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Badische Post: Heidelberger Zeitung (gegr. 1858) u. Handelsblatt — 1923 (Januar bis Juni)

DOI Kapitel:
Nr. 59 - 89 (1. März 1923 - 31. März 1923)
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https://doi.org/10.11588/diglit.15611#0493

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^ahrgmg - M. si

"»terbo,,»^' irscheint wöchentl. ltebenmal. Beiiaqen: Dida»kalla<Sonnt.> —
^verlann».'w l??reitagr> - Llteratrrrblatt - vochlchnibeilage <monatlich>.

» e -oettrage ohne Vcrantwortung. Rück<c»dung nnr, wenn Porto beillegt.

HeidelLerger Zeltung

(Gegründet 1858)

«nd

HandelsblaLt

Keiiag, 23. Barz 1923

HanptgeschLitL .elle u. Schriftlcitg. der.Badischen Post' Hetdelberg.Sauotstr. 38, Fernspr.:
Nr. 18S. (Vsrlaarort: Franlfurt a. M.> Berliner Dertretung: Berlin SVl 48, Limmer-
stratzeg, Fcrnlpr.Zentr.415, MünchnerDertret.: München,Georgenstr.1l>7, Fern<pr.8IKS7

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Sowjet-Sachsen.

überaus
denn es drohen
reineswegs gleichgültiz

..^'^E^deutschland, der groge sozialistische Block oon
-'6 über Thiiringen und Anhalt bis Sachsen, hat in seinem
liz? a,,eine so bemerkenswerte Wandlung durchgemacht.

3eit ist. di« Aufmerksamleit auf die Lberaus gefähr,
r, üflisj. ^fung, die hier eingetreten ist, zu lenlen,
köst^ ^4 dem übrigen Reich

Sturz des dritten Kabinetts Buck durch Annahme des
kd Mißtrauensantrags gegen den Jnnewninister
!>» 'ENeNadikalsten der Radilalen) trat zunächst. Äne ent-
des^'^^^ung der D. S.P. nach rechts ein. Unter dem Ern-
ü? ^"rein^"""''!!'!^n Ueb-erfalls wandten sich Partei und Prekse
le N djx Sozialisten in den denbbar schärfften Ausdrückcn
abbx„^!"^unistifchen „Arbeiterverräter", gegen die vom Aus-
^ "s-^igen Moskauer. Es trat ein Augenblick ein, wo dte
? ^u der Erkenntnis durchgerungen zu haben fchien. dast
i>. v^en Willen unmöglich sei, mit der K. P.D. zu ar-
Koalition gewählt werden miisse.

7 P-
und

^eblb»--^ ^uher d:e kleine
! >>r. Fraktion, die M

üi^- Lon" "" Fraktion, die Mehrheit des Parteivorstandes war
>1 hatten sie fich gesträubt, aber schlietzlich doch ein-

weiteres Entgegenkommen nichts anderes als
ÜI»^-°ders,„7 "."3 unter den Willen der Radikalen sei. Aker
s^ .»b!c grnau das Spiel vom November 1920. Schon

uuwals. nach den Wahlen vom 11. November, die
unKoalition gesichert, als plötzlich unter
3 «es Lhemnitzers Fellisch der Ansturm gegen
^de. ^ un und das BLndnis mit den llnabhängigen geschlosten
d» ^zy,:;.''"! die Entwicklung auch diesmal, nur datz an die Stelle
ts. P nominell von der BildflLche verschwundenen U. S- P.
djx 7- ^ut. Hcir Fellisch zwar — inzwischen Minister ge-
ii.-. st^ wohlweislich zurück, wie denn Lberhaupt Ministsr
L": rvg ^^'t haben. anders zu denke'

wg Onbcn, anders zu dewken und zu handeln als zu der
'»e Ede» ""s stmpl« Abgeordnete waren. An Fellischs Stelle t-rat
!ch unb ^!" ehemaliger Unabhöngiger, in vielem unreif, aber
lugendlich-radikal. Er erwirkte mit einigen Ee»
^ "ly ^ die Einberufung eines Landesparteitags,
dh»'"unj'stp wit Dreiviertelmehiheit zugunsten Edels und der
^3ey de° "«EUtschied. gegen die alten Führer, gegen die War-
d-. -berliner Parteivorstandes.

