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Badische Post: Heidelberger Zeitung (gegr. 1858) u. Handelsblatt — 1923 (Januar bis Juni)

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Nr. 90 - 118 (1. April 1923 - 30. April 1923)
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https://doi.org/10.11588/diglit.15611#0557

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Mgang - Dr. si

Dost' crscheint wöchcntl. siebenmal. Beilaaen: D>VaSkalia<Eonnt.s-

^Nanäte L^blattlFreitaa«, -
'—--II Benraae ohne Veran

Literaturblatt — Sochkchulbettage <monatlichs.
Verantivortung. Rückkendnna nur, wenn Porto betliegt.

Heidelberger Aeitung

(Gegründet 1858)

und

Handelsblatt

Dlenstag, den Z. Aprll 1S2Z

Sauptaeschä'tsstelle u. SchrMeitg. der.Badischen Post"S-idelb-ra,Hauvtstr. Sg.Fernspr.:
Nr. 182. <Vcrlaasort: Franlfurt a.M > Berltner Dertretung: Berlin StV48, tzimmer-
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MontagsMk. 10.—mehr. Die 98 mm breite Reklamezetle kostct Mk.800.—, Anzeigen und Reklamen von auswärts Lö"/» höher

D-utschland wird für

das Essener Blrrtbad verantwortlich gemacht

4

Ejgene Drahtmeldung.

. Esse«. 2. Aprll.

h^'Ew;"^ag frlth sinh oler Dirertoreu der Kruppwerle, Brun,
^'^°sterle und Ritter, von den Kranzosen ver»
>>!'., war"^^' ^wel weltere, die evensalls verhastet werden
t, ' ^ ^icht in Essen. Die Besatzungsbehörde teilt da.zn

tz ^distissx Derhastungen vorgenommcn habe, weil ste die Vor-
Samstag aus Unruhestister zurücksührt. Montag
h. ^sten die Franzosen am Vahnhossvorplai, Zettel an,

Die I Vorkammnisse vom Samstag Bezug genommen
^ i ^"dzosen sprechen davei von bedauerlichen Vorkomm-
^ii« ^ iehx „ ^" "ber im nbrigen die Schuld für dasBlut-
^ uj Dentschland. Sie erlläre» «. a., dah
Liittund putschistische Elemente die Arbeiter auf-
llcgen die frauzcsischcn Trnppen, die sich inner-
bvrzu„„r ^ ausstellten «nd keinen Answeg sinden konnten, tät-

hjj^Ohe-, Sonst ist es bisher zu keinen weiteren Unruhen
A b>vrdea ^ "erschürste Belageruugszustand ift bisher »icht ver-

X vom Samstag vormittag geben Augenzeugen

(kh x biNd^ xiWung: Am Samstag srüh 7 Uhr kgm ein Äommando
Äs ^ rgs i,'H^r und 11 französischen Soldaten ir> die Krupp -
^le/vhlgi' ? a g § n h a l l e. um Kraslwagen zu reqmrieren.

rrwartele eine Kommission von sranzösischen Ossi-
atz« r>or g Uhr in die Kraftwagenhalle in der Alten-
s. ^ heute ' - ^urz vorher hatten die Sirenen der Krnppschen

>

s! Illllii,,? ^rgonnen. Der Ofsizier und die 11 Mann Llieorn
, rfe^Upps^agenhalle. Von 9 Uhr ab gingen die Arbeiter aus
j u ÄZerken heraus und sammelten sich in der Alten-
v/r i^rbsit umliegenden Stratzen. Kurz vor 8 Uhr hatten
v,*. °r vom Arbeiterrat dsn Offizier und-
der .» ebeten. abzuziehen. Der Offizier
A^klarung ab, er habe Besehl. auf die
t-r um 9.30 Uhr bereits eine grohe A-rbettermenge

machten Mitglieder dcs Angestelltcnrates eben-

lehnte
Kommission

-E" Offizier zum Abzug zu bewegen. Sie erklar-
Ii>!>'-iie> ärtg'i; ' oe könnten ihn und seine 11 Mann ungehindert
, >s,irhat ""-ienüen Wegen in seine Kaserne zurückbringen. Der

diach^°b ab, wobei er sich auf seinen Besehl berief. Um
!j-ab?ku dieselben Angestelltenverlreter noch einmal einen
>>^»i,- " Toe°- ^ vergeblichen Versuch. Die Menge wurde immer
-V 1l ,>Däüt°'"k!ang in der Altendorfersirahe und die gsgenüber-
4?hr waren von Kruppschen Arbeitern besetzt. Kurz
b . tur v./'-en die Sircnen auf zu heulen. Es war dies das
>1?*, deg «-Arbeiter, in die Werkstätten zurückzukehren. Die
ij-, >» ^'» L, 11 rieiter- und Angestelltcnrates hatten das crreicht.
E^>°o? !chüss-^ sielen dann die ersten Maschinen-
^ Sie waren auf das dem Toreingange gegen-
i- ^ kierichtet. Es gab gleich Verwundete, wahr-

