Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Badische Post: Heidelberger Zeitung (gegr. 1858) u. Handelsblatt — 1923 (Januar bis Juni)

DOI Kapitel:
Nr. 119 - 148 (1. Mai 1923 - 31. Mai 1923)
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.15611#0848

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
"LZ ^ E «>«*« -. «,

Rheinlandbesetzung nur dadurch erreichen können, !

^usi, Et Wilson und Lord George ein Dokument unter-
zerchnete^ , wonach die Vesatzungskosten die summe von 2M Mil-

Ironen Eoldmark jährlich nicht übersteigen sollten. Würde dieser
Pakt gehalten, so dürften die gssamten bisherigen Okkuxationskosten
bis Ende 1922 nicht mehr als höchstens eine Milliarde Goldmark
betragen, aber verschlungen haben sie schon mehr als das Vier-
ernhalbfache und weit über Las hinaus, wofür nach dokumentarischer
Vereinbarung die deutschen Zahlungen für die fLnfzehnjähriae
Eesamtdauer der Be,etzung (9.6 Milliarden Goldmarks überhaupt
in Anspruch genommen werden dürften.

und

Aber ..Deutschland hat noch immer nichts bezahli"
die Welt glaubt an diesen grandiosen Schwindel!

Segen die Gewalt.

Die badische Regierung gegen die Ausweisnugen.
Eigene Drahtmeldung.

Karlsrshe, 18- Mai.

Auf die rückfichtslosen Ausweisungen. zu denen die Fran-
,. -n in der vergangenen Woche nun auch im Kehler und Offen-
uurger Gebiet Lbergegangen sind, hat der badische Staatspräsident
dem Präsldenten der Neichsbahndirektion Karlsruhe in einem
Schreiben die Teilnahme der badischen Landesregierung ausge-
sprochen. Dieses Schreiben lautet: „Nach den vorliegenden Nach-
richten sind die französischen BesatzungsÜchörden nunmehr auch im
baoischen besetzten Gebiet dazu übergegangen. in weiterem llm,ange
deutsche Eisenbahnbeamte auszuweijen, weil ste stch weigern, in den
Dienst der französischen Eisenbahnregie zu treten. Die Harte dieser
Maßnahme wurde französischerseits noch besonders verstärkt dadurch,
datz den Familien verboten worden ist, ihren Hausrat mitzuführen-
Jm Namen der badischey Landesregierung spreche ich Ihnen, Herr
Präsident, die herzlichste Teilnahme an dem schweren Schlage aus,
der damit die Eisenbahnverwaltung betroffen hat und ich bitte Sie,
diese Teilnahme auch den betroffenen Beamten und ihren Familien
aussprechen zu wollen. Mit der Eisenbahnverwaltung bin ich desssn
stcher, datz auch die härteste Willkür französtscher Gewalthaber. die
badischen Eisenbahner in ihrer Pflicht nicht wankend machen können.
Vielmehr werden sie in der Treue zum Daterland ihren Kollegen
in den anderen Reichsteilen nicht nachstshen."

Der Präsident derReichsbahndirekiion erwiderte: „Für
den Ausdruck der herzlichen Teilnahme der badischen Landesregie-
rung an dem schweren Schlage, der die Eisenbahnverwaltung durch
die neuerdings in erweitertem Umfange und mit grötzter HSrte er-
folgten Auswcisungen von Eisenbahnbeamten aus dem besetzten
Ladischen Gebiet betroffen hat und an dem Schicksal der Letrofsenen
Veamten und ihrer Familien, spreche ich Jhnen, Hsrr Staats-
präsident, im Namen der Eisenbahndirektion. der ausgewiesenen
Beamten und ihrer Familien den aufrichtigsten und herzlichsten
Dank aus. Ich werde Jhre Kundgebung den gesamten Eisenbahnern
des Vezirks und den betroffenen Beamten noch besonders Lekannt-
geben und hoffe zuversichtlich, datz die Anteilnahme der badischen
Staatsregierung ein weiterer Ansvorn sein wird, in treuer Er-
füllung der Dienst- und vaterländischen Pflichten trotz fremder Will-
kür und Eewalt weiterhin auszuharren.

