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Badische Post: Heidelberger Zeitung (gegr. 1858) u. Handelsblatt — 1923 (Januar bis Juni)

DOI Kapitel:
Nr. 59 - 89 (1. März 1923 - 31. März 1923)
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66. Zchrgang - ^r. 77

lilrcitngrl - Litcraturblatt — Sochkch»!be>lage<mo natlich>. I
-oe«rage ohne Berantworiung. Rücki?nduna n»r, wenn Porto beiücat- s

Heidelberger Zeitung

(Gegründet 1858)

und

Handelsblatt

Mnlag, is. MSrz 1923

H-uptaeschä trstelle u. Schriitleitg. cer.Badischen Post'Seidelber-i.HauvIstr. 2.1. flernspr.:
Nr. 182 lVerlaarort: Fran!suri a.M.> Berliner Dcrtretung: Berlin LV! 13. Zimmer»
strasje9, Fcrnipr Zentr.lIS, MünchnerVertret.: Miinchen,Georgenstr.Il>7, Fern pr.3ItiS7

^ostsches-Konto: Frankfnrt a. M. V141»

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2 Ansprache des ReichspräsidenLen. - Der MinLsterbesuch in Hamm

^ ,^>sr H

(n!5°U>irtlchD;>" pra , tven 1, b
'Nd^ Dr. Vecker. prsutziWer

5»,-,ZU Vesr.^'ns unL vreutzischer Handelsminister Si
de»^-'chen '^ryungen mit dcn Führern der Behörden, dc
öaüs ^e D "^uiionen, der Gewerkschaften und der Nrbeiigeber-
hllnd ^es § ^uhrgebietes in Hamm eingetrosfen. In ciner im
Di-i„°.uutagnachmitiag abgchalienen, von eiwa fünfzehn-
^°" Leben^'^ien und Veriretern des wirtschastlichen und öffent-
» des Ruhrgebiets besuchtcn Versammlung sprach

^ Rekchspräsident ESert.

geraton^ Deutschland nicht durch eigene Schuld in diesen
öu?°^Usdj^„? 'El: es habe ron den uneriräglichen Liefcrungen drs

Hamm, 18. März.

suc.'r.s pr 8 sident, Reichsarbeiisminister Dr. Brauns,

Minchter des
Siering
der wiri-

iu'» ° Z^brä^ erfülli, was es zu leisten vermochi, und die gröfiten

NLbder7: . '

um die rechtlofe Befetzung weiterer deutfcher Gebiete

ieg habe im Dc-.ember in Paris pof! tive, von dcr

lxx ^U'cht enia Volkswirifchaft geiragene Vorfchläae gemachi. die
bn'oeichq. ^yegengenommen worden seien. .,So können w'r," suhr
eku?' fort, „mit ruhigem Eewissen vor allsr Weli fest-

>i-)1a veli7l.,^u?! ch l a n d os nicht ist, das diese Ausa'.nander-
htzr^chuldia-„ "t oder gar gesucht hat. Die Unruhestifter.
'kgn^Ute sai„„uu diessm Konflikt. der immer weitere Wellen schlägi
sÄ Euro:m in Mitleidenschafi zieht, sitzen da, wo
it ^ - wo s» ^ahrhunderten nach Ler Rheingrenze

^lli.^Uialt """" dsutschs Stämme und Eebiete wie Negerkolon'en
i>er dgg eigene Land anschmieden will, wo man die

^kllcg ^ten- longe beschlofscn haite, ch-l man sich die Zifkorn

^u^,°'Ues s.-"? öolzlieferungen zurechtaemachi hatte. Dicser Gin-
iikin ^'sch Hseres in ein sriedliches und orbeiisames Gebiet,

. "Oer tnii;5 ^tt als Enisendung einer Inaenieurkommission mit
dex j. ^rrfcher Bedeckung angekündigt, ist

^ichichi ^"Esiste Vruch von Recht und Moral, den die neuere
s kennt, durch nichts vcranlagt und begriindet, wirt-
^essr ichaftlich ein vollkommener Wahnsinn.

> *uch ist krasse und fast unoerhüllie Aeutzerung des

und wirtschaftlichen Imperialismus. So

^siiS'uch ist die

>>llll?^ulch-i '/usere Lebensl . . . .

!"lli,?'U>tfch° qtz>,aen Vorwand von Rexaraiionszielcn deutsches Lond
! Uterd-» c °,^'t fremdcr kapitalistischer Beutesucht dienstbar ge-
§es-e°Utsch- ^ollten: Sie, Arbeitcr w-e Ünternehmer, wutztcn. datz
stllllden ^^"sisleben und die deutsche Einheit in höchster
^loi^ung b-L,'..-, ilue datz es auch nur elner Aufforderung der
- ii^Neni ZZjtz^t hätte, schlossen Sie sich in einigem nnd ent-

°ni AZid

rrstand zusammen.

an Liescr Abwehr, datz sie nicht brsohlen
tz°'u ^ oder angeordnet wurde.

