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Badische Post: Heidelberger Zeitung (gegr. 1858) u. Handelsblatt — 1923 (Januar bis Juni)

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Nr. 119 - 148 (1. Mai 1923 - 31. Mai 1923)
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https://doi.org/10.11588/diglit.15611#0773

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Poft" xrschßint wöchentl. Nebenmal. Beilanen: DiSaskalia lSonnt.1 —
,6">tungsblattMontags) - Literaturblatt—Sochschulbeilage <monatlich>.
— ">ngte Beiträae ohne Verantwortung. Rückscndung nur, wenn Porto beiliegt.

Hekdelberger Zektung

(Gegründet 1858- ^

und

Äandelsblatt

Mnlag, den 7. Ma! 1S2Z

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Me stanMch-belgische Anlworl.

Keine Berücksichtigung dentscher Vorschläge vor Ausgabe des Widerstandes.
Näumung des Nuhrgebiets nur nach Maßgabe der Zahlungen.

Äuhrfilm des stanzösischen Gefandten.

wird uns geschrieben: Die nordische Lage Lettlands
hterher nur Diplamaten entsandt wsrden, die dem
hg', ^alten Klima gut standhalten können. Auch in dieser Hin-
^ela - "b glorreiche Frankreich allen anderen Ländern den Rang
^heiz sein Vertreter, der Graf de Martel, ist oon

°>»e^ Eesandten der — unverfrorenste. Das hat er reichlich
^^>llen ^nterview mit dem Redakteur des hiesigen sehr verbreitetsn
»rr^i:s?^^tattes „Jaunakas Sinas" Lewiesen, denn er hat dem
^^siihr" Journalistcn einen geradezu erstaunlichen Ruhr-Film

^h-o^^^^ungen über eine feindliche Spannunz zwischen den
"n des Nuhrgebietes und Len französtschen Besatzungs-
t^alt ; ^ lalsch — sagt der Eraf. Die sranzösische Okkupations-
^dtsrh^'^St ip geradezu r ü h r e nL> e r Weise für die arme
!">d k^sd'^ölke'rung (!), diese wird mit warmen Speisen versorgt
^ oifrig in den französischen Konsumgenossenschafien. wo sie
»tx: a.leich ^ don deutschen Läden alle Waren für einen Spott-
^ "halten kann,

sagt der Eraf.

"!»lde 'st ia allerdings anderes berichtet worden, beisvielsweise
iDZitten aemeldet, dast in der dort von den Franzolen


!?si, ^en Verkauffsstelle die Nreise für Schmalz und Speck höher
Acr ^ den deutschen Geschäften und daß die Inonspruchnahme
dn^°"lostelle scitens der Bevolkerung äusterit gering sei.
?>l uu-b sind natürlich alles deutsche LLoen. Tatsächlich wissen
^»ij ^'ner fast ebenso zuverlässigen Quelle. wie Eraf de
^llich oine jst, daß die Franzosen ganze Wagcnladungen von
u». Py,,, ustern, von zarten Hammelsrücken aus der Bretaqne,
^ /Urden aus Mans natiirlich mit den zugehörigen Trüsfeln
>>8ord, von Rouenescr Enten nach dem Ruhrgeblet geschafft
abgesehen von den wundervollen Käsen von Brie,
ib?Udc , und Eoulombers und ganz zu schweigen von den im
iergehenden grünen Spargelspitzen und den berühmten
... oon Argentruiel; all dtes wurde den Söhnen der roten
dinen nur nominalen Preis anaeboten, um ihnen das
^?°e eines reinen Eeschenkes zu ersparen. Aber — nun
wieder nicht unsere vorzügliche Quelle, sondern den
ix, Martel sprechen — der wirklichen Verständigung

Ik>, ^ei,°^r Vevölkerung und den Franzosen stand nur der von der
-s, »n organisierte Mrderstand h-ndernd im Wege, der

A ^ignissen krug, die dte Möalichkeit gewährten, von

Ereueltaten" zu svrechen. Auch darin hat Eraf de
^ ^"nimen recht. Eewist sind deutsche Eisenbahuer. Schupo-
»z'hsij uch, Schüler von französischen Offizieren mit Reitpeitschen
^ wgr- o von Mannschaften mit Kolbenstötzen bearbeitet worden,
lrhnten sie auch, aufgestachelt von der deutschen Regie-
H^lZj^ chnen aus gutem Herzen angebotenen, eben erwähnten
ab? Das musste die gutmütigen Franzosen verstimmen
i,» der mußten sie flch durch kräftige Bcwegung der Peitschen
>>>^inj w^hre machen. um wenigstens selbst die von den

° djtz vunnen verschmähten Leckerbissen essen zu können. Man
Eben nur natürlich und wahrheitsgemätz ausdeuten.

