Mgang - Ar. MS
Aost" erlcheint wSchentl. siebenmal. Betlanen: DwaSkaNa(Sonnts —
sFreitag«» - Llteraturblatt — Dochschulbeilage tmonatUchs.
^ rrnnaie BcitrLq, ohnc Derantwortnng. RüSIenLnng nnr, wenn Porto beUiegt-
Heidelverger Zettung
Smstag, den 14. Aprll 1923
^ «nd
HmlvtgeschSftsstelle «. Echrtftlettg. der.Badischen Post* Acidelberg, Hauvtstr, 23, Fernspr.:
Nr. 18L Berliner Dcrtretung: Berlin 8V 48, Zinnnerstraste 9, Fernspr. Zentr. 415,
Münchner Bertretung: MSnchen, Seorgenstr. 107, Fernspr. S1667.
^drii.
Bostschrch.Konto: Frauksurt a. M. vichlv
klrb,a,-^^ugsr>reis der .Bad.Post- Ml. «0»0 - t-n-schl. Z»st-llgebühr>. S-rbstabhol. Mt. 8900.-. «uSlaud Mk.Mvo -
sohlen m ^d.nnr bi, znm S. jed.Mtr angenomm:n. «lm l n.S.nvch gellef.geitungen stnd nach d. Einzerverkaufrprei« zube-
Mk- 17Ü--. Lft die Zettung am Trscheinen verhindert, besteht kein Ansprnch anf TntschSdignng.
Postscheck-Koutor yraukfurt a. M SL»1«
Auzeigenvrelse: dte 44 onv breite Nonpareillezeile kostet: lokale Stellengesnche Mk. 80 -, U. iSelegenhei tsanzeigen Mk. 1M
Familienanzeigen Mk 89.-, Geschilftsanzeigen Mk. 175.—, Finanz- nnd Jndnstrieanzeigen Mk. S50.-, mit Platzvorschrift nnd
MontagsMk. 10.—mehr. Die 98 mm breite Reklamezeile kostet Mk.000.—, Anzetgen nnd Reklamen von answSrt» 25°/, HSHer
Aos dem Kampfgebiel.
Neuc Mord- wid Echavdtaten.
EigeneDrahtmerdung.
» Besetzte» EeLret. 1S. April.
^"5 ^iesbatzen verlangten in einer Mrtschaft am Nero-
k!eit oetrunkene Marokkaner Alkohol, der ihnen verwei«
d>it sh«, Ledrohten den Wirt und die anwesenden Eäste
dsth -seitengewehren. AIs ste von einem Schutzmann
U. ^izieren verhaftet werden sollten, stachen ste wild um
Aijch der 18jährige Buchdruckcrlehrling Frrtz durch einen
Frau «n« wurde. — Jn Mainz wnrde eine verheiratete
eL,«/ Einem farbigen Scheusal am hellen Tage in der NSHe
NLs-^aligen Militärarresthauses Lberfallen, in eine Autohalle
^-evnt . .. . .. . ... ... -- vergewaltigcn.
wo der Ünhold versuchte, die Fran zu
ieiste-l-tzte sich atzxr kräftig zur Wehr, so vaß de,
aver kratttg zur Myr, >o vag oer ^»u>ning vou
Akn. .^rhaben ablasten mutzte. — Ein Mainzer Kaufmann. Karl
^iarr ^ aus der Post in Gonsenheim zwei Millionen
LNge^Nüahlen wollte. wurde von zwei französtschen Gendarmen
M die jhm den Ausweis zerristen und das Eeld abnahmen.
Iaq -verlangen, eine Quittung über den weggenommenen Ve-
«."ichimT-Eellen. antworteten die Franzosen mlt Drohungen und
^la-^psungen. — Auf dcr Berginfvektion II in Eladbeck Lr-
Tkltz^^ten die Franzossn 800 Millionen Mark Lohn»
^ für die Zeche „Nheinbaben" bestimmt waren. Die
?°>in^!Easchaft ist in den Streik getreten. — Aus Mann-
-.^rd .berichtet, dah seit Freitag vormittag )48 llhr sich vor
AUH-^Kchilchcn Zollamt an dcr Nheinbrücke eine grotze Anzahl
L^It ^ ^ ^ ansammelt, die dort von den Franzosen ange-
ll»hky " werden. Während Lisher nur von der Ladung der
Nrer eme Abgabe verlangt wnrde, müsten nun die Wagen-
2 »f. d-ne Vescheinigung über die Hinterlegung einer Kaution
Nge^'^er HSh« swahrscheinlich 10 Prozent vom Wert des
N«r vorlegen. Diess Verfligung betrifft die ans der Pfalz
w k, ^ Rheinbrücke nach der badifchen Seite gehenden Eefährte,
der Kautwn wird eiile Bescheinigung ansgestellt, dke
^>r^,-^aver Lerechtigt, ein viertel Iahr lang ungehindert ein- und
Nach Wblaus dieser Frist kann der ErlauLnisschein
U v k , ivrrden. Jn vem am Mittwoch Lesetzten Haus in )
tzr^stratze, in dem sich die Eeschäfisräume des Den
^^rkehrebundes Lefinden, Laben stch die Franzos
Erlaubnisschein
der
>t»
>-en ^ r o o ti i: o e » befinden, baben stch die Franzosen
Vuroräumen einquartrert. Das grotze Zimmer ist mit
hz^^n belegt, während fich in dem kleineren Raum zwei Offi-
v?lltzsg^l>ch eingerichtet haben. Die dnrch eine Dennnziatio«
ooffnung der Franzosen, dort Listen nnd Lohngelder
Rhemschiffer beschlagnahmen zu können, hat fich als
Gege« die Eisenbahner.
stete der Etation
Die Familien müsten
„ - - - - Pon Der Staiion H o ch-
wurden sämtliche Ei se nbahn Led ienst« t e
selft-- 1 r 1 eb« n. — Di« franzästsche Besatzungsbehörd« erlietz
gegen M Eisenbahnbed'ienstet«. in d«r
Faw,». "komotivfliLrerpersonal, d«n Ausweisungsbcfehl.