?>>s??Ut Bodxn^ >^^anisation und Msthode dieser Abwehr lag rcr.

iit zu,a

" d°g Erotzc

°'Sener r-?,?er Heimat. aus Lem zähsn Willen ihrer Lewohiter,
i?? und wlrtschafUicher Erlennlnis enistand si.cn-
-i'Isln» itiguna ^ d>e Front Les Widerstandes gegcn militärlsche
-Ue^^Wlllen haben durch diese Haltung, durch diesrn im-
°ites der zusammcnflotz zu Lem W-llcn

M>°°r und K-Wcli gezeigt. latz die Macht der Idec

UbsNchterner ri?c° r°'7st"'als""die" Idee der M a ch t.
7'sten Duuptunn ^^°5i?Sung, Entschlosienheit und zähem Willen zur
.,'.e einer n-^itutzt auf unser unerschütterliches gutes Recht,

und zähem! Willen zur
. .. erliches gutes Rccht,

!i">ll! »^»huekn ^ °" die Zähne bewasfnetcn Militärmacht Wider-
ditzl. '?',ch^ud ertragen Sie brutale Eewaltalte, ohne s'ch
Is onneuhx. ^ohen, geradezu sadistischen Quülerelen zu
Kkh!'°rnen Mz« h'ure.tzen zu lassen. So haben Sie mi

8'

°tie iein°"»r?°u Ersolg erlämpfi.
^ute ,nit"? ^thoden sind fe hlg

m!t der Macht
Nichrs hat dcr Gegner
geschlagen. Das dankt

„ ''"Oie >nit 6° '""-"/voen ,ino 1 e >1 i g e > n, t a g e n. n/as eanc
Nol? ,!°uut:ernder Nncrkcnnung das ganze dcutsche Volk
"hrgebi^t :k ?.'uig und gcschlossen hinter seinen Vrüderi

d'ie°7n^-iteht!

. — .,. ,. Brüdern

Jn herzlicher Bewegung gedenken wir aller

P^°ir x bege

dü^ Soldateska richtet, der Eisenbahncr aller

die eher

^.?uf an/ÄÜ"' der Schificr und Tränsporlarbeiter. die ver-
t? itzeö s^°iienen ""d Bedrohungsn blicken, dcr >n zähem

reiheit, Haus und Hof dahingeben, als sich

llstd v7:?doues n«^'st»u zusammenstehcnden Bergleute, der Fübrer
W- o?r. d'esen »äip» °° Arveitgcber und Arbeitnehmer, dis d!c Not
°om R st !>7°" Widcrstandes tragen. Mas von der Ruhr
!>!> >ch im °°u H es s e n, der Psalz und Vaden.

N» n1^"»tschlanl, i!""°"^des Reiches auss herzlichste. Nie wird
Sllll.Tkn!^ ^hein welch grotzc Dienste die Kämpfer an

^lkxfuuer nnh Cm?; ^°'°^°"^ in schwerster Zsit geleistet haben!

d, toten aber auch der erschreckend

">e . '"ollSgenossen


r>Nc b '"""Zenosien,

utale, Necht unb Gcsetz mit Fützen tretcnde frcmde
-"iilitärrvillkür ermordet hat,

°^en^,UierbUeb!nen^^ Militärterror zum Opser gefallen sind.
' loll ein» ^ 3U llecenken. lbnen unscre skürlnrak» zuzu-

v 'oll eine"Eh.^^.^enken, ihnen unsere ^ürsorge

i8a,°.u -m können wir feststellen, üatz dic Pflicht,

",°H Krüsten beidlns^^°^'°f zu mllssen, und der Wille,
°k>ig sst- ^,,L"i?.f?U' allen Schichtcn des dcutschen
^°"^7äur Nbweh°^„^Opfersieude ist cine impulsive, wie
M,^ll iv^.rog ist die kronü entstanden in allen Kreisen des
^ ^i-I,en'^°' oon viäen^ "^i^°"^°" ^a.en. die aus tzcm
di»? Deutschens-,,„°ff./^°" i4,°u l»useiig unsercr Erenzen uill:
°ien Lebern sej g»!!,r!^ krllislande täalich zusammenflietzen.

