Sntweriung Skernominen hätten, Deutschiand zum Zahlen zu
Lringsn, so haLen si« auch die Verpflichtung/Erotziritannien semen
Anteil zu verschaffen, damit es Amerika die gemeinschaftlichen
Schulden zurüLzahlen konne. Die Sache werde aler einfach so kom-
men, datz Fran-reich Deutschland nicht zum Zahlen br'.ngen könne,
es werde dann Las deutsche Jndustriosystem mit dem sranzösischen
vereinigen, und so werde Frankreich der grötzte und mächtigste
Zndustriestaat Ler Welt werden, gegen Len Erotzbritann.en nichts
auszurichten vermag, ganz abgesehen von den politischen und mili-
tärischen Vorteilen, die Frankrerch dadurch gewinne. Lord Rother-
mere, Northcliffes würdiger Bruder. entgdgnet Larauf, datz der
britischc Plan von Deutschland auch nicht angenommen worden wäre,
und daß es darum gut sei, den Poincareschen zu versuchen.
Bisher ist Grotzbritannien Lei seiner traditionellen Politik, keine
Macht auf dem Kontinent die absolute Oberhand gewinnen zu
lassen, gut gefahren, weil es in dem kritischen Augenblick immer
Lsute am Ruder hatte, die rechtzeitig abpfiffen, ehe der „lrnoolr out
Uov" ausgeführt werden konnte. Dieses Mal war der Icnoolr out
blov die Parole, denn an dem Steuer des britischen Staatsschiffes
ktand kein Staatsmann, sondern ein eitler Dilettant, der jeht
selLst aller Welt in gut bezahlten Arti'keln auseinandersetzt, was für
Torheiten er und seine Kollegen in Paris und Vsrsailles gemacht
ha" Ln, als sie die Welt erlösen wollten. — Um diese Torheiten wieder
gutzumachen und Erotzbritannien aus den Schwierigkeiten zu retten,
in dis es durch sie gebracht wurde, dazu ist ein staatsmännischos
Genie und ein Mann von Charakter notwendig, wie Las
britffche Reich zurzeit keinen besitzt. -- Der biedere Bonar Law hat
' jedenfalls nicht das Zeug dazu.
Er braucht kemen Aai.
Porncar«s Absags a» den Kommerausschuh siir AuswSrtiges
Von unserem H-Korrespondenten.
Paris, 9. Februar.
Ministerpräsident Poincars hat Donners ag nachmittag
dem Vorsitzenden des Kammerausschusses sür auswärt ge
Angclegenheiten erclärt, er tönne dem Wunsche des Ausschusses, vor
ihm zu erschelnen, um über die Lage im Rheinland und Ruhrgebiet
Bericht zu erstatten, nicht Folge geben. Er wolle oon nre-
mandem Ratschläge in Empzang nehmen. Nach der „Ere
Nouvelle" haben Tardreu und eine Änzahl seiner Kollegen sofort
nach Kenntnisnahme dieser Weigsrung einen Briof an den Vor-
sitzenden des Kammerausschusses Leygues gerichtet, er möge
eil'.gst den Ausschutz zusammenberufen. Die ALlehnung Pomcarös
w.ro jedoch keine weiteren nachteiligen Folgen sür das Kabinett
haben. Obwohl die Kammer, die aus Vertretern aller Parteien zu-
> kammengesetzt ist, einstimmig den Wunsch geäutzert hatte, den
. Ministerpräpidenten anzuhören, so wird sie desten scharfe Absage em-
fach hinnehmen, weil die festeste Stiitze Poincarss, die „Action
Franoaise", durch ein geschicktes Manöver den eventuellen Wider-
spruch oer Abgeordneten zu ersticken wutzte, indem sie erklärte, Latz
die Kammer im gegenwärtigen Augenblick eiNcm PaLrioten wie
Poincarö kein Leid antun dürse, zumal der Beschlutz des Kammsr-
ausschusses auf Betreiben von zwec Ehrgeizigen, die selbst Minister-
präsident werden wollten, zurückzuführen sei, nümlich Tardieu
und Briand. Dies ist zwar unwahr, da gerade Briand durch
seinen Antrag Poincars, falls er nicht vor dis Kommistion trelen
wolle, einen Fragebogsn zuzusenden, einen sehr bequemen Ausweg
geboten hat, absr La üer Eedanke an ein Kabinett Briand auf den
nationalen Block wie ein Schreckmittel wirkt, so wird der Ausschuh
aus der Weigerang des Ministerpräsidenten koine Folgepungen ziehen.
Bei seiner heutigen Sitzung kam er daher auf den Zwischensall nicht
mehr '.uriick, sondern bsschäftigte sich mit dem russischen, Proülem.
Ob den Ausschutzmitgliedern inzwischen irgendwslche Zuüche-
rungen Lber bevorstehende grotze Erfolge im Ruhrgeüiet gemacht
wurden, wird man wohl nio ersahren. Einzelne Abendblättsr geben
zu verstehen, datz man vor entscheidenden Ereignissen
stehe und datz es deshalb unangebracht wäre, die Regisrungspolitik
zu stören. Diese „entscheidenden Ercignisse" kännon natürlich in einer
Verschärfung der Eewaltmatznahmen bestehe». Um
diese im voraus zu rechtfertigen, erschien heute Aben.d in der
„Liberte" sin Telegramm aus Düffeldorf, das Lesagt, d^.tz man vor
einem nationalistischen Handstreich im Ruhrgebiet stehe, der von Len
deutschen Eeheimorganisationen vorüereitet werde, gegen welchen
die französische Militärbehörde bereits alle Vorsichtsmatznahmen ge-
troffen hätte.
Die Äotwendigkeit des MraLomms.
Berlin, g .Febr. (Eig. Drahtm.) Zn Berliner Finan.zkreisen
wird darauf hingewiesen, Latz die grötzere Devisenfliissig-
keit der Rsichsbank, die ihk auch gestattete, in den letzten
Tagen wesentlich auf den Kur-" der Mark einzuwirlen, zweifellös
eine Folge der Einstellung der Reparationszah-
lungen an Frankreich und Belgien ist. Obgleich die Reichsbank
für Zahlungen für den vermshrten Ankauf oon Kohlen aus
dem Auslande zu sorgen hat, sv scheint sich ihre Enttastung von den
Die heilige Scholle.
Ei« deutscher Vauernroman aus dem letzten Jahrhundert.
Von Paul Burg.
57. Fortiebung. NaLdruck verboten.
„Scid Jhr denn noch Jhr?" fragte Andreas Weberling schlietzlich
und fuhr stch mit der borkigen Hand über seinen grauen Schopf. „Hier
zieht alles vom Dorse in die Stadt, auf den Feldern arbeiten
Kassuben, Masuren, Ealizier — Landfremde — und in den Städten
ist Not und Enge! Wir da drautzen quälen und schinden uns auf
unssren Aeckern — der Pole spuckt uns an. llns wird vorgepredigt,
datz wir mit unseren Herzen die Grenzen schützen und ein Dorf, 'ja
ein deutscher Hof im Osten so gut wie eine Festung für Deutschland
ist. — Aber hier drinnen! Maria, bist du es blotz, der das Eeld
zu Kovie stieg — oder seid ihr alle so — so hohl wie eine taube
Nutz? Wieviel Brachacker habe ich hier weitum gesehen! Und das
war früher unser bester Acker! Wir drauhen müflen erst Klafter
Steiae von jedem Acker ablesen, und dann ist er so leicht, dah der
Wind ihn wegtragen lann mitsamt der Einjaat."