^ d«n. ^"'w> müsten bis Dienstag das besetzte Eebiet verlassen
Eisn-. Die RheinlandkommiUon verfügte t38 n«n« Aus»
«o« vvn deutschen Zoll- iwv Eissn-bahnbeanrten.
«i»
Veispiel stanzyMcher LügenhWMii.
«lgebttch wichtiges Dotument SL«r dle Pottti,
Le» KaLinetts Tnno.
^o« «nserer Berliner Rrdakttoa.
^ vertt». 1S. April.
tz.mhrender Seite der Deutschen Dolkspartei wird ausge-
ttanMsche Preste Lemüht sich systematisch, llneinigkeit
Ltz^rung tn die deutsche Lffentliche Meinung zu bringen.
»e„'ktz, »ENrnanSver nehmen allmählich groteske Formen an. In
»rhMt tz, Tagen stnd nicht weniger als drei hervorstechende FSlle
M>tz»' !o , Da diese FSlle auch die Deutsche Dolkspartei an-
»ih^rz ,-ionn an einer Zusammenstellung dieser Fälle elnmal be-
iähi?Nq^»ieuchtend gezeigt werd«n, in welcher Richtung diese Be-
Hotz'^ak nch bewcgen. Von dem Abg. Stresemann wird er-
Ulllr,"- lilt - "" einem ipliieirr .
!"lie ^ D, ^^itig wird er in einen Eegensatz zum Reichsfinanz-
!°1p.2plo„ Hermes gestellt, der angeblich einen fertigen Repa-
der Tasche habe, damit jedoch nicht durchdrlngen
2 »em Abg. Stresemann wird erklärt, dah ihm die Nach-
angeboten worden sei, datz er stch aber darüber
son-dern'erklärt habe, eine Lösnng des Reparations-
> »ur im Zusammenhange mit der Sozialdemokratie
A ! Mi,^ut«nder Teil dkeser PrestemanSver geht aus den Ber-
des „Iaurnal" zurück. elnen Herrn Blun. dles
^err, tze, vor einigen Wochen in einer öffentlichen
ü h -i^lchstages von dem Abg. Stresemann der Lllge
N>h Meu wurde. als er behauptet batte. der Derband der
tz^ustriellen set bsim Reichskanzler vorstellig geworden,
^ eine Lösung des Ruhrkonsliktes gedrängt. wsil die
Jn ihrer Eesamtheit jedoch verdienen alle diese Manöver entschle-
den einige Beachtung, denn es liegt zweifellos System in dkesen
fortgesetztcn Lügenmeldungen, durch die im deutscheu Volke der Ein-
druck erweckt werden soll, als ob «in« starke Meinungsverschieden-
heit Lber die Art und Weise unserer Nuhrpolitik und über die Art
ihrer Fortführung Lestehe. So wie man im Ruhrgebiet
selbst die Arbeitgeber gegen die Arbeitnehmer
auszuspielen versucht, wi« mau dre Rheinlande
gegen das übrigs Deutschand und Bayern gegen
Norddeutschland aufwiegeln möchte, so bemüht man stch
hier, den Neichswirtschaftsminister Dr. Becker gegen den Reichs-
finanMinister Hermesauszuspielen, die Abgg. Stinnes
und Stresemann gegen den Reichskanzler. nm durch
alle diese Manöver eine Attacke auf die deutschen
Nervcn zu unternehmen. Sektdem man den französtschen
Iournalisteu das Betreten des Reichstages verboten hat, entziehen
sich die ZutrLger, auf die sie stch stntzen, der öffentlichen Beobachtung,
aber jedsnfalls ist es dringend notwendig, endlich einmal auf diese
Manöver hinzuweisen, nnd der deutschen öffentlichen Meinung ein-
zuschränken, welchen Zweck diefe französtfchen Tendenzlügen verfolgen.
DieOeffentlichkeitmutzgsgensalchsVerwirrungs-
und Zermürbnngsverfuche gewappnet fein ^
llnersOMerlich im Adwehttamps.
Eine eknmütige Entschttetzong vo« Arbeitgebern un- Arbeitnehmern.
Bertt«, 13. April.
Zn Beginn dieser Woche fand ein« Tagung der führenden
Arbeitgeber und Arbeitnehmer Mer Wirtschaftszweige
und politrschen Richtungen des gesamten besetzten und des
EinbruchsgeLietes statt, die im Anschlutz an die Erledigung
grundleaender wirtschaftlicher Fragen einstimmig folgende Ent-
schlietzung fatzte: Die Vertreter von Arbeitgebern nnd Arbeit-
nehmern aller Rlchtungeu aus dem altbesetzten und den Einbruchs-
aebieten an Rhein, Ruhr, Mosel, Neckar und Main sowie aus dem
ubrigen Deutschlanv bringen erneut den unerschutterlichen
Willen zum Ausdruck, ungeachtet aller Not und Leiden, aller Be-
drückungen und feelischer und körperlicher Mitzhandlungen den
passivsn Abwehrkampf fortzufuhren. Mit derselben
Entichlossenheit, mtt der fie jeden aktiven Kampf verurteilen und
mlt derselben Enffchiedenheit, mit der sie jede Moglichksit zu Der-
haudlungen aks Gkeichoerechtigte erfatzt zu sehen nmnschen,
lehnen si« die Entgegennahme eines Diktates ab. Auch fie
wollen, datz der Ausgangspunkt jeder verhandlung di« Eicherung
der völligen RSumung der Einbruchsgebiete sein mutz, die Schadlos-
Laltung ver durch den Einbruch an Leib uno Gut Eeschädigten, die
Freilassung der widerrechtlich Eefangenen und die RÜckkehr aller aus
ihrem Wirkungsbereich Vertriebenen. Das Ziel der Verhandlungen
koll die Erhaltung des gesamten dentscheu Landes und die Lösüng
des Reparationsvroblems sein, die bei der Uebernahme aller Rc-
parationsvervflichtungen, die Deutschland tragen kann, uns gestattet,
als freie Männer zu arbejten und zn leben.
