66. Zahrgang - Ar. 60
>rlchc,n! wöchcn«! Iledcnma!. Tei a en: Didaskalla lSonnt.1 -
^"verian . IKreitagr» - Literaturbiatt — Sochschulbeilakie,monati i »I.
I>'. »c ohnc Veraniworiung. Rlicklendnna nur, wenn Porio bei iegt.
Heidelberger Zeitung
(Gegründet 1858)
und
Handelsblatt
zreitag, 2. Rärz 1S2Z
Hauptgelchä isstclle u. Sch-ilti-iig, vcr.Badilchcn
Nr 1«2. (Perla-isort: srrankfurl a.M.» Berliner Bertretnnq. Berlrn 8VV48.
stratzeO, sye-n vr ^:ntr.4!5, MüncknerVertret. Münchön,Georaenstr.li'7. Fern pr.!N66
adische Pop
^oltschcik-Konto : FranNurt a. M. 8141»
^bdcsc^^uasnrcis der „Bad.Pol" Ml.llÄ.dl - lauslchi. ZuftcUgcüühr,. Selb>iabhol. uiil. 3100.—. AusjlanS Mk.
65,1».-
.m, .''v "ur bis ^nm Ä.Ieü.Mis angenomm n. Am 1 u.L. noch gciief. Zeitungen sind nach d. Einzeiverkanfsprcis zu be-
1411.- . Js! d eZcitung am (krschrincn vcrhindert, b.stehi kein Anspruch aufEnilchädigung.
Postkcheck.Aonto: Franksurt a. M. »141»
AnzeigenNreiie: die44 mm b.cite Nonpcireillezeile kostei:Iokai« «itellengesuche MI.8D-, kl. Eelcgcnhciisanzcincn Mt IOI).-,
Famllienaiizcigcn 'Lik 8I>.—. Gcschäsisanzeigen Mk. 175 -, Finanz» und Industrieanzcigen Mk. Lbl>.-, m.t Platzvorschriii unü
MontagrMk. Ili.- mchr. Die > 8 mm brcitc Rcklamc ei c kostei Mk.6IIl).—, Anzcigen uno Rekiamen voii aurwärt» L5°/» höher.
odesstrafe« «nd Zwangsarbeit!
DrakonLsche LtrafbeftLmmungen zur ELnschüchterung.
tz; Berli«. 1. März.
° !° d a» .. "i>kommlsfion hat eine nrue Berordnung crlaisen,
r"! dies»' °u>>chcr Strenge und Erausamleit alles bisher oon ihr
ili^ ^utsch- ,^ete Eeleistcte in den Schatten stellt. Sie bezwcckt,
ei ^°s kr.» .^.^ubahncr unter allen Umständen zu Dienstleistungen
asrciwii!^^^ Militär zu zwingcn. U. a. wird jcder, dcr durch
i°!!ihrdct Handlung oder Enthaltung den Cisenbahntransport
k vcrn r dadurch cin tödlichcr Unsall vermsacht wird odcr
u " V we.dcn könncn, mit dem Tode bestrast. Wcnn die
k'^chen, n,e gceignct waren, cinen tödlichcn Unfall zu ver>
?"Ncn, dc-, zur Folge hatten oder zur Folge hätten haben
h- ^rrch»» ^^E"^ahnvcrkehr in schwerer Weise oder siir lange zu
h chE Ustter ,'glcbcnslängliches Zuchthaus oder Zwangsarbeit
e?hutr„n>.,, . -sahren eintretcn. Fahrläsfizc Eesährdung von Eisen>
8 I°ll mit Gesänguis bis 5 Jahren und Ecldstrasc«
. Ekh-^ >°nen Mark oder mit ciner dieser Strafen geahndet
dl^che Aktc 8 ' cincs Dienstzweigcs, innerhald dessen irgend>
"^en . Transportgcfährdung vorgenommen worden sind, soll
tz?Ust ^a>en erhaltcn wie dcr Täter selbst, wcnn cr nicht alles
seiner Macht stand, um die Akte zn verhindern.
^ bcstin, ° ^urordnung 8>bt ben Militärbefehlshabern das Recht,
L^'Uland ^ bie von den interalliierten Militärgerichten im
Freihcitsstrafen von iibcr S Iahren nicht in
tz,°'!estden »n-!" den Eesängnifien des Heimatstaates des be>
j^'°°nvberb "litärgerichts zN verbühen find. Augerdem hat jcder
^ "°üstrc»° «btzaber zu bestimmen, wann und wo die Todesstrafen
iibc, ^?!den Verordnungen, die von der ohnmächtigen,
ihein° bisherigen ^Ritzersolqe diktiert sind^ reiht sich
ist V'm eist» ">->-»>>,>»» ^>->n>->!»»»- .......
st»?kr er an. die Eeneral Degoutte erlassen hat und
^ist^bietlah cr zur Eintreibung der Kohlensteuer im
hsl>! . ikciä,, "llen Mitteln grcifen werde. eventuell auch zu
' ^ Usth .... iü"abmnng sämtlicher Kohle im "" "
d»
Ruhr-
-!>d H »"o zur Berh a ft u n g aller Berawerksbesitzer
° Kyhi^.w ° rksdirektoren sowie Industr , ell e n Wcnn
^ Crteic"^°uer nicht be-ahlt wiirde. würde er gegcbenenialls auch
-)-!>»>.. e,ung Ausfnhrerlaubnisscheinen verbieten. Der „Petlt
'n die Waggons verladen, und selbst wenn dies
st,„l.Ctre!,'nmal geschchen könne, so können die Waggons infolge
alsc Eis nbabner nicht befördert werden- Man
tz-.'vek s„^!'Z..a ller Bergwerksdircktoren nnd Jngenieure und
an ^en miissen, ialls diese es ablehnten, Lie Kohlen-
Frankreich zu bezahleu.
^irh Der Krieg gegen die Bev'älkernng
iest^''^c'ericht^^"^."^icr Ecwalt und Brutalität fortgesestt. Das
eich S t e r kra d e hat wegen Nichtlieferung von Bet-
Hvö,- "chierscheinens vor dem Kriegsqericht und Ausbringens
tcj^rop. >i? auf do-. 8,
^autsche Vaterland den
Oberbürgermeister von
^otc. A?abrön8 ? " " > einem Iahr Gefängnis verur-
!eist7°» dcr Verhandl'ma wurde
. »e i? «us d-»s^^'^an>oc'inq wuroe der erste BeiqEnete von
'astst. "".erLr>!!!,„ ^.Aissaal b-nausgeführt und verhaftet. Ueber
»be' «Die R Üt bis heute der Stadtverwaltung nichts be-
» st-- MMtenschaft sowie di« städtischen und staatlichen Be-
ist«
!
