^Mgang M.1Z7
^ ° Aost- erscheint wöchentl. stebenmaI. Beilaaen: Didaskall a iSonnt.) —
^nver,»» . ngsblattMontag«, - Literaturblatt-VochsKuIbeilage,monatIichs.
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Heidelberger Zeitang
(Gegründet (858)
und
Sandelsblatt
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Sicherheik sür DeuWand.
D. Morel schreibt in den „Foreian Affairs": „Man prüft
^>t>! der „Sicherheit" für Frankreich und der „Sicher-
^e» «k Enqland: aber wie steht es mit der „Sicherheit" für
fo /ichland? Für uns ist die Sicherheit für Deutfchland qenau
wie die Sicherheit trqendeinss anderen Staates. nicht
Standpunkt der natürlichen Eerechtigkeit aus, sondern von
internationalen Friedens, denn wenn ein Elied der qrofien
Hchx. d"llemeinschaft Europas unsicher ist. kann kcines der anderen
>ein. Der Unterschied tzwifchen Frankreich, Enoland und
üch^.^.^snd bezüalich hcr Slchcrhett ist folqender: während Un-
^'e ersten beiden möqlich ist, !st sie für Deutschland tat
^eit ^ "srhanden. Eg ltcqt eine gewifle Jronie darin. die Sicher-
^snds und Frankreichs zu diskutieren, aber keine, von dem
heit der Sichcrheit für Tcutschland zu sprechen. Die Unsicher-
^i>kg, beutiqen Deutschland ist die Achillesferse am Köroer
Dcr wirklich strittige Punkt zwischen Frankrsich nnd
besteht nicht in der Frage der Rsvarationen oder der
sondcrn es handelt sich nielmehr darum, ob die sehie.e
d^ ^ische Politik aus daspolitisckie Auseinanderreisien
^!i,,^utschsvrechenden Stämme und die dauernde
^kg ^aftliche Unterjochung des deutschen Vol-
d>!ij^!elt oder nicht, oder anders gesaqt, ob d!e sehiqen.rolitischen,
rN 7^1'insi'k'ris»
der
und industriellen Führsr !n Frankreich däs Wtedev
alten uapoleonischen Segemonie in eincr etwas ver-
aber weit umfaflenden Form im Auge haben oder nicht.
.r ist eine sehr ernste Frage fü.r Eurona — und insbesondere
Die cinflufsreichsten Defürworter aller „Demilita-
m'ekuu '^iüne erstreben die Zustimmuna Europas zu der Stabl
Ms^. il einer Laqe, die Deutschland steis der Enade einer stan-
^Eser ^..^nvasion überlaflcn würde. Die pazifistischen llntersiüher
^heorie glauben. dasi alles schliesilich ins Lot kommen wird,
die Franzosen zur Räumnnc, dss Ruhrbezirks bewogen
kZnnen, und dasi cs ausaezeickinet sein würde. wenn man
^iieruhNd durch Schmeicheln oder Droben zur Annahme einer
mllitärischen nnd strateaischen llnsiiberheit Im Austausch
Si- ° ^äumunq bringen könnte.
? erlennen anscheinend nicht die unvermcidlichen Wirkunqen
>°i Politik- Keine Nation, die ihre nationale Souoeräni-
^eq würde darin cinwilliqen, sich in eine solche Laqe ver-
c lassenk Es wäre geqen die Natur. Kein Plan zur
oder territorialen Demilitarisierunq kann als Frie-
wirksam sein. wenn er einseitiq ist Det zwei
,?!jj^ien Staaten mnsi dic Demikitarisierunq qeqen-
"e>i uL^in. Die Grundlaqe ssir dic auqenblicklichen Prosektc ist
>i ^ V8n- -4"e wri
"bke-, kalsch. Die nanze Diskuflion leidet unter der dauernden
j>^k-, » der alten Nnwnhrheit, dasi Frankreich das ewiqe Opfer
tz' dc^ und Deutschland der einziqe UrheLer dss Weltkrieqes
Nlöhlich einem nichts arqwöhnenden und unbewaffneten
Eurqel sprinqen wird, und — daher Frankreich, und
i,,Üe. i!^"steich Schutz vor einem solchen Anqriff erhalten
, >4 t Darstellunq ist historisch unrichtiq. Und man kann
Friedensinstrument aus einer hisio-
« E ej^^alschheit schmieden, durch die man ausierdem
Nation ein moralisches Stiqma aufdrücken möchte.
^lltzig^eben, diescs moralischc Stiqma der deutschen Nation
tzAdgh und es zur Grundlaqe für internationale polttischs
^e "ud Destimmunaen zu machen, bleibt die fundamentale
^«k"ollständischen Misilinqens, den Mechanismus Europas
'"ang zu setzen.
Frankreich versuchk W ködern.
"euen
stcnzösischen
ii^^e^^ariser Berlchterstatter der
E^Svqen
WaffenstiNstandsbedinqunqen".
London, 18. Mai.