ie, herzlicher Dank gezollr sür die Bekundung

ihrcr Zusammengehörigleit zu den Brüdern in Not und ihre Hilss-
berciischaft, die wir auch wciier brauchen. Wir hoffen zuversichtlich,'
datz diese O^ferbereitschaft nicht erlahmt, sondern erstarkt. Ieder
neue Druck, jede neue Gewalttat der Eegner mutz mit neuer Hilfe
sür die Bedrückten erwidert werden. Besonders ersreulich ist, latz,
hier im Hammer Revier wie in den anderen deuischen Kol'.Ien-
bezirken die Bergleuie im Lewutztsein, auckp in äutzerster Arö.its-
leistung dem deutschen Wirlschastsleben zu helfsn, mit den Ikeber-
schichtenleistungen in die Bresche springen; ihnen Lanke ich dafür be-
sonders herzlich.

Schwer liegt die Hand des fremden Eroberers auf dem Gebiet,
das bisher nur dcn Pulsschlag friedlicher Arbeit lannie: grotz ist
die Not an vielcn Orten und in vielen Familien, insbesondere da,
wo die Willkür der fremden Eewalthabcr d!e arbeitsamen Bewohner
des Landes zur Arveitslosigleit gezwr.ngen, wo sie Beamte und
Arbeiter aus ven Wohnungcn verjagt, wo sie Verlehr und Vers-irgung
verhindert haben. Sie LLrfen überieugt sein. Latz R'eich und Preutzen
alIes tun werden, um jeder Notzu steuern und jeder Zer-
mürbung dcr Bevölleruna. wie ste der Gegner svstematisch Lelreibt,
entgegenzuwirken. Kein Opfer dari uns zu gxotz sein, wcnn os rilt,
der Not zu wehrsn, insbcsondere die Ernährnni sicherzustellen. Wo
sich aber stait Eemeinsinn und Opferbereitsckast Gswinnsnchi Lin-
zelner zeigt, wo Preistreiberei und Wucher sich Lreit machen, muh
gegen solches Schmarotzertum mit allcr. Energie und Cchärfe vor-
gegangen werden. Wer in dieser Zeit unserer schwersten Not seine
persönlichsn Interessen nicht cenen der Eesamtheit unterorünet,
handelt verbrecherisch!

Bis jetzi ist der sremde An'cblag auf diesen durch Recht rnd
Artzeit gehelliaien Boden unserer Väter abgewehrt, am eisernen
Willen der Männer Ler Roten Erde zerschellt.

Aber noch zeigc« dic Ecgner kcrne Bercitschast zu freier und

gcrechtcr Verständigung, zu dcr die deutsche Regierung immcr
bercit ist.

Noch herrscht bei ihnen der Eeist militärischer und wirtschaftl'cher
Diklatur. Niemand von uns lann darüber im Zweifel sein, was
es bedeuien würde, wenn wir uns den Machtgelüsten Franlreichs
unterwürsen: dann wäre es geschehen um Bestand, Selbstdestimmung
und Zukunit der deutschen Republik. um die wirtschaftliche und
soziale Stelluna der deutschen Arbeiter und ihre Melterentwicklung,
die dem französischen Kapitalismus ein Dorn im Auge ist! Wir
wisien, welche Folgen es für unsere Volkswirtschaft hätte, wenn
dieses Land der Kohle dauernd unserer Arbeit entzogen wäre, datz
es daim zu Ende wäre mit der Selbständigkeit und Wetibewerbs-
sähialeit der Leuischen Mrischaft, mit der unser Dasein aufs enoste
verknüpft ist: die Lebensmöglichkeit vieler hunderttauscnd üeutscher
Arbeiter wäre vernichtet.

Diese Erkenntnis gibt uns den sestcn Willen «nd die Kraft,
auszuhalten in der Abwehr.

Auf uns allein gestellt, müsicn wir diesen schweren Kamnf
weiterführen: wir sind wehrlos, wir können ihn nur fiihren mit
der Waffe des passiven Widerstands, aestützt auf unser
gutes Recht, auf unseren festen, untzeuasamen Willeii, Bei Euch,
Ihr Männsr von der Ruhr, liegt die Last der Abwehr, aber auch
ihre Krafi! Aui Euch vertraut Dsutschland. Haltet aus, seid wie
bisher lapfer, fest. ruhig und besonnen. Dann ist unserer gerechien
Cache der Erfolg sicher. Und Lazu: Elückauf!"

Ser Anschlag aus ömeels.

Eine Million für die Ergreisung des Täiers!

Köln, 18. März.

