Ar. 43
> Polt» «rscheint wöchcntlich Neöenmal. De> aaen: Livaskalla
^°r,onn..H> ?nt«rhaltii„aSblatt IFreitoar, - Literaturblatt imonatll»).
iveiirSae -bne Rücklcndnna nur. wenn Porto bei leat.
Heidelberger Zeitung
(Gegründet 1858)
und
Handelsblatt
SlMag. 13. Sebruar 1S2Z
Hauptaelchä testelle u. S.t riltl. cer »Padiichen Post"HcIdeIber»,Aauntstr. Lll.Fernspr.:
Nr 182. <Vcrlar»ort: FranIsur«a.M > Berliner Dertretunll: Berlin 8rv 18, Zimmer«
NraSeo.Fern'vr.Zentr. 115.MünchnerDertr. MLnchen,tSeoraenstr.ll>7.Fein'vr.81087
^lin'^er>r'^^.^dn.Bad^Poft'Rl. lSt«-tau»sch:.Z-.lftellgcbützr>. Selbst-bh-l.MI.l8Sl>.-. «uSlanV M?.1M>0— «nzeigenvrcise: di, 1l nun breite Sro»p»re>Ile.,eil° r-ftet:Iokal- Slcllengesnch- Ml.SO -, kl. EelegcnheitLanzeigen Mt. 10.^
^ "'-isiverlallfsprcir zuVe» Familienanzeigen Mt 40.—. TeschSftranzelgen Mk. 6g.-,Finanz- »nd Jndnstrieanzeigen Mk. lOO.-, m!t Plai>vorschrift und
uch auf Cntichädigung. Mon!agr Mk.ö.—mchr. Die V8 mm breitc Ncklamc eile koslct Mk.150.—, Anzeigen uno Rellamen von auseoärts L5"/» HSHer.
»^-iLr.i^"^ bir zum S.^ev.Mi» angcnomm n. Am l u.L. noch gelief.Zeitunacn sind nach d.Einzeiverlaufspreir zu Le-
^h^^-^^tnzeiuummer Mk. 75.-. Jst dieZeitung am Ersch:i»en verhindert, b steh: kein Nnspruch
Reichspräsideni jn Karlsruhe.
°Hige Einmütkgkeit im Willen znm Durchhalten.
^ Aeschz . Karlsruhe, 12. Februar. (Eig. Drahtm.)
Ebert ist Moniag vormittag in Begleitung
!?>» r.!be»e desJnnrrn Oeser und desReichsschatzministers
Kx./adji/' >n Karlsriche einge!rosf>.n. Er wurde am Bahnhof
"S> Siaatsxrästdenten Remmele und dem Karlsruher
! d!>tia h begrützt. Auch ein zahlreiches Publikum hatte
ixe-ü" Nadm des Reichspräsidenten eingefunden. Am Vor-
Aeö. ^N» ^!--.ber Reichsprästdent an einer Sitzung der badischen
«s» blm X>1 Uhr empfing Reichsprästdent Ebert im
?rx^ec,ru>>,,^>um die Vertreter der Karlsruher Presse. Nach kur-
Ch»-, Z^worten Les Vorsitzenden des Vereins Karlsruher
^^t-alteurs Dees, führte der Reichspräsident in einer
°u-:
">» - k>en>' r ^Eit neuer schwerer Nöte unseres Vaterlandes und
^i^»>rf^-v'Usamen engeren Heimat habe ich das lebhafte Bedürf-
^ hierher in das Badener Land zu kommen und ge-
'lskMvttm; "i Herrn Reichsminister des Inneren und dem
M -ichter mit Ihnen als die berufenen Vsrtreter des
Erz ^»Ls,-"^° "Es wirtschaftlichen Lebens dieses Landes Fnhlung
ti? ^ieden« ° zu suchen Unter dem Deckmantel der Ausführung
Itil^at x /»»rtragcs haben uns unsere Eegner trotz unseres durch
. istl gs?"i^ten guten Willens die Jahre ssit dem Waffenstill-
^ag - aualvollen Leidensweg gemacht.
. 'tz ^reich „nü mit lhm Bekgien aber jetzt unternomme«
ist eiue beispiellofe und schuöde Eewalttat,
svertrag offen verletzt, die Recht« der Völker wie der
tritt und mit allen Mitteln militärischer Er-
U°:, «r. « s°brt gegen wehrloi« Männer, Fraucn und
^tsches Land. ron deutfchem Volke bewohnt und Le-
L»s,^" in ^.^Nötzt' jeit tausenden von Iahren, jst von srrmdsn
Würlichem Mitzbrauch der Macht befetzt worden: das
^N'erx -'°t rmter dem Vorwand, Deutschland sei mit einigen
^ diktierten unerfüllbar hohen Kohlenlieferungen
^»ii Siand s? badifchcs Eebiet mit der seltsamen Begründung,
^kp .!>ch zwei internationale Luxuszüge eingestellt- Kann
"dLuu"»" schärferen Hohn auf das Völkerrecht denken als drese
I-tzr ^ Um einige taufend Tonnen Kohlen mehr z
>»'.. ilist-.. gegen die Beroarbeiter der Ruhr ein
h^iit ,^e° - - -
und fleitzig' fchäffendes Land trägt: wegen zweicr
"»>>.'ü'.°Ne',,^E aus Eründen der Kohlenerfparn's ausfielen. wird
^ Ä'lche Z^.sruchllare Land am ' "
?he!^'Leii^5^uette grbracht! W»
zu bekom-
kriegsmätzig
Bewegung. das Eewalttat und Bedrückung
Ä'ensch
Hange des Schwarzwaldes unter
Wo bleiben da Recht und Freiheit:
denen
^r^?rv8l- ">°n>chen- und Völkerrecht«, von denen jcnseits des
und nach dem Kr'.ege sovicl die Ned« war'? Ist das
"-i^chtio -^iktats von Vcrsailles, datz jede der Siegermächte tas
"<>, In »emachte Dcutschland willkürlich vcrgcwaltigen und
d» kbenen diescn Eewaltakt crheben wir hier crneut
° st 5,^°» Volke und vor der ganzen Welt seierlichcn
<it»? r!ese,,e'Ull Empörung protestieren wir gcien das. was an oer
^I, Lei-s"°u ist und was in den jiinqsten Tagen Lber badifches
g.Uklebrochen ist. Wir legcn Verwahri.ng ein gegen die
^r»z,°dr8v"' körperliche und geistige Dedrückung
!^I:^°r>:no "S °>ucr friedlichcn, arbeitjamen un> hart duldenden
">r »n 5' rusen die Welt z»m Zeugen dessen an, was tag«
"> den^^iuupen der Drutalität. an Akten unmenschlicher Will-
"r»ta--'°ren --
^°1°tz'en Eebiet geschieht.
