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Badische Post: Heidelberger Zeitung (gegr. 1858) u. Handelsblatt — 1923 (Januar bis Juni)

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Nr. 59 - 89 (1. März 1923 - 31. März 1923)
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https://doi.org/10.11588/diglit.15611#0515

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66 ZchWNg - Vr. 84

ePost" erscheint wöchcntl. siebenmrl. Beilanen: Didaskalia <Sonnt.> —
" ,„,,^"^""Ssblatt!Freitags> - Llteratirrblatt - vochschulbeilage kmonatlich>.
— ">ngte Beiträge vhne Verantworiung. Rückicndung nur, wenn Porto beiliegt.

Heidelderger Zeitung

(Gegründet 1888)

und

HandelsNaLL

Mntag, 26. Marz 1923

Hauptgeschästrstelle u. Schristleiig. Ler.Badischen Post"Heidelberg.Sauvtstr. 28,Fernspr.:

Nr. 182 «Verlaqsort: Franlsurt a.M.> Berliner Vertrctung: Berlin SVV48, Zimmer.
straßeg, Fernspr. Zentr. 418, MünchnerVertret.: München,Georgenstr.1»7, Fernspr.31867

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^bbesteg

-neu m >. ^°Es der „Vad. Post" Mt. 8L»V.- tausschl. Zustellgebühr». Eelbstabhol. Mk. 81»».-. Sluslanb Mk. 6ö»0.-
,°HIen.N,.i^^"."r bis tum 2. jed.Mts. angenonrmcn. Am 1 n.L.nvch gelief.Zeitungcn sind nach d. Cinzelverkausspreis zu bc-
'Td.Einzelnuntmer Mk.l4t>.-. Jst dieZeitung am Erscheinen vcrhindert.bcsteht kein Anspruch ausEntschädignng.

Anzeigrnvreise: die44wm breite Nonparsillezeile kostetilokaleStcllengcsuche MI.8t>-, kl.Eslcgenheitsanzeigen Mk. 1A1.-,
Familienanzeigen Mk 8U.—, Geschäftsanzeigen Mk.17S.-,Finanz- und Industriesnzeigen Mk. LSll.—, mit Platzvorfchrift und
MontagsMk. Ill.-mehr. Dte 88 mm brcite Neklamezcite kostet MI.6U0.—, Anzeigen und Reklamen von auswärts 287° höher-

V

Brchandlmgssorgen.

l>n unserem R-

ivrrespondenten.

Paris, 24. März.

P^chin-ld^ ln den letzten Tagcn die französische Presse mit ihren
o"Ren LLer bevorst'ehende deutsche Vorschläge in dcr
^ ^srage innegehalten hattz, scheint sie sich heute wicder

d' Volstj??l>en. Der „Matin" z. B. iätzt sich aus Berlin melden,
>l-)en Kreisen werde immer häufiger versichert. die
fr°^>chlä ^bgierung werde Frankreich nach Ostern
ti^N ryu^e machen. Die Industriellen und die Soziald.'mo-
,,, bplanFrist bis dahin Lenutzen, um je einen Repara-
jtudieren und sodann trachten, zwtschen beiden Plänen
N^^?ehmen üu gelangen.

ssg .hat des „Matin" ist selbstredend.frei erfunden

über d,- „?en Zwsck, die französische ösfentliche Meinung, die
N, ?°rul>ia^ ^ussichtslosigkeit der Ruhraktion vollkommcn klar ist,
/^gebiet' -ü Wie trostlos dis Lage für die Franzosen im
ÄvL^Ual" o 9eht "us einem ausführlichen Sonderbericht des
h,, ue-el--^ ^em Ruhrgebiet hervor, der besagt: Lobald man
-" tgjg und tn das Aktionsgebiet eintritt, bsmerkt man

s-°«'

uren,

üsL^Uen n,duhöfe, lange Reihen leerer Waggons nnd Umlade-
denen sich niemand anders besindet als die franzö-

Kr^°chtP°stem

geben'a^"' Die Wagensendungen, die die Franzosen aus-
Ziel jsj "uld dahin, bald dorthin, ohne dast man weis;, welches
U.uird ' Zug must auf osfenem lVeld immsv mieder

"er man weiter

Äo^ujs^^t weiter, dasi e. „ — .