^»i. da war

u>ar

nur noch ein Schriti bis zu jenem Lerüchtigten
3sprogramm, das von den Kommunisten entworsen

uon den Sozialisten einfach geschluckt wurde. Nur
1»!^"- da« >- und das von ihm einzuseb-nde Exekutiv-

^I»»!t>sch. ^ ,^'N'ster dauernd kontrollieren sollten, lehnte d:r
iiij^e »r .»"^uudlungsausschuh standhaft ab — im LLrigen ab:r
''ichs stdu«.kommunistiscken Forderungen, von der Amnestie bis
ander.^^^^^ischer Akwehrorganisationen, die in Mahrheit
>n,. s sind als Vorläufer des Terrors. Die Soiialisten

>d


stch in dem schönen Ekauben, ste hätten

Sozialist-:
im Grunde

dj/ ^cn Kommunisten nicht viel zugestanden und könnren
!'dr^u>v:e(« schon noch ein.wenig selbst sabotieren, ab-:r

ikj^ stnd eifervolle und hartherzige Shylocks, die sich

iif^" ^tu»>'°" " um ein Pfund Fleisch vrellen lassen. Jn dcr-
dukU Dr. 2^: 'hre xarkamentarischen Vertreter für den Sozia»

d>ii^ kex ^?-9ner stimmten, erklären sie Lereits in ihrer Prcsir
, ^zeichnendew Ueberschrist „Vor neuen Kämpfen", ste
cer präktisckien Durcbsübruna des Einigungipro-

Abwehrorgani-

.. .. ch zulassen.

die Durchführung der vereinbarten Richtlinicn zu
">ützte so'ort die Existenz der sozialdsmokratischen

bei ^^7a°k7i s ch - 7 DmchjZE

Li 7: >»»- >

.

IN Frag« stellen. Mittwoch init

j' '!t deutlich. Herr Dr. 3 °"g'ewähkte neue Minister-

^paiuerenden Dreistimmenmehrhe t g. ^ --

dku -u"!. we.h

nun

also, was seiner harrt. Er ist, wie ihm aus
V. D ""q»^chten zugerufcn wurde, der junge Mann
uilan möchte Len AusLruck mildern und sagen: der

der

^"eus^' ^nn möchte den Ausdruck mildern und sagen:
tzy? Su — allein datz die K.P.D. nicht einmal am ersten

I» °er, Vertrauen hat, geht ja aus oüigen Drohungen heruor.
°k ist^ Dr "^etretene Ministerprästdent Buck es nicht leicht gehaüt,
^d" "" wc>° es noch unendlich viel schwerer haben, denn

!lik»""'tz ik» ^uer nicht war — fest an die Kommunisten gebundcn
^"r Dast " Willen sein, mutz das Einigungsprogramm durch-
^ Labei mit Reichsregierung, Verfassung und Hesctz

' ' geraten mutz, liegt auf der Hand: versucht er

'r

!^e» ^.^präsidenten Neu z-um Justizminister 'berufen — er
"dds-7verfassungstreuer Ministerpräsident einss deut-
Ä 7^ djx,"!>d Vertrauensmann der K. P. D. sein, kann nicht
^r»,. ^eu», E-chs- stnd Landesgesetze beachten und den Kommunisten

ru enigehen. fällt er der kommunistischen Charybdis
» ""ues ^"!!"ungslos mutz er sich abmühen. Vergebrns hat
A? "Ud gebildet, hat die linksgerichteten ALg. Lieb-

r a u p e zum Innen- bzw. zum Arkeitsminister und
-- ' niL?^'chtspri-"

^ef^eiier uns vandesgesetze beachten und den Kommunyien
"riai-, , °"! dem Wege zur Errichtung der Diktatur des

^ei^ An dtesem inneren Zwiespalt, an

"!ie»»"»r ^'^"itigkeit der ihm überiragenen Aufgab« wird Dr.
^iir» w'rx Aber bis zu dem Augenblick, da dies

können noch böse Tag« für Sachsen, fürs sächsische
'°iue 'kNun»?"""' ^as nun einmal in e'ner, wenn auch grotzen.
ikh. Vlj -blosen Minderheit ist. Jmmer wierer lenken sich daher
h> ;?Ud j^" auf die Reichsregierung. Möge sie auch.

Zukunft nicht vergessen. datz ste die Demokrutic
hai,»> ^n Sowjetterror und seine Wegbereiter zu be-
- - - - - 0, S.

Wchska«zler Sr. kmo in Mncheo.

SerzNchee Empfang d«rch die Bevölkerung. - Die Begrüßung im Landtag.

Von unserer MLnchener Redaktron.

Münche», 22. März.