Anerhötte ArensHenqualerei.
Darmstadt, 13. Aprll. Wie aus zuverlasstger Qnell« g«-
mekdet wird. boüe der Syndtkos d« Mainzer Handela»
kammcr nm-, seiner ia den letzten Tagen erfolgten Verhaftung ein
«nglaudliches Martyrium zu bestehen. Er wurd« alsbald nach seinsr
Festnahme dmch Angehörtge der französtschen Besatzung vernommen
und sollte vber eine Reihe oon Fragen genaueste Antwoct erteilen.
Da er zum Tell keine Auskunst erteile« konnte, zum Teil aber auch
«icht wollto, um seinen Eid nicht z« brechen, wurde er vou einem
auder-n franzöfischen Beamte« vernommen und da ma» zu keinem
anderen Resultat gelangte, wurde der Man» uahezu vierund»
zwanzig Stunde« ohue Unterbrechung gepeinigt, Lis
schNetzlich auch die letzte Wkllenskraft versagte und der Syndikus
ohnmächtig zuso Ker-stiirzte. Wle verlautet, war er in eine der-
mttge Stimmung geratrn, datz er versuchte Selbftmord z« begehen,
da er seine Sinne nicht wehr «Schtig war.
Gegen das verräterijche Lreiben VottenS.
Köln, 13. Aprkl. (Priv.-Tel.) Die Vlätter sSmtlicher Partei-
richtungen des Rheinlandes beschLstigen sich mit der Reise des
Sonderbiindlers Dorten nach Paris und brandmarken LLer-
cinstimmcnd das landesverräterische Treiben dieses ehe-
maligen preutzischen Staatsamoalts, der es angestchts der erschüt-
ternden Trauerfeier kn Essen wagt, dis Deutschen in Paris anzu-
schwSrzen. — Jn der DLsseldorfer Stadtverordneten-Bersamm-
lung gab der FLHrer der sozialdemokratischen Fraktion,
Berten, eine Erklärung ab, in der es heitzt: Die Bestrebungen
auf Loslösung des Rheinlandes von Preutzen und vom Reich
haben durch dke Beletzung des Ruhrgebietes eine -weltere Förde-
rung nicht gefunden. Absr die Kreise, die diesen Bestrebungen an-
gehörcn. haben eine grötzere Vewegungsfreiheit erhalten. Wir aus
drm wrrktätigen Bolke werden jede Loslösung dcs Rheinlandes von
Preutzen und vom Reich verhindern. Auch die Form eines
Freistaates müsten wir Lekämpfen, weil ste nur eine weitere
Zerstückelung in Deutschland zur Folge haben würde.
Die „Frankfurter Aachrichten" verbolen!
Franksmt a. M„ 13. April. Der Oberprästdent von Hesten-
Nastau hat unter Bezug auf §8 21 und 17 in Verbindung mit Z 8
Ziffer 1 des Eesetzes zum Schutze der Republik vom
26. Juni 1922 das Erscheinen der „Frankfurter Nach-
richten" für die Dauer von zwei Wochsn, und zwar vom 14.
bis 28. d. Mts. einschlictzlich, verboten. Zur Begründung wird
angeführt, datz die „Frankfurter Nachrichten" in Nr. 86 vom 27. März
einen Leitartikel. Lberschrieben „Zweierlei Matz" gebracht haben, der
angeblich di« verfastungsmätzig festgestellte repuLlikanische SLaats-
form Preutzens dadurch hsraLwürdigt, datz er ein Mitalied der
republikanischen Regierung Preutzens, nämlich den Minister dcs
Inüer» Severing, beschimpft ynd verleumdet.
Sie vier punkie Lunos.
Die Frankfurter „Volksstimme" ist mit dcr Rede, die der Reichs-
kanzler Luno bei der Bestattung der Ruhropfer gehalten hat, nicht
zufrieden. Sie vermitzt die Ankündigung „baldiger DorschlSge" der
dcutschen Regierung zur Beil«gung oder Beendigung des an Ruhr
und Rhein von Franzosen und B«lgi«rn gegen uns und unserr Wirt-
schaft geführten Krieges und bedauert, datz der Reichskanzler „nur die
bekannten Derhandlungsbedingungen wiederholt" habe.
Es wird gut sein sich daran zu erinnern, was der Reichskanzl«
in bezug auf diese Nerhandluugsbedingungen gesagt hat. Er hat
gesagt, jo wie die Regierung alles tun wekde, um die KSmpfer an
Rhein und Ruhr zu schötzen und ihnen zur baldigen Befreiung zn
helfen, so werde auch künftig nichts unterbleiben, was unserem Volke
und Lande Freiheit und Frieden geben konne. Aber Frieden und
Freiheit mutztsn gestchert sein: die Reparationspflicht mützte auf das
Matz des Erfüllbaren zurückgeführt werden, die Erde, in der am
Dienstag die gemordeten Arbeiter bestattet wurden, mützte wieder
frei werden von dem Futz und der Hand des Feindes, es mühte de»
in Eefangenschaft und Verbannung Leidenden Freiheit und Heimat
wiedergegeben werden, und es könne keiner Regelung zugestimmt
werden, die Ruhr und Rhein territorial und o«fastungsmShig
antaste.