Gin neues Todesopser.

Ei« deutscher Polizeiwachtmeifter »o« de» Franzoseu erschossen.

Mannheim, 18. Mai.

Ein tragischer Zwischenfall, der aufs neue das brutale
Vorgehen der Franzosen im neubesetzten Eebiet in schärfere Veleuch-
tung rückt, hat sich gestern in Mannheim ercignet. Da die Fran-
zosen behauptet hatten, ihre Wache im Essener Bahnhof sei von
Kindern mit Steinen beworfen worden, hat die Polizeidirektion
Mannheim auf dem rechten Neckarufer bei der Friedrichsbrücke einen
Polizeiposten aufgestsllt, um derartige Ausschreitungen, die leicht zu
peinlichen Weiterungen führen können, zu verhindern. Der Beamte,
Polizeiwachtmeister Karl Traub, ist von dsn Franzosen, obwohl er
auch in ihrem eigenen Jnteresie Dienst verrichtete, verhaftet
worden. Als er von französtschen Soldaten abtransportiert wurde,
versuchte Traub zu fliehen. Er sprang auf sinen Kahn im Neckar
und hierauf ins Wasier. Die Franzosen gabsn auf den im Neckar'
schwimmenden Mann etwa 10 SchLsse ab, die ihn so schwer ver-
letzten, datz er untersank. Er wurde von den Franzosen heraus-
geholt, auf die Wache gebracht und nach der Hildaschule übersührt.
Die Polizeidirektion Mannheim sandte sofort ein Sanitätsauto mit
einem Arzt in die Schule, der den Schwerverlstzten untersuchte. D i e
Franzosen gaben Traub, obwohl der Arzt seitstellte, datz er
chwerverletzt sei, nicht helaus. Mag auch die Flucht des Be-
amten, der sich infolge dsr widerrechtlichen Verhaftung in begreif-
lichsr Erregung befand, unvorsichtig gewessn ssin, so ist darum die
Tat der französischen Soldaten, die einen fliehenden Menschen ein-
fach niederschietzen, nicht minder unerhürt und verwerflich. Der Vor-
fall zeigt aufs neue, datz der Wahnsinn der Franzosen heute im
besetzten Gebiet vor nichts mehr zurückschrcckt. Wie wir
weiter vernehmen, wurde Traub nach Ludwigsbafen verbracht, wo
er inzwischen gestorben ist. — Der Polizeiwachtmeister Sa-
dris ser wurde von den Franzosen in der Neckarvorstadt ver-
haftet und nach Ludwigshafen gebracht.

Korrespondcntsa-

Londo«. 18- Mar-^

Die Demühungen der deutschen Regisrung, in
Mitieilungen über die englischen WLnsche zu erhalten, stog
Anscheine nach auferheblichenWiderstand. Durm g-xagc
ziösen Mitarbeiter des „Daily Telegraph" lassen die
kommenden englischen Kreise betonen, datz sich die englrsche -n » ^
ichtin diplomatische Diskussionen Lber dre ^

assen könne, die eine Aehnl'chkeil mit Vorverhandlung^n y ^

würden, da ste sonst von vornherein hinsichtlsch der kommenden^^

.chen Note sich festlegen würde. Jn Deutschland und ."""«".gni-
würde man nichi verfehlen, der englischen Regierung rne Ubsicht
wortung zuzuweisen, die sie keineswegs zu ubernehrnen ^dre^^^

habe; Lbrigens könne die Ea r a n t i e f r a g e am ^fl«n wührend

KvMMnWs-er Tmor im Ruhrgebiet.

Rote Hundertschaste» im Kampf gege« Arbciter und Polizel.

