^ Zchrgang Ar. 167
Posk' erscheiirtwöchestl- stebenmal. veNaien: SidaSkaliakSoimt-s —
^^«.^"u-arbiatt lMontag-, - Literaturblatt -Sockichuibeiiagc tmon -tlich).
—, "">1t« BettrSae obne »erantwortnng. Rücksendung nur, wen» Porto beiliegt.
Heidelberger Zeitung
tGegründet 1853)
««d
Sandelsblatt
Sleu-tag, den 19. Äml 1923
1».->»>>-»>-->-. >> > .— ...»,
HanptgeschLftsstrlle v. Schrtstleitg. der »Badtschen Post"Heibelberg, Hanvtftr. 33, Frrnspr
Nn 18L Berliner Bertretnng: Berli, SV <8, Atmmerstrab« g, Frrnspr. Zentr. «L
MLnchnerDertretmlg: München, Seorgenstr. 1S7, Fernspr. St«S7.
>>>-.-.--^ > .- ... > _
«ostsckeck-aonto r Srantsurt a. M. vi»i»
Eb?,^^^"S^reis der,Bad. Post^ Mk. bgvU - lauLlchl Znstellgebühr,. Selbstabhol. Mtk. 5biI0.-. Auslaud Mk. ISSUS.-
zumL. jed.Mts.angenommkii. Aml u.S noch gclief.Zeilungensind nach d.tkinzelverkaufspreis zube-
Preisd. Ei»zeluumMerMk-3VO.-. JftdieZeitung amErschcineuverhinvcrl,brsteht ketn Anspruch aufEntschädigung
»ostsckeck.»»««»! »r««N«rt a. M. vl«1»
Anzeigeuvreifc: die41 mw breite Nonpareillezeile kostet:lokaleStellengeIuche Ml.SK ,.-. kl.BelegenheitsanzeigenMk. Süv.-»
Familienanzeigen Mk 4M.—. iSeschäftranzeigen Mk. S00 —, Finanz- und Jndustrieanzergen Mk. Sgg.-, mit Platzvorschrift unb
Montag« Mk. SO.— mehr. Die 98 ram breste Reklamezeile kostet Mk. LOOO.—, Anzeigen und Reklamen von auswärts 2S°/, höher
Fravzöfisthe StlmuMgsmache.
AllerhauL Versprechuugen, um Deutschland z« köderu-
Von unserem -Korrespondenten.
London. 18- Jlini.
Pariser Vertreter der .^Times" gibt eine Darstellung der
^^ter Liirie zur C t i m m u n gs ina ch e in Deutsch -
u o Lsstimmt ist. Darnach haüe man in Paris sich davon iiber-
^ (?), Latz die Einstellung Les passiven WiLerstanLes in erster
technische Frage sei. Celbft wenn die deutsche Regierung
^ d*lmmenarbeit zwischen der deutschen Arbeiterschast und den
I« ,t?Üschen Behörden keine HinLernisse in den Weg legen wiird-e,
Loch die normalc Tätigkeit des RuhrgebieLs noch nicht
* hergestellt werden, wenn nicht zugleich auch wieder eine nor-
^.^rbindung zwischen dem besetzten uwü dem unbesetzten Gebiet
^^jtellt werde. Er sei deshalb üavoii überzeugt. datz Franlrsich
>djj^"etn Waffensiillstand d>ie Besetzung nicht nilr unsichtbar machsn
^lh^' sorrdern Latz es auch bereit sei, den Druck zu lockern und sosort
von den Barrieren niederzureitzen, die zur Absperrung Les
ELebiets errichtet wurden. (????) Währenid Ler Berhairdlungen
di« eigentliche Reparationsfrage könnte Deutschland die Aus-
^ "on Kohle und Kols nach Frankreich uird Belgien erlaubt wer-
">ähreirü diese üeiden Lärrder das E.irfuhrverbot der Erzeugnisse
^li^uhrgebiets zurückziehen würden. Die Frage sei nur, ab die
-yv ,^^3^>niug selbst unter dieser Voraus-setzung bereit wäre,
st ^utschland aus Einstellung des Widerstandes hiiMwirken. Es
^natürljch sehr wünschenswert, datz zwischen Paris und Lon-
in dieser Hinsicht ein« Verständigung erzielt werde. Aber falls
"lcht möglich sein sollte, so würde vielleich't Deutschlaird den Ver-
"suchen, die Ruhraffäre in fre-undschaftlicher Weise mit FranL-
öu regeln. (?) Deutschland könnte zu diesem Zweck seiner
Note einige Ergänzungen anfügen und dwboi in offizieller
Nichtoffizieller Wei.se seiner versähulichen (!) Stinimung Aus-
> ^ geben.
^^ebei die noch immer unklar« Lage schrsibt der ,Z>igaro":
^>ag« bleibt ziemlich mitzlich, Lesonders weil die
^ungen Rücksicht auf ihre Parlament« nehmen müssen, Bald -
^ snüsse Deutschland überzeugen, datz es auf seinen paffiven
l^Ia verzichte, ohnc iirdes sel'bst Lie ofsizielle Einwilligung
a»ds zur Ruhrbesetzung zu geben. Darüber nrüsfe er im dlnter-
rin Donnerstag Red« und Antwort stehen. Reichskanzler
könne seinerseits, obwohl er von oer Nutzlostgkeit überzeugt
>>^-). nichi auf Len Ruhrwiidevstand verzichten, ohne Gefahr zu
g«stürzt zu werden.
