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Badische Post: Heidelberger Zeitung (gegr. 1858) u. Handelsblatt — 1923 (Januar bis Juni)

DOI Kapitel:
Nr. 31 - 58 (1. Februar 1923 - 28. Februar 1923)
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https://doi.org/10.11588/diglit.15611#0347

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ÜHrgmg - M 58

Heidelberger Zeitung

Aiwoch, 28. Zedrvar 1S2Z

^ d o st' crscheint wSchentl. siebenmal. Veilagen: Mivarkalia <Tonnt) —
^^^"k^reitaasi -LiteratnrvIatt-SochfchulbeUag-kmonatiichs.
" «eitrage obne Verantwortung. Stüaicndüng nur, wcnn Porlo betllegt-

(Gegründet 1858)

und

HandeLs-latt

Häi^tg-schSst-stell- «. SchrMeit». der.Badtschen Post-L-id-Ib°rg.H°uvtstvr«, F°rn,pr

Nr. 182 (Nerlagrort: FranlfurtaMI Berliner Vertretnng: BerlinSVtt8, Zimmer,
siraßeg. F-rnIpr Sentr.415, MünchnerVertret.: München.Scorgenstr.l«?. F-rnspr.Sl687


BadtLHr Pvjt

^ie GseOMen in smnzöM« Vewallung

Frankreichs rüÄftchtslose Annexionspolitik.


E än fiehen die Eisenbahne» km Ruhrgeblet «nd in den
iein-"S wir^^^ ilanzcsisch-belgischer Zivilveruialtung. Diese Ber-
»eirV^en Enn'" "solgen. als ob diese EisenLahncn dem sranzsfisch-
ziji-,; 'iiilen s»angeschlossen wärcn, das Eisenbahnmaterial wird
" Tarir "usgetauscht werden können, und es werdeu die sran-
ti ^it d' ° ^ugesührt.

Tej"^ ..Matznahme" hat Frankreich in der Tat einen wich-
Naudpläne verwirtticht. Die Abschnürung des
»tit U iin in ein Stadium getreten,'das den deutschen

°!en, ^jMen Eebiet empfindlich Leeinirächtigt. Absr auch
^ie ^'lersolc, ihrer Aktion werden sich die Franzosen nicht

*°Nim "ber e'ms strcng durchgeführte Deaufsichtigung suchen
dsj^en, die Ein- und Aussuhr restlas in die Hand zu be-

» uZ wll sj^, Kontrolle. die im Eindruchsgebiet ausgeubt
^ar- °Uf «/Zunmehr nach Bekehlen der Besatzungsbehörden nicht
^li» »bes^ABen und deren Nebenprodurte sowie metallurgische
Ai a^^uxen. Teit zwei Tagen lontrolneren die Franzosen
!»»(> festn-? u?d lassen keinon Wagen Lurch. Selbst llmzugsgut
iuno- ^ie worden, weil sich ein Küchenkerd darunter be-

an^2>.?ti"uhmen stehen im scharfsten Widerspruch ?,u den an-

n «nserem R-Korrespondenten.

Pari», 27. Februär.

Abe?^e" Matznahmen der französtschen Eisenbahnkom-
U>o ".Eia nie ^?n,.!"ichen^Forma!itäten haben sich die Herren Fran-

jich ,'^uo^en. Warum also sollten sie. es gerade ywr run,
ueh-k ihres Diebesguts versichern können. Freilich

^ild ;'Nes neuen Aufwands an Menschen, und Lafür be-

U>injj,UM n>°r' bei den Engländern Legründete Bedenken. Jndessen
, 'ch-n krt^r Punkt ihren diolomatischen Künsten keine unüber-
die ^chunerigkeiten bereiten. Die Absicht,

^schen Truppen im N«hrgebiet -u verstLrken. wird
^r»nkiej- . r Vorausficht nach durchgefithrt werden.

letzt^i^ iAoch darauf verzichten müssen, zu diesem Zwecke
S»z„'lfle enaii?i Kölner Bezirk laufenden Eijenbahn.u zu benutzen,
iranui?Ihen^n ch^.^rgierung ist nicht grneigt, Frankreich das Recht
liyOMcheg'die Pxxsgnenzüge Waggons anzuhüngen, in welchen
Msir?l in i»; ltcir Lcfördert wird. Der englische Ceneral Eod-
8 v.jch betnl.t r» letzten Berichte an die englische Regierung aus-
Zi"-,° e es sej nicht möglich, der zr an z ö s i.sch e n

KÄ.°chr'

s. ^rveni^'^li und erhöht, und England mützte unter Ümstän
»e ^rr an

^»tzpÄ^ibei, ?.l°!e Dinge können die Franzosen nicht irre machen.
tvk/chm,,^ i-ch «lück um Ltück deutschen Landes durch „friedliche"
^TchmjE- Schon isi es fo weit, .datz Las Ruhrgebiet nur mit
Die sr„rtaleiten die Veroindung nach Berlin aufrechterhalten
Adi,I> hr n?lliil>iilche Presse aber kündigt einen direkten Zug-
d»?-,Düsfsldorf nach Paris an. der durch die
recke Neutz—Düren nunmehr möglich geworden sei.
Vvl-^ie ll°uge fahren in Leiden Richtungen.