Mit Gefühlen tleler Danlsarleit gedenlen ioir der
"r» ° Arbeiter uni der Unternehmer, di« in ausopfernder
eigsx- urelheit urid ihre Existenz elngesetzt halen und täglich
»«>,'t sil. . , um d:e aeanerisck-<>n olnk^ilöee !„ naeeitel« n»
um d:e gegnerischen Anschläge zu vLreiteln. Massie
N-n.1 das deutsche Volk gstan haben, wocken w.r >hnemn ev.r-
^U dlesgn Fa-ien wo sremde Gewalt in unser Land h.rcin-
Ü»» ,-üu jst ' " -.azen g-as gn Mel.an:chaunng
La T° »>^>°r Ansicht uns trrnnt. Die Opierwilligkeit. ^' ."1
«»»Lel°u.en zur Nuhrhils« io glänzend bekundet. soll a ch unser
U°lrtz,und Denken beh-rrsch-n: w!r miissen rcr'°nllch« Ce.uhle >
»^cksvl unterorünen dem grotzen und S.nn °n. dem teutschen
L?" U» ^ l-rdischen Dolke. gegen das stch «er '"N^ im be^n.
Vedrohung uns-:rer Gegner rlchtet, gilt heute "n UtM.
u„cr Cruh. W!r rert'-auen. dah cs in ber g.e chen Les°nn.nen
^ ^rlbewuhten Festigkeit w'e un.ere Druder am Rhe-n und
«Üb a-id" "in Unwetter Trotz bietet. Der Schlag- der h:cr gegen
?r.,,^»lchrt wird, richlet sich gegen da- Höchste. was w>r aus dem
ZsUU" dem Zufammenbruch gerettet haben: gegen >e Emheu
Auch er wird. dessen stnd w!r, gewch. ,zerscoell«n am
Di-
und der sichereti Treue des kadischen Volkes.
^citcn, wo man Nord und Süd in Deutschland trcnnen
konnte, stnd vorbci.
dg^es und^rÄ- allen Deutschen tas Bcwusttfein, Söhne eines
^'"a-?rrnna„^"'°Lcr eines Neiches zu sein, n.e w!rd sremde Eewalt
^Nlena^was Rasse, Sxrache »nd Kul--
Ullcsckim.edet haben. Jeder Deutsche ... ...
: jeder von uns weih, es geht ! , , .
estand der teutschen Äevublik. Wenn wir in die-
auch
dieser
trotz
"Usere ^u^uu^'rer Einigkeit und unseres R/chtes, im Kampf
?ön.^nf!7n"^"a?es Innern Oefer untcrstr'ch fodann in eini-
dnst >.;? Ausfuhrungen des Neichspräsidcn'en mit der Be-
d" n-U °'e Rcichsregierung fest entfchlossen ist, auf dem Bo-
und dcr Eerechtigkeit zu lämpsen. Eine bejondere
Aufgabe hierbei falle der Prefse zu, auch der des besetzten Ee-
biets, die der llnterstühung der Reichsregierung in Len Bedräng-
nisten, die ihr von den Besatzungsbehörden bereitet werden, sicher
sein möge.
Am Nachmittag fand eine Versammlung statt, zu der Derireter
aller in Beiracht kommenden Organisationen und Berussstände im
bcsetzlen und unbcsetzien Eebiet Einladungcn erhalten hatten. D!e
Karlsruher Studenten wsrden dem Reichspräsidentcn
Montag abcnd vor dem Präsidialgobäude am Schlostvlatz eine Kund-
gebung tarbringen, an Ler sich auch sämtliche Vereine der
Stadt beteiligen werden.
SSerbürgermkister Sr. Zarres vor Gerlcht.
Macht geht »or Recht.
Aachen, 12. Februar.
Am Montagvormittag g llhr begann vor dem Aachener Divi-
stonsgericht die Derhandlung gegen den Oberbürgermeister Dr.
Iarres in Duisburg wegen Vannbruchs, weil er nach
seiner Auswe'sung nach Duisburg zurückgekehrt war. Z r
Beginn der Derhändlung lestritt der Verterd'ger. Rechtsanwalt Dr.
Erimm, die Zuständigbeit des Eerichts: prundsätzlich könne dcr
Belagerungszustand im Frieden nur ron der Macht verhängt werden,
die die Souveränität über das sragl-iche Eebiet habe. Davon
gebe es nur zwei Ausnahmen. erstens den Kriegszustand und
zweitens ein-en l'-eson'/ercn völkerrechtlichen Dertrag mit der
Macht, d!« die CourerLnität hat. Der Angeklagte gab den Tat-
bestand seiner Ausweisung zu, wobei er hervorhob, tah er im
Mllnsterlande
auf der Landstratze i« strömendem Rege» vou dem A»to
abgefctzt wordeu
sek. Der Vorsttzend« erwiderte. dah dies auf d:e ausführenden Be»
amten zurückzuführen sei und nicht in der ALsicht der Behörde ge-
legen habe. Dr. Iarres Letonte weiter. dah er in feiner Amtstätig-
keit mit dem Eeneral von Duisburg stets in loxaler Meise zu
oerkehren bestrebt gewesen ser. obwohl es ihm bitter geworden sei.