>»ij..^vhl^^l teilte weiter mit. datz Ansang Npril taolich 3000 Ton-
As, 'lke April 5000 und Ende Avril 10 000 ausgefiihrt
i>?s H.'a 14 Tage findet eine Verdoppelung statt, sodatz am
^r^ auZ^^iahrs nach Adam Riese tägl'ch etwa 640000 Tonnen
stl ^ Ruhrqebiete nach Frankreich werden geschafft

'>> x: ^han wir die Franzosen bänderingend bitten, mit

^r^ Kofts ^ aufzuhören. damit nicht la bello b'rLiioe oänzltch
?>>>i>,^ verwandelt werde. Endlich mcinte Eraf de

vk° * hoji°ü '^land -diirfe nicht aus Zubilligung mildernder Um-

Auch dies beweise, wie sehr dieser edle Vertreter

von den Erundsätzen wahrer Humanität durchdrungen
. k>er ^ .ünsteren mittelalterlichen Aufsassung der Deutschen
!?°.i san»,. ^lnbrccher auf die Anklagebauk. Falsch,

^össer Ueberfallene gchört darLuf, wofern er durch Vor-

dj^ der Flurtür und am Eeroschrank dem armen Ein-
^s^ilvenÄ^ crschwert hat. Das hat Deutschland in der Form
^'ldcrv^, ^»stands getan und deshalb darj es auch unmöqlich
tz,^ir . ° Umstände rechnsn.

nicht, ob das Eeschlecht der Erafen de Martel seinen
^er > lliis dem berühmten eisernen Franken-Karolinger Karl
daj, Anfang des 8. Jahrhunderts zurückführt. Sicher
»Nz x:, dissem Martel aus dem 20. Jahrhundert eins
'»"n jst: tzie Stirn.

'T

Z i.^,. die Schwierißkeiten in Lausanne.


tz. ^7? "bhj.^',^>- Der Sonntag, an dem das Komitee keine
btll^Ntb^r' ^urdr von den Delegationssührern benutzt, um
i^'cr, '^Una chungen eine Lösung für die in der
V-'Ndll citerr in > b politischen Komitees aufgetauchten ernsten
V°ri.^ Da- " - " .Frage der juristischen Kapitulationen
5?uglich beabsichtigte Kollektiv-Dsmarche der

Hr U dcn^l-nret Pllsch^rfolgie hH-si ^

die Alliierten und Delegierten nicht auf
^hllrrlla ^ "'V Rechtsgarantien iü* die Alliierten in dcr

ll'si.

Uc n 'vcrden. Die' Türken scheinen cbenfalls zu K o n-
ein°"'", wollen aber aus keinen Fall dcn Erundsatz der
> N-kar "7 aktiven Einmischung sremder Richter m d,e turk sth-
I"tcr ° iran ,?ul°ssen. Es verlautet. dast die türkische Reg'erung
^i'rli^UN'i Bcsürchtungen zu entkräften, eine eingehend

^ ^ militärische Situation an der syrlschen Erenzv

Paris, 6. Mgi-

Die Havasagentur veröffentlicht den Text der französisch-belgischen
Antworl aus die deutsch-e Note, die um 7 Uhr abends in der deutschen
Botschaft überreicht wurde. Sie ist an den Eeschäftsträger, Botschafts-
rat von Hösch, gerichtet und lautet'

Jch habe die Ehre, I-Hnen den Empfang Ihres Briefes vom
2. Mai zu Lestätigen und im Namen der franzSstschen Regierung
folgsnde Antwort zu erteilen:

Die belgische und die franzöflsche Regierung können eine grotze
Anzahl der von der deutschcn Regierung gemachten Erklärungen
nicht durchgchen lassen, ohne ihnen zu w i d e rs p r e ch'e n.
Einerseits ist cs nicht richtig, das; irgendeine d-er von Frankreich und
Belgien erqrissenen Maßnahmen in Verkennung des Frievens-
vertrags von Versailles erfolgt ist. Andererseits stehen die heute
von Deutschland farmulierten Vorschläge in mehreren Punkten im
Widerspruch mit dieiem Vertrag. Der Vertrag von Bersailles hat
die Bedingungen bestimmt, unt'er denen die Schulden Deutschlanvs
zuerst festciesetit und dann gezablt werden sollen. Die Festsetzuno ist
Ende April 1921 erfolgt. Die Zahlungsbedingungen sind am 5. Mai
1921 festgelegt worden. Deutsch-land hat formell an diesem Tage die
Fests-etzung und die Modalitöten angenommen. Inzwischen hat es
die Derpflichtungen, stie es übernommen hat, nicht gehalten. E:n
zeitweiliges Moraioriüm ist ihm bewilligt worden, es hat aber nicht
einmal seine herabqesetzten Verpflichtungen ersüllt. Nach diescr Fest-
stellung und in Ausfllhrung des Vertrages haben Frankreich und
Belqien Pfänder genommen. Entgegen der Behauptung der deutschcn
Regierung

ist diese Psändnahme ohne die geringste Eewalt seitens Belglens
und Frankreichs ersolgt,

(Welche Lüge! D. Red.), und wenn es nur von diesen beidcn Mäch-
ten abhängig gew-esen wäre, hätte sofort im Ruhrgebiet eine Zu-
sammenarbeit zwischen den deutschen Jndustriellen, Ingenieuren und
Arbeitern und den französtschen Industriellen, Ingenieuren und
Arbeitern stattgefunden. Die Befehle, die von Berlin gekommsn
sind, haben allein diese Zusammenarbeit verhindert.

Die deutsche Regierung behauptet, datz die Vevölkerung mit
etnem passiven Widerstand auf die Besetzung des Ruhrgebiets ge-
antwortet hat. Nichts ist weniger richtig. Es ist nicht die Ve-
völkerung, sondern die deutsche Regierun'g. die den Wider-
stand gewollt und organisiert hat. Die deutsche Regierung erkennt
dies übrigens selbst an, denn ste erklärt heute. .dah dieier Widerstand
erst nach einem Uebereinkommen über die jeh>g-en Vorschläge ein
Ende finden werde. Wenn der Widerstand von ihr nicht organistert
ist. wie wiirde also die dentscbe Regieruna fäbig sein. ihn abz'ikürzen
oder zu verläng-ern? Dieser Aiiderstand ist aber nicbt paffiv. sondern
aktiv, irotzdem d>er Friedensvertrag von Versailles formell be-
stimmt. dast Dentschland nicbt das Recht hat. eine Sanktion, wsnn
sie nach Feststellung einer Berfehlunq dnrcb die Repara^'"nskom-
misston erfolgt, als einen Akt der Feindseligkeit anzusehen. Die
deutfche Regierung hat nicht nur Streiks non Beamten orovoziert,
sondern einen allgemeinen systsmatifchen Konflikt, Angrisse, Sabo-
tage und Verg-ehen gegen das gemeine Recht.

Die belaische und die fränzsstsche Regierung können keine«

deutschen Vorschlag berückstchtigen, solange dieser Wideritand
fortgesetzt wird.

Sie wollen nicht, dah düs Leben ihrer Offiziere. ihrer Soldaten,
threr Jngenieur-e, ihrcr Zollbeamten und ihrer Eiscnbahnbeamten
Attentaten ausgesetzt sei, während man die zu regelnden Fragen
priift. Sie wollen ferner nicht, datz die normalen Funktionen der
militärifchen Kontrollkommifsionen gestört werden. und Lah die
Entwaffnung Deutschlands durch die einzige Tatsache kompromittiert
werde, datz das unbezahlte Frankreich ünd Belgien Pfänder ge-
nommen hätten, wozu sie ein Recht besitzen. Di-e sranzösische und
belgische Regierung müßten hinzufiigen,

datz die jetzigen Vorschläge Deutschlands in mehrerer Hinficht
vollkoiuinen unannehmbär seien.