Datz diese Grundbedtngungen seitens des Reichskaum
lers wiederholt wurden, befriedigt die „Volksstimme" also nichr;
was aber würde ste besriedigen? HSlt ste die vier Punkte des
Reichskanzlers nicht auch ihrerseits sür unerläßlich?
Sie öutzert stch dariiber nicht, verlangt nur „baldige Dorschläge",
gerade wie da» bestSndig unsere Feinde tun: was aüer kann dt«
Rekchsregierung Lber das yinaus, was ste schon vor dem Ruhreknfall
mit Dorschiägen getan hat, noch weiteres tun? Datz fie und da»
deutsche Dolk Lereit stnd, so viel zu leisten, als in ihren Kräften steht,
das weitz die Welt. Dah k«s in dem Londoner Programm Ver»
langte über die Kräfte gcht, weitz di« Welt auch. Dor dem Ruhr»
«infall hatte die deutsche Regi«rung ein Angebot bereit. Poincarö
l)at es schnöde zurückgewiesen und hat den llmstand, dah in den
Sachlieferungen kleine Nückständ« waren, als Vorwand für ein llnter-
nehmen benutzt, das wnter allen llmständen als ei» Druch des Der-
sailler Friedensvertrages bezeichnet werden nuch. D« angegeben«
Zweck des llnternehmens war, das zu holen, was di« deutsche Re-
gierung angeblich Lisher nicht freiwillig gelkefert habe. Was
nun di« dentsche Regierung dazu, d. h. zu diesem unerhörten Frio-
densbruche, zu sagen hatte, das hat fie in unzähligen Protesten deut»
lich ge',iug getan, ist es aber jetzü wcnn an die Stelle des Dölker-
rechtsbruches und schandlichster Eewalttat etwas anderes gesetzt
werden soll, Sache der deutschcn Reichsregierung, mit Vorschlä»
gen fiir dieses andere hervorzutreten? Eie tst ja in den zanzen
drei Monaten nicht ein einziges Mal gefragt worden, es ist auch dew
Ruhreinbruch keine Ankündigung vorangegangen etwa mit der
Drohung, datz der Einmarsch erfolgen würde, wenn dies oder da»
nicht getan würds, die deutsche Regierung ist als nicht vorhanden be«
trachtet worden: soll diese so geringschätzkg behandelte Regi«ung,
Leren Vertreter am Montagabend, auf dem Boden des Deutschen
Reiches, von den eingedrungenen RSubern festgenommen und nach
24stündiger Haft wie ein Verbrecher über die Erenze abgeschoben
worden ist, soll die so behandelte Regierung der Deutschen Republik
jetzt Lber das alles hinweggehen und stch mit „Vorschlägen" an diese
RLuber wenden, ohne auch nur stcher zu sein, datz auf der andersn
Seite das Eeschehen« als llnrecht anerkannt wird und dah also
jene vier Punkte gut geheitzen werden? Wenn diese Eutheitzung
nicht vorliegt, und sie liegt nicht vor: können dann die von d«
„Volksstimme", allerdings nicht allein von ihr gewünschten Vor-
schlSge etwas anderes sein als die Kapitulation? Aber, das
ist es jä wohl auch, was dle „Volksstimme" eigentlich meint. Sie
hat es ja von jeher gesagt: für fie steht der eigentliche Feind im
Landc selber, für ste ist der Feind das, was si« den .Kapilalismus"
nenni und wenn ste jetzt eine Politik neuer „Vorschläge fordert, so
kann sie dabei wohl kaum an etwas anderes als an „Heranziehung
der Sachwerte" denken, also an «inen Frieden, bei dem der Kapi-
talismus, und zwar in diesem Fallc der deutfche, auf dem Alta«
d« Weltverbrüderung geopfert würde, was dann oer.-uutlich einen
derart erschütternden Eindruck machen würde, datz von hier aus elne
Defreiung der ganzen Wclt aus den Vaden des „Kapitalismus" ihren
Ausgang nehmen würde. Das aber wSre nicht mehr Politik im
Sinne der Soziald«mokratie, als deren Organ die „Volksstimme" stch
ausgibt. sondern Politik im Sinne Lenins!
Was di« Sozialdemokratie, wenigstens ekner ihrer Führer, d«
„Vorw8rts"-Redakt«ur Stampfer, zu solcher Haltung sagen würd«.
das geht aus dem Artikel „Nach drei Monaten" vom g. April her-
vor, in dem Stampfer u. a. auch über die Treibereien der Kom-
munisten im Ruhrgebiet und über dke Hoffnungen, die die Fcind«
auf dkese Treibereien setzen, spricht. Dah scharfe KlassengcgensStz-
vorhanden stnd, das leugnet er nicht. Sie seien da gewesen, als die
Franzosen noch nicht im Lande waren, urd ste würden noch da sein,
wenn die Franzosen wieder fort seicn. Lbcr diese Eegensätze seien
jetzt nicht das, was die Lage im Ruhrgcbiet behcrrsche. Das sei viel-
mehr das Neue, das Unerhörte des mililärischen Einbruchs.
auf desten Abwehr alle Nerven bis zum Zerreitzen angespannt
seien. Ein mögliches Zusammenwirken mit dieser frsmden militäri-
schen Eewalt zu Zweckcn dcr Weltrevolution sei e!ne blasse Theorie,
für die auf dem Boden der Wirklichkekt kein Platz sei.
Wie zutresfend di.scr Boden der Wirklichkeit durch die vier
Punkte Eunos gekennzrichnet wird, das geht auch noch aus folgcn-
den Wortcn Stampfers hcrvor:
„Ueber dem Revisr liegt jetzt die Etimmimo «ifernsr Ent-
schlossenheit. Iene, die vor drei Monaien meinten. länger als zrpst
Wochen könne die Desetzung nicht ertragcn werden, hallen mit rcn
psychologischen Wirkungc» des militärischcn Vorgchens nicht gercch-
Aost" erlcheint wSchentl. siebenmal. Betlanen: DwaSkaNa(Sonnts —
sFreitag«» - Llteraturblatt — Dochschulbeilage tmonatUchs.