L.«-
m
mehreron Kundgebunoen protestiert. Der am
ftete Machtmeister Schenk ist in Recklinghau,en
i^aten Eefängnis verurteilt worden. angeblich weil' er
b>stcist Ir 7^" _ _ ,, _ _
^a»"bs dcm Ä^ .aegcn d!« Fran'vsen teilgenommen häben soll.
!<>Isz'a wurü. »^'ckien Krunde festgenommene Wachtmeister Hey-
^aist„^"'°r U Aai Monaten Gefängnis verurteilt. Der ebcn-
^ ei» 'öarm» ^"luldigung ,des Aufruhrs- festgenommene Wacht-
?>c>» m A!o»„> F"'s^e nach Zweibrllcken abtransxortiert und dort
^asj" '!t gestorn ^einngnis vsrnrteilt. — Oberl.'hrer Bartbolo -
, ^ bn^^ssen ar 14 Tage in Vredeney in Untersuchungs-
astd^lte einem Kriegsaericht freigesprochen worden.
^siibl« iran.izsjs?"annten über d!e Straste h nw?g zugepfisst-n
üstdM. D' ! ^^.Dülzter hatte sich durch diesen Vfiff beleidigt
b>id § Lauf» st"^.Dlenstag in Herne v.rhafie'en Polizeib amt--n
° alc»„ .h°utigen Vormittags unter Aufgebot von Tanks
^euin Das st»^»?ach Borken gebracht und dort a isgeseht
«'ied?, ">is d,E b^c Transport Legleitende fryn'öiishe Militär ist
L°m» abgerH-k« "^."t^gen über die Lippe ooroeschobenen Poston
^ke^ '-Der R." T>ie Pol'zeibeamten sind in Kav'-enberg einae-
^ e >v; b. wurbc b^ermeister von Eschborn (bei Frankfuri a. M.),
?^trn»^>en „„st c^'ie vormittag 11 Ubr von den Franzolen aus-
eattc Aortiert ceeinem Auto in Richtnng Rödelheim
°>e ' .^Vkundigungen vnach !hm blieben erfolglos. Krebs
oestani-en 'Äien Vefehle dcr Franzoson nicht a 'sg»führt, die
Ist „sür ^uartiere lür die sran'östskben .Folll'ebörden zu
Zu Sestä!?i Kohlen .'^!>ere für die franzö'ischer
^rwl^iton. U„' ^ sorgen und das Telephonie
iern„ aitt,»„. U.' Bochum mkrst stnlr
stschen Zoll' ebördon zu
k-^wa,t.'.T" Aus »»» ---«»uhoniercn von Franzosen
^Nz Ä^^^büude Nemeldet. ^ah die zwölf in >em
tz: *^"nnelten ^aschinenbau-A.-E. Balcke zu einer Kon-
b>orst ein frn^°»dustr>e dcs Bochumer Bereichs durch
°en ^ Zvsischcs Truppcnausgcbot vcrhastet
sich u. a.
K" ... ...
aM"an sinst m """^lliches Truppenausgebot vcrhastet
>t^?°läe^°'unter Lofinden
Maschinenbau-
.. - -- ----und der Dlrektor
b»^lkbes'?Nsenieur s > .ferner Direktor Schumacher, Direktor
8"°n und Div^omj- ° ' Fabrikbesitzor E i ck h o r st und
vsr a:.. ' ">>>»>»:ii Iicy u. «.. Von der
N°d ^-.Ianieur B a ?^^?'^tor Hans Balcke
.-.^°er im»„. " > ck e . fern»r ,
^Uto °Us^° - Fraums°n'N''!I°nieur Dreyer. Jn Walldorf ver-
ns Erob-Ceraii rüm'Nit.uu!gep!lanztem Vajonett, mit einem
°n kommend. den Förster Roth und feine Fami-
lienangehörigen. Man vermutet, datz Roth und seine Angehärlgen
ausgewiesen wurden.
Die auf der Zcche „Adler" in Kupferdreh bcschlagnahmftn
Lohngelder betragen 170 Millioncn Mark. Die Zeche ist
beim französischen Kommandanton voritcll g geworden, der zuniichst
verlangte, dcch die Zechenverwaltung cer Jiv'enieurkLinmission don
Nachweis erbrinae, das; es sich wirllich um Lohngetdcr handle. Die
Ingenieurkommission erschion daher gestern nachmittag >m Eobäude
der Zechenverwaltung, wo ihr die Lohnliston vorgelogt wurdon. Dies
wuroe aber nicht für genügond erachtct. D'e Kommtssion l'am viol-
mehr auf dcn eigentlichen Zweck ihros Erscheinons zurück. Sie ver-
langle nämljch die Vorlegung des Hauptbuches, woraus sie die
Höhe des Neichsbanlguthabens ersehcn wollte. Dcn Beamten roar
os unmöglich, diesem Wunsche nachzukommon. Der Z/chonvcxwaltung
wurde nunmehr von französischer Seite anheimgegelen, das Haupt-
buch heute vormittag auf Lem Kohlensyndilat vorzulegen. Da dies
von der Zechenverwaltung abermals verweigert wurde. zerschlugen
lich die Verhandlungen. Die Beamtcn wurden entlafien mit „en
Worten: „Wenn Sie uns nicht nächweisen lönncn, aus welchen
Mitteln das Eeld stammt, dann schen Sie zu, wo Sie Jhr Eeld
herbekommen.
»Danir lafien Sre Jhre Arbeiter verhungcrn!"
Wie sich die französischen Schmutzfinken täglich benehmen, erhellt
eine Meldung aus Oüerstein, wo kein Tag ohne gemeine Ueöer-
griffe. vergeht. So vergriffen sich dort am Sonntag abend mehrere
Angehörige der Besatzüngstruppen in unsittlicher Weise an einer
Frau. Der Mann, der Mttglied eines Athletenklubs ist, ver-
vrügelte die Franzosey ganz gehorig, so dasi diese mit verbun -
oenen Gesichtern und blauen Flecken ab/ogen. Bald
darauf erschien eine ganze Kompagnie Franzosen, die das
Haus umstellten. Sie suchten den Athleten zu ergreifen, dieser haite
aber inzwischen das Weite gesucht. Der Oberkellncr des Hotels zur
^Post" ist von den Franzosen ausgewiesen worcen, weil er auf die
Worte eines franzosischen Offiziers: „Die Deutschen sins alle
Schweine!" erwidert hatte: „Sie aber das grötzte!" Auch dcr
Besitzer des Hotels soll ausgewiesen werden.