!>f?^>chzcitig wirkt natürlich die noch iminer nicht gelöste bel-
^inisterkrise lähmend aus den Fortgang der alli-
" Verhandlungen, zumal noch immer keine Aussicht aus ihrs
!^!sn ^ieht. Der „Avenir" drückt heute morgen noch einmal die
^""4 Frankreichs aus, datz Theunis sein eigener Nachsolgir
s>d> " möge. Jedenfalls dürse die augenblickliche Krise nicht allzu
hjl dauern, denn Berlin dächtenicht daran zu kapi-
« n, solang« in Brllssel resultatlos beraten wivd. JnLou -
^>«i irachte man vielleicht, wenigstens in gewissen Kreisen, diss
^>oi nicht ohne bedeutende Unannehmlichkeit.
! Die öblichen Reden.
Wvot Lber die äntzere, MMeraud iiber die iuuere Politik.
ü S t. M i h i e l d « Maurienne wurde gestern einDenk -
^ ^ Soldaten enthüllt, die als ilrlauber in ihre
Pario, 18. Funi.
^anü hätte cntwafsnen müssen, und es hat nicht entwassnet. (!)
,«i« künnen Lamit rechnen, datz wir das Notwensigste ver-
?>r j" Derden, um dieje unerlätzliche Entwassnung zu erzielen.
z>n""d entschloffen, durch Zwang d>« Zahlungen zu «rreichen, die
schutdet, denn man kann nicht dubden, datz der französtschs
iahler sür den Leutschen Steuerzahler bezahlt. Um unjere
dstgeu zu stchern, sind wir in das Ruhrgebiet emmarschiert,
üen wrr in zwei Jahren ein Deulschlanü wiedergefunüen
völlig bereit gewesen wärc, sich unseren Fovderungen mit
l'l -'t Zu widersetzen. (??) Heute sind wir wesentlich besser daran
^>lern. wir werden im Ruhrgebietbleiben, jo-
^ wir nicht bezahlt sind. Es handelt sich um einen
(.'»enden «rnsten Kampf. Aber sie Regierung ist entschlossen,
zum Ende durchzusühren. Sie weitz, datz si« das Land hiurer
ui«, datz das solange bleiben wivd, solang« Las Uuternehmen
Der Minister sprach Mietzlich oon einem pazifistischen
' fv? den die Völker verlangten, die nicht mehr lebdcn wollten.
°Prästdent der Republik Millerand wo^nte gcstern einem
der vepubliianischen Presse bei und hielt dabei eine Rede,
sagt«: Einige Monate vor der Wahlperiode wivd es mir
>n>l,' fein, den Wunsch auszufprechen, Latz da, wo die Eini'
den verfchiedenen Nuancen der republikanifchen
v chg« füh r t werden kann, diose wenigstens im
d>
reffe
aus«
^lpses nicht di« Gefahr vergesse, die uns g e st e'r n ge m e i u
, «r, unb die Schwierigkeiten, die auch H«u1e noch bestehen.
tz, "Siket nicht die Notwendigkeit einer inneren Politik, wemr
^ dine ihrer wesentlichsten Bedingungen bezejchnete, sie nicht
lijjs^urteilen zu wollen, als im Zuisammenhang mit derAutze n-
' Wenn Frankreich stark und einig bleiben will, um sein
Teltung zu bringen, ist es nicht eine elementar« Weisheit,
Streit unter den Franzosen zu verhindern?
Eine Mah«««g a» Frankreich.
-ffp>
..P-
Md
18- 2uni. (Elg. Dr.
- ü. - Partei des Staates New ^ —, „ —, -
- > s. Er erklärte eirtem Vertreter des „Petit Paristen
Der
Pc
, der demo-
augenbUcklich
>iitz^nkreich sich ein sremdes Land zum Freund machen woll«,
er vor allen Ding-en Freundschast mit den Bürgern dieses
Landes schließen. Das Heilmittel. um aus dem gegenwärtigen
Leiden der Bündnisse hcrauszusinden, sei keine finanzielle Kom-
bination, jondern berrche daraus, datz die M ärkteaufderWclt
sich gegenscitig wieder offneten. Man hätte früher
über das deutsche Regime geklagt,' es hätt« nichts gegeben, was durch
üie Schuld Frantreichs auch heute noch der Lemokvatischen Jdee mehr
widevsprochen hätt«.
Sie Wdroffelung -es EistOahnverkehrs.
Der Weg nach Hollaud abgesperrt.
Eigene Drahtmeldung.
Aus dem Ruhrgebiet, 18. Juui.
Am Sountagmorgrn befetzte« Lie Franzojen den Bahnhof
Eelsenkirchen-Wattenfcheid und gleichzeitig die dicht
neben dem Bahuhos liegende Schachtanlage Holland, wo fie die dort
vorhandenen Kohleu- und Koksvorräte „befchlagnahmten". Mit der
Besetzung diefes Bahnhofs ist der E i s en b a h n v er k e hr im
südlichen Teil des Ruhrgebiets mmmclir vollkommen
stillgelegt. Eine andere Abteilung Franzoscn befetztc geftern
die Zeche Hugo in Buer. Am Lause Les heutigen Montag zerstör-
ten die Franzofen das Eiseubahngleis zroijchen Gelsen-
kirchcn-Bismarck und Buer-SLd. Damit ist die letzte
dcntsche Eisenbahnlinie vom besetzten ins unbesctztr Eebiet aus-
gsjchaltet. Man hatte diesen letztere» Eingriss nicht erwartet, da avs
dieser Linie -ie aus Srnnd des de u t j ch - h o l l L n di s ch e n
Wirtschaftsabkommens zu liesernden Kohlenmeugen ab-
trmrsportiert werdcu. Mit der Erdroffelung des Eisenbahnverkehrs
geht eiue starke Patzkontrolle Hand in Hand. Bei der Answeisung
der Eisenbahner verfahren -ie Franzosen mit grötzter Bruta-
lität. Die Eisenbahner werdeu in Lastautos abtransportiert. Biel«
werden vo» -er Stratze weg verhastet.
