, di-e Revarationsfrage,
?ie t' -- Die „Dea Nazionale" veröfffenMcht zwei Artikel gegen
silpp'?sinzölische Politik. Jm ersten Artikel warnt Eanta-
^<lh»^'°vvor, den beruhigenden Zusicherungen Poincarss zu
^ weist auf d-i« Schrifft Veiffsyes „Der Frieden durch
a.i,s der Frankreichs Ländergier sowie seine Abstcht,
Mft ^ Ruhrbesctzung das Rheinland losgureisien, hervorgehe. In
^lf^Iten Artikel greifft Eoppola Poincaräs Behauptung an.
Uk s? habe der Ru-hrb-esetzung zugestimmt. Vielmehr sei Jtalicn
LstlxA Wirtffchaftspfänder eingeireten, wogegen Frankreich unter
des Pertrags auch autzerhalb des Rahmens von Versailles
? suche, welche das europäiffche Gleichgewicht und dffe In-
^r anderen Wffierten schädigten, was letztere, ins-
d, * ,3talien nicht zugeben lönnien. Di-eses ffei beffonkers auch
^ kanzösiffchen Pläne in Dalmatien stutz'g, aus denen
""k Jtaliens d!e notwendigen Folgevungen ziehen müsse.
^ polncares Verlranensfrage.
27 Mai. (Eig. Drahtm.) Di« französiffch«
m-orgen -die Ruh-vdebatte been-den. Morgen ffpricht
h'- ^ ardieu. Mon erwartet, daß Poincar« vor dem
Sanktionsmaßnahmen.
tllüe'c.,5' 28. Mai. An ALänderung der wegen des
*""«» i,l Hattersheim verhängten Sanktions-
Sngland mid drr Kommmistrnairsffand.
Englische Rcchtfertigung fiir Frankreichs Haltung.
Von unserem -Korrespondcnten.
Londön, 28. Mai.
Nach einer offiziellen Meldung des „Daily Telegraph"
werden die linruhen im Ruhrgebiet an amtlicher eng-
lischer Stelle mit Besorgnis verfolzt, doch wird davor ge-
warnt, hinsichtUch ihrer Ursachen und ihrer möglichen Folgen, vor-
eilige Schlusifolgerungen zu ziehen. Es scheins sich teilwsiffe um
lokale Vorfälle zu handeln und es sei auch noch nicht fcstgestellt. wel
chcn Anieil die russischen Bolschewisten und dio dcutschen Na
tionalisten (?) an dem Ausbruch der Vewsgung hatlen. Hin-
1 sichtlich der Haltung der Franzosen miisse man deren
Schwicrigkeiten in Beiracht ziehen. Die Sicherheitsxolizei, die mili-
tarisch organisiert sei, sei ohne Zweifel gegen den Buchfftaben, wahr-
scheinlich auch gegen den Geist des Äersailler Vertrags gewesen und
dre Franzosen handelten ganz mit Necht, wenn sie sie oiuflösten. (!)
Würden aüer die Franzosen ihrerseits eingreifen, so würde Fran?-
reich beschuldigt werden, Las deutsche Prolstariat zu unterdrücken.
Jm Anschluß hieran wird dann mitgeteilt. datz England iind Frank-
reich in Verhandlungen über die Wiederaufnahme der Tätrgkeit der
interalliierten Kontrollkommission eingetretcn sind. England scheint
noch an dem Standpunkt festzuhalten, datz diese Matzregeln unter den
gegenwärtigen Verhältnisien zu gefährlichen Zwischenfällen führen
könnten, die besier vermieden werden würden.
Weitere Jnformationen desselben Blattes sprechen von neucn
Enthiillungen, aus denen
die kriegerische» Vorberektungen dsr keutschen Nationaliste«
ersichtlich sein sollen. (!) So seien in der Nähe von Potsdam
und Bremen Schulen unterhalten worden, in dencn frühere Armee-
und Marineoffiziere Lber neue Kriegsmethoden unterrichtet würden.