Sm diplomMcher Schriit Deutschlands.
Die deutsche Regierung Lber den Erust der Lage.
Berlin, 1. MLrz.
Die Reichsregierung hat die an dem Nuhreinbruch nicht
beieiligten sremden Regierunge» auf den Ernst der LapL
aufmerksam gemacht, die durch die immer brutaler werdenK
Bergewaltigung der Bevölkerung des Ruhrgcbicts, die ständigcn
Mighandlungcn, die täglichen Fälle von Plünderung, Stratzenraub,
Ausweisung und Cinkerkerung von BeaNten sowie systematische
Draugsalierung ganzer Städte geschassen wurde. Die Reichsregierung
hielt diefen Schritt siir notwendig, umder Welt ei«
zufaNmensafiendes Bild von dem franzöfischen Vor»,
gehen zu gcben und erneut aus die Unzuträglichkeit und Eefähr-
lichkcit der Ladurch hervorgerusencn Zustände hinzuweisen.
Die AebergrUe in Vaden.
Karlsruhe, 1. März. (Eig. Drahtm.) Ueber die Verhaftung Les
Oberbürgermeisters Holler von Offenburg werden noch fo.gende
Einzelhsiten bekannt: Am Dienstag nachmittag lieg der Konnnan-
dant von Offenburg den Oberbürgermeister Holler unst den Biirger-
meister Dr. Bührer vor die in Offenburg eingeiroffenm Oberst-
leutnant Rey und Eeneral Michel la:en. Den vor ä.enden
Franzosen wurde mitgeteilt, die beiden Bllrgcrmeister fsien zu einer
Sitzuna in Lahr. Hieranf wurden die zwei dienstältesten Stadiräie
Monfch und Schimpf vor den Oberstleutnant Rey geholt. Dieser
srug die beiden Herren, oü sie bereit seien, die Stellver.retunq zu
übernehmen, wenn die beiden Bürgermeister n'ckit mehr da seien
und> ob sie die Anordnungen des französischen Trup-
penkommandos und der Nhcinlandkommission be-
folgen wollten. Die Leiden Stadträte erklürten, sie w irden solche
Anordnungen nur im Rahmen der Wc sungen der deutsiben Rcgie-
rung befolgen und Vefehle usw. ablehnen, die gegen die Ehre «ines
deutschcn Staatsbürgers gehen. Eeneral Michel, vor Len d:e Le'drn
Stadträte dann gesührt wurden, stellte die gleiche Frage und erhielt
die gleiche Antwort. Jn einer Vollsitzung des S:adtrats, dis anz
andern Tage ftattfand, wurde von einer französischen Oreonnanz ein
Personalbogen vorgelegt übcr die Familien der ausgewiesenen Be-
amten. Obcrbürgermeister Holler wurde gefragt, ob er bereit set,
Auskunft iiber die Personalien zu aeben. Der ObcrLürgermeist'r
lehnte dies ab mit der Erlläruna: „Ich helfe nicht mit, meine Mit-
bürger auszuliefern. Jch leiste keine Henkersdiensie." Tald darauf
erschlcn ein Adjutant mit demselben Ansinnen. O erLür'erme.ster
Holler wiederholte se ne Erktärung. Der Aljutant erwiderte:
„Ueberlegen S>e sich, Sie machcn eine Dummheit." Obcrüürger-
meister Holler aniwortete: „Das habe ich zu entscheiden, ob ich cine
Dummheit mache oder nicht." Nun bcrührte der Adjutant den
Oberbürgermeister am Arm und saqte: „Bitte, folgen Sis mir."
Der Oberbürgermei'ster gab hieraus sämtlichen Stastratsmitglierern
die Hand und folqte dem Adjutanten, indem er dcn zurückbleibenden
Hcrr.n zurief: „Halten Sie stand. Immer qut deutsch!"
Er wurde abgeführt und in das Arrestlotal „Drei Könige" gebracht.
Es wurde ihm dabei nicht einmal Zeit gelassen, sich oon seiner §a-
milie zu oerabschieden.
*
Da die Franzosen nun dazu übergehen, die Leute nach
Vriefen. die von auswärtigen Postämtern abqeholt w:r en, zu
untersuchen und die abgenommenen Briefe öffncn,
ist bei Äbsajjung von Briefen nach Offenburg Vorsicht geboten.
Amm'ka und der Ruhreinfall.
Von unfercm O-Korrefpondenten.
London, Ende Februar.
Ueber die Stellungnahme, oder vielmehr die Unentfchlofienheit
der amerilanischen Regierung dem Ruhrverbrechen gegenüber, ist
noulich an diefer Stelle berichkct worden. und über die Haltuna
Amer.kas allen euro::äischen Problemen gegenüber baben wir auch
slbon verfchiedentlich gcschrieben. Die Aufsassungen der öfsentlichen.
Me nung drllben über das französische Ruhrexperiment sollen heute
noch ctwas näher Lcleuchtet wereen. Es mag gleich vorausgeschickt
werden, das; natürlich in einem so ausgedehnten Staateniomplex und
unter so vielen Mill-ionen Menschen sehr verschiedene Meinungen zu
finden sein müffen, was allein schon die widersprechenden
Ae'.:sierungen crklärt, wre man sie so häufig liest. Es ist demnach
unmöglich, zu sagen, dag die öffentliche Meinung in Amerika für
oder gegen die Frauzosen sei. Die französischen Zeitungen und Aqcn-
turen ha> en kehauptet, datz überall in den Staaten ausqesprochcni
Sympathien für Frankreich beständen, und viel>e englische Korrefpon
denten haben das b-estütigt. Der Vertreter der „Times" in Wafhina
ton. alfo der Korrefpondeni eines Blattes, welches das französifch«
Vorgehen schärssiens verurteilt, gibt der Meinung Ausdruck, da^
man nicht von auLgcsvrochener Sym»aihie svrechen lönne. aber cü
meint, zugeben zu müfien, „dag die französische Sache in der Union
in den letzten Wochen entfchieden Fortfchritte gemacht habe".)