uerkör,-^" u.. der Fran-ofen feststellsn konnte. Nur zwei
durf„ e" Eglich zwischcn Düsseldorf und Paris, aüer nie-
lijst^ort p-? . siben, dast er zur angegcbenen Zeit feinen Bestim-
Dx Ue srlbllvDiese vollkommene Einstellung des Vsrkehrs
^,.Won djp ^oud nicht lange dauern; cntwsder mühten die
»isi-chterstnj.. o'ranzosen verjagen oder sie müsiten nachaebxn. Der
,hg.. l!,. iÜ selbstverständlicki überzeugt, daß Deutschland,
^uuzn>„^tMtand seiner Fndustrie nicht ewig ertragen könne,
?'W^'Uen ^,.?°u>chläge machen müsse.
h»r-''cht d:5°Mchr'^ . . ^ ""--

reist, wcis;
er keinen

Fcld immer wteder
niemand. Der Bertcht-
Fortsckiritt in der

th^'chl zur Lösiina der Neparationsfrage bedentet

^re;^oleop„-.s. ooo, die Lloyd George am Mtttwoch 'm Untcr-
liej,j der neuen Ruhrdebatte halten wird. Man erklärt

^i. Led°', duo Auftreten des frühern Ministerpräsidenten
?ür E^uu l'nÄ^^e Ereignis seit feinem Rückiritt zu betrackiten
!ops-che Ljr Il'- dasi er einen sertigen Plan und für diessn Nicht
Nif ^utiv^ Ä^u und die Arbeiter, sondern auch die jüng^-n
? Iv vi.o n g„ourente gewinne nnd damlt die letzts knappe Mrhr-
^„udtg^Laws in eine Minderheit verwandeln könnc.

? ch ° werde beantragen, das Rheinland untcr
Mj.^isierunf, Völkerbundes zu stellen, desien Ent-
werd 'owohl von Deutschland als auch von Frankreich
,.'chr v üufolao .fuüsse Einer Londsner Depesche des ,.New Pork
mch^ourchj, »o wurpe Bonar Law diesem Eedanken Lloyd Eeorges
° ".iohnend gegenllberstehcn. Man gestehe in voli-

?>ls u>n °'u, dasi Lloyd George einen günstigen Augenblick
Dnü- -"..Druck auf die Regierung. auszuüben. damit ste
q heraustrete. Im englischen Volke gewinnt

Nheinlandentmilttarisierung immer
>? äu ^^ack»,?' Ein dahingehender englifcher Vorfchlag fordert

KtzNM?". '

Rheinlande durch eine Gendarmerietruppe,

uus Angeyorioen auer viarionen zujammeu-
'Mu^iische 1»un crwartet, daü durch die Lloyd Eeorgesche Rede
' .»'orung gezwungen werden könne, endgültig ihre

'er;°r
- >u

die 'fx'U der Ruhrfrage festzuleoen.
bes^.°siüosen Lber die Ereij

Ereignisie im Ruhrgebiet

^.iup?^iichtj?.^ i e r sind. lehrt der heutige Artikel Pertinap',
!.st v si. de« °er, aber doch sehr durchsichtiger Form die Ab-
ck» -??or Ultimatums vom 8. Mai 1921 fordert. Es
^„uoerfehen werden, datz Pertinax in fchr enger


ÜUlp'

Uilpo „Uoir pttj'?.!. d'Orsay stcht »nd nur Anregungen weitergibt,
"0fer Seits znkommen. Er schreibt, das Londoner

^ ..

s»l^°Udo" ^

de^Eorten ^"^uium für Frankreich den Nachteil, dasi es fllr

.. Erfre-uliches geboten. zumal man nicht
datz man die 82 Mrlliarden Schuldnerschrei-
ZeÄUcr 'isil- ^ iemals ausgeben könne Austerdem 'iiete
" E°rten m.-'siatum ' ' -----

wl°ugene (oine Priorität fordern könne. Frankreich

xg ^ en ibvj Londoner

^ °u

es

KschWiitzt s,ji!°wisier

d-'>cri°dd ;».sel,

U e > "

.24'

'wwer
U^tfthlen

'uatu

p a und Boulogne. Der
'r Ultimatum Liste, bestehs
Meise gegcn Eeldforderungen der Alli-
-weil a'Usgesprochen sei, datz Frankreich von
Ulehr bekommen müsse, als cs selbst feinen
hatte. Aber eine Nenderung des Lon-

