Zchrgang - Ar. Zi
I krscheint wöchentlich siebenmal. Beilagen: Divaskalia
-^weri,j! > Untcrhaltungsblatt sssrcitags) — Ltteraturblatt ttnonatlitbs.
--üle Berträge ohne Verantwortung. Rücksendung nur, wenn Porto bci.iegt
Heidelberger Zeitung
(Gegründet 1858)
und
Handelsblatt
DonnerM, 1. Iedrnar IS2Z
Hauptgeschä'tsstelle u. Schriftl. der.Badischen Post"Heidelberg,Hauvtstr. SS.Fernspr.:
Nr. 182. iVerlaasort: Franlsurt a.M.> Berliner Vertretnng: Berltn 8IV48, Zimmer-
stratze 8, Fernlpr. Zentr. 41ö, Münchner Vertr.: München, Georgenstr. 187, Fdrnipr. 31667
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^ltkg^^Ugzvreis der.Bad. Post" Mk. 1888 - iausschl-Zustellgebühr,. Selbstabhol. Mk. 18S1I.-. Auslanv Mk.40l!0.-
^^l.Px.-""'l>ur bis zum 2. jed.MtS angenomm n. Am l u.s.noch gelief.Zeitungen sind nach d. Einzclverkausspreis zu be-
d.EsNzcluurnmerMk. 76--. JstÜieZeitung amErschtinenvsrhinoert,bcstcht keinAnspruch auf Entschädigung-
Anzeigenprcise: die 44 mm lneite Nonpareillezeile kostet: lokale Stcllengesuche Mk.Zl!.-, kl. Gelsgeiiheitsanzeigen Mk. 48.-,
Familienanzeigeu Mk SU.—, Geschäftsanzeigen Mk. 68Finanz- u. Jndustricanzcigeil Mk. l08.-,m.Plahvorschr.u.Montags
Mk.5.—mehr. Dte88mmbr.ReklamezetIekostet Mk.158.-,m.Plasvorschr.Mk.L8.—mehr. Anzcig.u. Rekl.v.auswärts 2ö°/»höher.
li-Mher^?rnerdet. Jn Essen fand eine Konferenz der Franzosen
j," oeutschen Beamten statt, deren ErgeLnis zwar noch nicht
p',.^>on dem aber mrt Sicherheit anzunehmen ist, datz die
^ - «-er«u, or.
)r°»»d. Ruhrgebiet werden weitere Gewalttaten der
Mr)eii weitere Verhaftungen und Ausweisungen
ki-,Mp.6emeldet. - -. - - -
» deul ^
»>°.»>ten a. von dem aber mit
Ns sj^^ne Hilfelcistung an die Franzosen verweigern werden,
^ii ^rior, ch dem bisherigen sranzdsischen Vorgehen der Auswei-
»>»^r werden. Jn Bochum hat sich ein Zwischenfall
:-»>eg 7 r b e i t e r s ch a f t der Wcrlzeug- und Automobilsabrik
"zvsjiZEtragen; der Betriebsrat hatte die Reparatur
^'cher Autos abgelehnt, worauf
^ataillon Franzosen die Fabril besctzte und än den
^Nsgaug Maschinengewehre schujzsertig stellte».
^trr franMchen Sajonetten.
Der oerschärfts Belagernngszustand.
Von unserer Berliner Redaktion.
Berlin, 81. Januar.
ranzo-
öherer
T? ^etriebsrat bi i seiner Weigerung Llieb und energisch
bjy)» die Valtsame Störuug des Betriebs aufgetreten war, ver-
setbst, ihren Wagenpark fahrbar zu machen,
Erfolg.
EVer^ochum ist der
^.'Vgsbeamten
> ZUr L 0i"-eumien oer VcyuZponzei. ixinu
!cpI dj^^rrichtung der Zollarenze noch nicht
Ä i„ >»»>oscn neue Militärkontri
ln Ennipv^i'eb. 5i'attiNl
Etn weitersr unsryörter Uebergriff der Fran
Naub der Befoldungsgelder fiir
der Schutzpolizei. Einstweilen sind Matz-
' t getroffen, dagegen
ei s ^>uii,ii>ien neue wiiiiiuriviiirollstellen ein-
°Ü!au Ratingen-Ost, Kupferdreh, Hattingen, Rangierbahn-
Lis'-Id bt; 'Lünen-Lüd, Recklinghausen-Hauptbahnhof und Fried-
li.ü > ,-lLesel. Die Militärkontrollstationen beschränken sich zu-
unbesetzten Gebiet durch-
und Leiden find ferner
li r*>»iiir>>/ Iv---Iviiiivii,iiiiiviieii eingerichtet worden.
h I d e - >ad und Hörde werden starke französifche Truppennach-
Iks? l! hg .öestellt. Jnzwischen haben die Franzosen mit der Ve-
V? »o„ e ygn Staatsbergwerken begonnen. Die
Westerholt und Horst-Emscher wurden
, 7,.» s j „. ' Dabei wurden weitsre leitende Persönlichkeiten
K>e .. e.
Ahh.. ryanemn» des verschärften Velagerungszustandes beaegnet
schärfsten Widerstand der Vevölke-
e w e r ks ch a ft en, die erktärt haben, daf; sie
Velagerungszustand nichts angehe. Die Polizei-
Dbernhausen beschlossen, niemanden festzunehmen, der
10 und morgens 6 llhr auf der Strasie angetrvffen
eh^schärfie
„ e n kam es vor dem Hauptbahnhof zu Demonstratio-
.dicse Verordnung, so daß'die deütsche Schutzxolizei zur
»^,!>e^n-d?r Demonstranten aufgeboten werden mußte. Die
^>senbahndirektion ist im Laufe des Dienstag
t Hständig besetzt worden. Die mittags Verhaftetcn, der
!! ^>tstj°^ektionspräsident Iahn und der OüerLaurat Pusch,
kstj?»rd^ ->uto weggebracht und vor LLdinghausen wieder abgc-
»el ^>» H Uhr nachmittaas wurde dann die Reichsbahn-
1 *»»rd- ^ durften wohl Beamte in bas Gebäude hinsin,
^ uiehr hinausgelassen.