Amerikaner französischer und deutfcher Abkunft lägt er aus dem
Spiel, um sestzustellen, datz d!e groge Mafie Ler öffentlichen Meinung, ^
die nicht durch Abstammung kee-nflutzt sei, nicht, wie viele angenom- ^
men HLtten, „imf -die Ceite des Einfallandes" gegangen sei, sondern
datz die unabhängige öffentliche Meinung ungefähr gleichmätzig vi r-"
tetlt fei, mit Bezug auf Las „eüwas scharfe Borgehen Frankreichs", -
wie die Dmerikaner den Einsvruch bezeichnen. Die Mehrheit glaube.
nicht an einen Erfolg der Franzofen, al-er diese Leute meinten, '
Deutschland bekäme jetzt, was es verdiente. Der Korrefpondent.
glaubt ferner, feststellen zu können, dag das Eintreten eines grotzen
Teiles der öffcntlichen Meinung in Amerika für Frankreich auf den
Verdacht zurückzuführen sei, dag Deut-fchland di« Eelegenheit le- ^
nutzen wolle, um sich allen feinen Verpslichtungen zu entziehen. Es /
sei seit dem Eintrvsfen der Franzosen an der Ruhr nicht LeutliH >,
und häufig genug gesagt worden. datz Dcutschland trotzdem feine ^
Vervflichtungen fo weit cs könne, erfüllen wolle. (!) Auch habe der
„weinerliche" Ton der deutschen Propaganda in Amerika die Snche )
nicht befier gcmacht usw. x
Alle Äiese Argumente sind natllrkich zu lächerlich. um sie zu
beantworten. Das ist auch nicht der Zweck dieser Zeilen. aber sie
sind trotz ihrer Unsinnigkeit erwähnt worden, wsil, wie wir nachher
weiter sehen wcrden, in den Vereinigten Staaten wirklich eine fast
unglaubliche llnwifienheit und Unklarheit üder das vorherrfcht, was
o.egenwärtig an Ler Nuhr und in Dcutschland vorgeht, fo datz offen-
bar die deutsche Propaganda sich auch hier wieder ihrer Aufaab«
nicht gewachfsn zeigt, felbst wenn der vcrdächtige Ausdruck „weiner-
bich" unberechtizt sein sollte. Wer die deutsche Propa«
ganda im Ausland aus Erfahrung kennt, wird das
Urteil nicht so ohne weiteresvon der Hand weiscn
können, selbst daxs Wort „weinerlich" nrcht. Man
hat cs noch immer nicht Legriffen, dah mit Klagen
und Jammern nichts zuerreichen ist. Das hätte man,
von dcr französifch-britischen Provaqanda während des Krieges »
weniqstens lernen follen. Auf alle Fälle haben wir in der „Times"
c'n Blatt. das aus gewifien, jedenfalls nicht deutschfreundlichen
Gründen. die französtsche Ruhrpolitik mit allen Mitteln belämpft,
defien Derichterstatter in Washington also lieber melden wiirde, datz
die grotze Mehrheit der ösfentlichen Meinung drüben gegen Lie
Frainosen fci, wcnn er es nur lönnte.
.Die bodenlofe Unwifienhei! und L!s geradezu lächerlichs Be-
urteilung der Dinge, die gegenwärtsg ganz Europa in Atem halten,
gehen unter anderem aus einer Reihe von Aeutzerungen hcrv/r-
ragender Amcrikaner hervor. welche nach >dem Einmarsch 'n das
Ruhrgebirt von der amerikanifchen Wochenschrift „Litterary Digest" >
um ihre Auffassungen gefragt worden sind. Einig« derselben mögcn
hier wiedergegeben werden.
Zuerst Edison, dessen Antwort wirklich charakteristisch ist für
d!e Art und Weise, wie man drüben Lebensfragen euroväischcr
Nationen beurteilt. Edison findet, „das Franlreich un,d Belgien >
ganz recht haLen. Deutschland einen Eegenbesuch abzustatten. uin,
ss mehr als es sich um reinen Geschäftsbesuch handele". Der frühere ,
Gouverneur von Kansas, Allen, der während des Krieges berf
dem amerikanifchen Roten Kreuz in Frankreich Dienst tat, ein Mann,
der in der Union bei allen Arbeitsproblemcn eine grotze Rolle svielt,;
weitz nur das folgend« über den Ruhreinbruch zu sagen: Dentsil end
hat mehr Arbeitskräfte als Franlreich. Das letztere hat schen
7!4 Mill'arden Dollars aus seiner mageren Staatskafie bezahlt. um,
den von den Deutfchcn angerichteten Schadcn wieder gut zu ma-.xn/
Deutschland hat weniger als zwei Milliarden Dollar an Franlr.-'K
bezahlt. Es hat siLerlich nicht fo viel getan w:c es tun könnte. Dai
wirtschaftliche Lcben Deutschlands litt unter dem Kriege ebenso w:e
das französifche. aker autzcrdem hatte Frankreich sein verwüitetei
Gebiet. was Deutschland nicht zu Leklaven hat. Man kann dcher
mit Deutschland ke!n Mitieid haben. Mr. Henry Vandyke ge-^
hört zu den Leuten. welche der amerikanifchen Reqierung Vorwi.rfe(
weqen ihrer Zurückhaltung machcn, Er sagt: Deutfchland Lehavr,iet,>
nicht zahlen zu können, während „Munitions^abriken (!) und Kri»gs->c
gewinnler Mill arden in die Tasche stecken". Frankreich will, datz
diefe Leute angepackt werden: die deutfche Regiernwq behauptct. tas
nicht tun zu lönncn. Dckraus sagt Franlrcich: Gul. ich komme helsen.
Das ist die Bedeutung der Ruhrbefetzunq. Es ist ke ne Jnvasion.
Natürlich ist es ein gefährliches Unternehmen, aber Notmatzreqeln
stnd immer gefährlich. Nmerika wünscht einen fr'sdlichen Verlauf,
und ein böser Tcusel hindert uns Laran. zu eincr solchen friedlichen
Lösung beizutragen. Der frühere Marineminister Daniels folgt
mit dieser Erklärung: Franlreicb hat v'er Iahre lang gewartet. und.
wührend dieser Zeit seine Devölkerung viermal schwerer Lcstenert
als Deutschland. In Frankreich ist man üher eugt, datz Deutschland
nickit zahlen w i l l. Warum hat Amerila nichts »n.ternommen. um
diosen Znsammenstotz zweier Nachkarn zu verhinderü? Der amsrie
kanische Separatftieden mit Dsutschland hat in Frankreich den Lin-
druck erweckt, datz wir Deutschland Levorzugen wollen. Die Rück-
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I>'. »c ohnc Veraniworiung. Rlicklendnna nur, wenn Porio bei iegt.
