^ Zahrgang - Ar. zs
Heidelberger Aeitung
Moalag, s. Mruar 1S2Z
^ ° U' erlch«mt wöchenMck, Iledenmal. Bei'anen: Dlvaökalla
>2?cr!nn^.-^.""EerhaltnngSblatt lFreitagrl — Litrratnrbiatt Imanatiicbi.
^atc Beiträae oknr Veranlworlung. Rückl-ndung nur. wenn Porto beiliegt.
alia
>icb>.
liegt.
(Gegründet 1838)
und
Handelsblatt
HauvtgelchSttastelle u. tzchriftl. der »Badischen Post'Heidelberg, Hauntstr. 23, Fernspr.:
Nr. 182. lDerlagsort: ssranlfurt a-M I Berliner Vertretung: Berlin 8V48, Zimmer-
stratze g. Fernwr. Zentr-118, Münchner Dertr.: MLnchen, Sieorgenstr. 1>I7, Fernlpr. 31867
Der Raubzug geht weiter.
^Nburg, Appenweier und Goddelan besetzt. — Vor dem Marsch an dLe Sieg«
Ofsenburg, 1. FeLruar.
""rmittag rückte fränzöstsche Kavallerie in Stärte von
» » dix ^chwadronen in Ofsenburg ein. Der Vahnhof, das Post-
Äli- und die Eisrnbahnbriicke wurden uiit Wachtposteu
»iHey ^nengewehren bcsetzt. Auch ist Appeuweier von fran-
^kuppen besetzt worden.
^ Seite folgendes: Aus dem Rathaus in Offenburg hat
tzj ° "^nittag auf Veranlassung der französischen Vesatzung
mit Bertretern de« staatlichen und städtischen Be-
k't ^ssrn^Esunden, in der von französischer Seite mitgeteilt wurde,
tz.?»zr^und Appenweier in dcnBrückenkops Kehl ein-
tzj ^ v " werdrn sollten als S a nkti o nvfür die von deutscher
^»idl"°"""ene Bcschränkung im internationalen Zugverkehr.
einer Besetzung weiterer badischer Orte haben sich
^SNtnk? iierausgestellt, doch ift auch die Station Ortenberg
tzl» Infanterie besetzt worden; Ortenberg ist nach Ossen-
»>N x ^Sspunkt für die durch das Kinzig-Tal fllhrende grotze
8^»u>eit^"ldbahn zum Bodensee-Gebiet. Welchen Umfang
"Icht °^""3 des Vrückenkopfgebiets haben wird, lätzt sich zurzeit
i»?"^prüsen. Zn Ossenburg und Appenwcier ist di« Be-
französische Plakate ausgefordert worden, fich ruhig
Es treten sü« da» wrwoiterte Brückenkopsgebiet nach
ie für das bisherige Brllckenkopsgebiet
Uber- Versorgung der Bevölkerung mit
Ferner wurde fiir Ossen-
Zusammenrottungen von
S«l?°I>!ch„"- treten sm
^»d°p z,?r.itt°ilung die
m, estrmmungen L> . .
eist^°tsen usw. sofort in Kräft.
>»?» »iz .^»kfammlungsverbot erlassen.
Vpt n ^ PersoueN dllrsen Nicht staHsinvrn. siir Ponzripmii»:
M abends festgesetzt. Auf dem Marktplatz und vor
ss"Icher des Vezirksamts lagert zurzett ein Regiment sran-
sh' «ip^^ttterie. das nach der Kavallerie eingerückt ist: ferncr
itz - Panzerautos, Mafchinengcwehre, Fouragcwagen ufw.
h., iisisH " durchaus kriegsmätzigeic Ausrüstung. Nach einer
> stn , ^»kanntmachung handelt es fich um eine „friedltche" (!!)
dp?"ch ^ nicht um eine militärischc.
° >!ey, Vahnhos Eoddelau, südwestlich von Darmstadt,
-^ilhtz, ° "»rmittag von französischcn Truppen besetzt. Durch diese
^»l, der Eisenbahnverkehr zwischen Frankfurt a. M.
»>il ^ »im bezw. Worms völlig abgeschniirt. Die Trup-
!»tz ^tlpelt^" ^f°°t mit der Verladnng der aus dem Eüterbahnhof
Hcu- und Strohvorriite dentfcher Firmen fllr die Be-
^ Aus Siegen wird gemeldet, dah nach dort ein-
i^»Ug . "»»traulichcn Mitteilungen sür den 7. Februar eine Aus-
»8z ftuuzösischen Besetzungslinie vom Wuppertal aus
^ die 3 erl« nd vorgesehe» ist. Zn den Abschnürnngsring soll
>11 Siegen mit hineinbezogen werden.
weiteren Meldung hat die Znteralliierte
>i>l,^»il P!! ? kommission dcm ReichsIommissar sür die
vo-i > ^ tn Koblenz cine Note zugeleitet, in der ste Mit-
'»«It »»d Beschlutz der französischen Regierung macht, Osscn-
^»k'^3 b»-^^»"tveier wegen der von der deutschen Eifenbahnver-
^»k^ Durchsührung der internattonalen Züge Prag—
»8 ° di, c. °ten Schwierigkeiten zu besetzen. Zm Anschluh hieran
-t"Htt»kte Rheinlandkommisfion befchlossen, Ossenburg
"kvps selbcn Regime z« unterwerfen, unter dcm dcr
°»z 8Z„,, ^ stehe. Demgemätz habe ste khrcm Delegiertcn in
umacht auch sür diese ncue Besetzung gegeben.
flutz sein müsse. >Auch die Versorgung der Jndustrke mit Roh-
proüukten ksnne auf Schwierigkeiten siotzen. Für die durch
Ftilliegen der Verlehrsmittel arbeitslos Eewordenen solldurch
ckhöhte Arbelislosenunterstiitzung somie durch Notstandsarbeiten ge-
scrgt werden. Die Bevölkerunq Les Jndustriegebiets zeigt
mnsterhafte Disziplin, die auch von Fremden an«rkannt
wird,- der Wille, die gegenwärtigen Schwierigkeiten zu überwinden,
ist ungebrochen.
