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Badische Post: Heidelberger Zeitung (gegr. 1858) u. Handelsblatt — 1923 (Januar bis Juni)

DOI Kapitel:
Nr. 31 - 58 (1. Februar 1923 - 28. Februar 1923)
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https://doi.org/10.11588/diglit.15611#0184

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junger Leuie, die auf däs — in Wahrheit gänzlich unzutreffende —
Eerücht hin, die Reichswehr in Münster nehme Anwerbungcn vor,
das Ruhrgebiet verlassen hatten, darauf bestanden, in die Reichs-
wehr einzutreten und sich durchaus nicht davon überzeugen lassen
wollten. datz sie einer Täuschung zum Opfer gefallen seien: Dem
einfachen Empfinden dieser frischen JugeNd, die unter dem Eindruck
des unerhörten Friedensbruches stand, die dem Fcinde ins Auge
gesehen hatte, war es gar nicht zugänglich, datz man sich nicht zur
Wehr setzen solle!

Wirklich, es ist das ein Zustand, der weder dem Empfinden noch
dem Verstande zugänglich ist, und in der Gcschichtsschreibung künf-
tiger Zeiten wird die Darstellung dieses Teiles der Eeschichte der
deutschen Republik ein selisames Kapitel darstellen, etwas, was in
den Rahmen menschlichen Eeschehens wie insbesondere dputschen
Eeschehens schlechthin nicht hineinpatzt, denn es ist e-nfach wider
die Natur, datz ein ruchlos Ueberfallener sich nicht oerteidigt, es ist
vor allem wider die Natur-der Jugend, das himmelschreiende
llnrccht mitanzusehen und sich nicht zu rühren.

Wie für diese Stunde geschrieben sind die Worte, die Eoethe
in Hermann und Dorothea den jungsn Hermann sprechen
lätzt:

„Wahrlich, wäre die Kraft der deutschen Jugend beisammen
an der Erenze, verbündet, nicht nachzugeben den Fremden,

O sie sollten uns nicht den herrlichen Boden betreten
llnd vor unseren Augen die Früchte des Landes verzehren,
Nicht den Männern gebieten und rauben Weiber und Mädchen!"
llnsere Iugend ist es vor allem, die diese Worte Eoethes liest.
Mit welcher Empfindung mag sie hcute diese Verse in sich auf-
nehmen, wenn sie etwa eben in der Zeitung die Erklärung des
Ministers gelessn, die Regierung der Republik lehne auf alle Fälle
jede Anwendung von Eewalt im Zusammenhang mit der Ruhr-
besetzung ab! Oder wie mögen gar die Worte Hermanns am Schlusse
des Eedichtes wirken:

„Dies ist unser! so latz uns sagen und so es behaupten!

Denn es werden noch stets ,die entschlossencn VLlkcr gepriesen,
Die für Eott und Eesetz, für Eltern, Weiber und Kinder
Stritten und gegen den Feind zusammenstehend erlagen."

Und endlich die Endverse, von Hermann an die neuerrungene
Braut gerichtet:

„Weitz ich durch dich nur versorgt das Haus und die liebenden

Eltern,

O, so stellt sich die Brust dem Feinde sicher entgegen.

Und gedächte isder wie ich, so stünde die Macht aus
Eegen die Macht, und wir erfreuten uns alle des Friedens!"
Macht gegen die Macht, dis Macht des Rechtes gegen die Macht
des llnrechtes, um den Frieden zu wahren, — in diesem Gedanken
klingt das Eedicht eines Dichters aus, der Zeit seines Lebens- dem
eigentlich nationalen Eedanken fremd war, der vor allem der
Dichter des reinen Menschentums war, bei aller Wärme seines
deutschen Empfindens, und der politisch den weltbürgerlichen Jdeen
nahefland. Aber trotzdem: datz deutsche Jugend an die Grenze ge-
höre, wenn der Feind einbricht, das stellt auch er als etwas schlecht-
hin Selbstverständliches dar, als ein notwendiges Attribut gesund
empfindender Mannüeit, — und dieses schlechthin Selbstverständliche,
von dem grotzen Dichter Eepriesene zu tun, ist heute unserer deut-
schen Zugend verwehrt und die Regierung mutz es ihr verwehren,
weil Kämpfen ohne Maffen unmöglich ist und weil wir keine
Waffen haben, weil wir unter der Herrschaft des Massenwahns, das
Zeitalter des ewigen Friedens sei angebrochen, die herrlichen Wafsen,
die wir besatzen, ablieferten und zwar gerade an d en Feind, der nur
darauf wartete, datz die Ablieserung beendet sei, um dann über
uns herzufallen!