In erster Linie stelltsn dte tatsächlichen Ziffern nur e?n Viertel dsr
Summs dar. die die Reparationskommission festgesetzt habe und die
von Deutschland als der Betrag seiner Schuld ,'gegenüber den
Alliierten anerkcmnt worden sei. Frankreich und Belgien hätten
wiederholt erklärt, und sie seien verpflichtet. dies hier nommals zu
sagen. datz sie die Herabsetzung ihrer oigenen Forde-
rungen nicht annehmen könnten, und daß, wenn sie Lereit
seien, einen Teil mit den alliierten Schulden zu kompensisren, sie in
die materielle Notwendigkeik versetzt seien, den Restbetrag zu emp-
fangsn, um die schreckltchen Verwiistungen zu beseit'gen. die der
deutscbe Einfall verursacht hat. Frankreich habe bis zum Äugenblick
100 Milliarden Franks für das Konto Deutschlands vorgeschossen,
Belgien 15 Milliarden bolgischc Franks. Ausier den Pensionslasten
mllßten sie noch die Hälfte ihrer Schäden reparieren. Das wirt-
schaftliche Interesse Franlreichs, das wirtschaftliche Intercsse der
gesamten Welt. die Eerechtigkeit selbst machten es erforderlich, datz
'die geschädigten Länder nicht mehr dazu verurteilt feisn, sich zu
ruinieren und die Wtederaufrichtung ihrcr Schuldner zu begünstig->n.
Sowohl Frankreich als auch Velgien, ein Opser der zynischsten Ver-
letzung der Verträge, würden die angebotenen Summen bis jetzt
nicht gestatten, ihre verwllsteten Gebfete wieder aufzurichten. Älso
wührend die von den deutschen Heeren wührend vier Iahren besetzten
Eebiete bis ins Unendliche verwüstet blieben, würde Deutschlanv
fortfahren, beliebig im Ruhrgebiet und anderwärts nsue Fabriken,
Hochöfen, Häusergruppen, Wege und Eisenbahnen zu bauen.

Diese Ungerechtigkeit sei Velgien und Frankreich entschlosten,
nicht zu dulden. (!) >

Das Angebot von 30 Milliarden, das die deutsche Regierung gemahi
habe, enthalte übrigens, nach einein von der tzeutjchen. Kegierung

> !> I! gebrauchten Ausvruck, eine gewisse Elastizität, dessen Will-
kür und Eefahr man nicht nötig habe, aufzuzeigen. Die Zahlen, die
man angegeven habe, würden nach der deutschen Negierung cin
Maxi m n m bilden und es werde Deutschland leicht sein, sie wieder
zur Diskusston zu stellen. bevor sie Wirklichkeit aeworden seien.
Eewitz behaupte die deutsche Regierung, datz es im Augsnblick nicht
möalich sei, dis festen und endgllttigenZiffern der
Zahlungsfühiakeit Deutschlands zu bestimmen. Als die alliierten
Regierungen den Lr-ndcner Zahlungsplan aufgsstellt hätten, hätten
sie Rückstcht genommen auf das, was diefe Bemerkung Gerechtes in
sich schlietze, ünd sie hätten die Zahlung von annähernd zwei Drittel
der deutschen Schuld auf eine unbestimmte Zeit verschoben, die durch
den Wohlstand De-utschlands allein hätte fcstaesstzt werden sollen.
Seitdem habe die deutsche Hegierung nicht aufgehört, gegen diese
Unbestimmtheit eines Teiles der Schuld zu protejtieren. Sie habe
wiederholt gesagt, wenn sie behiüdert sei. ihre Berpflichtungen zu
erfiillen, geschehe das, weil sie deren endgültige Ziffern nicht kenne.
Heute setze sie sie um mehr als drei Fünztel Les festen Teiles ihrer
Schuld herab, sie reduziere den unbestimmten Teil um mehr als
sieben Ächtel, aber ste bcbalte die Unbestimmtheit üei.

Könnten die Alliierten irgendeinen Erund haben anzunehmen,
datz Deutschland nicht bald wieder auf seine ursprüngliche Be-
griindung zurückkommen und erklären werde, datz nur der feststehende
Teil von Deutschland bezahlt werden könne unter dem Vorwand,
batz es den Eesamtbetrag seiner Perpflichtungen nicht kenne?