^ rrnnaie BcitrLq, ohnc Derantwortnng. RüSIenLnng nnr, wenn Porto beUiegt-
Heidelverger Zettung
Smstag, den 14. Aprll 1923
^ «nd
HmlvtgeschSftsstelle «. Echrtftlettg. der.Badischen Post* Acidelberg, Hauvtstr, 23, Fernspr.:
Nr. 18L Berliner Dcrtretung: Berlin 8V 48, Zinnnerstraste 9, Fernspr. Zentr. 415,
Münchner Bertretung: MSnchen, Seorgenstr. 107, Fernspr. S1667.
^drii.
Bostschrch.Konto: Frauksurt a. M. vichlv
klrb,a,-^^ugsr>reis der .Bad.Post- Ml. «0»0 - t-n-schl. Z»st-llgebühr>. S-rbstabhol. Mt. 8900.-. «uSlaud Mk.Mvo -
sohlen m ^d.nnr bi, znm S. jed.Mtr angenomm:n. «lm l n.S.nvch gellef.geitungen stnd nach d. Einzerverkaufrprei« zube-
Mk- 17Ü--. Lft die Zettung am Trscheinen verhindert, besteht kein Ansprnch anf TntschSdignng.
Postscheck-Koutor yraukfurt a. M SL»1«
Auzeigenvrelse: dte 44 onv breite Nonpareillezeile kostet: lokale Stellengesnche Mk. 80 -, U. iSelegenhei tsanzeigen Mk. 1M
Familienanzeigen Mk 89.-, Geschilftsanzeigen Mk. 175.—, Finanz- nnd Jndnstrieanzeigen Mk. S50.-, mit Platzvorschrift nnd
MontagsMk. 10.—mehr. Die 98 mm breite Reklamezeile kostet Mk.000.—, Anzetgen nnd Reklamen von answSrt» 25°/, HSHer
Aos dem Kampfgebiel.
Neuc Mord- wid Echavdtaten.
EigeneDrahtmerdung.
» Besetzte» EeLret. 1S. April.
^"5 ^iesbatzen verlangten in einer Mrtschaft am Nero-
k!eit oetrunkene Marokkaner Alkohol, der ihnen verwei«
d>it sh«, Ledrohten den Wirt und die anwesenden Eäste
dsth -seitengewehren. AIs ste von einem Schutzmann
U. ^izieren verhaftet werden sollten, stachen ste wild um
Aijch der 18jährige Buchdruckcrlehrling Frrtz durch einen
Frau «n« wurde. — Jn Mainz wnrde eine verheiratete
eL,«/ Einem farbigen Scheusal am hellen Tage in der NSHe
NLs-^aligen Militärarresthauses Lberfallen, in eine Autohalle
^-evnt . .. . .. . ... ... -- vergewaltigcn.
wo der Ünhold versuchte, die Fran zu
ieiste-l-tzte sich atzxr kräftig zur Wehr, so vaß de,
aver kratttg zur Myr, >o vag oer ^»u>ning vou
Akn. .^rhaben ablasten mutzte. — Ein Mainzer Kaufmann. Karl
^iarr ^ aus der Post in Gonsenheim zwei Millionen
LNge^Nüahlen wollte. wurde von zwei französtschen Gendarmen
M die jhm den Ausweis zerristen und das Eeld abnahmen.
Iaq -verlangen, eine Quittung über den weggenommenen Ve-
«."ichimT-Eellen. antworteten die Franzosen mlt Drohungen und
^la-^psungen. — Auf dcr Berginfvektion II in Eladbeck Lr-
Tkltz^^ten die Franzossn 800 Millionen Mark Lohn»
^ für die Zeche „Nheinbaben" bestimmt waren. Die
?°>in^!Easchaft ist in den Streik getreten. — Aus Mann-
-.^rd .berichtet, dah seit Freitag vormittag )48 llhr sich vor
AUH-^Kchilchcn Zollamt an dcr Nheinbrücke eine grotze Anzahl
L^It ^ ^ ^ ansammelt, die dort von den Franzosen ange-
ll»hky " werden. Während Lisher nur von der Ladung der
Nrer eme Abgabe verlangt wnrde, müsten nun die Wagen-
2 »f. d-ne Vescheinigung über die Hinterlegung einer Kaution
Nge^'^er HSh« swahrscheinlich 10 Prozent vom Wert des
N«r vorlegen. Diess Verfligung betrifft die ans der Pfalz
w k, ^ Rheinbrücke nach der badifchen Seite gehenden Eefährte,
der Kautwn wird eiile Bescheinigung ansgestellt, dke
^>r^,-^aver Lerechtigt, ein viertel Iahr lang ungehindert ein- und
Nach Wblaus dieser Frist kann der ErlauLnisschein
U v k , ivrrden. Jn vem am Mittwoch Lesetzten Haus in )
tzr^stratze, in dem sich die Eeschäfisräume des Den
^^rkehrebundes Lefinden, Laben stch die Franzos
Erlaubnisschein
der
>t»
>-en ^ r o o ti i: o e » befinden, baben stch die Franzosen
Vuroräumen einquartrert. Das grotze Zimmer ist mit
hz^^n belegt, während fich in dem kleineren Raum zwei Offi-
v?lltzsg^l>ch eingerichtet haben. Die dnrch eine Dennnziatio«
ooffnung der Franzosen, dort Listen nnd Lohngelder
Rhemschiffer beschlagnahmen zu können, hat fich als
Gege« die Eisenbahner.
stete der Etation
Die Familien müsten
„ - - - - Pon Der Staiion H o ch-
wurden sämtliche Ei se nbahn Led ienst« t e
selft-- 1 r 1 eb« n. — Di« franzästsche Besatzungsbehörd« erlietz
gegen M Eisenbahnbed'ienstet«. in d«r
Faw,». "komotivfliLrerpersonal, d«n Ausweisungsbcfehl.