Seine geputzte Schwiegertochter wutzte ihm darauf keine Antwort.
Aber Las Töchterlein prahlte umher:
„Nie tät ich einen Bauern heiraien. Uebers Zahr zehe ich in
eine französische Pension, Grotzvater."
Wenn das meine brave Nuth HLrt«! dachte Andreas Weberling
entietzt und horchte scheu auf, ob nicht die alten WcinLe vom Hohn-
gelächter der Ahnen gellten. Französische Pension für eine, dis
Maria Weberling hietz!
Am Nachmittag lam der Maurer Velten mit dem Fahrrad aus
der Siadt, seine Pslegesöhne zu besuchen. Mit ihnen satz Andreas
unter der alten Linde, bis es dunkelte. Das war noch ein Kerl
vom allen Schlage, und ein dankbarer dazu, Lenn immer bekannte er
offen, datz der Weberlinghof ihm wieder auf den Weg geholfen habe
und niemals untergehen dürfe.
„Es sieht aber Lanach aus," murmelte Andreas Weberling. „Jch
komme mir vor wie ein Schuldiger, Latz ich Lamals weggezogen bin.
Man hat die grotzen Zeiten mitgemacht, Len Krieg — das Enge hier
wäre auch auszuhalten gewesen. Mein Sohn ist an dieser Frau und
an der ganzen faulen Zeit zerbrochen. Wie glücklich bin ich, datz
ich noch einen Sohn Andreas habe! Wrnn es zum Gedeihen führt,
wird es mich nie gereuen, da Lrautzen von vorn angefangsn zu habsn.
Aber hierher komme ich nie wieder, denn mir dreht sich Las Herz im
Leibe um, trete ich an die vergejsenen Gräber der Eltern, der Ahnen
und mutz ihnen gestehen, wie hier alle Bauernehre vergsssen ward.
Was soll denn daraus bloß noch werden?"
„Das frage ich mich auch oft," jagte der Maurer ernst. -
»Meine jeine Frau Schwiegertochter hat mir vorhin ausZemalt.,
Rep'arationszahlungen doch recht fühlbar zu machen. Es ist dkes e'n
Beweis für oie Richtigkeit der deutschen Förder. ng nach einem
Moratorium, das allein eine Gesundung der deutschen
sinanziellen Verhältnisse ,und die Wiederherstellung der deutschen
Zahlungsfähigkett bringen kann.
Dir Wahrheii MMschiett.
Englische Pressestimmen zur Parijer Krifis.
London, 9. Februar.
Die Blätter weisen in Telegrammen aus Paris aus die in der
öfsentlichen Meinung Frankreichs zutage tretende Unzufriedenheit
mit cen bisherigen Ergebnissen der Ruhrbesetzung hin und machen
auf dis ernste Wirtjchaftslage Frankreichs aufmerffam. Die an
andere: Stellc gemeldete Aufsorderung des Vorsitzenden des aus-
wäriigen Ausjchusses der Deputierteniammer, Leyj:ues, an Poin-
cars 'vor dem Ausjchutz über die französtsche Autzenpolitik zu be-
richten und die erneute Weigerung Poincares werden viel
beachlet. „Daily Herald" berichtet, Poincars tue Schritte, um Ler
drohenden Kritik zu begegnen, die sich in der Kammer über las zu-
gegebene Scheitern der bisher im Ruhrgebiet getroffencn Matz-
na'hmen bemerkbar mache. Es heitze, datz Poincars Len Wunsch
haoe, ssin augenblickliches Ministerium in eins Koalitions-
regierung nach Art des 1914 geschaffenen umzugestalien. Man
glaubs, datz Tardieu aufgefordert worden sei, dem geplantsn
Mlnisterium als Minister des Aeutzern beizutreten, w.hrend
Poincars MinisterprüsiLent blelben wolle. — Der Pariser Bercht-
erstatter der „Times" meldet:
Die Franzosen haben dsn irreführende« Optimismus der
Regierung jatt.
und da sie einsehen, datz in Wirklichkeit «in hofsnungsloses Durch-
einander tzerrscht. werden sie äutzerst Iritisch. Während einigcr
Wochen war es möglich, diese Tatjache zu v e r h e i m l i ch e n; aber
es wird schwieriger jein, dies auch in Zukunft zu tun. Es wird die
Forderung erhobsn, die Wahrheit belanntzugeb en. Der Finanz-
redakteur der „Times" schreiüt untsr Bezugnahme auf das neue
Fallen'des französischen Franken trotz seiner Stiitzung
von interejsierier Seite, die Kritik in der französischen Presse an
dem Ruhrexperiment zeige, datz die Geschäftsleute in Fran reich an-
erkennen, datz keinc wirtschaftlichen Vorteile daraus
enistchen können. Noch bezeichnendsr sei der A nk au f L r i t i s ch e r
Wertpapiere durch französischc Kapitalisten. Dieser Ankauf
finde in einem bemercenswerten Umfange statt. Angesichts der
Tatsache, datz Las Fallen des Franken diesen Ankauf kostspielig ge-
stalte, müsse aus diessr Vewegung der Schlutz gezogen werLen, datz
auf jeden Fall in manchen Krelssn Franlreichs ernstliche Be-
fürchtungen Lezüglich der mLglichen Auswirkungen diefes poli-
Lischev ALenteuers auf den zukünstigen Wert des Franken gehegt
werden. — Jn einem Leitartikel schreibt der „Manchester Guardian":
Die französische Besetzung badischen Gebietes könne nur einen Be-
weggrund haben. Len einer Schäoigung Deutschlands. Eie
habe keinerlei VerbindM mit irgendeinem deutschen Verzug oder
irgdndeinem Teile des Versailler Vertrages.
Sie neuen VeamtenbezSge.
Bolle Mnigung mit den Spitzenorganisationen.
Vorr unserer Berliner Redaktio».
Verlin, 9. Februar.
Die Verhandlungen im Reichsfinanzministerium haben zu einer
vollen Einigung mit den gewerffchaftlichen Spitzenorganisa-
tionen -:eführt, die getroffensn Vereinbarungen siir die Beamten
und Staatsarbeiter sind von allen Cewerkschazten angenommen wor-
den. Für die Beamten ist zu den bisherigen Teuerungszuschlägen
in einer Höhe von 485 Prozent ein Zuschlag von 453 Prozent cest-
^esetzt worden, was etwa ecner Erhöhung der Gejamtbe-
züge um 90 Prozent entspricht. Dce Frauenzulage ist monat-
lich von 7009 auf 12 000 Mark erhöht worden.