So ist diessr ganz uncrhörte Zustand möglich geworden, datz der
raublustige Nachbar ganz richtigen Krieg gegen uns führen kaNn,
ohne datz wir ihn erwidern können, datz er uns nehmen kann, was
ihm beliebt. Wahrlich. ein noch nie dagewesener Zustand, aber auch
ein Zustand, der unmöglich Dauer haben kann!

Die Zukunft ist dunkel, dunkler denn je, aber das eine ist klar.
so wie die Welt jetzt ist unter dem System dieser Friedensverträge,
so kann sie nicht bleiben. Wie fich die Dinge ändern sollen, ist
noch nicht erkennbar, aber ein Ahnen sagt uns, datz sie sich ändern
werden: es wird einmal „die Macht aufstehen wider die Macht
und wir werden uns dann endlich „eines wahren Friedens er-
sreuen". ^s.

Die Ächrbeseßung in Llebersee.

Eine kubanische Firma richtet folgendes Schreiben an lhre
rankfurter Seschäftssreunde: „Durch dre Weltpresse er-ahren wir
ie Besetzung Ler besten Minen- und Jndustr-e-Eeb'.ete Jhres Landes
urch die französischen Kriegshaufen. Da wir mcht
veifeln, datz dicse Aktion die Produzenten und ^ndustr-ellen ^hres
anLes schwer schädiqt, möchten wir gern wissen, ob wir fort-
ihren sollen, hier di- Erzeugnisse Ihres Landes weiterhm anzu-
ieten Wir Ledauern dieses Vorkommnis äuiriastig und als freie
lkänner, die wir sind, protestieren wir gegen ein dcrartiges Vor-
ehen, welches ein Attentat gegen die Freiheit der

Die heilige Scholle.

Ein deutscher Bauernroman aus dem letzten Iahrhundert.

Von Paul Burg. ^ ^ ^ .

^risetzuna. Ra-bdruck verboten

Die Stimme klang hell und hoch von der Tur hsr. Als risfe
:s jünaste Eericht. Maria fchrak zufammen. sah ihren Enkcl An-
eas näher ins Zimmer treten. mit tappenden vorstotzendem
hritt, den Arm vorgestreckt. Sein Auge loderte.

,Wer bist du?" sragte er die weinende Frau am Boden, die
n anstarrte, als sähe ste ein Wunder.

„Moria heitz' ich." sagte sie gehorsam. „Mein armer betrogener

!ann hat sich umgebracht wegen —"

„Wer ist der Mörder?" heischte die Mannesstrmme mit stah-

rnem Klang. .

„Der Blumen-Meyer!" Die kleine zarte Frau Lrach m ein

idloses Weinen aus. ...

Steh auf! Jch räche deinen Mann. Du sollst mir nicht wemen.
eine Träne in solch einer Welt! Ist der Arbeiter ein Sklave
es der Acker? Leben nicht all« der gleichen Freiheit, ,rrau?
-tschlagen alle Betrüger und Aussauger! Weine nicht -mehr —
> räche dich!" Er streckte ihr beide Hände hin und richtete sie
if, zog sie an sich und sührte die Taumelnde zu einsm Sitzs.
!aria sah es mit immer grötzerem Staunen und tat die leise
cage an den Enkel:

„Andreas, du willst-?"