Noch am Alend desselben Tages, an dem er ausgewiesen fel. 'ei er
nack> Duisburg zurückgekebrt > n> habe am andern Merg.n
das Rathaus aufgesucht, um die Eeschäfte wieder zuüber»
nehmen. Di« Stadtverordneten hätten ihm m'.tqeteilt, dah sie
ein Eesuch an den Eeneral ger'chtet hätten. das Versahren auf-
zuheben. Er sei dann vorläufig von Duisburg weggegangen. Nm
stch nicht in das schrvebende Versahren einzumischen. Da- Eesucb der
Stadtverordneten sei aber von allen Instan/en abgewiefen
worden. Darauf sei er wiederum nach Duisbura zursickgekehrt
i'nL ?war in aller Oeffentlichkeit. Er habe auch dem
Eeneral seine Ankunft mitgeteilt mit dem Hinweis
darauf, dah er in diesen wichtigen Stunden selnem Eew'sfen folgen
müsts. Er hale in dieser vrinzi"iellen Fra^e e'ne Entscheidung des
Eerichts herbeiführen wollsn. Er steh« nach reiflichsr Prüfun-z auf
d-em Standvunkt. dah der Ceneral nick't tas Necht hal«. jeman^en
aus der H«ima> auszuweisen. Auf ten H'nwe's des Dorsitzend n d-h
während des Krieges Tausend« voit Belgiern ausoewiesen wor^en
se'en, vm für den Feind zu arbeiten. erwiderte Dr. ixarres. datz
dieses Dersahren auch viel'ach rerurteilt wor^en sei. tzier Landle
es stch sedoch n'.cht um Krieg. sondern nm ein« Ausweisung
im Frieden. Dah er durch d!e Rückkehr an srin« ArLeit den
Eenerak habe verhöhnen wollen. kestritt er.
Eine Aeugen-vernehmung fand nicht statt.
Der Ankkagevertreter führte aus, dah der Kommandierende Eenrräk
das Recht zu Ausweisungeu have, weil er die Macht habe.
Es handele stch kei Dr. Iarres allerdings um einen ehrenhasten
Mann. der a^er genau gewuht habe. was er tue. Er keanlrag«
zwei Monale Eefängnis. Fn seiner V-rteidigun"srede wies Rechtz-
anwalt Dr. Erimm zunächst auf d!e bekannten Befehle der Neichs-
reaierung hin. D!« Anklage fei aus Eründen des Dölkerrechts
aksolut unhaltkar. S:e stütze stch lediglick, auf den Besehl des
Eenerals vom 29. Ian»ar. Der Befehl des Eenerals sei kein
gültiges Strafgesetz. Comit bleik« allein der Friedens-
vertrag. In der Tat werde ron kelgisch-sraniösischer Seiie auch
versucht. alle Masinahmen aus dcm kelc-nntcn ß 18 der Anlage 2
T«!l 8 des Fr!e"nsvertrags zu reckitfertigen. In Wirklichkeit komme
der Paragraph ükerhaupt nicht in Betracht.
1. könnten nu.r die alliierten Müchte gemeinschaftlich d!«
Mahnahmen des 8 18 ergreifen.
2. müste e:n elnstimmiger Befchluh der Reparaiionskoinmisston
vorlicgen.
8. sehe ß 18 nur wirtfchaftlich« und militärisch« Mahregsln vor.
4. han^ele es sicki um solche Mahnahmen, di« d'i« Alliierten auch
aus eigcnem Eebiet vornehmen könnten.
5. ss! st-s die Frage, inw:ewe>t die alliierten Mächte deutsche»
Eebiet zum Zweck der Earantic ter Erfüllung des Friedens-
vcrirags kefetzrn dürsten.
6. liege keine vorsätzliche Derfehlung der Reparations-
verpflichtungen vor.
7. seien ge-ade für die Sachlieferungen des Iahres 1922 d>e Reckts-
fölgen der nicht vollsicindigen Erfüllung in der Not« der
Reparationslommifston vom 21. März 1921 ausschliehlich gercgelt.
Durch den Velagerungszustand gehe nur die Exekutive an dcn
Militär'efehlshaler üler. nicht aber das allgemeine Gcsstzgebungs-
recht. Inskesondere könne der M-litär'iefehlshaber nicht Beamte
absetzen oder aucweisen. Sel'st im Bereich dcs Rheinlaudabkommens
tönnten Beamte nur abgesetzt werden, nichtaberausgewiesen
werden. Ter Verteidiger 'keton'« zum Schluh noch beson"ers, dah
auch nach fran'ösisch-belgischem Recht das Handeln aus Vaterlands-
liebe als ein Fall höhercr Eewalt angesehen werden miistr der
jedes Verschulden ausschlieh«. Nachdem der zweite V r-
teidigcr. Mehlkopf, gesprcchen ha'te, verkün ete das Eericht nach
kurzer Deraiung, dah das Ur'eil am nächsten Samstag, vormiUags
9 llhr, LelanntgeLeben werde» müjse.
Wrhrlos.
Mit wachfendem Ingrimm lesen wir täglich von nsuen Eewakt«
taien der Franzosen im alten und neubesetzten Eebiet. Harmlos«
Bergleute werden erschostcn, treue Beamte in zunehmender Zahl
ausgewiesen, die Arbeiter wcrden vergewaltigt, mit Maschinenge-
wehren will man sie zur Arbeit zwingen, Lebensmittelgeschäste wcr-
Len geplündert, in der Eisenbahnwrrlstätte zu Koülenz haben sie
w!e die Vandalen gehaust — und das alles, um ihre technische Kom-
m.sston zu schützen. Kein« Liige war während der letzten acht Iahre
so groh wie diese. Vor Zorn und Empörung schlagen schneller di«
Pulse, die Faust ballt stch in ohnmächtiger Wut! Denn allen diesrn
Schandtaten siehen wir wehrlos gegenüber. Denn auch der ener-
gischste passive Widerstand lann unsere Toten nicht mehr lebendig
machen, lann die schweren matericllen Schäden nlcht wiedcr gut
machcn, die uns die gallischen Barkarcn zufllgen. Unsere Pro-
testnoten werden nicht einmal mehr gelesen. Das
deutsche Volk wird behandelt wie die Kongoneger cinst von Velgien.
