66. Zahrgang Ar. 145
-,B ar iichc P o si" «rlcheinl wöchenll li s b cn m a!, Bei a cii: Lidnska
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lia Sonnt.i — I
ilmonatNchl, I
vorlo beUieat. s
Heidelberger Zeitllüg
(Gegrinidct 1853)
»lNd
Landelshlatt
Mntag, den 28. MaL 1923
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Sie vttlagie yariser Konferenz.
^Kwere Meinungsverschicdcnheiten zwischen Paris und Briisssl.
Don unserem 11-KorresponLenten.
Paris, 27. Mai.
e D:e Erkrankung des belgischen Auszsnministers Jaspar ist, wie
A-b°vJournal" hel'tc zuglht, nnht die einZige Ursache für den
nÄchub der französisch-belgischen Ministerkonferenz, vielmehr be-
zwischen Paris und Brllssel schwere Me'nunqsver-
dl l e d e n h e i t e n iiber die üaktik, die in diesem Augenblick
^lleschlagcn werden soll. Paris glaubt, datz der Augenblick fllr
^sUandlungen noch nicht gekommen sei, solange man die
>. ^üungnahme des neuen enalischen Kabinstts Baldwin zur Re-
e« ??'°nsfraae noch nicht kennen oelernt habe. Da aber der neue
mMsche Minisierprasident Lord Robert Cecil ins Ktibinett berisf
."u gleichzeitlg den Poften eines Tchahkanzlers Mac Kenna anver-
yiP'ie, so !st inan in Paris sehr besorgt und fllrchtet, daß die
Baldwin gesehien Hosfnnngsn sich viellcicht docb nicht vcrwirk-
rPen könnicn, und dasi England nunmehr eine aktivere Ruhrpolitik
m/.^iben werde.' Eleichzeitig abor ist man in Paris mii den
^wnen, die die Belgicr n!r cine Lösnng des Rexaraüonsproblems
^gearbe'-iet habcn, durchaus unzufrieden.
Die Belgier behanpien näml'ch, dasi man durch gewisse denische
y "Uopole rm Laufe der »Iahre bis zu 10 Milliarden Goldmark stch
I:/-'pnen könnie, also dcn oleichsn Beirag, den Bonar Law oeleaeni-
- m der Pariser Iannarkonkerenz ai'sgcsrrockien baite. Jnsbeson>ere
Belgicr ar'sgerechnes, dast man jährlich rnnd zwei Milli-
Eoldmark durch die Eisenbahnrrgie und durch ein Tabak-,
ten,dr- und Alkobolmonopol erzielen könnie. In Paris erklärt man
tz^egenllber dah man solche Beiräge niemals w''rd heraus-
^'"schaften können und dah insbesondere die deuiscken Eisenbabnen
h ^ uszl zu groges Dsfizit haben. als dast man sie fiir die Bezaülnng
vu Rsparatronen heranzichen könntc. D'es a^es sind abcr natürlich
Ccheinarllnde, denn wenn der belgische Plan verwirkl'cht wer-
siL ^EEe ünd wenn vor allen Dingen die Engländer und Jtaliener
biesem Plane anschliesten wllrden, so wäre ja keinerle! Grnnd
'ür eine Fo.idaner der Nubrbesehung vorbanden. auf
tz aber Doi'ncarö auf keineu sdall verz'chten w!ll, Äus diesem
IjMde gjfij sich gegen d!e belgischen Vorschläae eine ankierordent-
1l n z u fr i e d e n b e i t kund und diess dllrfte in W'rkliKkeit
zhch dle Haupiursache für die Verschiebuna der französtsch-englischen
d„'^isterkonferenz sein, Wann sie nun siaiif'nden wird, steht für
vp, Augenblick durchaus noch N'cht sest, doch ist mit aller Sicberheit
