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Badische Post: Heidelberger Zeitung (gegr. 1858) u. Handelsblatt — 1923 (Januar bis Juni)

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Nr. 119 - 148 (1. Mai 1923 - 31. Mai 1923)
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ZOrgang A.izs

° Post' crschemt wöchentl, sl e b enin a l. Beilaeen: Dtdaskatt a kSonnt.1 —

^kri^"''"«asbiatt (Montagr, - Llteraturblatt -Sochschulbeilag« <m onatNch,.
^Beiträae ohne Verantwortung. Riicksendung nur, wenn Porto betliegt.

Hei-elberger Zsitung

(Gegründet 1858)

Slenstag, den 22.MI 1S2Z

«nd

Handelsblatt

Hauptgeschästsstelle u. Schriftleitg. der.Badischen Post'Heidelberg, Hauvtstr. 23,Fernspr.
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Bonar Law zuröckgeireten.

Das Rätselrate« um die Nachfolgerschaft.
Donunser«mrt.-Korrespondenten.

London. 81. Mai.
ans Eesllndheitsrückstchte« dem

„ ..—__übermittelt. Der König hat

Demission des Ministerpräsidenten ange-

Bonar
^via sci«

Lam hat
Rücktrittsgcsuch

ܻw

m e«.

I^ll^roßeEreignksdesPfingstfestes. die Demis-
).^t. z-."ar Laws, wnrde in Paris gegen Mitteinacht Le-
Ed^alist ^ späten Nachtstunde Lemiihten stch sofort zahlreiche
die Anschauung des Quai d'Orsey kennen zu lernen.
m^lche Aeußerung konnte aber nicht erlangt werden. Poin -
nicht in Paris anwesend, wie auch die meisten Minister

tz^Ntg^^^tts sich in den vörschiedansten Wahllrsisen aufhielien. um
i halten. Jn London war dasselLe der Fall.

stch zum ersteumal in Ler Geschichtr des engltschen Par-
bchns, daß aine große Ministerkrise hereinbrach, ohne daß
k.Ml^ Mitglied des KaLinetts in der Hauptstadt weilts. Der
e r o ^ Sjanley BaIdwin, der eine Rede in Wor -
Ä Wahlkreis, gehalten hatte, lehrte allerdings sofort

tztstteg Zuriick, als er erfuhr. Laß BonarLaw auf dringendes
Uerzte dem König scinen Niicktritt mitgetsilt Lätte.
-'it wuvde durch sine Beröffentlichung in dem „Tonrt
. - ui folgeuken Warten angenommen:

KZnig empfina einen Drief von deim eh-renhrften Hcrrn
Mitglied des Parlaments, in dem diessr auf
ß'Ne Empfehlung ssiner ärztlichen RatgeLer Sr. Majestät
Uter tsniederlegung als Ministerpräsident und als
des Schatzes mitteilte. Der König nahm die Mit-
^ «ihvsnhafteu Herrn Bonar Law mit tiefstem Dedauern
" Nnd nahm huldvoll seinen Rücktvitt an."

^end waren ln London in später Abendstunde Gerüchte
als oL der König, der in


König, der in Aldershot weilt, sofort
Luriickkehren wolle, ferner, daß er noch gestern aLend den
t>. Turzons empfangen hätte. Beide Nachrichten sind
Mintstcr erschien Lisher voim König, der üLrigens Lis
Aldershot verLleiLen wird.

ieiN^°utifchen Kreist in London und auch in Pavis beschäftigen
'lst'^rständlich eingehend mit der Frwge der Nachfolg-
-c. T'i»^wci Kandidaten stehen im Dordergrnnde: Lord Turzon
f g,, «tanley BalLwin. Wennn auch Lord DerLy und
N'dt c" r «sg mögliche MinisterprSsidenten genannt werden, so
^srvA-7?uenig Aussicht zu Lestehen, daß sie zu der Würde des
-ü^vu^uten Lerustn werden könnten. DarüLcr, oL Lord
Kd'ö^fader Stanlev Baldwin Nachfolger Bonar Laws wer-
E'4. >>:. i>estimmte Voraussagen W machen, ist im AugenLIick un-
Lord Turzon spricht, daß «r Lesonders in den dei't-
!L,,fdg:M>en und orientalischen Fragen. de'n dre? HwnptproLlcmen
oiit ^ Dolitil, die Geschäfte während der Ministerpräsident-
n?Äi«d Laws ausschließich leitete. Gegen ihn spricht, daß er
OLerhausts ist und insolgedesstn ein Msnisterpräsident