Amerika mterveniert mcht.
Ei« vergeblicher Appell der deutsche« Gewerkschaften.
Eigene Drabtmelöung.
Bsrli», 4. Februar.
Der Allgemeine Deutsche Gewerkschaftsbuird, der Deutsche Ee-
werbschaftsbnnd (Christliche Eewerkschaften), der Eewerkfchaftsring
(Hirfch-Duncker) und der Allgemeine Freie Angestelltenbund hatten
an Len Senat und das Nepräsontantenhaus der Vereinigten Staaten
in Washington folaende Kundgebung gesandt:
„Die unterzeichneten Eewerkschastsverbände, die 18 Millionen
Mitglieder vertreten, mit ihren Angehörlgen also mehr als vie
Hälfte der gesamten dentfchen Bevülkerung dar-
stellen, erklären erneut, datz sie, gesstitzt auf Amerikas posi«
tives Versprechen, völlige Eerechtigkeit walten zu lassen.
Deutschland von der Autokratie zur Demokratie geführt, sich dem
Eebot völliger Entwasfnung fiigt und dem Verlangen, für Frieden
und internationals Versöhnung zu wirken. rückhaltlos Ausdruck
zugeben babcn. Der Deutsche liebt die friedliche Arbeit, abe: er
wir-rsetzt sich ebensosehr der Aösi>hi, >hn sür unbegrenzte Zeiten zum
Sklavcn zu machen, oder gar die kommenden Geschlechter seines
Volkes einem System wirtschaftlicher Knechtschaft auszulieiern.
Die Besrtzung des Ruhrbezirks und der Versailler Bertrag Lediugrn
jedoch solche Sklaverei, zerstören die deutsche und die europäische
Wirisckafi und bedrohen zunüchst Millionen Deutsche mit Arbeits-
losigkeit. Eine unpartelische, doch genügend bevollmächtigt« Untcr-
suchungskommission wivd dies feMellen können, autzerdem aber noch,
datz jetzt mitten im Frieden Männsr und Frauen, Alte und Junge,
verhaftet unü aus ihrer Heimat ausgcwiesen werden, nur weil sie
sich weigern, zu Verräteru an ihrsm Vaterland zu werden. Wir
sind bereits zu einem Volk heraögedrllckt worden, das chronijch
'hungert, dessen Säuglinge in Papier statt in Leinen-
windcln gcwickelt werden, dessen Frauen und Kinder körperlich ver-
elenden und verkommen.
Dieser Appell soll kein Versuch sein, Amerika zu bewegen, cine
bestimmte Haltung zugunsten der einen ode: der anderen der jich
gegenüberstehenden Parteien einzunehmen; es ist ein Appell rn das
traditionelle amerikanische Ehrgefiihl und an seinen Sinn für
!:iir p>ax (anständiges Spiel). Amerila, wir sind fest Lbcrzeugt,
ist nicht in den Krieg eingetreten. um das deutsche Volk zu ver-
nichten. Der amerikanische Ehrenstandpunki^ wenn er auch
jetzt fest behauptet wivd, kann Europa und die Welt retten von
sonst unvermeidlichem Unglllck."
Zn einer Notc, die am Samstag übersandt wurde, hat Harding
erkliirt, datz die Vcreinigten Staatcn die Rolle des Vermittlers uicht
übernehmen wollen, ta cs stch um eine retn iuropälsche An-
gelegenheit handle. Wcnn fich aber cines Tages die Gelegenheil
dazu bieten sollte, so würde die amerikanische Regierung lebhast
wünschen, Europa beizustehen, doch mühte «rst cine Weltwirt-
schastskonserenz stattsinden. — Aus dem Kongretz der ameri-
kanischen Eewerkschaftcn hattc Samuel Gomperts einen Schiedsspruch
Amerikas sowic den Riickzug der Franzoscn aus dem Ruhrgcbiet
gcsordert. Durch die Haltung Hardings ist auch diescr Wunsch der
amerikanischen Arbeiter zunichte geworden.
Az
?Us ltz?^°ut der Note
»'-»i-i.»
liegt noch nicht vor. Schon jetzt mutz
der eingelaufenen Meldungen erklart werden, datz
ein neuer schwerer Rechtsbruch be-
Zu den Eewalttaten im Nuhrgebiet tritt nun
^Urkh^-"^ weiteren deutschen Eebicts durch französische
der ^eutsche Kohlentransport auf Ler
3-N
uurnien
Frankfurt-
werdeu soll.
-Basel unter französische Kon-
Mvphale Ernährungslage im Anhrgebiet
Folge der
^en?.'^"3spräsid«nt in Düsseldors machte den augenblick-
iib- der deutschen und der ausländischen Presse
i ' stllri ° oie durch den widerrechtlichen Linmarsch ins Ruhr-
°U Niii^>°!.u^utzte Ernährungs- und D e r k e h r s l a g e.