Für die staatlichen Arbeiter sind gleichzeitig folgende
Lohnerhöhungen beschlossen worden:
Lohngruppe I .....
. 835 die
SLunde,
II .
. 814 ..
„
III.
. 793 ..
„
IV .....
- 772 ..
„
„
V .....
. 759 „
„
„
„
VI.
. 753 ..
„
„
„
VII.
. 743 ..
„
VIII (Frauen) . .
. 483 .,
„
„
Dre Frauen- und Kinderzulage ist auf je S8 Mark pro Arbeitsstunde
erhöht wordeni dazu treten dann noch die Ortsklassenzuschläge, über
welche in den nächsten Tagen endgiiltig verhandelt wsrden soll. Die
Spannung innerhalb der einzelnen Ortsklassen beirägt je 15 Mark.
Das Reichsarbeitsministsrium hat zugesagt, Latz für die Staatsarbei-
ter die neuen Löhne nach Möglichkeit noch in dieser Woche aus-
bezahlt werden sollen. Auch der Deutsche Eisenbahnerverband hat
das neue Lohnabkommen angenommen und sich für seine Durchfüh-
runa elngesetzt, bei eventuellen Teilstreiks würden die Organisationen
die llnterstützung der Strsikenden verweigern.
wie sie übers Jahr den Hof ausLauen will — eine Terrasse, einen
Gartensaal mit goldenem Geländer davor. Der alte Kuhstall soll
verschwinden und die Scheune. Wozu auch noch? Der Deltenhof
wird ein Affenkasten, Velten! Blotz die alte Linde hier wollen die
beiden felnsn Damen gnädig stehen lassen, weil sie so nett malerisch
av.sfieht. Der alte Baum — wenn diese Menschen einen Funken
Ahnung hätten, was diese Linde erlebt hat und erzählen kann —
was sie vielleicht noch erleben mutz!
Jch habe dsn beiden blankgeputzten Stadtweibchen da drin im
Hofe, welche sich auch Weberling nennen, erzählt, wie wir als
Zungen vor Staunen und Wundern über die kleinen Vögel im
Baum blanke Augen Iriegten — wie wir uns fürchteten. wenn die
Riesenkrähen im Winter unter Len Eichen am Bach auflauerten —
da haben sie gelacht und gesagt: Wie romantisch! Jch habe ihnen
erklärt, alle Schuld an dem Untergange des Bauernstammes Weber-
ling liege darin begrünLet, datz mein Sohn bei seiner Hochzeit mit
dieser Maria Veltsn, welchs mal deine Schwägerin war, vollkommen
vergessen oder verschmäht hat, Eichen im Kamp zu pflanzen. Das
nannten sie einen alten Aberglauben und sahen sich lachend an.
Velten, du bist ein Maurer und ich bin ein Bauer — wir beide
bringeu weitz Gott nur BescheiLenes zuwege, aber wir sind ehrliche
Kerle, nicht wahr? Nun sprich, was du Lazu melnst: Mein Vater
und Erotzvater haben Versicherungen gemacht und Parzellen be-
stimmt für alle Kinder, welche Weberlings geboren werden. Dieses
Fräulein Weberling im seiLenen Putz sagt 'mir mit seinen siebzehn
Jahren ins Gesicht, datz sie nicmals Kinder haben wolle.
Keine Kinder haben wollen! Pelten! Hörst du das? Ksine
Kinder mshr —!
Zwei schöne Frauen, aber zwei schlimme Frauen. Wurmstichig,
Velten! Das ist wie ein paar schöne, wunderschöne Blumen, die auf
der Moorwiese wachsen und locken. Du gehst hin, streckst den Arm
nach ihnen aus — aber dein Futz versinkt. Elend umkommen mutz
jeder an ihnen.
Wenn ich morgen von hier wegfahre, werde ich meiner alten
Heimat nicht mehr froh."
Er reiste aus Lem Lande, und das Jahr ging hin. Mit dem
nächsten Friihjahr lietz Maria WeLerling, während ihre Tochter an
dem Eenfer Sse lebte, in der Tat Scheune und Stall wegrsitzen,
baute glitzernde VeranLen und goldene Eeländer. Es hietz im Dorfe,
sie wolle sich mit einem vornehmen, wegen seiner Schulden ab-
gedankten Major verheiraten, den ihr Geld lockte.
Die beiden LinLenschmidts kömen als Studenten, ihre Ferien
im Weberlinghäuschen zu verbrlngen. Der Apotheker war ein stiller
Stndierer und Sinnierer, sammelte Pflanzon in Feld und Wald,
zerlegts sie abcnds in ssiner Stube, wo noch der alte Webstuhl des
Ahnen Weberling stand und Las Spinnrad der Grotzmutter. Der
Mediziner a»cr war eine Kämpfernatnr. Er stellte die stolze Bau-
herrin zur Rede.
<M« achizrgsts» GeLurtstage!.
Von Dr. Ludwig Brcb«.
ft des Deutschtums liegi rn tiesstem Dunk-l der
beit begraben. Ungebcuere innerc Erschütterungen und Mkrm--
von auhen baben die sletige und frnchtbare Entwicklung des Aerö,
Wescns Ferrlssen. Und wie die sios, nirszs mctn als .
Wescns zerrrssen. Und wie die Volksgesamtbcit sich nicht mebr
iüres Schicksals sublcn darf, so legt srch ein läbmendsr Zwang ,gi
zersplitternd aus die Tatiraft ied-S Einzclnen. Anch dcr ^
vcrgrribelt N.h in Zwcrscln, ob anf solchen Nicbergang nocki
ncuer Aufslieg solgen kann. Eine derartige Zeit ist kein g>inst>srr 'tzr»'
boden für die Enlfaltung von Vollnaturcn. Daber vcrzstteln
zntage sslbst bsrvorragende Talentc anf allen Lebensgcbieien in nr „si
müdsm Svezialistentum und lasscn die schöne Rundung vicliem» ^
kräftiger Wirlsamkert vermissen. Zlber ben tiefgesunkencn Glaubc» , ,,t
u n z c r st ö r b a r e F-äbigkert dcr Nation zur W i e d c r a > jKj»»'
verma-g nur der Anb!ick ganzcr. gcschlosfener Pcriönlichtoiten a"'A,ker
die noch ungebrochen nebcn ibrem erfolgrcichen Tagwerk steüen-
ibren Ebrentagcn zu gsbenken. ist darnm mebr als iePflicht desE»> ^x>
Erne solcbe tröstliche Ericheinnng ift CorneliuS Wilbelm
von Heyl zu Herrnsherm, der am 10. Febrnar 1923 iein 80.
vollenden wrrö. Auch unsere ebrsurchitAoie Gsgcnwart kann Hck«.