Sonnlag morgen besetzte ferner ein stariker ftanzöstscher Trupp,
der auch Panzerautos mit sich Mhrte, das zum Mannesmann-Kon-
zern gehörewde Blechwalzwerk Erillo-Funke in Eel-
senkirchen-Schalke. Die Franzojen hatten stch «ln Avbeits-
kommando aus Saarbrücken mitgebracht, das sosort die fertigen
Stücke zur Verladung brachte.
Anf dem Bahnhof LünenLeschlagnahmten die Franzo-
sen am 16- Juni die für die Stadt bestimmten L e Le n s m i t t e l
der Ruhr- und Auslandshilse. Jn Dortmund und Langendreer sind
frcknzösijche Eisenbahner mit ihren Familien einge-
troffen und haben teils in Schulen, teils in Hotels Quartier be-
zogen. Auf den Strecken Langendreer—Witten-West, Hagen-Vorhalle
und Hagen—Herdecke haben die Franzojen die Schienen aufge-
rissen. Die Bahnhöfe südlich der Ruhr und im Bezirk Hagen sind
am 16. Juni von den Frangosen geräumt worden. Jm unbrjetzten
Eebiet werden die Züge nur noch bis zu den Stationen Ober-Aden,
Wickede, Affeln und Schwerte gefahren.
Der Oberbürgermeister von Recklinghausen richtete an
Eeneral Laignelbt im Namen der gefamten Bürgerschaft ein Pro -
testschreiden wegen der Niederschietzung des Kaufmanns Möller.
worin festgeftellt wird, datz dft Verhängung des Belagerungszu-
standes und die Knebelung der Bürgerschaft durch verschärfte
Zwangsinatznahmen völkerrechtswidrig ist.
llm -as Saargebiet.
Fraukreich verharrt ans seiueu Anncktionsgeliiste».
Vo» unserem 8-Korrespondenten.
^ Paris, 19. Zimi.
Da England darauf beharrt, datz der Völkerbund in seine-r am
29. Juni beginnenden Tagung die Saarfrage in aller Eründlich-
keit erörtere, glaubt Frantreich die Eelegenheit dazu benutzen
zu künnen, gegen Las bisherige Regime im Eaargebiet aufzutreten
und di« Fovderung zu erheben, datz dieses vollkommen abgeändert
werde, natürlich gemätz Len ftanzösischen Annektionswünschen. Per-
tinax im „Echa de Paris" erklärt heute, datz Frankreich mit dem
geg-eirwärtigen System im Saargebiet ebenso unzusrieden sei wie
Englanid, nnd datz infolgedessen mit der ganzen Vergangenheit ge-
brochen werden müsse. Rtan habe es nicht verstartden, die Bewohner
des Saargebiets, dt« sich Frantreichs Sach-e anschlietzen wollten, im
dieser lsieigung zu Lestärken. Den Vrotzindusttiellen, insbesondere
Röchling gegenüber, sei man zu nachsichtig (!) gowefen, nn- diese
hätten nunmehr die Maske abgeworfen unh teiten die antiftanzö-
sische Kampagne. Während Berltn gelegentlich des letzten Berg-
arbeiterstteits zur Unterstütznng üer Arbeiter 12 Millionen F-ranken
a-usgegeben habe, habe Frankreich nichts dergleichen getan, und um
die ArLeiter zur Wiederaufnahme chrer Tättgkeit zn bewegen, habe
man diesen di« grötzten Zugeständniffe machen müffen. Die Saar-
regierung würd« nur dann imstande sein, ein festes unddauer-
haftes Werk zu vollbringen, (d. h. deutlich gesprochen: Las
Saargebiet fü-r di« Annexion Frankreichs oorbereiten), wenn sie
nicht immer wieder voi der Gesahr stände, getadelt und sogar jedes
Jahr darch de» Völkevbundsrat abberufen zu wevden.
Die neuen Lohnverhandlungen.
Verkiu, 18. Juni. (Eig. Drahtm.) Die heute nachmittaa rm
Reichsfinanzministerium begonnenen Verhandlungen zwischen
den Reichsbehörden und den Spitzenorganisationen
der S taa t s a r b e i t e r werden untcr dem Zeichen einer grnnd-
sätzlich und tatsüchlich sehr bedeutungsvollen Frage geführt werdea.
Die Staatsarbeiter, insbesondere die Eisenbahner, beabsichtigen, wie
wir erfahrcn, -ie Forderung zu vertreten, satz die Lohngrnnolage in-
sofern verändert wevde, als ein Schlüffel zur Sicherungder
Wertbeftändigkeit ihres Einkommens gesucht werden
soll. Abschlictzende Vorschläge nach dieser Richtung hin sind jedoch
heut« nicht unterbreitet worden, da es sich zunächst um Vorbesprechun-
gen handelt und ein Jndex von dauernder Wttksamkeit bisher nicht
gefunden worden ist. Dagegen wird die Forderung nach einer Ent -
chuldungszulage in namhaster Höhe bei den Verhandlnngen
diesmal eine besondere Rolle jpielen.
ÄeulsK-södslawis-esÄeparasionsabkvmmen.
Bon unserem Lk--Korrespo«deuteu.
