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Badische Post: Heidelberger Zeitung (gegr. 1858) u. Handelsblatt — 1923 (Januar bis Juni)

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Nr. 59 - 89 (1. März 1923 - 31. März 1923)
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Heidelberger Zeitung

(Gegründet 1858)

und

Handelsblatt

Menstag, s. Mrz 1S2Z

wCchriftletta Ler.Badischen Pos?Heidelber!,.Hauvtstr. 28 skernlvr.-

s, '. (Verla^sortr ^rankfurt a. M.) Berliner Dertretunar Berltn

S«n'-, SEaiS. Manchn«V°r.«.. Münch°"s.7r«Ll^FZL^

Wvks«rs.«o«t»: Sra«ks«rt a.«. V141»

at)jf(^e 4)oft

BoftscheS-Konto: Sranksvr. a. M. S1S1V

ber .Bad.Post' Mk.»r>« - <an»schl- Sustellgcbahr,. Eerbstarch-I.MI. 81VU.-. «u»Iand Ltk. SNW— «nzeigeuvrcise: dieltmm brei.e vronparelllezeile Ioste.:lokaleS.elleng-sllcheMr.80.-. ttvelksenh°I.»°n,eigen MI 100.-.
bi, zum2. ied.Ml» anzenommcn. Am 1 u.L.noch gelief.Zei.unzen stnd nach d.Einzelverlauss-rei, zube- Familienanzeigen Mk 8i>.—. SeschSk.ianzeigrn Ml.17S.-,Finanz> und IndusNIeanzeigenMk. LSN. ,m>. Platzoorschri.l unb
— °'«!nz«1nnnrmerMk.140—. 2stdieZeitung amLisch-Incilverhindert,b:steht leinNnspruchaufLntichLdigung. M-n.-g,Mk. 1N.-mchr. Di- «8 mm brei.c vrellamezetlekostet Ml.Si)0.-, Anzetgen »nd Reklamen von answart, eü/» HS»e«

?e«e SrpreffWgsmchoden.

, S ahme der staatliche» Bergwerke. - Dte Schtedsgerichtskomödte.


unlerr«, 11-Korrespandentsn.

«<r7?> vrr ^ P arls. 3. Marz.

°kr s, ° üei>t».In der Ruhrbesetzmrg ln den »Lchsten Tagen

zu »«..^" ietzt di« Franzosen versuchen, wenigstens eines
tracht ^ üch mit dieser Besetzung gestcckt hatteu:


-üd»q a.tzl.l -l-q Fronkc'iq zu bc-
. ... ->»»», >-»-» »»« ->»-- DWM-N-- D-»«-
d-rl HeralL" di« ftaatlicheu Bergwerke be.
hwt werden. Tot-nn wrll man au, dsn b»i°
^4ech'^°hlen zu Lek-mwen suchen. s-weit die E.gen umer ^e-
^Vtet k° "bgclehut haben. Reparationslohle zu «esern. Be.

gegcnwärtig zwei Millione« Tonnen aus dcn Ab-
^°v. die nunmehr nach Frankreich adgesandt w-rden

?»slr„^ nChicago Tribune" zusolge wird heute eine Verordnung
dieüie « rhebungd - rK - hlensteuer gereg-lt
^hch,'°U und im Zusammenhang damit soll die «eschlag'
d" Kohlen ersolgen. Es s°ll -in Schi-dsg-richt
!> dir "°r dem k>i° deutschen Bergwerlsdefltzer Einspruch

N«!tder Kohleusteuer erhedeu töunen und dieses Schieds.
dre ^ «ltscheiden haden, wie grotz die Kohlei»nengen sern
wirb^° «nzelnen «ergwerte sürdern tönnen. Die KoU^.
" >-.,>rv - Monats nachtrLglich

; nicht -rlegt wäre.

... entrichtenden Stener

d,' ° s m'° " > auherdem ader weitere 30 Prozeut. die eine
>»<>,>' "ras, n »r. - die Erudenbefitzer sein sollen, die Ine

. am 26. iede« Monato die Steuerzah.
ist. wiirde tas Eigentum der Bergwerrsbeflher
di!-- ^"den. Am Ende de» Monats wiirden dlese "-r
Mte« ""°rs-richtsh»s gxstellt und so lange eingesp-r-t
I^hlsch^deu. biv sie bezahlen. Die Zahlunge« haden an die

^'r». YMe» » -.--men >

u.Utcht ° »es-u d

»rria,'"yr oezayie». Bte Zaylungen haden an dle

^te»?°M>>,i;n»!.°Utebant oder an jed« »on der tnteralliierte« Berg-
°r u genehmlgte Bant zu ersolgen, 36 Prozent der
ra avswärtigen WLHrungen hinterlegt werde».