"ie. Die Menge stob auseinander.
di



I °n

e

a»s

Menge geflohen war, kamen die
dem Toreingang und schossen auf

p' d --h

Is^-» d,e ° n d e n mit ihren E e w e h ren. Daraus crklärt
i>> , leit°„?aen Schuhverletzungen von hinten erfolgten, was

° F;„^?.Acrzte des Krankenhauses festgestellt worüen
Ael ->.»E>tl,n„ nit der Menge zoq der Ossizier mit seinen 11 Mann
"'vil ^lärj Limbecker Platz ab. Vorher hatte cr immer

^arte^' sx lonne nicht abziehen und müsse auf die Kom-

R.ßps

ist ungehindert abgezogen.


^Sche

H^„'a bestätigt In

»n d-n V-..M

allen Punkten die bisher von

m _- veröfscntlichten Berichte. Die

>i°^-o„,^d „„T?°fse unterschlägt natiirlich die deutsche Dar-
Ä.° n "^affentlicht wahrheitswidrige Essener
°riK.^elbst e, sich jnsbesondere die Agentur Havas

seien, provöziert und geleitet
bk-'i t,ni?'a, oie unrektion der Kruppwerke dadurch sich

"biviin 9en>jss° babe, ^atz ste die Sirencn in Tätigkeit gesetzt
i. tz. a°n, rven» -?ände darauf hindeuteten, dah die Arbeiter
„'lt b° "'ch- «ar Besehlen gehorcht hätten.

!!->hkMs

' der N°.^°^"aer Illcrireier oer Havas-Agentur glaubt
v>i,°>l f°^u viüsspn ""°r Zeitungen als tendenziös und lügenhaft
.-Olen ^.n, obwohl ihm alle Unterlagen fllr ein derartiqes

Ds- m .aot ihm atle umerlagen fur em derartiqes
ehen,»!-""^^ Presie behauptet. datz die Zwischensälle
w^erkbn „.Angehörige der Schutzpolizei. die in
^ t?'wo,'r°n. u„-,°"te!lt worden ' ' '' ' '

d nn l'ch o die Direkti



dasz der
as ste
Weder

"1 Vn°,°»^utkad"'>>^""7. französischen Regierung

- vs^ ^Nehnr jsz' zAb sie in Essen angerichtet hat, aicherordent-

Ä '?r ZTsUvpwsrk- " bie deutsche Neoierui ..
i°!>sns Jn>,ch-°ufälle °>n Interesse an der Hervorrufung der-
?.f>t T°is 'i.ustrie Negiernnq und die verantwortlichen Lei-

»rZ s°üen.;^b°r olle- Eewerkschaften im Ruhrgebiet taten im
> <u--A in "b°r all°» -s, um die Arbeiter zur Rube und Besonnen-

I>"Iie° w«»" allen Arbeiter zur Ruhe und Besonnen-

s.Un - An»!!°.N. Die bes französisch-belgischen Mili-

i > ^uut'tunq, datz die Zwischensällc durch ehe-

Mt ^'Ichsn A einsr M^ch'fbuolizei qeleitet worden seien. ist zu
>.Ati>< "c-s widsrsn.^""? bedürfen. Die Verichte der

^ bch im übrigen selbst. So wider-

xr.^'Ne gesKi-^nÄ"' bas, Arbeiter auf die französischen
>Luste'1 ftvllung Neuolvern gedroht hätten usw..

d- di-^u verisicbn-^f °"f französischer Seite keine
^ -frq^I.,an dsr nackwn'm' Luqen der französischen Presse
-"äAische Neaie»,,»" A'ahrheit der Tatsachs» nichts ändsrn

-uegierung von Lcr schwxren Deran.twor-

tung, die sie vor der ganzen Welt auf stch geladen hat, nicht
reinwaschen können.

