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Badische Post: Heidelberger Zeitung (gegr. 1858) u. Handelsblatt — 1923 (Januar bis Juni)

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Nr. 90 - 118 (1. April 1923 - 30. April 1923)
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https://doi.org/10.11588/diglit.15611#0611

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«>. Mrrang.T^

e D o st" erschemt wöcheirtl. sieLcnmal. Beilaaen: DidaSkalla kSonnt.) —
«»Slatt kffreitsar» - Literatarblatt - «ochschnlvellage kmo n atii L).
eriangte BeitrSae ohne Verantworiung. RiicksenLunki nur, wennDorto betiteat.

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ich).
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OeideWerger Zeitung

(Gegründet 1888)

und

Ha«delsblatt

DösneMag, den 12. Mt!N2L

HauptaeschSstsstelle u. Schristlettg. Ler.Badlschen Post' tz-idelbera. «auvtstr s, .

cD°rI-a,-rt- kkranIfurta.M.> B-rline- B-Letun«: B.-lM 8V48'Zimw^
»raSeS. g-rnlpr.Zentr.tlS, Münchn-rVertret.- München,«eorgenftr. 1„7, ff-rnspr.Ziaa?


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^»>> 1"" JstdleZeitnng amClschcinenverhindert.defteht ketnAnspruch aufEntlchSdigung-

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Montags Mk. 10.—mehr. Die 68 mm breite Reklamezerle kostet Mk.600.—, Anzeigen und Reklamen von auswärts 25^ höher

^k-Zeigners Stlchwort siir bie Franzvsen,

lächsische Kabinett hat am Dienstag im Landtag seine
, ^dikns b^ben. Dr. Zeigner trug das Programm vor. An
i^rten us lätzt es nichts zu wünschen übrig. Das war zu
M Ang---".chb erwarten konnte und durfte man aber die versteck-
rttlt»,»r.isf« gegen die Neichsregi^rung und die offene

^Nterst -v t^ gegen die Reichsregierung und die o!
, ^Sierun " "8 der Franzosen und Belgier, wie sie
*"Unten Ä^e uiohl eben nur im Landtag Sowiet-Sachsens f>

von

fallen

gfgen Zeigner wandtc lich zunächst mit den Lblichen Phrasen

richtete -- Ruhreinsall. dann aber fiel er auf die andere Seite,
>euts»-E'Uen demagogischen Angriff gegen die besitzenden Klassen
dltL hs,unds und gab damit Poincar« ein vortreffliches Stichwort,
"°rteu ^u seiner Presse kräftig für sich, gegen Deutschland, ver-
Würtlich erklärte Dr. Zeigner:

in

EN wird.
ü^ie ssö

d

der (sachsische) Regierung ist aber der Anstcht, datz diese Politik
eiii^^ehr, xassioen Widerstandes, möglichst rasch, klar und
v^rdei, durch eine aktive Politik positiver Vorschläge ergänzt
-U erkst: "*utz . . . Sie legt abcr weiter Eewicht darauf, feierlichst
reich .^^n, daß, nach ihrer Ansicht, eine Verständigung mit Frank-
»i.i vonp »i« Opfer der besitzenden Klassen Deutschlands

" pismus der besitzenden Schichten
>r Reden Lber den framösischen
de?M'ch. jeder Äppell'ansÄechtsgefühl und ans Kulturgewffsen
eit nur unwahrhafte und zwecklose Deklamation."

eui/^ch niedlicks Worte! Ein „Deutscher" erklärt die

t°Ut!Ä»^ niedliche Worte! Ein „Deutsche
sj-^^-llgitation gegen die französ
windel. furTheater. Er schi

^U?Ullistisch»Il"ch'* " ^ ^ lu-irv-, u»»z -vir >>-l»r

iv ^tschen Kan^s"-?' bemahe den Deutschem das heint

ösische Eewalt-
" iebt, ganz wie seine
heigi

beht! Ein deutscher Ministerpräsident enthüllt den
ß^uhr'- ^Echen Egoismus der Lcsttzenden Klasse Deutschlands.