»Aecht" und Geivalt.

rasurteil« uud Terroratte im desetzteu Bediet.

. Krescld, 4. März.

«rm —

^chrecke



der

Mülheimer Firma Stoecker L
den Weisungen Ler Reglerung

^-° Fäbrl, zwei ftanzösischs Kompaanien einge-

Lo: tz ?"hin°ert ^rde g a n z d e s e tz t und die Arbeiter am Der-
umt» «' Kontor wurden die Pulte erbrochen und
!,°lr"S°n in ^huftet. Alsdann wurden 60 leere Eisen-
ste„?.te o« r?b Wrrk geschoben und wahllos dte vorhandensn
>u Arbeit Steinenverladen. Die ArLeiter

A nieder. Es darf niemand das Wert betreten.

°-d» ".Su ver-e1»/uch neue franzöflsche
Vudtt'» ^r ona^Auen. So ist Postdirektor

8

-?°u

>'Iv 'N

'ld°r.

kur

deukZ^-richt

in Mainz weg

h-^d d'.'ur M a ^es Dsutschen ErsenLahnerverbandes Roth
Selh..tnzer Grwerlschaftshause vechastet. Die Ver-
i» "^°schko°b D.E.V. in Höh« von 160 Millionen

u>°>,M > ns auck> «»>,» französtsche Schandurteil«

kostdirektor Karl Schmidt aus
rag an den Cchaltern des dortigen
... ' angebracht wurden mit Ler Aufschrift ,,Hier wer-
ois deutsche Ruhrhilfe entgegengenommen", vom
saen der Anbringung der
chcn gegen die öffentliche
Sicherhsit der Besatzungs-
di'a^NeK bvo'gg/!"m°>nkr Gefängnisstrafe von eknem
^e!?.N o^ung"»»_Aurk Esldstrafe oerurteilt worden. — Wegrn
iäu^rm»Ub Txi »^"^ener Befehle ist Regiekungsbaurat Hart-
HSrUis!^.' ^°trleba.»? einem Iahr Gefängnis und 106 660 Mark
rr?°r ^Veilt Müller aus Trier zu 16 Monaten Ee-
f,Kr igL Akainz - Der Postdirektor Wilhelm Klingel.

Pl>f'» in Lu«Es Fur angsklagt. tn der Aeit rom 15. bis 17. Fe.
hu/^UMsn^uinz on rlang^ung und Vegünstigung des Eisenbahner-
hM ^Ng ohn° s^ubahnLedienstete in der Stal-t Maluz per
A°ei. b 'hm uni°»7?Z^uderverm«rl je 156 666 Mark Unterktiitzuna
^"tten s ^nntijK ';Een Briefträger zur Auszahlung gebracht zu
h>>^'b°i,!»''UNM!L tann von einem Streile keine Rede se>n, da die
en" °rlann,» an der Arbeit verhindert wurden. N chts»
g>-, Obg Lur schn,s>:„ ras „Csricht" den Angeklagten im Kinne der
hxArisun^Uri Eelds?-'„-^Ub Urteil lautete auf ein Jahr Eefängnis,
M«»°u in «ke Die infolge von Unbestelllarleit der Post-
' ^Unu . Dert»;^ uorgefundenen 11 Millionen Marl wurden
u^-Trixx. b'o'Ser: die Rechtsanwält« Reumann-Mainz und

. Ae!

Vade»

^UschiiLUUzosen ^ Wegen BetrleLsstMegung infolge des u.u>
i> Nr»„ hlich Sefperrt die Annahme von Eütern aller

Speper und Rheinsheim,

'd»,'°n. LösetzÄ üa": Im Dahnh'of'Mannheim.

' leN b ^Betrieb i«? StMwerr III und unter-

Die Ladische Reichs-

>°.Nden'Yasen

anrit

" ' ^wurde^d„ B°h"h°f Jndustriehafen. - In

Siellvertreter.des- beretts vor. emem Monat.

verhafteten Vorstandes der Betriebslnspeltion Offenburg, Eisenbahn-
Obertnspektor Hertheim, verhaftet.