Die letzten Tage verliefcn in der Stadt Esien trotz der grohen
Erregung, in die die Bevölkerung durch das von den Franzosen
angerichtete Blutbad versetzt ist, bis jetzt ruhig,

Die Namen der Toten sind: Franz Oellmann, Joseph Zander,
Arthur Blum, Herm. Hoegemeier, Fritz Pieper, Walther Sch-weers,
Kasimir Janick, Helmuth Seel, Willy Wichartz, Hans Müller. Ernst
Mannertz. Die ersten zehn sind sämtlich Bürobdamte, Arbeiter oder
Lehrlinge der Kruppwerke, der letztere ist ein Vergmann. Jm
Krankenhaus befinden sich noch zehn Schwerverletzte. Es
steht zu befürchten, dasz noch einige von ihnen sterben. Ferner sind
11 Personen leicht verletzt. ^ ,

Die Stadtöerwaltung hat an General Jacquemot
folgendes Protestschreiben gerichtet:

„Eestern wurden drei Mitglieder des Kruppschen Direktoriums
und ein Abteilungsdirektor verhaftet und abgeführt. Namens der
Stadtverwaltung, der Stadtvertreter und der gesamten Biirgerschaft
der Stadt Esien erhebe ich gegen diese nngerechtfertigte Eswalt-
mahnahme schärfsten Protest. Dem Bernehmen nach sollen
noch weitere Mitglieder des Direktoriums verhastet werven.

Jch mache darauf aufmerksam, dah durch die Verhaftung der
technischen und kaufmännischcn Leiter der Firma Krupp die Fort-
führung dieses grohen, weit verzweigten, in seiner Organisation
autzcrordentlich komplizierten Unternehmens unmöglich wird.
Ohne diese Leitung kann das Werk höchstens einige Tage weiter
laufen Ein Aufhörsn des Vetrieb-s hätte zur Folge, dah allein
für die Zechen über 50 000 Arbeiter auher Tätigkeit gesetzt werden
und auf der Strahe stehen würden. Jch weise auf die grotzen Ee-
fahren hin, die daraus entstehen würdcn. Die Verantwortung für
die daraus entstehenden Zustände und stch erqebenden Weiterungen
würden dem zufallen, der die Verhaftung der Leiter angeordnet hat."

Die Stadtvcrwaltung Essen richtete an den Eeneral
Iacquemot, Kommandant der 77. Division in Essen. folgendes
P r o t e st s ch r e i b e n:

Durch einen Vorfall, dcr mit der rechtswidrigen Vesetzung des
Ruhrgebietes im Zusammenhang steht, ist erneut schweres Unheil
über die Vevölkerung der Stadt Esien hereingebrochen. Am 31. März
sind im Bereich der Kruppschen Fabrik durch Waffengewalt
französischer Soldaten 11 Bürger zu Tode gekommen, 32
teils schwer, teils leicht verwundet, so datz die Stadt Esien zum
Osterfeste in diesom Jahre in tiefe Trauer versetzt ist. Eemeinsam
mit der Firma Krupp mutz ich gegen das Vorgehen der französischen
Truppen strengste Anklage erheben. Die Truppenabtei-
lung ist, ohne dasz eine Ankiindigung bei der Werksleitung erfolgte,
in einen Teil der Kruppschcn Fabrik eingedrungen. Die Urbeitcr-
schaft muszte hierin den Anfang der Vesetzung des ganzen Werkes
erblicken und damit eine Störung der geordneten Ärbeit in dem
Vetriebe befürchten. der vielen Tausenden Arbeitern Beschäftigung
unh Platz gibt. Es war deshalb natürlich, dasz die Arbsiter der
nöchstgelegensn Bctriebe in berschtigter Erregung ihre Arbeits-
plätze verliesten.

Nach den Mitteilungen von Augenzeuaen wandte stch die ver-
sammelte Mcnge nach der Almabe von Schreckschüssen zur Flucht.
Die Tatsache, dast eine arofze Zahl der Erschosienen und Verwnn-
detcn Schllssc ron rückwärts erhaltsn haben, bringt anch den Be-
weis, dasz diese im Begriff waren. fortzueilen, oder, was in bezug
auf einen Erschossenen als zuverlässig berichtet ist, die Menge
zum Abziehen zu vere.nlassen. Der Eebrcnich der Schufz-
waffen.genen unbewaffneie Menschen war also durch die Umstände
in keiner Weise geboten. Daher ist insbesondere das Hineinschiesten
in die Menge äls aewaltiger Miszbrauch derWaffe
gegenüber der Bevölkerung anzusehsn.

Die Kunde von dem cntsetzlichen Blutbad. das französische Sol-
daten unter sriedlicben Arbeitern angerichtet haben, wird in diesen
Tagen die ganze Welt durcheilen. Dcr Vorfall fordert strenasts
Untersuchuna und Deflrasung der Schuldigen. Ich ersuche Sie,
schleonigst Anordnunqen zu geben, die einen ähnlichen Mißürauch
der Waffengewalt ausschliehen.