„Ich will ein Beispi'el geben an diesem Schuft, Erotzmuiter.
i. Wis haben wir im fremden Land« gesessen und uns gesreut
is die Heimkehr, auf di« erste Stunde, den ersten Tag in d.r
cimat! Wie haben wir Iungen uns das ausqemalt, was es sür
ceude gäbe und Wohlgefallen sei in Deutschland unter dem Kaiser.
s ist nian in die Melt gerelst, Ubers Meer gesahren — hat anders-
rbige Menschen als Cklaven schmachtend gefunden, hat Mijsionare
ch andere Wobltäter aller Religionen kennen gelernt, welche der
'enschheit das Heil bringen wollcn. In Deutschland hebt eine neue
id grotze Zeit an, haben sie einem gesagt. und man ist seliqen
ifsens öoll beimgekehrt in die Heimat der Verheitzungen. Das ist
so die erste Stunde. Ein armes Meib — ein totqeschoffener Mann
und olles um einen Betriiger, welcher Eottes Antlitz versälscht.
- heitzt doch: alle Mcnschen sollen frei und glücklich schaüen in
r«m Vaterland«, die Bürger und die Bauern! Hier seht' Ein
ater mit sieben Kindern sucht den Tod um einen Betrllger. Tas
dic Heimat! Oder die Hölle? —

Nein! Du halt mir einen teuren Namen genannt, Maria.
ch kannte dich nicht und sah dich nie — aber den Namen Maria

Völker bedeutet."— Nach einem in Hamburg eingegangenen Kabel-
telegramm aus Tokio rersuchten dio Delegationen von über dieitzig
sapanischenGewerksch a f t e n vor der französischen Volschaft
in Tokio gegen die Besetzung des Ruhrgebiets zu demonstrieren. Die
Ansammlungen wurden von der Polizei zerstreut. — Beid« Meldun-
gen sind ein erfreuliches Anzeichen dafür, datz auch weit drautzen
in UeLerses dank der französischen Hatzpolitik di« Wahrheit aus
dcm Marsche ist.

SenWe Erfolge.

Das Znrückweichen der Franzosen.

Eiscne Drabtmeldung.

Effen, 1. Februar.

Die umfangreichen militärischen Matznahmen zur Koylen-
b l o ck a d e Deutschlands wurden so getroffen, datz die Blockads in der
Racht vom Mittwoch auf Donnerslag bcginncn könnte. Die E isen-
bahnen stnd nun, soweit dies bisher noch nicht gefchehen war,
militärisch besetzt worden. Es wurdcn 12 KontroMellen
eingerichtet. Lediglich die Westseite des Eebiets. die an den Rhein
grenzt, hat keine Kontrolle erhalten. Von diesen 12 Stellen sind
aber zurzeit nur zwei in Betrieb, und zwar die in Hörde und
Brakel, weil die anderen Eisenbahnlinien sämtlich still liegen. Die
Züge müffen auf biefen Komrollstationen 15 Minuten haltcn und
werden auf Herkunft, Menge, Sorre und Bestimmung der Kohle
nntersucht. Jnfölge der Stockung des Eisenbahnbetrieües haben die
Zechen in Obsrhausen, Duisbuka und Mülhsim damit begonnsn, die
Kohlen durch Autos zu befördern. De franz'Mche Be-
satzung dehnt nun die Kontrolle auch auf, die Landftratzeii aus.
Der übrige Eüterverkehr wurde bisher noch nicht behindert. Es
sind Matznahmen getrofsen, datz die aus dem unbesetzten Gsbiet kom-
menden Leerzüge, die ebenfalls angehalten werden, iiicht nach Frank-
reich geleitet werden können. Ebenso ist Vorsorge für die Lebens-
mittelversorgung im Falle von Bahnstörungen getroffen. Auch die
neuen Eewaltmatznahmen werden keinen produktiven Cha-
rakter annehmen.

Die Stiinmung unter dcn Eisenbahnern und Vergarbeitern, aus
die es in diefen Tagen ganz befonders ankommt, ist sest und

einheitlich.

Seit dem Beginn der Besetzung stnd insgesamt nur etwa 28 600 To.
Kohle nach Frankreich und Bclgien gelangt. Nach Meldungen aus
Du sburg haben die Franzosen auch Brückengelder beschlag-
n a h m t.

Neue Ausweisungen werden von allerorts gemeldet. Der Bii^cr-
meister von Cleve, Dr. Wulf, wurde verhaftet. Weitere Ver-
haftungen stehen bevor. Der Bahnhof von Cleve wurde von den
Belgiern besetzt. Die deutschen Eisenbahner wurden vom Bahnhof
ü e r t r i e b e n.

