66. Zahrgang Ar. 151
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Völlige Rattofigkeit der AMerlen.
Ncparationsfrage und innerdeutfche Verhältnifse.
Von unferem ^.-Korrespondcnlcn., -
London, 2. Juni.
Die englischen und auswärtigen Aeußerungen über die Repa-
^tionssrage, die heute in der Londonsr Presse vorliegen,
jRgen die ganze Angelegenheit auf dem Gipfel der Konfu-
>)on. Es ist klar, datz im Augenblick weder in England, noch in
^nom der librigcn alliierten Staaten auch nur >m entferntesten ein
^lares Bild darüber zu erlangcn ist, was denn nu n eigentlich
Deutschland gefordert oder erwartct werden darf.
M sich hjg allgemeine Verwirrung auch auf solche Fragen bezieht,
dem deutschcn Einflutz vollkommcn entzogen sind, zum Beispiel
"uf die prozentuale Verteilung der deutschen Zahlungen unter die
aitiierten Mächte, so iKeint der Augenblick für nepe Vor-
'chläge so ungünjlig wie nur möglich zu sein,
Der Pariser Vertreter der
,ie Allii
— ... — „Timss" glaubt, datz es notwendlg
datz die Alliierten zunächst einmal unter sich zu einer Kon
erenz zusammenireten, und in der Hauptfrage jpäter Klärung zu
Hafsen, und datz man sich gegsnüber Deutschland vorläufig mit einer
^ovisorischsn Vereiulwrung begr»-LL-.k sollte, iw welcher für
k'Ue Reihe von Jahren gesicherte Jahreszählungen festgesetzt werdcn
Mten. Jm flnanziellen Teile der „Times" wird Lctont, datz alle
^u-atzungen hinsichtlich der deutschcn Leistungsfähigkeit nichts weiter
»1? Ülotzes Rätselraten sind, und es wird im Ramcn der
/"-rtschast abcr auch bie Einsetzung einer internationa-
Kommijsion verlangt, die wiederum bckanntlich von
».tlsn politischen Stellen abgelehnt wird. Die jetzige
^rwirrung und Ratlostgkeit, die sich in der Oeffsntlichkeit aller
ijUiierten Ländsr bemerkbar macht, hindert natürlich die vsrantwort-
Men Stellen nicht, Deutschland Entfchlutzlosigkeit vorzuwerfcn. Der
^'plomatifche Mitarbeiter des „Daily Telegraph" verstchert, dah die
uuZ Berlin eintreffenden Nachrichien über den vorausiichtlichen In-
der deutschen Vorfchläge in politischcn Kreisen cinen entshieden
,^>simistischen Eindruck hervorgerufen haben, und man oer-
Mt im übrigen abermals,
!°?Ungen einzumischen. Es
sich in die innerdeutsche.i
muh betont werden, datz
Sl iseinander-
cs stch Labei
/blqlich um Stimmungsmache händelt, da in englischen Regierungs
zk^lien jegliche Stellungnahme zu der mnsri"-.'' s:,-n ^ ' ,si >n in
^^Utschland ausdrücklich mit aller Bestimmtheit abgelehni wird.
p Die Blätter veröffentlichen lange Schilderungen der inneren
?Uge Deutschlands. in denen als die Folge der rapiden Eeldentwer-
mit der Eefahr von fozialen Unruhen gerechnet wird. Beson-
L.e Aufmerkfamkeit erregt der G e n e r a l st r e i k in Köln. Der
">>Mes" zusolge sind die dortigen englischcn Behörden entschlossen,
aller Schärfe vorzugehen. Der Vertreter Englands in der Rhein-
uudkommisston lehnte es ab, eine Abordnunch> er Strcitsnden zu
Lupfangen. und lietz sogar eine Anzahl von Strsikführeru verhaften.
Streik ioll so vollkommen sein, datz selbst die Toiengräber ihre
pbeit eingestellt haben.
. D-sr Pwriser „Times"-Korrespond«nt behauptet, datz der Stand-
pMkt der verschiedenen Alliterten in der Reparationsirage
^Uein,and«r nicht so sehr abweiche als dtes manchmal scheine. Voll-
»-Men srcim-ütnge Befprechungen zwischen Franlreich, Belgien und
könnten in Ler gegemvärt-igen Stnnb-e srhr leicht zu einem
.'Uvernehmen führen. Die „Times" tritt in ihrem finanziellen Teil
^Uts neuerdings fllr die Einfe'tzung einer internatio-
tzblen Sa ch v e r st ä n d i ge nk o m m i f s i o n zur Festsetzung der
^'Ungsfähigieit Deutschlands ein. Eine von einem amer-kanischen
-^kier Barron angestellte Schötzung der deutfchen Auslands-
^lhMen, die angeblich 1 Milliarde Pfund Sterling Letragen würien,
n„^uhnet dor finanzielle Recabteur der „Times" als vollkommen
^begrimdet.