» b , °o er anaeückits der wnebm
sranzösischen Mihwirtschast.
Düsseldorf, 4. Febr. (Privatmeldg.)
Nn»: u l »„c^ llngesichts der zunehmenden Requisitionen
behz^uo anderen Lebensmitteln neue Schritte bei den Be-
!!!vvi>??u Mternehmen wolle. An eine geregelte Zu
s>, ... _ .
k UiMüt. '^vvensmittelnlür das von mehre
E U i a°uiesttzte Eebiet sei unter den
'Ua„7? zu denken. Der von Ler
Kw »estfür Lebensmittel sei ..
HbÄ.Uü wi,"m^uhlenfonirollstellen z u n i
L 'Mpt M i l ch sei z. B! in Düssel
'lck, ,'°'ue Milch mehr zu bekomm
Au^uie als allgeknei
die Versorgung d
mehreren Millionen Menschen
obwaltenden Verhält-
Rcgierung eingerichtetc
augenscheinlich durch die
chte gomacht. Die Ver-
dorf, wa sllr Säuglinge
zu bekommen sei, katastrophal.
nes Nahrungsmittel nicht mehr in
desViehs, besonders der im Trans-
..... , . ->>ie gratze Rolle spielenden Pferde, be-
deüü »^ot an Desgleichen sei bei der Land-
. was auf
nachteiliLem Ein-
x>i wans- Bezirks
)i«^»!as, ^uden Schwie..„.
° '-»»'»-»ot an Futter- und Düngemitteln eingetreten
"««Lenden Feldbestellungsarbeiten von nachteiu
Deutschlands Kohlenversorgung.
Bcrlin» 4. Febr. (Privatmeldg.) Reichskohlenkymmisiar Stutz
erklärte einem Vertreter des „B. T." über die Kohlenversor-
gung des uiibesetzten Deutschland, eine Neihe von Rsthrgruben
bleibe autzerhalb der frauzösischen Blockadeliiiie: deren Produktion
werde also dem unbesetzten Deutschland auch weiter zugute kommen.
Für eine Vermehrung Ler dem unbesetzten Deutschland zur Versügung
bleibenden Kohlenmenge käme Steigerung der Produktion in den
unbesetzten Eebieten und Einfuhr in Beiracht. Die in Aussicht ge-
nommenen Ueberschichten wiirden ein Ergebnis von nahezu
einer halben Million Tonnen pro Monat bringen. Die Einfuhr aus
Ost-OLerschlesien und der Tschechoslowakei solle in dem.bisherigen
Umfang aufrecht crhalten wcrden. Die Einfuhr aus dem Saar-
aebiet sti durch die Franzosen abgeschnitten: von der Ein-
suhr aus England, die in den letzten Monaten infolge der Mark-
entwertung gesunken sei, erhofse man bei umsangreichen Ankäufen
eine baldige Steigerung. Die Abschniirung des Ruhrreviers
werde bald eins autzerordentliche Stockung der Förderung und eine
solche Verstopfung des Verkehrs zeigen, wie sie noch nicht dagewesen
sei. Franlreichs Erfolg bei der Ruhrbesetzung bestehe darin, datz
Franlreich in ganzen drei Wochen noch nicht so viel Kohle er-
halten habe, wie sonst an einem halben Tage nach Frankreich
geliefert worden sei.
Die Ruhrbesehung „ein Aki der Verrücttheii".
London, 4. Febr. (Eig. Drahtm.) L.loyd Eeorge hatte sich
bci seincr Ankunft in England u. a. auch über das Ruhrproblem
geüutzert und zwar doch ein wenig anders, als der „Temps" seinen
Lesern mitteilte. Lloyd Eeorge sagte nämlich: „Die Rubr-
besetzung ist ein Akt der Verrllcktheit. Dies ist nicht cas
Mittel, um das Neparationsproblem zu lösen, sondern im Eegen-
teil das sicherste Mittel, keinerlei Zahlungen von
Deutschland zu erhalten. Die Aktion wird sür die Welt noch Schwie-
rigkeiten hervorruseu, die ich kaum anzudeuten wage."
ArMrei'chs Werben um polen.
Von unserem ostoberschles. Mitarbeite«.
Kattowitz, 1. Februar.
Während man in Deutsch-Oberschlesien in Sämmlungen für das
Ruhrgebiet mit dem übrigen Deutschland wetteisert, ist auch das
Deutschtum P o l n i s ch - Oberschlestens nicht untätig. Hier denkt
niemand daran, datz er jetzt zu Polen gehört, das zeigen die viel-
fachen Spenden der Deutschen im polnisch gewordcnen Oberschlestc«.
Man scheut die Unbequemlichkeiten der Ueberbringung des Eeldes
nach dem deutschen Eebiet nicht, um mit einem Scherflein dazu bei-
zutragen, die Brüder im Westen zu unterstühen und zu einem wei-
teren Ausharren zu ermuntern. Die Angestellten Deutsch-Ober«
schlestens liesern zwei bis drei Prozent ihres Monatseinkommens ab,
die Handelskammer fordert die Jndustrie zur Abgabe eines De-
trages in Höhe von 1 Prozent des vorjährigen Eesamtumsatzes auf.