München bereitet dem Reichskanzler Dr. Luno einen sehr
herzlichen Empsang. Der schon fiir den 5. März angesagte
Besuch des Reichskanzlers Dr. Euno in Münchcn ist jetzt zur Tat-
sache geworden. Welches Jnteresse Miinchen der Persönlichkeit drs
Reichskanzlers entgegenbringt, geht vor allem auch daraus hervar,
datz sich trotz des Werktages vor dem Fürstensalon in der Bayera-
stratze eine dichte Menge ausgestellt hatte, darunter eine grotze Zahl.
von Personen, die durch ihre Abzeichen als Nationalsozialisten
erkenntlich waren.

Jnfolge eines Maschinenschadens in Lichtsnfels konnte der
Erazer Zug, der den Reichskanzler brachte, erst um kllO Uhr in
München eintreffen. Der grotze Empfangs-salon war reichlich mit
Vlumen und Eriin ausgeschmückt. Cchon die Begrühung vom Wagen
aus (Cuiio war am Fenster) trug ganz den Stempel des Un-
gezwungenen. Di« Mllnchener Hsrren, die Len Ankommenden
erwarteten, voran der Mtnisterprästdent, begegneten dem Reichs-
kanzler sehr herzlich und man hatte den Eindruck, als ob sich yier alte
Freunde wiedersehen. Dies war ja auch der Fall, denn auch die
bayerischen Reichsminister Stingl und Hamm sowie der Reichs-
wehrminister Dr. Eetzler waren mit dem Reichskanzler erschienen.
Im Gefolge befanden flch dann noch der bayerische Eejandte ia
Berlin, von Prezer und Legationsrat Freiherr von BiLra.
Zum Empfang waren ferner noch erschienen: Ministerprästdent
von Knilling, der Minister Les Jnnern Schweyer, der
Regierungsprästdent von Oberbayern, der Polizeivräsident vun
München, der Präsident des Landtags, beide Bürgermeister, Siaatsrat
voa Weichert, für den abwesenden Staatssekretär von Frank
der Prasident der Reichsbahndirektion Eeheimrat von Völker,
Staatssekreior Dr. Schätzl, der Landeskommandant dcr Re-chs.vehr
und der Stadtkommandant, mehrere Offiziere der Reichswehr, sowie
Oberregierungsrat v. Schellhorn und Oberinspektor Herbert.

Als Reichskairzler Dr. Euno seinsn Wagen verlietz, wurden laute
Hochrufe auf ihn ausgebracht. Nach einer kurzen Vogrützung der
Anwesenden, unter denen sich auch der Eesandte des Reiches !n
Vayorn, Dr. von Haniel, Le'and, wurde in einem Kraftwagcn
die Fnhrt ins Innere der Siadt angetreten. Ueberall wurde Ler
Reichskanzler von der wartenden Menge, die sich inzwischen noch
bedeutend vermehrt hatte, mit Hochrufen und Tücherschwenken bc-
grlltzt, und auch von den dicht besstzten Fenstern wurde der Zug
umjubelt. Nach einer kurzen Rast im Hotel Continental machte Ler
Kanzker einen Besuch im Ministerium des Aeutzern, wo sich inzwischen
sämtlichs Minister und Staatsräte eingefunden hatten. Beim
Empfang waren auch Staatssekretär Hamm und Reichswehrminister
Getzler anwesend. Ministerpräsident von Knilling begriitzte
den Reichskanzler und gab seiner Freude über sein Kommen Aus-
druck. Dr. Cuno hoü in seiner ErwiLerunz hervor, Latz der Besuch
nicht nur eine Formsache, sondern fiir ihn ein Herzens-
bedürfnis sei. Er sei auch der Ueberzeugung, datz die Reichs-
regierung und die Layerische Regierung in der gegenwärtigen Nct
der Zeit gleiche Ziele verfolgen, und datz ste sich gegcnssitig in
vollem Vertrauen die Hand reichen könnsn. Mit besonderem Nach-
druck beionte er, datz an der ruhigen und besonnsnen Politik ües-
passiven Widerstandes unter allen Umständen
sestgehalten werden müsse. Darin gobe es kein Zurück.

Der Empfang im Lastdtag.

Gegen 11 Uhr fuhr der Relchs-kanzler mit dsm Ministerprästd'nten
und bezleitet von den Reichsministern Eetzler und Stingl nach
dem Landtagsgeläude. Der Präsident des Landtages, König-
bauer, empfing die Minister und geleitete sie in das friihere
Reichsr-atszimmer/ wo sich die Staatsminister und die Vorstände der
Fraktionen des Landtags versammelt hatten. Nach der Vorstellung
der Herren durch