-u ^ dhmen, dast Poincarö alles tiin m>rd, um die Bcsvrechungen
inierireiben- Die beloische Regierung ist aber auf alle
entschlossen, ihre Pläne zur Durchfllhruna zu
v„t^en, denn in ein'm kanqen Begleiischr"!ben zu dem nach Naris
A^Ndten belgisckien Vorschlaae wird ausaefllhri, dasl eine endgiiltige
ai?^"ng dcr Re'wrgiionsfraoe !m Einvernehmcn mit allen
'iierten Mächten ersolgen mllsse,
p: . In der „Enrope Nouvelle" äustert Pbilipv Millet
di., Zweifel über den Eriolg der belg's'ben Bemiihunaen, die
stpts" geh"n, die Einheiisfront nnter den Allücrten wiederhsrzu-
R ^n ,,nd dem Nnhrkonflikt dnrch den Rhsckilust einer nllaememen
ij/"e'inbar>'ng ein Ende zu macken, 5kn Brllssel sei das Mitzbebagen
A;,,? die Kluft, die zwischcn Frankrsich und Enaland durch dis
Epn^noeleaenbeit aescbaffen ist, im Steigen beariffen, Es sei kein
dj ^kninis mehr, dast Lord.Eurzon damals seinsn Vorschla" auf
»b, ^ntsche Ro>e ems gemeinsame Anlwort der ollüerien Mächte
j,.mfas!pn. auf Brüsseler Anreguna gemacht habe, Es sei aber frag
ob dr'e engl'sckie Reqseruna fich dii-kt oder indir-kt zu den von
sjj^ncrpi^ „„h Belgicn auf das entschiedenste proklamicrten Erund'
°° ielennen werde.
Die Sekliner Maratwil-bMechmigeii.
Dis Parteiführer beim Kanzler.
Eigene Drahtmeldung,
Vcrlin, 27. Mai.
tz-^eichskanzler Dr, Euno emvfing am Samsiag zuerst die
s o z i a l d e m o k r a t i i ch e n Fraküon, dann die der
p g^üsgLmeinschaft der M itte, schliehlich die der Deutsch-
t'onalen, um sie oemeinsam mit d
sp
°ri
dem Ansienm'nister von
°nberg übi'r die Grundlinien der dentschen Ant-
auf die Noten der Allüerien zu unierr'chten, Die Ve-
Ijg/iUngen sollcn in der kommenden Woche lortgesetzt werden, Nm
igj^^ittag empfinq der Reichskanzler in Eegenwart des Austen-
dp '^°rs und des Reichswirischaftsm'Nlsters Vertreter des R e i ch s-
ren- ° ndes der dcutschin Indnstrie, die der Reichs-
mitgeieilt haüen, datz die Indnstr'e bereit sei, die Zusatz-
^dios ^ die Neparaüonsanleihe zu übernehmen. Bei dem
dpj i?ug wurde besonders dic Frage der vraküschen Durchführung
rs , ^ranüeleistung besprochen, Die Reichsregierung dllrfte, wenn
^rslb' ,°'"°r Vsreinbarung kommt, den Wsg der Eesehgebung
)>er ^?rn, Die Konscrcnz mit den Ministerpräsidentgn
^pk,^"llder, die nach Berlin singeladen wcrden sollen, sobald die
Ie>n ^^""Oen m!t dcn Fllhrern der Re'chstagssraküonen beendet
^b ??°üden, dllrfte soätestens in der Miüe dieser Woche stattfinden>
°dg "üchste Reichstaassitz'.ing an dsm vor der Pfingstpause auf
eildvn' 2uni angesetzten Termin staüfinden kann, steht noch nicht
dg j, "'O fest: salls nicht unvorhergcsehenc Ereignisse eintreten, soll
dvljjjl? aenannten Tcrmin festgehalten werdcn, Ob eine allgemnne
^eich?^ Aussprache im Neichstagsplenum stattfinden wird, steht
noch nicht fest-
Kvmcare gjht DeuLWand „AaLftWge".