Saldivm und poincare.
Tngland wünscht die Eewihheit valdiger Regelung.
Von unserem ll-K orresponden t en.
Paris, 2. Funi.
,Der Londoner „Temps"-Korrespondent telegraphiert, datz der
uitte.bar
Mts. in
r pegEn, um mit V o i a-
üb'er die Reparationen zu konferieren, doch
paMt Baldwin die Earantie zu bekommen, datz seins Reüse
Ergebnissc hätte. Die Mitzerfolge der Pariser Besprschungen
^„-dawuar lasscn es begreiflich erfcheinen, datz das neue «n-glifche
den Veratuagen -der Allii-e-rten einstwetlen nicht zugezogen
am Usill, wenn es nicht die Dewitzheit hätt«, datz -demnächst ein-e
Tch^in« Regelu-ng der Reparationen u-nd der interalliierlen
^/"idensrage z-ustande ko-mmen kann. Der Londoner „Temps"-
>iich."'spondent behauptet. Latz die V-erwirliichunq d-ieser Hoffnung
^ uon Frankreich, fondern von dem bevorstehenden deutichen
da^uat abhänge. Deutschland nähre neuerlich Len Jrrtum,
"tlkand ihm Schonung entgegenbringen wolle, weshalb Deutsch-
va-, Mügltchst wenig fiir die Reparationen anbiete, weil es glanbl,
^u-gland solchen Plänen setne Zuistimmunz g-eüe. ALer solche
^ngen Deu-ischlands würden n-ur zu neuen Enttäusch-
kons^.n ssihren. Die Absicht Baldwins, mit PoincarZ zu
Ult nimmt der „Temps" autzerordentlich kühl nuf und er-
rfn!^°«tz die sranzösisch-engltschen Besprechungen nur dann positive
liaben können, wenn vorher dcr passive Wider-
Deutschlands im Ruhr-gebiet aufhöre. Ersr
k>sih.- p'ürden sich neue Möglichkeiten ergeben. Is mehr man eng-
b.zösis«he Besprechungen wllnsche, desto mehr wiirde man
^ ibn, bringen, datz England Deutschland mchi wciter ermutig« und
vi-sttz^ keine ber Wafsen lasse, von denen der Frie-densvertrag ze-
^.batz ste Deutschlan-d entwunden würdcn. Darunter ve'r'steht
-u,, ^enips" insLeson-dere, datz man der Reichsbank ihren
^bbestand entziehe.
Aiiigling in l»er Saarstage?
!!§te r»5^s». 2. Iuni. (Eig. Drahtm.) Pl-1'N ! n» veröffent-
wchenun""^ Znformarion des „Petit Paristen" richtig ist, sö wurdc
ar, s und London eine Einigung über die Saar -
ftage erzielt. Danach soll die berüchtigte sranzösische Saarver-
ordnung abgeündert werden, worauf die englische Re-
gierung ihren Antrag auf Einsetzung einer Antersuchungs-
kommission zurückziehen werde. Diese Abmachung soll gestern
abend zwischen dem französischen Botschafier in London und Lord
Curzon erzielt worden sein, und alle vorhandenen Schwierigkeiten
wären damit aus dem Wege geräumt.
Gegen FranlreichS Zafzisten.
Ausfindung sehr belastender Dokumente.
Pacis, 2. Iuni.
Wie der „Matin" mktteilt, hat der vorgestern abend auf die drci
Abgeordneten Moutet, Marc Sangnier uno Violet ver-
übte lleberfall der Camelots du Roi nnter den Mitglie-
dern des Allgemeinen Arbeiterverbandes grotze Errcgung
hervorgerufen. Gestern abend ist eine Anzahl von E-werkschaits-
sekretären und Eewerkschaftsmitgliedern von Paris und Umgebung
zu einer Besprechung der Lage zusammenge'treL--n. Es wurde ein-
stimmig Leschlossen, die faszistischen Unternehmungc» mit allen
Mitteln zu bekämpfen. Auherdem wurde dem Wunsche Ausdruck
verliehen, sich m!t allen übrigen Linksgruppen jufammenzuichlietzen,
um zusammcn gegen die royalistische Neaktion oorzugehon.