Ueber den Anschlag auf Smceis werden noch solgende Einzel-
heiien berichiei: Smcels bcsand sich mii seincm Cchwagcr Kaiser
und einem Vüroangestellten in dem Berlagsbüro der „Rheinischen
Republik", das sich in Smeets, Wohnung befindet, als gegen 7 Uhr
alends ein junger Mann Einlatz begehrte. Der ihm öfsnendcn
Schwägerln von Smeels erklärte er, er wolle Zeitungen kaufen.
Er schritt aui das Büro zu, öjfneic die Tür und feuerte vier Re-
v o l v c r s ch üs s e ab, durch die Smceis jchwcr verletzi, Kaiser
gelötei wurde; der Angesiellte entzog sich durch eine Bewegung dem
auf ihn abaegebenen Schutz und blicb unverletzt. Der unbelannie
Tärer zertrümmerte dann eine Scheibe der Korridoriür und ent-
wich unbehindert auf die Stratze, wo cr sofort vcrschwand. —
Die an Smeets vorgenommene Operäüon ist gut verlaufen. Die
Kugel konnte entfernt wcrden. Der Zusiand des Verwundeicn ist
ernst, doch glaubt man nicht, datz er dcr Verletzung criiegen wird.
Auf die Ermiitlung und Ergreifung des Aiteniäiers hat dcr Nc-
gieriingspräsident eine Bclohnung oon eincr
Million Mar? ausgesetzi. Drei Leute, die noch am sxöien Abend
wegen Talvcrdachis festgenommen wurden, mutzlen wiedcr aus sreien
Futz gesetzt werden, da die Ermittlungen ihre Schuldlosigleii
ergaben. /

D!e amerikanWen BeMungskosien.

Paris, 18. März. (Eig. Drahim,) Das alnerikanische Staats-
departement jandte Lcm stellvertretenden Schatzselreiär Wads-
worth, ter sich in Paris weaen der Regelung der amerikanischen
Besatzungskosten aufhält, die Antwort auf die Vorschlage
der Alliierten. Darin erklärt Amerila, es lasie Len Wert der
beschlagnahmten deutschen Schifse nicht in Rechnung
stellen. N-cht belannt ist, ob Amerila die llbrigen Antpäge der Alli-
icrten ablehnt, die auf Rückzahlung der Bejatzungsiosten vurch
Deuischland innerhalb der nächsten zwöls Jahre hmauslaufen. Am
Moniag wird eine neue Sitzung der Kommission staitsindcn, wobci
Wadsworth die endgült)ge Aniwort jeiner Regierung üe-
ianntgeben wird,

papi'er- lmd fiskalische Holzpreise.

Aus dom Widerstreit der Ansichten über d!e Ursachen der unge-
heuerlichen Papierpreise, die in gleicher Weise von Presie und
Publilum geirägen werden müsien, wobei die Presie als der am
schuversten in Mitleidensckaft gezogene Teil ihre wirischaftliche
/Existenz zu Markte tragen mutz, — bei den Erörterungen Lber die
hinter d?n Kulissen wirlende Trieblraft ist man jetzt zu der Eewitz-
heii gelangt, datz >n erster Linie die Willlür der Prcisgestaliung
an Ler Quelle der Papiererzeugung, auf dem Boden der Wälder für
den ruinösen Papierpreis verantwortlich zu machen ist. Und hier
ist es die fiskalische Wirtschaftspolitik, die stch notorische Preis-
ireiberei nachsagen lassen mutz. Die Regierungen der waldbesitzenden
Länder haben in dem Bestreben, ihre forstwirtschastlichcn Einnahmen
zu ste'gern, nicht nur nichts geian, um der Holzpre'.streiberei mit
wirbsamen gesetzlichen Mitteln entgegenzuwlrken, sie sind jogar den
priraten Maldbesitzern mit Beispielen vorauegsgangen, die nicht
ohne üble F-olgen hinsichtlich einer hcmmungslosen Erhöhung der
Holzgestehungspreise bleiben konnten. Ein Rohxroduki, das auf dem
Naturboden mangels vernünstiger Regelung der Versteigerungs-
gebote lodiglich aus siskalisch-wirtschaftlichen Eründen seinen Ver-
wertungsxrozetz mit einer unnatürlichen Vrrteuerung begann, das
mutzte selbstoerständlich in jedem Stadium weiterer Verarbeitung
die Preise in die HLHe ireiben. Und so erlebt man den Widersinn
der Taisache, datz dieselbe Ncgierung, die an dem Erhalt der deut-
schen Presse das allergrötzte Jnteresse hat, diese Pressr systematisch
'ruiniert durch DMung einer unerhörten Holz- und Lamit Papier-
verteuerung.