Dortmuud, 18- Mai

Jm Anfchluß än ein« Bersammlung streikender Veraleute ser
Zechen Kaiserstuhl 1 und 2 bildete sich ein stärkerer Demon-
strationszug, an desien Spitze fich mehrere kommunistische
Hundertschaften, mit Knüppeln und Hacken bewaffnet, setzten.
Der Zug bewegte sich zur Zeche „Minister Ste-n", um die rori
Arbeitenden zur Ärbeitseinstellung zu bewegen. Di« Zeche war von
Polizeibeamten des dortigen Bezirks besetzt. Die Beamten
wurden mit Stöcken uwd Steinwürfen von den Demonstranten an-
gegriffen, auch fielen mehrere SchLsse aus der Menge. Wäre
leine Verstärkung hinzugekommen. so wären die Veamten über-
wältigt worden. Im Augenblick des Eintreffens der Derstärkung.
di« ebenfalls mit Steinhagel «mpfangen wurde. waren die Tore zur
Zeche gewaltsam geöffnet worden. Die Polizeibeamten machten jetzt
von der Waffe Gebvauch. Hierbei wurde ein Zivilist lebens-
gefährlich verletzt. Die Polizei war gezwungen, gsgen die
Demonstranten vorzugehen und den Platz zu säubern- Von den
Polizeibeamten wurden d-urch Steinwürfe und Messerstiche
sechs schwer und drei leichter verletzt.

Auf dem Zechenplatz der Zeche „Dorstfeld" trast.n gestern kom
munistifche Hundertschasten ein, um die Belegschaften zur Aussahri
zu zwingen. Die Polizei versuchte, die Eindringlinge an 2er
gewaltsamen Einfahrt zu hindern und den Zechenvlatz zu säubern.
Dabei wurden d-ie Beamten angegriffen. Schlietzlich gslang es
Lsr Polizei, den Platz zu iLumrn, so dah di« Belegschaft der Morzen-
fchicht ungestört weiterarbeiten konnte. Von den Polizeibeamten

-eutschen Sachverständigen entschieden werden, ^ jw
hinsichtlich der Totalsumme England feine Ansichten
Ianuar klar dargelegt habe. n n

DerMitzerfolg der deutfchen Bemühungen, """ !f^edanke
naue Auskunft zu erhalten, kann nicht übsrraschen. Der . . btzMl
der englischen Politik besteht, wie in London immer ^-5„^>hmeni
worden ist, darin, keine Perantwortung Inte^

darllber hinaus hat das Londoner Kabinett fogar ein "gufre-t°
esie daran, die Zweideutigkeiten aller feiner Aeutzerungen
zuerhalten, weil es daraus für seine Verhandlungen ^ B«-
Nutzen ziehen kann. Diese von deutscher Seite üingeschiag,
mühungen, die sich mehr durch Harmlosigkeit, als ^ gndere"

Vvr rinem neuen Srienttrieg.

Kei« Cinveruehmen zwischeu Eriechenlasd «nd der Türkei-
Bon unserem 8-Ko rresponde nten.

Paris, 18. Mai.

Di« Läge im Orient mutz als a utze r o rd e n t l i ch ernst
gelten. Der Lausanner Mitarbeiter des „Oeuvre" glaubt sogar dcn
Levorstehenden Wiederausbruch des Krreges
zwischen Eriechenland und der TLrkei voraussagen zu
können. Trotz des türki-schen Veiramiestes fand die Degeznun-g
zwischsn Jsmed Pafcha und Vsnifelos statt, von der wan
vorgestern noch behauptet hatte, datz sie auf heute verfchoben worden
fei. Die Unterredung dauerte einige Stunden, doch konnte ein Ein-
vernehmen nicht erzielt werden, da die Türken wie auch
di« Griechen in der Frage der Reparationen vollkommen unnach
giebig bleiben. Ismed Pascha und Beniselos nsrsielen au-f
einen Ausweq, der den Allüerten sicherlich noch einige Berlegenhsit
bereiten dürfte. Sie beschlosien nämlich, d!« Revarationsfrage ker
RnanzkommiMon der Konferenz unter dem Vorstb des tranzösifchsn
Generals Pellet zu unterbreiten. Der griechische Autzsnminister
Alexandris, der stch augenblicklich in Lausanne befindst, er
klärte Lereits, datz er nicht mehr lange wartsn wolle, und die Ncpa
rationsfrage müsie in kürzester Frist gelöst wsrden. Infolge diefer
Erklärung verbreiteien sich gestern in Lausanne wiederholt Gslüchte,
als ob Griechenland derTLrkei ein Ultimatum gestellt hab«:
diess Gerüchte haben bis jetzt eine Destätigung nicht erfahren, wenn
auch, was gestorn noch ein GerLHt war, morgen vielleicht -chon e>ne
Möglichkeit ssin kann.