Jm Zusammenhang mit diesem llnterricht seren bewaffnete Autos
benutzt worden. von denen kürzlich eine Änzahl in erner rheinischen
Fabrrk von den Franzosen beschlagnahmt worden seren. All diefe
Ereignrsie spielten sich ohne Wisien der Regierung oder des Reichs-
tags ab und man erkenne daraus, wie sehr die Nationalisten bereit
seien, ernen Staat im Staate zu bilden, und wie sehr sie eine Ge-
fahr für Deutschland selbst gewordsn seien. Für d!e kommunist.schen
llnruhen im Ruhrgebiet könne stch d!e deutffche Negierung Lei flch
selbst bedanken, denn ste müsie gewutzt haben, datz Radek und seine
Freunde seit mehr als vier Monaten mit deren Varbereitungen be-
schäftigt waren. Jm Januar habe d!e deutschs Rearerung vcrsucht,
von Nadek das Versprechen zu erhalten, datz die Kommrirristen die
Politik des passtven Widerstandes mitmachen würdcn, aber Nadek
habe geltend gemacht, er könne ern solches Vsrsurechen nicht geben
Moskau habe das Nuhrgebiet mit Eeld überschüttet. Datz dadurch
den Franzosen geholfen werde, störe die kommun-stischen Machthaber
nicht im geringsten, denn Frankreich sei ihnen 'imncr noch sym-
pathischer als die gegenwärtige deutsche Politrk. k') Die Bol-
schewffsten verfilgen an der Ruhr das Ziel, die Bergwerke auf ?om-
munistischer Erundlage zu betreiben und Kohle an d!e Franzosen
zu verkaufen.
Ser Terwr in SMen.
Die Regierung mutz das TreiLe» dulden.
Dresden. 28. Mai.
Die Zuffammenrottungen und Umzüge von Erwerbsloffen und
lichtscheuem Eesindel setzten sich heute rn verstärktem Umfang
fort. Infolgedesien tzaben nicht nur die Markthallen, sondern auch
alle Geschäfte und Eastwirtschaften im Innern und an der
Erenze der Stadt geschlossen. Die „Regierung" hat bisher
nichts getan, um den verfassungsmätzigen Zustand wiederher-
zustellen, sondern nur an die Eeschäftswelt dre Drohung (!)
ergehcn lasien, datz ste d!e Handelserlaubnis entzrehen werde, wenn
nicht den sogenannten Kontrollorganen dic geforderten Auskllnfte
erteilt werden. Wie es scheint, mutz die Regrerung dres Trsiben
dulden, da ste sonst von den Kommunisten gestürzt werden würde.
D!e Folgen dieser Anarchie werden sich bald Lemerkbar machen.
Wie verlautet, werden d!e Ladeninhaber ffolange geffchlosffen halten,
bis ihnen ausreichender Schutz garantiert wird.
Die pariameniarisOe Lage!n London.
London, 28. Mai- Das Unterhaus tritt heute wieder
zusammen. An die Mitglieder der Negierungspartei ist die Auf-
forderung ergangen, bei der heutigen Debatte stch auf ein ener-
gisches Aüftreten derLiberalen und derArbeiter-
Opposition gefatzt zu machen. — Erotzes Aufsehen erregt in
der Presse ein Schreiben Eham.berlains an den Vorfitzenden
der Konservativen Vereinigung von Virmingham, in dem er
erklärt. der Premierminister sei mit ihm erst rrach der Bildung
des Kabinetts in Verhindung getreten. Wcnn seine Unter-
stützung erbeten worden wäre, so wllrde er ste gern gewährt haben.
Andere Kräfte seierr jedoch zwischcn den Premierminister und seinen
Wunsch nach vollständiger Vsrernigung der Konservativen gstreten.
— Wie bereits gemeldet, hatte Baldwin Lhamberlain den Bot-
schaftcrposten in Washington angeboten. den Chamberlain jedoch
a b l e h n t e.