mit der stumpsen F-cststellung vorübcrbgsten, dah bier ein glnckbl!>t>^fli»"'
industrieller, Feudalbcrr und Parlamcntarier am Ende iciner
siebe, um nur auf die Trümmer seiner Errungenickm-iten zun'cktn'
Nur arobe Sinne werden vcrkcnnen, -ah der grsii- Jubiiar >n s" , 0»"
Schaisfen einen Bau von innerlich gegründetem Bcsland auisctU'' xj»>
Nicht 1>ie eritauntiche Viel'fältigkeit seines Wirkens bestimmt >n effNj,
dcssen wahrc B-d-utung. nicht bic Feinheit. Krait und ZSM Ss',
Wollcns nnb Bollbringcns: iondern vor allem die b a r rn 0 n i i »>.7 ^»te>
flechtung jeglichen T u n s zu einem klarerfahien Gciamtzicl, E.
ordnnng eincr fchernbar vcrwirrcnden Fülle von Einzelbetntigunsr stsck
böber«, fortwirk'enide Jdeen. Freibcrr von Hcyl stand immer
Fühen auf denr Boden der Wirklichkeit, aber mit dem Ebrgeiz,
Zwecken dicnstbar zu machen. Umgekebrt lich er seincm P W'.,",»
gcistigen und kulturellcn Drange nnr insowcit freien Lani,
bawerbaften SchSviunse«, L«m Gemeinweien znr .Förderung , qrlic'.z
Schmucke, vcrdichten konnte. So zeigt er sich ani ieincn iämtllck>rn ' „ ,l
gebicten, stets mit Aihlem Kopf und warnrern Hcrzen, stets be>o>
vorwärtSdiän-gcnd zusleich, als praltischer Jbealist, als rcaler ,
Dieie so seltene Verbumdenbcrt crlesener Eigenschasten tritt bei 8-»,-
balben bervor: sie prägte seincn Rang als movSerner wirklE S,
eines WÄtßauses, als unvergehlicher Mäzen Lcr Heimatstadt
echier StaatSmann in der Ersten Kammer Hessens, als fübrenuer
volitiker im Rcichstag.
Den Fernerstebenöen ist er wobl zunächst als SenrorKck dsk
ier Lederwerke bekannt, di« längst cinen intcrnationalen
Eine Gründung scines Grvhvaters, verdanlsn sie ibre rrnsea»
wicklnng vornehmlich ibm selber, der sre — »ock, ein Jünalinn,^
scchzrg Jahren nach dem friiben Heim.qang seines Vaiers nvern»v^jj >'»
gewaltigs Erfolg tst ans die ngtürliche Begabuna, dre Pnnktt>>» ^f ^
Tatkrait unseres Jnbilars zurückzufübren, nicht zuletzt aum ^ >^
Scharfsinn, womit er auf seinen zablreichen Auslawdsreissn ,»S
nische Errllngenschlaften und Organisaiionssormcn zu crfaiien
iie dann zn libcrflügeln. Aber er bcgnügte ü-ch nicht mit
feiner Habe, sondern war von Anfang an b-estrebt, auch allen el" -t
, auck, ek'j-gt
angeneüm L-,zse»S-: .,»<
neten Mitarbeiter» dre Tätigkeit in seinen Fabriken anseneo« L»se>»'.,..
lick, zu machen. Hierin folgte er als Erbe cinem vornebmcn Arbc'tzck
ierner Kanrilie, Lenn schon im Fabre 1848 batte sein Voriabr c>>!» .hrß. „g
krankewkaise gegründst: 18S8 wurde zunr Gedächtnis des „„el!t>'>^!il
Fa-brik die Pensionicrung arbeitsunführg gewordener Werkam.^z i> ß
1872 die Zablung lebcnSlänglichcr Witwcnrenten cinaefnürt, ? si. -' i-
ben Mi-tteln des Hauscs obn« ieglichen Bcilrag der Arberteri« > g!r>d,l<
bie zablrcichen sozialvolitischen Einrichtungen unter der Leitu>w sos>j,»
n jeweils Len von N-ich um-d Staat vorgeichr>»vi"
D"..s'e'lxer
Jubilars gingen
polittschen Matzn-a-hmen bange vora-us. ...
unüb-erseb'bar find, soll A-er nur an Lie Einfübrurrg des 8Äst»u ,,
beitstages in den Heylschen Werken im Jahre 1806, an öen 7>dlrbkjcht
retcher Wvhnbäussr, Bildungs-anstalten, Kindergärten für >>>7 .MS»ljf<
denen auch Acker- und Gartenland gegen ckne blotze Anerkcrrnjin^jc»'
vervachtet wirö, und an Lie.ins Jaür 1877 zurückrei-cheirde
tung znr fachlichen FortAlduna der jungen Leute erirrnert >veroc ' z'
Datz Freiherr von Heyl im R e i ch s t a g, dem er .s^«r 0 r'"-est
imit einer Unterbrechurrg von 1881 bis 18SS) für den Wahlkreis -^jKt .
lengncte, rst selbstveritändlrch. Wie er in sein-en Werken d-ie.
Hevvenbeim-Wimvien angebörte, dresen rrobeln Z»S
l i ch e G l e i ch b e r e ch r i g u n g aller Nrbcitnehmer M>t ^Kr»/'j<
stets durch die vorbildliche Tat anerkannt, so kämpsie er iür diest»,, l!»"',»
satz unablässig als Parlamentarier. Da ibn trotzdem bämische/s> K-i'
liche Gegnerschaft dcr -Sozialdemokratie noch heute als „Sch<">'Mri>lN,»<
verunglimpfen sucht, so wird es nützlich sein, einiges aus der
beit dsr Reichstagsakten ru entrsitzsn. Gelegentlich der Bcrat"" ^
trägen berr. Errichtung von Arbcitskammern, die dem F'-e'M^^xn 'F
Versöbnung des Gegcnsatzes zwischen Unterncbmern und -'<^7 ^,it
am Herzen lagen, geriet er als sortaeschrittener Sozialpolit>>^„
Freiberrn v. S t u m m - H a l b e r g in cin sehr scharfes Rededneij^Ej^
ibn sonst mit Liesem markanten Wirtsckiastssnbrer vielfach übcretu Ms,,-',
Meinungen verbawdcn. Er bielt baran iest, „dah die aestö'm pi>-,a^
berechtigun-g Ler Arbeiter brer im bohen Hanie sank ioniert werm jH
und legte das sür dam-als unb besonders für ihn — muterfor^
kenntnis ab: „Die Zuchtbausvorlage, sie mag ausfallen, wte L«r ^
lehnc sre unbediugt ab, sclbst in der abgeschwächtestcn Form." '«A''
S'oziald-smokraten w'erbcn ibn wciter verieumben, -dernr Lüge» » »<.
alles Unkraut ein zäbss Lcben. ?,»l
Nicht mrnder als die Arberter bat Landwirtschaft
werblichcr M i t t c l st a n d allen Grund, dem F-reiherrn :„<<
dankbar zu sein. Er betrachtete stets d-as Bölksganze als einen i»' A.-eH
Organismns, dcr nur gesund blerbcn kann, wenn ieine sämtlr«»
xehegt und geschützt werden. Er füblte tief bie Nöte des H»"hei»!', S<>>
in dem er den Berufsgenossen ieiner Boriahren ebrts, nnd e>n „>>> ,,»
«nges Verbältnis verband ihn, ien leidensKaftlich Bodcnständige''-Apw, '
LanLwirtschast. Die Hcima streue und das Bsftreben, die engr ^
„Ein Bauernhof, das -sollte ein Bauernhof bleiben "s,
gottergebenen B-eruf erfüllen. Geht doch. meinetwegen lU'ist ö"
Alfanzereien an d-en Eardasee! Die eig-ene Faulheit und "
der anderen züchtet Jhr auf." »ehed'.i!'