Aus Bochum wird die Verhaftung des Autofabrikanten
Lumeg und zweier Bc-amten seines Werkes gemeldet, die stch, wie
schon berichtet, weigerten, Reparaturen für die Franzosen aus-
zuführen.

Das Ein- und Ausfuhramt in Ems hat aufgehort,
eine dcuische Dienststelle zu sein. Der bisherige Leiter der Stelle
und soin Stellvertreter haben Ems verlassen müssen. Das ge-
samte devische Personal hat damit sein Dienstverhältnis als gelöst
zu betrachten. Es ist zu erwarten, datz von französischer Seite der
Versuch gemacht wird, dos Amt unter sranzösischer Leitung
wieder auszubaucn und Las alte. sowie neues Personal durch alle
möqlichcn Versprechungen zu gewinne.r. Es wird darauf aunnerk-
sam gemacht, datz jede Mitarbeit Lei der neuen Stelle ein
Handinhandarbeiten mit den franzüsischen Bestrebungen b-deuten
würde und vom vaterländischen Standpunkte aus strengstens zu
verurteilen wäre. Von Seiten des Reichsrommissars für Ein-
und Aussuhr ist bet ser Kontrollstelle Limburg, der Hauptsahu-
dunqsstelle der Zollverwaltung, eine Zahlstelle eingerichtet
worden, welche für ore Weilerbezahlung der ehemaligen Angehöri-
gen des Ausfuhramtes Sorqe tragen ivird. Die Zollbehörden ünd
angewiescn, kei'ne Bewilligungen von Ems aus, auch im alten Le-
setzten Esbiet, mehr anzuerkennen. Die Ausfuhr aus dem besetzten
tÄbiet ist somit nur mit Bewilligung ein-r Außenhandelsstelle
eines unbesetzten Gebietes zuständig. Bei früher erteilten Be-
williaungen des Emser Amtes wird wohlwollende Berücksichtigung
zugefagt. —

Pie unerhörten Eingriffe des französischen Kommandanten in
Vochum und dis deutsche Rechtsprechung hat Sem Negierungsvräsr-
denten Dr. Erützner zu folgendem energischen Protest gegen dsn
französifchcn General Denvignes Vsranlaffung gegeben:

Der Kommandsur der französtschen 11. Insanteriedivision in
Bochum gab am 22. Ianuar einen Befehl heraus, wodurch vom
20. Januar ab die V-rfolgung von politischen und Presse-
vergehcn seiner Zustimmung bedarf. Dies-r Befehl offen-
kart einen Widerspruch zu der Erklärung der Besatzungsmächte, datz
die militärische Besetzung des Ruhrgebiets ledrglich den Zweck habe,
dis Ingenieurkommiss'.on zu schlltzsn. aber keine militärifchen
oder politischen Zwecke oersolge. Der obige Be'ehl verfolgt
jedoch ofsenbar politische Jnterefsen und steht zu der
eindeutigcn Erklärung der Mächte im Widerspruch. Er bedeutet-
einen Einoriff in die deutsche Eebi-etshoheit und ist ein völkerrechts-
widriges Vorgehen, das weder mit dem Sch-utz der Kontrollkommis-
sion, noch mit den Bedürfniffen der Befatzungstruvpen im mindesten
b-egründet werden kann Jch lege deshalb schärfste Rechts-

Zustand-ko'Al

verwahrung gegen Liescn B-sehl cin. Sein
kann ich mir nur fo erklären, dah der betreffende.KoM>"
in UnkenntnisderRechtslage seine Befugnisse p'T,
Ich bittc daher, ihn neranlaffen zu wollen, datz der Bese".
gehend aufgehoben wird. Ich bemerke schon jetzi.
deutsche Behörde imstande sein wird, ihm zu entsprechen. -M '
sicht auf die grotze Err-gung, die der Befehl in der Bevölkern
vorgerusen hat, darf ich um Ihre Akitteilung Litten.

sil


Jn Effen hat der energische Widerstand der gesamte«
oölkerung gegen den von den Fcinden oerhängten
schärften Bclagerungszustand die Franzofen zu eineM ^
zug aus der ganzen Linie

f^ührbarkeit info'lge der eigcuaUigen Verhallnisse im
gebiet ergeben habe. Dementfprechend sahren die Stral>ev k«