27. Mai, (Eig. Drahtm.) Po ! ncar 6 hielt am Sams-
' eincin sranzösisch-belgischen Vankett in Paris eine Rede, in
?sl> Aiii,bekannien Argumente wiederholte, um die Desetzung
Regj Orgvbjpjxs z„ degrllnden. Eine Stelle in seiner Rsde ver-
?a§ Denir?r hervorgehoben ,zu wcrden, Er saqte nämlich. 'oas;
ükedj,""i° Neich stch anstrcnaen sollte, so rosch wie mogl'ch
'a>Nellx-'? suchen, nni die Reparationcn zu bezahlen, denn je
oas Reich solche Kredite finden werde, um so eher werde
es auch llber das Ruhrgebiet vcrfllgen können. (?) PoinearS sprach
dann a'.ich über die k o m m n n i st i s ch e n ll n r uh e n und forderie
die Reichsregierung auf, d!e schiefe Ebcne zu verlasscn,, auf der s!e
sich befindei, weil sich die Unruhcn sonst verschärten wllrden und
dann Deuisckiland in eine furchtbare Katastrophe hineingerate.
Velgier und Franzosen hätten nichts anderes zu tun als mit Ver-
trcnien und mit kaliem Blute abzuwarten, Der Schuldner
müsse jetzt Angebote machen. und dann Wort halien.
daldwins SkmLhmgen um Lhamberlain.
Paris iiber die Zusammensetzung des neucn Kabinetts mihvcraniigt.
Von unserem H-Korrespondenten.
Paris, 26. Ma!.
Der cnglische Minist>'rpräs!deni Baldwin bat Lhamber-
lain ei'ngeladcn, mit ihm cinen Sonntag in Eheguers zu ver-
bringen, Lhamkerlnin hat d!e E-nladuna auch nngenomwen und
Baldwin wird s!ch bemllhen, ihn zur Uebernahme eines Bat-
icbaftervostens zu bewegen. In Betracht kammt dgkilr in erster
Liiüe Washinaton. da der dorüw' enalil-be Boückasisr an
einem sibweren Auaenübel erkronkt Wenn Ehawberla'v gnneh-
wen sollte. so dllrsten damit die Bewühunaen Baldw'N", dis Eini a-
ke!t in der k o n s e r v a t i v e n Bartei wicderb-'r-'cktellen, eine
autzerolTentlickie kkörderunn erfabren, Es ist sedo-b ! ebr zmei -
felhaft. ok Cbamherlcnn sein Abaeordn-tenman^at nie''e''leaen
wird, da er im Unicrhause eine wichtige Rolle zu spielen beginnt,
»
W!e bereits an andcrer Stellc anaedentet. ill man !n Par's
uher die Z"sommcn!<'b"nq des Ka'-'ne"<- ^ald"'üi a".heror^>'nüich
mihveranllgi. Daa Eck'g de Naris" illhri aus bgh d?e Ernen-
nung Lord Robert Eec'ls. lowie d!e Bet"a»"ng Wgc lienngs mit
dem Amte e'nes Sckapeanzlers für ''ie Konservat-ven in Enaland
"nalllckliibe Salaen haben worde. Man beat saag. ?i!r den Fort-
bestand der Entente cordmle d?e lebhaftesten Beillrckit'ingen. denn
Lord Rcbert Eecil midersetze stch allsn aerecbten Vnlvrllcben Frank-
reilbs. D'e letzte Nede. die er !n d»r Rubrfrgge gebalten habe. se'
gerakezu skan^oiös aewes''n nnd- Mac Kenna babe stb ?mv-er
als ein aefäbrlilbsr Feind Frankrcichs erw?e?en. Ala
er im Sevtewber 1916 das enaüsch" Sck'atzamt verlassen habe. ie?
dies fllr kkrankre'lb esne wabre Erle;cht-r»na aem-ten S-in» Red-
>n der Revaraüonafraae 'sei unfreundücki gewesen: Lard Rabert
Eecil un^ Mac K-nna würden 'we'fellaa g"? die Fllbruna des
Forei"n Office Ein?l"st in aew-'nnen vcrfuchen "nd man könnte
ni>r ho??en datz wenigstens Baldwin diesem Einflusse Widerstand
leisten werde.
Der rote Terrvr.
Neue blutige Zusammenstötze in Bochum.
Vschum, 27. Mar.
Samstag abend kam es in Bochum wisder zu grosteren
Unruben Die Dewansironten waen rum Stgdtpark und drcnwen
!n die Villa eines Kanfwanns ein den ?ie mitnabmen. D'S
iu 5i!lfe aerufene Aeuerwehr ^"-reite Eetgn->cnen und ver-
tr»eb d!e Unrubestifter. wobe? es Tote und Nerwundets nab.