Tendenzmeldungen.

Parl«. 17. Mai. (Eig. Drahtm.) Jn Fortsetzung der englischen
Mutmatzungen Lber die bevorstehenden deutschen Angebote berichtet
der Verliner Times-Korrefvondent: Das Reichskabinett bsschaftigte
sich hauptsächlich mit der Frage der Garantie für die Repara
rationszahlungen, worüber aber unter den Parteien grotze Mei
nungsverschiedenheiten herrfchten. Die Sozialdemokraten wünfchten
eine Kapitalsabgabe. Ueberraschenderweise stimmte ein Teil der
Volksrarteiler mit Strefemannzu: sie erklärten, um Prin
zipienfraaen wolle man sich einstweilen nicht kümmern. Zauptsachs
sei die Löfung des Revarationsproblems. Selbst unter den Deutfch
nationalen gebe es AnhSnger der Kapitalsabgabe, was von den
Demokraten wenig begeistert begrützt würde. Der Reichsverband
der Jndustrie halte das letzte Angebot Lereits für zu hoch, der
Neichskamler solle kein höhsres Nngebot machen.

Deuffche Rückfragen in Lon-on.

Die zwcideutige Haltung des euglische« Kabinette-
Von unserem

Erkennen der englifchen Politik auszeichnen, stud auch ^j^riolg
Eründen völlig verfehlt, und können nur zu neuen

sühr-n. London. ^

Dem „Daily Telegraph" zufolge erwartet man m
von den deutschen Sachverständigen

ei« «e«er Plä«

Soldn-l

akt

vorgeschlagen werde, der eine Leistung von öv Milliarden
innerhalb 25 Iahren in steigenden Raten vorsieht. Dio tze-

lungen sollen mit einer Milliarde Eoldmark für dis erstsn
ginnen und alle weiteren funf Jahre um je eins hawz,.«j so stl
jährlich gesteigert werden. Was die Ruhrfrage kle!n>^

diese Angelegenheit heute eine ungeheusr heikle, und UN-

Fehlschritt in der neuen Note könnte verhängnisvoll wer
dererseits sei es jedoch auch offenbar, datz ein Höchstansch abhaNS'»
lands auch von der Höchstleistung der deutfchen 2." n":»ungen
ist, und datz die enormen Fakioren, die heute die „^iguE,
deutschen Jndustrie beeinträchtigen. durch rrgendeins Veri ^ solw
iormel befeitigt oder doch vermindert werden müsien- ..-^tziguW
Formel lietze sich vielleicht im Anfangsstadium der ^ drest"
frnden, es könnte jedoch auch ratsam fern, die Veratunge" " ^ «ine
Punkt aufzuschreben, bis di« Rexarationsfrage im allg'ln
Lösung nähergebracht sei. , mbest'^t

-llNObl^"'^^

Man wird nicht fehlgehen in der Nnnahme. datz °'e' ^ auch ^
ten und allgemeinen Redensarten eine starke Aehnttw wl« ».

