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Badische Post: Heidelberger Zeitung (gegr. 1858) u. Handelsblatt — 1923 (Januar bis Juni)

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Nr. 90 - 118 (1. April 1923 - 30. April 1923)
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3a)rga»g - Lr. S7 Heidelberger Zeitung Mnlag, de» s. April 1S2Z

(Gegründet 1858)

und

HandelsAatL

Lalwtaelchä tsstelle «. Schrtstleit». der.Dadischen Post^Seidclbcra.Aauvtstr SS, Fcrnspr.:
Nr. 182. lVerlaarort: Franlfurt a-M.l Berliner Vertrctnn»: Berlin 8V 48, ZHnnier-
stratzeg, Fcrntpr.Zentr.415, MllnchnerVertret - München,Georaenstr.I»7, Fsrn'pr.SllR7

sche Ppst" crschcint wöchcntl siebenmal. Bei'accn: Didaskalia lSonnt.i-

Nnt 4'"» crichcmt wochcntt- Itevenmal. Vei a'cn: Dionsral

Ün»"^altu«aSblatt sFreitagss - Literatnrblatt — SoSschulbellagc Imonat > ichs.
erianate Weiträae ohnc Terantwortun». Rücklendnna n»r, wcnn Porto beilicat.

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MontagsMk. >».- mehr. Die »8 mm brcite Rcklamc cile kostct Mk.6ll».-, Anzeiaen und Nsklaiiien von answärts 25°/, höher

EvdkkWg der stanzöfischen RcharaüonspvM

erste Erfolg des deutfchen Widerftaudes. — Arankreichs BeMühungen
^ eineVerftändigungmitEnglaud.-Keiue SonderakLion Poineares mehr.

V

on unserem R-Korrespondenten.

Sr Nkit s

ern * ha n n c 2ondoner Reise Loucheu
Ms ° l u ngen inderNepar>

Pario, 8. April.
r s setzt dre Periode der
ationsfrage ein. Der

und erfahren wollen,
Mit dcn Belgicrn

---IL ---I-r v z, u . u l l o II l? p L u II ^ ausgearheitet wer--
>n wsiteren Besxrechungen den Jtalienern vor-
sollen. Sokald zwischen den Franzosen, BSlgiern und
k>Ns Einvernehmen über die Deutschland vorzulegenden

herm' ..- .

' Zusammentritt einer interalliierten K o n f e r^e n z,

h^gestellt ist, werden diefe England vorgelegt wer-
ii seji 7,em Zusammentritt einer interalliierten Konfcrenz
" )ll Januar nicht mehr stattgefunden hat, ist mit Sicher

a»,ij b

sat dig franzöfische Rcparationspolitit eine grundsätzliche

^ Wandlung ersahren.

der Januarkonfercnz in Paris hatte Poincarg sich
d°r ^n'mss^England, sobald es die Forderungen Franlr.sichs an-
^rbg?>°8elun Frankreich anschliehen würds, um auch bei

^Nlii. ' - -.»lur

^ Vtzeutg ^E'cho National" feststellt, den Mitzerfolg
ido^ll P»0'ischen Ruhrpolitik feststellen.

der 'Rexarationsfrage seinen gebührendcn Anteil
."^achdem Loucheur nach London gegangen Ist, mutzte

!>tz .°)teu )u bemerken, dag Deutschland Verhandlnngen mit den
»m ^r ni ii Neparationsfrage niemalsablehnte, datz es
tlliin- ^ ch t immer weigerte, direkt an Frankreich

ll>>e ° Hu g i?branzutreten, um diese um Einleitung von Verhand
)ei??ll .,^ll. Die Formel, die man in Paris geprüft
°bt u«d M^and auf die Knie zwingen wolle, hat sich
. der " d'es ist zweifellos
^sllljt sy^ ^ ^rfolg r>es deotschen Widerstandes im Nuhrrevier.