Poincarä hat

deuti»? Herrn Dr. Zeigner gefund
k'H'schsn EU Kapitalisten versllhrt ihn zur Vl
«^Nkresta ^°ubplan. Er hält die Dr»---


wgÄgEschichtlichen Kampf
k>e» ?'6en will und den R

f nicht

etnen vortrefflichen
den. Sein Hah gegen
Vlindheit gegenllber dcm
Auseinindersetzung zwischen
Angelegenheit der
oder Niederlage
rend Dr. Zeigner
zv würdigen weiß oder ihn

li^dchen gen mill und den Ruhreinbruch benutzt, um ein Partei-
i'ch di° „uran zu kochen, übersteht er auf der andern Seite gefliffent-
dl °u links drohende Ecfahr. Er ruft aus: die Republik ist
kö.. Konin,?".5ber nicht, weil die Belgier und Franzosen, nicht weil
di''»Nen ?uuisten sie bedrohen, sondern weil stch faszistische Organi-
!>».„, u Bayern breit machen. Sie seien zum Anariss da —

in

in

r«v»L's D«I»MM>ÜN^

,um Schutz gegen Ueberfälle'?

sei unbewaffnet. Aber
Eibt es n.cht^auch dafür in

haben. War das nötig
hllell . betont. der sächsische Selb

N 'kU'UN stch bewaffnen?! Eibt es nicht auch dafür in
N??deruug°^p^le? Das einzig Richtige an seiner Rede war die
ft-L Äc»? ?ns Reich, endlich einzugreifen und Ordnung zu schaffen.
liÄksforu,-,!- *rte Dr. Zeianer die AuflLsung der reaktionären An-
»,,Sladik„s"""kn — aber stnd sie nicht erst als Eegenwehr gegen
Iei>, Slauiie Organisationen in Bayern gebildet worden? Dr. Zeig-
deo °sr xp-,'e Bildung der sächsischen Abwehrtruppen mit dem Da-
d»? üuu .-^wradikalen Formationen rechtfertigen zu können. Wer-
b'e p-^üicht die Hitlerfreunde, die Deutschvälkischen usw. wie-
" ^Hstschen Eründungen, die proletarischen Hundertschaften,
lrehmen, ihrerseits ihre Kräfte zu verstärken? Muß da

einander kampfgerüstet
"> Auseinandersetzung
Eewalttaten schließt
rgn^^blt spricht nicht aus dem Programm
i "^lis. Es wird seinen Gegnern nicht schwer
' ^ am Donnerstag zu zerpflücken.

-. »Sie morden den Srist m'cht!"

de, Reichstagspräsidenten LöLe LLer die Ruhrgreuel.

Eigene Drahtmeldung.
m . BerNn. 11. April.

^räsij,^^^ungstisch: Iustizminister Heintze.
tstg

lUlid-^ichz."" gegen die Bewohner Les Ruhrgebiets hin. Die Rede
uber^ Das^- hat im ganzen Volke Widerhall ge-
g-Ä'li As>„ "wsische Militör hat neuc Eewaltakte oerübt gegen-
^ejptU-d'l di° .^Uneten und Regierungsvertretern, die den Toten
^User Llst, ai Ehre «rweisen wollten. sLebhafte Pfuirufe.) Es
»jlr), °b durch Vedrückungen und Demütigungen der Feind

Aei, b,-s?r Berzweiflung zu bringen sucht. Er wird es aber
ö'i Lick,?^"' baß derWiderstand stahlhart und daß der
sU- j .u de, -b„,ungezündLt wird über ein Dolk, das sich einst rühmte,
KleE U i G."'ffe de, Zioilisation zu stehen. „Sie morden den
k?SIick u>N m,'? b r Brüder!". diesen Spruch auf einer Kranz-
«U^üU. Effen rufen wir den Landsleuten an der Nuhr