Times" zufolqe wurde in den
sranzösischen Kammer der „Waffenstill
b"'! (ür das Nuhrgebket", über den unser Korre-
^ii^s qestern berichtete, wetter erörtert. Nach der An-
fiibkp^^^rftatters würde dieser sogenannte „Waffenstillstand"
(!?i das nächste deutsche AngeWt ernster qeprüft
D« besonderem Jnterefle sei es, dah einer der fran-
dutierten, dcr Lber diesen Eedanken gesprochen habe, ein
der, wie angenommen werden könne, über die
f^uchten besonders gut unterrichtet ser. Der Dericht-
. Ee Bedingungen dieses Waffenstillsiandes, der allen
I »pUnf^°rterungen voraufgehen miifle, versuchswcise in folgende
usammen:
hoffen, dcch wenigstens diesmal wir nicht so töricht sein werden, auf
diese sehr ungeschickt gelegten Netze hersinzufallen.
sö"k!en<- "d miifle seinerseits alle Erlafle und „Eeheimanwei-
. zurückziehen, die die Einstellunq der Arbcit durch die
i. x?llun»^'?Er und Eisenbahner, sowie die Weigerung der Mit-
d>- Ärtz °^""cher Deamten im Ruhrgebiet zum Zwecke hätten:
tz,^dek und Beamten miißten ihre gewohnten Anfqabcn
. üei^, ,>^iuen und diirftcn gemäfi dem Versailler Verirag
il, "uldetest Kohlenlieferungen keine Obstruktion entgegen-
«!^°hö°ki» "'üüe „seinerseits". während es seine Truvpen oder
, »l^ehrnen«" "'K* zurückztehe, eine „rein überwachende Halkung
t>?^ PoN; "ub, soweit wIe mogllch . (!) die Besetzung
z, als aktiv gestalten:
»in^ds'Arherstellung des normalen industriellen und zivilen
eiq Ruhrgebiet müfle fortdauern bis zu dem Augenblick,
' ">Na n.7^SeIunc - - - - - - -- -
'°.derkerstellung
Nubraebiet .. ^—.. .
zustande komme oder der Versuch einer Re-
aufgenommen werde.
Waffenstillstandsbedingunqen". die fist
^11^ s^Aurchpcht der „W-,,...,-
^M>?re pl>bestimmte und fiir Frankreich außerordentlich
">4en "c^läsit erkennen, wes Eeistes Kind die neuesten
-^orschläge« sind. Vs steht in Deutschlands Sinne zn
Me Revision im Krnpp-Prozeß vertvorsen.
Das Spiel der Wcrdener Eerichtskomödle wird fortgesctzt!
Dösseldorf. 18. Mai. Jm Falle des Anqeklaqten Müller wurde
der Revision stattqeqeben. Jm Falle der übriqen Ange-
klaqten wurde sie einstimmiq verworfen. Das Gericht bcstand
aus fünf, meist ölteren, Offizicren unter dem Vorsitz eines Eencrals.
Die Anklaqe vertrat Oberstleutnant Abert. d!e Verteidiqunq führ-
ten Rechtsanwalt Dr. Grimm und Prof. M o riaud. Zur Unter-
stützunq war ferner der Düsseldorfer Nechtsanwalt Dr. Bräutr-
qam heranqezoqen. Die Revisionsbegründunq der Ver-
teidiqunq, dte nach dem Referat des militärischen Berichterstatters
von Rechtsanwalt Dr. Ertmm vorgdtragen wurde, stützte sich auf
11 Punkte:
1. D!e llnzuständkqkeit des Krieqsqerichts.
8- In den Eröfsnnnqsbeschlüflen war der Tatbestand, auf den
die Anklaqe sicb qründete, nicht qenau umschrieben.
8. Die Anklaae stützte sich auf oerschiedene, mehrfach qeänderte
Eröffnunqsbeschlüfle.
ck. Von den 20 Zeugen der Verteidigunq wurden vier nicht
vernommen.
6. Die ausgesprochenen Eefänqnisstrafen von 10 und 15 Iah
ren widersprachen dem französiikben Strafgcsetzbuch, das nur eine
Höchststrafe von fünf Jahren vorsah.
6. Jn den Cchlusianträqen des Anklaqevertreters war der
Anqeklaqte Müller nicht anqeführt. Eine Verurteilunq aus Grund
der Verördnunq 22 und der Verordnunq 1 ist unzuläfliq.
Unter den restlichsn Punkten seien noch hervoraehoben Punkt
10 und 11. Nacki Punkt 10 wurden MLller und Dohlen, qeqen die
erst sväter verhandelt wurde, formell nicht von Moriaud und
Dr. Wolff verteidiqt-
Nach Punkt 11 wurde der Dolmetscher nur am ersten Taqe
vereidiqt, während er an jedem Taq hätte vcreidiqt wcrden
miissen.
Nach Nechtsanwalt Dr. Erimm erqriff Prosi Moriaud das
Wort. Er hob besonders die W? ch t i q k e i t der Punkte 2. 10 und ll
für die Revision hervor. Der Reaierunqskommissar liesi
von allen Revisionsqründen der Verteidiqunq bezeichnenderweise
nur den Revisionsqrund zu. der sich auf den Anaeklaaten MLller
Lpzieht. Alls übriqen Eründe wies er unter rsichlicher Anführunq
mon Gesctzparaqravhen zurück. In seiner Replik machte 5ierr M o
r! aud den deutschen Rcchtsstandpunkt qeltend, dasi ein Urteil ent
weder qültiq sei oder nichtiq und dasi das Eesamturteil e!n
Eanz'es Lilde. Nach einer kurzen Duplik des Reqierunaskom-
miflars, in der cr nochmals erklärte, dasi die Unqültlqkeitserklärunq
des llrteils nur für Müller persönlich qelte, zoq sich der Eerichts-
hof zur Deratunq zurück. DieBeratunq dauertehöch st e n s
15 Minutcn. Nach dem M i ed e r e i n t r et e n des Ee-
richtshofes verlas der Vorsitzende das Urteil
aus einem Schreibmaschinenmanuskript., dessen
Herstellunq unmöglich in dieserkurzen Zert erfol-
gen konnte.
Für zwei Mlliönen Sollar Werte gcranSt.