Prästdent Königbaner

ergriff dieser das Wort zu folgender Rede: „Verehrter Herr Reichs-
kanzler! Der Empfang. den Jhnen heute die Münchensr Vevölkerung
bereitet hat, wird Jhnen gezeigt haken, mit welcher Freude Ihr
Besuch in der Layerischen Lanseshauptstadt aufgenommen wurde.
Nehmen Si« auch in üiesem Hause namens der bayerischen Bolks-
veriretung unseren verehrungsvollen Erutz entgegen. Wir grützen
den Kanzler des Reiches und danien ihm, datz er in der schwersten
Stunde mutig und mit fester Hand die Zügel der Reichsregierung
ergriffen hat, als der Feind mit roher Eewalt die friedliche Be-
völkerung an der Ruhr überfallen hatte, um seinem Ziele, der Ver-
nichtung Deutschlands näher zu kommen. Jn diesem grotzen Augen-
blick haben Sie, Herr Reichskanzler, zurEinheitallerStände
und Stämme des deutschen Volkes aufgerufen, Sie habcn die
gequälte und geknechtete Bevölkerung im besetzten Eebiet zu einem
erfolgreichen Widerstande geeint, und wenn Sie auch nicht rerhind-.'rn
konnten, datz eine sogenannte „Kulturnation" im tiefsten Frieden mit
Mord, Diebstahl und Freiheitsberaubung vorgeht, ist es doch "ihrer
Entschiedenheit und Klarheit in der Wahrung l er Rechte des deutschen
Volkes und Ler deutschen Ehre zu danlen, wenn in diesem Augenblick
Las Vertrauen zur Reichsregierung und die Zuversicht des Volkss
gelräftigt wurde, wenn in Nord und Süd volllommene Einigleit
herrscht in der Opserbereitschaft fllr unser grotzes deursches Vatsrland
und in dem Elauben an die Vesreiung und nationale
Wicdergeburt unseres Volkes. Dazu haben Sie, Herr Neichs-
kanzler. wesentlich Leigetragen,. mit Jhrer Versicherung, die Rechte

der Länder wahren und schlltzen zu wollen. Jch bitte Sie, Herr
Reichskanzlcr, für Jhre opfcrreiche Tätigkeit durch uns den Dank
des bayerischen Volkes und die Versicherung unseres unbeschränk»
ten Vertrauens entgegennehmen zu wollen. Möge Jhnen Gott
die Kraft und die Ausdauer verleihen, das deutsche Volk zu einer
besseren Zukunft zu führen." (Allgemeines Bravo.j

Reichskanzler Cuno erwiderte:

„Sehr geehrier Herr Präsident! Jch danke Jhnen aufrichtig für d!e
Worte, die Sie an mich gerichtet habsn, die Worte des Vertrauens
und der Unterstützung der Reichsrezierung. Wenn jemals zu ciner
Zeit und Lei einem Volke das Volk selbst der Träger der Geschicke
des Landes war, so ist dies heute bei uns der Fall. Wie der
Widerstand an der Ruhr, in der Pfalz und im bssetzten Teile der
Rheinlande herausgewachsen ist, aus der innersten Seele des Volkes,
cms der Nächstenlieüe des Volkes, zum Lande und zu einer fried»
sertigen Entwicklung, zur Wiedererlangung dsr Freiheit zu kommen,
so ist der Träger dieses Kampfes dasaanze deutsche Volk im
besetzten und im unbesetzten Gebiet. Deshalb hat es auch e.ne bc-
sond-ere Bedeutung, datz Sie, meine Herren, als die gewählten und
bernfenen Vertreter des bayerischen Volkes und zugleich als die
Vertreter aller Parteien mir Jhre llnterftlltzung zuzestchert haben.
Das eine ist klar, datz keine Regierung in der heutigen Zeit dcm
Feinde gegenllber Len Abwehrlampf gewinnen kann, wenn sie sichi
nicht auf die Volksvertretung stlltzen kann, wenn sie nicht
die Volksvcrtretung gleichsam mit einlaut in ihren Oiaanismus,
und wenn sie sich nicht mittellar auf das deutsche Volk stützen kann.
Nur solange das Volk einmütig zusammenhält, solange es im
besetzten wie im unbesetzten Gebiete alle Kräfte «imniitig einstellt
auf die Mbwehr des widerrechtlichen Einbruchs der Franzosen und
der Velzier, solange können Sie als die Vertreter des Volkes, und
folange können wir als die Leiter der Reichsregierung den Abwehr»
kampf mit Aussicht auf Erfolg führen. Mas darin geschehen kann,
was immer in unserer Kraft liegt, wird geschehen, um die
durch die Besetzung hervorgerufenen Leiden zu lindern. Wir sind
dankbar unseren aufopfernden Brlldern und Schwestern, die treu zu
uns stehen. Wir müssen uns durchsetzen, wir müssen den Weg,
den wir betreten haben, gerade und unbeirrt weitergehen,
wir müssen dem Volke klar machen, datz innere Ordnung und ein»
miitige Einstellung auf die äutzeren Ziele unserer Politik das ist,
wovon das Schicksal des deutschen Volkes und unseres
Landes abhängt. Und so sage ich Jhnen, meinc Herren, herztichen
und aufrichtigen Dank für die Worte, die Sie gesprochen haben,
und bitte Sie, diess Worte auch den übrigen Herren des Parlaments
übermittcln zu wollen, zugleich aber auch di« Zusage, datz wir :n
der Reichsregierung unüeirrt diesen Weg weitergehen werden,
und datz wir uns nicht nach irgendeiner Seite hin werren abbringen
lassen. Zugleich bitte ich Sie auch die Zustcherung entgegenzunehw.en,
datz, wie ich in mciner ersten Red« im Reichstage ausgesührt habe,
ich es mir besonders angelegen sein lasien werd«, die Eigenart
der Länder, die Cigenärt der deutschen Volksstämme zn
beriiüsichtigen, denn nur aus den einzelnen Stämmen und
LänLern setzt stch das Reich zusammen. Die Kräfte der cinzelnsn
Lünder und deren Zusammenfassung machen die Kraft des Reiches
aus. Jch danke Jhnen nochmals herzlich, und seien Sie überzeugt,
ich gehe von hier neu gestärkt und gekräftigt sort, weil ich weitz,
datz Banern hinterder Reichsregierung steh t."