! lähd I.j.sch Und ", - —

?ian Ä'en. der die Konirolle der Eisenbahnen

"jl»a>->,« »Uchi viet Lerützre, erwiderte Bonar Law v

e Schtxb Herr Voincars Lei allen diesen Manövern autzen-
° 1lnte>^8keiten zu vergewärtigen hat, Leweist ein Blick ins
' r,,'Uaus. Auf eine Anfrage, ob Lrörterungen stattge-
llut irgendwelchen der Alliierten bezüglich eines Er-
Sn dem Versailler Vertrag zwischen DeüLfchland,

^ > im Rhein-

^ verneinend.

,"o-Ncn Ünd rc Lar keine „Verträge" mehr. Derartige „Bin-
dch I-luö sühi.ilu dje Ententeherrfchaftcn überlebtc D-nge. Herr
L^ot ^lnatz ?lii ,denn auch vollkomnien im Sattel und benimmt
!5>v» -dn,°„.. ch ieinem Parlament gegenüber ganz wie ein
?lcht ??ge „ °lllnnocn Rechenschaft schuldet. Er hat stch bekanntlich
«jlasich'?llldisxr.,;lSert, vor der Kammerkommission zu erscheinen, um
Nach zu begehen". Nun wird er aber aller Vor-

^ech.'nlon ?Nittwoch oder am Donnerstag zwar vor dicser

^icheinev aber nur über die Lausanner Konferenz

bat beute eine Erweiteruna da-

^erdr- ü-rionto der Kanzssei!.

-t.u der oergangenen Sams ag Nacht wurde
ungjtratze in Esscn von e ncm fcauzöfschen
n und ihm seine Uhr mit Kette abge -
- wurde ein Jngenieur übersallen und ihm
b t. Uls er stch zur Wehr srtzts, wurde cr
.-'^schlaaen. — D!e iraiizösischen Solda'en
Eräbcn durch die St.a en, um dre

_o^uyalten und zu durchsuchen. — Lämt-

wurden von dcn
Bilder und

xca„, Br ^t r n uno zu ourmiuryel
rdieo-l^se n l, ° - Kupferorcher Polizsireviers wurd
jjk v wllrdea dt und restlos aüsgeräumi. Die
!?°lstsr Sierauf"!.^ ° ss- lind die Schreibtifche a^ifge-

v°lhll??' Heuk-?'"^" Beamten entlassen. — Bürger-
- ll>w-i i f t und Sterkrabe ist in seinem Amtszimmcr

"ach Wesel gebracht worden. — Einem
«f 8ebr„"° v,„ ber schon mehrfach von den Belgiern

h n x wieher ack ( - " gezwüngen worden war, wurden

° S a h l^u n"a'^is zehn Zeniner Karioffeln 'gewaItsam
kchs iFramm??S°nommen. - Äuf Schlotz Bcrge
K,»!-,.' Vn,-N lllln einem dort wohnenden Vergmaun
llumung der Wohnu»lb imlerhalb von

Kindl

ern

zwei Stunden. —-Jn Herdeke haben die Franzosen dre Ausgänge
der Stadt besetzt. EisenLahner in. Uniform wurden nrcht
durchgelassen. — In Witten wurden vier Arbeiter ver-
haftet, weil sie einer deutschen Frauensperson, die mit ^ranzosen
umgeqangen war, die Haare abgeschnitten ha cn. — HN
Wetter -wurden der stellvertretende Amtsvorsteher und der Post-
inspektor verhaftet. — Jn den letzien Tagen werden in grötzerem
Umfange als bisher Kohlenvorräte in Witten, Overhausen
und Wanne weggenommen. Autzerdem liegen zahlreiche Mel-
dungen über Kohlensendungen, die auf der Bahn sortgenommen und
verschoben wurden, vor. — Der Nräsident der Neichrarüeitsverwal-
tung Dr. Syrup ist auf serner Rückreise aus KLln, wo er Schlich-
tungsverhandlungen leitete, auf dem Bahnhof Vohwinkel von dcn
Franzosen festgehalten worden.