Die Höchster Direktorca mit Zwangsarbeit «nd Todcsstrafe d-droht.
Von unserem H-Korrespondenten.
Paris, 18. Mai. eTig.Drahtm.f
Nach einem Verichte des ..New Nork Herald" waren bei der B e -
schlagnahme der deutschen Farbstosfe in den Höchster
Farbwerken anch der enqlische und d.'r italien-lche
Deleaierte in der Rheinlandkommission anwesend, ohne
qeqen diese Bcschlaqnahme zu p r o t e st i e r e n. stln offiziellcn
Pariser Kreisen sckätzt man den Wert einer Tonne Farbstosfe. w!e sie
bescklaanabmt wurden. auf rund 100 Dollar, so datz man im qanzcn
Millionen Dollar erlanqt HLtte. Damit würden die
Kosten für die Besetzung des Ruhrgebiets für etwa eine Woche ge-
deckt sein.
»
Havas berichtet Lver dke Veschlaqnahme der Vadischen
Anilinwsrke und der chemischcn Fabriken in d-n Nheinlanden.
dasi die deutschen Fabrikcn Läger anqehäuft und sich qeweigert hätten,
die im Versaillsr Vertrag vorqeschricbenen Lieserungcn wieder aus-
zunchmen. Da ausierdem einioe unter ihnen bedeutende Beträge an
Kohlensteuer schuldiq qewesen seien. erstreckten sich die Zwanqsmasi-
nahmen auf erhebliche Menqen. Sie seien mit Unterstützimq rcn
Eqchverständigcn, sowie des Restitutionsamts in Wiesbasen bis
ins kleknste vorbcreitet worden. Die LS"?! würden '..is Zrnnd des
vereinbarten Planes qeräumt nnd die Waren abbefördert werden.
Die Direktoren der Fabriken seien aufgefordert worden, die für
Frankreich bestimmten Maren zwecks Veschlaqnahme näher zn be-
zeichnen. Da sie sich weigerten, habe man beschloflen. dieWaren
selbst ausfindig zn machen. Fcrner werde die Verordnung der Ober-
kommiffion über die Erhebung der Kohlensteuer Anwcndung finden,
die für den Fall. dasi ein Jndustricller die Bszahlung der Kohlon-
steuer verweiqere, vorsehe, dasi die fraalichen Sümmen zwanqswsise
einqezogen würden. Die Kosten dcr Vcrpackunq und dcs Trans-
portes, sowie die Ausfuhrabgaben würden auf dieselbe Weise ein-
qezogen werden. Schlietzlich seien durch eine Ordonnnanz die sirsnq-
sten Strafmatznahmen qegen solche Personen vorqesehcn, d?e d!e
Durchführung der Operationen erschwerten. sowie gegen die Unter-
nehmungsleiter, die nicht alle erforderlichen Masinahmen treffen, um
dergleichen Versuche zu verhindern. Die vorqesehencn Strafen
beliefen sich auf 150 Millionen Mark und 15 Jahre Ee-
fängnis, im Sabotagefall aufT o d e s st r a f e oder auf Zwangs-
arbeit, je nach der Schwere des Falles. Diese Vestimmunzen
seien den Beteiligten mitgeteilt worden. D!e Veschtagnahme und
die Abbesörderung der in den chemischen Fabrikcn vorgefundenen
ilnter bem Druck der Vesaßlilig.
?? und Arbeitskräften das Deutsche Reich durch
den S'.eqcrn erzwiingenen direkten EebietsabtretungeM
erlitten hat. Nicht mmdcr schmerzlich find die Wunden die dem
Volk und seiner Wirtschaft duich die Besetzung deutschen
mit femdlichen Truppen geschlagen wurden und immer
VerkaE b°setzt. man zu den auf Erund ^
Bersalller Vertraqes okkupierten Landesteilen das ' ^
den Franzosen und " ' '
besetzte Rubrg,
d.eutsche.Me'n VelgieO
, . hier seit Iahren und zum Teil noch auf Iahre bin'aus
ihrer wirtschaftlichen. politischen u '
lischen Freiheiten
Retches mehr oder
als
und mora»
des Deutsche«
Staatsbürger
^ e i «1 e s. meyr oder weniger Leraubt. Das Eewaltreqimenk
de^ franzosischcn Militars im Ruhrqebiet und die das Rheinlands-'
abkommen vernrchtenden Verordnunaen und Matznahmen dcr Inter^
°l''°rtcn Rhe.nlandskommission in KoblenL haben m!t alleö
Deutlichkeit gezeigtz dap in dem besetzten Eebiet die staatsbürger^
Papier^steh/ ^«rlff ist, der schon nicht einmal mehr auf dem^
««8 Ä« handelt es sich um Eeviete. die für den BesianV
Lebensmoglichkeit unserer Volkswirtschaft von ansschlaa-
qebender Bedeutung sind: denn die deutsche Westmark. auf der'
der Druck der Besatzunq kastet, umkaßt im wesentltchen die Brenn»i
"^"baanosbasen der deutschen Jndustrie und des deutscheis
Handels. Am schlimmsten wirkt bier der Einbruch in das Ruhr»
das mcht nur das qrösite Jndnstrteqebiet Deutschlands. ,on»
dern ganz Europas >st Seine Vedeutung für Deutschland bewcisew
^!,a. paar semer wrchtigsten Produktionsziffern: Dcr Anteil der-
L°.'Nkohlenforderunq an der Nuhr bctruq im letzten Vorkrieqsjahl
drei Viertel der Gesamtforderunq des jetziqen Deutschen NeiSes,
Rohe'sen- und Robsiahlproduktion machten etwas mehr als diö'
^a.lfte der qesamtdeutfchen Eisen- und Stahlerzeugung aus- Ohn«
Lasi Frankreich und Belgien auch nur einen irgendwi- nennens»
werten Ertrag aus der militärischen Besetzung dieses Jndustrie»
landes zoqen oder ziehen konnen. da ihnen der unbeuasame passive
M'dersiand llanzen Ruhrbevölkerunq entgeqensteht. schmälern si-
unter Verletzung feierlrcher Vertragsbestimmungen die deutsche Pro-
dukt.onsbasis um weit mehr als die Hälfte und legen damit der
dcutschen Volkswirtschaft eine neue neqative Krie'qskontribution
a.si>- die schon setzt m die MMarden qeht und vön Deutschland
^glich und stimdlich bezahlt wird. Die Kosten dieser unproduktiven
Expedition nach vroduktiven Pfändern" spielen also bereits heute
m der lanqen Liste der deutschen Krieqstribute eine Rolle. deren
fmanzielle Erosie erst nach dem Ende des Ruhrraubzuges abzuschätzen
lern wrro.