Me^.l.der

-c ... -- Regierung führen würde, der nicht im Unterhans

h,'<st>g konnte, was stit vielen Iahren iu Cngland nicht mchr
^ Zewesen fft. FLr Stanlev Baldwin spvicht stin
Leim ALschlutz der englisch-aimevikamischen Schu.'dsn-
i«s^ ^ meisterhafte Arteit, mit der er das letzte

.^leichgewicht geLracht hat, sodaß es sogar yinen Ueber
Ä c?b<st.

Dlstkret

''^eüü I'Ltli

bist. Ge"gen lhn sprichi stine Jugend.

macht sich in'
es Eefühl

es Rücktvitts Bonar
eunruhigung, des


Keltend. Man zeigte Bonar Law vor allem deshalL
^tt ^."'barkeit. weil er am 1. A

Lr

-»-1, rc U-I- I. August 1911, als das damalige

I^ste soll« !»5 uith schwankte, ob es Dentschland den Krieg er-
dl.^vrtzuv' nch i« einem energischen Bvief an den damaligen Mi-
^Nten für den Ein-tritt Englands in den Kvieg ausge-
>»°^ strner, weil er während der RuhrLesetzung wohlwol-

tz g^u-ität Lelundet hatte. Man hätte zwar g-ern gesthen,
,jn- Law in diestr Frage an die Seite Frankreichs ge-

da aLer von ihm nichts weiter zu erlapgen war, Le-
Bstych- Nch dam-it, daß er Frankreich keine Schwieriglsiten in
yl ri^gte. Von seinem Nachfolger. wer es auch
Lefürchtet man in Paris, daß «r ein
«»rsttir ? Vorgehen Englands in der dentschen
zg. o c iürworten mttsse. Jm allgemeinen scheint di«
d dvv BaIdwin den Varzug vor Lord Cutzon geLen zu
NldTtch st- StaatssekretLr für Aeußeres wirft man vor, daß
»>«„ ^>ne OLerhausrede das erste deutsche AngeLot veranlaßte
a r <> 5lürchte1 von ihm, daß cr das Ruhrvroblem und das
, ''ongproblem nicht mehr zur Rnhe kommen lasien

entschieden sti.

V e, Vonar Laws SteMng Wr Ruhrfrage anbe-

> stt» § wan. so verwerflich sie auch für Deutschland war, doch
^lstli^^nnern, daß nämlich die Erllärung stiner unangenehnien
die Vonar Law geübt hatte, eine gut« Seit« hatte. d-nn
"" Geständnis Frcmlreichs die
Lehinderte und indem in--

- -- -Ovuur Llliv u>c.

AeAsh« nach dem einmlltigen
t'MAn Auhroktion in keiner Weise

Franzostn an der Ruhr an. ^
r»>> . D i „ der materialle Mißerfolg nur um st augenschsin-
tz? ta »ranzosen haben keine Ausrede, daß sie
jemand bei der w i r t sch a f t l i ch e n Aus-
üi»»>i ij» Nuhrgebiets behindert worden wären.
M.sNgü ° d.ennoch SchiffLruch erlitten, so kann

ü!i "

^st^tg^die Schüld daran
MDrLsiM.wg'r ' ""

°»ffchaft

di« sicherlich
Vonar Laws

w a r e n.
so kann
Leigemessen werden.
sehr schmerzliche Episode «er Mi-
für Deuffchland nicht ganz unvor-