^ ^ !e» ^ EeLäudes suchte ma« mit mehreren Patrsnillen
Dlann mit aufgcpflanztem Vafrmett die Lbrigen
K Met ^ Oberkeamte«.
Lis jetzt noch der Oberregierungsrat Richtsteig,
s>> Mh,""ret.ung des Präsrdenten Lbernommen- hatte, wsiter der
>e^ 7"erghaus, der Baurat Grewel, Oberregieruugs-
. sp. llu^ Oberbaurat Pferath und Regierungsrat Meyer
i k> t^son^ verhaftet werden, doch waren diese nicht auwescnd.
Rss^Nenergisch sind die französischen Uebergriffe in
?»s^»t D^ugewiesen. AIs dort bekannt wurde, daß Regicrungs-
ei^'esen i . " ui b a ch , früher Landrat in Düren, aus Aachen
.» »acli-> »>>d den Bahnhof Dllren passieren wiirde, sammelte
>v ^^»usenden zählende Menschenmenge auf dem Baynhof
-Oie französische Besatzungsbehörde bot Kolonial-
>^»°g
die mit aufgepflanztem Seitengewehr
bxA.-^rstreuen sollten. Als drci Personen verhaftet
- >llibil»ix stch Polksmenge eine große Erregung. Die
wurben schließlich wieder sreigelassen.
tEiseu
»ten und deshalb die Zuriickziehung des auf dem
° t!t ">I zui-^Ebn Militärs verlangtcn. Die Wache wurde auch
">de 5»kt ^ >8?^Seen, nach kurzer Zeit aber wieder aufgestellt unü
l -Ävrb»' Die Eisenbahnergewerischaften stellten nunmehr
'Z-e - .^ungen:
dj^Men'^ Zurückziehung sämtlicher Wachen aus
S. RLumung des Martesaals 3. und 4. Klasse
i Edugi ausgcrllstcten Kolonialtruppen,
dn ">'««)!? »en >>" Dienst mißhandelten nicht uni-
lkl,:. »llien »! ^lsenbahnbeamten. dcr von einsm französischen Een-
-r"j^e>u Schlag ins Gssicht erhaltcn hat.
- --..»»de die Erklärung aögegeben, Lah die
fol-
den
von
-tsj. °>n lp " «chlag ms wsjicht eryattcn yai.
!>>t° kebo!i^° bie Erklärung abgegeben, Laß die zum
kx-„»^» Truppen durch die sran.jösischen Ei
e r i E«n Umständen nach Lem Ruhrgebiel r
Abmarsch
senbahner
Itze^^^erden. Der Bahnhofstommandant hat nach wieder
^N'tliche "d- ^ gestellten Forderungen
.. ^ - abgelehnt,
,e Eisenkahner beschlossen haben, den D i e n st
i/'e Ei,<?Sen. Darauf haben die Franzosen den Bahnhos
'ld?» militärisch b e s etz t und die Eisenlahner
?>>b,^eist^^>>strir,lmen r> e r t r i e ü e n. Die Franzosen haben als
»», ds-^m^- e'kenem Personal den Dienst einzurichten.
lltz^^ e llteichen, nrit deren Handhabung sie nicht vertraut
Atev^»zu« verkeilten. Der in Richtung Köln veriehrende
»orn der bei Ausbruch des Streiks aus dem Vahnqos
>> eA» V-^W^» Personal verlassen worden war. ist nach drei-
^tev "e von den Franzosen weitergesllhrt worden.
»- wy llufeinemNebengleis im Nordbahnhos
. " l > egen blieb.
vrv
iiy^«,?^^.» sranzösischün und belglschen Vesatzungsbehörben
»h.rbezirk als auch im alten besetzten Gebiet jyste»
Nebengleis
Die
Militarisierung der Eifenbahnen
matisch durchgeführt. Die Hauptzufahrtsstrahe nach Hamburg
ist durch das Eingreifen der französifchen und belgischen Eisenbahner
für deutjche Transporte gesperrt. Ferner müssen die Lebens-
mitteltransporte aus Holland umgeleitet werden, um
in das Industriegebiet zu gelangen. Auch die Strecke Duisburg
—O berhauje n—R ecklinghause n—B uer ist militaristert
worden. Die deutschen Arbeiter haben Lort den Befehl erhalten,
die Anlage zu verlassen. Der Lhef der französischen Feldeisenlahn-
verwaltung hat erneut versucht, mit der deutschen Eisenbahner-
gewerkschaft in Vsrbindung zu treten; er will Len deutschen Arbeitern
angeblich vollständige Aktionsfreiheit zusichern,' falls
die französischen Arbeiten nicht weiter gesiört werden. Die Gewerk-
schasten wissen aber genau, was sie von viesen Vorspiegelungen zu
halterr haben, zumal die Behandlung der Eewerkschaftsführer durch
die Franzosen den Zusagen der Feinde direkt Hohn spricht. Nach
einer Meldung des „Vorwärts" wollen die Besetzungsbehörden, so-
bald alle fiihrendeir Amtspersonen über die Erenze des be-
setzten Gebiets gebracht worden sind, Las gleiche System auch auf die
Gewerkschaftler anwenden, wenn die Arbeiterschaft weiter
auf ihrem passioen Widerstand verharrt. Der Anfang mit der
Ausweisung von Eewerkschaftlern ist bereits gemacht.
Jn Essen wurde der Vertrauensmann des Verkehrsbundes
ausgewiesen. Auch an anderer Stelle fmd Vertrauensxersonen der
Gewerlschaften, die an der Organisation des passiven Widerstandes
beteiligt waren. aus ihrem Heimatlande gewaltsam entfernt
worden. Die Stadtverwaltung von Vochum hat unter Zustim-
mung fämtlicher Arbeitgeber- und Arbeitnehmerverüände an die
Befatzungsbehörde einen Protest wegen der Verhängung des
verschärften Belagerungszustanoes gerichtet, in dem darauf
ausmerksam gemacht wird, daß derartige Akaßnahmen im Ruhr-
gebiet vollkommen undurchfiihrbar sind, wenn nicht ent-
gegen den bisherigen Erklärungen beaLflchtigt ist, das ganze Wirt-
schaftsleben zum Erliegen zn bringen. Die Verpflegung des Rnhr-
An unsere Leser!