!ch?ik-?°rt wirdgelten.LisdieBefreiungs-
Ktzg D»- <§el.s^' lL-bhafte

^Ufj UlMea a-Uber den Verkehr mit Absinth wird unverändert
Ler), ? ^ rk«s, Abkommen mit Dänemark zur Regelun

______6 des

^lm? bey"L" wird zugestimmt. Verschiedene kleine Vorlagen
^lptz Stag ? ^-/chuffen überwiesen. Das Haus vertagt stch auf
^ gege'a 4 Ernährungsministerium, Verkehrrministerium.

fch -.^«r A d

^ÄEspdes Reichstags hat über den Ee-
Är^Ernäde»! dle nächste Zeit beschloffen. daß in diefer
l'UMz °che d-, Usungsetat und der Eisenbahnetat und in der nach-
^ur tzerLi»» ^ des Nuswärtigen und des Wirtschaftsministe-
ung gestellt wird, unä danv dis ZnterpeSation Lbsr

das Verbot der Deutschvölkischen Freiheitspartei zur Besprechung
gelangen soll.

ünannehmbarr pläne ber Allüerten.

Eeheime Berhandlnngen zwischen Fraurreich und England.

Von unferem N-Korrespondenten.

Paris, 11. April.

Jn Paris liegen Mitteilungen oor, daß weiterhin geheime
Verhandlungen zwischen Frankieich und England ge-
sührt werden und daß in der am Freitag beginnenden Konferenz
mit den belgischen Ministern wichtige Beschlüsse gefaßt wer-
den. Die belaische Negierung scheint, wie das „Echo de Paris" be-
hauptet, die Reise Loucheurs nach London im allgemeinen zu bil-
ligen, weil sie nach den Anschauungen Les Lelgischen Kabinetts ge-
eignet ist, die guten Veziehungen zwischsn Frankreich und England
wiederherzustellen. Nur hätte man die Form der Verhandlungen
Loucheurs anders gewünscht, da man glaubt, datz man in Deutsch-
land den Eindruck der Schwäche gemacht und die sranzösisch-belgische
Politik kompromittiert habe. Belgien will vorläufig gegen-
Lber Deutschland unnachgiebig bleiben und tritt für
Durchführung Ler Ruhraktion bis zum Ende ein. Jn englischen
Kreisen macht sich unverkennbar eine starke Strömung dahin gel-
tend, datz man auf Deutschland in Kürze einen Druck ausüben
möge, damit dieses zur Lösung der Rexarationsfrage bestimmte
Vorschläge unterbreiten solle. Jn den bevorstehenden Ve-
jprechungen am kommenden Freitag werden daher vorausstchtlich
entsprechende Plüne gefatzt werden.