sllk^llstande^^^'llgs noch nicht gesagt werden, daß die Zeit dieses
*°>lk» Lei-°-^dei wäre, oder dah Deutschland irgendwelchen An-
llllt°v s>ak von einem Sieg zu sprechen. Aber soviel ist er-
?ll g^hkneu nun keine selbständige Aktion mehr

^rVllnge^ -)ll>ll, sondern mit England zu einem Einvernehmen
klat,<°llaratj'ncht, und datz nun gemeinsame Vorschläge in
"bfrage von den Alliierten ausgearbeitet werden sollen.

atte,

aus->

S-

i lllei, Ä 'st °ge von den Attnerten ausgearveirei weroen sonen.
^llie rNolsksll"°2 daoon abhängig, welchen Lharakter diese gemein-
xr Zjschon der Alliierten haben werden. Soviel steht aber

M»rz^arajj"' datz Pomcars ni

Ä°u °L"^rage beharrt


t mehr auf feiner Sonderpolitik in
ssndem er die Besprechungen Lou-
nich't desavouiert, bekundet er, datz er
Diese Zustimmung zur Loucheurschen Mfssion
höl

' ^tag übrigens noch von höherer Stelle aus. M i l
Mll->?llrs. -"n früher^^Minister für die befreiten Eebiete zu sich
e»°llh Vev!». Ulld in Lreistündigem Vortrag erstattete Louchsur
L C« 'ichen s uber dns Ergebnis feiner Reiss und die Auffassung
b»°llii^ >st „.^llb'-netts in der Reparationsfrage.

Ä. Ä sriij, siierorLentlich Lezeichnend, welche !
rlllm:?>e l8L.'ll tzeo onn Voincarä kieeinflustten P

^ie ^llar ^"^en, vollkom m e n f a l l e n und der „Matin"

riih '?^b°*llentl!ch vezeiüjnsnd, we'.iye Äusführunoen stch
s°"ll>li^^ läm'? °llr von PoincarS beeinflutzten Pariser Presse fin-
r?f>a ^rankr-!^? Ctandpunkt, den sie bisher verfochten hatte, datz
ii-'fiirt r lden und Deutfchland in der Neparationsfragc allern

8"


^it.

f°che

^urd,.., .....-.

. -ic ei« m'icklich, datz mit den Engländern vielleicht schon
°egx^ » Einvernehmen zustandekommcn könnte. Man ar-
,n^vrekbe» ^'lle Formcl aus, dic den Wünschen F-rank-
vnn °rhoij.ll konnte, um eine Reparationosiahlung von Deutsch-
°.ll»l!r.ll Un!> Wünfchen nachkäme, näm-

lls N,.llehr,l."ll stnd die Ausfnhrunaen im „Journal" und ..Petit
^r»1i'chtinst-Die offiziösen Blätter verweisen darauf, datz
* ÄI,j?lldig^ll fur die fran!ösische Politik wäre, sich. mit England
ik,>. ke'll p'n, mit Deutschland die gemeinsamen Forderungen
lltte^.lll igr.j ^lllegt werden könnten.

^denssF^"^ llus den Einaeitä

iÄ'-"

ein

s-he

Einv

aus
ersehen.

den Eingeständnisien der französtschen

'^»ehmen zwifchcn Frankreich und England
>ucht nnd gesunden wrrden soll.



llij.?

und Millerand Lestimmte Mitteilungen
, welchem Reparationsprogramnt Engkand zu-

»r

B°n^»berichtet

> e

der Londoner Korrespondent der
ie i. -^vvoi. - -- rvenn er mitieilt, datz zwischen
llrochen Nr;"^ r.aw folgendcs vereinbart wurde: Franlreich
p:'> o ll § ^raufbau eine Priorität auf die deutschen
>e« ll'llien ^vungen. Nutzer den für den Wiederauflau
^ i „ V e j, „erde Frankreich und England von Deütschland
^tich beiti^e n d>e sie felbst an die Vereinig-

^ ^n i ^llitx ln„ mützten. Die deutsche Jndustric
^llg^ll, Äern°hm„° r a n t i e n für die Rückzahlung der deutfchen
7llg°!.bekn?'e es ' »s^brsondere mützte ein System eingerichiet
blltlich dahs^^ Paul Renould vorgeWagen hatte,

. «k.