Der Verlag der „Badischen Post" ist mit dem heutrgen
Tage aus dem Besitz der Heidelberger Verlagsanstalt und
Druckerei E. m. b. H. in den der Firma I. E. Holtzwarts
Nachf. E. m. b. H. in Franksurt a. M. iibergegangen.
Eine Aenderung in der Erscheinungsweise oder in der
politischen Haltung der „Badischen Post" tritt damit nrch 1
ein. Die „Badische Post" erschcint wie bisher täglrch, also
siebenmal wöchentlich, und erfährt vom 1. Februar >
MNZ BLrmÄermß des ZMeilss.
Außer der Lisherigen Unterhaltungsbeilage werden wir
der „Bavischen Post" Sonntags eine neue, mehr wissrn-
schastlich gehaltene Beilage: die Didaskalia beisügen und
anßerdem in jedem Monate einmal ein Literaturblatt ver-
öffentlichen, das sich mit den Neuerschcinungen auf dsm
Büchsrmarkte beschäftigt. Eanz besonders aber werden
wir uns dsn
MZhM dZs HMhZlsLMs
angelegen sein lassen. Diesbezügliche Wünsche nehmen wrr
von Jnteressenten stets gern entgegen.
Dic Hauptgeschäftsstelle und Schristleitung der „Badischen
Psst" besindet sich unverändert im Hause Hauptstratze 23,
1. Treppe.
Alle Postsendungsn. Briefe u. dergl. müssen in Zukunft
an die „Badische Post" adressiert werden, nicht mehr
an die Heidelberger Verlagsanstalt und
Druckerei E. m. b. H.
Bei Fernrufen bitten wir, sich nur der Fernsprrch-
nummer 182 zu bedienen.
MsW «O SSrilllÄW dll.MINeii Wst"
I. E. Holtzwarts Nachf. G. m. b. H.
bezirks macbt bereits S ch w i e r i g k e i t e n. In Essen fand eine
Besprechung der zuständigen Stellen statt,' es wurde dabei sestgestellt,
daß die grotzen Konsumvereine noch drei Wochen lang ihre Mit-
glieder rnit den vorhandenen Vorräten bedienen könnten.
Daß die Feinde vor entschlossenem. Widerstand den Rückzug
antreten, lehren
die Borgärrge in Lud ""shasen.
Dort wurde dem P r sts i L e n t e n d e r L > > e n b a h n d i r e k t i o n
durch die Besatzungsbehörden die Ausübung seines Amtes unter-
sagt und gleichzeitig ein N e q u i s i t i o n s b e fe h l vorgelegt, des
Jnyalts, daß das gesamte Personal der Eisenbahndirektion sich
vnterschristlich verpslichten sollte, den Befehlen des französtschen
Esnerals unbedingt Folge zu l e i st e n. Das Personal der
Rerchslahndlreltion hat jedoch das Ansinnen ernmütig ab-
gelehnr und sosort d e n D i e n st e i n g e st e l I t. Am Dienstag-
uachmittag -crlangten d:e Vsrtteter der Organisationen von den
Franzasen die Wiedsreinsetzung des Präsidenten und der
Bcamten der Diroktian. die Zuriicknahme des Requisitions-
befehls und Vie Zurückziehung der militärischen Wache von den
Bahnanlagen. Diesen Forderungen ist Miitwochmorgen von Ler
Besatzunqsüehörde entsprochen worden mit der Erklärung, das
Personal lönne unter den alten Bedingungen weiter
arbeiten. Das Personal ist daraufhin von den deutschen zu-
ständigen Stellen und den Organisationsvertretern aufgefordert
worden, den Dienst nach den Besehlen der deutschen Regierung
weiter zu versehen.
Fn gleicher Wcise haben sich auch die Vorgänge auf den übrizeir
pfälzischen Bahnhöfen abgespielt. Infolge des g e s ch l o s s,e n e n
Wrderstandes der Eisenbahner wurden überall die sranzösischen
Posten auf den Bahnhöfen wieder aufgehoben.
Sas „Sewiffeo der Weli".
Drei Wochen sind nun vergangen, seit die Franzosen ihre
Drohung, das Ruhrgebiet zu Lesetzen, zur Ausfuhrung brachton.
Was wir in unserem unseeligen Optimismus für eine agitatorische
Phrase, für eine politische Eeste ansahsn, wurde Lrutale Wirklichkeit.
Die von den Franzosen erhoffte Wirkung ist ausgeblieben, die
Deutschen sind nicht, wie Herr Hervs me.nte, in 14 Tagen „sanst
wie die Hammel" geworden. Die Ruhrbevölkernng bietet der fran-
zösischen Eewaltaktion in einer Weise Wrderjiand' die »njxr natio-
nales Selbstbewußtsein und unsere moralische Krast aufs höchste zu
steigern geeignet ist. Seit den Augusttagen 1914 suiiren wir zum
ersten Male wieder die reine Welle hochgehcnder vaterländischer
Begeisterung und innerer Entschlossenheit.
So grotz aber auch unsere Eenuatuung sein mag. daß die fran,
zösischen Plüne an der deutschen Einheitssront zerschellt sind. so läßt
sich doch nicht verkennen, daß auch oie von uns crhofste Wirkung des
französischen Eewaltstreichs auf die iibrige Welt ausgeblieben
ist. Unfere internationale Position ift nicht besser gcwordcn, seit
die Franzosen in Vssrn einwarschiert ,sind. Gervaltftteich ist auf
Eewaltstreich gefolgt, Brutalität auf Brutalität. Von dem Moro
in Bochum bis zu der widsrlichen Schamlostgkeit von Esseu, wo man
die Kranken auf die Straße jetzte, um die Hospltäler mit Mrlitär
z« belegen, ist es nur «ine Kette rölkerr.chtswidrtger Dergewal-
tigungen. Vergeblich warten wir auf den Nachhall dieser Willkür-
akte. Die Welt scheint stumm gewordcn zu sein gegenüber einem
llnrecht, das an Deutschland bsgangen wird. Ueberall nur ein be-
dauernbes Achfelzucken, ern platon'jches Mitgefühlc Ab und zu ein
paar Stimmen in der englischen ode,r «mer-ianischen Presse, d-ie es
wagen, von einein Deutschland angcianen Unrecht zu sprechen und
die dann in der.deutschen Oeffentlichkeit zn überschwengi'ischen Hofs-
nungen Anlaß geben. Wir neigen ja no.h, immer in uüferer Politik
der kindlichen Auffassung zu, als ob das A'nsland ein In-crcssc daran
hätte, sich für uns -in irgend einsr Wc-ss einz'i-sehen.