Jn Vergarbeiterkreisen will man auf einsn Teil der Deputatkohle
verzichten, um auch nach dieser Richtung eine Unterstützung aus-
zuüben. Schon jetzt kann Lbrigens auch festgestellt werden, oatz di«
Kohlenförderung rn dem deutsch gebliebsnen Eeöiet seit der
Besetzung des Nuhrreviers gestiegesi ist. Diese Steigerung wird
einen erheblich grötzeren Umfang annehmen, wenn in den nächste«
Tagen die Ueberstunden im Vergwerksbetriebe eins.tzen.
Eine solche Steigerung der Forderung in Deutsch-Oberschlesien
suchen die Franzosen auszugleichen durch Beeinflussung Polnisch-
Oberschlesi'ens nach der Richtung, weniger Kohle nach
Deutschland zu liefern. Dazu aber besteht in den leitenden
Kreisen der Jndustrie Polnisch-Oberschlesiens keinerlei Nei»
gung. Auch bei den Eesellschaften, an denen wesentlich franzö-
sisches Kapital interessiert ist, verspürt man keine Neigung, den
französtschen WLnschen nachzukommen. Man erwägt in diesen Kreiscn
auch sehr richtig. tatz Polnisch-Oberschlesien auf gar zu viele Waren
aus Deutschland angewiesen ist, datz Las Elend Polnisch-Oberschlesiens
grötzer ist wie in dem deutsch gebliebenen Teile des Landes und
datz durch «ine etwaige Verweigerung deutscher Maren als Antwort
auf verweigerte Kohlen sich dieses Elend noch steigern würde, so datz
sich tann die Ruhe des Landes kaum noch aufrecht erhalten lietze.
Zu allem Ueberflutz ist Polen auch zur Lieferung von bestimmten
Mengen von Kohlen aus Polnisch-Oberschlesten auf Erund des
Eenfer deutsch-polnischen Abkommens verpflichtet. Wenn so die
französischen WLnsche hier ein Fiasko «rlitten, versuchen di«
nationalistischen Kreis« Korfantys immechin doch, nach
Möglichkeit Kapital aus der deutschen Notlage zu ziehcn. Es ist
der ^aoro «Aoi^ino Polens, der hier allen Schwierigkeiten zum
Trotz dennoch ein besonderes Geschäft machen möchte. Dem gibt der
„Eoniec Slaski" Korfaniy mit folgenden Worken Ausdruck: „Polen
darf nicht nur stärker bei den deutsch-polnischen Verhandlungen in
Dresden auftreten, sondern es hat auch die M ö g l i ch k e i h F ran k-
reich mittelbare Unterstützung in der Ruhraktion
zu gewähren und vor allem die Kohlenkonjunktur für stch aus-
zunutzen.
Eine weitere Unterstützung sucht Frankreich in Polen durch die
Werbung von Arbeitern für den Westen. Mag das in einem
Teile "der Presie veröffentlichte Schreiten des polnischen Kriegs-
ministeriums, wonach die Werbung von Angestellten und Arbeitern
zu Phantasielöhnen und -gehältern den polnischen Behörden zur
Pflicht gemacht wurde, eine Fälschung sein, wie das polrtische Eene,
ralkonsulat in Deuthen behauptet, sder nicht: Tatsache ist jeden-
falls, datz Frankreich hier Arbeitskrüste in erhöhtem
Matze anzuwerben sucht. Aber auch hier hat Frankreich
bisher keinerlei Erfolge zu erzielen vermocht. Schon oor
der Ruhrbesetzung wurden polnische Arbeiter für Frankreich ange-
worben, so datz im Dezember rund 1500 Arbeiter nach Frankreich
gingen. Jn Oswiecim ist eine b«sondere französische Mission ein-
gerichtet, die die Arkeiteranwerbung und -Versendung in der Hand
hat. Die bisher nach Frankreich versandten Arbeiter haben aber so
jämmerliche Brief« in die Heimat. geschrieben, di« in einem Teile
der polnijchen Presie zur Veröffentlichung kamen, datz die vor
Monaten oielleicht vochandene geringe Neigung, in französische Lohn.
beschäftigung zu trelen, schnell abgekühlt ist. Die Arbeiter wurden
in der schändlichsten Weise in Ställen untergebracht, man ver-
suchte ihnen nach Krästen die ursprünglich vercinbarten Löhn« zu
beschneiden, für di« Beförderung des Eepäcks waren kein«
Wagen zur Stelle, so datz die Arbeiter es selbst schleppen mutzten
usw. Frankreich mag deshalb auch seime Werbekraft verdoppeln und
vervielfachen: Aus Polnisch-Oberschlesien und aus dem benachbarten
polnischen Kohlenbecken von DoMbrowa bekommt «s keine Streik.
brecher, mit deren Hilfe auch nur eine einzige Tonne Kohlen im
Ruhrgebiet gefördert werden könnte.
Darüber hinaus ist erst recht 'nicht an eine Unterstützung Frank-
reichs durch Polnisch-Oberschlesien zu denken. Daran hat auch der
längere Aufenthalt Korfantys in Paris nichts geändert. Phantasie-
oolle Köpfe haben anscheinend den Bersuch gemacht, Korfanty zu
einem neuen räuberischen Zuge in Las deutsch - ober -
schlesische Eebiet zu veranlasien. Die „Eazeta Robotnicza", das
Organ der polnischen Soz'aldemolratie in Kattowitz, antwortet
darauf: „Kein Arbeiter wird daran denken unter Führung Kor-
jantys Deutsch-Oberschlesien erobern zu wollen. Es ift idiotisch,
Heidelberger Aeitung
Moalag, s. Mruar 1S2Z
^ ° U' erlch«mt wöchenMck, Iledenmal. Bei'anen: Dlvaökalla
>2?cr!nn^.-^.""EerhaltnngSblatt lFreitagrl — Litrratnrbiatt Imanatiicbi.