NÜ ^r'o^ll'llgeht, datz den französischen Fndustriellen
llcfÄr Deu<m,°^ «°?kschen Aktienbesitzes übergeben wcrden
^^rt wei-!»» dkrich würde die Gesteklung von Pfän-
llerwxjjj,, rn, abcr diese Pfänder würden nicht von den

wersen^ sondern vo» einem internatio-

» . Paul

ll'ngeht, datz

nalen Organismus, dcr diefe Pfänder als Earantie sür dis
Ausgabe internationaler Anlcihen zur Perfügung stellen würde.
Bonar Law soll erklärt haben, datz dic Vorschläge Loucheurs zu
bestimmten Vereinlarungen führen könnten.

Datz die Dinge sich bereits

aus dem Wege zu Verhandluugen

befinden, beweist, datz Theunis am Eamstag mit dem KLnig der
Bclgier cine llnterredung hatte. Dabei ist besondcrs die Londoncr
Konfcrenz Loucheurs ervrtcrt worden. Theunis felbst war Lber die
Besprechung Loucheurs von dem Chesredalteur Ler „Times", Steeds,
unterrichtet worden, der sich derzeit in Vrüssel aufhält. Allgemein
wird zugegcben, datz Cngland sich wiederum an die Seite Frank-
reichs stellen wolle, wenn es auf seins Reparationsforderungen
gegenübcr Dcutfchland teilweise verzichten werde. Im
Laufe der Ianuarlonferenz hatte Poincars bekanntlich ein Kom-
promitz hinstchtllch des Schuldennachlasses rundweg abgelehnt.
Seincn Zeitungen zufolge scheint cr aber jetzt geneigt zu sein,
es anzunehmen. Wegcn der Räumung des Nuhrrevicrs
liegt nur eine Erklärung Les französtschen Finanzministcrs Dela-
steyrie vor, der gelegentlich der Einwsihung eines Krieger-
denkmals in Turcnne die Erklärung Poincars wiederholte, datz
Frankreich keinerlei Annexionsabsichten habe und datz
es niemals daran gedacht hätte, sich deutscher Eebietsteile zu be-
möchtigcn, datz aber das Ruhrgebiet erst geräumt wcrden solle,
wenn Deutschland seine Neparationsverpflichtungen
erfiillt hätte. Allerdings erllärte cr, uud darin unterscheidet
sich seine Rede von der PoincarüS, datz dio Reparationszahlungen
Deutschlands teilweise kestrichen werden mützten. Eincr
Berliner Moldung dcs „Echo de Paris" zufolge soll der englische
Botschafter Lord d'ALernon erllärt baben, datz er der Reise
Loucheurs grotze Bedeutung beimcste und dah in klarster
Weise ersichtlich sei, dah die englische Regierung immer bereit sri,
mrt Franlreich das RexarationsxroLlem zu erörtern und Las Werk
des euroxäischen Wiederausbaus zu übernehmen.

Jn Deutschkand wird man gut daran tun, den Ereignisten,
die sich jetzt vollziehen, als kiihler Beobachtsr gegenllber-
zustehen. Es ist noch alles im Flutz vnd vorläufig lätzt sich noch
nicht iibersehen, welche Wendung die Diime nehmen werden. Fest-
gehalien kann nur das eine werden, datz Franlreich ein Zusammen-
gehcn mit England nicht mehr ablehnt. Das ist zweifcllos der
grotze Fortschritt, der nach drei Monaten crzielt wurde.
Aber dabei darf nicht übersehen wcrden, datz Frankreich vielleicht
von England wichtigs Z »g c st ä nd n i s s e in dcr Re'arations-
srage fordern wird. Man wird also weiter abwarten müsten,
wie sich die Dinge weiter entwickeln. Nur das eine kann man
heute sagcn, datz die ursprünglichen Forderungen Franlreichs nicht
mehr a n fr e ch t e r h a l t e n werden und datz insbesondero auf die
Lirckte Uebergabe von deutschen Rexarationsvorschlägen an Frank-
reich und Belgien allein kein Eewicht gelegt wird.