Zu der Kammererklärung des I n n e n m i n i st e r s Mau-
noury in der Angelegenheit der royalistischen Agitation bemerkt
Havas. die Angelegenheit selbst jowie die Verhaftung der Atten-
tüter sei in den Wanoelgängen der Kammcr viel besprochen wcr-
den. Jn gui untcrrichteten politischen Kreisen habe man oerstchert,
datz der Jnnenminister zu seiner Erklärung durch Las Verhör, sowie
durch die alsbald nach der Verhaftung des Angreifers des Abgsord-
neten Moutet vorgenommenen polizeilichen llntersuchungcn veran-
latzt worden sei. Diese förderten in der Wohnung des Beschuldigten
wichtige Dokumente von ausgesprochen a u f r ü h r e r i s che m
Charakter zutage. Es handelt sich hiernach um einc royalistische
Agitation und in diesen Dokumenten ist die Entsendung einer grotzen
Anzahl Lamelots du Noi in die Provinzstädts vorgesehen. Die
royalistischen Persönlichkeiten, die sich an dieser Unternehmung betei-
ligen sollen, seien in einer L i ste verzeichnet gewesen, die beschlag-
naymt wurde. Ob oie darln aufgeführten Persönlichkeitcn an der
beabsichtigten Unternehmung teilnehmen wollen und welche Trag-
weite und welchen Charakter diese Unternehmung besitzen soll, wirv
natürlich die Eerichtsbehörde festzustellen haben.
pessimismus m Lailfamie.
Frankreich «nd di« TLrkei werden Lber den Zahlungsmodus nicht einig
Lausanne, 2. Juni.
Die Sachverständigenberatungen über die Kuponfrage am
1. Juni verliefen crgebnislos, ebenjo eine längere Unterredung zwi
fchen Jsmed Pascha und Eeneral P e l I s. Die Franzosen be
harren darauf, datz durch die Anerkennung des Dekrers von. Muha-
rem die Goldzahlung grundsätzlich festgelcgt werde und eine Milde-
rung des Zahlungsmodus, den die Türken in französischcii Frankcn
sestsetzen wollten, erst späteren Verhandlungen zwischen Angora
und den Titelinhabern vorbehalten bleiben foll. Da die Türken die
punkten gerecht wird.
Die lange Dauer der Veratungen über diese Frage und die Ver-
schiebung der Sitzung dcs politischcn Komitees, das die anderen teil-
weise bereits gelösten Fragen santtionieren sollte, rief naturgemätz
wieder eine pessimistische Stlmmung heroor. Jn Alliierten-
kreisen wird aber diese Verschiebung mit der Notwendigkcit erklärt,
alle Bemühungen aus die letzte wichtige Streitsrage, die der
Kupons, zu konzentrieren, die trotz ihrer Bedeutung im yegen-
wärtigen Stadium der Konferenz angestchts der erzielten Erfolge
keinen Bruch mehr rechtfertigen könnte
Nie heMe Krage des Saargediels.
Paris, 2. Juni. (Eiig. Drahtm.) Heute morgen hatten Lereits
eim-ze Pariser Zeitungen Leha-uptet. was auch heu-te aben-d vcm
„Zntransig-eant" her-vorgehoben wird, datz in der Fra-ge der llnter-
suchungsko-mmisston im Saargebiet ein Einvernehmen
zwischen Frankreich und England bevorstehe, indem
Eng-lan-d au-f die Abhaltung ei-ner solchen llntersuchung verzlchten
wll-r-de. Die-se Meld-un-g jst zwei-fellos unrichtig, denn a-uf d-em
Quai d'Orsey wird erst d-i« Ant-wort der französis-chen Regierung aus
den en-gLischen AntM-g, ein« Untersuchungskommisston >n das Saar-
gebiet ,zu entsenLen, vorbereite-t. Jn der Pariser Note wird aus-
g-esührt werden, -datz die d-u-rch den Friedensvertraz dem Völ-kerbund
übeitragenen Rechte es nicht gestatten könnten, «ine Untersuchung
über vie Verw-altung des Saargebiets anzustellen. Wenn sich Frank-
reich auf-diesen unnachgiebigen Standpunkt stellt, so ist
nicht ohne weiteres auzunehmen, datz England se-inen dem Völker-
bundsrat Lereits zugegangenen Antrag zurückziehen würde.
Drohender Generalstreik in Köln.
