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Badische Post: Heidelberger Zeitung (gegr. 1858) u. Handelsblatt — 1923 (Januar bis Juni)

DOI Kapitel:
Nr. 149 - 178 (1. Juni 1923 - 30. Juni 1923)
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https://doi.org/10.11588/diglit.15611#1083

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Zchrgan- Lr. 174

I Dj, .Bad t iche Bost' erschcint wSchentl. liedeumal Beilagcn: D'daskakiakSonnt.) —
t>,^ierl!a!tungsk>!att (Montagsj — Literatnrblatt —KochsSbuNbrilage imonatltch).
^inverlangte BeitrSge ohne Berantworinng. RLikiendnng nur, wenn Porto beiltegt.

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(Gegründet 1858)

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Tm wemg frevndschastllches Kanöver.

Peinliche Enthüllungen über Frankreichs Rheinlandspläne.

Von unjerem 8.-Korrejpondenten.

Paris, Lö Juni.

Die Ueberstürzung, mit Ler gestern mittag das Quai
HOrsey die Echtheit des voni „Objerver" und voni „Oeuvre" vsr-
Mntlichten Dokumenls dcmentiert, jowie die Fasjung dieses Demen-
stehen in lrassestem Widerspruch zu einizen Latsachen, sowie der
Kaltung eines Leils der hsutigen Murgenpresse. Einnial hatte
Ioincars gestern eine iungere BespreuMNg mit dem englijchen
xolschafter, von der an unrerrichteler S^elle venaulel, dag sie in der
steparationssragc nou) teine Enijcheiüung werter gedracht
-lltte, jonuern die erneure Feststcilung, Lag oie Haltung Franl-
^eichs und Englands >rch taum geändert habe. Von
^derer ebensugut unierriihteLer Seiie wiro aber auf das bestimm-
'kste verstcherl, dag die Berösfentltchung des „Odjerver" ebenfalls
^egenstanö dieser rlnterhaltung gewesen jet. Augerdem aber hatts
dvrher Poincars Ätarm)au Petain unv den Vorfltze.lüen cer
fcheinianütommistiüu, Liraro, selb,«. evipsaugen. O,,izrell ver-
jäa»et aüersrngs nur, dag Peiarn Potncar 6 Berichr erstartet
Mbe über seine neuliche ^nspecuonsreiss durch dus bsjegte webiet
Tirard udsr die neuesten Lllaijnahmcn ui Ler Lijenoahn- und
ooilverwaltung im Rtzeinland. Es wuroe ader an zustLndiger Stelle
^uffaUenderweise ;ede Ausrunft darüver verweigerr,
nicht etwa auch üver dcn „Objrrver"-Bericht gejprochen jei. .

. Die heutigen Vcorgenüiätter aoer beschränkcn jich nicht nur auf
M'

°en Zweir. EnLmutigung vei oen Anyäng.ern der Bewegung yerbei-
iusühren". Das Blau meiut,.die in üer Veröffentlichung erwahnte

! liMtliche Note mützte entweöer in Kodlenz oder anderswo gejtohlen
U>orden jein. Jedenjalls wäre ste sicherlich durch deutsche Hände ge-
öangcn, öevor sie in den Besitz des „Objerver" gelangt jei. Man
tzüs,e auf alle Fälle unterscheioen, so jchreibt das Llait, dag dieje
>>erösjenilichung ein wenig f r e un d j ch a f t l i ch e s politi-
'ches Manüver jei. Von ähnttchen Feftjteüungen geht auch das
»Echr> de Paris" aus, ader geraüezu wie ein Hohn llingt es
Serade in diejem Blatt, wenn es gewijsermatzen entjchuldigend
jvltsährt, es läge ja überhaupt gar nicht in der Macht
Krankreichs, die Einheit des Reiches zn stören (!!!).
xann aber entjchlüpft dem Blatt das E i n g e jt ä n d n i o, dag jiw)
nrankreich mit jedeni Tag üarüber klarer wäre, datz die gegenwärtige
politijche uno wirijchastiiche Organijarion Deutschlanüs unvertrüglich
«i mit einer dauernotzn Existe.iz des Ver,aiL«r Vertrags. Zn der
-Tictoire" schreibt Herv«, Lesjen Beziehungen zu Millerand
bekannt stnd: Ohne den militärijchen Earantievertrag, den uns ,n
Dersailles Amerita und England vcrsprochen haben zum Austausch
Mür, dast die von uns deavstchttgle dauernde Besetzung des Rhein-
Kndes nicht «nterzerchnet wurde, müssen wir am Rhein ergänzende
Mxantien suchen. Ein von sen Rheinlänoern regiertes Rheinland
l^i für Fran.reich weniger gcsährttch ais ein von B e r l i n oder gar
»on Preusten regiettes Ryeinland. Selpst wenn ein solches
!»ilitärisch neutralisiertes Rheinland im Rahmen des Reiches bleibe,
w sei es für Frankreich eine ErgüiMNg der Sicherheit.