der Sprache'der amtlichen Stellen habsn müsien. Es geha ärrf b«u ^
sagt, eine gute Portion von Harmlosigkert dazu, wenn "^ite
scher Seite solche Wendungen. die sich später nach jeder 0""!°
pretieren lasien, zur Grundlage eines neuen Planes "^at'o" °

zu können. Jnsbesondere geht auch aus diessr Inro SieÜ
. Daily Telearaph" wreder deutlich hervor. dah die
in der Ruhrfrage Lber ganz unverbindlrche rrrrd z«e' ^,-rd a"v
nungsäutzerungen nicht hinausgehen wollen. Auch h'e
dem wrederum mit der Möglichkeit gerechnet,

datz die Ruhrfräge «rst «ach der Reparatronsf-a"-

Besprechrmg komme» solle. u"'

Diese Reihenfolge, die nicht nur aus wirtschastlichen h^l"

»vde uolitische merde '

moglrch ist, sondern auch weitreichende polrtische „ ,.

konnte, mutz untsr allen Umständen oermiede ^ot
rst für Deutschland s o gefährlich, daß der Gedanke ern

fl-

fenstrllstandes im Ruhrgebiet, der abermals -d'e" ^

Dertreier der „Times" empfohlen wrrd. noch vor 1 uz 80"°.

. _ <_« >.... -> -, _r^'-naen r«

Im Lbrigen rst durch dre vorliegenden Zestungsmeldungen

erweckt worden. datz Deutichla ^ wes«"

allgemern die Erwartung erwear worosn. cag sich

aller Kürze eine neue Note vorlegen «erve, o'- ^de
von den früheren deutschen Vorfchlägen unterfche'o



Die Furcht Frankreichs, sindet

daß England die neuen deutschen Angebote bewrllig-n '0""dent-u
nach erner Drahtung unseres P a r i s e r 8. - K o rre s" Äusd^'
der franzosischsn Morgenvresie vom Freitag leShastcn
' atrn glaubt mit Sicherheit sagen zu 'önneM^.^ ^^d ^ j

in

Der

25 Bräute.

Ein Schelmenroman von Wilhel« HerLert.

W. Keriletzuna. NaLdruck verboten.

' Als Thrrstl ihn später noch besuchen wollte, um sich nach sernem
Vefinden zrr erkundigen, fand fie serne Türe schon versperrt und
tröstete sich Lamrt, datz er schlafe.

Er hatte aber nur, um unbemerkt wsggehen zn können, die
Tnre von innen verschlosien.

Tatsächlich war er von dem Fenster auf das Dach des RLck-
asbäudes gestiegen, -dort durch «in« Luke geschlüpft und so aus dem
-Hause gekommen.

Er tanzte die ganze Nacht mit Jula in den Tulpensälen und
schwor ihr, datz er sich so entstellt habe, um ein für allemal der Ver-
fuchung zu entgehen, wieder einer Frau gefallen zu wollen.

^So — und mir?" tat sie beleidigt.

Aber er gestel ihr anscheinend trotzdem nrcht schlecht. Denn
ste war sehr zärtlich mit ihm und versprach, ihm jetzt vielleicht wirklich
zu trauen, wenn sie morgen erst noch ber Sibylla gewesen wäre und

gehört HLtte, was vie Karten dazu sagten.

Von der Sprritistensitzung und Gräfin Rahel hatte ste ja kerne
Ahnung.

Veit trieb sich mit den ersten Sonnenstrahlen im Park herum
und war sshr erstaunt, als sich dort an dem versteckten Apollobrunnen
plötzlich eirre Dame neben ihn mrf die Marmorbank setzte, wie er
eleganter und reizender noch nie eine gesehen zu haben glaubis.

Ein zarter, feiner Duft umwob sie. Auf rhren hellgoldenen
Haaren fatz ein kleiner, vornehmer Seidenhut von ergsnartizem
Erün, Sie war ganz rveitz gekleidet und hatte einen dünnerr Spazier-
stock mit einem Edelsteinknopf in der Hand.