^atc Beiträae oknr Veranlworlung. Rückl-ndung nur. wenn Porto beiliegt.
alia
>icb>.
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(Gegründet 1838)
und
Handelsblatt
HauvtgelchSttastelle u. tzchriftl. der »Badischen Post'Heidelberg, Hauntstr. 23, Fernspr.:
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stratze g. Fernwr. Zentr-118, Münchner Dertr.: MLnchen, Sieorgenstr. 1>I7, Fernlpr. 31867
Der Raubzug geht weiter.
^Nburg, Appenweier und Goddelan besetzt. — Vor dem Marsch an dLe Sieg«
Ofsenburg, 1. FeLruar.
""rmittag rückte fränzöstsche Kavallerie in Stärte von
» » dix ^chwadronen in Ofsenburg ein. Der Vahnhof, das Post-
Äli- und die Eisrnbahnbriicke wurden uiit Wachtposteu
»iHey ^nengewehren bcsetzt. Auch ist Appeuweier von fran-
^kuppen besetzt worden.
^ Seite folgendes: Aus dem Rathaus in Offenburg hat
tzj ° "^nittag auf Veranlassung der französischen Vesatzung
mit Bertretern de« staatlichen und städtischen Be-
k't ^ssrn^Esunden, in der von französischer Seite mitgeteilt wurde,
tz.?»zr^und Appenweier in dcnBrückenkops Kehl ein-
tzj ^ v " werdrn sollten als S a nkti o nvfür die von deutscher
^»idl"°"""ene Bcschränkung im internationalen Zugverkehr.
einer Besetzung weiterer badischer Orte haben sich
^SNtnk? iierausgestellt, doch ift auch die Station Ortenberg
tzl» Infanterie besetzt worden; Ortenberg ist nach Ossen-
»>N x ^Sspunkt für die durch das Kinzig-Tal fllhrende grotze
8^»u>eit^"ldbahn zum Bodensee-Gebiet. Welchen Umfang
"Icht °^""3 des Vrückenkopfgebiets haben wird, lätzt sich zurzeit
i»?"^prüsen. Zn Ossenburg und Appenwcier ist di« Be-
französische Plakate ausgefordert worden, fich ruhig
Es treten sü« da» wrwoiterte Brückenkopsgebiet nach
ie für das bisherige Brllckenkopsgebiet
Uber- Versorgung der Bevölkerung mit
Ferner wurde fiir Ossen-
Zusammenrottungen von
S«l?°I>!ch„"- treten sm
^»d°p z,?r.itt°ilung die
m, estrmmungen L> . .
eist^°tsen usw. sofort in Kräft.
>»?» »iz .^»kfammlungsverbot erlassen.
Vpt n ^ PersoueN dllrsen Nicht staHsinvrn. siir Ponzripmii»:
M abends festgesetzt. Auf dem Marktplatz und vor
ss"Icher des Vezirksamts lagert zurzett ein Regiment sran-
sh' «ip^^ttterie. das nach der Kavallerie eingerückt ist: ferncr
itz - Panzerautos, Mafchinengcwehre, Fouragcwagen ufw.
h., iisisH " durchaus kriegsmätzigeic Ausrüstung. Nach einer
> stn , ^»kanntmachung handelt es fich um eine „friedltche" (!!)
dp?"ch ^ nicht um eine militärischc.
° >!ey, Vahnhos Eoddelau, südwestlich von Darmstadt,
-^ilhtz, ° "»rmittag von französischcn Truppen besetzt. Durch diese
^»l, der Eisenbahnverkehr zwischen Frankfurt a. M.
»>il ^ »im bezw. Worms völlig abgeschniirt. Die Trup-
!»tz ^tlpelt^" ^f°°t mit der Verladnng der aus dem Eüterbahnhof
Hcu- und Strohvorriite dentfcher Firmen fllr die Be-
^ Aus Siegen wird gemeldet, dah nach dort ein-
i^»Ug . "»»traulichcn Mitteilungen sür den 7. Februar eine Aus-
»8z ftuuzösischen Besetzungslinie vom Wuppertal aus
^ die 3 erl« nd vorgesehe» ist. Zn den Abschnürnngsring soll
>11 Siegen mit hineinbezogen werden.
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>i>l,^»il P!! ? kommission dcm ReichsIommissar sür die
vo-i > ^ tn Koblenz cine Note zugeleitet, in der ste Mit-
'»«It »»d Beschlutz der französischen Regierung macht, Osscn-
^»k'^3 b»-^^»"tveier wegen der von der deutschen Eifenbahnver-
^»k^ Durchsührung der internattonalen Züge Prag—
»8 ° di, c. °ten Schwierigkeiten zu besetzen. Zm Anschluh hieran
-t"Htt»kte Rheinlandkommisfion befchlossen, Ossenburg
"kvps selbcn Regime z« unterwerfen, unter dcm dcr
°»z 8Z„,, ^ stehe. Demgemätz habe ste khrcm Delegiertcn in
umacht auch sür diese ncue Besetzung gegeben.
flutz sein müsse. >Auch die Versorgung der Jndustrke mit Roh-
proüukten ksnne auf Schwierigkeiten siotzen. Für die durch
Ftilliegen der Verlehrsmittel arbeitslos Eewordenen solldurch
ckhöhte Arbelislosenunterstiitzung somie durch Notstandsarbeiten ge-
scrgt werden. Die Bevölkerunq Les Jndustriegebiets zeigt
mnsterhafte Disziplin, die auch von Fremden an«rkannt
wird,- der Wille, die gegenwärtigen Schwierigkeiten zu überwinden,
ist ungebrochen.