Heidelberger Zeitung
(Gegründet 1858)
und
Handelsblatt
zreitag, 2. Rärz 1S2Z
Hauptgelchä isstclle u. Sch-ilti-iig, vcr.Badilchcn
Nr 1«2. (Perla-isort: srrankfurl a.M.» Berliner Bertretnnq. Berlrn 8VV48.
stratzeO, sye-n vr ^:ntr.4!5, MüncknerVertret. Münchön,Georaenstr.li'7. Fern pr.!N66
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^oltschcik-Konto : FranNurt a. M. 8141»
^bdcsc^^uasnrcis der „Bad.Pol" Ml.llÄ.dl - lauslchi. ZuftcUgcüühr,. Selb>iabhol. uiil. 3100.—. AusjlanS Mk.
65,1».-
.m, .''v "ur bis ^nm Ä.Ieü.Mis angenomm n. Am 1 u.L. noch gciief. Zeitungen sind nach d. Einzeiverkanfsprcis zu be-
1411.- . Js! d eZcitung am (krschrincn vcrhindert, b.stehi kein Anspruch aufEnilchädigung.
Postkcheck.Aonto: Franksurt a. M. »141»
AnzeigenNreiie: die44 mm b.cite Nonpcireillezeile kostei:Iokai« «itellengesuche MI.8D-, kl. Eelcgcnhciisanzcincn Mt IOI).-,
Famllienaiizcigcn 'Lik 8I>.—. Gcschäsisanzeigen Mk. 175 -, Finanz» und Industrieanzcigen Mk. Lbl>.-, m.t Platzvorschriii unü
MontagrMk. Ili.- mchr. Die > 8 mm brcitc Rcklamc ei c kostei Mk.6IIl).—, Anzcigen uno Rekiamen voii aurwärt» L5°/» höher.
odesstrafe« «nd Zwangsarbeit!
DrakonLsche LtrafbeftLmmungen zur ELnschüchterung.
tz; Berli«. 1. März.
° !° d a» .. "i>kommlsfion hat eine nrue Berordnung crlaisen,
r"! dies»' °u>>chcr Strenge und Erausamleit alles bisher oon ihr
ili^ ^utsch- ,^ete Eeleistcte in den Schatten stellt. Sie bezwcckt,
ei ^°s kr.» .^.^ubahncr unter allen Umständen zu Dienstleistungen
asrciwii!^^^ Militär zu zwingcn. U. a. wird jcder, dcr durch
i°!!ihrdct Handlung oder Enthaltung den Cisenbahntransport
k vcrn r dadurch cin tödlichcr Unsall vermsacht wird odcr
u " V we.dcn könncn, mit dem Tode bestrast. Wcnn die
k'^chen, n,e gceignct waren, cinen tödlichcn Unfall zu ver>
?"Ncn, dc-, zur Folge hatten oder zur Folge hätten haben
h- ^rrch»» ^^E"^ahnvcrkehr in schwerer Weise oder siir lange zu
h chE Ustter ,'glcbcnslängliches Zuchthaus oder Zwangsarbeit
e?hutr„n>.,, . -sahren eintretcn. Fahrläsfizc Eesährdung von Eisen>
8 I°ll mit Gesänguis bis 5 Jahren und Ecldstrasc«
. Ekh-^ >°nen Mark oder mit ciner dieser Strafen geahndet
dl^che Aktc 8 ' cincs Dienstzweigcs, innerhald dessen irgend>
"^en . Transportgcfährdung vorgenommen worden sind, soll
tz?Ust ^a>en erhaltcn wie dcr Täter selbst, wcnn cr nicht alles
seiner Macht stand, um die Akte zn verhindern.
^ bcstin, ° ^urordnung 8>bt ben Militärbefehlshabern das Recht,
L^'Uland ^ bie von den interalliierten Militärgerichten im
Freihcitsstrafen von iibcr S Iahren nicht in
tz,°'!estden »n-!" den Eesängnifien des Heimatstaates des be>
j^'°°nvberb "litärgerichts zN verbühen find. Augerdem hat jcder
^ "°üstrc»° «btzaber zu bestimmen, wann und wo die Todesstrafen
iibc, ^?!den Verordnungen, die von der ohnmächtigen,
ihein° bisherigen ^Ritzersolqe diktiert sind^ reiht sich
ist V'm eist» ">->-»>>,>»» ^>->n>->!»»»- .......
st»?kr er an. die Eeneral Degoutte erlassen hat und
^ist^bietlah cr zur Eintreibung der Kohlensteuer im
hsl>! . ikciä,, "llen Mitteln grcifen werde. eventuell auch zu
' ^ Usth .... iü"abmnng sämtlicher Kohle im "" "
d»
Ruhr-
-!>d H »"o zur Berh a ft u n g aller Berawerksbesitzer
° Kyhi^.w ° rksdirektoren sowie Industr , ell e n Wcnn
^ Crteic"^°uer nicht be-ahlt wiirde. würde er gegcbenenialls auch
-)-!>»>.. e,ung Ausfnhrerlaubnisscheinen verbieten. Der „Petlt
'n die Waggons verladen, und selbst wenn dies
st,„l.Ctre!,'nmal geschchen könne, so können die Waggons infolge
alsc Eis nbabner nicht befördert werden- Man
tz-.'vek s„^!'Z..a ller Bergwerksdircktoren nnd Jngenieure und
an ^en miissen, ialls diese es ablehnten, Lie Kohlen-
Frankreich zu bezahleu.
^irh Der Krieg gegen die Bev'älkernng
iest^''^c'ericht^^"^."^icr Ecwalt und Brutalität fortgesestt. Das
eich S t e r kra d e hat wegen Nichtlieferung von Bet-
Hvö,- "chierscheinens vor dem Kriegsqericht und Ausbringens
tcj^rop. >i? auf do-. 8,
^autsche Vaterland den
Oberbürgermeister von
^otc. A?abrön8 ? " " > einem Iahr Gefängnis verur-
!eist7°» dcr Verhandl'ma wurde
. »e i? «us d-»s^^'^an>oc'inq wuroe der erste BeiqEnete von
'astst. "".erLr>!!!,„ ^.Aissaal b-nausgeführt und verhaftet. Ueber
»be' «Die R Üt bis heute der Stadtverwaltung nichts be-
» st-- MMtenschaft sowie di« städtischen und staatlichen Be-
ist«
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mehreron Kundgebunoen protestiert. Der am
ftete Machtmeister Schenk ist in Recklinghau,en
i^aten Eefängnis verurteilt worden. angeblich weil' er
b>stcist Ir 7^" _ _ ,, _ _
^a»"bs dcm Ä^ .aegcn d!« Fran'vsen teilgenommen häben soll.