Wien, 13. Zmri.
Die Verhandlungen des dentsche« Unterstaatssekretär»
Dr. Kuntze und der südslawischen Regierung über die dcutsche«
Reparationsleistungen an den Südslawenstaat, die
während der letzten Zeit in Belgrad geführt wurden, stud ab-
geschlossen. Ueber das Ergebnis der Berhandlungen, oie vor einige»
Tagen auf einem kritischen Punkte angelangt waren, der jedoch über»
wunden werden konnte, machte der siidslawische Justzmiuister
Dr. Markovic die solgenden Mitteilungsn:
Der Degenstand der Verhandlungen, welche wir mit den deutsche»
Vertretern führten, waren einige Fragen, die die deutschen Wieder-
gutmachungsverpflichtungen betreffen, die aber nicht nmnittelüar t»
den Wirkungskreis der Wiedergutmachungskommiffion in Pari,
gehören. Trotzdem wird die Wiedergutmachungskommission auch das,
woruber wir uns geeinigt haben, beglaubigen müffen, da jie nach dew
Friedensvertrage in allen Wiedergutmachungsfragen das oberste
Organ der Verbündeten ist. Daher wird das Uebereink>.mmen wit
Deutschland erst dann in Kraft tteten, wenn es von der Wieder»
gutmachungskommiffion angenommen wuvde.
Die erste Frage, die berührt wurde, ist eme Frrze, iber die
schon seit mehr als einem Jahre ersolglos verhandclt wurde, das ist
die Frage der V i ehlie f e rung en. Wir haben noch im Zahre
1921 der Wiedergutmachungskommission eine Liste aller Lieharte»
überreicht, di« wir von Deutschland auf Rechnung der Wiedergut»
machung zu bekommen hätten. Die Wiedergutmachungskommiffio»
hat uns auch für die Jahre 1921, 1922 und 1923 ein gewiffes Kon-
tingent bewilligt. Bei der Uebernahme des Biehes haben sich jeüoch
ziemlich grotze Schwierigkeiten ergeben, wovon die grötzteu die Trans-
portschwierigkeiten find. Die lleberfuhr hat fich als sehr teuer er«
wiesen. Autzerdem braucht unser Staat andere Artikel uiel uot-
wendiger als Vieh. Aus diesem Erunde wurde eiu deutsche»
Angebot, datz Deutschlaud anstatt Vieh andere Ar»
tikel liefernwerde, angeuommen. Wir haben uns weitrr
vahin verständigt, datz wir sür das laufende und für das nächste Jahr
freiwillig auf jede Viehlieferung verzichten. Dies bedeutet für
Deutschland, dem die Beschasfung des Viehes grvtze Schwierigkeiten
macht, einen nicht zu unterjchätzenden Vorteil. Dafür haben wir ven
Deutschland eine Entschädigung bekommen, die darin besteht, datz uns
in Deutschland sofort «in Kredit von SMillionenEold-
mark bewilligt wurde, für welchen Betrag wir in Deutschland
andere Artikel bestellen müffen. Dabei sind zwei Zusätze zn beachten»
und zwar für eine Million Eoldmark müssen wir in Deutschland
Salz einkaufen; zweitens ift in diesem Betrag von S Millionen
die Entjchädigung unseres Staates für die Markentwertung einbe-
grisfen, und zwar in bezug auf eine Lieferung im Werte von 30 Mil-
lionen Papiermark, welcher Betrag hente einen Wert von nur
50 000 Dinar bedeutet. Diese 30 Millionen Papiermark sind uns
nämlich zur Verfügung gestanden als Entschädigung für eine aus-
gebliebene Viehlieferung.
Die zweite Frage, von der oerhandelt wurde, betrifst die
» 0 0 Lokomotiven, die wir im Zahre 1921 bestellten und dcren
Wert in Papiermark festgesetzt wurd«. Diese Lokomotiveu srnd i»
den Zahren 1922 und 1923 geliefert worden und etwa 30 Stück find
noch immer ausständig. Die Deutschen oerlangten insolge der Mark-
entwertung eine Preiserhöhung von 17 Millionen Eoldmark, was
der Minister noch im Dezember mit Zustimmung des Staatsrate»
anerkanut hat. Jetzt ist die Frage entstanden, wie wir diese 17 Mil-
lionen Goldmark dem deutschen Staate bezahlen sollen. Die deut-
schen Delegierten veklangten, diese Summe sollte auf Rechnung der
Wiedergutmachuugen fnr die Jahre 1924 und 192S gehen, was so viel
bedeuten würde, datz wir diesen Betrag bar bezahlen mützteu. Wir
konnten darauf nicht eingehen und machten den Vorschlag, der Be-
ttag solle auf das 21-er Jahr gutgeschrieben werden. Daraus konnten
wieder die Deutschen nicht eingehen. Wir einigten uns schlietzlich da-
hin, dah 40 A auf das Jahr 1921, 30 SL auf das Jahr 1924 und
30 auf das Jahr 1925 fallen sollen. Auch darauf stnd wir nur
unter der Bedingung eingegangen, datz uvs für diese Zcchre ein
Kredit von 4 Millionen Goldmark mehr bewilligt wurde. Prak-
tisch fieht die Sache so aus: Die Deutschen haben gewonnen, weil di«
Jndusttien die Herstellungskosten bar bezahlt erhalten, wir gewinnen
dadurch, datz wir von Deutschland einen Extralredil bewilligt be-
kommen, der uns ermöglicht, im laufenden Jahre um 9 Millionen
Goldmark mehr Bestellungen zu machen.