Amerika mterveniert mcht.
Ei« vergeblicher Appell der deutsche« Gewerkschaften.
Eigene Drabtmelöung.
Bsrli», 4. Februar.
Der Allgemeine Deutsche Gewerkschaftsbuird, der Deutsche Ee-
werbschaftsbnnd (Christliche Eewerkschaften), der Eewerkfchaftsring
(Hirfch-Duncker) und der Allgemeine Freie Angestelltenbund hatten
an Len Senat und das Nepräsontantenhaus der Vereinigten Staaten
in Washington folaende Kundgebung gesandt:
„Die unterzeichneten Eewerkschastsverbände, die 18 Millionen
Mitglieder vertreten, mit ihren Angehörlgen also mehr als vie
Hälfte der gesamten dentfchen Bevülkerung dar-
stellen, erklären erneut, datz sie, gesstitzt auf Amerikas posi«
tives Versprechen, völlige Eerechtigkeit walten zu lassen.
Deutschland von der Autokratie zur Demokratie geführt, sich dem
Eebot völliger Entwasfnung fiigt und dem Verlangen, für Frieden
und internationals Versöhnung zu wirken. rückhaltlos Ausdruck
zugeben babcn. Der Deutsche liebt die friedliche Arbeit, abe: er
wir-rsetzt sich ebensosehr der Aösi>hi, >hn sür unbegrenzte Zeiten zum
Sklavcn zu machen, oder gar die kommenden Geschlechter seines
Volkes einem System wirtschaftlicher Knechtschaft auszulieiern.
Die Besrtzung des Ruhrbezirks und der Versailler Bertrag Lediugrn
jedoch solche Sklaverei, zerstören die deutsche und die europäische
Wirisckafi und bedrohen zunüchst Millionen Deutsche mit Arbeits-
losigkeit. Eine unpartelische, doch genügend bevollmächtigt« Untcr-
suchungskommission wivd dies feMellen können, autzerdem aber noch,
datz jetzt mitten im Frieden Männsr und Frauen, Alte und Junge,
verhaftet unü aus ihrer Heimat ausgcwiesen werden, nur weil sie
sich weigern, zu Verräteru an ihrsm Vaterland zu werden. Wir
sind bereits zu einem Volk heraögedrllckt worden, das chronijch
'hungert, dessen Säuglinge in Papier statt in Leinen-
windcln gcwickelt werden, dessen Frauen und Kinder körperlich ver-
elenden und verkommen.
Dieser Appell soll kein Versuch sein, Amerika zu bewegen, cine
bestimmte Haltung zugunsten der einen ode: der anderen der jich
gegenüberstehenden Parteien einzunehmen; es ist ein Appell rn das
traditionelle amerikanische Ehrgefiihl und an seinen Sinn für
!:iir p>ax (anständiges Spiel). Amerila, wir sind fest Lbcrzeugt,
ist nicht in den Krieg eingetreten. um das deutsche Volk zu ver-
nichten. Der amerikanische Ehrenstandpunki^ wenn er auch
jetzt fest behauptet wivd, kann Europa und die Welt retten von
sonst unvermeidlichem Unglllck."
Zn einer Notc, die am Samstag übersandt wurde, hat Harding
erkliirt, datz die Vcreinigten Staatcn die Rolle des Vermittlers uicht
übernehmen wollen, ta cs stch um eine retn iuropälsche An-
gelegenheit handle. Wcnn fich aber cines Tages die Gelegenheil
dazu bieten sollte, so würde die amerikanische Regierung lebhast
wünschen, Europa beizustehen, doch mühte «rst cine Weltwirt-
schastskonserenz stattsinden. — Aus dem Kongretz der ameri-
kanischen Eewerkschaftcn hattc Samuel Gomperts einen Schiedsspruch
Amerikas sowic den Riickzug der Franzoscn aus dem Ruhrgcbiet
gcsordert. Durch die Haltung Hardings ist auch diescr Wunsch der
amerikanischen Arbeiter zunichte geworden.
Az
?Us ltz?^°ut der Note
»'-»i-i.»
liegt noch nicht vor. Schon jetzt mutz
der eingelaufenen Meldungen erklart werden, datz
ein neuer schwerer Rechtsbruch be-
Zu den Eewalttaten im Nuhrgebiet tritt nun
^Urkh^-"^ weiteren deutschen Eebicts durch französische
der ^eutsche Kohlentransport auf Ler
3-N
uurnien
Frankfurt-
werdeu soll.
-Basel unter französische Kon-
Mvphale Ernährungslage im Anhrgebiet
Folge der
^en?.'^"3spräsid«nt in Düsseldors machte den augenblick-
iib- der deutschen und der ausländischen Presse
i ' stllri ° oie durch den widerrechtlichen Linmarsch ins Ruhr-
°U Niii^>°!.u^utzte Ernährungs- und D e r k e h r s l a g e.