°lc sr,l»„7,t"^ M gevoren nnd n
wjj»er^^^lg-nden Summen fardern:
^tstjUUl, ^ eine P,>^.^.fer>törten Eebiete er^

ur s fet geboien nnd man müsse Wnftig von
i: 1. Iens Summsn, die
d ^ Pii'„V-,-)er>lorieu wevietc erforderllch sind und für
«ikit8erssq,;l5°t bewilligt werden. 2. Jene Summen, die
> d^Uglpnd „-.lon Staatcn kckinlde nnd Psp Frnnkreick, und

Zu G DL„uutl Amerike
^isg: o!ein Ni^Uü^kosten.

^Lo^tep ^ ??iisov n«" ^ertinar ist vor allem ^u sagen, datz in

d'Ugland^',"°?°u Staaten schülde und die Frankreich und
,oer N-., uud Ayj^ika schulden. 3. Die Beträge zur

Ü! >

, vvr^oding",nno«t> der Reichsrsgierung im Öktober 1918"ver-
° ?!ch sUkÜNgsn ^ U die dcm Waffcnsttllstandsabschlutz unmit-
^'ep^u L ?d nu°u°d.riicklich festgestellt wurde, datz
!?l! m.UUte.Uube, kein"»r.^ le angerichteten Schaden

ip UpÄ. ?oo, kein»»r angerichteten Schäden zu

"" °'Uander aber für die Kricgsschulden der Alli-

djl9egeben""„„!u^u mllsse. Allerdings ist dicser Grund-

^bürXst n^ua>

^'rs^rtj

dt's

ANjjUud Deutschland wcrden alle Summen auf-
er^kej't^ erhoffj orwn für jhre Kr-eqszwecke verausgabten.
L. di ^we^„°°" der Durchführung seines Planes, datz '

,.°Upn»f Be,so;«.,r ^oer lNterall-:epten l^cknilden nnsvn-elen

die
Er

Dfe

Zahlungsbedin-
solle nur die

dPK D.'.

'^L^en ,'°^en die grotzen Umrisie der ' " '

U der Bssck,lü!sE ^eparationskommission
An ° ^ überwachen haben.

^«hU-!!pn Mä--' i» Nordfrantieich.

^u/p U pt n^r Kohlsnkizn^uiin" meldet au? Lille, die dortige
°°Ü sj" ? o e l ?jÄ?udler stellte fest, datz in Nordsrankreich
iuh der Frann verlangt von den Handslskain-
L annehmen. Die meisten Jndustriellen

hegten lebhafte Besorgnis, und wcnn nicht in einigen Tagen Kohlen
in sehr grotzer Menge anlämen, mützten viele F'abriken stillgc-
legt werden und zahlreiche Arbeitcr feiern. Nach einer Erklärunq
des Kohlenhändlerverbandes fehlen bei den Eruben in Nordfranc-
reich die nötigen Transportmittel, um Kohlen nach den Verkauss-
zentren zu schasfen.

Ein französrscher „Vesehl" an die deutschen Eisenbahner.

Mainz, 26. März.

Unter dcm 20. März erläßt von Düsseldorf aus die neu einge-
richtete französisch-belgische Eisenbahnreaie für die besetzten Esbicte
einen Aufruf an die deutschen Eisenbahner, in dem es u. a. heitzt,
datz die deutsche Reichsregieruna alles ins Werk gesetzt habe, um den
Verkehr im besetzten Eebiet lahmzulegen und damit 'die Eisenüahner
von ihren Arbeitsstätten fernzuhalten, und zu vertreibsn. Die
Alliierten hätten nun selbst die Regie des Eisenbahnwesens
in technischer, kommerzieller und verkehrstechnischer Hinsicht über-
nommen und damit bis jetzt recht Leachtenswerte Erfolge erzielt.
Von jctzt ab hätten die deutschen Eisenbahner alleln
dieser Regie zu gehorchen und unterständen nicht mehr
der Reichsregierung, von der sie auch keine Befehle mehr zü
erhalten hätten. Die Regie fordere deshalb alle Eisenbahner
des besetzten Eebietes auf, sich an ihre alten Posten zu begeben.
Zuwiderhandlungen würden streng bestraft. Die Regie stchere
allen EisenLckhnern die srüheren Eehälter und Zulagen und sonstigen
Vergünstigungen, ärztliche Hilfe, Unterstützung dürch Krankenkasien
usw. zu. Sie sorge auch dafür, dütz die Reichsregierung die Eisen-
bahner, die in den Dienst der Regie LLertreten, nicht matzregele, be-
ltrafe oder sonst Vergeltungsmatznahmcn an ihnen vollziehe. Wenn
die Reaie, so heitzt es Aum Schlutz des Ausrufs, solche Matznahmen
treffe, so geschehe das nn Jnteresie. des wirtschaftlichen Lebens der
besetzten Eebiete und licge auch durchaus im Sinne der deutschen
Bevölkerung.

