6ü> Zahrgang Lr. 161
.Badi sche Post» crschcint wSchcntl. siedenmal. Beüa^en: Didaskali a lEoimt.) —
»ntcr-altungSblatt lMoniagr) - Literatnrblati —Dochschulbeilage <inonatlich).
^tlnoerlanat« Beiträge ohnc Vcrantworinng. RüMendnn» nur, wcnn Porto deilieat
Heidelberger Zeitung
(Gegründet (858)
U«d
LandelsblaLt
«osticheck.Uonto r Sranksurt a. M. »141»
«oM»e«.»»nt»! »rauNnrt a. M. »141»
Nitüvoch, den 13. Zuni1S2Z!
nmptaeschSstrstell« u. Schriftleitg. der.Bavischen Post"Setdelderg,Ha»vtstr. SS.Fernsptt
ir. 18L Berliner Vcrtretung: Berlin 8V 48. Zinnnerstratze S, Fernspr. Zeutn 41L
Münchner Bertretung: MSnchen, Seoraenstr. ll)7, F-rnspr. 3lSS7.
T«nl-vrzngrvr,iS der „Bad. Post" Mk. kki'0 - iausschl. Znstellgcliühr). Selbstabhol. Mk. 6501.-. iUnSland Mk. lro»o -
^bbestell.werd.nur bi» rmn 2. led.Mks angcnvmm'n. Am l u.L.noch acliof.Zeitungen stnd nach d. Einzelrerkanfspreis zu be-
^tdhlen. Preird. Elnzelnurnnicr Jsi d^eZeitnni) om Erfchcinenoerhindert.bcsteht kcin Nnsprnch anfTntschädianno
Anzriaenvr,lse:die44mm bretts Nonpareillezeile kostetilokalc Ltellcngcsnch: Mk.10 I.-. kl-Eelegenheltsanzciacn :,llk 128.-
Familienanzetgen Mk 10l>.—. Eeschästranzeigcn Mk.200.—,Finanz- und Industrieanzeigen Mk. 800.-,mit Platzvor christ «nd
MontagrMI. 25.—mehr. Die 98 mm breite Neklamezetle koftet Mk.780.—, ?inzeigen und Reklamen von anrwärts Sö^höher
Sefunder pesfimiSWtrs.
Von unserer Berlrner Redaktion.
Bcrlt«, 12. Juni.
Durch di« deutsche Oeffentlich!k«it gchi wieder einmaf eine hölhst
^«rdächtige Welle von Ovtimismus. Wir sinls in
Mser Beziechung trotz aller Lblen Erfahrunaen der letzten vier
Mre unuerbesserlich. Wenn irgcndiWo einmal ein klerner Licht
Min «n volitischen Himinel das DunEel des Wer uns drohenden
TfErhängn-isses zu durKbrechen sche-int, so efftrahlt uns gleich glück-
)!ch wioder alles rosenroi. Dieser Dranq z-ur Hsffnung ist in einer
stkit, in welcher alles um uns un-d üLer uns zwsa-mmenMstüvzen
A>o-Ht, ve-in men-schlich durchaus »erstLnd-lich, chirgt aber doch auch
^efahren in sich, vor denen nicht eindringlich genug gewarnt
?"den kann. D:e Depression, d-ie sedeomal eintritt, w.:nn
?ch wisder «inmal eine Hoffnunq a-ls trügerisch evwiesen hat. ist
- nur um so tiefer. Schli-sMch ist ein gesunder Pessi-
^isnrus für uns erträglicher als ein dauerndes Hin- un-d Her-
^worfensein zwvschen Hosfnung und Enttü-uschung, das zermürLt
Dolk wi« den einstelnen. Aus London kamen in d-en letzten
r^gen «timmen, die einigermahen ermutigend wivken ronnten, man
Alt unser Memovan-dum nicht rundweg abgelehnt und es nich-t als
»slle und-iskuiable Derhan-d-lungsballs kezeichnet wie in Paris.
jst, gemessen an L-er Sit'.iation. wie sie noch vor wenigen Wochsn
-uktnd, bestimmt e-in Gewinn, aLer doch noch lange ksin E r -
° l - und es wäre durchaug ver-fehlt, ihn schon hente in d-ie poli-
«!!chen Derechnungen einzuikezi-eben. w'e d-ies von manchen in i-hrcm
^sitimismus UnverEesserl-ich-en bereits oeschieht. Di-e Oeffentlickffeit
^lrd dadurch in einer mWerantwortbichon Webse irregeleitet.
i Es ist dc« Lb-elsie Mach«. wenn se-d« für nns günstioe Meinung
auslünd-ffchen Presse dovvelt un-d dreirach un,ierstrichen wieder-
Ueben. die mitzlieLig-en Kritiken dagegen entweder gan-z in Paran-
M« «rwähnt oder völlig unterdrückt werden. Man weitz, datz cs
j"cht Interesfe fü-r DeuMland ist, wenn die englische PoMik
diesen Tagen «-ine gewisie Schwenkung vornimmt, datz es sich
»Os eine Ärt Trommelfeuer han-dolt, um in Paris ein-
tzüSllwirden, nnd datz diefem Trommelfeuer doch kein anderes fol-gen
«,lrd. urenn das politisch« Feuevgefecht anf d«r anderen Seite stch
s?de NZirikung zeigen wird. Enqland wird sich Nicht uns zulieüe
y' stnkosten stürzen, das Verhällnis zn Frankreich wivd jetzt
l.?t> fst, aLst-hbare Zeit hinaus noch imm< r den Aussch-lag bei
politifchen Handeln geben, und wir wisien aus den Lisherigen
dWhrungen nur zu gu-t, -datz auch in bezug auf Englanlv die pesii-
^s-ische Detrachtungsweise sich immer als di« richtigere erwiesen
Eine autzenpolitisch« Einstellung. die von
<8 r u n d g e d a nk e n ausgeht, datz wir von den
^oeren nichts oder nur das zu erwarten haben,
?>».... . -- E-tzest.