Zur Eewalt gesellt stch nun die Verrohung. Denn was ist es anders,
wenn man die diplomatischen Schriftstücke eines souverünen Staates
einfach ungelesen zurückschickt. Ein solches Verfahren würde in frü-
h-ren Zeiten wohl allein fchon hingereicht haben, um Len offenen Krieg
heraufzubeschwören. Welchs unwürdige Rolle weist man unseren
AuslanLsvertretungen in Paris und Brllssel zu! Wäre es nicht an
der Zeit, die diplomatischen Beziehungen nun abzu-
brechen! Das bedeutet für ein waffenloses Volk noch lange keinen
Krieg. Aber der Welt wäre wenigstens gezeigt, dah wir auch im
tiefsten Unglück die nationale Würde noch Lewahren.
Erausamkeit und Nachsucht liegen im sranzöfischen Dolkscharakter.
Das war von altersher schon so. Wie lange soll aber die Ausübung
dieser Sadismus gegen uns so weitergehen, ungestraft, ungerächt?
Wahrlich, das deutsche Volk w!rd aus seiner Lethargie in höchst un-
sanfter Weise aufgerüttelt. Die Verbitterung, dcr Hah steigen wie ein
anschwsllender Strom täglich höher.
Was könnsn wir tun, was kann die Regierung tun? Hier
fcheint mir nun wieder ein Fehler gemacht zu werden, der stch auch
im ganzen Krieg so verhängnisvoll erwiesen hat: Das Fehle»
der amtlichen Propaganda im Auslande. Die ganze
ausländische Preste mühte mit amtlichen Berichten, die aktcnmähig
belegt sind, sörmlich überschwemmt werden. Durch Photographien
mühte augensällig bewiesen wcrden, wie sie hausen, unsere Unter-
drücker. Das Bitd von ter Werkstätte in Koblenz mühte schon i«
allen illustrierten Zeitungen Ler Welt zu sehen sein, die Autos mit
den Flüchtlingen, die mit Sack und Pack — Männcr und Frauen auf
elnem Lastwagen zusammengepsercht — der Stätte ihrer Zuflucht cnt-
gegenftreben: in den glühendsten Farben mühte all die Not, das
Elend geschildert werden, in die uns der französische Eewaltstrcich
gebracht hat. N.cht ctwa weil wir glauben, dah tamit das Ee»
wissen der Welt wachgerüttelt würde, o ne!n, denn das Eswisse»
ist sshr robust: aocr die Welt soll es wcnigstens wissen, wie ma»
Deutschland behandelt, soll wissen, was man von Frankreich zu
halten hat.
Noch immer gibt es Jdeologen, die an englische oder ame«
rikanische Hilfe glauben. Senator Borah wird als Beweia
dafür hingestellt, datz die Amerikaner nun Lald eiwas tun würde«.
Amer!ka denkt n!cht daran. Amerikas Standpunkt ist, wie yier schon
wiederholt ausgeführt, der, dah ihm das französische Vorgehen nicht
symxathisch jst, tah es die Eewalt verurteilt. Aber deshalb, weil
Franlreich ihm zurzeit nicht sympathisch ist, folgt daraus für de»
Amerikaner noch lange nicht, dah er stch für Deutschland hente ein»
setzen muh.
Wenn nur endlich die Meinung in Deutschland stch Bahn bräche,
tah uns kein Mensch hilft, wenn w!r selbst uns nicht helfen, dah
Deutschland nur von Deutschen gerettet wirdl Es
geht nicht um das Ruhrgebiet allein, es geht nicht um die Rexara-
tionen, sondern es geht um viele grohe Einsätze. Deutkchlan'o«
Einheit soll zerstört werden, der Norden vom Süden, det
Westen vom Osten soll getrennt werden. Denn erst wenn Deutsch-
land zerfallen ist, dann hat Frankrsich den Krieg gewonnen. Dan«
erst glaubt es. wjeder ruhig jchlasen zu können, dann crst glaubt es
se!ne Existenz sür die Zukunft gesichert. Das ist das Zicl, auf welcheg
die französische Militärxartei cs abgesehen hat. Die Vorbcrcitunge«
sind glänzend getrossen. Zunächst ist der Vertrag mit LerTschech o-
slowakei abgeschlossen. Diese muh Waffenhilfe leisten, sobald
eine Verfehlung Deutschlands gegen den Fr!edensvertrag festgestellt
ist und Franlreich mit militärischen Mitteln die Leistungen Deutsch-
lands glaubt erzwingen zu müssen. Die Masscnhilse ist bereits auch
in bester DorLereitung. Schon überschritten einzelne militärisch«
Patrouillen die Layerische Erenze und, zurechtgewiesen, erklärten sie,
das mache n'chts — in einigen Tagcn tämen sie doch wieder. Des-
gleichen hat der zweite Vafall Frankreichs, Polen. mobilisiert,
Beide hoffen, einen militärischen Spaziergang nach dcm wehrlosen
Deutschland unternehmen und sich aus Kosten Deutschlands an Ee-
bieten bere!chern zu können.
Der nächste Schritt wäre natürlich die Desetzung der Mainlinie.
Denn damit w!rd der Nördcn vom Süden getrennt und vom mili-
tärischen Standpunkt aus die Verbindung mit Len Bundesgenossen
hergestellt. Damit, tah die erwähnten Vorgänge noch nicht zur Tat-
sache geworden sind, ist keineswegs gesagt, dah die schönen Pläne nicht
durchgesührt werdcn lönnten. Franlreich hat ferner die afrjka>
nischcn Truppen wieder herübergeschafft, eine Mahnahme, di«
Lurch den milden Winter auherordentlich begünstigt wird'. Dii
Festungen Strahburg, Velfort und Toul steckcn voll Truppen, während
man die clsässischen Rekruten in das Innere Franlreichg abtrans-
portiert hat. Dss wciteren wird vom Eisah aus eisrigst die weiter»
Etapxenlinie erkundet.