.. Uebersehen läsit sich aber ietzt sckon die Last der Leistunqen,'
die Deutschland fur die nach oem Versailler Dertrag vorgesehene
Okkupation abzutragen hatte. Die militärische Vesetzung
hat allem Lis Ende 1922 oiereinhalb Milliarden Eold»
markverschlungen, also wiedcrum schon eine halbe Millrarde
mehr als Frankrekch 1871 als gesamte Kriegsentschädiaunq auferleqt
wurde, wahrend andererseit- die Vesatzunqskosten für'Frankreich'
1871—73 msgesamt nur 878 Millionen Koldmark betrnqen. Dabei
sind m ,ene viereinhalb Milliarden Eoldmark noch nicht dle von
dcn Vesatzunqsmächten selbst bestrittenen sog. „äusieren" Vesatzunas-
kosten emqerschnet, die von Deutschland durch besondere Sachliefe»-
rimqen abgetragen wurden. Aber auch tn anderem Sinne ist ein
Verqlerch noch aufschlutzreich: dievonderEntente bisher
aeforderten vieretnhalb Milliarden Besatzungs»
kost en ubersteiqen sogar die aesamten Militärlasten
des Deutschen Reiches kn ven Fahren 1910—1913 um
nicht weniqcr al-e 700 Millionen Eoldmark: mit anderen
Worten: die militärische Besetzung deutscher Landesteile durch
remde Truppen verschlang in vier Iabren fast ein Fünftel mehr
an Eeldern, als der gesamte deutsche Heeresetat vor dem Kriege
m dem gleichen Zertraum beanfpruckte. Wer Studien über die Ent-
wicklungsqeschichte des von den Alliierten „vernlchteten" Militaris-
mus treiben will, möqe sich dlese Zahlen jedenfalls genau merken.
Man ksnnt dle masilosen und ungerechtfertiaten materlellen
Ansprüche der Vesatzunqstruvven schon aus vtelen Verichten unseres
Blattes, aber zur Jllustration dkeses Punktes sei noch einmal
notiert, was nach der amtllchen Derechnung das Deutsche Nelch vom
6erbst 1920 bis zum Sommer 1922, also m Jahren allein an
Möbeln usw- für Rechnunq der fremden Militärs Lezahlen musite: ,
1100 Salons, 2000 Herrenzimmer. 6000 Speisezimmer 10 300 Scklaf-
zimmer. 1800 Kiichen m!t allem Zubehör, 180 Klubmöbeloarn!t,'»en.
2900 Klubseflsl, 1800 Korbmöbelqarnlturen, 6300 Korbseflel, 2100
Bolstermöbelqarnituren, 1100 Polsterseflel. 2300 Bettstellen iür
Erwachscne, 3600 Kinderbetten. 3900 Kleldersckränke, 3100 Wasch-
kon moden, 8000 Chaiselonques, Dazu noch: 800 Damenschreibtische,
500 Frisiertoiletten. 18 000 Tevvicke. 60 900 Besiecke. ir6'iq„ ^er-
vistten, 69 000 Speiseservices. 89 000 Kaffeeserv'ces. 36 000 Kallee»
taflen. 1300 Teeservices. 1000 Teetasscn. 25 000 Porzellanvlatten,
72 000 Weisiwein-, 51 000 Rotwein-, 15 000 Portwein-, 15 000 Sekt-,
58 000 Likör-, 26 000 Viergläser, 9000 Weinkaraften. Für Bett-
und Tischwäsche wurden rund drei Millionen Meter Leinwand
geliesert.
Das sind, so arotesk das auch alles klingt, kelne Phantasiezahlen,
öndern aus statistisch genauer Aufstellunq aewonnene Ziffern. dle
durch neue Anforderunqen der Besatzunqsmächte heute schon wieder
weit überholt sind. Und diese Leistungen stnd nur ein ganz
kleiner Teil der deutschen Aufwendunaen für die fremden Truppen.
Was ist der Sinn alles Iammerns über die verwüsteten Eebiete
Nordfrankr---chs, wsnn mit den von Deutschland qe/abl'en S»mmen,
die soviel Not in den ehemaligen Krieqsgebieten hätten beseitigen
können. ein Moloch Militarismus gespeist wird, der die Welt nicht
zur Ruhe kommcn läsitl Was hier auf Kosten eines ausgesogenen
.-r«,,-««.4- --»'li »M»« l'» «»--,»«>«
^ ° Aost- erscheint wöchentl. stebenmaI. Beilaaen: Didaskall a iSonnt.) —
^nver,»» . ngsblattMontag«, - Literaturblatt-VochsKuIbeilage,monatIichs.