Bei einer Ra»zia der Feucrwebr wurden etwa bundert Eesanaenc
einaebrack't. die zumeist mit Revol"ern >>nd Karabinern bswaünet
waren. NaKts igw es zu einem Zusawmenstast in der Rottstraste,
wo^e' einige Versanen vermun^et wurden. Zn, der Frllfie gegcn
fllnf Ubr wl'rden Fei'erwshr-Pgsten von der E:ftn^ahnbr"-cke aus
wit Eewcbren bescbossen: ein Fsuerwehrwann wurds durch Kovs-
fibi'st getötet "nd iwei fck'wer verwimdet. von d-nen einer im
Sterben lieat. Iw Stadtinnern ,st d!" Fenerwehr Herr der Laae.
An den Stabteingänaen ft-hsn rote Wack-en. die die Sti-astenbabn-
wagen i'Nd Autas anbgiten und dic ^nsasien naK Waüen unter-
f"chen. Seit Sawstaa ir''b stnd in den Krgneenbn"fern weiter' vier
Tote i'nd dreistia Vermnnde^e e'naelie'-'rt war>enj die Verw»n-
deten schweben grösttenteils in Lebenaae?gbr. Al-- ansteraraentlich
schwer wird es emrfun^en, dvst der Fernspreckverkehr. der
!e!t Monaten von den Fran-ossn aeEerrt >K. anch ietü n»cht sreine-
geben wird. Bei den bluüaen Vg'-clln-n könne« daber Verste n'cht
zu H'lfe gerulen werden nnd Angebörige von Kranken können von
den Krankenhäusern nicbt benackir'cl'ügt werden Unnn^erbrochen
irren Eltern und Angehörias von Vermistten, ToKn g^er Ver-
wi-ndeten in der Stadt umher, um zu erfahren, wo ihre Lieben sich
befinden.
Geriichtweise verlantet. dast g"cki in W e tten stch Unruhsn
ereigneten, wobei an.geblich 'wei Personen gotötet nnd drei-ehn v"r-
lestt worben ?"ien. — stln täd'rde wurde d-e Boli'el- !n ihrem Be-
streben, die Ordnunq !n den Strasten a'>frecht»"erhalten, von 'cen
Franznsen gewaltsam aebindert, Si» mnstte stch a"?
Veranlas?"ng der Franzosen ins Nathai's znrückzichsn, das dann
von den Franzosen in weiiem Umfange abgesperrt wurde.
Verewiglmg der ZNüngMirisKaft.
Bcrltn. 27. Mai. (Eiq. Drahim.) Das Rc-chsjustiz-, Wirtschafis-
und Ernährunnsministerinm bcabstchtigen, w'e die „Terülwoche"
erfährt, auf Erund eines Ermächügungsaesetzes dew Rcichstag
neue Notverordnungen zur z w a n g s w i r t sch a f t -
lichen Reaelnng des Wirtschaftslebens vorzulegen, nnter Auf-
bebung verschiedener zum Teil noch aus der Krieaszsit stammender
Verordnungen und zwar unter anderem: eine neue Preistrei-
bereiverordnnng. eine V.'rordnung zur Rogel»ng der Ein -
und Ausfuhr, H a n d e ls b e sck, r 8 nkun ci und Notstands-
versorgung, Preisl'rllsungsstcllen Auskunftspflicht und Wuch:r-
gerichte. Es bandelt sich um d:e Eodisizierung von etwi 40 bereits
bestehsnden Verordnungen aus frllh'rer Zeit mit der Tenbeni der
Beibehaltung nnd nicht des Zlbhanes der Zwangswirischaft,
und daneben um eine wsitero V'rschärfung bestehender Vestim-
mungen. Emen Vorieil crblickt die Neglcrung darin, dast die
Durchführung der zahlreichen, ücf in die Eewerbesreiheit einschnei-
denden Besümmungen. die nach dem aeltenden Nechte bisher den
Rcgier'.ingen der einzelnen Länder znstand, nunmehr nur noch mit
Zustimmimg dcr Reichsregicrung nnd n-cht mehr von den
einzelnen Landesregierungen allein in verschiedenartiger Weise cr-
folgen darf.