FranzSYWr BerirMmg-pahnstnll.

103 Familien müssen innerhalb zehn Minuten die Wohnung räumen!

Eigene Drahtmeldung.

Trier, 8. Npril.

Am Samstag vormittag 8 llhr drangen franzesische Spahis
in die Cisenbahnerkolonie Euren bei Trier-West ein und
forderten sämtliche Vewohner der Kolonie aus, die Wohnungen
binnenzehnMinutenzu räurnen. Als man zur Riiumung
nicht sofort Anstalt traf, grisfcn die Spahis selbst mit rohester Ee-
walt ein, schleppten die Leute aus den Häusern, warsen
Möbelstücke aus den Fenstern und gabcn sonstige widerlichc
Schauspiele von Grausamkeit und Sadismus. Angcsichts dieser Ee-
walt nahmen jetzt die von allew Seiten herbeieilenden Dorsbewohner
die Räumnng Ler Wohnungcn in die -Hand und trugen den nötigsten
Hausrat wahl- und unterschicdslos auf freiem Felde zusammen.
WSHrcnddessen ritten die Spahis mit gespannten Karabi-
nern und gezogenen Säbeln in dem Wirrwarr herum und
tobten, mitzhandelten die Leüte und hetzten zu fliegender Eile.
Schlietzlich konnte der gesamte Hausrat. ans den Häusern gebracht
werdcn. Von diesem Vertreibungswahnsinn N>u:den 1V8 Fami-
lien bctrossen. Für Montag bezw. Dienstag haben die Fran-
zosen die zwangsweise Näumung der Eisenbahnerkolonien S t. Pau -
lin und Ehrang bei Trier in Aussicht gestcllt. Menn dicse
Drohnng Tatsache wird, dann werden insgesamt rund SVV Familien
obdachlos.

Tmuerfeler fßr die Effener Opfer im Aeichstüg.

Berlin, 8. April. lEig. Drahtm.) Jm Reichstag findet am
kommenden Dienstag zu Ler Stunde, in der die Opfer sranzösischer
Eeschosse in Essen zur lctzien Ruhe bestattet werden, eine Trauer -
feier statt, bei der in Anwescnheit des Reichspräsidenten
der Reichskanzler die E e d ä ch t n i s r e d e halten wird. An
der Feier werden Vertreter sämtlicher gewerkschaftlichen und Ve-
amtenverbände sowie die Sxitzen der Verufsstände, Vcrtreter dcr
Länder, der Kirchen, dcr Parlamcnte und der Behörden teilnehmen.
Die Feier beginnt vormiiiags 10 Uhr. Aus Anlatz der Beisetzung
werden am Dicnsiag zum Zeichen der Trauer im ganzen Reich
dieElockenlänten,

Sme religiöse Revolle.

VonunseremSonderberichterstatter.

An Vord des Nordd. Lloyddampfers Weser,

Jm Südchinesischcn Meer. Anfang März.