(,^,s sichmit den Jnteressen der Gegenseite
^-l«gt uns weiter, als die Politik Llindgläu-
kfven Hoffens und Dertrauens, di« mit der Waffen-
h,!?UNg im Herbst 1918 Legann. dann in der Aera Wirth sich so
dlMngnisvoll fortsetzl«, und die innerpoli-tisch wie auch au-tzen-
lidvtlsch eine Ätmosphäve schwf, die jetzt noÄ drückend über uns liegt,
bÄ die die Mtivität jeder Regierung lähmen mutz. Es kann
^ei - - ' '
k.» keine
tz'^rem Dolke gar nicht oft genug zugeriifen werden, datz es fü r
.. Rettung gibt,"die nicht
.lnmt, datz das Vertrauen auf uns scÄst
aus
unld
uns selbst
auf niemond
„nsere stärkste Kraft bildet. Wir müsien h-n-dnrch dnrch die
^?«rn!sie der Eegenwart, „dsn Dingsn in die Angen ?.u sehen, ist
ffAe Pflicht", sagte der Reichslanzler in Karlsruhe, und cr füg-e
-M: „Die Zeiten waren schwer, sie werden noch
^Verer werden." Ie mehr wir das erEennen, mn so besisr
ost betrog-en. M i t
_ „ , . . ff.nge wirklich steht,
si« sin-d, und der in unserer Lage zur Notwendigkeii wird,
*«n wir weiter gekommen.
tz? Uns. Unser Optimismus hat uns schon zu ost
»d^gesu^nden Pessimi^smus. der die Dir
Aus dem GinbruchsMM.
Die Represialken aller Art däuern fort.
Eigene Drahtmeldung.
Eelsenkirchen, 12. Juwi.
morgen Leschlagnahmten die Franzosen Kohlen-
l»i,, Koksvorräte der Zeche Konsolidatirn, Schacht (. Gleich-
o^iähri-ge srühere Direktor der Zeche
z?ll von seiner Wohnung aus verbaiftet. Dü'-ktor Bimmelmaun
«hXhon stit Januar d. I. aus der Eewerffchaft ausgesch-ieden. Auf
" Un-ser Fritz wuvde heute mor-gen der Versandmeister
!l»«^r verhait'et." Ob diese Verhäftung mit der Beschlag-
^S^eche^
der Kohlenvorrcite in Verbinidung steht, ist noch nicht
tellt.
eut« morgen wurde anf dem Gleis der mi-litarisierten Staats-
bei Katerberg ein Sprengkörper geftmden. Die Fran-
- „ veranlatzten die in Katerberg wohnenden Eisenbcchnbeamten,
dem Bahnhof einzufinden. Dicr fehlende Beamte wurden
s«iz,der Wohuung herausgeholt. verbaftet u-nd nach Essen ab-
^i, >st. — Reckl inghausen scheinen sich die Derhältnisse
ühk'N Dortm-uwd zuzuspitzen. Eeftern schon kam es zu klemen
M^wmenstötzen. Am Lauf der Nacht wurd« ein jugend-
ÄerMzann namens Karl Möller auf offener Stratze von
französischen Patrouille erschossen. — Nach einer An-
des Generals Degoutte ist der Stadt Wülfrath die
„„„ 20 Mill. Mark aurerlegt worden. die
^ erl-egen ist. Als Grunid wivd di-e Wgäb«
isien auf französischs Soldaten angegeben. — Der stellver-
Landrat Referendar Müller aus Lenep ist aus Vefehl
'lliuEes wegen scines Protests gegen Lie V-rhaftung des Obc-r-
*»l«isters Brohl ausgewiesen worden.
Belagerungszuftaud rn Höchst.
L M., 12. Iuni. Infolge Weigerung der Stadt Höchst,
Vahnübergänge bewachen zu lassen unid für das Herab-
lasien der Schranken auf den militarisierten Bahnstrecken Sorge zu
tragen (Perordnung Nr. 162 der Rhemlandkommission) ist vom
hiesigen französischen Krcisdelegiertcn über die g-iamtc Ec-
meinde Höchst der verschälft- Velagsrrnyszustand
verhängt worden. Dem Bürgermeister ist angedroht worden,
datz er vor e-n Kriegsgericht g-esiellk werde — Seitens der Sta-ct-
vcrwaltung sind zur Äufrechterhallunq von Ruhe und Ordnung
Lesondere Matznahmen getroffsn worden. D-e Esschäfts-
nha-ber wurden aufgefordert, in dissen Tagen keinerle! Preis-
rhöhungen vorzunehmen, autzeiidem ist eine Rationierung
. :er Vbgabe »on Lebensmitteln erfolgt (von Lebens-
mitteln nur j« ein Pfund, je A Liter Oel us-w.).
Der enMche KadmeMat.
Frankreich lst von beispielloser Starrköpfigkeit.
Von unserem -Korrespondeuteu.
London, 12. Iuni.
Der siestrige Ministerrat verlief ergebnislos. Einc
amtliche Mitteilung über die Beraiungen wurde nicht ausgegeben,
und dieErklärungen, wclche die Regierung hsute im Parlamcnt
abgeben wollto, wurden auf unbestimmte Zeit verschoben. Die
einzige Bemerkung, die »on amtlicher Seite zu erholtcn ist, geht
dahin, datz die Untsrhaltuna zwischen den alllierten Mächten direkt
oder indirekt w s i t e r g e f ü h 1 werden soll, in der Hoffnung, doch
noch eine gemeinsame Grundlage zu finden, nuf der einc Verstän-
digung möglich wäre. Die diplomatische Spannung, di->
in dieser Ergebnislosigkeit des gestrigen KaLmettsrates znm Ausdruck
kommt, ist a u tz e r o r d e n t l i ch grotz. Nach einer Jnformation
des „Daily Telegraph" zeigten die gestrigen Mitteilungen des fran-
zösischen Votschafters nach Form und Inhalt eincn bcispiellosen
Gradvon Intransigenz, Lber den man auf «nglisch .r Seite
geradezu entsstzt gewesen sei. Nach diesen Mitteilungcn fordsrte
Frankreich nicht nur die Einstellung des vassiven Widerstands als
Dorbedingung für die Aufnahme von Verhandlungen mit dcn AllHer-
ten, sondern es lehnt auch ab, datz, wenn Cngland wirklich gemeinsam
mit Frankreich die Einstellung des passiven Wtderstandes r-erlangest
sollte, dabei von Frankreich irgendwelche Zugeständnisie cder irgend-
eine Vedingung verlangt werden dürfe. s!!> Die französische Regie-
rung verlangte nach den Erklärungen des Botschafters St. Äulaire
von Deutschland autzer der Zurückziehung aller Berordnungen, die sich
auf den passiven Widerstand Lezisben. anch die fluriickzicbung aller
amtlichen oder nichtamtlichen Strafandrohungen für dke Zufammen-
arbeit mit den Franzofen. Die hier in Fraae kommenden Personcn
mützten vielmehr volle Amnestie erhalten, und es müsie eine Bürg-
schast dafür gefordert werden. datz alle amtlichen deutschen
Stellen mit den Franzosen zusa m m en arb e i t e n
werden. (!!!)