^ d«n. ^"'w> müsten bis Dienstag das besetzte Eebiet verlassen
Eisn-. Die RheinlandkommiUon verfügte t38 n«n« Aus»
«o« vvn deutschen Zoll- iwv Eissn-bahnbeanrten.
«i»
Veispiel stanzyMcher LügenhWMii.
«lgebttch wichtiges Dotument SL«r dle Pottti,
Le» KaLinetts Tnno.
^o« «nserer Berliner Rrdakttoa.
^ vertt». 1S. April.
tz.mhrender Seite der Deutschen Dolkspartei wird ausge-
ttanMsche Preste Lemüht sich systematisch, llneinigkeit
Ltz^rung tn die deutsche Lffentliche Meinung zu bringen.
»e„'ktz, »ENrnanSver nehmen allmählich groteske Formen an. In
»rhMt tz, Tagen stnd nicht weniger als drei hervorstechende FSlle
M>tz»' !o , Da diese FSlle auch die Deutsche Dolkspartei an-
»ih^rz ,-ionn an einer Zusammenstellung dieser Fälle elnmal be-
iähi?Nq^»ieuchtend gezeigt werd«n, in welcher Richtung diese Be-
Hotz'^ak nch bewcgen. Von dem Abg. Stresemann wird er-
Ulllr,"- lilt - "" einem ipliieirr .
!"lie ^ D, ^^itig wird er in einen Eegensatz zum Reichsfinanz-
!°1p.2plo„ Hermes gestellt, der angeblich einen fertigen Repa-
der Tasche habe, damit jedoch nicht durchdrlngen
2 »em Abg. Stresemann wird erklärt, dah ihm die Nach-
angeboten worden sei, datz er stch aber darüber
son-dern'erklärt habe, eine Lösnng des Reparations-
> »ur im Zusammenhange mit der Sozialdemokratie
A ! Mi,^ut«nder Teil dkeser PrestemanSver geht aus den Ber-
des „Iaurnal" zurück. elnen Herrn Blun. dles
^err, tze, vor einigen Wochen in einer öffentlichen
ü h -i^lchstages von dem Abg. Stresemann der Lllge
N>h Meu wurde. als er behauptet batte. der Derband der
tz^ustriellen set bsim Reichskanzler vorstellig geworden,
^ eine Lösung des Ruhrkonsliktes gedrängt. wsil die
Jn ihrer Eesamtheit jedoch verdienen alle diese Manöver entschle-
den einige Beachtung, denn es liegt zweifellos System in dkesen
fortgesetztcn Lügenmeldungen, durch die im deutscheu Volke der Ein-
druck erweckt werden soll, als ob «in« starke Meinungsverschieden-
heit Lber die Art und Weise unserer Nuhrpolitik und über die Art
ihrer Fortführung Lestehe. So wie man im Ruhrgebiet
selbst die Arbeitgeber gegen die Arbeitnehmer
auszuspielen versucht, wi« mau dre Rheinlande
gegen das übrigs Deutschand und Bayern gegen
Norddeutschland aufwiegeln möchte, so bemüht man stch
hier, den Neichswirtschaftsminister Dr. Becker gegen den Reichs-
finanMinister Hermesauszuspielen, die Abgg. Stinnes
und Stresemann gegen den Reichskanzler. nm durch
alle diese Manöver eine Attacke auf die deutschen
Nervcn zu unternehmen. Sektdem man den französtschen
Iournalisteu das Betreten des Reichstages verboten hat, entziehen
sich die ZutrLger, auf die sie stch stntzen, der öffentlichen Beobachtung,
aber jedsnfalls ist es dringend notwendig, endlich einmal auf diese
Manöver hinzuweisen, nnd der deutschen öffentlichen Meinung ein-
zuschränken, welchen Zweck diefe französtfchen Tendenzlügen verfolgen.
DieOeffentlichkeitmutzgsgensalchsVerwirrungs-
und Zermürbnngsverfuche gewappnet fein ^
llnersOMerlich im Adwehttamps.
Eine eknmütige Entschttetzong vo« Arbeitgebern un- Arbeitnehmern.
Bertt«, 13. April.
Zn Beginn dieser Woche fand ein« Tagung der führenden
Arbeitgeber und Arbeitnehmer Mer Wirtschaftszweige
und politrschen Richtungen des gesamten besetzten und des
EinbruchsgeLietes statt, die im Anschlutz an die Erledigung
grundleaender wirtschaftlicher Fragen einstimmig folgende Ent-
schlietzung fatzte: Die Vertreter von Arbeitgebern nnd Arbeit-
nehmern aller Rlchtungeu aus dem altbesetzten und den Einbruchs-
aebieten an Rhein, Ruhr, Mosel, Neckar und Main sowie aus dem
ubrigen Deutschlanv bringen erneut den unerschutterlichen
Willen zum Ausdruck, ungeachtet aller Not und Leiden, aller Be-
drückungen und feelischer und körperlicher Mitzhandlungen den
passivsn Abwehrkampf fortzufuhren. Mit derselben
Entichlossenheit, mtt der fie jeden aktiven Kampf verurteilen und
mlt derselben Enffchiedenheit, mit der sie jede Moglichksit zu Der-
haudlungen aks Gkeichoerechtigte erfatzt zu sehen nmnschen,
lehnen si« die Entgegennahme eines Diktates ab. Auch fie
wollen, datz der Ausgangspunkt jeder verhandlung di« Eicherung
der völligen RSumung der Einbruchsgebiete sein mutz, die Schadlos-
Laltung ver durch den Einbruch an Leib uno Gut Eeschädigten, die
Freilassung der widerrechtlich Eefangenen und die RÜckkehr aller aus
ihrem Wirkungsbereich Vertriebenen. Das Ziel der Verhandlungen
koll die Erhaltung des gesamten dentscheu Landes und die Lösüng
des Reparationsvroblems sein, die bei der Uebernahme aller Rc-
parationsvervflichtungen, die Deutschland tragen kann, uns gestattet,
als freie Männer zu arbejten und zn leben.