Bereits zu Veginn dcs Pontifikats Venedikt XV. hatte die
jaxanische Regicrnng aus Anlatz des päpstlichen Vorschlages über
den Eesangenen-Austausch vom Iahre 1915 einen freun schaftlichen
Eedankenauslausch mit dem Heiligen Stuhl gepslogen. Und als der
jetzige Prinzregent Hirchito vor ungcfähr zwei Iahrcn
in Euroxa weilte, stattete er im Auftrage des Kaisers Poshihito
dem Papste einen Vesuch im Vatikan aü. Schon damals wurde be-
kannt, datz die Romiahrt HirchitoS mehr aus Staaisklugheit als
aus höfischer Sitte ersolgt sci. Es bcstanden zwar noch keine offi«
ziellen Verbindungcn zwischen Iaxan und dem Vatikan. Der Papst
hatte wohl vor vier Jahren esncn apostolischen Delegatcn eingesetzt,
aber dieser war nur cine Vertretung bei dem Episkopate Iaxans.
Ietzt sind die Beziehungen zwischen Japan und dem Vatikan in
ein akutesStadium aetreten. Die japanische Negicrung
beabsichtigt, einen Eesandten für dcn Vatikan zu ernennen. Dcnn
Japan zählt aegenwärtig über 200 0V0 Katholiken, von dencn 75 000
in Japan selbst, 90 000 in dcr japaniichen Domäne Korea und 40 000
auf der Jnsel Formaso wohnen.

Die katholische Kirche und ihrx Mission hat, verglichen mit
deren Stand am Ende des sechzehntcn Jahrhundcrts, cinen grotzen
Riickschlag in Japan erlitten. Doch infolge des seit fünfzig Jahren
im Lande L-er aufgehenden Sonne geübten Eesetzes der Eewissens-
freiheit — Art. 28 der jaxanischen Verfassung — hat der Katholizis-
mns wieder einen fo grotzen Aufschwung gcnommen, datz bereits
Pius IX- im Iahre 1878 das von Eregor XVI. 1846 gegründete
axostolische Vikariat in zwei Hälften, das nördliche und 'südliche,
teilen konnte. Das letztcre wurde nach zwölf Iahren wiederum in
ein Vikariat der Mitte und - des eigentlichen Südens getoilt. Jm
Iahro 1891 stellte Leo XIII. die Hierarchie in Jaxan durch die
Errichtung des Erzbistums Tokio und der drci Vistümcr von
Kodote, Piaka und Nagasaki her. Diesem wurden noch die aposto-
lischen Präfekturen Nukaia und Schikoku angeschlossen, sodatz heute
eine regelrechte Diözeseneinteilung des fernen Ostens die Ernndlage
des Wiederaufkaues der latholischen Kirche in Japan bildct.

. ^5^»° >» der ersto ja- aniscbe Prinz, der einem Papst
seine Aufwartung gemacht hat. Jn der Elanzzeit Iapans, im Iahre
1582, kamen vier jaxanische Eesandte, daruntcr zioei laiserlichs
Prinzen, nach Rdm, um Eregor XIII- zu besuchen. Der römische
Chronikt Gualtieri verglich diesen Besuch mit dem der Könige aus
dem Morgenlande. Auch bei der Krönung Sixtus V. waren jaxa-
nische Vertreter im Vatikan anwesond.

Ohne Zweifel hat der Besuch Hirchitos im Vatikan einer dtplo-
matischen Vertretung vorgearbeitet. Aber die nunmehr erfolgte
offizielle Vekanntgave der Absichten der jaranischsn Regierung hat
eine buddhistische Revoltc im Lande zur Folge gehabt.

Parlament ist es bereits zu hitzigen AnseinanLersetzungen zw?»
schen Len Regierungsvcrlretern und den Eegnern der En'tssndung
nach Rom gekommen. Die Vuddhisten vertretcn den Standpnnkt,
datz sie die stcuerzahlenden Leidtragenden in dieser Angelcgenheit
sein werden, weil der grötzte Teil des japanischcn Voltes dem Bud-
dhismus ergeben ist. Die Hanptagitation geht von den Eemeinden
des Nishi-Hongwanji in Kyoto aus. Der herrliche Doppeltempsl.
eer im Iahre 1272 von der Tochter des Stifters Shinran-Shonin
der Shin- oder Montoscktc erbaut wurde, umfatzt einen Stadtteil
für sich. Der N'shi-Hongwanji bildet cin Seitenstück zum Higashi-
Hongnanji, dessen Riesenbauten mit geschweiften Doppeldächern
weith^-n sichtbar sind.