französtsch« Unterkom-
olgenden A

Aus der Pfalz wird gemeldet, dah die . -
mkfston an den pfälzifchen Bahnyöfen folgenden Anfchlag an-
Lringen lietz: „Das Inlraftireten der neuen Verwaltung wird einige
Zeit erforLern. Dem Publikum ist Laher mitgeteilt, datz die Fahr-
lartenlontrolle bis auf weiteres mit Nachstcht geübt wird. Evenfo
wird der Zugang zu den Zügen erlcichtert. Der Verlehr wird desto-
mehr crmöglicht, dast das deutfche Perfonal Beistand leistet. Las
gcnaue Verzeichnis der fahrenden Züge ist noch nicht bestimmt: den-
noch verkehren heute die Züge 104 und 148 sowie zwei Züge nach
Neustadt und einer nach Worms." — Die Franzosen versuchen also,

das Publikum durch die Verheitzung freier Fahrt anzulocken. Es
sei nochumls nachdrücklich vor der Venutzung sotche:

-'cht--

nde>

N!

son!

cher Züge gewarnt.
nur wegen der da'mit verbundenen psrsönlichen Eefahren,
ern auch aus Eründen nationaler Würde.

Nach einem Anfchlag der französifchen Unterlommission bei ver-
iedenen Dienststellen Ler Franzosen müsfen die Jnhabsr bahn-
eigener Wohnungen diese bis Donnerstag vormittag 8 llhr
geräumt haben, widrigenfalls sie ausgewiesen werden. —
Nach der llnterbindung des Zugverlehrs in der Pfalz durch die Fran»
zosen hat die Postverwaltuna der Pfalz einen Kraftwagen»
betrieb für Briefe und Pakete eingerfchtet.

Sie llnzusric-enen.

Ervste Stimme« der Kritik au» Fra«krelch.

Paris. 8. März.

Di« „Ere nouvelle" veräffentlicht folgende Notiz: Der diploma-
tifche Berichterstatter des Blattes habe gostern entsprechend einer
Weisung des Minifleriums für auswärtig« Angelegenhsiten das
Dementi der Regiernng über die Zwischenfäll« in
Recklinghausen nach der Darstellung des -Vorwärts" ver-
öffentlicht, in dem dle ..Ere nouvelle" eine Untersuchuna verlangt
habe. Selbstverständlich habe das Blatt damit eine offizielle Er-
klärung wiedergelen wollen. für die die Regierung die volle Ver-
antwortung traae. Das Blatt habe in dcr Angelegenheit leiner-
lei porfönllche Ansicht ausgesprochen. Das Blatt schreibt, seit
Ende Ianuar leb« man in Zweidrutigkeiten. Man
sei nach dem Ruhrgebist gclangt mil dem Eedanken. datz es sich
um die Befchlaonahme von Pfänoern handle, zn dem Zwecke, Franl«
reich die Bezahlung dcr Reparationen zu gewährleisten. Heuto sei
aber weder von der Beschlagnahme von Pfändern,
noch von Zahlungsmitteln di» Rede.

Es sei heute nnr noch die Rede oo« Sicherhelten. Indesseu
müsie llargestellt werden, od Las Ruhrgebtet Geld eindringe
oder nicht.

Bringe es Eeld ein. «arum werds dann nicht mehr von alledem
geredet, was sich auf den sinanziellen Ertrag der Besetzimg beziehe.
Warum geb« man sich den Äni'chein. als desinteresfiers man sich
dieser Bezahlung gegenüber, die noch vor zwei Monaten als un-
bsdingt noiwendig erachtet wurde Wenn dagegen in diessr Ve»
ziehung von Ler Anweseizheit der französischen Truvpen im Rvhr-
gsblet nicht? zu erwarten sei, warum zerstreut die Regierung dcnn
nicht endgültig die Illusionen. Wonn es sich darum handle, in
Esien zu ble-iben, nicht damit Frankeeich Bezahl.rng finde, sondern
damit es gut verteidigt sei. mögr man auch das sagen. Es liege
auf der Hand, datz die vollftändige Enthüllung dessen, was sich seit
Lem Eintritt der Franzofen in das Ruhrgebiet abgesvielt habe,
Poincars vielleicht eine recht lebhafte Kritik zuzirhsn würde.
Sicher aber wcrde man sagen, datz er dem Lande gegenüber teins
klare Sxrache gesührt habe. Menn man ierner. wie der Kriegs-
minister es glaubs, e!n hatzerfülltes Deutschland vor sich habe, das'
zu eincm Laldigen Angriff auf Frankreich bereit sei. un-d wenn
diefe Ansicht nicht auf Besorgnis, fondern auf Bcweise beruhe, so
möge man vor allen Kanzleien Europas d!e Beweismittel vsr-
Lffentlichen, möge man dann England «nd Amerika d!e Folgen
darlegen. die die Wufgabe des Eeneralpattes nach lich aszogsn
haben-

Ein nnerhörter Vorfall.