Köln. 2. Juni. (Eigene Drahtmeldung) Die Streiklage,
di« he-ut« noch im wesentlichen unvcrändert war, scheint in der kom-
menden Woche eine erhebliche Verschärfung erfahren Zu
wollen. Man besiirchtet bereits, datz es zu ähnlichen Zuständen
kommen werde, wie vor einigen Tagen in Eelscnkirchen. Die
kommunistischen Vetriebsräte sollen gestern abend in einer Ver-
samml-ung, wie die „Niederrheinische Zeitung" berichtet, beschlossen
haben, am Montag tm ganzen Dezirk Köln den Eeneralstreik
zu proklamieren. Die Köln-e-r Eewerkschasten setzen alle Hebel in
Bewegung, um d-ie Flammen des Streikes nicht allzu hoch auf-
flammen zu lassen.
Frairzvfische Seisiesverfaffmg.
Die deutsche Note. — Die Ekllärung der deutschen Ind.isteie.
„Seit der Mon-golenwirtschast im S. un-d 13. Jahrhundert 'st ciwe
so ungeheure und sinnlose Zerstör-un-assu-cht, eine so-lche bl--ade Wut
gegen -die nützlichsten Werke des menschlichen Fleitzes und der mensch-
licken Natur n-ich-t wieder vorg-ekommen, unü Lei den .romak>Nche«r
Mon-golen war d-erlei noch zu begreisen, denn sie wollten die zanzr
E"Le i-n eine grotze Steppe ver-w-an-deln, — aber nur ein Ialo.'-iner-
hirn konnte d-en wahnsinnigen Pl-an fasse-n, e-i-n-e Welt z-u oernichlen.
dabei jedoch ihr Arsenal und i-hren Hasen Lestebm 'yff-a, oder
in einer Stadt, deren Ariei-ter und Fabriken angcblich bestehen
blei-ben sollten, die Häupter der Jndustrie u-nd thre HSus.'r aus der
Welt zu schaffen.' Nur ein Jakobiner kann so heitzblüt-ig un-d kurz-
sichtig sein, nicht einzusehen, welcher Wi-derspruch L-ar-n li-egt, Latz
m-an einen B-ach beib-ehält, dessen Quclle aber verstopfen lätzt, «der
u-mgekehrt. Jn dem erhitzten Kopf des Jakobiners ist d-is D-unim-
heit und Erausamkeit des Bariaren mit der fixen Adee dcs Inq-m-
sitors verb-unden, datz aus der Erd-e nur für ihn und d-ie Necht-
g-läub-igen sei-nes Schlagcs Ra-um sei. Mit übel an-geLrachten, ua-
heikvollem Nack)druj prdnel er die Ausroltung der Ketzsr an, n-icht
nur ihre Psrsonen, ihre Warenplätze und ihre Wsrke sallen der
Vernicht-ung anheim, auch dte letzten Spuren ihres Dasei-ns müffen
versch-win-Len und se-lbst die Namen ihrer Städte aus dem Godächt-
nis der Mcnschen geti-lg-t wer-Len."
Mit di-sssn Worten schildert Hi-ppolyte Taine in ieinem Werk«
llber die Entstehung des modernen Fraukre-ich die ba-r-Larenhasten
Züge seiner Landsleute, und zwar charakterisiert er hier das Wüten
von Franzosen gegen Fran-zosen, wie es bei der furchtb-aren Zrr-
stö-rung der Stä-dte Lyon.Toulon, Marseille usw, währeich
der Revolution im Ja-Hre 1792 zutage trat- Die Städte hatien sich
der Jakobinerreg-ierung, wenn auch le-ineswegs der Revol-liion, ent-
gegenzustemmen g-ewagt. Sie wurden nach ihrer Eroberunz der
systematischen Zerstörung preisge-geben. De-r Konvent in Paris
fatzte di« formellen De-schlüffe, Lie konterrevolutionären Städte d-'Nt
Erd-boden gleichz-umachen. Jm Hinblick aus Toulon hietz es oei-
spielsweis«: „Die Häuser im Jn-nern der Stadt stlid zu schleifen, nur
die fllr Len Krieg- u-nd S-eed-ienst, sowie für das Verpflegun-zsweseil
notwenidi-gen Gebände sollen verschont weoden". Dcmz-ufolge wurd-en
aus den umliegenden Departements 12 000 Arb-eiter heroeigerufen,
um Toulon dem ErL-boden gleichzumachen, währen-d in Lyon,
über Las ein ähnlicher Besch-luß gefatzt war, 14 000 Arbeiter mii cer
Zerstörun-g des Sch-loffes Pierre-Encize, der prächtigen Häuscr
auf dem Bellecourt-Platz, auf dem Quaj St.-Clair
und in verschie-denen Stratzen beschäfti-gt lvurden. Das Zerstörungs-
wcrk verschlang in Lyon allein tänlich 40000 Fran-k, und in sechs
Monaten gab die Republik 15 Millionen aus, um Besttzi-ümer >m
Werte von 300—400 Millio-nen zu vernichten, d-ie n-ach dem e:-zenen
Aussxruch ihr eigenes Eigentum waren. '
Läßt sich ein zrötzerer Wahn-sinn denken?