Der französische Votschaster legt besonderen Nachdruck auf dke
Zwischenfälle an der Ruhr und vor allen Dingen
auf den herausfordernden Ton der letzten Rede des Reichskanzlcrs
Cuno. Äus seincn Erkläruv-zen ging w-.'lterbin hervor, datz
Frankreich avch ln alken ändrren Punkten aus seinem bisher'gen
Standpnnkt verharrt und alle Konzessionen unbedingt ablehnt.
Jn Vezug auf die Räumungsfrage wird lediglich auf die französisch-
helgischen Entschlietznngen verwiesen, Frankreich werde nicht um
Haaresbreite von seinen fina.rziellen Ansprüchen abgehen, und zwar
nicht nur in Bezug auf die und 8-Äonds, sondern auch auf die
O-Vonds. deren Verringerung nur im gleichcn Verhältnis wie die
Sckmldentilgung zugestanden werden könnte. Dagegen erwähnte der
französische Botschäfter weder die Frage eines Moratoriums für
Deutschland noch auch die Frage einer internatronalen Kommission
für die Festsetzung der deutschen Zahlungsfähigksit. Lord Curzon
schnitt im Lailfe der Unterredung diesen letzten Punkt an und schlug
vor, datz die Kommission unter der Aufstcht des Völkerbundes arbeiten
könnte.
Die Erklärungen des belgischen Botschafters, der gestern ebenfalls
von Lord Turzon empfangen wurde, sind nach den Insormationen
des gle>chen Blattes nach Form und Inhalt von den französischen
Erklärungen etwas verschisden. Der Vertrster der belgischen Regie-
rung lietz jedoch keinen Zweifel darüber, datz Belaien in der
Frage des Widerstandes mit Frankreich einig seii
der Botschafter sprach ferner die Haffnung aus. datz England, ohnc
seine prinzipielle Haltung aufzugeben, doch ein Mittel finden werde,
sich hinsichtlich dor praktischen Veendigung der Ruhrbesetzung Frank-
reich und Velgien anzuschlietzen. Der belgische Botjchafter Lberreichte
schlietzlich die Ausarbeitungen der Briisieler Sachverständigcn als
Material, stellte jedoch keine Vedingungen auf, durch die kommcnde
Vcrhandlungen in sachlicher Hinsicht irgendwie bejchränkt werden
würden.
Die Unterhaltung Lord Eurzons m!t dem italienischen
Botschafter hatte im wesentlichen nur den Eharakter eines all-
gemeinen Meinungsaustausches.
Dieser Bericht des „Daily Telegraph", in vem sich
die autzerordcntlichcn Schwiertgkeiten der Situation
widerspiegeln, muh noch in einem wichtigen Vunkte unterstrichen
werden: Es ist schr wahrscheinlich, datz ein Auswcg gefundcn worden
wäre, wenn die französische Regierung wenigstens die Verpflichtung
übernommen hätte, datz ste in diesem Falle das deutschs Memoran-
dum als Erundlage fllr Verhandlungen üetrachte. Aber auch disss
Verpflichtung wird von Paris unbedingt abgelehnt. Das Bc-
sireben der englischen Regierung ging dahin, ein Ksmvromitz herbei-
zuführen, wobei Deutsckjland auf den Widerstand verzichten und
Frankreich dazu veranlatzt werden sollte, der Besetzung einen fried-
lichen Charakter zu geben und die verhafteten Dcutschsn wieder au?
freien Futz zu setzen. Für einen Erfolg dieser Bestrebungen bietet
sich, soweit hier zu entnehmen ist, vorläufig nicht die geringfte
Aussicht. Lediglich die „Westminster Eazette" glaubt, üatz eine
Verständigung auf dicser Krundlage zu fin'oen möglich sein werde.
und datz eine alliierte Konferenz Lald zusammentrston werde. Sehr
Üemerkenswert ist auch eine Andeutung des Pariser Timrskirrespon-
denten, wonach in der sranzösischen Regicrung jctzt dke Nsiguna sicht-
bar werde, überhaupt keineAniwortnach Deutschland
zu senden. Der Korrespondent gibt iibrigsns zu. dah Frankreich
vie Besetzung des Ruhrgebiets als ein Mittel Lenutz-, um
nicht nur auf Deutschland, sondern auch aus die Entente
einen Druck auszuüben.
Savzig im MrtWaßskn'eg.
Die Danziger Wirtschaft ist seit End« April voni' l
Polen mit dem Wirtschastskriege bedroht, weil Danzig üch :
den politis-chen Forderungen Polens, d-ie vielfach Wer das Matz'i
dcr i-m Vertrage von Versailles festge-setzten polnüschen Recht« in l
Danzig hinauLgc-hen, nicht fügen will. Nachdcm es zunächst den H
Awschein hatte, als o-L Polen ver-su-chen wollt«, seinen Willen DanzigiH
gegcnüber mit Eewalt durchzusetzen, scheint man d-iefen Plan iirZ
Warschau schlietzlich doch als etwas zu ge-fa-hrvoll an-oes'ben zuiI
haben und will sich auf die Amvendung wirffchaftl'cher f-.-icrngs-
mittel beschränken. Einen Ansang hatte Polen hierin Lersits am s'
21. April gemacht, als plötzlich für alle Maren, d-Ie dem polnffchen z
Ein- und Äusfuhrverbot unterliegen, die Einfuhr nach und Ausf-ihr ;
von Danzig gesperrt wurde, sofern nicht die ausnahmswe'se s
Genehmigung einer polnifchsn Behörd« vorlag. Dis dahin hatte ->
Danzig auf Erund des im Okto-ber 1921 mit Polen getroffsnen Ab» f
kammens diese Eenehmigung selber erteilt. Es ist dies wieder ein s
Fall von den vielen, in densn Polen stch rückstchtslos Lber di« H
eingegangenen Verträge hinweg-setzt. i
Was Polen mlt alledem «rreichsn will, ist zunächst eine gänz« i
liche Umformung des paritätifchen Hafenaus»
schusses und der zurzeit m-it Danzigsr Beamten bcfetzten ZoIlȀ
behörde. Beide sollen zu rein polnischen Behörden umgewandelkff
werden, u-m als wirffams Werkze-uge zur wsiteren Ausbreitung
polni-schen Einflusies in Danzig d-ienen zu lönnen. Datz Danzig um ^
seiner Selbsterhaltung willen als Freie Stadt sich hierauf gutwill-g ^
nicht einlätzt, wird nicht überrafchen.