So sehen die wirklichen Pläne Franlreichs aus. Das Dolk muj
sich einjtellen aus dicse kommendcn Ereignisje. Wenn jemals eim
> Polt» «rscheint wöchcntlich Neöenmal. De> aaen: Livaskalla
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Heidelberger Zeitung
(Gegründet 1858)
und
Handelsblatt
SlMag. 13. Sebruar 1S2Z
Hauptaelchä testelle u. S.t riltl. cer »Padiichen Post"HcIdeIber»,Aauntstr. Lll.Fernspr.:
Nr 182. <Vcrlar»ort: FranIsur«a.M > Berliner Dertretunll: Berlin 8rv 18, Zimmer«
NraSeo.Fern'vr.Zentr. 115.MünchnerDertr. MLnchen,tSeoraenstr.ll>7.Fein'vr.81087
^lin'^er>r'^^.^dn.Bad^Poft'Rl. lSt«-tau»sch:.Z-.lftellgcbützr>. Selbst-bh-l.MI.l8Sl>.-. «uSlanV M?.1M>0— «nzeigenvrcise: di, 1l nun breite Sro»p»re>Ile.,eil° r-ftet:Iokal- Slcllengesnch- Ml.SO -, kl. EelegcnheitLanzeigen Mt. 10.^
^ "'-isiverlallfsprcir zuVe» Familienanzeigen Mt 40.—. TeschSftranzelgen Mk. 6g.-,Finanz- »nd Jndnstrieanzeigen Mk. lOO.-, m!t Plai>vorschrift und
uch auf Cntichädigung. Mon!agr Mk.ö.—mchr. Die V8 mm breitc Ncklamc eile koslct Mk.150.—, Anzeigen uno Rellamen von auseoärts L5"/» HSHer.
»^-iLr.i^"^ bir zum S.^ev.Mi» angcnomm n. Am l u.L. noch gelief.Zeitunacn sind nach d.Einzeiverlaufspreir zu Le-
^h^^-^^tnzeiuummer Mk. 75.-. Jst dieZeitung am Ersch:i»en verhindert, b steh: kein Nnspruch
Reichspräsideni jn Karlsruhe.
°Hige Einmütkgkeit im Willen znm Durchhalten.
^ Aeschz . Karlsruhe, 12. Februar. (Eig. Drahtm.)
Ebert ist Moniag vormittag in Begleitung
!?>» r.!be»e desJnnrrn Oeser und desReichsschatzministers
Kx./adji/' >n Karlsriche einge!rosf>.n. Er wurde am Bahnhof
"S> Siaatsxrästdenten Remmele und dem Karlsruher
! d!>tia h begrützt. Auch ein zahlreiches Publikum hatte
ixe-ü" Nadm des Reichspräsidenten eingefunden. Am Vor-
Aeö. ^N» ^!--.ber Reichsprästdent an einer Sitzung der badischen
«s» blm X>1 Uhr empfing Reichsprästdent Ebert im
?rx^ec,ru>>,,^>um die Vertreter der Karlsruher Presse. Nach kur-
Ch»-, Z^worten Les Vorsitzenden des Vereins Karlsruher
^^t-alteurs Dees, führte der Reichspräsident in einer
°u-:
">» - k>en>' r ^Eit neuer schwerer Nöte unseres Vaterlandes und
^i^»>rf^-v'Usamen engeren Heimat habe ich das lebhafte Bedürf-
^ hierher in das Badener Land zu kommen und ge-
'lskMvttm; "i Herrn Reichsminister des Inneren und dem
M -ichter mit Ihnen als die berufenen Vsrtreter des
Erz ^»Ls,-"^° "Es wirtschaftlichen Lebens dieses Landes Fnhlung
ti? ^ieden« ° zu suchen Unter dem Deckmantel der Ausführung
Itil^at x /»»rtragcs haben uns unsere Eegner trotz unseres durch
. istl gs?"i^ten guten Willens die Jahre ssit dem Waffenstill-
^ag - aualvollen Leidensweg gemacht.
. 'tz ^reich „nü mit lhm Bekgien aber jetzt unternomme«
ist eiue beispiellofe und schuöde Eewalttat,
svertrag offen verletzt, die Recht« der Völker wie der
tritt und mit allen Mitteln militärischer Er-
U°:, «r. « s°brt gegen wehrloi« Männer, Fraucn und
^tsches Land. ron deutfchem Volke bewohnt und Le-
L»s,^" in ^.^Nötzt' jeit tausenden von Iahren, jst von srrmdsn
Würlichem Mitzbrauch der Macht befetzt worden: das
^N'erx -'°t rmter dem Vorwand, Deutschland sei mit einigen
^ diktierten unerfüllbar hohen Kohlenlieferungen
^»ii Siand s? badifchcs Eebiet mit der seltsamen Begründung,
^kp .!>ch zwei internationale Luxuszüge eingestellt- Kann
"dLuu"»" schärferen Hohn auf das Völkerrecht denken als drese
I-tzr ^ Um einige taufend Tonnen Kohlen mehr z
>»'.. ilist-.. gegen die Beroarbeiter der Ruhr ein
h^iit ,^e° - - -
und fleitzig' fchäffendes Land trägt: wegen zweicr
"»>>.'ü'.°Ne',,^E aus Eründen der Kohlenerfparn's ausfielen. wird
^ Ä'lche Z^.sruchllare Land am ' "
?he!^'Leii^5^uette grbracht! W»
zu bekom-
kriegsmätzig
Bewegung. das Eewalttat und Bedrückung
Ä'ensch
Hange des Schwarzwaldes unter
Wo bleiben da Recht und Freiheit:
denen
^r^?rv8l- ">°n>chen- und Völkerrecht«, von denen jcnseits des
und nach dem Kr'.ege sovicl die Ned« war'? Ist das
"-i^chtio -^iktats von Vcrsailles, datz jede der Siegermächte tas
"<>, In »emachte Dcutschland willkürlich vcrgcwaltigen und
d» kbenen diescn Eewaltakt crheben wir hier crneut
° st 5,^°» Volke und vor der ganzen Welt seierlichcn
<it»? r!ese,,e'Ull Empörung protestieren wir gcien das. was an oer
^I, Lei-s"°u ist und was in den jiinqsten Tagen Lber badifches
g.Uklebrochen ist. Wir legcn Verwahri.ng ein gegen die
^r»z,°dr8v"' körperliche und geistige Dedrückung
!^I:^°r>:no "S °>ucr friedlichcn, arbeitjamen un> hart duldenden
">r »n 5' rusen die Welt z»m Zeugen dessen an, was tag«
"> den^^iuupen der Drutalität. an Akten unmenschlicher Will-
"r»ta--'°ren --
^°1°tz'en Eebiet geschieht.