Es ist Schul-d der offizisllen Berichtsrstaltung und Schuls einer
pazifistisch v-erstuchten, mehr iniernoi onnl als beütsch :-uhl«n-Le«
Prssse, w'enn die paa: fur uns günstigen V u s l a n V s °t i m m e n
herausgegriffen und dem Publikum in großer Avfnmchuns vorgesctzt
werd-en, so daß -.u r uns immer wieber falschen Hobfmnrgen hingeben.
Es i-st Zeit, mit dieser TaktiL. die ein üblss Erbstück ter Praxis der
Kriegsjahre ist, zu brechen. Was wir brauchen. ist ichonrmgslose
Wahrheit, auch wenn diese Wahrheit noch so bitter ist. Ie mehr
sich das Bewußtsein in uns sestankert. daß wir allein stehen, baß wir
nichts zu erwarten haien, daß der Weg zur Nettung nur aus uns
selbst gefunb-en werben muß, und daß alle Spekulatian aus die Hilfe
anLerer eitel ist, um so besser sür uns. Unr so eher werben wir uns
zu der Aktiv-itität der Politik aufzurassen rcrmögen, bie trotz aller
änßeren Hoffnungslosigkeit heute notwcnb'gcr i'st als je seit den
Jahren, wo wir in einer ungleich besseren Lage die Häikiie tatenlos
in den Schoß gelegt haben, um durch einen im Ausland vielleicht
falsch gedeuteten Tatendrang Lei d-e» Häuptern Ler Entente nicht
Mißtrauen zu erregen.
Mehr als j> muß sich uns die Ueberzeugung aufdröngen. datz
wir selber Schicksal fpielen müssen und unser Eeschick nicht in die
Hänbe anberer legen diirfcn. Wir mögeu noch so sehr von un-serem
„moralrschen Recht" reden und Proteste Lrer Proteste in di«
Welt hinaussenden. Das moralisch« Rccht Lcstreitet uns außerhalb
Frankreichs niem-and. Aber diesss Recht vermag sich nicht durch»
zusetzen gLgenüber einer Politrk dsr Esw-alt, der Maschincngewe-Hre
und'aufgepflanzten Vajonette, geqcnüber einem Feinde, der in
rücksrchtsloscstsr Weise von fsinen Machtmitteln Gebrauch macht unb
— Las -dürfen wir nie vergessen — auch ferncrhin Eebrauch machen
wird. Wir stehen im Anfang eines Kampfes, dessen Enbe niemand
vorauszus-agen vermag. Der Hcroismus, mit dem wir den Kamps
aufnahmcn, -h-at es nich-t zn v-erhindern vermocht, daß die Welt diesem
Kampf mit verschränktcn Armen zusreht und Latz unsere sonst so
entwertete Mark ins Bodenlose sinkt. Die Preissteigerunge«
im Innern werden zu einer für jedermann von Tag zu Tag
fühlbareren Katastrophe und es ist verständlich, wenn gerade dief«
Entwicklung, die jeder am eigenen Leibe spiirt, stellenweise eine
Mutlosigkeit aufkommen läßt, die heute weniger als je um sich
greifen darf. Das deutsche Volk, durch dic jahrelangen Ent»
tLuschringen mißtrauisch gemacht urrd zermürbt, schw-ankt cinhok
zwischen Hoffnung und Hoffnungslosigkeit und es mutz
alles darangesetzt werd-en, die Hoffnung neu zu beleben, den srnkenden
Mut der Widerstandsschwachen zu heben.
Die Ausgabe, die die Regierung in diesen Tagen zu
erfüllen hat, ist ungeheuer schwer. Mchr als je bedarf das Volk,
das jahrel-ang nicht geführt, sondern durch, trügerische Hoffnunae»
nur versührt worden ist, der starken Hand. Wir müssen diese
führende Hand fühlen. Das Kabinett Cuno besitzt ein
großes Aktivum an Vertrauen. Das ist nicht nur im Reichstage bei
jed-er Eelegenheit deutlich geworden, das jpürt man auf Schritt und
Tritt in der weiten Oeffentlichkeit. Es ging durch viele, bisher miß-
mutig Abseitsstehende, ein Ausatmen, als den französrschen Heraus-
forderungen gegenüber endlich auf deutscher Seite eine Sprache ge-
funden war, die dem nationalsn Selbstbewußtsein, die unserer
Selbstachtung entsprach. Mit diesem Pfund des Vertrauens mutz
gewuchcrt werden. Wir müssen die Empfin^nng haben.. daß außen-
politisch alles geschieht, um Deutschlan, s Situation zu bessern,
daß die Regierung nicht die Hände rn den Schoß legt, um zu wartcn,
daß dem Ausland von allein die Einsickt kommt, auf die wir nun
schon so oft vergeblich gewartet haben. Wir müssen aber auch fuylen,
daß i n n e rp o l i t i s ch all die Mcißnahmen ergriffen werden, die
nur irgendwie ergriffen werden können, um die >n8'»y groger
werdende Not zu lindern nnd die Katastrophe, die oon der Ruhr her
ganz Deutfchl-and bedroht, aufzuhalten.
Das Hera-bsetzen der Polizeistunde. der Boykott sranzösischer
Waren, die Bekämpfung des Alkoholm!ßbrauchs, des ubertriebsnen
Lurus, der Schlemmerei und Tanzcrei sind gewiq sehr verdienstllch.
Unferc moralische Widerstandslraft kann mcht genug gestärkt werden.