Jnzwischen hat Polen verfchiedene Matznahmen getroff-n, «m ^
den Danzigern das Leben nvch Möglichkeit zu erschweren. Das bi's ^
dahin zu,einem mäßigen Preife erteilte Vifum für Danzigev^
SkaatZange-hörige zur Ausreffe nach Deutfchland wurd« mit demia
23. April a-uf den Veirag von SO üOO Poln. Moxk für Hin- -ndtz
Rückreis« echöht. Dies Ledcutet allerdings eine nicht geringe Er»D
schwerung des Rekseverkehrs und besonders auch dsä ff
wirffchaftlichen Beziehungen zwffchen Danzig nnd Lem Der'ffKevH
Reiche. Zum Elück ist es jedoch den Danzkgern möglich, auch o-hn«Z
poln-isches Vis-um m-it dem Korridorzug« von Marienburg au; odcrÄ
mit d«m Dampfer Neufahrwasier-Swinewünde znr Se« sk« R-ffseH
nach Deuffchland zu b«w«kfftellkgen. Von beiden Gelegenheiten wirdi?^
in letzter Zeit reichlich Gebrauch gemacht und namentl-ch >die ersiere^
hedeutet nur eine geringe Verlängerung der Fahrzeit.
Schwer fühlbar machen sich für dke Devbraucherkrsise di« davsrn-H
den Erhöhungen des Multiplikaiors im polnlschen Zolltari f.H
Schon Ende März wurd« diese Evhöhung angekündigt und seit MitteH
April wurden für di« nach Danzig eingesührten Waren die Multi-Ä
plikatoren 4000 bezw. 6000 auf d-i« bestehenden Zollsätze angewandt.I
Eleichzeitig sind die Multiplikatoren fiir Waren, die cincr Zoll»I
ermätzignug unterliezen, weil sie in Polen selbst dringend gsbraucht E
werden, von 10. 50 und 150 auf 100, 500 und 1200 erhoht worden.'.
Seit dem 18. Mai aber kommen für die normale Derzollung air
Stelle der Multinlikatoren 4000 bezw. 6000 bereits solche von 6000
bezw. 9000 zur Anwendung. Dief« Erhöhung des Multiplikoiors;
macht sich um so mehr fiihlbar. als mit dem dauernden Steigen derZ
polnischen Naluta gegen-llber der de-utschen, d-ie in polnischcr Markh
zu entrichtenden Zölle an un-d für sich schon steigen. Als der Zoll»Z
tarif eingeführt wurde, stand d-i« polnifche Mark etwa auf 20, wäh«-°
rend sie augenblicklich mit 140 gehandelt wird.
Kein Wun-der, datz unter solchen Verhältni'ssen die T e u s r u n g.-?
in Danzig kmmer mehr zunimmt und den Vorfprung von 50
den sie vor der deutschen Teuerung schon seit einigen Monaten vor»?
aus hat. zum mindesten getreulich beibehält. Welch« Mittel Polen's
in seinem Wirtfchaftskrloge g«g«n Danzig sonst noch anzmvendei^
beabsichtigt, mutz abgewartet werden. Sollten dieselben, was sehr^
wahrscheinlich !st, gegen di« Vestimmungen des Dersailler Vertrages^
und bas zwischen Leiden Staaten cvbgefchlosiene Abkommen verstotzenH
so würd« der Völkevbun-d sich mit der An-gelegenheit zu befasseirD
haben. Wichti'g für Danzig ist, datz Polen am 11. A-prA mit Nor-,^
wegen und Spanien Handelsverträge auch im Namen Danz-igs ab»A
geschlosien hat, leider aber auch dissmal wieder im Widerspruch -ur-Z
Konvention von 1920, ohne Danzig vorher Lefragt zu haben.
Vom De-utschen Reiche sind Danzig für die Zett vom 1. April192M
bis 31. März 1924 wieder «rneut Vezugskoittingente, d. h. Lie-fcrungs-
von Waren zum Inlandspreife in vereinbarten Mengen zugebilliAZ
worden.
Die französifche Aktion an der Ruhr macht ihren Dinflntz auf;
di« östliche Wirtschast insofern geltewd, als feit einiger Zeit die"
Holztransxorte aus Polen nach Belgien nnd Frankreich-t
nicht mehr über Deutschland, sondern auf Umwegen über di«
Tschechoslowakei, Oesterresch und di« Schweiz gehen,.
wodurch sie erhsblich verteuert werden- Von den deutsch-holländischenH
Ercnzübergängen soll nur einer geöffnet sein: da auch dieser teil» j
weife verstopst war, sind zahlreiche Holztransporte Lber Danzig nnd Ä
dann zur See nach Holland gegangen.
Der Seeverkehr km Danziger Hafen ist in den letzte» :
Monaten wieder recht lebhaft gewefen. Don den einlaufenden -
SHiffen kam allerdingg über die Hälst« ohne Ladung, währeNd nur
wenige Schiff« unbeladen den Hasen verlietzen. Di« Belebung depil
Schiffahrt erklärt flch nach einem Verichte der Danziger Handels»
zeiffchrift „der Osten" haupffächbich aus eiuer Zunahme der Holz»
ausfichr und der Ginf-uhr von Düngemitteln. Unter den im.
Danziger Hafen ank«rnd«n Schiffen nimmt mit annähernd 50 L!
die d«uffche Fkagge Lei weitem die erste Stclle ein.