»lch« ^Aeu^rpng aLzugeben, wie sich der künftige Mi-

E ^ D» U>irx^E .M dem RuLrproblem und dem ReparationsproLlem
n k->» Utsz^' ware stlbstverständlich versrüht. Fragen muß man aüer


^ i^uui

bej

wie mansich nunmehr zudenPlänen, die
auf der Par-ser Januarkonferenz vorgelegt
° nsolle. Es steLt nicht fest, ob Lord Curzan oder
Valdwin dlesen Plan, wcnn die Reichsregie-
chrem demnächstigen neuen Vorjchlag sich zu cigen

machen sollte, volle Zustimmung geben würden.

deutsche diplomatische Vertretung in London ein« , . .

aber sehr wichtige AufgaLe zu erfüllen haben. Eine einfache

k,

«r wird die
hr schwieria«,
einfache Ve-

rufung auf die Vorschläge Vonar Laws hatte jetzt leine Aussicht anf
Erfolg mehr, vielmehr wird Deutschland mmmehr sich W vergewisiern
haben, wie sich der neue Miuisterprästdent di« Löstng des Repara-
tionsproblems vorstellt.

Dieser neue MinisterprSstdent wivd zwsisellos das Vestrsben
Lsn, den Teil der konstrvativen Partsi, der .nach dem Rücktriit
loyd Eeorges diesem treu geblieben ist, wiederum zur RLck-
kehr in di« Partet zu Lewegen. Allerdinzs muß es als ziemlich
ausgeschlossen aeltsn, daß EhamLerlain oder Lord Birken -
head ein Ministsrportestnille Lekämsn. Sie RoLert Horn« fft
zu sthr in geschäftliche Angelegenhsiten verwickelt und dürfte laum
wünschen, in das neue KaLinett einzntreten. Aber wahrscheinlich ist,
daß der einstige Kriegsminffter Worthington Evans die neue
Kombination mitmachen würde.

Voraussichtlich findet heute oder morgen eine Vollversamm-
lungder konservatlven Partei statt zu dem Zweck, einen
nsuen Führer zu ernennen und die Politik des lunftigen
Ministerpräsidenten festzulegen. Die Gunst der lon-
strvativen Partei schwankt zwsisellos zwischen Lord Curzon und
Sir Stanley Baldwin.

„Völli'ges Ginvernehmen."

Schwrerigkeiten in der A«fftell«ng eines Reparationsplanes.

Paris, 2«. Mai.

Zu einer vom „Tcmps" wiedergegebenen Drusieler Meldung,
wonach die belgische Regierung demnächst der franzöüschen Regie-
rung Mitteilung von ihrem Reparationsplan machen
werde, nimmt der Quai d'Orsey in einer von Havas verbreiteten
Aeußerung Stellung, in der betont wird. daß man am Quai d'Orsey
von einer derartigen Absicht der belgischsn Regierung keinerlet
Kenntnis habe. Im übrigen sei das Einvernehmen über die grund-
legenden Prinzipien eines Reparationsprogramms zwischen den
beiden Regierungen bereits hergestellt- Das Brüsstler KaLinett
konnte Paris nur LLer die Modalitäten Mitteilungen zu machen
haben. Jn solchen Mitteilungen würde nichts besonderes liegen,
denn der Meinungsaustausch werde zwischen den Leiden Haupt-
stadten in vollem Einvernehmen fortgesetzt.

^^Neben dieser halbamtlichen Erklärung finden sich «ur wenige
Blatterstimmen. „Echo de Paris" spricht von offiziösen Stimmen,
d,e sich rn Brussel vernehmen ließen, und möchte die durch die
Nachricht des „Temps" gekennzeichnete Haltung Belgiens
auf die persönlichen Ncigungen des belgischen Außenministers
Jaspar zurückführen. Man kiindige also an, daß diesmal die
Eelegenheit zu englisch-französisch-italienisch-belgischen Verhand»
lungen nicht wieder versäumt werden solle. Wenn das Lelgische
Kabinett durch seine Haltung die Jndustriellen Deuffchlands in
rhren Anstchten über die Mögllchkelt einer englischen Vermittlung
noch Lestärke. so werde es unvermeidlich den Kampf, der auf Leiden
Seiten des Rheins im Gange sei, in die Länge ziehen. Wenn das
belgische Kabinett ferner der privaten Auffasiung Lord Curzons
Vorschub leiste, so werde es den französisch-englischen Kontroversen
neue Nahrung geben.