Nach einer Meldung aus Düsseldorf wollten die Fran-
zosen dort

«nter Eewaktandrohung die Anlage einer funkentekegraphische»

Station aus dem Turme der Johanniskirche erzwingen.

Bisher konnten sie jedoch die Heraucgabe der Schlüffel zum Kirch-
turms nicht erzwingen. Das Vorgehen der Franzosen ist besonders
bemerkenswert, da die sranzösische Regierung, wahrend des Welt-
krieges, als deutsche Truppen auf einigen Kirchtürmen eine Funk-
station eingerichtet hatten, dauernd und nicht laut genug über einc
Entweihung der Klrchen zetern konnten.

Die Vesatzungsbehörden haben mitgeteilt, datz das Berühren der
von den Franzosen gezogenen Telegraphendrähte mit Lebensgefahr
verbunden ''— '—7-,.

von

Franzosen das"LeLen eines'Deutschen'nlcht'hoch einschätzen, ist ja zu
vekannt, als datz diese Drohvng verwundern könnte.

Das „Echo de Paris" will erfahren haben, datz Eeneral
Degoutte inden nächsten Tagsn alle Kohlen werde
beschlagnahmen lassen, die seinerzeit in deutsche Maggons
verladen wurden, die jedoch nicht mshr rcchtzeitig nach dem unbe-
setzten Deutschland abtransportiert wsrden konnten. Wenn dies
geschehen sei, so will der General sämtliche Kohlen in den Ruhr-
bergwerken beschlagnahmen und erwerdesich voneiner
solchen Matznahme aUch nicht durch einen Eeneral-
streik der Bergarbeiter abhalten lassen.

Es mutet komisch an — wenn es nicht so furchtbar traurig wäre
— datz diese Lruiale Eesellschast sich übsrhaupt noch Lemüht, surch
alle möglichen und unmöglichen „Beschlüsse" lhre Eewalttätigkeiten
noch zu ..legalisieren".

Die interalliierte Rheinkandkommisfion beschloh heute, datz
gemätz eiuem Besehle des OLcrkommandieretzden der Besatzungs»
truppen alle Strafen, dte säns Jahr« LLerschreite«. i« sranzosische»
Eefiingnisse» z« vcrbützeu stnd.

»

Jm Haushaltungsausschutz des Reichsiages machte der Dize-
präsident der Reichsbank v. Glasenapp Mitteilungen über den
Raub der 12 Milliarden. den die Franzosen ausgelührt haben. Es
bandelte sich dabei um eine Summe von 12.8 MilliardeU Papier-
mark und 210 Druckplatten für die Herstellung von neuen 3000-
Mark-Noten und 160 Druckpkatten für die Herstellung von 20 000-
Mark-Noten. Die Platten warcn für die im besetzten Gebiet liegen-
len und fllr den Notendruck arbeitenden Druckereien Lestimmt. D!ü
12 Milliarden Papiermark waren sür die Reichsbankhauptsielle >n
Köln bestimmt, die sie auf die Reichsbanlnebensiellen in Bonn,
Düssel-Lorf, Krsfeld, Aachen und Münchcn-Eladbach verteilen sollte.
Bcr dem Protest gegen den Eeldraub wurde namentlich auch ve-
tont, datz Lie Reichsbank cin autonomes und mit Privat-
kapital arbeitendes Nnternehmcn ist, datz also die
Beschlagnahme des Geldes einen völkerrechtlich nicht erlaubten Ein-
griff und RauL von Privatbcsitz bedeutet.

Die Vcrsorgung dcs Lefetzien nnd dcs Einbruchsgebietes ist stets
mit V-Zügen eriolgt, vm alle Verzögerungen zu vermeiden. Ez
sind früher täglich 10 bis 80 Milliarocn Papiermark nach dem be-
setzten und Ruhrgebiet von der Reichsbank geschickt worden. Die
Franzosen waren üüer diese Eeldtransporte unterrichtet und sogar
an den Bestimmnngsorten bei dsr Ausladung der ungeheuren Eelv-
i'icngen anmesend, so datz man mtt B-itimmtheit daraus schlietzen
^ mutzts, sie bätten gegen die Abscndung solcher Gekder nichts sinzu
wenden. Vemerkenswert ist übrigens, datz seitdem kein« Eeld-
sendungen mehr angchalten wurden, datz z. B. erst am
ketzten Samstag vor den Augcn der Franzosen eine grotze Eeldsen-
tüing im Ruhrgobiet ausgeladen wurde. Verhandlungen Lber die
Nückgabe des acraubten Eeldes haben bis jetzt noch nicht zu einem
Ergebnis geführt. Die Franzosen haben zwar zugesagt. in Zu-
knnft keine Eeldtransporte mchr anhalten und berauben zu wollen,
doch haben sie sich bis jetzt noch nicht zur Herausgabe der geraubten
Summe vrrstanden-

Gngland und dle Tütten.