, Soviel steht jedensalls sest, dieser Bericht des „Obseroer" erregt
Zier pei.nlichstes Aufsehen, weil er trotz aller lahmen
^einentis gerade gegenüber England und Amerika die
»>ahren Absichten Frankreichs auf das Rheinland
^Ückhaltlos aufdeckt. Tatjächlich aber enthält dcr Bericht
«iniae so aenaue Einzelheiten. wie z. B. vie erwähnten Angrisfe
ßegen Tirardim „Eclair", den Besuch DortensinParis usw..
M er zum grökten Teil ganz unbedingt echt sein musj oder auf echtem
'itaterial beruht. Eerade im gegenwttrtigen Augenblick der Repara-
!>onsverhandlungen ist dieser Bericht Frankreich tzhr unangenehm.
«llnz unwillküriich denkt man daran, in welch unmoglicher Zwangs-
'vge sich Poincar« befunden haben würde. wenn Deutschlano un-
"littetbar nach der Ruhrbesetzung im Zanuar reryandeln, aber zu-
."achst die Bedingunqen Pomcarss hatie erfahren wouen. Datz
«amals dem militärischen Einschreiten Frankre.chs Amerika und Eng-
illiid aanz wider Erwarten sich nicht widersetzlen. sondern stch zum
Srögten Lrstaunen von Paris ruhig vcrhielten war für Frantreichs
Mperialismus eigentlich ein sehr schwerer Schlag, der nur damals
ln kiner ganzen Bedeutung nicht voll bewerwt wurde, aber auch im
^lnuar noch nicht voll bewertet werden konnre. Nach drefem
pObserver"-BerichL aber erscheinl der franzoslsche Jmperia-
Nsmus wieder im grellsten Llchte. das mit diesem
'vhlen Dementi sich nicht einsach verdunkeln latzt.

«

London, 24. Iuni. Der Lhefredakteur des „Observer«. Earvin,
^sastt stch eingehend rnit den von seinem Blatt veröffentlichten Ent-
^iillunaen über die französischen Rheinlandpläne. Er schreibt, das
" ierteIahr nach Unterzeichnung des Versailler Friedeng
^be mehr getan. um den Augcn der Welt den grundlegenden I r r-
'llm dieser Regelung zu enthüIlen. als die drei vorhergehenden
^llhre zusammengenommen. Poincarä habe bisher der wir.schastlichen
'iegeluna die die Vereinbarung bcdeute. den Rücken gedreht. Der
?»tgeaenaesetzte Plan jei mehr und mehr in den Vordergrund der
!*llnzösischen Politik getreten. Mit ihm habe der Traum der Sicher-
^it Frankreichs durch eine Zerstückelung Deutschlands
°Nkrete Formen erhalten. Garvin gibt der Hofsnung Ausdruck dag
-ie beutiaen Enthüllungen wenigstens eimgen Franzoscn die Augen
^ifnen werden. Der sranzöjische Oberkommissar sehe nicht, was icder
.^parteiijche Leser jeines Berichts sosort sehen werde, dah der Plan
?.°r Losreigung des Rhcinlandes von Dentschland nichtgelingen
u>Nn« und bereits durch jeinen bisherigen Miherfolg verurteilt sei-
^r Plan tönne nicht gelingen. weil er die Tatsächlichkeiten der
?enschlichen Natur und der deutschen Geschichte auher acht lasse. Die
ttUtschen Arbeiter öffneten weder Dorten noch den Franzosen ihre
."rine! weil sie nicht die Absicht hätten. dte politische und wirtschaft-
Einheit zu verlassen, zu der sie und ihre Existenz gehören. Was
-^ler den günstigsten Bedingungen vor hundert Jahren Napoleon
ü'bglückt sei, wolle Poincars heute erreichen! Weshalb solle das

Einheit habcn als Fra.rkreich?


chtsche Reich weuiger Recht aus

Solange der Eeist des nunmehr veröffentlichten Dokuments die fran-
zöstsche Politi! leite, könne nichts die Katastrophe abwendcn, die
Frantreich und Europa bevorstehe.

