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Badische Post: Heidelberger Zeitung (gegr. 1858) u. Handelsblatt — 1923 (Januar bis Juni)

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Nr. 149 - 178 (1. Juni 1923 - 30. Juni 1923)
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66 Zahrgarrg Ar. 153

vä^°bt sche Post» crschein» wöchentl. siebenma!. Peüa i-N! TwoH'in S-innt/I — 1

Un^Ehaltu«gSbIatt<Mon»ag«I - «It«raturblatt-»o<br<h-.' beliaac monatltch,. I
^"erlanate BeitrSge «hne Verantwortung. Racksendnna nnr, wenn Porto beilieat s

Heidelberger Zeitung

(Gegründet 1858)

und

Landelsblatt

Dlenstag, den 5. Zmrt 1923

HauptgeschLstsstelle u. Schrlftletta. der.Badlschen Post"Hetdelberz, Hauvtstr. 23. Fernspr.

Nr. 18L Berliner Dertrelung: Berlin SV 48. Zinnnerstrake g, Fernspr. Zentr. 4lki
MLnchner Vertretung: München, Seoraenstr. 1N7. y-rnspr. SlS67.__


«°st,chech.«°»t°- Franklur. a.M. »141« «°st,»eck.«°ut°- Fr.uNnr. °. M. »141»

Mi-Rczugsvrels der.Bad. Post" Mk. k6lI0 - lausschl. Zusteklgebnhrs. Selbstabhol. Mk. SKON.-. rluslank Mk. l2Mg -

>.?°°stcll.werd.nur bir ?um2. sed.Mts angcnommcn. Aml ».S.noch gelief.Zcitungensind nach d.Eiiizelverkansspreis zube-
Drcird. Einzelnummer Mk.2M.-. M dieZeitnng am Erscheinenverhindert,besteht kctn Ansprnch aufEntschSdlgung

Anzeigenpreise:die44 mm breite Nonpareillezeile kostct: lokalc Ztellcngesuch: M!10 kl.Gelegenheitranzesgen Mk. l2S.-

Familtenanzeigen Mk 1M.-. GeschLftsanzeigen Mk.2N0.-.Finanz> und JndustrieanzeigenMk. SON.-.m'.t Platzvorschrikt nnd
Montagr Mk.2S.-mchr. Die 98 mm breite Reklamezeile kostet Mk.7Sll.—, Nnzelgen und R-klamen von anrwärtr 2ö"/»hök,er

Vne Revifion des Zanoarplanes.

desfimistisch« Vcurteilung der Lagc i« der Londoner Presse.
Von unserem ^.-Korrespondenten

London, 4. Jum.

Innerhalb der englischen Regierungskreise stnd Vorberei.
I>i^3en im Esnzs. die sich auf einc Reoision Les Ianuar-
Leziehen. Es handelt stch dabci offenbar in erstcr Linie


beziehen.

Erte-dlHun»!

Es handelt stch dabei
der englischen ZuigeständN'lffe

in der affüerten

cnfrage, di« nicht überrafchrnd kommen würde. Dansben ru rd
^^versuchi, gewisse Einzelheiten des Ianuarplanes
>>.!' Segenwärtiq in Paris und Brüssel herrschen-
Eedankengängn belser anzupassen. Das Vs-
l»i>^> stch m!t den beiiden allüertcn Hauptstädt-n zu ver'iän iasn.

London zweifellos sehr stirk empsunren. Di« Mel-
^aß eine Reist Baldwins nach Paris beoorstehe. wird
svglischer Toite zroar Lementiert. aber es ist durchaus dcnklar,
London ossiziell den Wunsch ausdrücken werd«. vor Beant-
^^Nni'g deutschen Note Gelcgenhei't zu s ncm Mcinun'gsaustausch
ih^ben, Aus den Dndeutunaen des Pariser ,.Times"-Korrespon-
und andern Anzeichen scheint hervorzugehen. dast dies« Be-
V^^Oen um eine Verständiau'na van cngliscker Seite nicht unnötig
ke!l> M tatsächlich d!e DsfLrchtunq besteht, dast auch diesmal Frank-
Mit der sofortjgen Äblehnung oer v e u N ch e n
l!,°"chläge die übrigen Allüerten vor eine vollendete Tatsach«
kvnnte.