Paris, 27. Febr. (Lig. Drahtm.) Der Vertreter der Rcgierung
von Angora in Konstantinopel teilte dem englischen General Har-
rington in einem sehr freundschaftlich gehaltenen Brief mit, batz
Ismcd Pasckia Auftrag erteilt habe, die beiden englischen
Fliegerdic von den Türken im Eebiet von Tfchanak gefan-
gen genommen worden sind, sofort fre i z u l a s s e n. In dem Briefe
heitzt es weiter, die Zusicherung des englifchen Eenerals, dah in
Zukunft keine englischen Militärflicger mehr das genannte Gebiet
überfliegen würden, erlcheine den Türken als Eenugtnung aus-
reichend. Einen besonders günstigen Eindruck hat es in der Tür-
kei gemacht, datz England Änweisung gegeben hat, alle Kriegs-
schiffe Lis aus den Kreuzer „Kalypso" aus Smyrna zurück-
zuziehen.

Hectors AWied.

Von unserem 8-Mitarbeiter.

Saarbrücken, 27. F bl .rr.

Wer kennt ihn «icht, den „saarländischen" Vertreter des Pölker-
bundes in der Regierungskommission des Saargebietes, den prak-
tischen Arzt Dr. Jakob Hector aus Saarlouis? Mehr
als es ihr lieb war, mutzte sich die deutsche Presse mit dem Herrn
„Minister", wie er sich mit Vorliebe anreden lietz, beschäftigen, und
zwar in einer Weise, die weder ihr noch ihm Vergnllgcn bereitete.
Es war denn auch ein Presseprozetz, der diesen Anwalt deutscher Be-
lange in das Nichts, aus dem er emporgetaucht ist, zurüüschlcuderir
wird. Jm Anschlutz an ein politisches Scharmützel hatte die Saar-
brücker Zeitung dem Dr. Hector den schweren Vorwurf gemacht, durch
„gemeinen Betrug" sich des „schmachvollen Landesverrates" (wort-
wörtlich!) schuldig gemacht zu haben. Diese Verbrechcn sollten nach
dem Artikel darin bestehen, datz eine unter der Amtstätigkeit Dr.
Hectors als Vürgermeister von Saarlouis verfatzte, für die Völker-
bundsregierung bestimmte Dentschrift über die wirtschaftliche Lage
von Saarlouis von Dr. Hector zu einer Loyalitätserklärung und
Treuekundgebung der Bürgsrfchast von Saarlouis für Frankreich
gegen den Willen und ohne Vorwiffen der Stadt Saarlouis umge-
formt worden sei. Jn dcr hohen Stellung, dic er bekleidete, konnte
ich Dr. Hector einen solchen Dorwurf nicht gut nachsagen laffen, und
er mutzte wohl oder übel zum Kadi gehen, obwohl er sich genau sagen
mutzte, datz der Nechtsstreit unmöglich zu einem guten Ende für ihn
stihren könne. Aber in seiner matzlosen Arroganz und Derblendung
hosfte er wohl auf ein Wunder, das seine guten Freunde. die Fran-
zosen, bewirken würden. die ihm schon — so hoffte er anscheinend —
nach dem Vorbilde der Rheinlandkommission aus der Patsche helfen
würden. Er hatte seine Rechnung jedoch nicht mit den deutschen
Richtern des Saarbrückener Landgerichts — diese sind noch eines der
wenigen Ueberbleibsrl aus der guten, alten Zeit — gemacht, die den
Fall mit genau derselben pedantischen Eewiffenhaftigkeit behandel- i
ten, als wenn es sich um einen xbeliebigen Herrn Schultze oderi
Müller geha.l eik hätte. Einige Kunstgriffe Hectors, die Verhand-i
lung zu hinterireiben und, als dies nicht gelang, sie möglichst lange >
hinauszuschieben, hatten nicht den Erfolg, das erhoffte Wunder her-'
beizuführen. Die Zwischenzeit wurde von den Richtern des Saar-'
gebietes dazu benutzt, datz sie stch vom Obergericht in Caarlouis ihre
llnabhängigkeit und Unabsetzbarkeit bestätigen lietzen, die infolge
verschiedener vorhergegangener Zwischenfälle angezweifelt worden
war. Nachdem alle Einigungsversuche an dem Widerstande des Ve-
klagten, des politischen Redakteurs Franke von der Saarbrücker Zei-'
tung, der strikte erklärte, den Mahrheitsbeweis erbringen zu wollen.!
gescheitert waren, konnte endlich am Samstag, den 24. Februar, in'
di« Verhandlung über den Klageantrag eingetreten werden. Dr.f
Hector hatte stch der Klage des Staatsanwaltes als Nebenkläger an-'i
geschloffen und war persönlich erschienen, um Zeugnis abzulegen.'
Der beklagte Redakteur Franke stellte fcst, datz die Vorwürfe, die er
Hector in dem Artikel gemacht, in einer Denkschrift der politischen
Parteien des Saargebietes an den Völkerbund zum Teil wörtlichj
oder doch dem Sinne nach enthalten seien, ebenso sei der Vorwurf des
Landesverrates und gemeinen Vetrugs gegen Hector in Versamm-'
lungen und Preffe schon erhoben worden, ohne datz Klage angestrcngt
worden sei. Dr. Hector, der eigentliche Angetlagte, bestritt aufs
äutzerste, stch des Landesverrates und des gemeinen Vetruges schuldig
gemacht zu haben. Er erklärte auf verschiedene Fragen der Ver-
tridigung bestimmt, autzer den verlesenen beiden und einer
gekllrzten französischen Faffung der oben erwähnten Denkschrift
nichts Schriftliches in der Angelegenheit an irgcnd jemandcn
abgegeben zu haben. Da trat zum Schlutz ein von der Verteidigung
geladener Zeuge auf, der die aufsehencrregende Mitteilung machte,
ihm seien 1920 von einer dritten Person zwei Briefe, ein Original
von der Hand Hectors nnd ein weiterer in Maschinenschrift, gezeigt
und zur Abschrift ausgehändigt worden, dre zu den Denkschriften
zweifellos in Beziehung ständen. Die Schreiben. die verlefen
wurden, lauten in deutscher Uebcrsetzung:

1. Brief:

Der Büraermeist-r der Sda«

S-aarlouiS.

Saarlvuis, ten 15. Äanu »r :

Der Bürsermeiste-r rwn SaarlmiIS Dr. Hcctor
an den Herrn Ministervräsidciiten,

KrieaSminister

ksemelnt ist Clemenceau. D. Schristl.)

rn PartL.

Jm Muaenblick. ivo der Völkerbuud sich anschlckt. den Saarsdaat »u
errichten, nimm-t üch ber Stadtrat von Saarlouts die »ssreideit. fich an SI«
zu wenden, «m Sie clircrliietis zu bi-itrn, bei der Errichtuna dieses Staa»
tes sütigst eiiersisch die Niiteressen selner Stadt vertcibisen zu wollen. Dcr
Bürsermeistcr und der Stadtrat seben der ficheren Hoffnnna! AuSdruck,
dab Franlreich ber Stadt. -ie über eln Jahrlmndert lans wcgen
ibreS Ursvrunss uni ilircr Zuncigung fiir Fraukreich von
P-reutzen bonkottiert wurde, hclfen wlvd, wteder in tbr« bistv-
rischen Recht« etnaesept zu werden.

HochaKtungSnoll wnd ergebcnff
sez. Dr. Hcctor.

2. Brief:

Der Bürgemneiffer d«r Stad-t
Saarlouts.

GaarlouiS, den >.». Jnli I91S.

Aller Wa-brscheinlichkelt na^» steht tie StaLt SaarlouiS bavor, zum
zweitcnmal in ihrer Gefchicht« d-er Belohnuns sllr rbr« Treue zo
Nrankrelch bcrauh-i zu werden. und dieie Stabt, die nach der Abstcht
ihreS Grünbers dis gegeben« Hauvtstadt der Saarvrovinz war, ist
bedrobt, d-urch di« unbestreitbar preutzische Stadt Saarbrücken aus ihren
Nechten v « rdrängt zu werten. Tief getroffen von ditscr schmerzlichen
Ausstcht. wendct stch der Stadtrat und dcr Biirgcrmeister dcr Stadt Saar-
louis an Sie, um Sie zu beschwörcn, siittast Jbrcn boben Einslutz gelten»
machen zu wollen, um den gereKien Gorderunaen unserer Stadt zum
Trlumvb zu verbelfcn. Wir gcben uns bic Ebre. ibrem unvarteirsche»
Nrtcil dieie in dcr Letliegenbcn Vrrickiüre niedergclcgten FovLernnacn zu
unterbreiten. unii wir bi-tten, giitigft einige Augenblicke Jhrer so kostbareu
 
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