Sie belgische Krise besestigi?

Thennis bleibt aus Grund enier Einheitssormel.

Von unjerem 8-Korrespondenten.

Paris, 25. Juni.

Wie aus Vrüffel gemeldet wird, scheint Theunis nunmehr
eine Einheitsformel gefunden zu haben und zwar etwa
folgende: Die Flamisierung der Universttät Gent wird im Prinzip
festgehalten. aber einzelne Fakultüten wie die juristische, medizinische
und philosophische, eöenso wie einige besondere Aüteilungen jollen
verdoppelt werden. Zndessen soll insgesamt Lie flämischc
üprache den Vorrang haüen. Einige Kurse wie dic Archäol igie
und Philologie jollen nur in flämischer Sprache abgehalten werden.
Was den M i l i t ärd i en st anbetrifst, so wünsche Theunis 12 oder
vielmehr 10 Monate mit zwei- oüer vicrmonatigem Zuschlag während
der Ruhrbesetzung, aber nicht während der R h e i n l a n d be -
setzung. Theüniswlrd dem König erst heute nachmittag wieder
Voitrag halten. Jnzwischen hat er sich zur Erhalung auss Land be-
gxben. Die Lage tann sich also üis yeute nachmtttag keinesfalls
ändern.



Londo», 25. Juni. Der Brllsseler Berichterstatter der „Times"
schrervt, er erfahre, dah der üritische Premierminister Baldwin
Theunis mugeteilt habe, üag die interalliierten Vechandlungen
erst in ein ernjies Staöium treten könnten, wenn Ler belgische
Premierminifter von den Schwierisleiten der inneren Lage defreit
sei. Balüwin beabsichtige, wi« in Brüsjel »ersichert werde,
nichts in Eile zu tun.

Schwm Mberlage des Sloc iralionai.

Vöse Aussichten siir die lommende» Kammerwahleu.

Von unjerem U-Korrespondenten.

Paris, 25. Iuni.

Eestern fand im Departement Seine-et-Oije in dem Hauptwahl-
ort Versailles eine Nachwahl an Steüe zweier verstorbener Abze-
ordnetcr sür die sxanzösijche Kammer statt. Der Wahlkreis war
bisher ausjchlietzlich von Mitgliedern des Nationalen Blocks
in der Kammer vertreten gewescn. Das Rejultat, welches
allerdings erst durch eine Stichwahl völlig geklärt werden wiro,
deoeutet eine vernichtende Niederlage ber Leiden Kan-
bidaten des Bloc national. Die Stichwahl wird vielleicht
der Vorbote des für die nächste Kammer geplanten Linksblockes
sein, und in diesem Falle würden der raditaljoziatistische Kandidat
Franclin Bouillon und der Kommunist Marty die beiden
Abgeordnetensitze im Departement Seine-et-Oise erh-altcn. Wahr-
scheinlich aber ist, oatz die Kandidaten Les Bloc national e-insach
zurückgezogen werden und daß zwei radi-kalsozialistijche Kandidaten
gewählt werden. Jedenfalls hat der Bloc naiional seit seinem Be-
steh-en eine derart vernichtende Niederlage noch niemals zu ver-
zeichncn gehabt. Jn einem Wahlkreis, den er 1919 mit einer unge-
heuren Btehrheit erobert hatte, hat er keine Aussicht, auch nur einen
Abgeotd-neten durchzubringen.

Warnende Stimmen.