äb heute"wieder nach dem alten Fährplan. Weqen BefolO"^r.'-c
Erutzverbots des preutz schsn Ministers des Innern

mehrere Beamte der Essener Polizei festgenommen wordeä- sjci
Feststellung ihrer Perfoualien wurden ste wieder ent> .

treiiiieaung iyrer Per,oiiaiien wuroen pe wreoer
In Bochum begnüg-n sich die Feinde njcht mit der Verhasl 'p,
Ausweisung von beamteten Personen und politisch führe»? .AÜl
sönlichkeiten, sondern gehen dazu übsr, mit Eewalt aus m j„ .>,.,
Waren zu raubsn, ohne an Bezahlung zu denken, da
aeiamten Stadt keine Luü ipiate Uem lka'nka


gesamten Stadt kerne Lust zeigte, dem Felnde Waren zu
Die Eeschäftsleute wurden autzer-.em mit Verhafiung
weisung bedroht. Marodieren nannie man bisher
sthamloscs Vorgehcn gegen die friedlichs Bevölkerung eincs
Seit mehreren Jahrhunderten pflegten in allen ev.ro
Armeen, die auf ihren guten Ruf etwas hielten, Marode. rc
Tode bestraft zu werden. .rB!

Die mitzglllckten Verfuche der Feinde, den Eisenbahst.,,^


selbst in die Hand zu nchmen. haben an vielen Stellen die^^reA
zum Nachgeben gezwungen. So kann nach Verhandlungen del A,,,

uno

linien der Verkehr am 2. Februar morgens 0 llhr wieder
men werden.. Auf den vom Militär besetztcn Bahnhöfen.st., ^
tarisierton Strecken werden die bewaffneten Post>j
Wiederaufnahme des Dienstes z ur ü ck g e z o g e n. Das
weisung auf den Dienststellen befindliche franwsische u"V„,,r>^
Eisenbahnpcrsonal, das nach dem Nheinlandabkommen gev"^> js°


den mutz, bleibt auf Sen Dienstitellcn zurück. jedoch ohne

Im Eisenbahndirektionsbezirk Ludwigshafen mntzts ^

ein neuer feindlicher Tingrisf in den Bahnbetrieb abg-^^.jA^

werden. Am Mittwoch abend wurden einige Züge aus VeM
bahndirekkionsbezirk Mainzdurch f r a n z ö s i s ch e s P ^
ohne Mitwirkung dentschen Personals nach Ludwigsha-eN.d^A
Wegen dieses Eingrisfs wurde von der Neichsbahndirer-lo"
hasen mit der französischen Unterkommission verhandelt Dae


der Luidwigshafcner Vetriebswerkstätten hatte die Arbcit


gehend eingestellt, so datz Donnersiag vormitleg t'N-H.-A,

-- - - - q" ch,..'

ausfallen mützten. Die Arüsit wurde am Mittag wi-ver

n. Welch vcrbrecherischen Leichtsinn die Franzossn bei ve-.- 'l!
>me des Dahnbetriebs sich zuschnlden kommen laffen.

men.

nahme_WR..DM__ .....

in der Nacht zum Donners-tag ein Mit französischem Pee
fahrener Persoiienzng bei Eaualgesheim sRH-.'i:i> - '
von mik'elannber. Hand beschädigte Stelle fv-rm- l'ch
dem d-utschcn Weichcnsystem völlig unbeiann,-n -
amteu) geriet, was üie schwersten Folgen trug.

Sas Zugendgerichtsgese-.

DeuWer Reichslag.

Eigene Drahtmeldung-

Berli«. 1..,

Am Regiermigstisch: Reichsiustizminister H


«UI vrciwsiumzmmmer H e I n z e. „z cstk',!.