— Beitraae ohne Verantrvortung. Rücklendung nur, wenn Porto beitiegt.
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.. - . > > ..>». > .. ... ' -->..
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„^I '^b:crd.nur bis zum 2. ied.Mis angenommen. Am 1 n.L.noch gelief.Zeitungen slnd nach d. Einzelverkaufspreis ,ube-
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Sicherheik sür DeuWand.
D. Morel schreibt in den „Foreian Affairs": „Man prüft
^>t>! der „Sicherheit" für Frankreich und der „Sicher-
^e» «k Enqland: aber wie steht es mit der „Sicherheit" für
fo /ichland? Für uns ist die Sicherheit für Deutfchland qenau
wie die Sicherheit trqendeinss anderen Staates. nicht
Standpunkt der natürlichen Eerechtigkeit aus, sondern von
internationalen Friedens, denn wenn ein Elied der qrofien
Hchx. d"llemeinschaft Europas unsicher ist. kann kcines der anderen
>ein. Der Unterschied tzwifchen Frankreich, Enoland und
üch^.^.^snd bezüalich hcr Slchcrhett ist folqender: während Un-
^'e ersten beiden möqlich ist, !st sie für Deutschland tat
^eit ^ "srhanden. Eg ltcqt eine gewifle Jronie darin. die Sicher-
^snds und Frankreichs zu diskutieren, aber keine, von dem
heit der Sichcrheit für Tcutschland zu sprechen. Die Unsicher-
^i>kg, beutiqen Deutschland ist die Achillesferse am Köroer
Dcr wirklich strittige Punkt zwischen Frankrsich nnd
besteht nicht in der Frage der Rsvarationen oder der
sondcrn es handelt sich nielmehr darum, ob die sehie.e
d^ ^ische Politik aus daspolitisckie Auseinanderreisien
^!i,,^utschsvrechenden Stämme und die dauernde
^kg ^aftliche Unterjochung des deutschen Vol-
d>!ij^!elt oder nicht, oder anders gesaqt, ob d!e sehiqen.rolitischen,
rN 7^1'insi'k'ris»
der
und industriellen Führsr !n Frankreich däs Wtedev
alten uapoleonischen Segemonie in eincr etwas ver-
aber weit umfaflenden Form im Auge haben oder nicht.
.r ist eine sehr ernste Frage fü.r Eurona — und insbesondere
Die cinflufsreichsten Defürworter aller „Demilita-
m'ekuu '^iüne erstreben die Zustimmuna Europas zu der Stabl
Ms^. il einer Laqe, die Deutschland steis der Enade einer stan-
^Eser ^..^nvasion überlaflcn würde. Die pazifistischen llntersiüher
^heorie glauben. dasi alles schliesilich ins Lot kommen wird,
die Franzosen zur Räumnnc, dss Ruhrbezirks bewogen
kZnnen, und dasi cs ausaezeickinet sein würde. wenn man
^iieruhNd durch Schmeicheln oder Droben zur Annahme einer
mllitärischen nnd strateaischen llnsiiberheit Im Austausch
Si- ° ^äumunq bringen könnte.
? erlennen anscheinend nicht die unvermcidlichen Wirkunqen
>°i Politik- Keine Nation, die ihre nationale Souoeräni-
^eq würde darin cinwilliqen, sich in eine solche Laqe ver-
c lassenk Es wäre geqen die Natur. Kein Plan zur
oder territorialen Demilitarisierunq kann als Frie-
wirksam sein. wenn er einseitiq ist Det zwei
,?!jj^ien Staaten mnsi dic Demikitarisierunq qeqen-
"e>i uL^in. Die Grundlaqe ssir dic auqenblicklichen Prosektc ist
>i ^ V8n- -4"e wri
"bke-, kalsch. Die nanze Diskuflion leidet unter der dauernden
j>^k-, » der alten Nnwnhrheit, dasi Frankreich das ewiqe Opfer
tz' dc^ und Deutschland der einziqe UrheLer dss Weltkrieqes
Nlöhlich einem nichts arqwöhnenden und unbewaffneten
Eurqel sprinqen wird, und — daher Frankreich, und
i,,Üe. i!^"steich Schutz vor einem solchen Anqriff erhalten
, >4 t Darstellunq ist historisch unrichtiq. Und man kann
Friedensinstrument aus einer hisio-
« E ej^^alschheit schmieden, durch die man ausierdem
Nation ein moralisches Stiqma aufdrücken möchte.
^lltzig^eben, diescs moralischc Stiqma der deutschen Nation
tzAdgh und es zur Grundlaqe für internationale polttischs
^e "ud Destimmunaen zu machen, bleibt die fundamentale
^«k"ollständischen Misilinqens, den Mechanismus Europas
'"ang zu setzen.
Frankreich versuchk W ködern.
"euen
stcnzösischen
ii^^e^^ariser Berlchterstatter der
E^Svqen
WaffenstiNstandsbedinqunqen".
London, 18. Mai.