Mit Gefühlen tleler Danlsarleit gedenlen ioir der
"r» ° Arbeiter uni der Unternehmer, di« in ausopfernder
eigsx- urelheit urid ihre Existenz elngesetzt halen und täglich
»«>,'t sil. . , um d:e aeanerisck-<>n olnk^ilöee !„ naeeitel« n»
um d:e gegnerischen Anschläge zu vLreiteln. Massie
N-n.1 das deutsche Volk gstan haben, wocken w.r >hnemn ev.r-
^U dlesgn Fa-ien wo sremde Gewalt in unser Land h.rcin-
Ü»» ,-üu jst ' " -.azen g-as gn Mel.an:chaunng
La T° »>^>°r Ansicht uns trrnnt. Die Opierwilligkeit. ^' ."1
«»»Lel°u.en zur Nuhrhils« io glänzend bekundet. soll a ch unser
U°lrtz,und Denken beh-rrsch-n: w!r miissen rcr'°nllch« Ce.uhle >
»^cksvl unterorünen dem grotzen und S.nn °n. dem teutschen
L?" U» ^ l-rdischen Dolke. gegen das stch «er '"N^ im be^n.
Vedrohung uns-:rer Gegner rlchtet, gilt heute "n UtM.
u„cr Cruh. W!r rert'-auen. dah cs in ber g.e chen Les°nn.nen
^ ^rlbewuhten Festigkeit w'e un.ere Druder am Rhe-n und
«Üb a-id" "in Unwetter Trotz bietet. Der Schlag- der h:cr gegen
?r.,,^»lchrt wird, richlet sich gegen da- Höchste. was w>r aus dem
ZsUU" dem Zufammenbruch gerettet haben: gegen >e Emheu
Auch er wird. dessen stnd w!r, gewch. ,zerscoell«n am
Di-
und der sichereti Treue des kadischen Volkes.
^citcn, wo man Nord und Süd in Deutschland trcnnen
konnte, stnd vorbci.
dg^es und^rÄ- allen Deutschen tas Bcwusttfein, Söhne eines
^'"a-?rrnna„^"'°Lcr eines Neiches zu sein, n.e w!rd sremde Eewalt
^Nlena^was Rasse, Sxrache »nd Kul--
Ullcsckim.edet haben. Jeder Deutsche ... ...
: jeder von uns weih, es geht ! , , .
estand der teutschen Äevublik. Wenn wir in die-
auch
dieser
trotz
"Usere ^u^uu^'rer Einigkeit und unseres R/chtes, im Kampf
?ön.^nf!7n"^"a?es Innern Oefer untcrstr'ch fodann in eini-
dnst >.;? Ausfuhrungen des Neichspräsidcn'en mit der Be-
d" n-U °'e Rcichsregierung fest entfchlossen ist, auf dem Bo-
und dcr Eerechtigkeit zu lämpsen. Eine bejondere
Aufgabe hierbei falle der Prefse zu, auch der des besetzten Ee-
biets, die der llnterstühung der Reichsregierung in Len Bedräng-
nisten, die ihr von den Besatzungsbehörden bereitet werden, sicher
sein möge.
Am Nachmittag fand eine Versammlung statt, zu der Derireter
aller in Beiracht kommenden Organisationen und Berussstände im
bcsetzlen und unbcsetzien Eebiet Einladungcn erhalten hatten. D!e
Karlsruher Studenten wsrden dem Reichspräsidentcn
Montag abcnd vor dem Präsidialgobäude am Schlostvlatz eine Kund-
gebung tarbringen, an Ler sich auch sämtliche Vereine der
Stadt beteiligen werden.
SSerbürgermkister Sr. Zarres vor Gerlcht.
Macht geht »or Recht.
Aachen, 12. Februar.
Am Montagvormittag g llhr begann vor dem Aachener Divi-
stonsgericht die Derhandlung gegen den Oberbürgermeister Dr.
Iarres in Duisburg wegen Vannbruchs, weil er nach
seiner Auswe'sung nach Duisburg zurückgekehrt war. Z r
Beginn der Derhändlung lestritt der Verterd'ger. Rechtsanwalt Dr.
Erimm, die Zuständigbeit des Eerichts: prundsätzlich könne dcr
Belagerungszustand im Frieden nur ron der Macht verhängt werden,
die die Souveränität über das sragl-iche Eebiet habe. Davon
gebe es nur zwei Ausnahmen. erstens den Kriegszustand und
zweitens ein-en l'-eson'/ercn völkerrechtlichen Dertrag mit der
Macht, d!« die CourerLnität hat. Der Angeklagte gab den Tat-
bestand seiner Ausweisung zu, wobei er hervorhob, tah er im
Mllnsterlande
auf der Landstratze i« strömendem Rege» vou dem A»to
abgefctzt wordeu
sek. Der Vorsttzend« erwiderte. dah dies auf d:e ausführenden Be»
amten zurückzuführen sei und nicht in der ALsicht der Behörde ge-
legen habe. Dr. Iarres Letonte weiter. dah er in feiner Amtstätig-
keit mit dem Eeneral von Duisburg stets in loxaler Meise zu
oerkehren bestrebt gewesen ser. obwohl es ihm bitter geworden sei.