Schon die Tatfache, datz ste sich neben ihn setzte, hob iihn über
all« anderen Sterblichen und steigerte seinen Pulsschlag.

Zum erften Male feit gestern badauert« or den Berlust
ssines Bartes. üer immer einige Wirkung auf FrauenherzeN ans-
geübt hatte. Aber ach, dieser auserlefenen Dornehmheit gegenüber
wär« wohl auch er ohne Erfolg geblieben.

llm fa beraufchender war es für !hn, als er bei einem oeihLli-
nksmätzig schüchternen Seitenblick gewahrte, datz ihn die Dame auf-
merkfam und — wie rhm schien — nicht »hne Jnteresie beirachtere.

„Jch glarrbr, es wird warm heu-te", sagte «r befanzen wre ern
Tanzschüler auf seinem ersten Ball.

„Gewitz!" nickte fie und fuhr fort, ihn ungezwungen genau zu
mustern.

„Sind Sie fremd hier?" fragte sie plötzlich. Erne silbern«
Glocke mutzte gegen ihre Stimme absallen, wis eine Blechkasierolc,

„So ziemlich!" murmelte sr verwirrt. „Das HSitzt eigentlich'ja!"

„Jch dachte mrr's!", antwortete si«. „Jch bin Zhnen noch nie
hier in der Gesellfchaft begegnet — und doch wäre >as siKer der
Fall gewesen. wenn Sie rn den guten Kreifen der Stadt verkehren
würden. Denn ich habe es zweisellos m!t «inem Kavalier zu tun."

Seine Hand fuhr nach der Wsstentafche, in der fein Einglas stak.
„von Vulljahn!" sagte er und wuchs dabei aus dsr Befangenhcit
heraus.

Wenn diese vornehms Dam« ihn für ernen Kavalrer hielt. dann
war er einer — dann hatte er dre Verpslichtung, einer zu sein.

„Daronesie Arabella . . ." Das Uebrige verklang wie sütze
Sphäremnusik-

Zehn Dutzerrd Gräkinnen Rahel samt doppelt so vielen Testa-
menten für die'se Varonesie Arabella!

Warum konnte er nrcht ihr ber einer nachtdunklen Spiritisten-
sitzung begegnet fein? Warum durfte er rricht mrt ihr aus ernsamer
Schlotzvevanda sttzen?!

Plötzlich stand der hingeschiedene Gra? Bodo vor seinem aristrgen
Auge und legte ihn die Hand auf die Schulter: „Du bist es! Du sollst
unser Erbe lein! Du söllst dr« Varonesie Arabella heimführen und
mii ihr nnfer Eefchlecht neu zu ungeahrrter Grötz« erblühen läsien!"

So hörte er wie im Traume den Geist des zwar eiaentlich vvn
der schlanken Alhambratänzerin Greie verbeistandsterr Grafen spre-
chen. Aber jetzt war «s nicht Erete, es war der Graf selbst, der ihm
das prophezeite — und er beugte sich und nahm den Auftraz als
gehorsamer Vasall entgegen.

Die Baronesie hatt« offewsichtlich bemerkt, welche Wirkung ihre
Erscheinung und ihre Worte auf ihn ausgeübt hatten.

Es fchien sie zu befriedigen und ihr Bertrauen rn ihn zu
stärken.

„Sie haben einen schönen Ring hier", fazte sis.

Glückspilz, der er war! Der aristokratische Siegelrrng, den ihm
die Gräfin an den Finger gesteckt hatte.

„Ach ja!" sagt« er möglichst gleichgültig. „llnser alter Fa-
miliensiegelring!"

Er zog ihn möqlichst unau-fdringlich vom Finger. Sis rrahm
ihn, betrachtei« das Wappen genau und steckt« ihn spielend an rhren
Zeigefinger, für den er trotz des Handschuhs fast noch zu grotz mar.
Dann fah ste ihn mit einem Blicke an, der lange m feinem Auge
verweilte. Jhm wuvde zumute, wie ihm noch ni« in seinem Leben
zumute gowesen war.