Präsident LöSe eröfsnct Lie Sitzung um S.S0 USr/- f
wghrenk die AbgeorL-neten sich von Len Plötzen erS-Sen, vee,
b^a r« » G r u be n u » g I ü ck s be i B e u ttz e n i. O„ wo

AbgeorLneten sich von den Plötzen erbeben,
^..^benunglücks bet Beuttzen i. O„ wo --
Bergleut« Len Tod geiunben h-iben und 46 wcitere noch



geiuiivcii iMvcn unv 4» wciiere NVW

und svricht den Hinterbliebenen Lie innig« Tetlnatzm« Les Kcie,D,:S>> „
— S-vmpittzickundgebungen anlüblich Ler Nuhrtzesctzun? sind e' ,-.
von Lcn Stödtcn K U f st e i n und Guttenbrunn in - e>chek>> ->>!
Das öeutsch-volnische Abkommcn über de" j ^

schen K'nappschastsoerein wird otznc Aussvrache an-genominen^

B « rg w e r k s a b I o rn m e n, das von Lem Abg. Okonsk
Jntercsse der ob-crschlcsischen Bevölkcrung cmpfotzlen wird. j K»

errtwnrf über die Rücklage bei ben Bernfsgenosse
wirb angenommen. — Auf der Tagesorbnuirg steht dan»

die dritte Lesung deo Zugendgerichtsgesetzes.


Nach § 40 der RegterungKvorlag« könncn die Landes;^

die Jugendgerichtstzös: Vereinigungen übertragen, die > ,

' ngendfürsorge besitzöftigen. Nach den Beschlüsfen der zwc>" jt

baben die Jugenbömter die Jugendccrichtsbüfe im Benetzmest

trägt auch diese alte Frau und ist uns heilig. NSchen will ich dich
auf der Stelle." Er wandte sich mit jähen Schritten zur TLr.

„Andreas!" bat die stockende Stimme der Alten. „Diese Frau
ist eines Vetters. eines Veltcns, armes Weib. Ihr Mann nnd deffen
Brüder waren meines Bruders Söhne. ein Schloffer und ein Mau-
rer, ehrliche, fleisiiqe Männer."

„Der Schwager Maurer — der kommt ins Zuchthaus, sagen sie,"
die junge Maria slllsterte es scheu und blickte ängstlich um sich.

„Zuchihaus — das ist das- Wort. welches ich suchte! Noch beffer
— es kommt immer noch besser!" schrie Andreas und rgnnte aus
der Tür.

Aus -der Schwelle siand der alte Andreas, gab dem Andrängen-
den verdutzt Raum, indem er beiseite trat.

Maria winkte ihrem Manne mit dcn Augen.

„Wie ist denn das alles nur gekommen?" fragte der Alte ton-
los die Frauen.

Die Iüngere hob das tränenuberströmte Gesicht zu ihm auf, der
sie wie ein gütiqer Vater dünkte.

„Wie es lam! Das baut und baut — nach dem Kriege toller
als je. Alle Mcnschen haben Eeld, Geld. Mein armer Mann hatte
nur Schulden. Ach, wir Veltens haben ja kein Giiick in der Stadt!
Wo er anfing, betrogen sie ihn. Schwindler bauten, kauften. Das-
Eeld schos; Meyer vor, immer Bieyer. Er liesi sich eintragen mit
Riesenfummen. An erster Stelle. Die Pleite kam oft schon, ehe
das Haus halb unter Dach war. Die Handwerler machen das Hans
fertig, daf; es übcrhaupt eins wird und Weri fllr den Zwangsver-
kaus hat Nun kommt der Halsabjchneider mit feiner großen Erst-
hypothek. Das Haus gehört ihm, ihm — ihm!

So ist es gekommen und ging es immer Am zehnten Bau zer-
brach mein armer Mann. Und wir beide haben so lange zusam-
men gehungert, dasi die Eesellen wenigstens ihren Lohn hätten!

Wenn er doch auch aufs Betrügcn ausgegangen wäre! — Nun
hab' ich >hn tot, ein Loch in der Schläfe, das ist die Quittung übers
Arbeiten und Hungern. Und die tausend Taler Versicherung stnd
jetzt auch verfallcn — weg." Sie warf sich weinend in den Stuhl
zurück. Maria umfing sic.

Der Alte stand da. blickte auf die beiden Frauen und dachte
nur immer das eine:

„Vater, Vater Weberling in deinem Grabe — wenn du das
mit ansühest!"