Ein wciteres klassisches Beispiel für dieses Verhalten liefert
Eeh. Regierungsrat Pfundtner in einem Aufsatz des „Tag"
„Ungbsunde Holzpreispolitik der Länder" durch
Hinweiss und Zifsernbeispiele der grotzen Holzverläufe, die die bay-
rische Siaatoforstxcrwaltung Mitie Februar in Regci -burg, Augs-
burg und anderen Orten veransialtet hai.

Diese Holzverkäuse sind in der Fachpresie bereits scharf kriti-
siert wordcn: sie verd-enen aier in kreiicster Osffentlichleii beleuch-
tet zu wecden, schon im HinLlick auf die im Reichstag und Rcichs-
rat schwebenden Verhairdlungcn über die Erhöhung dei Holzabgabe
zur Verbilligung des Zeitungsdruckxapiers.

Vei diesen Holzvcrsteigcrungen, bei dencn durchschnütlich für
Papierholz I. Klasse 115 000 bis 120 000 Mark für das Naummeier
ab Mald, also mehr als das Zehniausendfache des
Fliedenspreises erzielt worden sind, bcwegien sich die amt-
lichen Forstiaxcn nach den Verstcigcrungstabellen um 50 000 Mark^
für das Naummeter. Diese an sich schon sehr hohen Taren wurdcn
jedoch zu Beginn der Versteigerung zum Erstaunen der Bieter von
der Regierung ohne weiteres verdoppeltund gleichzeitig be-
kanntgegeben, datzunter 200 Prozent der ursprüng-
lichen Taxe kein Hslz abgegeben würde. Tatsächlich
wurden dann auch Angebote, die darunier blieben, von dsr Negie-
rung glatt zurückgewiescn. Es wurden sogar einzelne Angebote, bei
denen die verdoppelte Taxe, wcnn auch nur um ein geringes,
überschritten war, nicht angenommen und die beireffenden
Holzlose späier noch einmal ausgetoten.- Der durch dieses Vorgehen
Ler Regierung angestrebte Ersolg trat im weitcren Verlauf der Ver-
steigerung naillrlich prompt cin, mit dem Ergebnis, datz dle oben
angcgebenen ungeheuerlichen Preise erzieli wurden. Die Handlungs»
weise der Firmen, die schlietzlich unter dem Eindruck der behördlichen
Stellungnahme die hohcn.Angeboie algaben und zu dcnen eine Reihe
namhafter Papier- und Zellstosf-FaLriken gehörten, soll Labei durch-
aus nicht entschuldigt werdcn. Sic hättcn sowohl in ihrem cigenen
als auch im allgemeinsn Jnterssse richtiger gehandelt, wenn sie d:r
bayerische Forstverwaltung auf ihrem überieuerien Holz
einfach hätten sitzen lassen. Allcin die Haupischuld an
diescr Preisentwicklung mutz Loch wohl der Forstoerwaltung boigc-
messen wcrden! Jn einem Augcnblick, in dem es den Anstrengung.-n
der Reichsbanl mft grotzen Opfern gslungcn ist, den Dollarkurs um
die Hülfte zu senlen und in dem die allgemeine Volksstimmung ge-
bieterisch einen enisprechenden Preisabbau ver.
langt, Lr'ngt. es die Forstverwallung feriig. ihre an sich schon
hohen Preissorderungen um das Doppelie zu erhöhen nnd dadnrch
lctzten Emdes den Vcrbraucher »nd Ue Allgemeinheit übermätzig zu
belastcn. Vei ejner solchen Negierungspolitik, die zu dr»
Frachtenpolitik der Reichseis.enbahnvcrwaltung
ein trefsendes Eegenstück bildet, darf cs kein Wunder neh-
men, wenn alle Matznahmen, die Reichsrcgiecung und Neichstag zur
Iknterstützang der notleidenden Prcsse xlanen, von vornherein
zum Scheitern verurteilt sind. Sache des Neichsrats, in
dem sämiliche LänLer, gleichvicl ob sie eigene Wnlder besitzen o-der
nicht. rerlreten sind, mutz es jetzi sein, statt der üblichen schönen
Morte zugunsten der Presse hier endlich cinmal Wandel zu schaffen
und im Benchmen mit Ler Reichsrcgierung und dcm Reichstag da-
sür zu sorgen, datz d!e Länder, soweit sie als Uniernehmer in Frags
kommen, auch selbst Rücksicht auf die Allgemcinhcit walten lasien.

Eeheimrat Pfundiner vcrlangt sür dcn Fall, datz eine rer-
nünflige Hol'zprels-politi! nichi aus sreien Stücken befolgt wcrde, datz
düs eben votn Neichstag besch'losseno Notgesetz mit ssiiieit strengc»
 
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