Times" zufolqe wurde in den
sranzösischen Kammer der „Waffenstill
b"'! (ür das Nuhrgebket", über den unser Korre-
^ii^s qestern berichtete, wetter erörtert. Nach der An-
fiibkp^^^rftatters würde dieser sogenannte „Waffenstillstand"
(!?i das nächste deutsche AngeWt ernster qeprüft
D« besonderem Jnterefle sei es, dah einer der fran-
dutierten, dcr Lber diesen Eedanken gesprochen habe, ein
der, wie angenommen werden könne, über die
f^uchten besonders gut unterrichtet ser. Der Dericht-
. Ee Bedingungen dieses Waffenstillsiandes, der allen
I »pUnf^°rterungen voraufgehen miifle, versuchswcise in folgende
usammen:
hoffen, dcch wenigstens diesmal wir nicht so töricht sein werden, auf
diese sehr ungeschickt gelegten Netze hersinzufallen.
sö"k!en<- "d miifle seinerseits alle Erlafle und „Eeheimanwei-
. zurückziehen, die die Einstellunq der Arbcit durch die
i. x?llun»^'?Er und Eisenbahner, sowie die Weigerung der Mit-
d>- Ärtz °^""cher Deamten im Ruhrgebiet zum Zwecke hätten:
tz,^dek und Beamten miißten ihre gewohnten Anfqabcn
. üei^, ,>^iuen und diirftcn gemäfi dem Versailler Verirag
il, "uldetest Kohlenlieferungen keine Obstruktion entgegen-
«!^°hö°ki» "'üüe „seinerseits". während es seine Truvpen oder
, »l^ehrnen«" "'K* zurückztehe, eine „rein überwachende Halkung
t>?^ PoN; "ub, soweit wIe mogllch . (!) die Besetzung
z, als aktiv gestalten:
»in^ds'Arherstellung des normalen industriellen und zivilen
eiq Ruhrgebiet müfle fortdauern bis zu dem Augenblick,
' ">Na n.7^SeIunc - - - - - - -- -
'°.derkerstellung
Nubraebiet .. ^—.. .
zustande komme oder der Versuch einer Re-
aufgenommen werde.
Waffenstillstandsbedingunqen". die fist
^11^ s^Aurchpcht der „W-,,...,-
^M>?re pl>bestimmte und fiir Frankreich außerordentlich
">4en "c^läsit erkennen, wes Eeistes Kind die neuesten
-^orschläge« sind. Vs steht in Deutschlands Sinne zn
Me Revision im Krnpp-Prozeß vertvorsen.
Das Spiel der Wcrdener Eerichtskomödle wird fortgesctzt!
Dösseldorf. 18. Mai. Jm Falle des Anqeklaqten Müller wurde
der Revision stattqeqeben. Jm Falle der übriqen Ange-
klaqten wurde sie einstimmiq verworfen. Das Gericht bcstand
aus fünf, meist ölteren, Offizicren unter dem Vorsitz eines Eencrals.
Die Anklaqe vertrat Oberstleutnant Abert. d!e Verteidiqunq führ-
ten Rechtsanwalt Dr. Grimm und Prof. M o riaud. Zur Unter-
stützunq war ferner der Düsseldorfer Nechtsanwalt Dr. Bräutr-
qam heranqezoqen. Die Revisionsbegründunq der Ver-
teidiqunq, dte nach dem Referat des militärischen Berichterstatters
von Rechtsanwalt Dr. Ertmm vorgdtragen wurde, stützte sich auf
11 Punkte:
1. D!e llnzuständkqkeit des Krieqsqerichts.
8- In den Eröfsnnnqsbeschlüflen war der Tatbestand, auf den
die Anklaqe sicb qründete, nicht qenau umschrieben.
8. Die Anklaae stützte sich auf oerschiedene, mehrfach qeänderte
Eröffnunqsbeschlüfle.
ck. Von den 20 Zeugen der Verteidigunq wurden vier nicht
vernommen.
6. Die ausgesprochenen Eefänqnisstrafen von 10 und 15 Iah
ren widersprachen dem französiikben Strafgcsetzbuch, das nur eine
Höchststrafe von fünf Jahren vorsah.
6. Jn den Cchlusianträqen des Anklaqevertreters war der
Anqeklaqte Müller nicht anqeführt. Eine Verurteilunq aus Grund
der Verördnunq 22 und der Verordnunq 1 ist unzuläfliq.
Unter den restlichsn Punkten seien noch hervoraehoben Punkt
10 und 11. Nacki Punkt 10 wurden MLller und Dohlen, qeqen die
erst sväter verhandelt wurde, formell nicht von Moriaud und
Dr. Wolff verteidiqt-
Nach Punkt 11 wurde der Dolmetscher nur am ersten Taqe
vereidiqt, während er an jedem Taq hätte vcreidiqt wcrden
miissen.
Nach Nechtsanwalt Dr. Erimm erqriff Prosi Moriaud das
Wort. Er hob besonders die W? ch t i q k e i t der Punkte 2. 10 und ll
für die Revision hervor. Der Reaierunqskommissar liesi
von allen Revisionsqründen der Verteidiqunq bezeichnenderweise
nur den Revisionsqrund zu. der sich auf den Anaeklaaten MLller
Lpzieht. Alls übriqen Eründe wies er unter rsichlicher Anführunq
mon Gesctzparaqravhen zurück. In seiner Replik machte 5ierr M o
r! aud den deutschen Rcchtsstandpunkt qeltend, dasi ein Urteil ent
weder qültiq sei oder nichtiq und dasi das Eesamturteil e!n
Eanz'es Lilde. Nach einer kurzen Duplik des Reqierunaskom-
miflars, in der cr nochmals erklärte, dasi die Unqültlqkeitserklärunq
des llrteils nur für Müller persönlich qelte, zoq sich der Eerichts-
hof zur Deratunq zurück. DieBeratunq dauertehöch st e n s
15 Minutcn. Nach dem M i ed e r e i n t r et e n des Ee-
richtshofes verlas der Vorsitzende das Urteil
aus einem Schreibmaschinenmanuskript., dessen
Herstellunq unmöglich in dieserkurzen Zert erfol-
gen konnte.