„Grünschnabel!" sagte die Tante schroff und lietz ihn 'n
Frau Maria hatte fich mit dem Major vsrlobt. Er
rechter Glücksritter, kam im Automobil gefahren und nlU"^e>a"
Maria dem Baron Rsdern einen förmlichen Antrittsbesuch- .<
freilich nie erwidert wurde. . . ^
Das Automobil war den Dörflern ständig ein Anlatz
gierde und Ves Zornes. Einmal rannte es wild gsworden " ^ o',
Tore gegen die Linde und wäre beinah« zerschmettert. 7-^ >"»
breite Lindenstamm schüttelte es ab wie einen lästigen „oE's
Zeiten, welch« Agi"'
murrte leife über die Narretei der neuen ^eiien,
Eeländer an alte Höfe klebte und Ställe, Scheunen in ^
schlug.
Mit diefem Antomobil sind sie beide, Maria und jv,
eines Herbsttags aus dem Dorf gerast und nicht wiedergcl^^re^
Elocken läuteten im deutfchen Lande. Man feierte den h-^
tag des grotzen Sieges llber Napoleon, und der Deutsche Kao^p
strahlend in Leipzig Heerschau, Völkerfchau. Die toten
ihren Eräbern lauschten auf Len lauten, frohen Herzschlag des -
Demschlands unter seinem Kaifer. War Deutschland denn a>'-
der Welt geworden? War denn schon der unendliche d
deutfchen Kriege, Mühen und. Nöte gekommen, das Kaiscl"
ewigen Friedens angebrochen? — .
Die alten Eräber in Deutfchland lauschten und d>e jxde',
Bäume über ihnen. Auch. die W-cberlingliude spitzte >»>>
Blatt auf das Elockenhallen und war doch noch nicht hunde>» ^
alt. Jhr sch:en dics Prunlen und Prahlen unverständlich- dkst
llnd sie wartet« auf dic Rückkehr der Weberlingfran > ^ '.h
Teufelswagen des kriegerisch aufgeputzten Brüuligams. H
drei. Braut, Bräutigam und Teufelswaien, sie lagen zerschtua" ste>
weiten Land auf einer nächtlichen Stratze . . - Die Linde
Sie fah das Früulein Maria Andrea Weberling in Traue»'
- - - - - . - _ - . . . Landrat
heimkchren vom Eenser Ses, Der Pastor und der
ihr zur Vormündsch-ast bestellt. Alt und grau war der .§1
worden, ein ernster Mann, d-er viele, schwere Worte von V
und Verfall zu Maria Andrea Weberling sprach. , „0 ^
Aber sie schüttelte nur den Kopf. Was kann ich dazu >'»"'
bin, wie ich bi'n.
Die alte Linde wartete auf etwas das sie ahnte, ab'-
auszusprcchen vermochte. Sie rauschte in den Nächten »or ,r
An- reas Fenstcrn, sie raunte am Taas, wenn das MLdch«o.Z»
goldgeländerten Verand-a satz. Der Wlnter kam und mrvin-'',,^^
nensn Frühling schmückte sich die alte Linde mit eincin
grünen Kleide. ,„t.)
(Fortsetzung l^"
Lringsn, so haLen si« auch die Verpflichtung/Erotziritannien semen
Anteil zu verschaffen, damit es Amerika die gemeinschaftlichen
Schulden zurüLzahlen konne. Die Sache werde aler einfach so kom-
men, datz Fran-reich Deutschland nicht zum Zahlen br'.ngen könne,
es werde dann Las deutsche Jndustriosystem mit dem sranzösischen
vereinigen, und so werde Frankreich der grötzte und mächtigste
Zndustriestaat Ler Welt werden, gegen Len Erotzbritann.en nichts
auszurichten vermag, ganz abgesehen von den politischen und mili-
tärischen Vorteilen, die Frankrerch dadurch gewinne. Lord Rother-
mere, Northcliffes würdiger Bruder. entgdgnet Larauf, datz der
britischc Plan von Deutschland auch nicht angenommen worden wäre,
und daß es darum gut sei, den Poincareschen zu versuchen.
Bisher ist Grotzbritannien Lei seiner traditionellen Politik, keine
Macht auf dem Kontinent die absolute Oberhand gewinnen zu
lassen, gut gefahren, weil es in dem kritischen Augenblick immer
Lsute am Ruder hatte, die rechtzeitig abpfiffen, ehe der „lrnoolr out
Uov" ausgeführt werden konnte. Dieses Mal war der Icnoolr out
blov die Parole, denn an dem Steuer des britischen Staatsschiffes
ktand kein Staatsmann, sondern ein eitler Dilettant, der jeht
selLst aller Welt in gut bezahlten Arti'keln auseinandersetzt, was für
Torheiten er und seine Kollegen in Paris und Vsrsailles gemacht
ha" Ln, als sie die Welt erlösen wollten. — Um diese Torheiten wieder
gutzumachen und Erotzbritannien aus den Schwierigkeiten zu retten,
in dis es durch sie gebracht wurde, dazu ist ein staatsmännischos
Genie und ein Mann von Charakter notwendig, wie Las
britffche Reich zurzeit keinen besitzt. -- Der biedere Bonar Law hat
' jedenfalls nicht das Zeug dazu.
Er braucht kemen Aai.
Porncar«s Absags a» den Kommerausschuh siir AuswSrtiges
Von unserem H-Korrespondenten.
Paris, 9. Februar.