Aber damit ist es nicht getan. Es gitt vor astem auch der
Teuerung entgegenzuarbeiten. Schon ist dre smiebergild-e dabei,
Lebensmiftel nach dem Westen zu werfen. Geschäst ist eben Geschäft
und je mehr üie Mark sinkt. um so besser verdient es sich in fran-
zösrfchen Franken. Diesem vatcrlandslosen Treiben muß entgegen-
. getreten werde». Die Not der Stunü« ersordert Not«
I krscheint wöchentlich siebenmal. Beilagen: Divaskalia
-^weri,j! > Untcrhaltungsblatt sssrcitags) — Ltteraturblatt ttnonatlitbs.
--üle Berträge ohne Verantwortung. Rücksendung nur, wenn Porto bci.iegt
Heidelberger Zeitung
(Gegründet 1858)
und
Handelsblatt
DonnerM, 1. Iedrnar IS2Z
Hauptgeschä'tsstelle u. Schriftl. der.Badischen Post"Heidelberg,Hauvtstr. SS.Fernspr.:
Nr. 182. iVerlaasort: Franlsurt a.M.> Berliner Vertretnng: Berltn 8IV48, Zimmer-
stratze 8, Fernlpr. Zentr. 41ö, Münchner Vertr.: München, Georgenstr. 187, Fdrnipr. 31667
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^ltkg^^Ugzvreis der.Bad. Post" Mk. 1888 - iausschl-Zustellgebühr,. Selbstabhol. Mk. 18S1I.-. Auslanv Mk.40l!0.-
^^l.Px.-""'l>ur bis zum 2. jed.MtS angenomm n. Am l u.s.noch gelief.Zeitungen sind nach d. Einzclverkausspreis zu be-
d.EsNzcluurnmerMk. 76--. JstÜieZeitung amErschtinenvsrhinoert,bcstcht keinAnspruch auf Entschädigung-
Anzeigenprcise: die 44 mm lneite Nonpareillezeile kostet: lokale Stcllengesuche Mk.Zl!.-, kl. Gelsgeiiheitsanzeigen Mk. 48.-,
Familienanzeigeu Mk SU.—, Geschäftsanzeigen Mk. 68Finanz- u. Jndustricanzcigeil Mk. l08.-,m.Plahvorschr.u.Montags
Mk.5.—mehr. Dte88mmbr.ReklamezetIekostet Mk.158.-,m.Plasvorschr.Mk.L8.—mehr. Anzcig.u. Rekl.v.auswärts 2ö°/»höher.
li-Mher^?rnerdet. Jn Essen fand eine Konferenz der Franzosen
j," oeutschen Beamten statt, deren ErgeLnis zwar noch nicht
p',.^>on dem aber mrt Sicherheit anzunehmen ist, datz die
^ - «-er«u, or.
)r°»»d. Ruhrgebiet werden weitere Gewalttaten der
Mr)eii weitere Verhaftungen und Ausweisungen
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»>°.»>ten a. von dem aber mit
Ns sj^^ne Hilfelcistung an die Franzosen verweigern werden,
^ii ^rior, ch dem bisherigen sranzdsischen Vorgehen der Auswei-
»>»^r werden. Jn Bochum hat sich ein Zwischenfall
:-»>eg 7 r b e i t e r s ch a f t der Wcrlzeug- und Automobilsabrik
"zvsjiZEtragen; der Betriebsrat hatte die Reparatur
^'cher Autos abgelehnt, worauf
^ataillon Franzosen die Fabril besctzte und än den
^Nsgaug Maschinengewehre schujzsertig stellte».
^trr franMchen Sajonetten.
Der oerschärfts Belagernngszustand.
Von unserer Berliner Redaktion.
Berlin, 81. Januar.
ranzo-
öherer
T? ^etriebsrat bi i seiner Weigerung Llieb und energisch
bjy)» die Valtsame Störuug des Betriebs aufgetreten war, ver-
setbst, ihren Wagenpark fahrbar zu machen,
Erfolg.
EVer^ochum ist der
^.'Vgsbeamten
> ZUr L 0i"-eumien oer VcyuZponzei. ixinu
!cpI dj^^rrichtung der Zollarenze noch nicht
Ä i„ >»»>oscn neue Militärkontri
ln Ennipv^i'eb. 5i'attiNl
Etn weitersr unsryörter Uebergriff der Fran
Naub der Befoldungsgelder fiir
der Schutzpolizei. Einstweilen sind Matz-
' t getroffen, dagegen
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°Ü!au Ratingen-Ost, Kupferdreh, Hattingen, Rangierbahn-
Lis'-Id bt; 'Lünen-Lüd, Recklinghausen-Hauptbahnhof und Fried-
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unbesetzten Gebiet durch-
und Leiden find ferner
li r*>»iiir>>/ Iv---Iviiiivii,iiiiiviieii eingerichtet worden.
h I d e - >ad und Hörde werden starke französifche Truppennach-
Iks? l! hg .öestellt. Jnzwischen haben die Franzosen mit der Ve-
V? »o„ e ygn Staatsbergwerken begonnen. Die
Westerholt und Horst-Emscher wurden
, 7,.» s j „. ' Dabei wurden weitsre leitende Persönlichkeiten
K>e .. e.
Ahh.. ryanemn» des verschärften Velagerungszustandes beaegnet
schärfsten Widerstand der Vevölke-
e w e r ks ch a ft en, die erktärt haben, daf; sie
Velagerungszustand nichts angehe. Die Polizei-
Dbernhausen beschlossen, niemanden festzunehmen, der
10 und morgens 6 llhr auf der Strasie angetrvffen
eh^schärfie
„ e n kam es vor dem Hauptbahnhof zu Demonstratio-
.dicse Verordnung, so daß'die deütsche Schutzxolizei zur
»^,!>e^n-d?r Demonstranten aufgeboten werden mußte. Die
^>senbahndirektion ist im Laufe des Dienstag
t Hständig besetzt worden. Die mittags Verhaftetcn, der
!! ^>tstj°^ektionspräsident Iahn und der OüerLaurat Pusch,
kstj?»rd^ ->uto weggebracht und vor LLdinghausen wieder abgc-
»el ^>» H Uhr nachmittaas wurde dann die Reichsbahn-
1 *»»rd- ^ durften wohl Beamte in bas Gebäude hinsin,
^ uiehr hinausgelassen.
^ ^ !e» ^ EeLäudes suchte ma« mit mehreren Patrsnillen
Dlann mit aufgcpflanztem Vafrmett die Lbrigen
K Met ^ Oberkeamte«.