Sik^as Haupünteresse richtet stch hier gegcnwärtig aus den bel-
Si, D Plan. Nach dem „Daily Telegraph" werden die von B e l.

vorgeschlagenen Iahresleistungen von 2'/l Milliarden Eold-
^tzs» ^kkl. Kohlenleistunqens auf englischer Seite wenigstens für ven
lökN« als ziemlich hoch betrachtet, besonders da auch di« fran-
Cachwerständigen für die ersten Zahlungen nur 1,7 Mil-
Eolvmark berechnet haben. Das System ver belgischen
d»,?polvorlchl8ge stöstt hier weiterhin aus Bedenken,
ün Gsgensatz zu ver Exportabgab« nur Papiermark abliefer»
Auherdem sei zu erwägen. ob man in einem verarmten
Sewkff« Luxusausgaben ans Tabak und Eetränke uber-
wcs-ntlich besteuern könnt«. um den Konsum nicht nollkommen
üko^.-fer'chwinven zu bri-nasn. Di« In'ormatian des „Daily T«le-
glaubt weiterbin verstchern zu können. dast ver gegenwart'a«
!><h,'?!ds ^'anv ver Mark nur künstlich Lepbeigeführt se!. (!!?) Di«
L'ev Reichs>kank für die Stütznng-aktion rerwandten Summen
-Üi^,unrk übertrie'Len worden. Hinstchtlich ver von der veutschen
ff« m lsustenven Varantien fragt man stch in L onv on, w>e
Reqierung den Kamtalwert disssr Büraschaften Le-
wolle und in welcher Weise es möolich ssin sollte. die in-
>^'en Evlvmarkkapitalien von Papiermarkkapitalien zu untcr-

stg! »anzen Letrachten di« Lonvoner Blätter von den konser-
>ch/d Oraonen dis >"M sozialistüchen ..Daily Srsrald" d!« M8a>
't einer 8ösun-> durchaus pellimistisch. Be-
b w-Cd d!e Lage in Verlin als vollkommen ver-
oeschildart. woLei man iedoch binm-Istzsn mi'b dast di«
DlSn« »nd Ziele auch drr üLr een Ha'wtstädt« nicht
erscheint. Dlles deutet >arauf kün. vaff ssrankretch
ltzdr w'« heim «rsten Anqeboi ffch auk seinen Standpunkt ver-
und vast die »briacn alli'erten Reaieri>noen vem^ceenübsr
Ir N ratlos ffnd. Ob n-ie englMsSN Vorbereisungsn hmstchtlich
schulderrfraa« an dieser Lage etn-as ändern können, muh ab-
''«t werden.

Erllärun->en -rs enMKen premiers.

Hoffnung aus Anknüpsunaspuukte.

Parks, 4. Juni.

iih.^r englische Minist«r"räffdent Stanley Baldwin Lat
Vertreter des „Petit Paristen" hinffchtlich der franwffsch-brit>-
Vi . ^iehungen eine wichtige Erklärung abgsgeben, die wie

"Nautet:

^bi« werden keicht verstehen, dah ich nicht schon heute erklören
!>ih> Velche Lösung man nach meiner Anstchi siir die ProLleme
kann. Lber die stch lsrankreich und England verständigsn
Ich hoffe demnöchst Eelegenheit zu finden, mich dariiber m>t
''ie ^ franwstschen Kollegen zu unterhalten. Jnzwischen möchte ich
Ustnerksamkeit aul zwei Punkte lenken:

Ich habe das vertrauensvolle Eefühl, so schwieria auch das Re-
^»Nsvrgtzlcm sein mag oder irgend eines der Probleme. die mit
^hrbesetzunq verbunden stnd. dah es doch keines gibt. über
und Frankreich nicht einen Anknllpfunqspunkt
könnten. um in eine Verhandlung darüber einzu-

möchte, dah das französtsche Publkkum wiffe, dah wir in
die Dedeutung des Problems der Sichsrheiten für Frank-

wir den lebhaftsn Wunsch
Negelung auf die Veine zu

.- .-

Delgien begreifen. und dah wir
Mi,»» öehilflich zu sein. um eine Negelui
^icdc' ^ie fiir di« Zukunft die Aufrechtsrhaltung des europäischsn
R g, ^ garantiert- Persönlich Lin ich zn glauben geneigt,
wenige Punkte zu regeln unmöglich find, wenn man einen
Äs» ^egriff von den Schwierigkeiten und dem Willen hat, ste zu
M habe das Elück gehabt, im letzten Winter die delikate
s^ipg^^ englisch-amcrikanilchen Schulden zu regein. Unter der
^> dlttz auch im gleichen Eeiste die augenblicklichen Schuld-

^letz Europas angeschnitten werden, ist nicht ein-
Nf h/? n. warum wir nicht dazu kommen sollten, sie zu regeln.

^euz ?iiille können Sie damit rechnen. datz ich mit aver Ent-
^riitz^^it arbeitcn werde. Viellejcht werden wir anfanglich einen
^ sK.^^enden Mihcrfolg erfahren. aber ich habe die Eewifshelt.
^>r^"etziich Erfolg unsere Bemühungen krönen

^ tz Denrenti des Reichsverbands der Zndustrie.

Juni. (Eig. Drahim.) Dei R e i ch s vr ba n d

utschen Invustrie Lementiert die Meldung, datz

zwischen dem ReichsverLand und den Eswerkschaften Verhand-
lungen Lber die beiierseitige Stellungnahme in der Earantie-
frage stattfanden.

Sie dentfche Avte fertlWffellt.

Deu Parteisühreru üekanutgegcben.

Eigene Drahtmeldung.

Berlin. 4. Zuni.

Die NotederReichsregisruug.iuder das neue Ange-
bot an die alliierten Mächte enthalten ist, ist im Laufe des Mo «»
tag vormittag fertiggestellt worden. Am Nachmittag
wurde vom Rctchskanzler zunächst den Führern der Fraktiourn Ler
ÜLrgcrlichen Ssrbeitsgemeinichast. daraus den der Dcutschnationalen
und abends den Führern der Soztaldemokratie der Wortlaut der
Note mitgeteilt. Die Sozialdsmokratcn gaben zu erkonnen,
daff die Sozialdcmok, atie nur dann bereit ist, di- politische Vrrant-
wortung für die nene Note mitzutragen. wenn ste einen ernstbastcn
Versuch darstellt. durch ein konkretes und substantiertcs Angebot die
Neparationsfrage ei«er Lösung näher zu Lringen und cine schnclle
Befreiung des Nuhrgebicts von fremder Dcsahung zu ermöglichen.

Eme große diplomatische Woche.

FränzLfische Sttmmungsmache für die kommende Konfcrenz.

Vonunserem 8-Korrespondenten.

Paris, 4. Juni.

Eine große diplomatische Woche beginnt, so schreibt
heute der „Eaulois": Die Reise Poincar 6 s nach Brllssel, die
neuedeutsche Note, e!n ne'ior belgischer Repara-
tionsplan und die vom „New Dork HeralV" gestern veröffent-
licht« Information, wonach Englanid die franzöfisch-italienischen
Schulden unter gewiffen Bevingungen gegen seine eigenen gegenüber
Amerika kompensieren möchte, kennze-ichnen die Aufgawen, die
der Diplomaten in dr'eser Woch« harrten.