Ministerpräsident Poincars hat Donners ag nachmittag
dem Vorsitzenden des Kammerausschusses sür auswärt ge
Angclegenheiten erclärt, er tönne dem Wunsche des Ausschusses, vor
ihm zu erschelnen, um über die Lage im Rheinland und Ruhrgebiet
Bericht zu erstatten, nicht Folge geben. Er wolle oon nre-
mandem Ratschläge in Empzang nehmen. Nach der „Ere
Nouvelle" haben Tardreu und eine Änzahl seiner Kollegen sofort
nach Kenntnisnahme dieser Weigsrung einen Briof an den Vor-
sitzenden des Kammerausschusses Leygues gerichtet, er möge
eil'.gst den Ausschutz zusammenberufen. Die ALlehnung Pomcarös
w.ro jedoch keine weiteren nachteiligen Folgen sür das Kabinett
haben. Obwohl die Kammer, die aus Vertretern aller Parteien zu-
> kammengesetzt ist, einstimmig den Wunsch geäutzert hatte, den
. Ministerpräpidenten anzuhören, so wird sie desten scharfe Absage em-
fach hinnehmen, weil die festeste Stiitze Poincarss, die „Action
Franoaise", durch ein geschicktes Manöver den eventuellen Wider-
spruch oer Abgeordneten zu ersticken wutzte, indem sie erklärte, Latz
die Kammer im gegenwärtigen Augenblick eiNcm PaLrioten wie
Poincarö kein Leid antun dürse, zumal der Beschlutz des Kammsr-
ausschusses auf Betreiben von zwec Ehrgeizigen, die selbst Minister-
präsident werden wollten, zurückzuführen sei, nümlich Tardieu
und Briand. Dies ist zwar unwahr, da gerade Briand durch
seinen Antrag Poincars, falls er nicht vor dis Kommistion trelen
wolle, einen Fragebogsn zuzusenden, einen sehr bequemen Ausweg
geboten hat, absr La üer Eedanke an ein Kabinett Briand auf den
nationalen Block wie ein Schreckmittel wirkt, so wird der Ausschuh
aus der Weigerang des Ministerpräsidenten koine Folgepungen ziehen.
Bei seiner heutigen Sitzung kam er daher auf den Zwischensall nicht
mehr '.uriick, sondern bsschäftigte sich mit dem russischen, Proülem.
Ob den Ausschutzmitgliedern inzwischen irgendwslche Zuüche-
rungen Lber bevorstehende grotze Erfolge im Ruhrgeüiet gemacht
wurden, wird man wohl nio ersahren. Einzelne Abendblättsr geben
zu verstehen, datz man vor entscheidenden Ereignissen
stehe und datz es deshalb unangebracht wäre, die Regisrungspolitik
zu stören. Diese „entscheidenden Ercignisse" kännon natürlich in einer
Verschärfung der Eewaltmatznahmen bestehe». Um
diese im voraus zu rechtfertigen, erschien heute Aben.d in der
„Liberte" sin Telegramm aus Düffeldorf, das Lesagt, d^.tz man vor
einem nationalistischen Handstreich im Ruhrgebiet stehe, der von Len
deutschen Eeheimorganisationen vorüereitet werde, gegen welchen
die französische Militärbehörde bereits alle Vorsichtsmatznahmen ge-
troffen hätte.
Die Äotwendigkeit des MraLomms.
Berlin, g .Febr. (Eig. Drahtm.) Zn Berliner Finan.zkreisen
wird darauf hingewiesen, Latz die grötzere Devisenfliissig-
keit der Rsichsbank, die ihk auch gestattete, in den letzten
Tagen wesentlich auf den Kur-" der Mark einzuwirlen, zweifellös
eine Folge der Einstellung der Reparationszah-
lungen an Frankreich und Belgien ist. Obgleich die Reichsbank
für Zahlungen für den vermshrten Ankauf oon Kohlen aus
dem Auslande zu sorgen hat, sv scheint sich ihre Enttastung von den
Die heilige Scholle.
Ei« deutscher Vauernroman aus dem letzten Jahrhundert.
Von Paul Burg.
57. Fortiebung. NaLdruck verboten.
„Scid Jhr denn noch Jhr?" fragte Andreas Weberling schlietzlich
und fuhr stch mit der borkigen Hand über seinen grauen Schopf. „Hier
zieht alles vom Dorse in die Stadt, auf den Feldern arbeiten
Kassuben, Masuren, Ealizier — Landfremde — und in den Städten
ist Not und Enge! Wir da drautzen quälen und schinden uns auf
unssren Aeckern — der Pole spuckt uns an. llns wird vorgepredigt,
datz wir mit unseren Herzen die Grenzen schützen und ein Dorf, 'ja
ein deutscher Hof im Osten so gut wie eine Festung für Deutschland
ist. — Aber hier drinnen! Maria, bist du es blotz, der das Eeld
zu Kovie stieg — oder seid ihr alle so — so hohl wie eine taube
Nutz? Wieviel Brachacker habe ich hier weitum gesehen! Und das
war früher unser bester Acker! Wir drauhen müflen erst Klafter
Steiae von jedem Acker ablesen, und dann ist er so leicht, dah der
Wind ihn wegtragen lann mitsamt der Einjaat."
Seine geputzte Schwiegertochter wutzte ihm darauf keine Antwort.
Aber Las Töchterlein prahlte umher:
„Nie tät ich einen Bauern heiraien. Uebers Zahr zehe ich in
eine französische Pension, Grotzvater."
Wenn das meine brave Nuth HLrt«! dachte Andreas Weberling
entietzt und horchte scheu auf, ob nicht die alten WcinLe vom Hohn-
gelächter der Ahnen gellten. Französische Pension für eine, dis
Maria Weberling hietz!
Am Nachmittag lam der Maurer Velten mit dem Fahrrad aus
der Siadt, seine Pslegesöhne zu besuchen. Mit ihnen satz Andreas
unter der alten Linde, bis es dunkelte. Das war noch ein Kerl
vom allen Schlage, und ein dankbarer dazu, Lenn immer bekannte er
offen, datz der Weberlinghof ihm wieder auf den Weg geholfen habe
und niemals untergehen dürfe.
„Es sieht aber Lanach aus," murmelte Andreas Weberling. „Jch
komme mir vor wie ein Schuldiger, Latz ich Lamals weggezogen bin.
Man hat die grotzen Zeiten mitgemacht, Len Krieg — das Enge hier
wäre auch auszuhalten gewesen. Mein Sohn ist an dieser Frau und
an der ganzen faulen Zeit zerbrochen. Wie glücklich bin ich, datz
ich noch einen Sohn Andreas habe! Wrnn es zum Gedeihen führt,
wird es mich nie gereuen, da Lrautzen von vorn angefangsn zu habsn.
Aber hierher komme ich nie wieder, denn mir dreht sich Las Herz im
Leibe um, trete ich an die vergejsenen Gräber der Eltern, der Ahnen
und mutz ihnen gestehen, wie hier alle Bauernehre vergsssen ward.
Was soll denn daraus bloß noch werden?"
„Das frage ich mich auch oft," jagte der Maurer ernst. -
»Meine jeine Frau Schwiegertochter hat mir vorhin ausZemalt.,
Rep'arationszahlungen doch recht fühlbar zu machen. Es ist dkes e'n
Beweis für oie Richtigkeit der deutschen Förder. ng nach einem
Moratorium, das allein eine Gesundung der deutschen
sinanziellen Verhältnisse ,und die Wiederherstellung der deutschen
Zahlungsfähigkett bringen kann.
Dir Wahrheii MMschiett.
Englische Pressestimmen zur Parijer Krifis.
London, 9. Februar.