Noch am Alend desselben Tages, an dem er ausgewiesen fel. 'ei er
nack> Duisburg zurückgekebrt > n> habe am andern Merg.n
das Rathaus aufgesucht, um die Eeschäfte wieder zuüber»
nehmen. Di« Stadtverordneten hätten ihm m'.tqeteilt, dah sie
ein Eesuch an den Eeneral ger'chtet hätten. das Versahren auf-
zuheben. Er sei dann vorläufig von Duisburg weggegangen. Nm
stch nicht in das schrvebende Versahren einzumischen. Da- Eesucb der
Stadtverordneten sei aber von allen Instan/en abgewiefen
worden. Darauf sei er wiederum nach Duisbura zursickgekehrt
i'nL ?war in aller Oeffentlichkeit. Er habe auch dem
Eeneral seine Ankunft mitgeteilt mit dem Hinweis
darauf, dah er in diesen wichtigen Stunden selnem Eew'sfen folgen
müsts. Er hale in dieser vrinzi"iellen Fra^e e'ne Entscheidung des
Eerichts herbeiführen wollsn. Er steh« nach reiflichsr Prüfun-z auf
d-em Standvunkt. dah der Ceneral nick't tas Necht hal«. jeman^en
aus der H«ima> auszuweisen. Auf ten H'nwe's des Dorsitzend n d-h
während des Krieges Tausend« voit Belgiern ausoewiesen wor^en
se'en, vm für den Feind zu arbeiten. erwiderte Dr. ixarres. datz
dieses Dersahren auch viel'ach rerurteilt wor^en sei. tzier Landle
es stch sedoch n'.cht um Krieg. sondern nm ein« Ausweisung
im Frieden. Dah er durch d!e Rückkehr an srin« ArLeit den
Eenerak habe verhöhnen wollen. kestritt er.
Eine Aeugen-vernehmung fand nicht statt.
Der Ankkagevertreter führte aus, dah der Kommandierende Eenrräk
das Recht zu Ausweisungeu have, weil er die Macht habe.
Es handele stch kei Dr. Iarres allerdings um einen ehrenhasten
Mann. der a^er genau gewuht habe. was er tue. Er keanlrag«
zwei Monale Eefängnis. Fn seiner V-rteidigun"srede wies Rechtz-
anwalt Dr. Erimm zunächst auf d!e bekannten Befehle der Neichs-
reaierung hin. D!« Anklage fei aus Eründen des Dölkerrechts
aksolut unhaltkar. S:e stütze stch lediglick, auf den Besehl des
Eenerals vom 29. Ian»ar. Der Befehl des Eenerals sei kein
gültiges Strafgesetz. Comit bleik« allein der Friedens-
vertrag. In der Tat werde ron kelgisch-sraniösischer Seiie auch
versucht. alle Masinahmen aus dcm kelc-nntcn ß 18 der Anlage 2
T«!l 8 des Fr!e"nsvertrags zu reckitfertigen. In Wirklichkeit komme
der Paragraph ükerhaupt nicht in Betracht.
1. könnten nu.r die alliierten Müchte gemeinschaftlich d!«
Mahnahmen des 8 18 ergreifen.
2. müste e:n elnstimmiger Befchluh der Reparaiionskoinmisston
vorlicgen.
8. sehe ß 18 nur wirtfchaftlich« und militärisch« Mahregsln vor.
4. han^ele es sicki um solche Mahnahmen, di« d'i« Alliierten auch
aus eigcnem Eebiet vornehmen könnten.
5. ss! st-s die Frage, inw:ewe>t die alliierten Mächte deutsche»
Eebiet zum Zweck der Earantic ter Erfüllung des Friedens-
vcrirags kefetzrn dürsten.
6. liege keine vorsätzliche Derfehlung der Reparations-
verpflichtungen vor.
7. seien ge-ade für die Sachlieferungen des Iahres 1922 d>e Reckts-
fölgen der nicht vollsicindigen Erfüllung in der Not« der
Reparationslommifston vom 21. März 1921 ausschliehlich gercgelt.
Durch den Velagerungszustand gehe nur die Exekutive an dcn
Militär'efehlshaler üler. nicht aber das allgemeine Gcsstzgebungs-
recht. Inskesondere könne der M-litär'iefehlshaber nicht Beamte
absetzen oder aucweisen. Sel'st im Bereich dcs Rheinlaudabkommens
tönnten Beamte nur abgesetzt werden, nichtaberausgewiesen
werden. Ter Verteidiger 'keton'« zum Schluh noch beson"ers, dah
auch nach fran'ösisch-belgischem Recht das Handeln aus Vaterlands-
liebe als ein Fall höhercr Eewalt angesehen werden miistr der
jedes Verschulden ausschlieh«. Nachdem der zweite V r-
teidigcr. Mehlkopf, gesprcchen ha'te, verkün ete das Eericht nach
kurzer Deraiung, dah das Ur'eil am nächsten Samstag, vormiUags
9 llhr, LelanntgeLeben werde» müjse.
Wrhrlos.
Mit wachfendem Ingrimm lesen wir täglich von nsuen Eewakt«
taien der Franzosen im alten und neubesetzten Eebiet. Harmlos«
Bergleute werden erschostcn, treue Beamte in zunehmender Zahl
ausgewiesen, die Arbeiter wcrden vergewaltigt, mit Maschinenge-
wehren will man sie zur Arbeit zwingen, Lebensmittelgeschäste wcr-
Len geplündert, in der Eisenbahnwrrlstätte zu Koülenz haben sie
w!e die Vandalen gehaust — und das alles, um ihre technische Kom-
m.sston zu schützen. Kein« Liige war während der letzten acht Iahre
so groh wie diese. Vor Zorn und Empörung schlagen schneller di«
Pulse, die Faust ballt stch in ohnmächtiger Wut! Denn allen diesrn
Schandtaten siehen wir wehrlos gegenüber. Denn auch der ener-
gischste passive Widerstand lann unsere Toten nicht mehr lebendig
machen, lann die schweren matericllen Schäden nlcht wiedcr gut
machcn, die uns die gallischen Barkarcn zufllgen. Unsere Pro-
testnoten werden nicht einmal mehr gelesen. Das
deutsche Volk wird behandelt wie die Kongoneger cinst von Velgien.