Polen trägt flch seit längerer Zeit mit grotz«n Plänen für
den Ausbau des Danzigcr Hafens, auf den es durchaus
n-icht verzichten will, obwohl «s sich in Odingen uNd Putzig eigene
Häsen errichtet. Auch soll di« Höhe der SLtze fiir Pachtung von
Lagerplätzen, sowie der Hafengebühren in ihrem Vsihältnis M,--
Königsberg, Memel, Stettin und Hamburg geprü-^-'
.Badi sche Post» crschcint wSchcntl. siedenmal. Beüa^en: Didaskali a lEoimt.) —
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^tlnoerlanat« Beiträge ohnc Vcrantworinng. RüMendnn» nur, wcnn Porto deilieat
Heidelberger Zeitung
(Gegründet (858)
U«d
LandelsblaLt
«osticheck.Uonto r Sranksurt a. M. »141»
«oM»e«.»»nt»! »rauNnrt a. M. »141»
Nitüvoch, den 13. Zuni1S2Z!
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ir. 18L Berliner Vcrtretung: Berlin 8V 48. Zinnnerstratze S, Fernspr. Zeutn 41L
Münchner Bertretung: MSnchen, Seoraenstr. ll)7, F-rnspr. 3lSS7.
T«nl-vrzngrvr,iS der „Bad. Post" Mk. kki'0 - iausschl. Znstellgcliühr). Selbstabhol. Mk. 6501.-. iUnSland Mk. lro»o -
^bbestell.werd.nur bi» rmn 2. led.Mks angcnvmm'n. Am l u.L.noch acliof.Zeitungen stnd nach d. Einzelrerkanfspreis zu be-
^tdhlen. Preird. Elnzelnurnnicr Jsi d^eZeitnni) om Erfchcinenoerhindert.bcsteht kcin Nnsprnch anfTntschädianno
Anzriaenvr,lse:die44mm bretts Nonpareillezeile kostetilokalc Ltellcngcsnch: Mk.10 I.-. kl-Eelegenheltsanzciacn :,llk 128.-
Familienanzetgen Mk 10l>.—. Eeschästranzeigcn Mk.200.—,Finanz- und Industrieanzeigen Mk. 800.-,mit Platzvor christ «nd
MontagrMI. 25.—mehr. Die 98 mm breite Neklamezetle koftet Mk.780.—, ?inzeigen und Reklamen von anrwärts Sö^höher
Sefunder pesfimiSWtrs.
Von unserer Berlrner Redaktion.
Bcrlt«, 12. Juni.
Durch di« deutsche Oeffentlich!k«it gchi wieder einmaf eine hölhst
^«rdächtige Welle von Ovtimismus. Wir sinls in
Mser Beziechung trotz aller Lblen Erfahrunaen der letzten vier
Mre unuerbesserlich. Wenn irgcndiWo einmal ein klerner Licht
Min «n volitischen Himinel das DunEel des Wer uns drohenden
TfErhängn-isses zu durKbrechen sche-int, so efftrahlt uns gleich glück-
)!ch wioder alles rosenroi. Dieser Dranq z-ur Hsffnung ist in einer
stkit, in welcher alles um uns un-d üLer uns zwsa-mmenMstüvzen
A>o-Ht, ve-in men-schlich durchaus »erstLnd-lich, chirgt aber doch auch
^efahren in sich, vor denen nicht eindringlich genug gewarnt
?"den kann. D:e Depression, d-ie sedeomal eintritt, w.:nn
?ch wisder «inmal eine Hoffnunq a-ls trügerisch evwiesen hat. ist
- nur um so tiefer. Schli-sMch ist ein gesunder Pessi-
^isnrus für uns erträglicher als ein dauerndes Hin- un-d Her-
^worfensein zwvschen Hosfnung und Enttü-uschung, das zermürLt
Dolk wi« den einstelnen. Aus London kamen in d-en letzten
r^gen «timmen, die einigermahen ermutigend wivken ronnten, man
Alt unser Memovan-dum nicht rundweg abgelehnt und es nich-t als
»slle und-iskuiable Derhan-d-lungsballs kezeichnet wie in Paris.
jst, gemessen an L-er Sit'.iation. wie sie noch vor wenigen Wochsn
-uktnd, bestimmt e-in Gewinn, aLer doch noch lange ksin E r -
° l - und es wäre durchaug ver-fehlt, ihn schon hente in d-ie poli-
«!!chen Derechnungen einzuikezi-eben. w'e d-ies von manchen in i-hrcm
^sitimismus UnverEesserl-ich-en bereits oeschieht. Di-e Oeffentlickffeit
^lrd dadurch in einer mWerantwortbichon Webse irregeleitet.
i Es ist dc« Lb-elsie Mach«. wenn se-d« für nns günstioe Meinung
auslünd-ffchen Presse dovvelt un-d dreirach un,ierstrichen wieder-
Ueben. die mitzlieLig-en Kritiken dagegen entweder gan-z in Paran-
M« «rwähnt oder völlig unterdrückt werden. Man weitz, datz cs
j"cht Interesfe fü-r DeuMland ist, wenn die englische PoMik
diesen Tagen «-ine gewisie Schwenkung vornimmt, datz es sich
»Os eine Ärt Trommelfeuer han-dolt, um in Paris ein-
tzüSllwirden, nnd datz diefem Trommelfeuer doch kein anderes fol-gen
«,lrd. urenn das politisch« Feuevgefecht anf d«r anderen Seite stch
s?de NZirikung zeigen wird. Enqland wird sich Nicht uns zulieüe
y' stnkosten stürzen, das Verhällnis zn Frankreich wivd jetzt
l.?t> fst, aLst-hbare Zeit hinaus noch imm< r den Aussch-lag bei
politifchen Handeln geben, und wir wisien aus den Lisherigen
dWhrungen nur zu gu-t, -datz auch in bezug auf Englanlv die pesii-
^s-ische Detrachtungsweise sich immer als di« richtigere erwiesen
Eine autzenpolitisch« Einstellung. die von
<8 r u n d g e d a nk e n ausgeht, datz wir von den
^oeren nichts oder nur das zu erwarten haben,
?>».... . -- E-tzest.