!<>Isz'a wurü. »^'ckien Krunde festgenommene Wachtmeister Hey-
^aist„^"'°r U Aai Monaten Gefängnis verurteilt. Der ebcn-
^ ei» 'öarm» ^"luldigung ,des Aufruhrs- festgenommene Wacht-
?>c>» m A!o»„> F"'s^e nach Zweibrllcken abtransxortiert und dort
^asj" '!t gestorn ^einngnis vsrnrteilt. — Oberl.'hrer Bartbolo -
, ^ bn^^ssen ar 14 Tage in Vredeney in Untersuchungs-
astd^lte einem Kriegsaericht freigesprochen worden.
^siibl« iran.izsjs?"annten über d!e Straste h nw?g zugepfisst-n
üstdM. D' ! ^^.Dülzter hatte sich durch diesen Vfiff beleidigt
b>id § Lauf» st"^.Dlenstag in Herne v.rhafie'en Polizeib amt--n
° alc»„ .h°utigen Vormittags unter Aufgebot von Tanks
^euin Das st»^»?ach Borken gebracht und dort a isgeseht
«'ied?, ">is d,E b^c Transport Legleitende fryn'öiishe Militär ist
L°m» abgerH-k« "^."t^gen über die Lippe ooroeschobenen Poston
^ke^ '-Der R." T>ie Pol'zeibeamten sind in Kav'-enberg einae-
^ e >v; b. wurbc b^ermeister von Eschborn (bei Frankfuri a. M.),
?^trn»^>en „„st c^'ie vormittag 11 Ubr von den Franzolen aus-
eattc Aortiert ceeinem Auto in Richtnng Rödelheim
°>e ' .^Vkundigungen vnach !hm blieben erfolglos. Krebs
oestani-en 'Äien Vefehle dcr Franzoson nicht a 'sg»führt, die
Ist „sür ^uartiere lür die sran'östskben .Folll'ebörden zu
Zu Sestä!?i Kohlen .'^!>ere für die franzö'ischer
^rwl^iton. U„' ^ sorgen und das Telephonie
iern„ aitt,»„. U.' Bochum mkrst stnlr
stschen Zoll' ebördon zu
k-^wa,t.'.T" Aus »»» ---«»uhoniercn von Franzosen
^Nz Ä^^^büude Nemeldet. ^ah die zwölf in >em
tz: *^"nnelten ^aschinenbau-A.-E. Balcke zu einer Kon-
b>orst ein frn^°»dustr>e dcs Bochumer Bereichs durch
°en ^ Zvsischcs Truppcnausgcbot vcrhastet
sich u. a.
K" ... ...
aM"an sinst m """^lliches Truppenausgebot vcrhastet
>t^?°läe^°'unter Lofinden
Maschinenbau-
.. - -- ----und der Dlrektor
b»^lkbes'?Nsenieur s > .ferner Direktor Schumacher, Direktor
8"°n und Div^omj- ° ' Fabrikbesitzor E i ck h o r st und
vsr a:.. ' ">>>»>»:ii Iicy u. «.. Von der
N°d ^-.Ianieur B a ?^^?'^tor Hans Balcke
.-.^°er im»„. " > ck e . fern»r ,
^Uto °Us^° - Fraums°n'N''!I°nieur Dreyer. Jn Walldorf ver-
ns Erob-Ceraii rüm'Nit.uu!gep!lanztem Vajonett, mit einem
°n kommend. den Förster Roth und feine Fami-
lienangehörigen. Man vermutet, datz Roth und seine Angehärlgen
ausgewiesen wurden.
Die auf der Zcche „Adler" in Kupferdreh bcschlagnahmftn
Lohngelder betragen 170 Millioncn Mark. Die Zeche ist
beim französischen Kommandanton voritcll g geworden, der zuniichst
verlangte, dcch die Zechenverwaltung cer Jiv'enieurkLinmission don
Nachweis erbrinae, das; es sich wirllich um Lohngetdcr handle. Die
Ingenieurkommission erschion daher gestern nachmittag >m Eobäude
der Zechenverwaltung, wo ihr die Lohnliston vorgelogt wurdon. Dies
wuroe aber nicht für genügond erachtct. D'e Kommtssion l'am viol-
mehr auf dcn eigentlichen Zweck ihros Erscheinons zurück. Sie ver-
langle nämljch die Vorlegung des Hauptbuches, woraus sie die
Höhe des Neichsbanlguthabens ersehcn wollte. Dcn Beamten roar
os unmöglich, diesem Wunsche nachzukommon. Der Z/chonvcxwaltung
wurde nunmehr von französischer Seite anheimgegelen, das Haupt-
buch heute vormittag auf Lem Kohlensyndilat vorzulegen. Da dies
von der Zechenverwaltung abermals verweigert wurde. zerschlugen
lich die Verhandlungen. Die Beamtcn wurden entlafien mit „en
Worten: „Wenn Sie uns nicht nächweisen lönncn, aus welchen
Mitteln das Eeld stammt, dann schen Sie zu, wo Sie Jhr Eeld
herbekommen.
»Danir lafien Sre Jhre Arbeiter verhungcrn!"
Wie sich die französischen Schmutzfinken täglich benehmen, erhellt
eine Meldung aus Oüerstein, wo kein Tag ohne gemeine Ueöer-
griffe. vergeht. So vergriffen sich dort am Sonntag abend mehrere
Angehörige der Besatzüngstruppen in unsittlicher Weise an einer
Frau. Der Mann, der Mttglied eines Athletenklubs ist, ver-
vrügelte die Franzosey ganz gehorig, so dasi diese mit verbun -
oenen Gesichtern und blauen Flecken ab/ogen. Bald
darauf erschien eine ganze Kompagnie Franzosen, die das
Haus umstellten. Sie suchten den Athleten zu ergreifen, dieser haite
aber inzwischen das Weite gesucht. Der Oberkellncr des Hotels zur
^Post" ist von den Franzosen ausgewiesen worcen, weil er auf die
Worte eines franzosischen Offiziers: „Die Deutschen sins alle
Schweine!" erwidert hatte: „Sie aber das grötzte!" Auch dcr
Besitzer des Hotels soll ausgewiesen werden.