Das vo» Lord Cvrzon am 3. und 4. Mai vorqeschlageue Ver-
fahren, eine gemeinfame Antwortnote anfzustellen «nd die
abweichenden französtsch-belgifchen Forderunge« in einem An»
haug beizufllgen. komme einem ersten Verzkcht auf das vor vker
Monaten begonnene Werk gleich.

Entweder werde «s Velgien gelingen — und es stehe ihm frei, sich
darum zu bemühen — Lei Lard Lurzon durchzusetzen, daß er
seinenStandpunkt ändere, und in diesem Falle werde
man französischerseits keinen Erund haben, interalliierte Vesprech»
ungen in großem Maßstabe abzulehntzn. odcr aber, Belgien werde
feststellen („Echo de Paris" erklärt, das für seinen Teil bereits
feftgestellt zu haben). daß das englische Kabinett die seit dem 4 Ja-
nuar gewahrte Haltung nichtzu revidieren gedenke, und
in diesem Falle weide Vclgien entweder selbst seine Verpflichtungen
revidieren oder beim Empfang des zweiten deutschen Angebots die-
selbe Haltung einnehmen müsien, die es beim Empfang des ersten
eingenommen habe. Wenn, was zu wünschen sei, bald eine neue
französisch-belgische Konferenz msammentrete, sei nicht zu erkennen,
wie Theunis und Iaspar aus diesem Zirkel herauszukommen
in der Lage wären-

Der „Matin" erinnert daran, datz am 16. April in Parisdle
Anfstellung eines gemeinsamen französisch-belgischen Reparations-
planes vereinbrrt worden sei. Tatsächlich sei diese gemeinsame
Arbeit nicht zustandegekommen. Die deutsmen Angebote seien so
lächerlich (!) und die Lage in Deutschland könne sich so rasch ent-
wickeln, daß es der französischen Regierung nicht zweckmäßig ersckiie-
nen sei, ein in das Einzelne gehendes Programm aufzustellen Die
französische Reparationspolitik sei in großen Zügen von Poincars
im Dezember auf der Londoner Konferenz entwickelt worden, ja
man könne sogar annehmen, daß der französische Ministerpräsident
bei dieser Eelegenheit einen regelrechten sramöstschsn Reparations-
plan auseinandergesetzt habe. Nachdem Bonar Law und
MussoIini damals ebenfalls ihren Standpunlt entwickelt hätten,
werde jetzt der belgische Plan als vierter hinzukommen. Es
sei natürlich höchst ivünschenswert, daß der belgische und dcr franzö-
sische Plan vereinheitlicht und in Einklang miteinander gebracht
würden. Die Leiden Regierungen seien sich einig über oie im
Ruhrgebiet unternommene Altion und würden sich gegenseitig
schaden, wenn sie sich, was die allgemeinen Ziele dieser Politik
anlange, uneinig zeigten.

Der „Gaulois" schreibt, das beste Mittel, eine Interven-
tion Englands auf Grund des Vonar Lawschen Januarplanes
zu verhindern, wiirde gerade darin bestehen, daß man den von
der belgischen Regierang gegebenen Natschlag befolge und sich mit
London und Rom verständige, sodaß Berlin den geeinigten vier
Mächten gegenübefftände, wenn es wieder zu feilschcn begänne- Die
in Päris ausgesprochene Befürchtung. die Jntervention Englands
und Jtaliens Lei den jetzt ausschließlich mit Belgien qepf' ^enen
Veratungen drohe zu Komxromisien zu führen, sei wohl Lbertr-eben,
sobald erst festgelegt werde, daß die Pariser und die Brüsislsr Ne-
gierung stch oas Recht oorbehrelten. an Deutschland eine separate
Antwort zu richten, falls das' englische Kabinett darauf bestehe, ihm
neue unannehmbare Konzessionen zu gewähren.