(,^,s sichmit den Jnteressen der Gegenseite
^-l«gt uns weiter, als die Politik Llindgläu-
kfven Hoffens und Dertrauens, di« mit der Waffen-
h,!?UNg im Herbst 1918 Legann. dann in der Aera Wirth sich so
dlMngnisvoll fortsetzl«, und die innerpoli-tisch wie auch au-tzen-
lidvtlsch eine Ätmosphäve schwf, die jetzt noÄ drückend über uns liegt,
bÄ die die Mtivität jeder Regierung lähmen mutz. Es kann
^ei - - ' '
k.» keine
tz'^rem Dolke gar nicht oft genug zugeriifen werden, datz es fü r
.. Rettung gibt,"die nicht
.lnmt, datz das Vertrauen auf uns scÄst
aus
unld
uns selbst
auf niemond
„nsere stärkste Kraft bildet. Wir müsien h-n-dnrch dnrch die
^?«rn!sie der Eegenwart, „dsn Dingsn in die Angen ?.u sehen, ist
ffAe Pflicht", sagte der Reichslanzler in Karlsruhe, und cr füg-e
-M: „Die Zeiten waren schwer, sie werden noch
^Verer werden." Ie mehr wir das erEennen, mn so besisr
ost betrog-en. M i t
_ „ , . . ff.nge wirklich steht,
si« sin-d, und der in unserer Lage zur Notwendigkeii wird,
*«n wir weiter gekommen.
tz? Uns. Unser Optimismus hat uns schon zu ost
»d^gesu^nden Pessimi^smus. der die Dir
Aus dem GinbruchsMM.
Die Represialken aller Art däuern fort.
Eigene Drahtmeldung.
Eelsenkirchen, 12. Juwi.
morgen Leschlagnahmten die Franzosen Kohlen-
l»i,, Koksvorräte der Zeche Konsolidatirn, Schacht (. Gleich-
o^iähri-ge srühere Direktor der Zeche
z?ll von seiner Wohnung aus verbaiftet. Dü'-ktor Bimmelmaun
«hXhon stit Januar d. I. aus der Eewerffchaft ausgesch-ieden. Auf
" Un-ser Fritz wuvde heute mor-gen der Versandmeister
!l»«^r verhait'et." Ob diese Verhäftung mit der Beschlag-
^S^eche^
der Kohlenvorrcite in Verbinidung steht, ist noch nicht
tellt.
eut« morgen wurde anf dem Gleis der mi-litarisierten Staats-
bei Katerberg ein Sprengkörper geftmden. Die Fran-
- „ veranlatzten die in Katerberg wohnenden Eisenbcchnbeamten,
dem Bahnhof einzufinden. Dicr fehlende Beamte wurden
s«iz,der Wohuung herausgeholt. verbaftet u-nd nach Essen ab-
^i, >st. — Reckl inghausen scheinen sich die Derhältnisse
ühk'N Dortm-uwd zuzuspitzen. Eeftern schon kam es zu klemen
M^wmenstötzen. Am Lauf der Nacht wurd« ein jugend-
ÄerMzann namens Karl Möller auf offener Stratze von
französischen Patrouille erschossen. — Nach einer An-
des Generals Degoutte ist der Stadt Wülfrath die
„„„ 20 Mill. Mark aurerlegt worden. die
^ erl-egen ist. Als Grunid wivd di-e Wgäb«
isien auf französischs Soldaten angegeben. — Der stellver-
Landrat Referendar Müller aus Lenep ist aus Vefehl
'lliuEes wegen scines Protests gegen Lie V-rhaftung des Obc-r-
*»l«isters Brohl ausgewiesen worden.
Belagerungszuftaud rn Höchst.
L M., 12. Iuni. Infolge Weigerung der Stadt Höchst,
Vahnübergänge bewachen zu lassen unid für das Herab-
lasien der Schranken auf den militarisierten Bahnstrecken Sorge zu
tragen (Perordnung Nr. 162 der Rhemlandkommission) ist vom
hiesigen französischen Krcisdelegiertcn über die g-iamtc Ec-
meinde Höchst der verschälft- Velagsrrnyszustand
verhängt worden. Dem Bürgermeister ist angedroht worden,
datz er vor e-n Kriegsgericht g-esiellk werde — Seitens der Sta-ct-
vcrwaltung sind zur Äufrechterhallunq von Ruhe und Ordnung
Lesondere Matznahmen getroffsn worden. D-e Esschäfts-
nha-ber wurden aufgefordert, in dissen Tagen keinerle! Preis-
rhöhungen vorzunehmen, autzeiidem ist eine Rationierung
. :er Vbgabe »on Lebensmitteln erfolgt (von Lebens-
mitteln nur j« ein Pfund, je A Liter Oel us-w.).
Der enMche KadmeMat.
Frankreich lst von beispielloser Starrköpfigkeit.
Von unserem -Korrespondeuteu.
London, 12. Iuni.
Der siestrige Ministerrat verlief ergebnislos. Einc
amtliche Mitteilung über die Beraiungen wurde nicht ausgegeben,
und dieErklärungen, wclche die Regierung hsute im Parlamcnt
abgeben wollto, wurden auf unbestimmte Zeit verschoben. Die
einzige Bemerkung, die »on amtlicher Seite zu erholtcn ist, geht
dahin, datz die Untsrhaltuna zwischen den alllierten Mächten direkt
oder indirekt w s i t e r g e f ü h 1 werden soll, in der Hoffnung, doch
noch eine gemeinsame Grundlage zu finden, nuf der einc Verstän-
digung möglich wäre. Die diplomatische Spannung, di->
in dieser Ergebnislosigkeit des gestrigen KaLmettsrates znm Ausdruck
kommt, ist a u tz e r o r d e n t l i ch grotz. Nach einer Jnformation
des „Daily Telegraph" zeigten die gestrigen Mitteilungen des fran-
zösischen Votschafters nach Form und Inhalt eincn bcispiellosen
Gradvon Intransigenz, Lber den man auf «nglisch .r Seite
geradezu entsstzt gewesen sei. Nach diesen Mitteilungcn fordsrte
Frankreich nicht nur die Einstellung des vassiven Widerstands als
Dorbedingung für die Aufnahme von Verhandlungen mit dcn AllHer-
ten, sondern es lehnt auch ab, datz, wenn Cngland wirklich gemeinsam
mit Frankreich die Einstellung des passiven Wtderstandes r-erlangest
sollte, dabei von Frankreich irgendwelche Zugeständnisie cder irgend-
eine Vedingung verlangt werden dürfe. s!!> Die französische Regie-
rung verlangte nach den Erklärungen des Botschafters St. Äulaire
von Deutschland autzer der Zurückziehung aller Berordnungen, die sich
auf den passiven Widerstand Lezisben. anch die fluriickzicbung aller
amtlichen oder nichtamtlichen Strafandrohungen für dke Zufammen-
arbeit mit den Franzofen. Die hier in Fraae kommenden Personcn
mützten vielmehr volle Amnestie erhalten, und es müsie eine Bürg-
schast dafür gefordert werden. datz alle amtlichen deutschen
Stellen mit den Franzosen zusa m m en arb e i t e n
werden. (!!!)