Ich hatte wührsnd meines Aufenthalts in Kyoto Eelegenheit,
die Tempelanlagen aufzusuchen und mit einigen matzgebenden Per-
fönlichkeiten üker die Rom-Angelegenheit zu svrechsn. Da die Agi-
tation der Nishi-Hongwanji-Gcmeinden den Charakter ciner büd-
dhistischen Nationallamxagne anzunehmen droht, so scheint es on-
gebracht, h er kurz auf dle religiösen Zustände in Za-an einzugehen.

Man kann vielleicht mit ein'gem Matze von Berechtigung sogen,
datz der Buddhismus seine Anhänger mehr indsn unteren Volks-
klassen sindet. Der Vuddhismus ist bekanntlich von China über
Korea, hauptsächlich durch die Förderung einigc: Mitglieder des
Kaiserhauses, eingefllhrt worden. Er hat erft 'im Lande Vsrbrei-
tung gefunden, als es ihm unter Kobodaishi gelang, den Elauben
zu verbreiten, datz die Cottheiten des Shinto auch nur Emanationen
Buddhas seien, und damit diess in das buddhistische Pantheon ein-
zureihen. Als dann mit der Wiederherstellung der kaiserl'chen
Eewalt in den sechziger Jahren des vorigen Jahrhunderts der
Shinto wieder bedeutend an Macht über die Eeister gewann, hat
di'e Staatsregierung mit Er'olg versucht, die Vereinigung von
Shinto und Buddhismus zu lösen. Es sind veitschiedene urspriinglich ^
shintoistische Tempel, die vom Buddhismus gewonnen waren, wieder
gereinigt und rein shinto'stischen Priestern zuriü»cgeben worden.
Als Kirche spielt der Shinto jedoch i'n Jaxan überhaupt kcine Rollc,
nur werden verschiedene Riten bei bestimmten Vorgöngen im Volks-
leben, wie Beerd-igungen, noch beachtet. Unabhängig von der
Staaisgewalt hat sich der Vuddhismus in Iapan frei cniwickelt.
Er hat in einzelnsn Sskten vollständig mit der von China und
Jndien übermittelten Lehre gebrochsn.

Den buddhistischen Sekien, insbesondere der Shin-Sekte,
wird zum Vorwurs gemacht, datz ste bei ihren Geldsammlungen unter
den Mittel- und niedrigen Klassen zu weit gegangen seien. Einige
Provinzen sollen dadurch sinanzicll so zurückgegangen sein, datz die
Negierung jetzt alle Cammlungen scharf kontrolliert.' Vor einigen
Jahren sxrach man von einem regelrechten „Hongwanji-Skandal",
der zu einer gerichtlichen Untcrsuchuüg sührte. Der „Lord Abbot"
mutzte damals verschwinden.

Das innerste Wesen des Shintoglaubens besteht in der Ver-
ehrnng dcr Abnen des einzelnen und damit des Kaisers als
des Daters der jaxanischen Volkssamilie und seiner Ahnen. Wcnn
von einer jaxanischen Staatsreligion die Rede sein kann, so hat
man sie im Shinto zu suchen. Die eigentliche Myihologie des
Shinto ist abec dsm Vollsempfinden durchaus fremd und nur den
gelehrten Kennern der altjapanischen mytho!og>sch.>n Werke bekannt.
Das Wesen des Shinto, wie er auf das Volk wirkt, findet sich in
dem nationalen Vand, das cr um alle Volksgenossen schlingt, und
in der Erundlage, aus der sich das oanze staatliche Leben d-er jaxani-
schen Nation aufbaut. Jn dies:r Hinstcht werden ssine Lehren dnrch
die ErziehunL, insbesondere auch die durch die.staatlichen Cchulen,
 
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