Sie polnische Rastlosigkeii.

(Bon unsevem ostoberschlesischen Mitarbeiter)

Kattowitz, 16. Mai.

Polens, däs Land ohne Rnh' und Räst, bemüht sich scit Wochen,
seinem alten Ruf neuen Glanz zu verleihen. Entlang der ganzen
polnischen Erenze herrscht nach wi« vor größte Erregung. In der
Nähe des Freistaates Danzig hat stch Eraf Mielczynski aa«
gesiedelt, der unter dem Namen Dow.na Dolina unter Korfanty
Ler erste militärffche Kommankant des Llutigen Mai-Aufftandes der
Polen in Jahre 1921 in Oberschlesieu war. Nach Thorn ist Gene-
ral Zeligowski, der sich einen Namen machte durch den Ee-
waltstrvich gegen Wilna, als Kommandant der im ehemaligen
Weftpreußen garnisonierenden Truppen gelommen. In der ehemaligen
Provinz Posen dauern die Ausweisungen deutscher Erundbesitzer
fort, ohne daß man stch dort um Recht und Gerechiigleit kümmert
und in Obersch les-ien schließlich bringt jeder Tag nene Vorstöße
der Polen, jeder Tag neue Beweise dasür, daß Polen nicht ä»
Ruhe und Frieden denkt-

Der Terror gegen deutsche VergarLe.iter iu Ost-Ober-
schlesten hat so zugenommen, Laß sich kürzlich der Freie Bergarbeiter-
verband (Bochum) veranlatzt sah, eine entsprechende Cingabe an
den PräfiLenten der für beide Teile Oberschlestens eingesetzten Ge-
mischten Kommisston, Calonder, W machen. Dieser antwort.t«.
daß er die Eingabe dem polnffchen Siaatsvertreter Lei der Eemisch-
ten Kommisston zur Untersuchung übevwiesen hab«. Von dem pol-
nischen Staatsvertreter aus wird die Eingabe an die polnischen Poli-
zeibehörben übermittelt werden und dort sind die diensttuenden
Veamien — ehemalig« Jnsurgenten, worauf der Kreislo.lf
des Kesieltreibens gegen dl« deutschen Arbsiter von neuem beginnt.
Obwohl stch Hunderte von Terrorfällen ereignen, machen dis Ar-
beiter heute davon keinerlei Mitteilung mehr, weil sie wisien, »'aß
fle selbst bei einer Anzeige bei Ealonder in wenigen Tagen der
Rache der Jnsurgenten ausgesetzt sind. Di« Einrichtung der vom Völ-
lerbuttd eingesetzten Gemischten Kommisflon erweist flch, wie die
wenigen Andeutungen -eigen, schon jetzt als ein grober Unfug.
der nur zum Schaden der deutschen Bevöllerung ausschlägi. D.'c
ganze Einvichtung fft nicht das Geld wert, was auch nur dsren Prä-
stdent — monatlich 2506 Eoldfrancs Schweizer WährML die von
Polen nnd Deutschland zu gleichen Teilen getragen werdrn müsien —
lostet.

Wte die Austreibung der Arbeiter und die gewaltsame Pvlrni-
sierung der Arbeiterschaft mit Knüppel und Eewehrkolben wirkt,
mag die ein« Tatsache zeigen, daß di« Zahl dcr Miiglieder desf
Deutschen Metallarberterverbandes (Stuttgart) trotz aller :m Genfe«
Dertrage gewährleisteten „Rcchte" von 11000 Mitgliedern noch nn-
Oktober v. I. auf 5700 Ende April d. I. zusammengeschmolzen istl':
Bei den übrigen deutschen Berbänden sieht es teilweise noch schlimmer<
aus. Aber auch die Beamten, di« dte Wojewodschaft so bitter not-
wendig hat, werden systematlsch aus dem Lande getrieben. Obwohl
alle Kommunen Polnisch-Oberschlesiens, kaufmännisch betrachjet, schon
längst banlerott sind und nur durch von Warschau gewährte Kr-edite
Lber Wasier gehalten werden können, Lemüht sich der polnifche Na-
tionalismus weiter, auch die letzten deutschgesinnten Beamtea aus
dem Lande zu treiben. So haben z. B. in den letzten Wochen wieder-:
eine größer« Anzahl deuffchgesinnter Beamter d«r Stadtverwaltunz!
Kattowitz die Wojewodschast verlasien müsien.