Tatsächlich handele es sich bei den deutschen Vorschlägen nur
um eine nominelle und scheinbare S-umme von 30 Milliarden Gold-
mark. Der tatsächliche Betrag rechne erst vom 1. 7. 1927 und für eine
Summe von nur 20 Milliarden. Deutfchland verlange also ein voll-
kommenes Moratorium von 4>- Jahren, gerechnet vom 1-1. 1923,
dem Tage, an dem der Londoner Zahlungsplan von der Neparations»
kommiffion wieder in Kraft gesetzt worden sei. Die Summe von
20 Milliarden sei llbrigens beträchtlich herabzusetzen, weil bis zum
1. 7. 1927 die Zinsen von dem Ertrag der Anleihe genommen wer-
den mützten. Wenn man einen Diskont von 6 Prozent rechne, wiirde
der augenblickllche Wert der 20 Milliarden also auf 15 Milliarden
820 Millionen herabsinken. Diese ungenauen Vorschläge seisn
übrigens von Vorbehalten begleitet, die gestatten wiirden, in einigen
Monaten alles wieder in Frage zu stellen. Die deutsche Regierung
garantiere nicht einmal, datz -die 20 Milliarden oder die geringere
Summe, die sie ins Auge faffe, tatsächlich an den genannten Datum
bszahlt würden. Sie sehe ganz im Eegenteil voraus, datz, wenn die
20 Milliarden nicht durch Anleihen gedeckt werden, der nichtbezahlts
Teil nur den zum Spott herausfordernden Zinssatz (cldiebsoiis) von
5 Prozent einbringen soll und eine zu amortisierende Annuiiät
bilden werde. Noch weniger Earantien biete sie für die beiden Er-
gänzungs-beträge von je fünf Milliarden, die im Erundsatze am
i. Iuli 1925 bezw. am 1. Juli 1931 bezahlt werden sollen. Die
deutsche Regierung erklärt. eine internationale Kom-
mission sölle darüüer entscheiden, oü diese beiden Abschnitte aus-
gegeben werden sollen und desgleichen, ob die Zinsen am 1. Iuli
1923 bezahlt werden sollen oder nicht.

Derartige Unstcherheiten machten jede ernste Schätzung
des Wertes des Angebotes nnmöglich.

Ueberdies hätten die französische und die belgische Regierung auf der
Pariser Konferenz im gegenseitigen Einvernehmen den Eedanken
ausgeschaltet, datz etwa die Reparationskommission ihrer Komvetenz
entkleidet und durch internationale Kommiffionen, internationale
Ausschiiffe von Eeschäftsleuten, Schiedsgerichte usw. ersetzt wiirde.-
Jm Vertrag von Versailles habe Deutschland sich feierlich'verpflich-
tet, die Reparationskommission als Richter über den teilwslssn Er-
latz der Schuld und den Aufschub von Zahlungen^anzuerkennen, und
es sei bestimmt worden, datz kein Erlatz anders als durch ein-
stimmiges Einvernehmen der Eläubigermüchte gcwährt werden
könne. Frankreich und Velgien könnten sich nicht bereit erklären,
die durch den Vertrag von Versailles ihnen gebotenen Earantic»
preiszugeben.

Die deutsche R-egierung erklärt stch bereit,

die Sicherheiten für die Varkeistungen und SachliefermigM

zu bi-eten, di-e sie heute anbietet, und die nichts we'iter als eine
enorme Dermi-nderung ihrer frllheren Versprechungen darstellen.
Was aber diese- Sicherh-eiten anlange so beschränke sie sich darauf,
die unbestimmtest-en und unklarsten Jdeen zu äutzern, obwohl die
Reparationskommission im Einvernehmen mit den alliierten Regie-
rungen Lereits seit langem alle Matznahmen studiert habe, mit
Hilfe deren Deutschland seine Währung stabilisieren, seine Finanzen
wieder herstellen und zur Aufnahme auswärtiger Auleihen schxeiten
könnte. Obwohl die alliierten Regierungen Deutschland manchesmal
zu den aufrichtigsten Bemiihungen anzuleiten versucht hätten, die
erforderlich seien, um di-ese Resultate zu erzielen, sage die deutsche
Regieriing auch heute noch nicht, in welcher Weise sie ihre Währung
zu stabilisieren gedenke, welche gesetzgeberische Matznahmen sie sr-
greifen werdc, und welche Einnahmequellen ste zur Earantieruug der
verschiedenen Anleiheabschnitte zu verwenden beabsichtigt. Eenau so
unbestimmt. und genau so illusorisch seien die Angaben der deutscheK
Regierung über

die Sicherheitsgarantien, !!

die ste, wie sie erkläre, Frankreich zu bieten bereit ser. Sie sprechs
nicht von Belgien und dieses Versehen erscheine zum aller-
mindesten merkwürdig, wenn man sich erinnere, wie Deutschland sich
im Jahre 1914. als es Earant der belgischen Neutralität war, diescr
Nation gegenüber benommen habe, deren Unabhängigkeit zu schützen
es versprochen hatte. Jndeffen seien die belgische und die französische
Regierung stets für das „internationale friedliche Verfahren" und
die „friedenssichernde Vereinbarung, die auf Eegenseitigkeit beruht"
gewesen, und die deutsche Reaierung mitzachto trotzdem schon heute
die Hauptbedingungcn, die der Versailler Vertrag enrhalte. Jn
diesem Zusammenhang ebenso wie in der Reparattonsfrage könntsst
 
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