Der französische Votschaster legt besonderen Nachdruck auf dke
Zwischenfälle an der Ruhr und vor allen Dingen
auf den herausfordernden Ton der letzten Rede des Reichskanzlcrs
Cuno. Äus seincn Erkläruv-zen ging w-.'lterbin hervor, datz
Frankreich avch ln alken ändrren Punkten aus seinem bisher'gen
Standpnnkt verharrt und alle Konzessionen unbedingt ablehnt.
Jn Vezug auf die Räumungsfrage wird lediglich auf die französisch-
helgischen Entschlietznngen verwiesen, Frankreich werde nicht um
Haaresbreite von seinen fina.rziellen Ansprüchen abgehen, und zwar
nicht nur in Bezug auf die und 8-Äonds, sondern auch auf die
O-Vonds. deren Verringerung nur im gleichcn Verhältnis wie die
Sckmldentilgung zugestanden werden könnte. Dagegen erwähnte der
französische Botschäfter weder die Frage eines Moratoriums für
Deutschland noch auch die Frage einer internatronalen Kommission
für die Festsetzung der deutschen Zahlungsfähigksit. Lord Curzon
schnitt im Lailfe der Unterredung diesen letzten Punkt an und schlug
vor, datz die Kommission unter der Aufstcht des Völkerbundes arbeiten
könnte.
Die Erklärungen des belgischen Botschafters, der gestern ebenfalls
von Lord Turzon empfangen wurde, sind nach den Insormationen
des gle>chen Blattes nach Form und Inhalt von den französischen
Erklärungen etwas verschisden. Der Vertrster der belgischen Regie-
rung lietz jedoch keinen Zweifel darüber, datz Belaien in der
Frage des Widerstandes mit Frankreich einig seii
der Botschafter sprach ferner die Haffnung aus. datz England, ohnc
seine prinzipielle Haltung aufzugeben, doch ein Mittel finden werde,
sich hinsichtlich dor praktischen Veendigung der Ruhrbesetzung Frank-
reich und Velgien anzuschlietzen. Der belgische Botjchafter Lberreichte
schlietzlich die Ausarbeitungen der Briisieler Sachverständigcn als
Material, stellte jedoch keine Vedingungen auf, durch die kommcnde
Vcrhandlungen in sachlicher Hinsicht irgendwie bejchränkt werden
würden.
Die Unterhaltung Lord Eurzons m!t dem italienischen
Botschafter hatte im wesentlichen nur den Eharakter eines all-
gemeinen Meinungsaustausches.
Dieser Bericht des „Daily Telegraph", in vem sich
die autzerordcntlichcn Schwiertgkeiten der Situation
widerspiegeln, muh noch in einem wichtigen Vunkte unterstrichen
werden: Es ist schr wahrscheinlich, datz ein Auswcg gefundcn worden
wäre, wenn die französische Regierung wenigstens die Verpflichtung
übernommen hätte, datz ste in diesem Falle das deutschs Memoran-
dum als Erundlage fllr Verhandlungen üetrachte. Aber auch disss
Verpflichtung wird von Paris unbedingt abgelehnt. Das Bc-
sireben der englischen Regierung ging dahin, ein Ksmvromitz herbei-
zuführen, wobei Deutsckjland auf den Widerstand verzichten und
Frankreich dazu veranlatzt werden sollte, der Besetzung einen fried-
lichen Charakter zu geben und die verhafteten Dcutschsn wieder au?
freien Futz zu setzen. Für einen Erfolg dieser Bestrebungen bietet
sich, soweit hier zu entnehmen ist, vorläufig nicht die geringfte
Aussicht. Lediglich die „Westminster Eazette" glaubt, üatz eine
Verständigung auf dicser Krundlage zu fin'oen möglich sein werde.
und datz eine alliierte Konferenz Lald zusammentrston werde. Sehr
Üemerkenswert ist auch eine Andeutung des Pariser Timrskirrespon-
denten, wonach in der sranzösischen Regicrung jctzt dke Nsiguna sicht-
bar werde, überhaupt keineAniwortnach Deutschland
zu senden. Der Korrespondent gibt iibrigsns zu. dah Frankreich
vie Besetzung des Ruhrgebiets als ein Mittel Lenutz-, um
nicht nur auf Deutschland, sondern auch aus die Entente
einen Druck auszuüben.
Savzig im MrtWaßskn'eg.
Die Danziger Wirtschaft ist seit End« April voni' l
Polen mit dem Wirtschastskriege bedroht, weil Danzig üch :
den politis-chen Forderungen Polens, d-ie vielfach Wer das Matz'i
dcr i-m Vertrage von Versailles festge-setzten polnüschen Recht« in l
Danzig hinauLgc-hen, nicht fügen will. Nachdcm es zunächst den H
Awschein hatte, als o-L Polen ver-su-chen wollt«, seinen Willen DanzigiH
gegcnüber mit Eewalt durchzusetzen, scheint man d-iefen Plan iirZ
Warschau schlietzlich doch als etwas zu ge-fa-hrvoll an-oes'ben zuiI
haben und will sich auf die Amvendung wirffchaftl'cher f-.-icrngs-
mittel beschränken. Einen Ansang hatte Polen hierin Lersits am s'
21. April gemacht, als plötzlich für alle Maren, d-Ie dem polnffchen z
Ein- und Äusfuhrverbot unterliegen, die Einfuhr nach und Ausf-ihr ;
von Danzig gesperrt wurde, sofern nicht die ausnahmswe'se s
Genehmigung einer polnifchsn Behörd« vorlag. Dis dahin hatte ->
Danzig auf Erund des im Okto-ber 1921 mit Polen getroffsnen Ab» f
kammens diese Eenehmigung selber erteilt. Es ist dies wieder ein s
Fall von den vielen, in densn Polen stch rückstchtslos Lber di« H
eingegangenen Verträge hinweg-setzt. i
Was Polen mlt alledem «rreichsn will, ist zunächst eine gänz« i
liche Umformung des paritätifchen Hafenaus»
schusses und der zurzeit m-it Danzigsr Beamten bcfetzten ZoIlȀ
behörde. Beide sollen zu rein polnischen Behörden umgewandelkff
werden, u-m als wirffams Werkze-uge zur wsiteren Ausbreitung
polni-schen Einflusies in Danzig d-ienen zu lönnen. Datz Danzig um ^
seiner Selbsterhaltung willen als Freie Stadt sich hierauf gutwill-g ^
nicht einlätzt, wird nicht überrafchen.