MLnche«, 8. MLrz. (Sig. Drahtm.) Tl« Borfall, der Le.
sondcrs niedrig gchängt werden mutz, hat flch Lel Erinten erelqnct.
Eine Kedamme, die auf dem Wege zu einer Entbindung war, «urde
vmi zwri franzcsischen Soldaten und einem Osfizier überfalle» «nd
von dem Offizier verprügelt und mit Fützen getrete«. Dann wurde
ihr dao Haar abgeschnitten. Als flr daraus hinwie«, datz ste zu
einer Wöchnerin gerufen sel, wurde ihr erwidert: Alle deutscheu
Frauc« mitsamt thren Kindern kSnnten ruhig kaputgehen!

Llnwürdige Deutsche.

Darmftadt, 4. März. Schlecht ergangen ist es zwei Darm.
städter Frauenzimmern. die auch zu den Neugierigen zählten. dke
die Franzosen sehen wolltcn. Dic eine, sranzösisch sprechsnd, wollte
ihre Kenntnisie mit einem französifchen Wachtposten versuchen. Ms
dies die Umstehenden merkten, schlngen sie dermatzen nuf die
Franzofenfreundin ein, datz sie sich auf dcm Hauptbahnhof abwaschen
und verbinden lasieN mutzt«. — Nicht viel vesier erging es dem
25 Jahre alte« Bürogeh'lken K- Besier, der irüher im Nus-
lande war und sich durch ksins Redensarten, wie sein ganzes Vcr-
halten spionageverdächtig machte. Er schimpfts auf der Eissnbahn-
brücke über die Deutschen, wurd« nach selner Flucht jümmerlich ver-
hauen und schlietzlich in Haft genommsn, da man verdächtige Schrift-
stücke- Lei- ihm vorfand»

Gewalt!

Der Raud an deutschen Eebieten geht weiter. Dald wird hier,
hald Lort „Lesetzt", bald im nöchlichen, iald im südlichen Rhein»
gebiet. Das Neueste ist d!e Veschlagnahme der Nerkehrsanstalten i«
Darmstadt, Mannheim, Karlsruhe, und zwar als „Strafmatznahme
gegen die deutsche Regierung", weil im Rhein-Herne-Kanal durch
ein paar gesuntene Kähne der Verkehr gesperrt sei! Das Der-
fahren ist einfach. Man fucht sich auf der deutfchen Landkart« aua,
was man etwa noch haben mutz oder haben möchte, dann stellt ma»
irgend e!ne „Verfehlung" Deutschlands sest, und dann nimmt man
sich das Eewünschte. Deutfchland fcheint Niemandg-Land ge»
worden zu fein, ähnlich der weitzen Flecken auf Len alten Kqrte»
von Afrika. die auch andeuteten, datz „Niemand" im europäischen
Sinne bisher davon Besitz ergriffen habe. Zwar waren die Eebiete,
die diefen weitzen Flccken cntsprachen, durchaus nicht ohn« Besitzev,
aber die Besitzer waren nackte Wilde, die nicht zählten, die den mit
den furchtbarsten Vernichtungswerkzeugen ausgerüsteten europäifchen
Eindp:!nglingen gegenüber faktifch so gut wie waffenlos waren, und
die daher aus Len Händen der weitzen MSnner ihr Deschick ent.
gegsnnehmen mutzten, so wie es diesen beliebte, es zu gestaltsn-
So ungefähr ergeht es heute auch Deutfchland, desien Volk zwar
einst kriegsgewaltig war und über die besten Waffen und Rüst»
tammern der Welt verfügte: allein in einem Anfalle von Masien»
Jrrstnn und in dem Wahn, ,datz das goldene Zeitalter des ewigen
Friedens begonnen habe, hat es diefs Waffen ausMliefert, und es
ist nun in derselben Lage wie d!e nackten Wilden Asrikas, nur mit
dem Unterschied«, datz nicht mehr Europäer Las Schicksal der Afri.
kaner, fondern Afrikaner Spahis, Marokkaner, Kamerua-
neger — das Cchicksal der Europäer bestimmen — denn: Fran!»
reich ist heute keine eizentlich europäisch« Macht mehr. «s hat
das Recht vevwivkt, sich so zu nennen: so wi« ein grotzer Teil seines
Heeres, fo ist auch feine Politik in ihren Mitteln afrikanifch, d. h.
barbarifch gmoorden.

Ein unerhörtes Eefchick, das Geschick Deutschlands in dkefen
Tagsn! OLer doch Nicht ganz unekhört, ist doch schon «twas Aohn.
liches dagewesen?!