Lis jetzt noch der Oberregierungsrat Richtsteig,
s>> Mh,""ret.ung des Präsrdenten Lbernommen- hatte, wsiter der
>e^ 7"erghaus, der Baurat Grewel, Oberregieruugs-
. sp. llu^ Oberbaurat Pferath und Regierungsrat Meyer
i k> t^son^ verhaftet werden, doch waren diese nicht auwescnd.
Rss^Nenergisch sind die französischen Uebergriffe in
?»s^»t D^ugewiesen. AIs dort bekannt wurde, daß Regicrungs-
ei^'esen i . " ui b a ch , früher Landrat in Düren, aus Aachen
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>v ^^»usenden zählende Menschenmenge auf dem Baynhof
-Oie französische Besatzungsbehörde bot Kolonial-
>^»°g
die mit aufgepflanztem Seitengewehr
bxA.-^rstreuen sollten. Als drci Personen verhaftet
- >llibil»ix stch Polksmenge eine große Erregung. Die
wurben schließlich wieder sreigelassen.
tEiseu
»ten und deshalb die Zuriickziehung des auf dem
° t!t ">I zui-^Ebn Militärs verlangtcn. Die Wache wurde auch
">de 5»kt ^ >8?^Seen, nach kurzer Zeit aber wieder aufgestellt unü
l -Ävrb»' Die Eisenbahnergewerischaften stellten nunmehr
'Z-e - .^ungen:
dj^Men'^ Zurückziehung sämtlicher Wachen aus
S. RLumung des Martesaals 3. und 4. Klasse
i Edugi ausgcrllstcten Kolonialtruppen,
dn ">'««)!? »en >>" Dienst mißhandelten nicht uni-
lkl,:. »llien »! ^lsenbahnbeamten. dcr von einsm französischen Een-
-r"j^e>u Schlag ins Gssicht erhaltcn hat.
- --..»»de die Erklärung aögegeben, Lah die
fol-
den
von
-tsj. °>n lp " «chlag ms wsjicht eryattcn yai.
!>>t° kebo!i^° bie Erklärung abgegeben, Laß die zum
kx-„»^» Truppen durch die sran.jösischen Ei
e r i E«n Umständen nach Lem Ruhrgebiel r
Abmarsch
senbahner
Itze^^^erden. Der Bahnhofstommandant hat nach wieder
^N'tliche "d- ^ gestellten Forderungen
.. ^ - abgelehnt,
,e Eisenkahner beschlossen haben, den D i e n st
i/'e Ei,<?Sen. Darauf haben die Franzosen den Bahnhos
'ld?» militärisch b e s etz t und die Eisenlahner
?>>b,^eist^^>>strir,lmen r> e r t r i e ü e n. Die Franzosen haben als
»», ds-^m^- e'kenem Personal den Dienst einzurichten.
lltz^^ e llteichen, nrit deren Handhabung sie nicht vertraut
Atev^»zu« verkeilten. Der in Richtung Köln veriehrende
»orn der bei Ausbruch des Streiks aus dem Vahnqos
>> eA» V-^W^» Personal verlassen worden war. ist nach drei-
^tev "e von den Franzosen weitergesllhrt worden.
»- wy llufeinemNebengleis im Nordbahnhos
. " l > egen blieb.
vrv
iiy^«,?^^.» sranzösischün und belglschen Vesatzungsbehörben
»h.rbezirk als auch im alten besetzten Gebiet jyste»
Nebengleis
Die
Militarisierung der Eifenbahnen
matisch durchgeführt. Die Hauptzufahrtsstrahe nach Hamburg
ist durch das Eingreifen der französifchen und belgischen Eisenbahner
für deutjche Transporte gesperrt. Ferner müssen die Lebens-
mitteltransporte aus Holland umgeleitet werden, um
in das Industriegebiet zu gelangen. Auch die Strecke Duisburg
—O berhauje n—R ecklinghause n—B uer ist militaristert
worden. Die deutschen Arbeiter haben Lort den Befehl erhalten,
die Anlage zu verlassen. Der Lhef der französischen Feldeisenlahn-
verwaltung hat erneut versucht, mit der deutschen Eisenbahner-
gewerkschaft in Vsrbindung zu treten; er will Len deutschen Arbeitern
angeblich vollständige Aktionsfreiheit zusichern,' falls
die französischen Arbeiten nicht weiter gesiört werden. Die Gewerk-
schasten wissen aber genau, was sie von viesen Vorspiegelungen zu
halterr haben, zumal die Behandlung der Eewerkschaftsführer durch
die Franzosen den Zusagen der Feinde direkt Hohn spricht. Nach
einer Meldung des „Vorwärts" wollen die Besetzungsbehörden, so-
bald alle fiihrendeir Amtspersonen über die Erenze des be-
setzten Gebiets gebracht worden sind, Las gleiche System auch auf die
Gewerkschaftler anwenden, wenn die Arbeiterschaft weiter
auf ihrem passioen Widerstand verharrt. Der Anfang mit der
Ausweisung von Eewerkschaftlern ist bereits gemacht.
Jn Essen wurde der Vertrauensmann des Verkehrsbundes
ausgewiesen. Auch an anderer Stelle fmd Vertrauensxersonen der
Gewerlschaften, die an der Organisation des passiven Widerstandes
beteiligt waren. aus ihrem Heimatlande gewaltsam entfernt
worden. Die Stadtverwaltung von Vochum hat unter Zustim-
mung fämtlicher Arbeitgeber- und Arbeitnehmerverüände an die
Befatzungsbehörde einen Protest wegen der Verhängung des
verschärften Belagerungszustanoes gerichtet, in dem darauf
ausmerksam gemacht wird, daß derartige Akaßnahmen im Ruhr-
gebiet vollkommen undurchfiihrbar sind, wenn nicht ent-
gegen den bisherigen Erklärungen beaLflchtigt ist, das ganze Wirt-
schaftsleben zum Erliegen zn bringen. Die Verpflegung des Rnhr-
An unsere Leser!