» b , °o er anaeückits der wnebm
sranzösischen Mihwirtschast.
Düsseldorf, 4. Febr. (Privatmeldg.)
Nn»: u l »„c^ llngesichts der zunehmenden Requisitionen
behz^uo anderen Lebensmitteln neue Schritte bei den Be-
!!!vvi>??u Mternehmen wolle. An eine geregelte Zu
s>, ... _ .
k UiMüt. '^vvensmittelnlür das von mehre
E U i a°uiesttzte Eebiet sei unter den
'Ua„7? zu denken. Der von Ler
Kw »estfür Lebensmittel sei ..
HbÄ.Uü wi,"m^uhlenfonirollstellen z u n i
L 'Mpt M i l ch sei z. B! in Düssel
'lck, ,'°'ue Milch mehr zu bekomm
Au^uie als allgeknei
die Versorgung d
mehreren Millionen Menschen
obwaltenden Verhält-
Rcgierung eingerichtetc
augenscheinlich durch die
chte gomacht. Die Ver-
dorf, wa sllr Säuglinge
zu bekommen sei, katastrophal.
nes Nahrungsmittel nicht mehr in
desViehs, besonders der im Trans-
..... , . ->>ie gratze Rolle spielenden Pferde, be-
deüü »^ot an Desgleichen sei bei der Land-
. was auf
nachteiliLem Ein-
x>i wans- Bezirks
)i«^»!as, ^uden Schwie..„.
° '-»»'»-»ot an Futter- und Düngemitteln eingetreten
"««Lenden Feldbestellungsarbeiten von nachteiu
Deutschlands Kohlenversorgung.
Bcrlin» 4. Febr. (Privatmeldg.) Reichskohlenkymmisiar Stutz
erklärte einem Vertreter des „B. T." über die Kohlenversor-
gung des uiibesetzten Deutschland, eine Neihe von Rsthrgruben
bleibe autzerhalb der frauzösischen Blockadeliiiie: deren Produktion
werde also dem unbesetzten Deutschland auch weiter zugute kommen.
Für eine Vermehrung Ler dem unbesetzten Deutschland zur Versügung
bleibenden Kohlenmenge käme Steigerung der Produktion in den
unbesetzten Eebieten und Einfuhr in Beiracht. Die in Aussicht ge-
nommenen Ueberschichten wiirden ein Ergebnis von nahezu
einer halben Million Tonnen pro Monat bringen. Die Einfuhr aus
Ost-OLerschlesien und der Tschechoslowakei solle in dem.bisherigen
Umfang aufrecht crhalten wcrden. Die Einfuhr aus dem Saar-
aebiet sti durch die Franzosen abgeschnitten: von der Ein-
suhr aus England, die in den letzten Monaten infolge der Mark-
entwertung gesunken sei, erhofse man bei umsangreichen Ankäufen
eine baldige Steigerung. Die Abschniirung des Ruhrreviers
werde bald eins autzerordentliche Stockung der Förderung und eine
solche Verstopfung des Verkehrs zeigen, wie sie noch nicht dagewesen
sei. Franlreichs Erfolg bei der Ruhrbesetzung bestehe darin, datz
Franlreich in ganzen drei Wochen noch nicht so viel Kohle er-
halten habe, wie sonst an einem halben Tage nach Frankreich
geliefert worden sei.
Die Ruhrbesehung „ein Aki der Verrücttheii".
London, 4. Febr. (Eig. Drahtm.) L.loyd Eeorge hatte sich
bci seincr Ankunft in England u. a. auch über das Ruhrproblem
geüutzert und zwar doch ein wenig anders, als der „Temps" seinen
Lesern mitteilte. Lloyd Eeorge sagte nämlich: „Die Rubr-
besetzung ist ein Akt der Verrllcktheit. Dies ist nicht cas
Mittel, um das Neparationsproblem zu lösen, sondern im Eegen-
teil das sicherste Mittel, keinerlei Zahlungen von
Deutschland zu erhalten. Die Aktion wird sür die Welt noch Schwie-
rigkeiten hervorruseu, die ich kaum anzudeuten wage."
ArMrei'chs Werben um polen.
Von unserem ostoberschles. Mitarbeite«.
Kattowitz, 1. Februar.
Während man in Deutsch-Oberschlesien in Sämmlungen für das
Ruhrgebiet mit dem übrigen Deutschland wetteisert, ist auch das
Deutschtum P o l n i s ch - Oberschlestens nicht untätig. Hier denkt
niemand daran, datz er jetzt zu Polen gehört, das zeigen die viel-
fachen Spenden der Deutschen im polnisch gewordcnen Oberschlestc«.
Man scheut die Unbequemlichkeiten der Ueberbringung des Eeldes
nach dem deutschen Eebiet nicht, um mit einem Scherflein dazu bei-
zutragen, die Brüder im Westen zu unterstühen und zu einem wei-
teren Ausharren zu ermuntern. Die Angestellten Deutsch-Ober«
schlestens liesern zwei bis drei Prozent ihres Monatseinkommens ab,
die Handelskammer fordert die Jndustrie zur Abgabe eines De-
trages in Höhe von 1 Prozent des vorjährigen Eesamtumsatzes auf.