Für zwei Mlliönen Sollar Werte gcranSt.
Die Höchster Direktorca mit Zwangsarbeit «nd Todcsstrafe d-droht.
Von unserem H-Korrespondenten.
Paris, 18. Mai. eTig.Drahtm.f
Nach einem Verichte des ..New Nork Herald" waren bei der B e -
schlagnahme der deutschen Farbstosfe in den Höchster
Farbwerken anch der enqlische und d.'r italien-lche
Deleaierte in der Rheinlandkommission anwesend, ohne
qeqen diese Bcschlaqnahme zu p r o t e st i e r e n. stln offiziellcn
Pariser Kreisen sckätzt man den Wert einer Tonne Farbstosfe. w!e sie
bescklaanabmt wurden. auf rund 100 Dollar, so datz man im qanzcn
Millionen Dollar erlanqt HLtte. Damit würden die
Kosten für die Besetzung des Ruhrgebiets für etwa eine Woche ge-
deckt sein.
»
Havas berichtet Lver dke Veschlaqnahme der Vadischen
Anilinwsrke und der chemischcn Fabriken in d-n Nheinlanden.
dasi die deutschen Fabrikcn Läger anqehäuft und sich qeweigert hätten,
die im Versaillsr Vertrag vorqeschricbenen Lieserungcn wieder aus-
zunchmen. Da ausierdem einioe unter ihnen bedeutende Beträge an
Kohlensteuer schuldiq qewesen seien. erstreckten sich die Zwanqsmasi-
nahmen auf erhebliche Menqen. Sie seien mit Unterstützimq rcn
Eqchverständigcn, sowie des Restitutionsamts in Wiesbasen bis
ins kleknste vorbcreitet worden. Die LS"?! würden '..is Zrnnd des
vereinbarten Planes qeräumt nnd die Waren abbefördert werden.
Die Direktoren der Fabriken seien aufgefordert worden, die für
Frankreich bestimmten Maren zwecks Veschlaqnahme näher zn be-
zeichnen. Da sie sich weigerten, habe man beschloflen. dieWaren
selbst ausfindig zn machen. Fcrner werde die Verordnung der Ober-
kommiffion über die Erhebung der Kohlensteuer Anwcndung finden,
die für den Fall. dasi ein Jndustricller die Bszahlung der Kohlon-
steuer verweiqere, vorsehe, dasi die fraalichen Sümmen zwanqswsise
einqezogen würden. Die Kosten dcr Vcrpackunq und dcs Trans-
portes, sowie die Ausfuhrabgaben würden auf dieselbe Weise ein-
qezogen werden. Schlietzlich seien durch eine Ordonnnanz die sirsnq-
sten Strafmatznahmen qegen solche Personen vorqesehcn, d?e d!e
Durchführung der Operationen erschwerten. sowie gegen die Unter-
nehmungsleiter, die nicht alle erforderlichen Masinahmen treffen, um
dergleichen Versuche zu verhindern. Die vorqesehencn Strafen
beliefen sich auf 150 Millionen Mark und 15 Jahre Ee-
fängnis, im Sabotagefall aufT o d e s st r a f e oder auf Zwangs-
arbeit, je nach der Schwere des Falles. Diese Vestimmunzen
seien den Beteiligten mitgeteilt worden. D!e Veschtagnahme und
die Abbesörderung der in den chemischen Fabrikcn vorgefundenen
ilnter bem Druck der Vesaßlilig.
?? und Arbeitskräften das Deutsche Reich durch
den S'.eqcrn erzwiingenen direkten EebietsabtretungeM
erlitten hat. Nicht mmdcr schmerzlich find die Wunden die dem
Volk und seiner Wirtschaft duich die Besetzung deutschen
mit femdlichen Truppen geschlagen wurden und immer
VerkaE b°setzt. man zu den auf Erund ^
Bersalller Vertraqes okkupierten Landesteilen das ' ^
den Franzosen und " ' '
besetzte Rubrg,
d.eutsche.Me'n VelgieO
, . hier seit Iahren und zum Teil noch auf Iahre bin'aus
ihrer wirtschaftlichen. politischen u '
lischen Freiheiten
Retches mehr oder
als
und mora»
des Deutsche«
Staatsbürger
^ e i «1 e s. meyr oder weniger Leraubt. Das Eewaltreqimenk
de^ franzosischcn Militars im Ruhrqebiet und die das Rheinlands-'
abkommen vernrchtenden Verordnunaen und Matznahmen dcr Inter^
°l''°rtcn Rhe.nlandskommission in KoblenL haben m!t alleö
Deutlichkeit gezeigtz dap in dem besetzten Eebiet die staatsbürger^
Papier^steh/ ^«rlff ist, der schon nicht einmal mehr auf dem^
««8 Ä« handelt es sich um Eeviete. die für den BesianV
Lebensmoglichkeit unserer Volkswirtschaft von ansschlaa-
qebender Bedeutung sind: denn die deutsche Westmark. auf der'
der Druck der Besatzunq kastet, umkaßt im wesentltchen die Brenn»i
"^"baanosbasen der deutschen Jndustrie und des deutscheis
Handels. Am schlimmsten wirkt bier der Einbruch in das Ruhr»
das mcht nur das qrösite Jndnstrteqebiet Deutschlands. ,on»
dern ganz Europas >st Seine Vedeutung für Deutschland bewcisew
^!,a. paar semer wrchtigsten Produktionsziffern: Dcr Anteil der-
L°.'Nkohlenforderunq an der Nuhr bctruq im letzten Vorkrieqsjahl
drei Viertel der Gesamtforderunq des jetziqen Deutschen NeiSes,
Rohe'sen- und Robsiahlproduktion machten etwas mehr als diö'
^a.lfte der qesamtdeutfchen Eisen- und Stahlerzeugung aus- Ohn«
Lasi Frankreich und Belgien auch nur einen irgendwi- nennens»
werten Ertrag aus der militärischen Besetzung dieses Jndustrie»
landes zoqen oder ziehen konnen. da ihnen der unbeuasame passive
M'dersiand llanzen Ruhrbevölkerunq entgeqensteht. schmälern si-
unter Verletzung feierlrcher Vertragsbestimmungen die deutsche Pro-
dukt.onsbasis um weit mehr als die Hälfte und legen damit der
dcutschen Volkswirtschaft eine neue neqative Krie'qskontribution
a.si>- die schon setzt m die MMarden qeht und vön Deutschland
^glich und stimdlich bezahlt wird. Die Kosten dieser unproduktiven
Expedition nach vroduktiven Pfändern" spielen also bereits heute
m der lanqen Liste der deutschen Krieqstribute eine Rolle. deren
fmanzielle Erosie erst nach dem Ende des Ruhrraubzuges abzuschätzen
lern wrro.