Die dritte Frage bezieht sich auf einige Bestellungen, welche wir
im Dezember v. I. machten uud die Deutschland nicht vollführte. Die
Deutschen gaben eine Erklärung ab. datz dte Bestellungen ordnungs-
gemätz erledigt werden.
Die vierte Frage bettaf dieEntschädigung für Z n d ust r -«»
maschineu, die aus Serbien und Montenegro während
der Besetzung verschleppt wurden. Es wurde auch rn dies« Frag»
eine Einigung erzielt und zwar in der Weise, dah Deutschland
1 200 000 Goldmark als Entschädigung für die Maschinen -md 800 000
Goldmark als Entschädignng für die Veschlagnahme unserer Depofiteo
bei der Berliner Handelsgesellschaft zahlen wtrd.
Zuletzt wurde die Beschlagnahme deutscheu Eigen-
tums in Südslawien Lesprochen. Die südslawische Delegatio»
hat versprochen, datz diejenigen Eüter, die ihrem Eigrnttimer «ts
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»ostsckeck.»»««»! »r««N«rt a. M. vl«1»
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Montag« Mk. SO.— mehr. Die 98 ram breste Reklamezeile kostet Mk. LOOO.—, Anzeigen und Reklamen von auswärts 2S°/, höher
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AllerhauL Versprechuugen, um Deutschland z« köderu-
Von unserem -Korrespondenten.
London. 18- Jlini.
Pariser Vertreter der .^Times" gibt eine Darstellung der
^^ter Liirie zur C t i m m u n gs ina ch e in Deutsch -
u o Lsstimmt ist. Darnach haüe man in Paris sich davon iiber-
^ (?), Latz die Einstellung Les passiven WiLerstanLes in erster
technische Frage sei. Celbft wenn die deutsche Regierung
^ d*lmmenarbeit zwischen der deutschen Arbeiterschast und den
I« ,t?Üschen Behörden keine HinLernisse in den Weg legen wiird-e,
Loch die normalc Tätigkeit des RuhrgebieLs noch nicht
* hergestellt werden, wenn nicht zugleich auch wieder eine nor-
^.^rbindung zwischen dem besetzten uwü dem unbesetzten Gebiet
^^jtellt werde. Er sei deshalb üavoii überzeugt. datz Franlrsich
>djj^"etn Waffensiillstand d>ie Besetzung nicht nilr unsichtbar machsn
^lh^' sorrdern Latz es auch bereit sei, den Druck zu lockern und sosort
von den Barrieren niederzureitzen, die zur Absperrung Les
ELebiets errichtet wurden. (????) Währenid Ler Berhairdlungen
di« eigentliche Reparationsfrage könnte Deutschland die Aus-
^ "on Kohle und Kols nach Frankreich uird Belgien erlaubt wer-
">ähreirü diese üeiden Lärrder das E.irfuhrverbot der Erzeugnisse
^li^uhrgebiets zurückziehen würden. Die Frage sei nur, ab die
-yv ,^^3^>niug selbst unter dieser Voraus-setzung bereit wäre,
st ^utschland aus Einstellung des Widerstandes hiiMwirken. Es
^natürljch sehr wünschenswert, datz zwischen Paris und Lon-
in dieser Hinsicht ein« Verständigung erzielt werde. Aber falls
"lcht möglich sein sollte, so würde vielleich't Deutschlaird den Ver-
"suchen, die Ruhraffäre in fre-undschaftlicher Weise mit FranL-
öu regeln. (?) Deutschland könnte zu diesem Zweck seiner
Note einige Ergänzungen anfügen und dwboi in offizieller
Nichtoffizieller Wei.se seiner versähulichen (!) Stinimung Aus-
> ^ geben.
^^ebei die noch immer unklar« Lage schrsibt der ,Z>igaro":
^>ag« bleibt ziemlich mitzlich, Lesonders weil die
^ungen Rücksicht auf ihre Parlament« nehmen müssen, Bald -
^ snüsse Deutschland überzeugen, datz es auf seinen paffiven
l^Ia verzichte, ohnc iirdes sel'bst Lie ofsizielle Einwilligung
a»ds zur Ruhrbesetzung zu geben. Darüber nrüsfe er im dlnter-
rin Donnerstag Red« und Antwort stehen. Reichskanzler
könne seinerseits, obwohl er von oer Nutzlostgkeit überzeugt
>>^-). nichi auf Len Ruhrwiidevstand verzichten, ohne Gefahr zu
g«stürzt zu werden.
!>f?^>chzcitig wirkt natürlich die noch iminer nicht gelöste bel-
^inisterkrise lähmend aus den Fortgang der alli-
" Verhandlungen, zumal noch immer keine Aussicht aus ihrs
!^!sn ^ieht. Der „Avenir" drückt heute morgen noch einmal die
^""4 Frankreichs aus, datz Theunis sein eigener Nachsolgir
s>d> " möge. Jedenfalls dürse die augenblickliche Krise nicht allzu
hjl dauern, denn Berlin dächtenicht daran zu kapi-
« n, solang« in Brllssel resultatlos beraten wivd. JnLou -
^>«i irachte man vielleicht, wenigstens in gewissen Kreisen, diss
^>oi nicht ohne bedeutende Unannehmlichkeit.
! Die öblichen Reden.
Wvot Lber die äntzere, MMeraud iiber die iuuere Politik.
ü S t. M i h i e l d « Maurienne wurde gestern einDenk -
^ ^ Soldaten enthüllt, die als ilrlauber in ihre
Pario, 18. Funi.