Der Erenzzwlschensall i-n Hindenburg, in desssn Verlauf-
polnische Zollbeamte die Zollkontrolle verließen u.nd sich auf pol--
nffches Gebiet zurückzogen, brachte eine besonders wüste Hetze gezemf
die gesamte deutsche Bevölkerung. In Ruda, der letzten Station'
auf polnischem Gebiet in Richtung Eleiwitz, erhieltcn zahlreiche'
Deutsche regelrechte Auswei.sungsbefehle, die jedoch nicht etwa vott
irgetteiner amtlichen Stelle ausgingen, sondern lediglich das Pro« .
tmlt polnischer NLtionalisten warcn. Deutsches Personal, das vott
dem deutschen Borsigwerk aus Züge bis nach der polnffchen Station:
Morgenroth bezleitete, wurde in dcr Lrutalsten Weise auf dem '
letztgenannten Dahnhof aus dem Zug« geholt und unmenschlich ver--
prügelt, sodatz sich die Eisenbahnverwaltung zu der Ankündigung
veranlaßt fah, daß boi einer Wiederholung derartiger Exzesie die
Züge nur bis zu der letzten deuffchen S-tation fahren würdcn-

Zu einer gnt geleiieten nationalistischen Hetze gehört offenbär
auch ein Landesverratsverfahren. Auch das haben die Polen inszeniert.
Ein ehemaliger Oberlehrer, Herausgeber ciner polnisch-nationaiisii«,
schen Wochenschrist, der schon seit Monaten immer wieder von pol«!
nischen Offizieren auf der Straße odor in ösfentlichen Lokrlen über-
fallen wnvde, Kustos mit Namen, wird des Landcsverrats be«-
zichtigt. Seit mehrercn Wochen sitzt Kustos in Untersuchunshaft, doM
wird die llnteffuchung so geheim geführtz daß ivgendeine Klärunz!
der Angelegenheit nicht möglich ist. Nur so viel ist zuverlässig be-H
kannt geworden, daß Kustos beschuldigt wird, Vreslauer Offizierenßi
der deuffchen Reichswehr wtchtige militärische Eeheimnisie der Po-f
l-en verraten zu haben, für die er dann Geld in nennenswerter Höhe
erhalten haben soll.

A-uch dieses eingeleitete Deffahron, däs bei der Harmlosigleit,:
des Berhafteten kaum mit einer Verurteilung enden dürfte, dienh;
der Ment« Korfantys zur Aufpeitschung der nationalistifchen!
Leldenschaften. Nachdem es erst lllrzlich nach Gleiwitzer Blätter«,
meldungen auf Leutschem Eebiete Obeffchlesiens zu Schießereien gegeui,
einen deutschen Bahnhof gekommen ist, haben polnische Aufftändische .
in größerer Zahl vom polnischen Gebiete aus, nämlich von dem klei-,
nen Orte Raschütz aus, oincn regelr-echten militärffchsn VorstoW
gegen das deutsche Marklowitz in der Nähe von Ratiboy^
gemacht. Auch d-ieser Vorstotz fft von deutscher Schupo und Zivll--
Lewohnern nach mshrstündlgem Gesecht zurückgewiesen worden. So.
s-stzen die Insurg ent-erbänd e in ganz Oberichle-^
s-ien ihre Tätigleit fort. Seit den Rsisen Le Ronds und Foch, >
 
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