.. Uebersehen läsit sich aber ietzt sckon die Last der Leistunqen,'
die Deutschland fur die nach oem Versailler Dertrag vorgesehene
Okkupation abzutragen hatte. Die militärische Vesetzung
hat allem Lis Ende 1922 oiereinhalb Milliarden Eold»
markverschlungen, also wiedcrum schon eine halbe Millrarde
mehr als Frankrekch 1871 als gesamte Kriegsentschädiaunq auferleqt
wurde, wahrend andererseit- die Vesatzunqskosten für'Frankreich'
1871—73 msgesamt nur 878 Millionen Koldmark betrnqen. Dabei
sind m ,ene viereinhalb Milliarden Eoldmark noch nicht dle von
dcn Vesatzunqsmächten selbst bestrittenen sog. „äusieren" Vesatzunas-
kosten emqerschnet, die von Deutschland durch besondere Sachliefe»-
rimqen abgetragen wurden. Aber auch tn anderem Sinne ist ein
Verqlerch noch aufschlutzreich: dievonderEntente bisher
aeforderten vieretnhalb Milliarden Besatzungs»
kost en ubersteiqen sogar die aesamten Militärlasten
des Deutschen Reiches kn ven Fahren 1910—1913 um
nicht weniqcr al-e 700 Millionen Eoldmark: mit anderen
Worten: die militärische Besetzung deutscher Landesteile durch
remde Truppen verschlang in vier Iabren fast ein Fünftel mehr
an Eeldern, als der gesamte deutsche Heeresetat vor dem Kriege
m dem gleichen Zertraum beanfpruckte. Wer Studien über die Ent-
wicklungsqeschichte des von den Alliierten „vernlchteten" Militaris-
mus treiben will, möqe sich dlese Zahlen jedenfalls genau merken.
Man ksnnt dle masilosen und ungerechtfertiaten materlellen
Ansprüche der Vesatzunqstruvven schon aus vtelen Verichten unseres
Blattes, aber zur Jllustration dkeses Punktes sei noch einmal
notiert, was nach der amtllchen Derechnung das Deutsche Nelch vom
6erbst 1920 bis zum Sommer 1922, also m Jahren allein an
Möbeln usw- für Rechnunq der fremden Militärs Lezahlen musite: ,
1100 Salons, 2000 Herrenzimmer. 6000 Speisezimmer 10 300 Scklaf-
zimmer. 1800 Kiichen m!t allem Zubehör, 180 Klubmöbeloarn!t,'»en.
2900 Klubseflsl, 1800 Korbmöbelqarnlturen, 6300 Korbseflel, 2100
Bolstermöbelqarnituren, 1100 Polsterseflel. 2300 Bettstellen iür
Erwachscne, 3600 Kinderbetten. 3900 Kleldersckränke, 3100 Wasch-
kon moden, 8000 Chaiselonques, Dazu noch: 800 Damenschreibtische,
500 Frisiertoiletten. 18 000 Tevvicke. 60 900 Besiecke. ir6'iq„ ^er-
vistten, 69 000 Speiseservices. 89 000 Kaffeeserv'ces. 36 000 Kallee»
taflen. 1300 Teeservices. 1000 Teetasscn. 25 000 Porzellanvlatten,
72 000 Weisiwein-, 51 000 Rotwein-, 15 000 Portwein-, 15 000 Sekt-,
58 000 Likör-, 26 000 Viergläser, 9000 Weinkaraften. Für Bett-
und Tischwäsche wurden rund drei Millionen Meter Leinwand
geliesert.
Das sind, so arotesk das auch alles klingt, kelne Phantasiezahlen,
öndern aus statistisch genauer Aufstellunq aewonnene Ziffern. dle
durch neue Anforderunqen der Besatzunqsmächte heute schon wieder
weit überholt sind. Und diese Leistungen stnd nur ein ganz
kleiner Teil der deutschen Aufwendunaen für die fremden Truppen.
Was ist der Sinn alles Iammerns über die verwüsteten Eebiete
Nordfrankr---chs, wsnn mit den von Deutschland qe/abl'en S»mmen,
die soviel Not in den ehemaligen Krieqsgebieten hätten beseitigen
können. ein Moloch Militarismus gespeist wird, der die Welt nicht
zur Ruhe kommcn läsitl Was hier auf Kosten eines ausgesogenen
.-r«,,-««.4- --»'li »M»« l'» «»--,»«>«