Jnzwischen wird auch die Frage der Entmilitarisierung
und Jnternationalisierung der Nheinlanoe eisrrg
weiter erörtert. Der englische Eeneral Spears, der Lereits durch
die „Times" und im Unterhaus einen entsprechenden Plan vorge-
legt hatte, entwickelte diesen nunmehr auch im „Petit Paristen".
Er führt dabei aus, daß die Reise Loucheurs nach London
dort außerordentliche Zustimmung finde, weil in Eng-
land die Annäherung an Frankreich gesucht werde. Eeneral Spears
wünscht, daß Frankreich vnd Belgien am Rhein praktische
Earantien erhielten wegen der Reparationszahlungen und der
Sicherung der Erenzen. Eine Zerstückelung Deutschlands
dürfe aber nicht erfolgen, Unter Ler Kontrolle des
Bölkerbundes sollte nicht nnr das linke Rheinufer und die
neutrale Zone am rechten, sondern auch das ganze Ruhrgebiet
entmilitaristert werden. Jn diesen entmilitarisierten Eebieten
dürften keine deutschen Truppen stehen. Diese Eebiete sollten aller-
dings beim Reich bleiben, sollen aber der Kontrolle einer
vom Völkerbund ernannten Kommisston unterstellt werden. Diese
Kommission wiirde weitgehende Vollmachten erhalten, und nicht nur
die Entwaffnung, sondern auch die Eisenbahnen und die Schulen zu
LLerwachen haben. Der Kommisfion sollen internationale Eendar-
meriekräfte zur Verfügung stehen. Damit die deutsche Regierung
keine geheime Mobilisierung vorbereiten könne. müßten die Eisen-
bahnen dieser Gebiete einer internationalen Eesellschaft übergeben
werden. Die Kommisston könnte auch im Ruhrgebiet und am lin-
ken Rheinufer darüber wachen, daß die Rerarationszahlungen regel-
mäßig erfolgen. Weder alliierte. nock, deutsche Truppen dürften dies«
Eei'iLte betreten. Falls aber Deutsck>land di« Bestimmungen l''esi->
ALkommens vsrletzte, könnten alliierte Truppen sofort
das ganze Eebiet wieder besetzen. Frankreich müßte
auch dis Mö-üchkeit bckommen. Polen eventuell zu Hilfe zu
kommen, wenn dies von Deutschland angegriffen würde. Am Lesten
wäre es deshalb, wenn auch in Ostdeutschland eine entmili-
taristerte Zone geschaffen würde. Deutfchland müßte, damit das Ab-
kommen lebensfähig wäre, in den Völkerbund aufaenommen und der
Kontrollkommiffion zugezoaen werden. — Zn dieser Erklärung des
Generals Spear bcmerkt Millet, daß einige Anregunqen, Lefon-
ders die vorzeitige Räumung des Ruhrgebietes. Vorbebalte nötig
machten. im übr-gen zeige der Plan aber einsn Fortschritt in Eng-
lands Denken und bekunde, daß eine Annäherung an Frankreich
wieder gesucht werde.

SLaaLssekretär Samm aus der Saft enLLaffen.

Berlin, 11. April. Staatssekretär Dr. Hamm, der am Montag
abend in. Scharnhorst von den Franzosen festgehalten und dadurch
verhindert worden war, an der Traucrfeier für die Opfer des Effener
Blutbades teilzunehmen, wurde DiensLag abend 8 llbr von Castrop
unter militärischer Vedeckung nach Scharnhorst gebracht und aus dem
Einbruchsgebiet ausgewiesen. Hamm traf Mittwoch morgen
wieder in Berlin ein.

Ueber die nüheren llmstände der Haftentlaffung verlautet folgen-
des: Diensiag abend 8 Uhr wurde ihm auf Veranlaffung des Ee-
nerals Deg 0 utte eröfsnet, daß er unter BeLeckung durch einen fran-
zösischen Offizier das besetzte Eebiet so-ort zu vorlaffen habe und
datz seine etwaige Wiedereinreise schwcre Folgen für ihn nach sich
ziehen würde. Staatssekretär Hamm übergab dem Polizeibeamten
einen schriftlichen Protest an die Adreffe des Esnerals Degoutte,
worin er gegen seine Verhaftung ünd die Strasandrohung Einsyruch
erhob. Jn Begleitung eines sranzösischen Ofsizrers wurde er dann
in einem Auto zum Bahnhof Echarnhorst gebracht, von wo er die
Riickreise nach Berlin antrat.

Das WuLen gegen bls ELsenbahner.

^Besetztes Eebiet, 11. April. Jn Koblenz waren bis 11. April
siebzig Dienstwohnungen mit etwa 250 Personen ge-
räumt. Es müffsn weitere SODienstwohnungen ge-
räumt worden. Oberbahnhofsvorsteher S1 ill aus Schleiden wurde
vom Kriegsgericht in Aachen zu zwei Monaten Eesängnis und 300 000
Mark Eeldstrafe verurteilt. Oberbahnhofsvorsteher Wagner und
die Eisenbahnassistenten Kuepper, Hefenstrick und Puchen-
heim erhielten von den Franzosen L«n Befehl, ihre im Empfangs-
gebäude liegenden Dienstwohnungen bis zum 11. April, vormittägs
10 Uhr, zuräumen. JnWickrath müssen vier Beamte ihre
Wohnungen räumen. — Von d?r sranzösischen Besatzungsbehörde in
Flörsheim wurden am 11. April 16 Eisenbahnbedien-
stete mit ihren Familien aus den Dienstwohnungen verwiesen;
ste mußten zudem sof,ort das hesetzte Eebtet verlassen
und trafen mittags in Frankfurt ein. llnter den Ausgcwiesenen be-
sindet stch auch eine Frau, dis nnmittelbar vor der Niederkunft steht.