Wir suchen auf den Blattern der Eeschichte. Es finden flch der
Deispiele genug >in lder europäifchen Gefchichte, die von Ueberfällen
Schwacher durch Star!« melden; das belanntest« wohl ist das plötz»
liche Erscheinen einer gewaltigen und, wie >man mcinen mutzte, un»
widerstehlichen sxanischen Armee unter der Führung des furchtbarcn
Herzogs von Alba in den friedlichen niederländischen Prooinzen,
in d'iessn gefegneten, nur der Arbeit des Eewerbes unjd dem Handel
hingegebenen Ländern, damit zugleich die Aufrichtung einrs Regi»
mentes der Willkür über disfe bis d-ahin im Eenusie überlieferter
Freiheiten ruhiz Lahinlebenden Menfchen, die hintertistige Gefanzen»
nahme der FLHrer, die Einsetzung eines Ausnahme-Gerichtshofes,
des Rates der „Unruhen", die gar nicht vorhanden waren, Der«
HSng-ung dralonischer Strafen, Erhebung neuer, unaufbringbarer
Steuern! Das alles gsmahnt wohl in einer Nöihe von ZLgen an
das, was heute Ruhr- und Rheinland erleben; allein es ist doch
etwas ganz anderes, denn es war der Landes herr, nicht der
Landesfeind, von Lem alles ausging. Wohl war die Arme«
Alkas eine laHsremde Armee, allein Philipp II., der sie gefandt,
der König von Spanien, er war auch Herzog von Brabant und vo»
Luxemburg, Craf von Flandern, Erbe auch der anderen fogenannten
„Provinzen", er war der Jnhaber der obersten politischen Dewalt
und handelte als folcher. Mas «r tat, war alfo wohl hart, streng,
grausam, aber «s war ein Ereignis der inneren Eeschichte der
spanischen Monarchie.

Es tönnen also diese Ereignisie, die uns allen durch dk« Meister»
werke unserer Literatur so vertraut gewordenen Ereignisie, die zu
dem Abfall der Niederlande führten, nicht nur deshalb mit vem,
was heute geschieht, nicht verglichen werden, weil die Nieüerlänver
nicht entwafsnet waren und weil sie Lei dem anfänglichen passiven
Widerstande nicht blieben, fondern vor allem deshalb, weil die recht-
liche Lage eine ganz andere war.

Jst es also doch so, ist das an Ruhr und Rhein verMte Der.
brechen der Franzofen und Belgier wirklich «twas ganz Unerhörtes?
Soweit wir sehen können, gibt es nur ein Ereignis, das ihm an
di« Seit« gestellt werden kann, ein Ereignis aus der römifch-punischca
Eeschichte. Es war im Jahre 146. Karthago war nach dem zweitcn
punischen Kriege zur Zahlung «iner furchtbar hohen Kriegskosten-
rntschädigung verpflichtet worden, «s hatte auch getreulich „erfüllt",
allein es hatte dadurch den Hatz der römischen Jndustriellen und
Grotzkapitalisten nicht nur nücht beseitigt, sondern erst recht angefacht.
Eo erschien diese „Erfüllung" als Veweis einer Lebenskrait. die
man den Vesiegten nicht mehr zugetraut hatte, man kegann in Nom
don Besiegten wieder zu fiirchten und es wurde daher das Wort,
mit dem der römische Poincarä jede Red« schlotz: im übrigen meine
Ich, datz Karthago zerstört werden müsie, dieses Wort wurde tas
Leitmotiv der römischen Nationalisten: sie benutzten einen Virwand,
um einen neuen Krieg mit Karthago vom Zaune zu brech-n. Dce
römische Kriegserklärung brachte in Karthago die Partci des
Friedens um jeden Preis wieder zur Herrfchaft: es ging fosori einc
Gesandtschaft an den Führer des römifchen Heereg, das stch in Sizilien
fammelt«, und kat um Frieden, da man den Kampf durchaus ver«
meiden wollte. Der römische Konful erklärte, er wcrde anlwortrn,
wenn er mit seinem Heere in Asrika stehe, und als «r hier war und
eine neu« Eesandtschaft vor Ihn trat. da verkündet« er: si« könnren
den Frieden haben, wenn si« alle Schisfe und alle Wafsen
abgäben. Die führenden Männer der karthagischen Republik, wie
es scheint, überzeugte Pazifisten, nahmen den Spruch YIn, und führten
ihn aus. Allein trotz Ler Waffenabgabe rllckte der römifch« Konsul
mit seincm Heere immer näher an die Stadt heran, und als er
dicht vor den Toren stand unv eine neue Kejandtjchaft der Kailhager
 
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