Poincars. der ebenso wi« Millerand gestern abend nach
Paris zurückgekehrt ist, wivd, wi« bereits gemeldet. Mittwoch
morgen nach VrLssel reisen. Die Min'ster D >: lasteyrie und
Le Trocguer werden ihn dorthin begle-ten. D>e morgige
Kammersitzung, so erwartet man allgemein. w-rd ebensalls
recht stürmisch verlausen. Lesonders wegen der Fortletzung d«r
Intervelkationen der Lrnken gegen die Royalisten. Der
„Figaro" umschreibt heute morgen dos Zicl dieles Kam"fes sehr
richtig, datz es ffch nämlich nicht so sehr gsgen d'e Royalisten als
gegen die Volitik des Vlogue National r'cht« und
daher grotze Bedeutung gewänue für die i'nnrre Politik
Frankreichs. Um darllker aber nicht etwa !n der Stimmungs-
mach« asgen Deutschland zu erlahmen, stellt der .Matin" an die
Spitze seiner h«ntigen AusgaLe e'n« Rechnnng der Renarations-
kommisffon, wonaib Dsutkchland Lis zum 31. Dszemler 1922 alles in
allem seit dem Waffenst'llstand und zwar e'nschlietzlich lämtffcher
"achl«-i>stun>"en Bewertvn-» >«r a igetrstenen Eebiete «sw. 7 927
Milliardcn Eoldmark Lezahlt hat. sIst da das im kesehten Eebiet Ee-
stohlene wohl m!t eingerechnet? D. Red) Wenn also, wie es dann
'"e^-r be'k-t. Frankre-ch illr seine Kr'easlchäden bis znm 31. De-
zember 1922 aenau 82 669 Milliarden Eoldmar? kezahlt hätte so
'önnte DsutschlaNd mit semen 70 Millicnen Einmostnern, dsffen
Eebiet vom Kr-eae doch l"!berhau"t n-cht gelktten hätte. mohl an
Reuarat'onen 182 M'lliaisten Leiahlen. wenn das nur 49 Millionen
Einwohner zäblende Fronkrsich m't leinen 'ehn vet>w"stei--n Departe-
ments in v'er Iabren diese 32 Mill-'arden aufgebracht hätte.

Das „Echo d« Par's" greift auf d-e Rs-'iLsiaasred« von Schöps-
lin vom 15. Mai zurück. nm zum loun^sovielten Male wiederum
d!e Forderi'N" i" erbe^en Deutschland müsse entwalfnet
werden (!!!??) und füat h'nm, aus enalffcher Seite müxde kei
der bevorsteben'den d-esLezüglichen Auss»rach-> der Boffchafterkon-
lerenz m!t oller Schärse fflr diese For^eruna cingerreten werden.
Ob dies taffächlich der Fall lein wird, bleibt abzuwarten. denn ein-
mal bat di« englische Regierung wiederholt offiziell
erklärt, datz Dcutschland d°n E v t w a s fn u n g s -
bedingungen vollkommen nachgekommen ist u nd
zmn andcrn sollte doch allmöhl-ch auch dem „Eck-o de Varis" klar
werden. datz es dem Eeneral Nollet wirkl'ch einen schlechten Dienst
erwe'st. wenn es ihm immer unv immer wieder Lest"tigt, datz
De"tschland> i">i'srl>aupt noch n'cht evtwastnet sei und überhaupt aar
nicht daran vächte. Wenn dies sc> w"re. heitzt dies doch nichts
anderes. als datz Nollet und seine Kommissionen vollständig ver-
sagt hätten.

Die Laulanner Vechandlungen.

Paris, 4. Iuni. (Eig. Drahtm.) Die alliierten Ver-
treter in Lausannc machten heute bei IsmedPascha eine g e -
meinlame Vorstellung. damit die Friedenskonferenz noch in
dieser Woche mit den letzten Schwierigkeiten au.fräume Es handle
stch nur noch um Kleiniakeiten. wegen denen man der Welt nicht
neuerlich das Schausoiel bieten dürfe. die Verhandlungen neuerdings
zu zerschlagen. Die Schuld hierfür wird Ismed Palcha rur Last ge-
legt, da dieser in der Frage der auswärtioen Konzesstonen. der
Räumung Konstantinopels und der Eoupons stch unnachgiebig zeige.

DleenMA-ruMKeKrlW.

London, 4. Iuni. Tschiischerin erklärte in einer Unter-
redung mit dem Moskauer Vsrichterstatter der „Daily News". die
Klausel 7 der br'tischen Note iverfe vie gesamte Fraae der An-
sprüchs sowie die Frage ver persönlichen Schäden auf. Diese Frage
habe die Konserenz von Eenua und die Haager Konlerenz zum
Scheitern gebracht. Sie setzt aufzuwersen. bsdeüte, die Versöhnung
unmöglich zu machen. Tschitscherin erklärte, seiner wohl erwogencn
Anstcht nach wünsche Lord Curzon denVruch. Es sei
erstchtlich. datz nach den Zugeständniffen von russischer -Seite neue
Forderungen aufgestellt würden.