„Daily Ehronicle" schreibt: Die Spaltung in der kon-
servativen Partei sei erneut vertieft worden.
Die heutige Sitzung der englischen konservativen
Partei hat Baldwin zum Parteiführer gewählt.
ZrankreichösrhiüdertdeuischeLeWngen
Jn seincr ablehn>enden Antwortnote awf Las letzte Angebot der
deutschen Reichsregierung Lesch-wor Poincars w-ieder an mehre-re«
Stellen di« „K r ieg s r u i n e n" und verwüsteten noydffranzöfischcn
Eebiete: er erzählte die angeblichen Auftvendungen Frankreichs znr
Wiederherstellung de-r Schäden nnd evklärte „entffchlosien", di« „Un-
gerechtig-keit micht d-u-l-den zu wollen", Latz „die während vier Jahre
beff-etzten Eebiete bis r-ns Unewdl-iche verwüstet Llieben", währen-h
Deutffchland daraus nur-Nutzen ziehe. (!) Alffo der „böse
Wille" Deutffchlands soll Ler Welt wied-er einmal mit gekränkter
Miene vorgefühvt werden, sel-bst auf -die Eefahr hin, datz L-ie Tat-
fachen der Mahrheit ffo sehr ins Eesicht schlagen, wie in dieseni Falle.
Denn der ganzen frangö-sischen Politik gegen Deutschland seit dem
Friedenssthlutz würde die kü-nstlich hergestellte, fiktive „Rechlsgruirk-
l-ag-e" fehlen, wenn d-ie Pariffer Staatslenker zugeLen wollten, Latz
ihnen am WiederaA-fkwu der zerstörten Eebtete so gut wie nichts,
an der polit-iffchen und wirtffchafftlichen Zertrüm-merung des D-sutffchen
Neiches alles gelegen ist. Die ganze bisherige Repara-
tionspolitik Frankreichs, soweit es srch um den
Wie-deraufLau des Kriegsgebietes handelt, ist
ein fortgeffetzter Sabotageversuch gegen die deut-
schen Vemühungen. die entstandenen Schädcn z«
heilen. An d-ieffer nachweis-haren Tatsache kann weder d!e schrofiste
Ablehnungsnote des Herrn Poincars noch seine phraffenvoich« A-dvv-
katensent!mcnial-i-tät etwas ändern.
Man erinnere sich: die deutschen Eewerkschafte«
stellten sich znr Verfügnng, um dnrch Entff«nk»ung von
Arbeitern das Au-fbaugebiet zu repavieren,' d-i« französiffche RegisrunK
lehnte ab. Als d!e fvanzöstffchen Eerverkffchaften den gleichen Ee-
danken aufgrifien und stch zu korpovativer Arbeit bereit evklä:ten(
verffchanzt« stch das Pariffer Kabinett hintsr der angSblichen Aö
neigung der Bewohner des Norddepartem-ents, und als stch nach einer.
Lesonderen Mbstimmung herausstellte, datz nur eine ganz ger- ng-
fiigig« Minderheit gegen die Mitwrrkung deutscher Arbeiter war, da
galb dieffe kleine Minoritäj den Ansschlag für d-i« Entschlüsis der.
franrösiffchen Regieruirg: mußt« d«n Ausffchlag geben, woi-l es 7-te
Pariffer Politik so w-ollte, u-nd zwar als Vollstrecker des Willens der
französischen Erotzin-dufftrie. Also trotz dem Eejamtwillen der fran°,
zösi-schen Arbei-terschaft, trotz dem Verlangen der weit überwiegendenft
Mehrzahl der Geschä-digten in Nordffrankreich vermindert die sran»!
zösische Negierung mit vollerAbfficht di« M-itwirkung der dazn-
bereiten deutschen Arbeiter an der Wiederherstellung des Landes.