^anü hätte cntwafsnen müssen, und es hat nicht entwassnet. (!)
,«i« künnen Lamit rechnen, datz wir das Notwensigste ver-
?>r j" Derden, um dieje unerlätzliche Entwassnung zu erzielen.
z>n""d entschloffen, durch Zwang d>« Zahlungen zu «rreichen, die
schutdet, denn man kann nicht dubden, datz der französtschs
iahler sür den Leutschen Steuerzahler bezahlt. Um unjere
dstgeu zu stchern, sind wir in das Ruhrgebiet emmarschiert,
üen wrr in zwei Jahren ein Deulschlanü wiedergefunüen
völlig bereit gewesen wärc, sich unseren Fovderungen mit
l'l -'t Zu widersetzen. (??) Heute sind wir wesentlich besser daran
^>lern. wir werden im Ruhrgebietbleiben, jo-
^ wir nicht bezahlt sind. Es handelt sich um einen
(.'»enden «rnsten Kampf. Aber sie Regierung ist entschlossen,
zum Ende durchzusühren. Sie weitz, datz si« das Land hiurer
ui«, datz das solange bleiben wivd, solang« Las Uuternehmen
Der Minister sprach Mietzlich oon einem pazifistischen
' fv? den die Völker verlangten, die nicht mehr lebdcn wollten.
°Prästdent der Republik Millerand wo^nte gcstern einem
der vepubliianischen Presse bei und hielt dabei eine Rede,
sagt«: Einige Monate vor der Wahlperiode wivd es mir
>n>l,' fein, den Wunsch auszufprechen, Latz da, wo die Eini'
den verfchiedenen Nuancen der republikanifchen
v chg« füh r t werden kann, diose wenigstens im
d>
reffe
aus«
^lpses nicht di« Gefahr vergesse, die uns g e st e'r n ge m e i u
, «r, unb die Schwierigkeiten, die auch H«u1e noch bestehen.
tz, "Siket nicht die Notwendigkeit einer inneren Politik, wemr
^ dine ihrer wesentlichsten Bedingungen bezejchnete, sie nicht
lijjs^urteilen zu wollen, als im Zuisammenhang mit derAutze n-
' Wenn Frankreich stark und einig bleiben will, um sein
Teltung zu bringen, ist es nicht eine elementar« Weisheit,
Streit unter den Franzosen zu verhindern?
Eine Mah«««g a» Frankreich.
-ffp>
..P-
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18- 2uni. (Elg. Dr.
- ü. - Partei des Staates New ^ —, „ —, -
- > s. Er erklärte eirtem Vertreter des „Petit Paristen
Der
Pc
, der demo-
augenbUcklich
>iitz^nkreich sich ein sremdes Land zum Freund machen woll«,
er vor allen Ding-en Freundschast mit den Bürgern dieses
Landes schließen. Das Heilmittel. um aus dem gegenwärtigen
Leiden der Bündnisse hcrauszusinden, sei keine finanzielle Kom-
bination, jondern berrche daraus, datz die M ärkteaufderWclt
sich gegenscitig wieder offneten. Man hätte früher
über das deutsche Regime geklagt,' es hätt« nichts gegeben, was durch
üie Schuld Frantreichs auch heute noch der Lemokvatischen Jdee mehr
widevsprochen hätt«.
Sie Wdroffelung -es EistOahnverkehrs.
Der Weg nach Hollaud abgesperrt.
Eigene Drahtmeldung.
Aus dem Ruhrgebiet, 18. Juui.
Am Sountagmorgrn befetzte« Lie Franzojen den Bahnhof
Eelsenkirchen-Wattenfcheid und gleichzeitig die dicht
neben dem Bahuhos liegende Schachtanlage Holland, wo fie die dort
vorhandenen Kohleu- und Koksvorräte „befchlagnahmten". Mit der
Besetzung diefes Bahnhofs ist der E i s en b a h n v er k e hr im
südlichen Teil des Ruhrgebiets mmmclir vollkommen
stillgelegt. Eine andere Abteilung Franzoscn befetztc geftern
die Zeche Hugo in Buer. Am Lause Les heutigen Montag zerstör-
ten die Franzofen das Eiseubahngleis zroijchen Gelsen-
kirchcn-Bismarck und Buer-SLd. Damit ist die letzte
dcntsche Eisenbahnlinie vom besetzten ins unbesctztr Eebiet aus-
gsjchaltet. Man hatte diesen letztere» Eingriss nicht erwartet, da avs
dieser Linie -ie aus Srnnd des de u t j ch - h o l l L n di s ch e n
Wirtschaftsabkommens zu liesernden Kohlenmeugen ab-
trmrsportiert werdcu. Mit der Erdroffelung des Eisenbahnverkehrs
geht eiue starke Patzkontrolle Hand in Hand. Bei der Answeisung
der Eisenbahner verfahren -ie Franzosen mit grötzter Bruta-
lität. Die Eisenbahner werdeu in Lastautos abtransportiert. Biel«
werden vo» -er Stratze weg verhastet.
Sonnlag morgen besetzte ferner ein stariker ftanzöstscher Trupp,
der auch Panzerautos mit sich Mhrte, das zum Mannesmann-Kon-
zern gehörewde Blechwalzwerk Erillo-Funke in Eel-
senkirchen-Schalke. Die Franzojen hatten stch «ln Avbeits-
kommando aus Saarbrücken mitgebracht, das sosort die fertigen
Stücke zur Verladung brachte.