Merlei Freunde der Republik.

Am vergangenen Freitag konvte der Frankfurter Bürzrr an d«n
Litfatzsäulen große Plakate anoeschlagen sehen auf denen kurz unv
knapp gesagt vi« Proletarier zum Sturz der Regierung
aufgerufen wuvven. Sowsetrutzland, so wurve Vort gesagt, erweck«
noch „unentwegt Hatz unv.Abscheu in der ganzen reaktionären Welt".
Die imrerialistischen Staaten unter FLHrung Englairds bedrohten
di« russtsche „Staatssorm" und versuchten mtt allen Mitteln, das
„Nieseure'ch mtt seinen unermcßl'chen Schätzen wieder der unge-
störten lapitalfftischen Ausbentunz zuzuführen". Eegen Viese „Offen-
stve ves Kapitals" sollts das Proletariat also aufgerufen werven.
Jndeffen war V'ese „krüverliche" Sentimentalität. mit ver man hier
am Schicksal Nutzlanids Anteil nimmt, nur ein schlecht verhüllter Vür-
wand für Vas, was eigentlich gemeint war und was mit einer
etwas künstlichen Logi-k am Schlntz Les Aufrufs als ver Kernpunkt
der ganzen Ruffensreuitdlichleit erschien. „Deshalb (!) werven wir
in steben öffentlichen Versammlnngen anch Stellnng nehmen müffcn
ni der ohnmächtigenarbeiterfeindlichenRegiernng
Cunos. FürdieVildungvonArbeiterregterungen
in Land und Reich erschsint in Maffen!"

Es gehört eigentlich nicht viel Geist und nur ein wenig Tat.
lachensinn dazu, um einzusehen, datz es m:t der ArLeiter'renndlichkeit
Sowsetrutzlanvs. für das man stch in diesem famosen Mairifest so
schr ins Zeug legt, nicht eben zerave schr weit her ist. Das Prole-
tar'at ist nach ter affuellen Sachlage in Rußlan'd weiter nichts als
ein Mittel g-ewesen zu dem Awecke, einer kleinen Minverheit
tkeoretischer Dilettanten dr« MLglichikeii zur Ausübung eines uner-
hörten TerrorsW vevschaffen. eines Terrors. ver, in einem furcht-
Larcn systenratisch erwirkten Lhaos. der „Arbsiterschaft" bislang
n'chts als nagenven Hunger und endlose Entbehri-ngen eingetragen
hat. Gewiß, Ver Len'nismus. di'« offizielle Vanlvotterllörung
^es «xtrem bolschewfftischen Eevankens. hat nach furcht'aisten inneren
Kämpfen sv «iwas wie eine „Slaatssortn" wenigstens Sußerlich
wie-ver herzustellen, over beffsr ge-sagt, di« Rcste eines solchen aufrecht
zu erhalten vermocht — dank der RLckkehr zu militari-
stischen und privatwirtschasilichen Methoden.. Aber
auch diese Nuine eines ehemaligen Staates. dieles verschämte Zu-
aestffnlln's an ordni'nosmötzioere Znstfin^e. lann nicht VarüLer hin«
megtSuschen, datz nach vem willkürlichen Zerschlagen jeder Eemein-
Ichastsform oben, wie hier, nur Vas Lrutale Jch, nur Ver gemein-
Ichafts fe i nd li ch e Machtrausch ves Einzelnen übrig bleibt. So
stcht ver Jmper'al'smus, den man im Westen belämpst, im Osten
nur mit umxelehrtem Vorzeichen wieder auf. Unv nu-r Ven „veut-
Ichen" Kommunfften ist es vorbehalten, tatz, was ste auf der einen
Seite verbrennen wollen, auf der anderen Seit- anzubeten.