Zur Eewalt gesellt stch nun die Verrohung. Denn was ist es anders,
wenn man die diplomatischen Schriftstücke eines souverünen Staates
einfach ungelesen zurückschickt. Ein solches Verfahren würde in frü-
h-ren Zeiten wohl allein fchon hingereicht haben, um Len offenen Krieg
heraufzubeschwören. Welchs unwürdige Rolle weist man unseren
AuslanLsvertretungen in Paris und Brllssel zu! Wäre es nicht an
der Zeit, die diplomatischen Beziehungen nun abzu-
brechen! Das bedeutet für ein waffenloses Volk noch lange keinen
Krieg. Aber der Welt wäre wenigstens gezeigt, dah wir auch im
tiefsten Unglück die nationale Würde noch Lewahren.
Erausamkeit und Nachsucht liegen im sranzöfischen Dolkscharakter.
Das war von altersher schon so. Wie lange soll aber die Ausübung
dieser Sadismus gegen uns so weitergehen, ungestraft, ungerächt?
Wahrlich, das deutsche Volk w!rd aus seiner Lethargie in höchst un-
sanfter Weise aufgerüttelt. Die Verbitterung, dcr Hah steigen wie ein
anschwsllender Strom täglich höher.
Was könnsn wir tun, was kann die Regierung tun? Hier
fcheint mir nun wieder ein Fehler gemacht zu werden, der stch auch
im ganzen Krieg so verhängnisvoll erwiesen hat: Das Fehle»
der amtlichen Propaganda im Auslande. Die ganze
ausländische Preste mühte mit amtlichen Berichten, die aktcnmähig
belegt sind, sörmlich überschwemmt werden. Durch Photographien
mühte augensällig bewiesen wcrden, wie sie hausen, unsere Unter-
drücker. Das Bitd von ter Werkstätte in Koblenz mühte schon i«
allen illustrierten Zeitungen Ler Welt zu sehen sein, die Autos mit
den Flüchtlingen, die mit Sack und Pack — Männcr und Frauen auf
elnem Lastwagen zusammengepsercht — der Stätte ihrer Zuflucht cnt-
gegenftreben: in den glühendsten Farben mühte all die Not, das
Elend geschildert werden, in die uns der französische Eewaltstrcich
gebracht hat. N.cht ctwa weil wir glauben, dah tamit das Ee»
wissen der Welt wachgerüttelt würde, o ne!n, denn das Eswisse»
ist sshr robust: aocr die Welt soll es wcnigstens wissen, wie ma»
Deutschland behandelt, soll wissen, was man von Frankreich zu
halten hat.
Noch immer gibt es Jdeologen, die an englische oder ame«
rikanische Hilfe glauben. Senator Borah wird als Beweia
dafür hingestellt, datz die Amerikaner nun Lald eiwas tun würde«.
Amer!ka denkt n!cht daran. Amerikas Standpunkt ist, wie yier schon
wiederholt ausgeführt, der, dah ihm das französische Vorgehen nicht
symxathisch jst, tah es die Eewalt verurteilt. Aber deshalb, weil
Franlreich ihm zurzeit nicht sympathisch ist, folgt daraus für de»
Amerikaner noch lange nicht, dah er stch für Deutschland hente ein»
setzen muh.
Wenn nur endlich die Meinung in Deutschland stch Bahn bräche,
tah uns kein Mensch hilft, wenn w!r selbst uns nicht helfen, dah
Deutschland nur von Deutschen gerettet wirdl Es
geht nicht um das Ruhrgebiet allein, es geht nicht um die Rexara-
tionen, sondern es geht um viele grohe Einsätze. Deutkchlan'o«
Einheit soll zerstört werden, der Norden vom Süden, det
Westen vom Osten soll getrennt werden. Denn erst wenn Deutsch-
land zerfallen ist, dann hat Frankrsich den Krieg gewonnen. Dan«
erst glaubt es. wjeder ruhig jchlasen zu können, dann crst glaubt es
se!ne Existenz sür die Zukunft gesichert. Das ist das Zicl, auf welcheg
die französische Militärxartei cs abgesehen hat. Die Vorbcrcitunge«
sind glänzend getrossen. Zunächst ist der Vertrag mit LerTschech o-
slowakei abgeschlossen. Diese muh Waffenhilfe leisten, sobald
eine Verfehlung Deutschlands gegen den Fr!edensvertrag festgestellt
ist und Franlreich mit militärischen Mitteln die Leistungen Deutsch-
lands glaubt erzwingen zu müssen. Die Masscnhilse ist bereits auch
in bester DorLereitung. Schon überschritten einzelne militärisch«
Patrouillen die Layerische Erenze und, zurechtgewiesen, erklärten sie,
das mache n'chts — in einigen Tagcn tämen sie doch wieder. Des-
gleichen hat der zweite Vafall Frankreichs, Polen. mobilisiert,
Beide hoffen, einen militärischen Spaziergang nach dcm wehrlosen
Deutschland unternehmen und sich aus Kosten Deutschlands an Ee-
bieten bere!chern zu können.
Der nächste Schritt wäre natürlich die Desetzung der Mainlinie.
Denn damit w!rd der Nördcn vom Süden getrennt und vom mili-
tärischen Standpunkt aus die Verbindung mit Len Bundesgenossen
hergestellt. Damit, tah die erwähnten Vorgänge noch nicht zur Tat-
sache geworden sind, ist keineswegs gesagt, dah die schönen Pläne nicht
durchgesührt werdcn lönnten. Franlreich hat ferner die afrjka>
nischcn Truppen wieder herübergeschafft, eine Mahnahme, di«
Lurch den milden Winter auherordentlich begünstigt wird'. Dii
Festungen Strahburg, Velfort und Toul steckcn voll Truppen, während
man die clsässischen Rekruten in das Innere Franlreichg abtrans-
portiert hat. Dss wciteren wird vom Eisah aus eisrigst die weiter»
Etapxenlinie erkundet.
So sehen die wirklichen Pläne Franlreichs aus. Das Dolk muj
sich einjtellen aus dicse kommendcn Ereignisje. Wenn jemals eim