Die Elocken läuteten. riefen dis Kinder zum Nachmittagsgottes-
dienst, auch ihnen die Ausgießung des heiligen Eeistes zu verkün-den.

Plötzlich fuhr der alte Bauer auf. „Wo ist Andreas geblieben?"

Da neigten die beiden Marien stumm ihr Haupt.

ili-n Stäslen -7ch--unen s---i'-.' - w-in d«n En"el

Vereinignngen auszuüben. Ueber Las oniammenwirlen ^

ömter mit diescn VersiniNingen können Lic Landesregierun« „k
Vorsibristen erlasien.

Ein Nntrag S ch n l z - Bromberq tDnatl.) sordert dic
siellung der Negierungsvorla«e. Die Abstimmung ist namciu'L.
Lcn Antrag stimmen die Deutschnationale B'olksvurtei, die Dcu"^.^
partei, üas Zentrum. die Baycrische Volisvartei und Ler


alles. Er hatte gesattelt, war aufgesessen und spornstreich^
Tore gerittcn.

Das war im V-ltenhofe ein langes Warten auf

v-" «ssS-

all-.i"

stümen Enkel- Die WoLerlings hatten bis zur Stunde
zeiten des Festiages vergeffen über den Kummer derer, Eg S''->

Schwclle hcute überschritten. Nun fetzte man sich zwar um '-'Lii^,!
Tisch in der KUche, Bauer, Baronin und SchlosserswitwSi^«^
Kin-der und Enkel — aber es waren mehr Seuf.zer zuj- Fjsi

Tränen zu sehen, als daß ciner den Speisen die vervMRq)
angetan hätte. Allein die Kinder hieben wacker und „ gi>"

während ihre Augen staunend und t-ilnehmend dis Freinv-"

7

ten. Soviel Sckiönheit und sooiel Trän-n! . §,i

Als Vater Weberling grad mit einem kurzen, inbrunst'^ .
diese stille Pfingsttafel aufhob, klappte Huffchlag auf " .,p

pflaster. ^gkt

„Das i'st Andreas. Eott sei gedänkt In dem Iunge"
Verworrenes: man muß auf ihn achigeben."

Er stürmte zur Tiir und riß sie auf. Enkel Andreas >"» A"'
ten Fäusten. Schaum stand ihm vor dem Munde und !->"
starrten wie irr. xi

„Das Weib ist schuld — das Weib!" schrie er.

„Dist du wahnsinnig ?" Der Alte stieß ihn vor die ^ »

der Enkel zurücktaumelic auf der Schwelle Die zitterndc -f
der Bauer in seinen Arm und truq ste auf einen Sitz !li>„,!>

„Ich bin nicht wghnsinnig — ich nicht!" schrie der

auf d-er Schwelle. „Jhr seit es — Ihr alle! Die ihr Vo

men habt, das ist dic Schuldige — Blumen-Meyers Erbin, ^^1^!

Baronin!
,ein Hau


.-n gncn

nmsonft. Aöex ein Piero im Sla'ne

> eerciei

Ia, ich wollte den Eaunsr zu Boden schlagen,

W-q — ausgeriffen — erledigt! Aber sie
gesagt, ich sollte mich doch an seine Frau Nicht- halten -71-«-
eine hochnoble Dame. Und da hab' ich herausgekriegt. TsT'Sst -
da ist — die! Und in unsercm Hause steckt sie — Großvat-
ling, in deinem Hanse! ,

„Auf die Straße niit ihr: ste hat dic kleine Maria " ^

gemacht!" hgi

Helens lag weinend im Seffel- Der alte Weberling " .

Schreier unsacht beim Arm und schllttelte ihn. ^j;

Dnl Wenn qleich heut hier ein Narrenhaus ist, mit "


ich noch fertiq. Diese Frau steht unter meinem Schutz, .vs hc

Und du gehst binübcr ins Web«rl!nqhaus. Vor Mart>">
du niir diesen Hos, nicht diesc Schwelle wieder."
„Eroßvater — ich --?"

„Hinaus und gehorche! Mit junqen Menschen str-ite
Lelns Arbeit und Besunnenheit, dn!"

Er ichob ihn mit ebernem Eriff aus der Tür nnd vel

Iüngling.

IForisetz "1

ru-
 
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