Der Verlag der „Badischen Post" ist mit dem heutrgen
Tage aus dem Besitz der Heidelberger Verlagsanstalt und
Druckerei E. m. b. H. in den der Firma I. E. Holtzwarts
Nachf. E. m. b. H. in Franksurt a. M. iibergegangen.
Eine Aenderung in der Erscheinungsweise oder in der
politischen Haltung der „Badischen Post" tritt damit nrch 1
ein. Die „Badische Post" erschcint wie bisher täglrch, also
siebenmal wöchentlich, und erfährt vom 1. Februar >
MNZ BLrmÄermß des ZMeilss.
Außer der Lisherigen Unterhaltungsbeilage werden wir
der „Bavischen Post" Sonntags eine neue, mehr wissrn-
schastlich gehaltene Beilage: die Didaskalia beisügen und
anßerdem in jedem Monate einmal ein Literaturblatt ver-
öffentlichen, das sich mit den Neuerschcinungen auf dsm
Büchsrmarkte beschäftigt. Eanz besonders aber werden
wir uns dsn
MZhM dZs HMhZlsLMs
angelegen sein lassen. Diesbezügliche Wünsche nehmen wrr
von Jnteressenten stets gern entgegen.
Dic Hauptgeschäftsstelle und Schristleitung der „Badischen
Psst" besindet sich unverändert im Hause Hauptstratze 23,
1. Treppe.
Alle Postsendungsn. Briefe u. dergl. müssen in Zukunft
an die „Badische Post" adressiert werden, nicht mehr
an die Heidelberger Verlagsanstalt und
Druckerei E. m. b. H.
Bei Fernrufen bitten wir, sich nur der Fernsprrch-
nummer 182 zu bedienen.
MsW «O SSrilllÄW dll.MINeii Wst"
I. E. Holtzwarts Nachf. G. m. b. H.
bezirks macbt bereits S ch w i e r i g k e i t e n. In Essen fand eine
Besprechung der zuständigen Stellen statt,' es wurde dabei sestgestellt,
daß die grotzen Konsumvereine noch drei Wochen lang ihre Mit-
glieder rnit den vorhandenen Vorräten bedienen könnten.
Daß die Feinde vor entschlossenem. Widerstand den Rückzug
antreten, lehren
die Borgärrge in Lud ""shasen.
Dort wurde dem P r sts i L e n t e n d e r L > > e n b a h n d i r e k t i o n
durch die Besatzungsbehörden die Ausübung seines Amtes unter-
sagt und gleichzeitig ein N e q u i s i t i o n s b e fe h l vorgelegt, des
Jnyalts, daß das gesamte Personal der Eisenbahndirektion sich
vnterschristlich verpslichten sollte, den Befehlen des französtschen
Esnerals unbedingt Folge zu l e i st e n. Das Personal der
Rerchslahndlreltion hat jedoch das Ansinnen ernmütig ab-
gelehnr und sosort d e n D i e n st e i n g e st e l I t. Am Dienstag-
uachmittag -crlangten d:e Vsrtteter der Organisationen von den
Franzasen die Wiedsreinsetzung des Präsidenten und der
Bcamten der Diroktian. die Zuriicknahme des Requisitions-
befehls und Vie Zurückziehung der militärischen Wache von den
Bahnanlagen. Diesen Forderungen ist Miitwochmorgen von Ler
Besatzunqsüehörde entsprochen worden mit der Erklärung, das
Personal lönne unter den alten Bedingungen weiter
arbeiten. Das Personal ist daraufhin von den deutschen zu-
ständigen Stellen und den Organisationsvertretern aufgefordert
worden, den Dienst nach den Besehlen der deutschen Regierung
weiter zu versehen.
Fn gleicher Wcise haben sich auch die Vorgänge auf den übrizeir
pfälzischen Bahnhöfen abgespielt. Infolge des g e s ch l o s s,e n e n
Wrderstandes der Eisenbahner wurden überall die sranzösischen
Posten auf den Bahnhöfen wieder aufgehoben.
Sas „Sewiffeo der Weli".
Drei Wochen sind nun vergangen, seit die Franzosen ihre
Drohung, das Ruhrgebiet zu Lesetzen, zur Ausfuhrung brachton.
Was wir in unserem unseeligen Optimismus für eine agitatorische
Phrase, für eine politische Eeste ansahsn, wurde Lrutale Wirklichkeit.
Die von den Franzosen erhoffte Wirkung ist ausgeblieben, die
Deutschen sind nicht, wie Herr Hervs me.nte, in 14 Tagen „sanst
wie die Hammel" geworden. Die Ruhrbevölkernng bietet der fran-
zösischen Eewaltaktion in einer Weise Wrderjiand' die »njxr natio-
nales Selbstbewußtsein und unsere moralische Krast aufs höchste zu
steigern geeignet ist. Seit den Augusttagen 1914 suiiren wir zum
ersten Male wieder die reine Welle hochgehcnder vaterländischer
Begeisterung und innerer Entschlossenheit.
So grotz aber auch unsere Eenuatuung sein mag. daß die fran,
zösischen Plüne an der deutschen Einheitssront zerschellt sind. so läßt
sich doch nicht verkennen, daß auch oie von uns crhofste Wirkung des
französischen Eewaltstreichs auf die iibrige Welt ausgeblieben
ist. Unfere internationale Position ift nicht besser gcwordcn, seit
die Franzosen in Vssrn einwarschiert ,sind. Gervaltftteich ist auf
Eewaltstreich gefolgt, Brutalität auf Brutalität. Von dem Moro
in Bochum bis zu der widsrlichen Schamlostgkeit von Esseu, wo man
die Kranken auf die Straße jetzte, um die Hospltäler mit Mrlitär
z« belegen, ist es nur «ine Kette rölkerr.chtswidrtger Dergewal-
tigungen. Vergeblich warten wir auf den Nachhall dieser Willkür-
akte. Die Welt scheint stumm gewordcn zu sein gegenüber einem
llnrecht, das an Deutschland bsgangen wird. Ueberall nur ein be-
dauernbes Achfelzucken, ern platon'jches Mitgefühlc Ab und zu ein
paar Stimmen in der englischen ode,r «mer-ianischen Presse, d-ie es
wagen, von einein Deutschland angcianen Unrecht zu sprechen und
die dann in der.deutschen Oeffentlichkeit zn überschwengi'ischen Hofs-
nungen Anlaß geben. Wir neigen ja no.h, immer in uüferer Politik
der kindlichen Auffassung zu, als ob das A'nsland ein In-crcssc daran
hätte, sich für uns -in irgend einsr Wc-ss einz'i-sehen.