Es kann nicht fehlen, daß solche blinven Phantasten xm beiven
Sciten zu höchst selbstkewutzten. rei'n egoistischen Zwecken ausgekeutet
merden. Wenn h ierLber LLerhaupt noch jemand im Zweisel sein
lönnt«, dann Vürste ihm die oken angedeutete „Stellnngnahme" der
Kommun'sten zur Veutschen Negierung di« Augen öffnen Cuno
loll gestürzt werden! „A r b e i t e r"regi«rungen werden gewünscht.
Von wem?! Ia, darübcr geben die Kommunisten selber m-it er-
guickenider Offenherzigkeit Auskunst. Jn «iner Verliner Kommu-
nistenversmnmlung hat e!n Revner frei uud frauk srklärt: „Wir
baben mit Ven Franzosen verhundelt. Der ftanzöstsche
Eeneral stellft an d!e kommun'istische Partei Deutschlands das An-
stnuen. dieRäterepublikauszurufen" Der Redner führte
weiter aus. ..datz er stch e! n v e rstand e n erllärt hab« wenn d!e
Franzosen Masch'nengewehr«. Munition u,sw. stellten. An dreser
Forderung der Kommunisten seien die Verhandlungen mit den Fran-
zosen gescheitert".

Die Situation ifft klar genug. Man bekommt uns mit den
Wafsen nicht klein: also mutz es wieder h i n t e n h e r u m mit einem
Regimewechsel versucht wsrden. Eenauwie im Kriege?
Wer erinnert stch nicht der lebhaften Anteilnahme, die unsere Gegner
vlötzlich fiir das von setnen Fürsten „geknechtete" deutsche Voll an
den Tag legten. Mit einem „men-schlicher gewordenen", mit eincm
demolrati'schen Deutschland wollte man gern vsrhandeln und di«
hohen Jdeale, für di« „m a n" in ven Krieg gezogen war, würvcn
Mnn schon von selkst ,'n e-nem humancn Friedensvertlag die
Wiederherstellung „menschlicher" DerhSllniffe gewährleisten. Es hat
auch vamals. leider Eotte-, fchon „Deutsche" gegc-ben, di« stch zu
Interpreien dtefer „Ideale" machten und dem deutschen Volke nicht
schnell genug einen Wechsel sein-r staatlichen Eestnnung anraten
konnten. Jn der Verner „Freien Zeitung". einem Blatte, vas sich
völlig in ven Dienst der amerikavische?: Propaganva gestellt hatts,
schrieb am 31. August 1918 der Deutschameriläner Bankier Iakob
H. Schiff von ver Notwenvigkeit eines „E n d e des d e u t s"ch e n
Weltherr schaststraumes" und fuhr darin fort: „Obwohl
!ch Deuischland als sehr juuger Ma.rn vcrlaffen habe unv nun
Amerika zu meiner Heimat (?) gewovden ist, os glaube ich doch,
vreutzische Aspirationen und Hoh«nzollernsche
Methoden genügend zu verstehen, um von der, Notwendigkeit
eiues vollständigen Sieges (ver Alliierten) überzeugt zu sein....
DieIdeale, mit welchen ver amerikanische Präsident durchdrungen
ist, die Art unv Weise, wie er d-e hohcn und selbstlosen
Kriegsziele dicses Lanves vargelcgt hat, üben ihre Wirkunz
auf jeves einzeln« Glied der ganzen Nation aus!" Dies ifft nur ein
Beisviel für die Vaterlandslostgekit „deutscher" MLnner, die stch als
Merkzeuge der feinvlichen Propaganva gebvauchen ließen. Aber es
ist ebenso bezeichnenv für di« Gedankenlosigkeit des Deutschen wie
für die Skrupellostgkeit, mit der unser« Feinde ihre „bohen Adeale
und selbstlosen Ziele" durchzu'setzen versuchen. Wer di« während de»
Krieges in New Por! mit Hille dee Wilsvnschen Propaganda-
Virektors Eeorge Creel gegrür.vete Gesellschaft der „American
frienvs of German vemocraty" kennt. wtrd stch ein Bild gemacht
haben von den Anstrengungen und Kosten, mit dcnen man von
„drüben" her auf diesem „aufklärendem" Weg« di« dsutsche öffentliche
 
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