Anf dem Bahnhof LünenLeschlagnahmten die Franzo-
sen am 16- Juni die für die Stadt bestimmten L e Le n s m i t t e l
der Ruhr- und Auslandshilse. Jn Dortmund und Langendreer sind
frcknzösijche Eisenbahner mit ihren Familien einge-
troffen und haben teils in Schulen, teils in Hotels Quartier be-
zogen. Auf den Strecken Langendreer—Witten-West, Hagen-Vorhalle
und Hagen—Herdecke haben die Franzojen die Schienen aufge-
rissen. Die Bahnhöfe südlich der Ruhr und im Bezirk Hagen sind
am 16. Juni von den Frangosen geräumt worden. Jm unbrjetzten
Eebiet werden die Züge nur noch bis zu den Stationen Ober-Aden,
Wickede, Affeln und Schwerte gefahren.
Der Oberbürgermeister von Recklinghausen richtete an
Eeneral Laignelbt im Namen der gefamten Bürgerschaft ein Pro -
testschreiden wegen der Niederschietzung des Kaufmanns Möller.
worin festgeftellt wird, datz dft Verhängung des Belagerungszu-
standes und die Knebelung der Bürgerschaft durch verschärfte
Zwangsinatznahmen völkerrechtswidrig ist.
llm -as Saargebiet.
Fraukreich verharrt ans seiueu Anncktionsgeliiste».
Vo» unserem 8-Korrespondenten.
^ Paris, 19. Zimi.
Da England darauf beharrt, datz der Völkerbund in seine-r am
29. Juni beginnenden Tagung die Saarfrage in aller Eründlich-
keit erörtere, glaubt Frantreich die Eelegenheit dazu benutzen
zu künnen, gegen Las bisherige Regime im Eaargebiet aufzutreten
und di« Fovderung zu erheben, datz dieses vollkommen abgeändert
werde, natürlich gemätz Len ftanzösischen Annektionswünschen. Per-
tinax im „Echa de Paris" erklärt heute, datz Frankreich mit dem
geg-eirwärtigen System im Saargebiet ebenso unzusrieden sei wie
Englanid, nnd datz infolgedessen mit der ganzen Vergangenheit ge-
brochen werden müsse. Rtan habe es nicht verstartden, die Bewohner
des Saargebiets, dt« sich Frantreichs Sach-e anschlietzen wollten, im
dieser lsieigung zu Lestärken. Den Vrotzindusttiellen, insbesondere
Röchling gegenüber, sei man zu nachsichtig (!) gowefen, nn- diese
hätten nunmehr die Maske abgeworfen unh teiten die antiftanzö-
sische Kampagne. Während Berltn gelegentlich des letzten Berg-
arbeiterstteits zur Unterstütznng üer Arbeiter 12 Millionen F-ranken
a-usgegeben habe, habe Frankreich nichts dergleichen getan, und um
die ArLeiter zur Wiederaufnahme chrer Tättgkeit zn bewegen, habe
man diesen di« grötzten Zugeständniffe machen müffen. Die Saar-
regierung würd« nur dann imstande sein, ein festes unddauer-
haftes Werk zu vollbringen, (d. h. deutlich gesprochen: Las
Saargebiet fü-r di« Annexion Frankreichs oorbereiten), wenn sie
nicht immer wieder voi der Gesahr stände, getadelt und sogar jedes
Jahr darch de» Völkevbundsrat abberufen zu wevden.
Die neuen Lohnverhandlungen.
Verkiu, 18. Juni. (Eig. Drahtm.) Die heute nachmittaa rm
Reichsfinanzministerium begonnenen Verhandlungen zwischen
den Reichsbehörden und den Spitzenorganisationen
der S taa t s a r b e i t e r werden untcr dem Zeichen einer grnnd-
sätzlich und tatsüchlich sehr bedeutungsvollen Frage geführt werdea.
Die Staatsarbeiter, insbesondere die Eisenbahner, beabsichtigen, wie
wir erfahrcn, -ie Forderung zu vertreten, satz die Lohngrnnolage in-
sofern verändert wevde, als ein Schlüffel zur Sicherungder
Wertbeftändigkeit ihres Einkommens gesucht werden
soll. Abschlictzende Vorschläge nach dieser Richtung hin sind jedoch
heut« nicht unterbreitet worden, da es sich zunächst um Vorbesprechun-
gen handelt und ein Jndex von dauernder Wttksamkeit bisher nicht
gefunden worden ist. Dagegen wird die Forderung nach einer Ent -
chuldungszulage in namhaster Höhe bei den Verhandlnngen
diesmal eine besondere Rolle jpielen.
ÄeulsK-södslawis-esÄeparasionsabkvmmen.
Bon unserem Lk--Korrespo«deuteu.
Wien, 13. Zmri.
Die Verhandlungen des dentsche« Unterstaatssekretär»
Dr. Kuntze und der südslawischen Regierung über die dcutsche«
Reparationsleistungen an den Südslawenstaat, die
während der letzten Zeit in Belgrad geführt wurden, stud ab-
geschlossen. Ueber das Ergebnis der Berhandlungen, oie vor einige»
Tagen auf einem kritischen Punkte angelangt waren, der jedoch über»
wunden werden konnte, machte der siidslawische Justzmiuister
Dr. Markovic die solgenden Mitteilungsn:
Der Degenstand der Verhandlungen, welche wir mit den deutsche»
Vertretern führten, waren einige Fragen, die die deutschen Wieder-
gutmachungsverpflichtungen betreffen, die aber nicht nmnittelüar t»
den Wirkungskreis der Wiedergutmachungskommiffion in Pari,
gehören. Trotzdem wird die Wiedergutmachungskommission auch das,
woruber wir uns geeinigt haben, beglaubigen müffen, da jie nach dew
Friedensvertrage in allen Wiedergutmachungsfragen das oberste
Organ der Verbündeten ist. Daher wird das Uebereink>.mmen wit
Deutschland erst dann in Kraft tteten, wenn es von der Wieder»
gutmachungskommiffion angenommen wuvde.