Was Zrankreich erhofft!

Jmmer wieder müßte der Deutsche das von ihm betriebeM
Spiel der Jnnenpolitik zugleich auch imSpiegeldes Auslan.
des sehen, um sich der Eefahr endlich bewußt zu werden, in der ganz
Deutschland heute.schwebt. So töricht und vermeffen Lie Hoffnungen'
der französtschen Preffe auf eine nahe Auflösung der deutschen Einheit
auch scheinen, so sind alle diese Aeußerungen doch Anzeichen für ein
politifches Urteil, das sich allgemach in der politischen Welt draußen
bildet. Selbstverständlich erwartet da vor allem das Organ der
Lußersten Rechten in Paris, die „Action franyaise" „wie
immer das Heil von den Zwistigkeiten (äivisions) Deuischlands,
dieses unschönen Landes und unschönen Volkes (am 26. März!)",
und ebenso selbstverständlich steht der Hauptschriftleiter des Blattes
Charles Maurras verheißungsvolle Anzeichen fllr die Wieder-
belebung eines Rheinbundgedankens in den inneren politischen
Strömungen Bayerns. Wohlgefällig setzt er seinen Lesern ins-
besondere ein Urteil des „neutralen Journal de Genöve" vor, dessen
Ausführungen auch für uns lehrreich stnd, trotzdem uns Deutschen
die darin liegenden Uebertreibungen nicht entgehen diirfen. „Alle
diese Strömungen," heißt es hier, „haben ihre Quelle in dem alt-
bayerischen Partikularismus. doch sind dabei drei verschiedene An-
schauungen zu beobachten. Voi allem die Ler alten Separatisten
um Kronprinz Rupprechi, deren einziger Troum die Wiederherstrl-
lung der Wittelskacher Dynastie ist. Ihnen liegt wenig an der
deutschen Einheit (kont bon mLrobo 6o l'nnltä allemanäs) und
die Enthüllungen bei der kürzlichen Entdeckung einer Verschwörung
haben bewiesen (???), daß sie keine Bedenken tragen, bei Frankreich
Stütze zu suchen. Jn ihrem reaktionären Wahne planen sie sogar
die Annektion Oeflerreichs und im Herzen Europas die Bildung
einer Donauföderation einschließlich Ungarns unter FLHrunz der
bayerischen Krone."

Die Folgerungen fiir Frankreich liegen diesem r 0 y a l ist i s che u
Organ« der Pariser Reaktionärs natürlich doppelt nahs! „Die
Unterstützung Frankreichs," mahnt Maurras, „könnte und müßte
den Vayern gewährt werden, denen an der deutschen Einheit nicht
viel liegt, doch verdient der Plan einer Annektion Oesterreichs ernst-
lkche Vedenken." Die Eefahr einer engeren Vsrbindung Berlin—
Wien liege Loch zu nahe! Und ebenso warnt die „Action franyaise"
ganz natürlich vor der zweiten Möglichkeit, die ebenfalls das „Jour-
nal de Eensve" bereits zeichnet: „Eeneral Ludendorff," so schreibt
dies vielgelesene Dlatt, „nährt andere Hintergedanken. Bayern soll
für ihn nur der starke Hort sein, von wo die Wiederherstellung des
deutschen Kaiserreichs und das Signal der Revanche ausgehen soll...
Er will nicht die Bildunz eines Donaureiches, sondern die Vereini-
gung der österreichischen Monarchie mit dem Leutschen Kaiserreich."
Frankreich muß also, so folgert wieder Maurras, verhindern, daß
diese Leiden Strömungen in eine einzige zusammenftietzen. Mit Be-
hagen steht er, daß zurzeit gerade der „RegenSburger Anzeiger" als
Sprachrohr des Abgeordneten Heim ein hitziges Eefecht gegen
Ludendorff entfeffelt hat. Jm Sinn des „Iournal de EcnLve" sieht
er in diesem Kampf bereits den „Krieg zwifchen bayerischen kleri»
kalen Separatisten und alldeutschen Reaktionären" aufs heftigste
entbrannt. Wenn di'e jetzt entdeckt« Verschwörung aber, so lautet
fiir di« „Action franyaise" der einzig denkbare Sck;luß. die deutsche
Einheit irgendwie schwächen würde, dann wäre das fllr Frankreich
und Euroxa in jeder Hinsicht ein Vorteil. Republik oder Monarchie:
Die Hauptsache ist, daß Deutschland nach einem Worte Bismarcks,
das man ihm jetzt zurückgeben lann, „in seiner eigenen Brühe kocht"!