„Sre kommen doch mii herüber", sagtc ste. „Es wird mir ern
Nergnügen sein, Sie vorzustellen. Wir haben drüben am Se« ein
i'leines Frühpicknick — eigentlich eher ein Nachtpickmck. Aber man
schläft rvenig in diesen warmen SoinmernLchten."

! Sie erhob sich und. griff mit der Hand neoen sich auf »ie Bank.

,Ach!" feuszte si«.

land Lberhaupt nur den Zweck verfolge, kein Franke zxng«b
gien befriedigendes Angebot zu machen, sondern nur er Ap.iierteN
mit dem es die Zustirnmung eines oder zweier der „ ge" .
langen könnte. Die Tatsache, datz Luno an der MaÄt
allein schon, um das neue deutsche Manöoer zu beu

--—.. ., ^ den"

„Daroneffe!" rief Bulljahn Lberdienstfertig- "

Was f-hlt denn?" , MN

llnmutig blickt« si« in das Eras hrnter der DA, tzgran
ich wirklich mein Täschchen verloren. Na. es liegt

Söek

unangenehm . .

Schon lag «r auf den Knren und durchfovschi« d««
umsonst. mrrrn^^ '

„Man machi bin und wieder ein kleines Spi«' -
„Kann ich vielleicht?" . . '

Sie lächelte. „Fa, wenn Sie mrr eine
wrr fünkbundert Mark auf zwei Stirnden Loraen «ou« ^ s«'^
Dulljahn suhr mit einer Eil« in die Tasch«. di« " , au»
nicht kannte. Es war so üemlich der Rest desien, wa- 1-aU-sz«»
Händen in d«n letzten Wochen «rhalten hatte. / » -

- -.7k. ^ ^

als Gotterwonn-e, der Baronesie damit ein leichtes ^ ^
minnen zu können. ^keir

Dann ging sie wsg und lächslte: „Auf Wied«^^

Er blie-b zurück, als ob er auf Rofenwolkenia^^ fur M,.

sich nun wirklich „von"

", da «r von erner «chten ^.rjKlert m? ,,rl-
gensmmen worden war. Allen Ernstes sah er dre gK ernu Ap
—- ---- Gräfin Raver^'- ,riu


mit Hilfe des Testaments der guien Gräfrn bisher
schu'ingen und alles weit hinter sich zu lasisn. rvas
gewesen war. trSurnte,^,^

Er vsrlebt« eine glückliche Stunde. Grg«""'^ .

Plötzlich tauchien links und rechts von !dch<, Hgte !
Köpfe auf — Köpse, di« zwar gewöhnliche burge^ ^ „rachte»
aber trotzdem einen gewrsien uniformierten Ein° ,;uks.

...Haben Sie keine Dame gesehen?" s«g^ Lo« , „

Der rechts: „Keirre Dame in wertzem «alrzeilusl

Nicht für ein« Mrllion HLtt« er „Ia!" gesag'- ^
ihn an.

„Nein!" .

„Schade!" brummte der links. , ^ «r»'onntschalt"
Der rechts: „Sie hätten eine inreresiasile ,E«rusi''
können!" Er lachte und fügt« Lei: „Freilrch raum

Der ander« nickte: „Ia. di« Liesl!" „«wilttürlich
„Was für eine Liesl?" fvagt« Dulllahn
„Die Liesl Unterbürstinger", sagte der na «arorren,
„Ditte sehr!" lachte da der erste graoitatrl-Y- ^
bella". „

Dann platzten sie beide heraus. — ..dle WgE»

„Wisien Sie" — meint« der zwerte guimut g^ M«>nge
schrvindlerin, die in den letzten Monaten schon
hsreingolegt hat. Si« soll da in der Nahe

. Eiire Meitge .Gimpell

o- ogrz-r--.» r,!,- -
 
Annotationen