Die Blätter weisen in Telegrammen aus Paris aus die in der
öfsentlichen Meinung Frankreichs zutage tretende Unzufriedenheit
mit cen bisherigen Ergebnissen der Ruhrbesetzung hin und machen
auf dis ernste Wirtjchaftslage Frankreichs aufmerffam. Die an
andere: Stellc gemeldete Aufsorderung des Vorsitzenden des aus-
wäriigen Ausjchusses der Deputierteniammer, Leyj:ues, an Poin-
cars 'vor dem Ausjchutz über die französtsche Autzenpolitik zu be-
richten und die erneute Weigerung Poincares werden viel
beachlet. „Daily Herald" berichtet, Poincars tue Schritte, um Ler
drohenden Kritik zu begegnen, die sich in der Kammer über las zu-
gegebene Scheitern der bisher im Ruhrgebiet getroffencn Matz-
na'hmen bemerkbar mache. Es heitze, datz Poincars Len Wunsch
haoe, ssin augenblickliches Ministerium in eins Koalitions-
regierung nach Art des 1914 geschaffenen umzugestalien. Man
glaubs, datz Tardieu aufgefordert worden sei, dem geplantsn
Mlnisterium als Minister des Aeutzern beizutreten, w.hrend
Poincars MinisterprüsiLent blelben wolle. — Der Pariser Bercht-
erstatter der „Times" meldet:
Die Franzosen haben dsn irreführende« Optimismus der
Regierung jatt.
und da sie einsehen, datz in Wirklichkeit «in hofsnungsloses Durch-
einander tzerrscht. werden sie äutzerst Iritisch. Während einigcr
Wochen war es möglich, diese Tatjache zu v e r h e i m l i ch e n; aber
es wird schwieriger jein, dies auch in Zukunft zu tun. Es wird die
Forderung erhobsn, die Wahrheit belanntzugeb en. Der Finanz-
redakteur der „Times" schreiüt untsr Bezugnahme auf das neue
Fallen'des französischen Franken trotz seiner Stiitzung
von interejsierier Seite, die Kritik in der französischen Presse an
dem Ruhrexperiment zeige, datz die Geschäftsleute in Fran reich an-
erkennen, datz keinc wirtschaftlichen Vorteile daraus
enistchen können. Noch bezeichnendsr sei der A nk au f L r i t i s ch e r
Wertpapiere durch französischc Kapitalisten. Dieser Ankauf
finde in einem bemercenswerten Umfange statt. Angesichts der
Tatsache, datz Las Fallen des Franken diesen Ankauf kostspielig ge-
stalte, müsse aus diessr Vewegung der Schlutz gezogen werLen, datz
auf jeden Fall in manchen Krelssn Franlreichs ernstliche Be-
fürchtungen Lezüglich der mLglichen Auswirkungen diefes poli-
Lischev ALenteuers auf den zukünstigen Wert des Franken gehegt
werden. — Jn einem Leitartikel schreibt der „Manchester Guardian":
Die französische Besetzung badischen Gebietes könne nur einen Be-
weggrund haben. Len einer Schäoigung Deutschlands. Eie
habe keinerlei VerbindM mit irgendeinem deutschen Verzug oder
irgdndeinem Teile des Versailler Vertrages.
Sie neuen VeamtenbezSge.
Bolle Mnigung mit den Spitzenorganisationen.
Vorr unserer Berliner Redaktio».
Verlin, 9. Februar.
Die Verhandlungen im Reichsfinanzministerium haben zu einer
vollen Einigung mit den gewerffchaftlichen Spitzenorganisa-
tionen -:eführt, die getroffensn Vereinbarungen siir die Beamten
und Staatsarbeiter sind von allen Cewerkschazten angenommen wor-
den. Für die Beamten ist zu den bisherigen Teuerungszuschlägen
in einer Höhe von 485 Prozent ein Zuschlag von 453 Prozent cest-
^esetzt worden, was etwa ecner Erhöhung der Gejamtbe-
züge um 90 Prozent entspricht. Dce Frauenzulage ist monat-
lich von 7009 auf 12 000 Mark erhöht worden.
Für die staatlichen Arbeiter sind gleichzeitig folgende
Lohnerhöhungen beschlossen worden:
Lohngruppe I .....
. 835 die
SLunde,
II .
. 814 ..
„
III.
. 793 ..
„
IV .....
- 772 ..
„
„
V .....
. 759 „
„
„
„
VI.
. 753 ..
„
„
„
VII.
. 743 ..
„
VIII (Frauen) . .
. 483 .,
„
„
Dre Frauen- und Kinderzulage ist auf je S8 Mark pro Arbeitsstunde
erhöht wordeni dazu treten dann noch die Ortsklassenzuschläge, über
welche in den nächsten Tagen endgiiltig verhandelt wsrden soll. Die
Spannung innerhalb der einzelnen Ortsklassen beirägt je 15 Mark.
Das Reichsarbeitsministsrium hat zugesagt, Latz für die Staatsarbei-
ter die neuen Löhne nach Möglichkeit noch in dieser Woche aus-
bezahlt werden sollen. Auch der Deutsche Eisenbahnerverband hat
das neue Lohnabkommen angenommen und sich für seine Durchfüh-
runa elngesetzt, bei eventuellen Teilstreiks würden die Organisationen
die llnterstützung der Strsikenden verweigern.
wie sie übers Jahr den Hof ausLauen will — eine Terrasse, einen
Gartensaal mit goldenem Geländer davor. Der alte Kuhstall soll
verschwinden und die Scheune. Wozu auch noch? Der Deltenhof
wird ein Affenkasten, Velten! Blotz die alte Linde hier wollen die
beiden felnsn Damen gnädig stehen lassen, weil sie so nett malerisch
av.sfieht. Der alte Baum — wenn diese Menschen einen Funken
Ahnung hätten, was diese Linde erlebt hat und erzählen kann —
was sie vielleicht noch erleben mutz!
Jch habe dsn beiden blankgeputzten Stadtweibchen da drin im
Hofe, welche sich auch Weberling nennen, erzählt, wie wir als
Zungen vor Staunen und Wundern über die kleinen Vögel im
Baum blanke Augen Iriegten — wie wir uns fürchteten. wenn die
Riesenkrähen im Winter unter Len Eichen am Bach auflauerten —
da haben sie gelacht und gesagt: Wie romantisch! Jch habe ihnen
erklärt, alle Schuld an dem Untergange des Bauernstammes Weber-
ling liege darin begrünLet, datz mein Sohn bei seiner Hochzeit mit
dieser Maria Veltsn, welchs mal deine Schwägerin war, vollkommen
vergessen oder verschmäht hat, Eichen im Kamp zu pflanzen. Das
nannten sie einen alten Aberglauben und sahen sich lachend an.
Velten, du bist ein Maurer und ich bin ein Bauer — wir beide
bringeu weitz Gott nur BescheiLenes zuwege, aber wir sind ehrliche
Kerle, nicht wahr? Nun sprich, was du Lazu melnst: Mein Vater
und Erotzvater haben Versicherungen gemacht und Parzellen be-
stimmt für alle Kinder, welche Weberlings geboren werden. Dieses
Fräulein Weberling im seiLenen Putz sagt 'mir mit seinen siebzehn
Jahren ins Gesicht, datz sie nicmals Kinder haben wolle.
Keine Kinder haben wollen! Pelten! Hörst du das? Ksine
Kinder mshr —!