Paris, 25. Juni. Die gestern verössentlichte Verordnung
der Bosetzungsbehörden im Ru-Hrgebiet betreffend die Beschlag -
nahme sämtlicher Kohlenvorräte ioird vom „Oeuvre"
als «in gegen d-ie Faüriken Les Nuhrgebiets gerichtetes Verbot ge-
deutet, über die Ruhrkohten zu verjügen. Die Verordnung werde
gestatt-en, die Abräumung der Kohlenläg-er noch weit-er in di-eLänge
zu ziehen. Sie werde serner die Eefahr vermindern, datz nach einer
eventuellen Regelung der Ruhrfrage mit einem Schlage ungeheure
Mengen von Metallwaren auf den Weltmartt gewors-en würden.
Eleichzeiti-g aber jeien jetzt d'i« Arbeiter threr Tätigkeit
beraubt, nachdcm bereits di« Eisenbahner und die Bergleute
arbeitslos gem-acht seien. Aus-er d-en 70090 Eisenbahnern geoe es
im Ruhrge-biet 570 000 Arbeiter verschiedener Art. Wer werde
ihnen Vrot verschaffen? Das Reich mit seiner entwerteten Mark?
Was werde kommen, wenn fte nicht zu leben imstande seien? Man
habe bereiis einige besorgniserregend« bolschewistische Kund-
gebungen im Ruhrgebiet erlebt.

Sie gn'echische Zrage.

Eine Einladuug an Jtalien zur Mitarbeit.

Paris, 25. Junl.

Der griechische Minister dcs Aeutzern Alexandris erklärte
dem römischen Berichterstatter des „Petit Parisien" nach seiner
Unterredung mit Mussolini: Ich habe versucht. di« Erundlage
für eine Annüherung an England im allgcmeinen Jnteresse des
Friedens zu schasfen. Wenn man Lem Mittelmeer seinen wah-
ren Wert im Hinblick auf die W e l t w i r t sch af t wiedergeben
will, ist einc herzliche Zusammenarbeit zwischen den ver-
schiedenen Userstaaten, in erster Linie zwischen Griechenland
und Ztalien erforderlich. Jch habe Jtalien, das Kapital und
die nötlgen Tcchniker besitzt. angeboten, mit den anderen Grotz-
mächten an der Ausbeutung der natllrlichen Reichtümer Griechen-
lands zu arbeiten. Die Konstruktion und die Vergrötzerung
von Häfen, besonders die des Hafens von Saloniki. bieten be-
rechtigte Absatzgebiete für Jtalien, das sich im Eebiste des Mittel-
meeres zu be'tätigen wünscht. Meine Vorschläge haben die beste
Aufnahme gesunden. Griechenland wie die Kleine Entente,
den Respekt vor den Verträge«.

Zm VorgeWchle des bulganschen
Llmßmes.

Von unserem südslawischen Mitarbeiter.

Die in Velgrad «rsch-einend-e Lemokratische „Politika" brachte
über die Vorgeschichte des Umsturzes in Bulgarien
die folgende Darstellung, Lie sich in vielen Punkten von dem unter-
scheidet, was aus and-eren Qnellen über den Sturz Stambu-
lijskis geschöpst wur-Le, iu d-em di« südslawische Politi'k und die
d-er Entente iu Sü-öosteurüpa ein g-efügi-ges Wertzeug vcrloren hat,
Nach dieser Darstellung gab den d-irekten Austotz zum llmfturze Ler
Beschlutz des La ndw i r tev e r ba n d e s , die Republik
auszurufen und Stambulijsli zum ersten Präsidenten zu
ernennen. Dies hätte am 15. Junj durchgssührt w-erden follen.
Bis zu diesem Tage sollten alle Bovbereitungen zur Äusrujung Ler
Repuclik beendet jein: di« Organisabion dcr orangefarbigen Earde,
ihre Beeldigung, üie Entsendung von 200 009 Orange-Ga-r-Lislen nach
Sosia zur seierlichen Einweihung der Alexander-Newsii-Kirche.
Eelegentlich dieser Feier sollte auch das 25jähr:ge Zubiläum Ler
poUtischen Tütigteit Stambulijstis begangeu werden. AÜe di-rse
Einzelheiten standen schon bis 1. Zuni fest. Die Führer des Land-
wirteverbandes waren darin einig, S t a m L u l t j-sk i zum Prä-
sidenten der Republik zu ma-chen und diejer sand es sür
norwendig alle Milgli-eoer Les Hauptausschusses der Partei, d:e in
den Plan eingeweiht waren, den Tr e ue i ü ablegen zu lasstn. Am
3. uno 4. Zuni wuroen nach Etam-oul-ij-jkis Wunsche d:«s«.Milgi , :cr
beeidigl. Unter i-hnen war auch der Vizebürgermeister von So > > a,
der Reservehauptmaun Siklunev, der zu gleicher stcit
cuch Mitglied des oppojitionellen Blocks war n.na
diesem das Eeheimnis preisgab.