Jnzwischen hat Polen verfchiedene Matznahmen getroff-n, «m ^
den Danzigern das Leben nvch Möglichkeit zu erschweren. Das bi's ^
dahin zu,einem mäßigen Preife erteilte Vifum für Danzigev^
SkaatZange-hörige zur Ausreffe nach Deutfchland wurd« mit demia
23. April a-uf den Veirag von SO üOO Poln. Moxk für Hin- -ndtz
Rückreis« echöht. Dies Ledcutet allerdings eine nicht geringe Er»D
schwerung des Rekseverkehrs und besonders auch dsä ff
wirffchaftlichen Beziehungen zwffchen Danzig nnd Lem Der'ffKevH
Reiche. Zum Elück ist es jedoch den Danzkgern möglich, auch o-hn«Z
poln-isches Vis-um m-it dem Korridorzug« von Marienburg au; odcrÄ
mit d«m Dampfer Neufahrwasier-Swinewünde znr Se« sk« R-ffseH
nach Deuffchland zu b«w«kfftellkgen. Von beiden Gelegenheiten wirdi?^
in letzter Zeit reichlich Gebrauch gemacht und namentl-ch >die ersiere^
hedeutet nur eine geringe Verlängerung der Fahrzeit.
Schwer fühlbar machen sich für dke Devbraucherkrsise di« davsrn-H
den Erhöhungen des Multiplikaiors im polnlschen Zolltari f.H
Schon Ende März wurd« diese Evhöhung angekündigt und seit MitteH
April wurden für di« nach Danzig eingesührten Waren die Multi-Ä
plikatoren 4000 bezw. 6000 auf d-i« bestehenden Zollsätze angewandt.I
Eleichzeitig sind die Multiplikatoren fiir Waren, die cincr Zoll»I
ermätzignug unterliezen, weil sie in Polen selbst dringend gsbraucht E
werden, von 10. 50 und 150 auf 100, 500 und 1200 erhoht worden.'.
Seit dem 18. Mai aber kommen für die normale Derzollung air
Stelle der Multinlikatoren 4000 bezw. 6000 bereits solche von 6000
bezw. 9000 zur Anwendung. Dief« Erhöhung des Multiplikoiors;
macht sich um so mehr fiihlbar. als mit dem dauernden Steigen derZ
polnischen Naluta gegen-llber der de-utschen, d-ie in polnischcr Markh
zu entrichtenden Zölle an un-d für sich schon steigen. Als der Zoll»Z
tarif eingeführt wurde, stand d-i« polnifche Mark etwa auf 20, wäh«-°
rend sie augenblicklich mit 140 gehandelt wird.
Kein Wun-der, datz unter solchen Verhältni'ssen die T e u s r u n g.-?
in Danzig kmmer mehr zunimmt und den Vorfprung von 50
den sie vor der deutschen Teuerung schon seit einigen Monaten vor»?
aus hat. zum mindesten getreulich beibehält. Welch« Mittel Polen's
in seinem Wirtfchaftskrloge g«g«n Danzig sonst noch anzmvendei^
beabsichtigt, mutz abgewartet werden. Sollten dieselben, was sehr^
wahrscheinlich !st, gegen di« Vestimmungen des Dersailler Vertrages^
und bas zwischen Leiden Staaten cvbgefchlosiene Abkommen verstotzenH
so würd« der Völkevbun-d sich mit der An-gelegenheit zu befasseirD
haben. Wichti'g für Danzig ist, datz Polen am 11. A-prA mit Nor-,^
wegen und Spanien Handelsverträge auch im Namen Danz-igs ab»A
geschlosien hat, leider aber auch dissmal wieder im Widerspruch -ur-Z
Konvention von 1920, ohne Danzig vorher Lefragt zu haben.
Vom De-utschen Reiche sind Danzig für die Zett vom 1. April192M
bis 31. März 1924 wieder «rneut Vezugskoittingente, d. h. Lie-fcrungs-
von Waren zum Inlandspreife in vereinbarten Mengen zugebilliAZ
worden.
Die französifche Aktion an der Ruhr macht ihren Dinflntz auf;
di« östliche Wirtschast insofern geltewd, als feit einiger Zeit die"
Holztransxorte aus Polen nach Belgien nnd Frankreich-t
nicht mehr über Deutschland, sondern auf Umwegen über di«
Tschechoslowakei, Oesterresch und di« Schweiz gehen,.
wodurch sie erhsblich verteuert werden- Von den deutsch-holländischenH
Ercnzübergängen soll nur einer geöffnet sein: da auch dieser teil» j
weife verstopst war, sind zahlreiche Holztransporte Lber Danzig nnd Ä
dann zur See nach Holland gegangen.
Der Seeverkehr km Danziger Hafen ist in den letzte» :
Monaten wieder recht lebhaft gewefen. Don den einlaufenden -
SHiffen kam allerdingg über die Hälst« ohne Ladung, währeNd nur
wenige Schiff« unbeladen den Hasen verlietzen. Di« Belebung depil
Schiffahrt erklärt flch nach einem Verichte der Danziger Handels»
zeiffchrift „der Osten" haupffächbich aus eiuer Zunahme der Holz»
ausfichr und der Ginf-uhr von Düngemitteln. Unter den im.
Danziger Hafen ank«rnd«n Schiffen nimmt mit annähernd 50 L!
die d«uffche Fkagge Lei weitem die erste Stclle ein.
Polen trägt flch seit längerer Zeit mit grotz«n Plänen für
den Ausbau des Danzigcr Hafens, auf den es durchaus
n-icht verzichten will, obwohl «s sich in Odingen uNd Putzig eigene
Häsen errichtet. Auch soll di« Höhe der SLtze fiir Pachtung von
Lagerplätzen, sowie der Hafengebühren in ihrem Vsihältnis M,--
Königsberg, Memel, Stettin und Hamburg geprü-^-'