Sm diplomMcher Schriit Deutschlands.
Die deutsche Regierung Lber den Erust der Lage.
Berlin, 1. MLrz.
Die Reichsregierung hat die an dem Nuhreinbruch nicht
beieiligten sremden Regierunge» auf den Ernst der LapL
aufmerksam gemacht, die durch die immer brutaler werdenK
Bergewaltigung der Bevölkerung des Ruhrgcbicts, die ständigcn
Mighandlungcn, die täglichen Fälle von Plünderung, Stratzenraub,
Ausweisung und Cinkerkerung von BeaNten sowie systematische
Draugsalierung ganzer Städte geschassen wurde. Die Reichsregierung
hielt diefen Schritt siir notwendig, umder Welt ei«
zufaNmensafiendes Bild von dem franzöfischen Vor»,
gehen zu gcben und erneut aus die Unzuträglichkeit und Eefähr-
lichkcit der Ladurch hervorgerusencn Zustände hinzuweisen.
Die AebergrUe in Vaden.
Karlsruhe, 1. März. (Eig. Drahtm.) Ueber die Verhaftung Les
Oberbürgermeisters Holler von Offenburg werden noch fo.gende
Einzelhsiten bekannt: Am Dienstag nachmittag lieg der Konnnan-
dant von Offenburg den Oberbürgermeister Holler unst den Biirger-
meister Dr. Bührer vor die in Offenburg eingeiroffenm Oberst-
leutnant Rey und Eeneral Michel la:en. Den vor ä.enden
Franzosen wurde mitgeteilt, die beiden Bllrgcrmeister fsien zu einer
Sitzuna in Lahr. Hieranf wurden die zwei dienstältesten Stadiräie
Monfch und Schimpf vor den Oberstleutnant Rey geholt. Dieser
srug die beiden Herren, oü sie bereit seien, die Stellver.retunq zu
übernehmen, wenn die beiden Bürgermeister n'ckit mehr da seien
und> ob sie die Anordnungen des französischen Trup-
penkommandos und der Nhcinlandkommission be-
folgen wollten. Die Leiden Stadträte erklürten, sie w irden solche
Anordnungen nur im Rahmen der Wc sungen der deutsiben Rcgie-
rung befolgen und Vefehle usw. ablehnen, die gegen die Ehre «ines
deutschcn Staatsbürgers gehen. Eeneral Michel, vor Len d:e Le'drn
Stadträte dann gesührt wurden, stellte die gleiche Frage und erhielt
die gleiche Antwort. Jn einer Vollsitzung des S:adtrats, dis anz
andern Tage ftattfand, wurde von einer französischen Oreonnanz ein
Personalbogen vorgelegt übcr die Familien der ausgewiesenen Be-
amten. Obcrbürgermeister Holler wurde gefragt, ob er bereit set,
Auskunft iiber die Personalien zu aeben. Der ObcrLürgermeist'r
lehnte dies ab mit der Erlläruna: „Ich helfe nicht mit, meine Mit-
bürger auszuliefern. Jch leiste keine Henkersdiensie." Tald darauf
erschlcn ein Adjutant mit demselben Ansinnen. O erLür'erme.ster
Holler wiederholte se ne Erktärung. Der Aljutant erwiderte:
„Ueberlegen S>e sich, Sie machcn eine Dummheit." Obcrüürger-
meister Holler aniwortete: „Das habe ich zu entscheiden, ob ich cine
Dummheit mache oder nicht." Nun bcrührte der Adjutant den
Oberbürgermeister am Arm und saqte: „Bitte, folgen Sis mir."
Der Oberbürgermei'ster gab hieraus sämtlichen Stastratsmitglierern
die Hand und folqte dem Adjutanten, indem er dcn zurückbleibenden
Hcrr.n zurief: „Halten Sie stand. Immer qut deutsch!"
Er wurde abgeführt und in das Arrestlotal „Drei Könige" gebracht.
Es wurde ihm dabei nicht einmal Zeit gelassen, sich oon seiner §a-
milie zu oerabschieden.
*
Da die Franzosen nun dazu übergehen, die Leute nach
Vriefen. die von auswärtigen Postämtern abqeholt w:r en, zu
untersuchen und die abgenommenen Briefe öffncn,
ist bei Äbsajjung von Briefen nach Offenburg Vorsicht geboten.
Amm'ka und der Ruhreinfall.
Von unfercm O-Korrefpondenten.
London, Ende Februar.
Ueber die Stellungnahme, oder vielmehr die Unentfchlofienheit
der amerilanischen Regierung dem Ruhrverbrechen gegenüber, ist
noulich an diefer Stelle berichkct worden. und über die Haltuna
Amer.kas allen euro::äischen Problemen gegenüber baben wir auch
slbon verfchiedentlich gcschrieben. Die Aufsassungen der öfsentlichen.
Me nung drllben über das französische Ruhrexperiment sollen heute
noch ctwas näher Lcleuchtet wereen. Es mag gleich vorausgeschickt
werden, das; natürlich in einem so ausgedehnten Staateniomplex und
unter so vielen Mill-ionen Menschen sehr verschiedene Meinungen zu
finden sein müffen, was allein schon die widersprechenden
Ae'.:sierungen crklärt, wre man sie so häufig liest. Es ist demnach
unmöglich, zu sagen, dag die öffentliche Meinung in Amerika für
oder gegen die Frauzosen sei. Die französischen Zeitungen und Aqcn-
turen ha> en kehauptet, datz überall in den Staaten ausqesprochcni
Sympathien für Frankreich beständen, und viel>e englische Korrefpon
denten haben das b-estütigt. Der Vertreter der „Times" in Wafhina
ton. alfo der Korrefpondeni eines Blattes, welches das französifch«
Vorgehen schärssiens verurteilt, gibt der Meinung Ausdruck, da^
man nicht von auLgcsvrochener Sym»aihie svrechen lönne. aber cü
meint, zugeben zu müfien, „dag die französische Sache in der Union
in den letzten Wochen entfchieden Fortfchritte gemacht habe".)