Es ist Schul-d der offizisllen Berichtsrstaltung und Schuls einer
pazifistisch v-erstuchten, mehr iniernoi onnl als beütsch :-uhl«n-Le«
Prssse, w'enn die paa: fur uns günstigen V u s l a n V s °t i m m e n
herausgegriffen und dem Publikum in großer Avfnmchuns vorgesctzt
werd-en, so daß -.u r uns immer wieber falschen Hobfmnrgen hingeben.
Es i-st Zeit, mit dieser TaktiL. die ein üblss Erbstück ter Praxis der
Kriegsjahre ist, zu brechen. Was wir brauchen. ist ichonrmgslose
Wahrheit, auch wenn diese Wahrheit noch so bitter ist. Ie mehr
sich das Bewußtsein in uns sestankert. daß wir allein stehen, baß wir
nichts zu erwarten haien, daß der Weg zur Nettung nur aus uns
selbst gefunb-en werben muß, und daß alle Spekulatian aus die Hilfe
anLerer eitel ist, um so besser sür uns. Unr so eher werben wir uns
zu der Aktiv-itität der Politik aufzurassen rcrmögen, bie trotz aller
änßeren Hoffnungslosigkeit heute notwcnb'gcr i'st als je seit den
Jahren, wo wir in einer ungleich besseren Lage die Häikiie tatenlos
in den Schoß gelegt haben, um durch einen im Ausland vielleicht
falsch gedeuteten Tatendrang Lei d-e» Häuptern Ler Entente nicht
Mißtrauen zu erregen.
Mehr als j> muß sich uns die Ueberzeugung aufdröngen. datz
wir selber Schicksal fpielen müssen und unser Eeschick nicht in die
Hänbe anberer legen diirfcn. Wir mögeu noch so sehr von un-serem
„moralrschen Recht" reden und Proteste Lrer Proteste in di«
Welt hinaussenden. Das moralisch« Rccht Lcstreitet uns außerhalb
Frankreichs niem-and. Aber diesss Recht vermag sich nicht durch»
zusetzen gLgenüber einer Politrk dsr Esw-alt, der Maschincngewe-Hre
und'aufgepflanzten Vajonette, geqcnüber einem Feinde, der in
rücksrchtsloscstsr Weise von fsinen Machtmitteln Gebrauch macht unb
— Las -dürfen wir nie vergessen — auch ferncrhin Eebrauch machen
wird. Wir stehen im Anfang eines Kampfes, dessen Enbe niemand
vorauszus-agen vermag. Der Hcroismus, mit dem wir den Kamps
aufnahmcn, -h-at es nich-t zn v-erhindern vermocht, daß die Welt diesem
Kampf mit verschränktcn Armen zusreht und Latz unsere sonst so
entwertete Mark ins Bodenlose sinkt. Die Preissteigerunge«
im Innern werden zu einer für jedermann von Tag zu Tag
fühlbareren Katastrophe und es ist verständlich, wenn gerade dief«
Entwicklung, die jeder am eigenen Leibe spiirt, stellenweise eine
Mutlosigkeit aufkommen läßt, die heute weniger als je um sich
greifen darf. Das deutsche Volk, durch dic jahrelangen Ent»
tLuschringen mißtrauisch gemacht urrd zermürbt, schw-ankt cinhok
zwischen Hoffnung und Hoffnungslosigkeit und es mutz
alles darangesetzt werd-en, die Hoffnung neu zu beleben, den srnkenden
Mut der Widerstandsschwachen zu heben.
Die Ausgabe, die die Regierung in diesen Tagen zu
erfüllen hat, ist ungeheuer schwer. Mchr als je bedarf das Volk,
das jahrel-ang nicht geführt, sondern durch, trügerische Hoffnunae»
nur versührt worden ist, der starken Hand. Wir müssen diese
führende Hand fühlen. Das Kabinett Cuno besitzt ein
großes Aktivum an Vertrauen. Das ist nicht nur im Reichstage bei
jed-er Eelegenheit deutlich geworden, das jpürt man auf Schritt und
Tritt in der weiten Oeffentlichkeit. Es ging durch viele, bisher miß-
mutig Abseitsstehende, ein Ausatmen, als den französrschen Heraus-
forderungen gegenüber endlich auf deutscher Seite eine Sprache ge-
funden war, die dem nationalsn Selbstbewußtsein, die unserer
Selbstachtung entsprach. Mit diesem Pfund des Vertrauens mutz
gewuchcrt werden. Wir müssen die Empfin^nng haben.. daß außen-
politisch alles geschieht, um Deutschlan, s Situation zu bessern,
daß die Regierung nicht die Hände rn den Schoß legt, um zu wartcn,
daß dem Ausland von allein die Einsickt kommt, auf die wir nun
schon so oft vergeblich gewartet haben. Wir müssen aber auch fuylen,
daß i n n e rp o l i t i s ch all die Mcißnahmen ergriffen werden, die
nur irgendwie ergriffen werden können, um die >n8'»y groger
werdende Not zu lindern nnd die Katastrophe, die oon der Ruhr her
ganz Deutfchl-and bedroht, aufzuhalten.
Das Hera-bsetzen der Polizeistunde. der Boykott sranzösischer
Waren, die Bekämpfung des Alkoholm!ßbrauchs, des ubertriebsnen
Lurus, der Schlemmerei und Tanzcrei sind gewiq sehr verdienstllch.
Unferc moralische Widerstandslraft kann mcht genug gestärkt werden.
Aber damit ist es nicht getan. Es gitt vor astem auch der
Teuerung entgegenzuarbeiten. Schon ist dre smiebergild-e dabei,
Lebensmiftel nach dem Westen zu werfen. Geschäst ist eben Geschäft
und je mehr üie Mark sinkt. um so besser verdient es sich in fran-
zösrfchen Franken. Diesem vatcrlandslosen Treiben muß entgegen-
. getreten werde». Die Not der Stunü« ersordert Not«