Wir alle wiffen, daß diese Hofsnungen auf eine ernsthaste
Störung Les deutschen Elnheitswillens von dieser Seite zu spät
kommen, und datz wir zum wenigsten den guten Willen zu ihrer Ver»
hinderung überall !n Bayern voraussetzen dürfen. Anders steht es
allerdings mit der üblen Freundschaft, die Frankreich nun selbst mit
dem kommunistischen Gesindel im Ruhrgebiet und am Rhein
unterhält. Die Besetzung der Zeche Rotthausen bei Effen durch
die Kommunisten, in deren Besih sich nach üisher unwidersprochenen
Meldungen Waffen derselbcn Schup 0 befanden, die kurz vorher
— die Franzosen selbst entwaffnet hatten, spricht fiir die Jnnigleit
dieser Beziehungen Bände! Nicht aus die royalistische Strö'-
mung in Bayern, sondern auf diese innerpolitzfchen Unstimmig«
keiten legen die Besatzungstruppen heute um so grötzeren Wert, da
ihnen die Politik der Dorten und Smeets in den Hönden zer-
brach und zum Teil sogar recht unangenehin wurde. Wie und in
welcher Weise Franlreich diese xartsipolitische Zerriffesihe'it Deutsch-
lands fördern kann und fördern wird, Lleibt dabei vorerst natllrlich
noch unklar, denn die ganze Rheinxolitik der Lritten Republik trifft
heute ja auf Eegenwirkungen, die sie bislang unterschätzte. Deutlich
l und klar bleibt nur eben das Ziel, das in diesen Tagen daher
wieder um so nachdrücklicher und offener umschrieben wird.

Eins der verbreitetsten und bekanniesten Vlätter des nationalen
Vlocks, dem zudem noch besondere Beziehungen zum Quai d'Orsay
nachgesagi werden, das „Echo de Paris" gibt dazu Lem Senator
Gaston Japy das Wort, das auch bei uns bekannt zu werdon
verdient: „Angesichts des entschloffenen Widerstands der Preutzen,"
meint cr, „inüffcn wir prllfen, wis aus dem Rheinland ein
Staat gebildet werden kann, Ler das preutzische Naubvolk an
der Entfeffelung eines neuen Krieges in sinigen Jahren hindert.
Diese Lösung aber wird uns auch Gelegenheit geben, di« Frage dei
industriellen und kommerziellen Veziehungen mit unseren rheinischen
Nachbarn uird Lem Ruhrgebiet zu untersuchsn." llnter Lem Veifall
des „I 0 urnal des Dsbat s" nimmt schließlich auch die „Europe
Nouvelle" hier mehrfach schon berührten Eedanken eincr neuen
„Rheinischen WLhrung" auf. „Diellmwandlungdes
z. Zt. unproduktivenrheinischenPfandes in ei«
w i r t f ch a f t l i ch e s Pfand" Lleiibt rhm wie der überwiegendeu
Mehrzahl der Vertreter der „Lffentlichen Meinung" Franlreichs die
einzige und letzie Hoffnung. Den Weg daz.n aber so.llen
 
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