Kroatieu und Südflawien.
Von unserem Wiener Mitarbeiter.
Datz die gegenwärüge radikale Regierung in Belgrad nur
möglich i'st, weil sich die von Stephgn Radic geführten kroaüschen
Abgeordneien an Len parlameniarischen Arbeiien nichi beteiligen,
Belgrad llberhaupt fernbleiben, ist cine bemerkenswerie Taisache.
Wenn Radic wollie, so wäre das Negicrcn in Siidslawien anf
ncrfassungsmätziger Erundlage einfach unmöglich, D!e Kroaten
ermöglichen also das radikale Regime. Selbstverständlich tun ste
das nicht umsonst. Desien ist man sich auch in den Velgrader,
poliüschen Kreisen bewutzt und d!e steigende Nervos'tät der ans-
gcsvrochenen jngoslawischen Kreise. das heißt der Kreise, dic den
siidslawischen Einheitsstaat im Sinne eincr stramm zentralist-schen
Regierungsgewalt wollen, ist auf die Tatsacbe zurllckzufllhren, datz
sckwn vor dem Begwnc der Tätlvksit der n-uen Nationalversamm^nag >
Nerhandlungen zwisck-en den Kroatcn und der radikalen-
Parici gefllhrt wi'rden, deren Zwsck es war, das Bilden einer
einheitlich radikalen Parte! zu ermöglicben >>nd ihr Regieren wenig-
stens auf eiiüae Zeit sicherzvstellen. Hier bandelt es sick, nm den
ogenannten „Agramer Nakt",«auf den die ji'aoslawisck'en Kreise
immcr w-eder verweüen, Auch jetzt werden zw'schen den Radikalsrl i
und den Kroatcn Verbandlungen geführt. Sie können sclbstverständ-
lich nvr der Frage d!en"n, wie we!t die Belgrader Regisrung in
Zugeständnisien an die Autonomiebestrebungen der Kroaten gehen ^
kann,
Inzwischen liegen auch bcreits !ns Einzelne aehends Mitteilun-
gen llbcr das vor, was d!« Kroaten angenbückllch müer der Lös -.ng
der kroatifcken Frage verstehsn, Nack, einer vom kroaüsckien Abge- j
ordnoten Dr, R"dolf Horvat soeben vcrönentlichtcn Darstellung -
anerkennen die Kroaten die Erenzen, d!e 1919 fllr dcn Staat der j
Serben, Kroaten und Slowen-m in den Fr'edensverträaen fcstgesetzt -
wi-rden, Si'e sind auch b«re!t, d'es" Erev'en iu verteidigen. D!e
Wahlen vom 16. Män bäüen aber den Bcmeis erbracht, datz d!e
Kroaten mit der inneren Einrichtuna d!eses Staates nickit zufricpen
llnd, sondern datz sie verlangen. datz Kroaüen mit Serbien eine
Konfödcration einaehe. Diese Konll't-eraüan stellen sicb die
Kroaten so nor. datz Kroatien und Serbien einen Bnnd gleich-
kerechügter Staaten, e>ne llnion bilden, die'deni Anslande gegen-
llber ein Staat wäre. Das Ministerium dcs Aentzern mlltzte dewnach
e!n ei'nheitülbes sein, wokei aber anch d!c Eleicbherecht-aung der
Serben imd Kroaten inm Ausdr"cke kammen mlltzte wa? ja nickit
slbwer wäre. da es Staaten gibt, an denen Serbien (z. B.
Eriechenland, Bulgarien. Tllrkei, Nlbanien u. a)
dageaen andere, an denen Kroatien mehr !nteresi''ert !st (wie
Oesterreich, Italien. Deutsibland. Amerikal. F -rner
könnten Kroaüen und Serbien noch folaendc gemeinsame Ange-
l''"cnbeiten hgben: 1. Abschlutz von Sllacüs- und Handelanemr>'asn:
m!t dem Auslande: 2. aemeinsames Zollaebiel: 6. c:nverstänül-che j
Feststellnng des Zolltgriscs bei kerritorialcr Einbebnna der Zölle: .-
ä. gemeinsame Monovolnerwaltuna bei territorialer Anfteiluna >er!