Der Reichslanzler drllckte daraus den einzelnen Herren die Hanb
und nahm dann eine Besichtigung des Landtagsgebäudes vor, wobei
er wiederum durch lebhafte Hoch- und Heilrufe einer zahlreichen
Meiffchenmenge unterbrochen wurde. — Die knapp bemesiene Zeit
des Aufenthaltes des Reichslanzlers ist ausgefüllt mit repräsentativen
Pflichten. Zu diesen zählte in den Bormittagsstunden ein Besuch
beim Nuntius Pazelli, am Nachmittag ein Besuch beim Kar-
dinal von Faulhaber und Leim evangelischen Kirchenvräsiden-
ten Ö. Veit. Um 12 Uhr besuchte der Reichslanzlcr das Rathaus,
wo Ler Oberbürgermeister und die Stadträte den Reichskanzler er->
warteten. ihm die Repräsentationsräume zeigten, und ihm bei einem
kleinen Jmbitz ein Elas Pfälzer Wein kredenzten.

Der Festabend im alten Rathaussaal.

Jm alten Rathaussaal hatten sich abends zum feierNckwn Emp«
fang die Spitzen der Behörden usw. eingefunden.

Ministerpräsident vo» Knilling

hielt hierbei die Begrlltzungsansprache, in der er u. a. ausführt«:
Jn diesem stolzen Saale, der im Laufe der Zeiten Zcuge >a mancher
denkwllrdigen Veranstaltung war, haben sich heute die Vertreter
aller Stände und Berufe versammelt, um der aufrichtigen
Freude Ausdruck zu geben. mit der wir Baycrn den Reichskanzler
in der Landeshauptstadt willkommcn heitzen. Vom ersten Tag sei»
ner Amtsführung an hat Neichs-kanzler Luno sich es angelege»
sein lassen, enge und gute Beziehungcn zu den einzelnen Staate»
zu pslegen. Er hat es als eincn Leitsatz sciner Regierunz bczeich»
net, datz nur eine vom Vertrauen der Länder getra»
gene Neichsregierung dieEinigkeit des Reiches
nach autzen und innen zur kraftvollen Eeltuni bringcn
könne. Seinen heutigen Vcsuch dürfen wir als eine neue Ve-
stütigung dieser seiner Ueberzeugung ansehen. in der sich die kaye»
rische- Regierung und das bayerijche Volk mit ihm eini wisien. Wir
freuen uns, an der Spitze der Reichsleisung einen Mann zu sehsn,
der in dieser Erund- und Lebensfrage des Reiches auf diesem Stand»
punkt steht und Ler als Staalsmann danach handelt, und zwar
schätzen wir uns glücklich daroü gcrade im Interesse des Reiches
selbst, dessen tiefste und stärkste Krastquelle in den Ländcrn ruht.
Wir grützen in Herrn Reichskanzler Luno den Repräsen-
tanten der wahren Reichseinheit. Wir ehren in ihm
aber auch den Repräsentante», unseres nationalän
Willens. den Vorkämpfer unscrer nationalen Ehre und den
starlen Fiihrer zu nationalen Zielen, Er hat unser Volk in stinea
 
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