Essen, 2. April.

Obcrbürgermeister k. V. Vaasel.

Der preuszische Miniflerpräfldent Draun xichtete anläszlich der
Vorgänge in Esscn an Direktorium und Betriebsrat der Krnpp-
N.-G. in Essen folgendes Telegramm: ,Voll Emxörung über das
brutale Vorqehen der franzöflschen Eindringlinge gegen wshrlose,
»m ihre Arbeitsflötte besorgte Arbeitcr sprechc ich den Hinterblie-
benen der so ruchlos Hingemordeten sowie den Verletzten
meine innigste Teilnahme aus."

D!e Lage!n VoOum.

Bochum, 1. April. Die Handelskammer Bochum teUt mit: Nach
fünfwöchiger schärsster Sperre des Straszenverkchrs und
Schlieszung der Eeschäfte der Dochumer inneren Stadt durch
die Franzosen hat der französische Militärbefehlshaber sich oeranlrtzt
gesehen, die Stratzensperre zu mildern und den Verkauf in allen
Eeschäften wieder freizugeben.

Es ist festzustellen,. datz die Bochumer Eeschäftsleute nach wie vor
Schulter an Schulter mit den Arbeitern und der ndustrie geschlossen
in der Abwehrfront stehen und den franzöfischen Forderungen in
keiner Weise nachgegeben haben. Die Gsschästswelt Bochums hält
durchaus an ihren sruheren Beschlüsien fest und wird auch weiterhin
nur Lie Allordnuilgen Ler deutjchen Reülerung besolgen.

Sas Rlchmvier i« ZMen.

Die Dedeutung des Ruhrreviers für unsere Wirtschaft und die
grotzartige Organisation dieses Jndustriezentrums treten anschaulich
hervor aus Len Zahlen, die Willi Lindner in einem „Das Herz ,
Deutschlands" betitelten Aufsatz der „Bergstaat" mitteilt. Trotz
des starken Abbaues der Flöz« ruhen noch für viele Iahr«
hunderte Kohlenschätze im Schotz der westfälische«
Erde. Der Kohlenreichtum des Ruhrbeckens wird bis zu 7M m
Tiefe auf 11 Milliarden Tonnen geschätzt, von 700—1000 m auf

18 Milliavden, von 1000—1500 m aus 25 Milliarden und noch tieser
aus 75 Milliavden Tonnen. Vei sinem jährlichen Abbau von durch»
schnittlich 70—80 Millionen Tonnen wüvde also der Vestand bis z«
1500 m noch dte nächsten 800 Jahre reichcn; dann käme«
erst die noch tieferen Reserven an die Reihe, und man dars wohl
annohmen, datz die drohenire Erschöpfung durch die Vervollkommnung
der technischen Mittel immer weiter hinausgerückt weiden wird. Die
Hebung dieser ungeheuren wirtschaftlichen Werte erfolgt durch eine
vielgestaliige Organifation, die auf das feinste zusammenarbeitet.
Der Oberbergamtsbegir-k Dortmund, dem sämtliche 164 Zechen des
Ruhrreviers unterstehen, ist in 20 Bergreviere eingeteilt, von dene«
jedes wieder eine bestimmte Anzahl von Zechen umfatzt. Die wich»
tigsten Zechen stnd die der Gelsenkirchener VergwerksgeseNschaft, die
1921 eine Eesamtbelegschaft von 45 090 Mann aufwiesen und
9 995 799 Tonnen Kohlen unid 1426 000 Tonnen Koks produzierten.
An zwsiter Sielle steht die Harpener Vergbau-A.-G.. die 37 090
Mann Belegschaft zLhlt und eine Fövderziffer von 7 788 090 Tonnerr
Kohlen und 2 050 000 Tonnen Koks erreichte; Lann folgt der Esiener
Vergwerksverein mit einer Belegschaftsstärke von 28 000 Mann und
einer Erzsugung von 4 471 800 Tonnen Kohle und 963 510 Tonnsn
Koks. Wsiter wären zu nennen die Deutsch-Luxemburgische Verg»
werks- und Hütten-A.-G. mit 26 000 Mann Velegschaft, 3 635 000
Tonnen Kohlen und 853 000 Tonnen Koks, die Rheinifchen Stahl»
werke Mit 15 000 Mann Belegschast, die Phönix-Ersellschaft mit

19 000 Mann und di« Eute-Hoffnungs-Hlltte mit 16 000 Mann.