Er- lätzt sich nicht nur denken, er liegt direkt vor uns. Wir sind
seine Augenzengen. Was Fr-ankre-i'ch jetzt an Ler Ruhr tut, ist das
Gle-iche, was es in der Reool-ution im eig-enen Lande get-an hat,
nur den entwickelt-eren Ve-rhälln:ffen en-tsprechend ins Riesen-
hafte übertragen. Jetzt hat es eine Armee von 150 0A0 Mann
alamiert mit der Aufgabe, L-ie Stätte zu ruinieren, aus Ler Frank-
reich Jahre hi-ndurch mit wahrhaft preutzischer Pün-kil'ich?eit den
billi-gsten Ko-ks und die besten Kohlen echielt. Akonatlich lätzi cs
sich Millionen kosten, um dieses stauneiis-werte Werk menschlichen
Fleitzes wuf dessen Erträgniffe es einen ancrlännten Anspruch hatte,
systematisch zu rulnieren mit Le-m Er-gebnis, Latz es nichts oder wenig
erhält, datz es seinen Ruh-m in der Welt völltg ruiniert und die
Freun-dschaft mit seinen Verbündeten gefähr-det.
Die f-ranzösisch« Eeschichte be-weist aus leder Seite, datz Argu-
mente wirtschaftlicher Vernunsk f-ast n-ie ei-nen Einslutz auf dir sran-
zöstsche Politik ausgeübt haben, wohl aber zügello-se Leidensch-aft,
sei es. wie jetzt die Furch-t, sei es der Hatz, die Ehrsucht, die Macht-
gier oder blinder Parteifanatismus. Die wenigen Krsise, di« in
Frankreich die Dedeutunz der wirtscha'ftl-ichcn Faktoren für das Lrben
und die Politik der europäischen Nationen begriffen haben, beklagen
sel-ber lebhaft, datz weder das französische Bolk von wirtschafilichem
Den'ken begabt ist, n-och datz seine Führer von den ökonomischen Zu-
sammenhängen des Weltmarktes die gerinzste Ahnung haben. Disse
Clömenceau, Poincare, Tardieu usw. haben iür der-
artige Di-nge nur soweit Jntereffe, wie für sie s-elber dabei etwas
absällt, was be-kanntl-ich in reichem Matz-e üisher der Fall gewesen
ist. Es ist da-her ein aussichtlo-ses Bemühen, durch den Nachwets
des wirtschaftlichen Widersinns dieser politischen Matzregeln aus die
französischen Polit-iker irgenidwelchen Eindruck zu machen. Es sind
alles kle-ine Lsu-te, denen der Epicier immer noch n-achs-chlevpr, gierig
und filzi-g zuigleich, Das ist keine Rasse, di« im Zeitalter des Hoch-
kapi-talismus zur Führung in der Weltpolitik ber-ufen ist. Wie d-ie
Eötter bei Epikur in den Jntermunien, so mögen d-ie Franzosen in
den Zwischenräumen der Weltstaaten hausen, als Schmarotzer
und Blutsauger, d-ie gewitz zuweilen lästi-g fallen, d-eren welt-
politische Rolle aber ausgespielt i-st.
Das fühlt man in Paris auch nur zu deutlich und gerads deshalb
das komisch-lächerliche Eesprei-ze mit dem „Siez" und immer loieder
mit dem „Sieg", und das laute Ge-kräh, das Poincars mi-t der
Regelmäßigkeit des Mond-wechsels über die-sen „Sieg" anstimmt, soll
nm die unbequeme innere Stimme übertönen, die da sagt: „Dieses
Le-siegte, gesesse-lte Deutschland. das euch ein ewiges Gehe.innis
bleiben wir-d, hat sür euern „Sieg" nur ein ironisches Lächeln und
für euer Eebaren als „Sieger" nur das Eefühl gronzenlojer
Verachtung. Diese Rasse ist für euch zu gro tz."
Der Notenwechsel oder vielmehr die deutsche Note über die Re-
parationen hat nunmehr Frankreich von n-e-uem vor die Ent-
scheidung gestellt. Es hat zwar Lie erste dculsche Note hastig a-b-
gewiesen, aber di« Situation ist doch nicht mehr di« gle-che wie