Jn Auswirkung des Aufrufs der sranzösischen Regie wurde in
Worms bereits m!t Z w angs m a tzn ahm e n begonnen. Der
Regierungsbanrat Iordan wurde, weil er sich. weigcrte, in Regie-
dienste zu treten, verhaftet. Seine Familie mütz binnen öier
Tagen das besetzte Esbiet vcrlasien. Ferner erhielten Saiastag vor-
mittag hier 38 Eisenbahner, die sich gleichfalls dem Joch nicht
beugen wollen, den Befehl, binnen 24 Stunden die Dienstwoh-
nungen zuräumen. — Jn Karthaus wiesen die Franzossn am
Samstag 14 Eisenbahner mit sofortiger Wirkung aus, weil sie keine
Regiedienste leisten wollen.

Der „Erfslg" der RuhrbefeßuKg. ^

Paris, 24. März. (Eig. Drahtm.) Die Ruhrbesetzung
scheint bereits fllr die Pariser Presse jedes Interssse
verloren zu haben. Man spricht von ihr in den Zsitungen
überhaupt nicht mehr. Kein einziger Leitartikel wird ihr gewidmet.
Sotzar die tagelang breitgetretenen Eeschichten von Kohlenverladun-
gen scheinen nicht mehr rscht zu fesssln, dcnn heute begnügt man kich
mit der armjeligen F e stst e l l u n g, datz das Aufladen
d e's Kokses andauert. Der Ort und welche Mcngen man auf-
trieb, wird bescheiden verschwiegen. Nur ein Erfotg wird gebucht:
Ein belgischer Beamter des Büros für Rückerstattung in Wiesbaden
lietz sich in Düsseldorf nieder und „beschlagnahmte" in einer
Maschinenfabrik 1300 industrielle Werkzeuge im Werte von 5 Millio-
nen Franken. Dieses Material wird zwischen Frankreich und Bel-
gien verteilt werden. Eine öhnliche „Besch-lagnnhmc" erfolgte aüch
in Duisburg. Diesem belgischen „Ersolg" steht aber cin osfen-
kundiger Mitzerfolg gegenüber, denn die zehnprozentige Adva -
loremtaxe, die auf Waren, die aus Deutschland komnien, bezahlt
werden mutz, ist von der belgischen Regierung aufgehoben war-
den. Am 25. März tritt der deutsche Zolltarif wieder
i n K r a f t.

T§r geheimnisdolle Transpott.

Mainz, 28. März. Von absolut glaubwürdigen Augenzeugen
. wird gemcldet: Am Montag mittag, den 19. März. traf auf dem
hiesigcu Hauptliahnhof ein sranzösischer Eilgüterzug ein, der zwei
V-Zugwagen mit sich, führte, desscn Fenster dicht verhängt
waren. Kaum hielt der Zug, so wurde der Bahnhof auf das allsr-
schärfste von der französischen Eendarmsrie abgesperrt. Aus
den V-Zugwagen wurden sodann zahlreiche französische
Alpenjäger gebracbt, von dsnen je zwei mit dcn Hän-
den z u s a m m e n g e f e ss e l t warsn. Diese Militärgefan-
gsnen wurden in einen andsren Zyg gebracht, der in der Richtüng
nach Worms (also dem Elsatz) weiterdampfte.

EmnenerMrd.

Hagcn, 24. März. Auf der Stratze Botmarstein—Vorhalle wurde
der 27jährige Bracht aus Bochum von cinsm französtschen Posten
erschosjen. Mehrere Personen, die sich der Letche zn nähern versüchten,
wurden verhafiet und nach Wetter transporticrt.