Mono'wltaxen: 8. Bahnsn. die beide Territorien berühren. könurn 1
nur über gemeinsamen Bef<blntz gebaut wer^en, aber territorial'?
"erwaltet: 6. gemeinsame Feststellnna der Post-, Telegravhen- und!
Telepbonaehiihren: 7. ebensa der Matze "n>- Esn'ick'te: 6, aemein- <
jame Kcsetzgehung auf dem Eebicte der indirelten Steuern, die mit i
der Indnstrie in Verbindung stehcn: 9. Hgndels- nnd Wecbselgesetz- /
gebung: 19. gemeinsame Verieidigung der Siaaisarenzcn bei ierri- i
jerialer Erhaltung, Rusriistung nnd Verwaltung der Armesz >
11. Vorschriften iiber Reisen innerhalb Serbiens und Kroaüens.
Es wäre auch gemeinsames Münzwesen zn wünsck'en,
aber die Erfabrungcn, d!e Kroatien diesbezllglich seit 1918 machte,
lasten es nicht ratsam erschetnen, mit Scrbien gcmeinsames -
Eeld zn baben, Kroaüen will !n Agram ftinc eiacne Emisüons-
bank errichten. die das Eeldwessn in Kroaüen leiten sall, Untsr
Kroatien seien Kroatien, Slawonien, Dalmatien,
d!e Murinsel, das Eeüiet von Kastua und die Jnsel
VegI! a (Krk) zu versteben, imter Serbien Serbien und Maze-
donien. Am besten wäre es, wcnn in dieftn Staatenbund ruch
Slowenien, Montenegro und Dosn!en-Herze-j
gowina eintreten. Akcr diese Länder verlangen sich nnr Selbst-
rerwaltung und wollen keine besonderen Stoaten bilden. Man mutz >
ibnen daber eine möglichst grotze Autonomie geben. damit sis nch >
i'm so bssier eniwickeln könnsn, und dic Antonomie mützte mindcstens j
Verwalt"na, Instizwessn. Ilntcrricht, Knltus, Voüswirtschaft, Forst- i
wssen, Stratzenbau nnd die Finanzcn dieser Aweiae der Staatsver- ^
waltung »msasicn. Eine aanz gleiche Autonomie soll auch die Woj- '
wodina crhalten. D!e Kroaten matzen sick, auk d!e letztaenannten '
Länder kekne Nechie an. Wenn sie sich mit der Antanomic begniigsn, ?
soll ibnen anch dns Neckit znerkannt werden. dnrch Nolksabstimmnng ^
zu entscheiden, ob sie sich Serbien oder Kroaüen anschlietzen wollen. .
So dieses kroatische Konfödsraüons- odcr Unions-Programm,
das d!e weitausareifendsn kroaüsck-en Plöne klar erkennsn lätzt.
Es kann nickft fsstaeflellt werdsn, ob die Radikalsn !n Velgrad,
beziehungsweise die Belgrader Neglernng mit den Kroaten auf
Eri-ndlaae diescs Programmes verbandelt, desien Verwirkückiung
selbstverständlich nickits anderes als das Ende des süd-
slawischen Einheitsstaates bedcuten wiirde. Fraalich
erscheint es, ob stch die Slowenen mit der Autonvmie begnllgen
wiirdcn, wenn Kroatien die Stellung als selbständiger, durch
linion mit Scrbicn verbnndener Staat crhielte. Die Schwicrig-
keiten, die der Lösung der kroatisckien Frgae entgegenstehen. sind
jedcn?alls grotz. Viellcicht ist es nicht nnntö^ick,. datz dcr Versuch,
die Verfasiimg im Sinne auck, nur eines Tcilcs des kroaüschen
Ilnionsplanes zu lösen, in Scrbien selbst anf den entschiedensten
Widerstand stotzcn wllrde, der von den jugoslawischen und grotz-
serbischen Kreise ausgehcm könnte.
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