Di« gleiche Meth-od« fvanzösischer Sabotage, o-ffeifiund-ig für
jeden, der sehen will, bcobachtet man in der Frage der deutsihcM
Sachl-eistungen. Sehr lMfschlutzreich sinld nach dreffer Richtung die
eigenen Mitteilu-ngen der Reparationskommrffsion, in der Frankrerchi
selbst die Vorherrffchaft hat. Nach dem Beffchlusie von Eannes vvm
21- März v- I. sollte Deutffchland 1922 Sachl-iefferungen an d-ie Alli»-
ierten i-m Wert von 1159 Millionen Eold-mark leisten, von üeneir
für 950 Millionen Eoldmark an Frankreich gehen ffollten. llnd was-
tat dieses? Dasselb« Frankrei-ch, das von der Reparationskommiffsion
ein« deutsche „Derfehlung" nach der a-nderen feststellen lätzt, foüiertet
von den ihm zustehenden 950 Millionen Goldmark Sachleistungen auff'
Neparationskonto nur für 209 Millronen Eo-ldmark, also sin weniz
mehr als den fünften Teil an, während die Lbrigen Staaten das:
ihnen zufftehend« Quantum fast ganz (zu 94 Prozent) ausnutztern?
Autzerdem entfällt von dem von Frankreich angefforderten Fünstek
noch etwa neun Zehntel anf Kohlcnl-iefferungcn und nur etwas rnehr:
als ein Zehntel der an sich ffchon auffallsnd geringen Anfordsrunx
Frankreichs sollt« dem Wiederaufbau zuMte konrmen. Frankreich
hat also auf vier Funstel der rhm freffstehendea-
Bestellnngen auf deutffche Sachlieferungen mit voller AbsickM
verzichtet und dam-it felbst die Mögl-ichkeiff ei-nes schnellen Wiedcr»
auffbans ffeiner Kriegsgebiete »evhindert.
Eine deutsche Dehauptung, gar ei-ne ,/deufiche Lüge"? O neirr,
die Zeugenffchafft französiffcher unld frarrzoff-enffre undli cher
Politiker ist vernichtenld deutlich: „Durch fferue Unffähigkeit, die jm
Versailler Vertrag gegebenen Möglichkeiten auszu-nutzen, hat das
Mlnisterium PoincarS i-m Eegensatz zu den anderen Mächten
im Iahr-e 1922 die Bewohner Les zerstörten Gsbietes um den Detraz
von 2,5 Milliarden Franks geffchäd-igt", schrieb Tardieu, der M:t-
ffchöpffer des Versailler Gewaltfriedens kürzlffch ffm „Echo National".
Charles Etd« deckte im „Progrös Eivigue" das falffch« Spiel
vollends anf: „Durch zahlreffch« Tatffachen", hietz es fort, „ffst er-
wiesen, datz Deutffchlands Leffstuwgen durch Fmnlreichs Verffchulden
verhindert rvordeir sin-d.... Di« Erklärung dafür ifft, datz unsere
Unternehmer dff« Leutsche Konkurrenz nicht wünffchten. S!e h-rben
sich Las Monopol für den Wiederaufbau der zerstörten Eebiere
reffe-rviert und wollen am lffebsten auch e!n Monopol für den Welt-
mavkt." Und ffchlffetzlich wurde kürzlffch ffn einem Parffffer Berffcht des
überaus franzoffensreundlffchen tffchechiffchen Regff-erungsorgans, der
„Ezeskosloven-ska Nepublffka", ganz ähnlich geffagt, der Grund Laffür.
datz Frankreich jene L-ieferuugen nicht verlangte, lffege Larin, datz
die französiffchenJndustriellendiedeutschen Sach»
leistungen nicht nach Frankreich hinein lassen
w 0 l l t e n.
Wenn Frankreichs böser Wille sogar von französtffcher und fran»
zoffenfreundlicher Seite so eff-nwandsreff jestgestellt, di« Salwiagc de«