Ein öeuW-engMches Eisenhahnahlommen.

Paris, 24. März. (Eig. Drahtm,) Nvs Düsseldorf wird ge-
meldct: Die d e u t s ch e E i s e n ba h n v e r w n l t n n g traf ein
Abkommen mtt der e n g l t? ch e n E i s e n b a y n u n t e r -
kommission in Köln, demzufolge zwei Kohlenzüge mit je
40 Wagen zu je 15 Tonnsn täglich der deutschen Industrie
in der' englischen B e s a tz u n g s z o n e zur Berfügung
gestellt werden sotttsn- Der erste disser Züge kam bsreits gestern
von der Rühr in Köln an. Die Franzosen hatten die sreie Durch-
fahrt durch ihre Zone gestattet.

Erneuter Hinweis des Reichsfinanzministers.

Berlin, 24. März. Dcr R e i ch s f i n a n z m i n i st s r wsist s r -
neut darauf hin, datz die Zahlung oon Steuern, Zöllen ynd son-
stigen Abgaben sowie von Eeldbeträgen, die als Abgaben von an-
deren als nach den deutschen Vorschriften zuständigen Stelleii gesor-
dert wsrden, ,an die Beauftragten oder Eiurichtungon einsr fremden
Macht mit Eefängnis oder Zuchtbaus bis zu füns Iahren,
fcrner mit Eeldstrafen und dem Verlust oer bürger-
lichen Ehrenrechte bestraft wird.

Llp ewig Migrdeelt!

Eine NeLe des preutzischen Ministerpräsidsnte« in Kkrl.

Kiel, 24. März.

Aus Anlatz der 75. Wiederkehr des Tages, an dem die Freiheits»
Lewegung Schleswig-Holsteins im Jahre 1848 ihren Anfang nahm,
hielt bei einem grotzen Festakt im Nathause der Stadt Kiel der
preutzische Ministerpräsident Vraun eine Rede, in der er
ausführte:

Eine wahre Volkserhebung war es, die nach >ahre»
langem Druck durch das absoluts Königtum Dänemarks und sein«
Regrerung die Bande zevritz, mit denen die Herzogtümer an ein
fremdes Herrscherhaus gekettet warcn. Ekne Volkserhebung, die
ohne Unterschicd des Stgndes und unter Hintansetzung aller trennen»
den Sonderinteresien, nur geleitet vom Rechtsgesllhl, Frei»
heitssinn und altem Stammesstolz, die neu erwachten
Jdeen einer deutschen Einheit und den Willenzur deutschen
Einheit in sich aufnahm und weitertrug.

Der Kampf für Schleswig-Holstein wurdc ein Kampf Deutsch»
lauds, ein Kampf fürDeutschlands Einheit, Frei»
heit und Erötze.

Dieses Bekenntnis zu Deutschlands Freiheit, Einheit und Erötz«
tut auch jetzt wieder Litter not tn dtesen qualvollen Tazen und
Wochen, wo die junge deutsche Republik um Sein oder N'.chtsein
ringt gegen einen siegestrunkencn machtgierigen Feind, dcr sich, das
wird jeden Tag ofsenbarer, die Vernichtung der deutschen Wirtschaft,
die Zerreitzung dcr deutschen Einheit zum Ziel gesetzt hat.

Wertvolle Teile unseres Vaterlandes sind uns bereits entrissen.
An der Saar und am Rhein kämpfen deutsche Stammesbrüdcr seit
Jahr und Tag einen opferreichen heroischen Kampf gegeu eine
immer drückender werdende Fremdherrsch'aft. Der Abwehrkampf, dcr
auf der Roten Erde ausgekämpft wird, ist nicht nur ein Kampf um
Kohle und Eifen, um westfälisches Land nnd Volk, nein, es ist der
F r e i h e i t s k a m p f um deütfche Kultur, deutsches
Recht und deuische Zukunft.