Anerhötte ArensHenqualerei.
Darmstadt, 13. Aprll. Wie aus zuverlasstger Qnell« g«-
mekdet wird. boüe der Syndtkos d« Mainzer Handela»
kammcr nm-, seiner ia den letzten Tagen erfolgten Verhaftung ein
«nglaudliches Martyrium zu bestehen. Er wurd« alsbald nach seinsr
Festnahme dmch Angehörtge der französtschen Besatzung vernommen
und sollte vber eine Reihe oon Fragen genaueste Antwoct erteilen.
Da er zum Tell keine Auskunst erteile« konnte, zum Teil aber auch
«icht wollto, um seinen Eid nicht z« brechen, wurde er vou einem
auder-n franzöfischen Beamte« vernommen und da ma» zu keinem
anderen Resultat gelangte, wurde der Man» uahezu vierund»
zwanzig Stunde« ohue Unterbrechung gepeinigt, Lis
schNetzlich auch die letzte Wkllenskraft versagte und der Syndikus
ohnmächtig zuso Ker-stiirzte. Wle verlautet, war er in eine der-
mttge Stimmung geratrn, datz er versuchte Selbftmord z« begehen,
da er seine Sinne nicht wehr «Schtig war.
Gegen das verräterijche Lreiben VottenS.
Köln, 13. Aprkl. (Priv.-Tel.) Die Vlätter sSmtlicher Partei-
richtungen des Rheinlandes beschLstigen sich mit der Reise des
Sonderbiindlers Dorten nach Paris und brandmarken LLer-
cinstimmcnd das landesverräterische Treiben dieses ehe-
maligen preutzischen Staatsamoalts, der es angestchts der erschüt-
ternden Trauerfeier kn Essen wagt, dis Deutschen in Paris anzu-
schwSrzen. — Jn der DLsseldorfer Stadtverordneten-Bersamm-
lung gab der FLHrer der sozialdemokratischen Fraktion,
Berten, eine Erklärung ab, in der es heitzt: Die Bestrebungen
auf Loslösung des Rheinlandes von Preutzen und vom Reich
haben durch dke Beletzung des Ruhrgebietes eine -weltere Förde-
rung nicht gefunden. Absr die Kreise, die diesen Bestrebungen an-
gehörcn. haben eine grötzere Vewegungsfreiheit erhalten. Wir aus
drm wrrktätigen Bolke werden jede Loslösung dcs Rheinlandes von
Preutzen und vom Reich verhindern. Auch die Form eines
Freistaates müsten wir Lekämpfen, weil ste nur eine weitere
Zerstückelung in Deutschland zur Folge haben würde.
Die „Frankfurter Aachrichten" verbolen!
Franksmt a. M„ 13. April. Der Oberprästdent von Hesten-
Nastau hat unter Bezug auf §8 21 und 17 in Verbindung mit Z 8
Ziffer 1 des Eesetzes zum Schutze der Republik vom
26. Juni 1922 das Erscheinen der „Frankfurter Nach-
richten" für die Dauer von zwei Wochsn, und zwar vom 14.
bis 28. d. Mts. einschlictzlich, verboten. Zur Begründung wird
angeführt, datz die „Frankfurter Nachrichten" in Nr. 86 vom 27. März
einen Leitartikel. Lberschrieben „Zweierlei Matz" gebracht haben, der
angeblich di« verfastungsmätzig festgestellte repuLlikanische SLaats-
form Preutzens dadurch hsraLwürdigt, datz er ein Mitalied der
republikanischen Regierung Preutzens, nämlich den Minister dcs
Inüer» Severing, beschimpft ynd verleumdet.
Sie vier punkie Lunos.
Die Frankfurter „Volksstimme" ist mit dcr Rede, die der Reichs-
kanzler Luno bei der Bestattung der Ruhropfer gehalten hat, nicht
zufrieden. Sie vermitzt die Ankündigung „baldiger DorschlSge" der
dcutschen Regierung zur Beil«gung oder Beendigung des an Ruhr
und Rhein von Franzosen und B«lgi«rn gegen uns und unserr Wirt-
schaft geführten Krieges und bedauert, datz der Reichskanzler „nur die
bekannten Derhandlungsbedingungen wiederholt" habe.
Es wird gut sein sich daran zu erinnern, was der Reichskanzl«
in bezug auf diese Nerhandluugsbedingungen gesagt hat. Er hat
gesagt, jo wie die Regierung alles tun wekde, um die KSmpfer an
Rhein und Ruhr zu schötzen und ihnen zur baldigen Befreiung zn
helfen, so werde auch künftig nichts unterbleiben, was unserem Volke
und Lande Freiheit und Frieden geben konne. Aber Frieden und
Freiheit mutztsn gestchert sein: die Reparationspflicht mützte auf das
Matz des Erfüllbaren zurückgeführt werden, die Erde, in der am
Dienstag die gemordeten Arbeiter bestattet wurden, mützte wieder
frei werden von dem Futz und der Hand des Feindes, es mühte de»
in Eefangenschaft und Verbannung Leidenden Freiheit und Heimat
wiedergegeben werden, und es könne keiner Regelung zugestimmt
werden, die Ruhr und Rhein territorial und o«fastungsmShig
antaste.