Amerikaner französischer und deutfcher Abkunft lägt er aus dem
Spiel, um sestzustellen, datz d!e groge Mafie Ler öffentlichen Meinung, ^
die nicht durch Abstammung kee-nflutzt sei, nicht, wie viele angenom- ^
men HLtten, „imf -die Ceite des Einfallandes" gegangen sei, sondern
datz die unabhängige öffentliche Meinung ungefähr gleichmätzig vi r-"
tetlt fei, mit Bezug auf Las „eüwas scharfe Borgehen Frankreichs", -
wie die Dmerikaner den Einsvruch bezeichnen. Die Mehrheit glaube.
nicht an einen Erfolg der Franzofen, al-er diese Leute meinten, '
Deutschland bekäme jetzt, was es verdiente. Der Korrefpondent.
glaubt ferner, feststellen zu können, dag das Eintreten eines grotzen
Teiles der öffcntlichen Meinung in Amerika für Frankreich auf den
Verdacht zurückzuführen sei, dag Deut-fchland di« Eelegenheit le- ^
nutzen wolle, um sich allen feinen Verpslichtungen zu entziehen. Es /
sei seit dem Eintrvsfen der Franzosen an der Ruhr nicht LeutliH >,
und häufig genug gesagt worden. datz Dcutschland trotzdem feine ^
Vervflichtungen fo weit cs könne, erfüllen wolle. (!) Auch habe der
„weinerliche" Ton der deutschen Propaganda in Amerika die Snche )
nicht befier gcmacht usw. x
Alle Äiese Argumente sind natllrkich zu lächerlich. um sie zu
beantworten. Das ist auch nicht der Zweck dieser Zeilen. aber sie
sind trotz ihrer Unsinnigkeit erwähnt worden, wsil, wie wir nachher
weiter sehen wcrden, in den Vereinigten Staaten wirklich eine fast
unglaubliche llnwifienheit und Unklarheit üder das vorherrfcht, was
o.egenwärtig an Ler Nuhr und in Dcutschland vorgeht, fo datz offen-
bar die deutsche Propaganda sich auch hier wieder ihrer Aufaab«
nicht gewachfsn zeigt, felbst wenn der vcrdächtige Ausdruck „weiner-
bich" unberechtizt sein sollte. Wer die deutsche Propa«
ganda im Ausland aus Erfahrung kennt, wird das
Urteil nicht so ohne weiteresvon der Hand weiscn
können, selbst daxs Wort „weinerlich" nrcht. Man
hat cs noch immer nicht Legriffen, dah mit Klagen
und Jammern nichts zuerreichen ist. Das hätte man,
von dcr französifch-britischen Provaqanda während des Krieges »
weniqstens lernen follen. Auf alle Fälle haben wir in der „Times"
c'n Blatt. das aus gewifien, jedenfalls nicht deutschfreundlichen
Gründen. die französtsche Ruhrpolitik mit allen Mitteln belämpft,
defien Derichterstatter in Washington also lieber melden wiirde, datz
die grotze Mehrheit der ösfentlichen Meinung drüben gegen Lie
Frainosen fci, wcnn er es nur lönnte.
.Die bodenlofe Unwifienhei! und L!s geradezu lächerlichs Be-
urteilung der Dinge, die gegenwärtsg ganz Europa in Atem halten,
gehen unter anderem aus einer Reihe von Aeutzerungen hcrv/r-
ragender Amcrikaner hervor. welche nach >dem Einmarsch 'n das
Ruhrgebirt von der amerikanifchen Wochenschrift „Litterary Digest" >
um ihre Auffassungen gefragt worden sind. Einig« derselben mögcn
hier wiedergegeben werden.
Zuerst Edison, dessen Antwort wirklich charakteristisch ist für
d!e Art und Weise, wie man drüben Lebensfragen euroväischcr
Nationen beurteilt. Edison findet, „das Franlreich un,d Belgien >
ganz recht haLen. Deutschland einen Eegenbesuch abzustatten. uin,
ss mehr als es sich um reinen Geschäftsbesuch handele". Der frühere ,
Gouverneur von Kansas, Allen, der während des Krieges berf
dem amerikanifchen Roten Kreuz in Frankreich Dienst tat, ein Mann,
der in der Union bei allen Arbeitsproblemcn eine grotze Rolle svielt,;
weitz nur das folgend« über den Ruhreinbruch zu sagen: Dentsil end
hat mehr Arbeitskräfte als Franlreich. Das letztere hat schen
7!4 Mill'arden Dollars aus seiner mageren Staatskafie bezahlt. um,
den von den Deutfchcn angerichteten Schadcn wieder gut zu ma-.xn/
Deutschland hat weniger als zwei Milliarden Dollar an Franlr.-'K
bezahlt. Es hat siLerlich nicht fo viel getan w:c es tun könnte. Dai
wirtschaftliche Lcben Deutschlands litt unter dem Kriege ebenso w:e
das französifche. aker autzcrdem hatte Frankreich sein verwüitetei
Gebiet. was Deutschland nicht zu Leklaven hat. Man kann dcher
mit Deutschland ke!n Mitieid haben. Mr. Henry Vandyke ge-^
hört zu den Leuten. welche der amerikanifchen Reqierung Vorwi.rfe(
weqen ihrer Zurückhaltung machcn, Er sagt: Deutfchland Lehavr,iet,>
nicht zahlen zu können, während „Munitions^abriken (!) und Kri»gs->c
gewinnler Mill arden in die Tasche stecken". Frankreich will, datz
diefe Leute angepackt werden: die deutfche Regiernwq behauptct. tas
nicht tun zu lönncn. Dckraus sagt Franlrcich: Gul. ich komme helsen.
Das ist die Bedeutung der Ruhrbefetzunq. Es ist ke ne Jnvasion.
Natürlich ist es ein gefährliches Unternehmen, aber Notmatzreqeln
stnd immer gefährlich. Nmerika wünscht einen fr'sdlichen Verlauf,
und ein böser Tcusel hindert uns Laran. zu eincr solchen friedlichen
Lösung beizutragen. Der frühere Marineminister Daniels folgt
mit dieser Erklärung: Franlreicb hat v'er Iahre lang gewartet. und.
wührend dieser Zeit seine Devölkerung viermal schwerer Lcstenert
als Deutschland. In Frankreich ist man üher eugt, datz Deutschland
nickit zahlen w i l l. Warum hat Amerila nichts »n.ternommen. um
diosen Znsammenstotz zweier Nachkarn zu verhinderü? Der amsrie
kanische Separatftieden mit Dsutschland hat in Frankreich den Lin-
druck erweckt, datz wir Deutschland Levorzugen wollen. Die Rück-