Lie Ri-it-glieLei des Blocks hielten, crls sie von den Plänen
Sta>müulij,skis erfuhren, sosort eine Sitzung aü, in der Sittunev alle
Einzelheiten darlegte, und dies bestimmte die Führer des Vlocks,
di« Pläne Stambulijstis zu stüven und ihn Lbzus-etzen. Noch am
sel-öen Tage wurde Kön-ig Boris von den Absichten des Landwirte-
veroan'des verständigt und ausmerlsam gemacht, es liege in >scin:m
Jnteresse, Latz der llmsturz so schnell als möglich durchgcf: hrt
werde. Köntg Boris sandte zur geheimeu Nachtsitzung des B', cks
seinen Personaiadjutanten OL-erst Kalfov, den getzig-en ttAstcn-
minister. Jn dieser Sitzung ein-igten sich die Fühver des Blocks
dahin, Latz die Aktion noch vor dem 15- Juni durchgeführt werden
müsse. Es wurde die Nacht vom 10. auf den 11. ds. gewählt. D-r
König wurde ganz für die Opposition gewonnen und war seit dieser
Nacht ganz in ihren Händen, wenn auch im königlichen Schlossc und
in Vranja S t a m b u l i j s k i s Leut« den König scharf über«
wacht-en.

Der Block führte auch sofort Äie Organisation des Umsturzes
durch. Auf vertraulichem Wege wurden die Truppenkomman»
danten von dem Vorhaben verständigt und auch sofort dafür ze-
wonnen. Das mazedonische Komiiee bot sofort seine Leute an.
aber der Block beschlotz, die Komitatjchis oorläu-fig uicht zu
verwenden, sondern in der Reseirve zu halten. Der Chef des ma->e-
donischen Komitees fn Sofia, Cankov, verstän-digte Theodor
Aleksanürov, er möge seine Leut« sammeln, nm sie für einen
Vormarsch nach Sofia -bereitzuhalten.

Es scheint aber, datz di« Regierung Stambulijstis von den Vor-
bereitungen des Blocks erfuhr, aber keine Zeit mehr hatte, den Ver->
jch-worenen znvorzukommen, da er mit den Vorbereitungen zur Aus-
rufung der Republik vollauf beschäftigt war. Der Jnnenminister ces
Kabinetts Stambul-ijski, Evsto Stojanov, verständigt« am
7. Zuni den in Slaoovica weilenden Ministerpräsidenten d-urchi
-ein« Depesche, datz di>e Blockleute etiwas vorhaben, und -bot thm ein«
Verstärkung der Wache an. Stambulijjki antwortete Sto-
janov am 8 ds. mit folgender Drahtung: ,Zch brauche kein«
Unterstützung von dort. Unternehmen Sie schnell« und energisch«
Schritte!" Stojanov antwortete: „Jch habe alle Polizeitom-
mtssariate in d-ie Hand gen-ommen und werde mit ihnen die Sache
in einer der Organisation würdigen Weise liquidieren. Die Poli»
zei jst auf ihrem Platze." A-ber trotzdem Stojanov glau'ote,
seine Polizei sei bereit, sich d«m Blocke zu widersetzen, täuschte er
sich doch, deun er wurde von den Verschworenen im Bette ver«
haftet, als er sich am sichersten fühlte.

Am Morgen des 8. Jniti lud Stambulijsli König Bori»
zu eiuem Vesuche nach Slavovica ein. Der König nahm di«
Einlad-ung an. Bei se-inem Zus-ammentresfen mit Stambulijskk
legte dieser dem König na-he, es lieg« im Jnteresse Bulgariens.
datz er auf den Thron verzichte. Eleich nach seiner Rückiehr nach
Vranja verständigte Ler König durch Oberst Kalfor die Ver-
schworenen oon dem, was ihm Stambulijski nahegelcgt hatte. Dies«
Botschaft des Königs bestimmte d!e Verschworenen, den Umsturz
noch in derselben Nacht durchzuführen. Sofort wurde dmch Cankov
der Bllrgermeister von Petritsch angcwiesen, mit dem Verband«
der Reserveoffiziere und den Zöglingen der Militärakademie nach
Sofia zu marschieren. Diest führten den Umsturz durch, w"hrend
dessen 300 Personen getötet nnd lOOverwundet wurdem.
Hievvon eutfallen drei Viertel auf di« Anhänger Stambulijskis-,
ein Viertcl auf die Verfchworenen.
 
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