Datz diese Grundbedtngungen seitens des Reichskaum
lers wiederholt wurden, befriedigt die „Volksstimme" also nichr;
was aber würde ste besriedigen? HSlt ste die vier Punkte des
Reichskanzlers nicht auch ihrerseits sür unerläßlich?
Sie öutzert stch dariiber nicht, verlangt nur „baldige Dorschläge",
gerade wie da» bestSndig unsere Feinde tun: was aüer kann dt«
Rekchsregierung Lber das yinaus, was ste schon vor dem Ruhreknfall
mit Dorschiägen getan hat, noch weiteres tun? Datz fie und da»
deutsche Dolk Lereit stnd, so viel zu leisten, als in ihren Kräften steht,
das weitz die Welt. Dah k«s in dem Londoner Programm Ver»
langte über die Kräfte gcht, weitz di« Welt auch. Dor dem Ruhr»
«infall hatte die deutsche Regi«rung ein Angebot bereit. Poincarö
l)at es schnöde zurückgewiesen und hat den llmstand, dah in den
Sachlieferungen kleine Nückständ« waren, als Vorwand für ein llnter-
nehmen benutzt, das wnter allen llmständen als ei» Druch des Der-
sailler Friedensvertrages bezeichnet werden nuch. D« angegeben«
Zweck des llnternehmens war, das zu holen, was di« deutsche Re-
gierung angeblich Lisher nicht freiwillig gelkefert habe. Was
nun di« dentsche Regierung dazu, d. h. zu diesem unerhörten Frio-
densbruche, zu sagen hatte, das hat fie in unzähligen Protesten deut»
lich ge',iug getan, ist es aber jetzü wcnn an die Stelle des Dölker-
rechtsbruches und schandlichster Eewalttat etwas anderes gesetzt
werden soll, Sache der deutschcn Reichsregierung, mit Vorschlä»
gen fiir dieses andere hervorzutreten? Eie tst ja in den zanzen
drei Monaten nicht ein einziges Mal gefragt worden, es ist auch dew
Ruhreinbruch keine Ankündigung vorangegangen etwa mit der
Drohung, datz der Einmarsch erfolgen würde, wenn dies oder da»
nicht getan würds, die deutsche Regierung ist als nicht vorhanden be«
trachtet worden: soll diese so geringschätzkg behandelte Regi«ung,
Leren Vertreter am Montagabend, auf dem Boden des Deutschen
Reiches, von den eingedrungenen RSubern festgenommen und nach
24stündiger Haft wie ein Verbrecher über die Erenze abgeschoben
worden ist, soll die so behandelte Regierung der Deutschen Republik
jetzt Lber das alles hinweggehen und stch mit „Vorschlägen" an diese
RLuber wenden, ohne auch nur stcher zu sein, datz auf der andersn
Seite das Eeschehen« als llnrecht anerkannt wird und dah also
jene vier Punkte gut geheitzen werden? Wenn diese Eutheitzung
nicht vorliegt, und sie liegt nicht vor: können dann die von d«
„Volksstimme", allerdings nicht allein von ihr gewünschten Vor-
schlSge etwas anderes sein als die Kapitulation? Aber, das
ist es jä wohl auch, was dle „Volksstimme" eigentlich meint. Sie
hat es ja von jeher gesagt: für fie steht der eigentliche Feind im
Landc selber, für ste ist der Feind das, was si« den .Kapilalismus"
nenni und wenn ste jetzt eine Politik neuer „Vorschläge fordert, so
kann sie dabei wohl kaum an etwas anderes als an „Heranziehung
der Sachwerte" denken, also an «inen Frieden, bei dem der Kapi-
talismus, und zwar in diesem Fallc der deutfche, auf dem Alta«
d« Weltverbrüderung geopfert würde, was dann oer.-uutlich einen
derart erschütternden Eindruck machen würde, datz von hier aus elne
Defreiung der ganzen Wclt aus den Vaden des „Kapitalismus" ihren
Ausgang nehmen würde. Das aber wSre nicht mehr Politik im
Sinne der Soziald«mokratie, als deren Organ die „Volksstimme" stch
ausgibt. sondern Politik im Sinne Lenins!
Was di« Sozialdemokratie, wenigstens ekner ihrer Führer, d«
„Vorw8rts"-Redakt«ur Stampfer, zu solcher Haltung sagen würd«.
das geht aus dem Artikel „Nach drei Monaten" vom g. April her-
vor, in dem Stampfer u. a. auch über die Treibereien der Kom-
munisten im Ruhrgebiet und über dke Hoffnungen, die die Fcind«
auf dkese Treibereien setzen, spricht. Dah scharfe KlassengcgensStz-
vorhanden stnd, das leugnet er nicht. Sie seien da gewesen, als die
Franzosen noch nicht im Lande waren, urd ste würden noch da sein,
wenn die Franzosen wieder fort seicn. Lbcr diese Eegensätze seien
jetzt nicht das, was die Lage im Ruhrgcbiet behcrrsche. Das sei viel-
mehr das Neue, das Unerhörte des mililärischen Einbruchs.
auf desten Abwehr alle Nerven bis zum Zerreitzen angespannt
seien. Ein mögliches Zusammenwirken mit dieser frsmden militäri-
schen Eewalt zu Zweckcn dcr Weltrevolution sei e!ne blasse Theorie,
für die auf dem Boden der Wirklichkekt kein Platz sei.
Wie zutresfend di.scr Boden der Wirklichkeit durch die vier
Punkte Eunos gekennzrichnet wird, das geht auch noch aus folgcn-
den Wortcn Stampfers hcrvor:
„Ueber dem Revisr liegt jetzt die Etimmimo «ifernsr Ent-
schlossenheit. Iene, die vor drei Monaien meinten. länger als zrpst
Wochen könne die Desetzung nicht ertragcn werden, hallen mit rcn
psychologischen Wirkungc» des militärischcn Vorgchens nicht gercch-