Jn Vergarbeiterkreisen will man auf einsn Teil der Deputatkohle
verzichten, um auch nach dieser Richtung eine Unterstützung aus-
zuüben. Schon jetzt kann Lbrigens auch festgestellt werden, oatz di«
Kohlenförderung rn dem deutsch gebliebsnen Eeöiet seit der
Besetzung des Nuhrreviers gestiegesi ist. Diese Steigerung wird
einen erheblich grötzeren Umfang annehmen, wenn in den nächste«
Tagen die Ueberstunden im Vergwerksbetriebe eins.tzen.
Eine solche Steigerung der Forderung in Deutsch-Oberschlesien
suchen die Franzosen auszugleichen durch Beeinflussung Polnisch-
Oberschlesi'ens nach der Richtung, weniger Kohle nach
Deutschland zu liefern. Dazu aber besteht in den leitenden
Kreisen der Jndustrie Polnisch-Oberschlesiens keinerlei Nei»
gung. Auch bei den Eesellschaften, an denen wesentlich franzö-
sisches Kapital interessiert ist, verspürt man keine Neigung, den
französtschen WLnschen nachzukommen. Man erwägt in diesen Kreiscn
auch sehr richtig. tatz Polnisch-Oberschlesien auf gar zu viele Waren
aus Deutschland angewiesen ist, datz Las Elend Polnisch-Oberschlesiens
grötzer ist wie in dem deutsch gebliebenen Teile des Landes und
datz durch «ine etwaige Verweigerung deutscher Maren als Antwort
auf verweigerte Kohlen sich dieses Elend noch steigern würde, so datz
sich tann die Ruhe des Landes kaum noch aufrecht erhalten lietze.
Zu allem Ueberflutz ist Polen auch zur Lieferung von bestimmten
Mengen von Kohlen aus Polnisch-Oberschlesten auf Erund des
Eenfer deutsch-polnischen Abkommens verpflichtet. Wenn so die
französischen WLnsche hier ein Fiasko «rlitten, versuchen di«
nationalistischen Kreis« Korfantys immechin doch, nach
Möglichkeit Kapital aus der deutschen Notlage zu ziehcn. Es ist
der ^aoro «Aoi^ino Polens, der hier allen Schwierigkeiten zum
Trotz dennoch ein besonderes Geschäft machen möchte. Dem gibt der
„Eoniec Slaski" Korfaniy mit folgenden Worken Ausdruck: „Polen
darf nicht nur stärker bei den deutsch-polnischen Verhandlungen in
Dresden auftreten, sondern es hat auch die M ö g l i ch k e i h F ran k-
reich mittelbare Unterstützung in der Ruhraktion
zu gewähren und vor allem die Kohlenkonjunktur für stch aus-
zunutzen.
Eine weitere Unterstützung sucht Frankreich in Polen durch die
Werbung von Arbeitern für den Westen. Mag das in einem
Teile "der Presie veröffentlichte Schreiten des polnischen Kriegs-
ministeriums, wonach die Werbung von Angestellten und Arbeitern
zu Phantasielöhnen und -gehältern den polnischen Behörden zur
Pflicht gemacht wurde, eine Fälschung sein, wie das polrtische Eene,
ralkonsulat in Deuthen behauptet, sder nicht: Tatsache ist jeden-
falls, datz Frankreich hier Arbeitskrüste in erhöhtem
Matze anzuwerben sucht. Aber auch hier hat Frankreich
bisher keinerlei Erfolge zu erzielen vermocht. Schon oor
der Ruhrbesetzung wurden polnische Arbeiter für Frankreich ange-
worben, so datz im Dezember rund 1500 Arbeiter nach Frankreich
gingen. Jn Oswiecim ist eine b«sondere französische Mission ein-
gerichtet, die die Arkeiteranwerbung und -Versendung in der Hand
hat. Die bisher nach Frankreich versandten Arbeiter haben aber so
jämmerliche Brief« in die Heimat. geschrieben, di« in einem Teile
der polnijchen Presie zur Veröffentlichung kamen, datz die vor
Monaten oielleicht vochandene geringe Neigung, in französische Lohn.
beschäftigung zu trelen, schnell abgekühlt ist. Die Arbeiter wurden
in der schändlichsten Weise in Ställen untergebracht, man ver-
suchte ihnen nach Krästen die ursprünglich vercinbarten Löhn« zu
beschneiden, für di« Beförderung des Eepäcks waren kein«
Wagen zur Stelle, so datz die Arbeiter es selbst schleppen mutzten
usw. Frankreich mag deshalb auch seime Werbekraft verdoppeln und
vervielfachen: Aus Polnisch-Oberschlesien und aus dem benachbarten
polnischen Kohlenbecken von DoMbrowa bekommt «s keine Streik.
brecher, mit deren Hilfe auch nur eine einzige Tonne Kohlen im
Ruhrgebiet gefördert werden könnte.
Darüber hinaus ist erst recht 'nicht an eine Unterstützung Frank-
reichs durch Polnisch-Oberschlesien zu denken. Daran hat auch der
längere Aufenthalt Korfantys in Paris nichts geändert. Phantasie-
oolle Köpfe haben anscheinend den Bersuch gemacht, Korfanty zu
einem neuen räuberischen Zuge in Las deutsch - ober -
schlesische Eebiet zu veranlasien. Die „Eazeta Robotnicza", das
Organ der polnischen Soz'aldemolratie in Kattowitz, antwortet
darauf: „Kein Arbeiter wird daran denken unter Führung Kor-
jantys Deutsch-Oberschlesien erobern zu wollen. Es ift idiotisch,