Neben diesen Privatzechenrevieren, die zu dem Oberbergamts»
bezirk Dortmund gehören, hat der preutzffche Staat seine staat»
lichen Zechen im Ruhrgebiet in vier Berginspcktionen zusammsn«
gefatzt, die wieder der preutzischen Bergwerksdirektion i,n Reckling-
hausen unterstehen. Der Prästdent dieser Direktion, der Geh. Ober»
bergral Reisseisen, wurd« bekanntlich als erster Bergwerks-
beamter von den Franzosen verhaftet. Die Berginspektion I i«
Jbbenbüren bei Osnabrück gehört nicht zum Rheinisch-Westfalischen
Kohlensyndikat, sondern zum niedersächstschen Kohlcnwirtschaftsgcbiet
und kommt daher sür den Ruhrbergbau nicht in Betracht. Die
Berginspektion II in Gladbeck umfatzt die Möller- und Rheinbaben»
Cchächte, die Fett-, Eas- und Easschlammkohle fördern. Die Erzeu»
gung der beiden Schächte betrug 1920 1245 392 Tonnen Steinkohle
und 478 439 Tonnen Koks. Die Belegschaft zählte 7576 Mann, und
in demselben Jahre 1920 waren 274 Koksöfen in Betr-eb. Die Bcrg»
inspektion III in Buer mit den Zechen Vergmannsglück und Wester«
holt fördert Fettkohle, und zwar betrug die FLrderung 1920 1524 253
Tonnen Kohle und 400 553 Tonnen Koks bei 8411 Mann Velegschaft
und 222 Koksöfen. Die Berginspektion IV bewirtschaftst die Fett»
kohlenzcche Waltrop, auf der 1920 bei einer Belegschaft von
2470 Mann und 180 Koksöfen 275 872 Tonnen Steinkohle und 209 781
Tonnen Koks gefördert wurden. Die Berginspektion V. die ihren
Sitz in Zweckel Lei Eladbeck hat, umfatzt die Zechen Zweckel und
Scholven und fördert Fettkohle, Eas- und Easschlammkohle. Die
Förderung betrug 1920 bei einer Belegschaft oon 5140 Mann und
110 Koksöfen 865 238 Tonnen Stcinkohle und 290 807 Tonnen Koks.
Die Eesaintförderung der staatlichen Zechen betrug 1920 4 169 214
Tonnen Kohle, 1299 580 Tonnen Koks bei einer Eesamtüelegschaft
von 25 786 Mann.

Durch ihre Kokereien gewinnen die staatlichen und Privatzechen
viele Nebenerzeugnisse, wie Schwefclsäure. Ammoniak, Teer,
Rohnaphthol, Benzol, Leuchtgas, Heizgas, Ziegelsteine. Schwefelkies
usw. Die chemischc Jndustrie hat daher im Ansckilust an diese Koke»
reien, deren Koksgewinnung bei den Privatzechen 1920 21 Mil»
lionen Tonnen Letrug, einen bedeutenden Ausschwung gdnommen.
Jm Oberbergamtsbezirk Dortmund allern stieaen von 1697--1911
die Produktionsmengen für schwefelsaures Ammoniak von 23 447
Tonnen auf 236 220 Tonnen, für Teer von 38 623 Tonnen auf
569 862 Tonnen, für Benzol von 8624 Tonnen aus 68 209 Tonneir.
Hand in Hand mit der Entwickelung des BergLaues ging die der
Eisen- und Stahlindustrie, des Hlltten- und Hochofenweiens. W e st»
falen alleln besitzt 48 Erzbergwerke. aber noch wich»
tiger ist die E i s e n v e r h ü t t un g, dic im rheinisch-westfälische«
Jndustriegebiet vor sich geht. Es gibt da 78 Eisen- und Stahlwerke,
36 Hüttenwerke mit 119 Hochöfen, 250 Ei?tzereien und Walzwcrke,
1618 Maschincnfabriken, Lazu Papierfabriken, chemische Fabriken,
Texiilwebercien, Vrauereien, Eerbereien, Elaskütten. Auch hier
hat man die elnzelnen Industriezweige zu grotzen Betriebseinheiten
zusammengeschlosien, indem Hochofenwerke mit Stahlwerken und dies«
wieder mit Malzwerken vereinigt wurden. Mit den grotzen Gutz-
stahl- und Walzwerken ist in Westfalen eine ausgedehnte Jndustri«
Ler Metallyerarbeituna verlnüpst. " -
 
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