Dcshalb steht das ganze deutschs Volk in treuer Solidari-
tät und opferreicher Hilfsüereitschaft hintcr den
Kämpfern an der Ruhr und am Rhein, wohl bewutzt, datz es gilt,
die Vernichtung unserer staatlichen und wirtschaftlichen Selbständig-
keit, den Abstieg zur weiteren Verarmung und völligen Verelendung
abzuweisen und die Bahn frei zu machen für ein freies, durch
Arbeit und Pflichterfllllung wieder aufwärts
steigendes Deutschland. Datz dieser Kampf zur Abwchr
fremder Eroberungsgelüste, der dort im Westen gekämpst wird, hier
in der meerumschlungenen Nordmark den stärksten Widerhrll
findet, ist nur zu erllärlich. Auch sie hat durch eine ungerechts Me-
thode der Amvendung des SelLstbestimmungsrechtes einen grotzen
und wertvollen Teil des Landes und seiner Bevölkerung abtreten
müssen. Ecrade heute gedenken wir mit besonderer Wehmut nnd
Anhänglichkeit dieser uns wohl äutzerlich verloren gegangenen, aber
nns inncrlich verbunden gcbliebenen Volksgenossen. Aber damit
nicht genug. Auch heute>noch steht die Nordmark im Abwehr-
kampfe gegen fremde Expansionsbestbebungen. , >

Wie an der Nuhr durch die jedem Völkerrecht und jedem Mensch-
lichkeitsgefühl hohnsprechende Art der Durchsührung der angcblichen
„friedlichen Aktian" die Bevölkerung nur immer inniger zusammen-
geschweitzt wird, so wird durch die Auswüchse einer chauvinistischen,
durch die hohe Valuta des Auslandes befruchtetcn Agitation jen-
seits der Nordgrenze es dem klarblickenden und selbstbewutzten Schles-
wig-Holsteiner trotz serncr niedersächsischen Eelassenheit schwer ge-
mächt, die Ruhe zu bewahrcn und den aufgedrcingten Kampf ohne
Härtcn und Vitterkeit auszufechtcn.

Eine bedaüerliche Verhetzung und uns tief verletzende Heral»
würdigung doutschen Wesens macht sich ünter Mitzürauch der republi-
kanischcn Pressefreiheit sogar auf deutschem Boden in deutsch geschrie-
benen, aber in fremdem Solde stehcnden Blüttern breit: ein Trei»
ben, das die Frage nahelegt, ob ein souveräner Staat sich das aus
die Dauer bicten lassen kann.

Jch bin sichcr, datz dieses aggressivo chauvinistische Treiben ge-
wisser unverantwortlicher dänischer Elemente von der Mchrheit
unseres nordischen Nachbarvolkes, von seiner Regierung und vor-
nehmlich von.der arücitenden Bevölkerung in Staot und Land, nicht
gebilligt w!rd. Denn auch dieses Volk wird sich bewutzt sein, — das
gerade lehrt ja m!t eindriuglicher Deutlichkeit der Rückblick auf dis
Zeit vor 75 Jahrcn — datz Recht, Ehre und Freiheit
eines Volles auf die Dauer nicht ungestrast mit
Fützen getreten werden können.

Möacn hier wie im gesamten deutschen Vaterlande die Worte
des Prastdenten der in den Mcirziagen 1848 errichteten provisori-
schcn Regierung Schleswig-Holsteins, Befeler, auch feriierhin star«
ken Widerhall finden, „datz nur im Boden dcs grotzen
Vaterlandes das Elück der einzelnen deutschen
Laiide wurz-elt". Nn der Einheit und Einheitlichkeit des
Reiches müsicn wir mit heitzer Liebe und unbeugsamcm Willen fest»
halten.

Ecstählt durch diesen Willen, werden wir die schweren Wochen
und Monate überstehen, die w!r im Abwehrkampf an der Ruhr
noch vor uns habcn- Und in Erinnerung an den ünbeugsamen Frei-
heitsgeist der Schleswig-Holsteiner, in stolzem Eedenken an dir
deutsche Nordmark, die in Kampf und Untcrdrückung auch nie-einen
Augc-nblick lang daran gezweifelt hat, datz allen materiellen
Lockungen zum Trotz ihr Platz an der Seite Deutschlands ist und
die diese treue und starke Eesinnung noch unlängst bei dek aufge»
zwungenen Abstimmung vor der Welt bekundet hat, erueuern wir
hier auf dem Vüden alter Freiheitskämpfe, auf urdcutfchem Boden.
das Eelübde der Treue zu Reich und Land: „S ch I e s w i g - H o l -
,st.ein und Preutzen, Preutzen und das Rcich, das
 
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