Die erste Frage, die berührt wurde, ist eme Frrze, iber die
schon seit mehr als einem Jahre ersolglos verhandclt wurde, das ist
die Frage der V i ehlie f e rung en. Wir haben noch im Zahre
1921 der Wiedergutmachungskommission eine Liste aller Lieharte»
überreicht, di« wir von Deutschland auf Rechnung der Wiedergut»
machung zu bekommen hätten. Die Wiedergutmachungskommiffio»
hat uns auch für die Jahre 1921, 1922 und 1923 ein gewiffes Kon-
tingent bewilligt. Bei der Uebernahme des Biehes haben sich jeüoch
ziemlich grotze Schwierigkeiten ergeben, wovon die grötzteu die Trans-
portschwierigkeiten find. Die lleberfuhr hat fich als sehr teuer er«
wiesen. Autzerdem braucht unser Staat andere Artikel uiel uot-
wendiger als Vieh. Aus diesem Erunde wurde eiu deutsche»
Angebot, datz Deutschlaud anstatt Vieh andere Ar»
tikel liefernwerde, angeuommen. Wir haben uns weitrr
vahin verständigt, datz wir sür das laufende und für das nächste Jahr
freiwillig auf jede Viehlieferung verzichten. Dies bedeutet für
Deutschland, dem die Beschasfung des Viehes grvtze Schwierigkeiten
macht, einen nicht zu unterjchätzenden Vorteil. Dafür haben wir ven
Deutschland eine Entschädigung bekommen, die darin besteht, datz uns
in Deutschland sofort «in Kredit von SMillionenEold-
mark bewilligt wurde, für welchen Betrag wir in Deutschland
andere Artikel bestellen müffen. Dabei sind zwei Zusätze zn beachten»
und zwar für eine Million Eoldmark müssen wir in Deutschland
Salz einkaufen; zweitens ift in diesem Betrag von S Millionen
die Entjchädigung unseres Staates für die Markentwertung einbe-
grisfen, und zwar in bezug auf eine Lieferung im Werte von 30 Mil-
lionen Papiermark, welcher Betrag hente einen Wert von nur
50 000 Dinar bedeutet. Diese 30 Millionen Papiermark sind uns
nämlich zur Verfügung gestanden als Entschädigung für eine aus-
gebliebene Viehlieferung.
Die zweite Frage, von der oerhandelt wurde, betrifst die
» 0 0 Lokomotiven, die wir im Zahre 1921 bestellten und dcren
Wert in Papiermark festgesetzt wurd«. Diese Lokomotiveu srnd i»
den Zahren 1922 und 1923 geliefert worden und etwa 30 Stück find
noch immer ausständig. Die Deutschen oerlangten insolge der Mark-
entwertung eine Preiserhöhung von 17 Millionen Eoldmark, was
der Minister noch im Dezember mit Zustimmung des Staatsrate»
anerkanut hat. Jetzt ist die Frage entstanden, wie wir diese 17 Mil-
lionen Goldmark dem deutschen Staate bezahlen sollen. Die deut-
schen Delegierten veklangten, diese Summe sollte auf Rechnung der
Wiedergutmachuugen fnr die Jahre 1924 und 192S gehen, was so viel
bedeuten würde, datz wir diesen Betrag bar bezahlen mützteu. Wir
konnten darauf nicht eingehen und machten den Vorschlag, der Be-
ttag solle auf das 21-er Jahr gutgeschrieben werden. Daraus konnten
wieder die Deutschen nicht eingehen. Wir einigten uns schlietzlich da-
hin, dah 40 A auf das Jahr 1921, 30 SL auf das Jahr 1924 und
30 auf das Jahr 1925 fallen sollen. Auch darauf stnd wir nur
unter der Bedingung eingegangen, datz uvs für diese Zcchre ein
Kredit von 4 Millionen Goldmark mehr bewilligt wurde. Prak-
tisch fieht die Sache so aus: Die Deutschen haben gewonnen, weil di«
Jndusttien die Herstellungskosten bar bezahlt erhalten, wir gewinnen
dadurch, datz wir von Deutschland einen Extralredil bewilligt be-
kommen, der uns ermöglicht, im laufenden Jahre um 9 Millionen
Goldmark mehr Bestellungen zu machen.
Die dritte Frage bezieht sich auf einige Bestellungen, welche wir
im Dezember v. I. machten uud die Deutschland nicht vollführte. Die
Deutschen gaben eine Erklärung ab. datz dte Bestellungen ordnungs-
gemätz erledigt werden.
Die vierte Frage bettaf dieEntschädigung für Z n d ust r -«»
maschineu, die aus Serbien und Montenegro während
der Besetzung verschleppt wurden. Es wurde auch rn dies« Frag»
eine Einigung erzielt und zwar in der Weise, dah Deutschland
1 200 000 Goldmark als Entschädigung für die Maschinen -md 800 000
Goldmark als Entschädignng für die Veschlagnahme unserer Depofiteo
bei der Berliner Handelsgesellschaft zahlen wtrd.
Zuletzt wurde die Beschlagnahme deutscheu Eigen-
tums in Südslawien Lesprochen. Die südslawische Delegatio»
hat versprochen, datz diejenigen Eüter, die ihrem Eigrnttimer «ts