Zwei schöne Frauen, aber zwei schlimme Frauen. Wurmstichig,
Velten! Das ist wie ein paar schöne, wunderschöne Blumen, die auf
der Moorwiese wachsen und locken. Du gehst hin, streckst den Arm
nach ihnen aus — aber dein Futz versinkt. Elend umkommen mutz
jeder an ihnen.
Wenn ich morgen von hier wegfahre, werde ich meiner alten
Heimat nicht mehr froh."
Er reiste aus Lem Lande, und das Jahr ging hin. Mit dem
nächsten Friihjahr lietz Maria WeLerling, während ihre Tochter an
dem Eenfer Sse lebte, in der Tat Scheune und Stall wegrsitzen,
baute glitzernde VeranLen und goldene Eeländer. Es hietz im Dorfe,
sie wolle sich mit einem vornehmen, wegen seiner Schulden ab-
gedankten Major verheiraten, den ihr Geld lockte.
Die beiden LinLenschmidts kömen als Studenten, ihre Ferien
im Weberlinghäuschen zu verbrlngen. Der Apotheker war ein stiller
Stndierer und Sinnierer, sammelte Pflanzon in Feld und Wald,
zerlegts sie abcnds in ssiner Stube, wo noch der alte Webstuhl des
Ahnen Weberling stand und Las Spinnrad der Grotzmutter. Der
Mediziner a»cr war eine Kämpfernatnr. Er stellte die stolze Bau-
herrin zur Rede.
<M« achizrgsts» GeLurtstage!.
Von Dr. Ludwig Brcb«.
ft des Deutschtums liegi rn tiesstem Dunk-l der
beit begraben. Ungebcuere innerc Erschütterungen und Mkrm--
von auhen baben die sletige und frnchtbare Entwicklung des Aerö,
Wescns Ferrlssen. Und wie die sios, nirszs mctn als .
Wescns zerrrssen. Und wie die Volksgesamtbcit sich nicht mebr
iüres Schicksals sublcn darf, so legt srch ein läbmendsr Zwang ,gi
zersplitternd aus die Tatiraft ied-S Einzclnen. Anch dcr ^
vcrgrribelt N.h in Zwcrscln, ob anf solchen Nicbergang nocki
ncuer Aufslieg solgen kann. Eine derartige Zeit ist kein g>inst>srr 'tzr»'
boden für die Enlfaltung von Vollnaturcn. Daber vcrzstteln
zntage sslbst bsrvorragende Talentc anf allen Lebensgcbieien in nr „si
müdsm Svezialistentum und lasscn die schöne Rundung vicliem» ^
kräftiger Wirlsamkert vermissen. Zlber ben tiefgesunkencn Glaubc» , ,,t
u n z c r st ö r b a r e F-äbigkert dcr Nation zur W i e d c r a > jKj»»'
verma-g nur der Anb!ick ganzcr. gcschlosfener Pcriönlichtoiten a"'A,ker
die noch ungebrochen nebcn ibrem erfolgrcichen Tagwerk steüen-
ibren Ebrentagcn zu gsbenken. ist darnm mebr als iePflicht desE»> ^x>
Erne solcbe tröstliche Ericheinnng ift CorneliuS Wilbelm
von Heyl zu Herrnsherm, der am 10. Febrnar 1923 iein 80.
vollenden wrrö. Auch unsere ebrsurchitAoie Gsgcnwart kann Hck«.
mit der stumpsen F-cststellung vorübcrbgsten, dah bier ein glnckbl!>t>^fli»"'
industrieller, Feudalbcrr und Parlamcntarier am Ende iciner
siebe, um nur auf die Trümmer seiner Errungenickm-iten zun'cktn'
Nur arobe Sinne werden vcrkcnnen, -ah der grsii- Jubiiar >n s" , 0»"
Schaisfen einen Bau von innerlich gegründetem Bcsland auisctU'' xj»>
Nicht 1>ie eritauntiche Viel'fältigkeit seines Wirkens bestimmt >n effNj,
dcssen wahrc B-d-utung. nicht bic Feinheit. Krait und ZSM Ss',
Wollcns nnb Bollbringcns: iondern vor allem die b a r rn 0 n i i »>.7 ^»te>
flechtung jeglichen T u n s zu einem klarerfahien Gciamtzicl, E.
ordnnng eincr fchernbar vcrwirrcnden Fülle von Einzelbetntigunsr stsck
böber«, fortwirk'enide Jdeen. Freibcrr von Hcyl stand immer
Fühen auf denr Boden der Wirklichkeit, aber mit dem Ebrgeiz,
Zwecken dicnstbar zu machen. Umgekebrt lich er seincm P W'.,",»
gcistigen und kulturellcn Drange nnr insowcit freien Lani,
bawerbaften SchSviunse«, L«m Gemeinweien znr .Förderung , qrlic'.z
Schmucke, vcrdichten konnte. So zeigt er sich ani ieincn iämtllck>rn ' „ ,l
gebicten, stets mit Aihlem Kopf und warnrern Hcrzen, stets be>o>
vorwärtSdiän-gcnd zusleich, als praltischer Jbealist, als rcaler ,
Dieie so seltene Verbumdenbcrt crlesener Eigenschasten tritt bei 8-»,-
balben bervor: sie prägte seincn Rang als movSerner wirklE S,
eines WÄtßauses, als unvergehlicher Mäzen Lcr Heimatstadt
echier StaatSmann in der Ersten Kammer Hessens, als fübrenuer
volitiker im Rcichstag.
Den Fernerstebenöen ist er wobl zunächst als SenrorKck dsk
ier Lederwerke bekannt, di« längst cinen intcrnationalen
Eine Gründung scines Grvhvaters, verdanlsn sie ibre rrnsea»
wicklnng vornehmlich ibm selber, der sre — »ock, ein Jünalinn,^
scchzrg Jahren nach dem friiben Heim.qang seines Vaiers nvern»v^jj >'»
gewaltigs Erfolg tst ans die ngtürliche Begabuna, dre Pnnktt>>» ^f ^
Tatkrait unseres Jnbilars zurückzufübren, nicht zuletzt aum ^ >^
Scharfsinn, womit er auf seinen zablreichen Auslawdsreissn ,»S
nische Errllngenschlaften und Organisaiionssormcn zu crfaiien
iie dann zn libcrflügeln. Aber er bcgnügte ü-ch nicht mit
feiner Habe, sondern war von Anfang an b-estrebt, auch allen el" -t
, auck, ek'j-gt
angeneüm L-,zse»S-: .,»<
neten Mitarbeiter» dre Tätigkeit in seinen Fabriken anseneo« L»se>»'.,..
lick, zu machen. Hierin folgte er als Erbe cinem vornebmcn Arbc'tzck
ierner Kanrilie, Lenn schon im Fabre 1848 batte sein Voriabr c>>!» .hrß. „g
krankewkaise gegründst: 18S8 wurde zunr Gedächtnis des „„el!t>'>^!il
Fa-brik die Pensionicrung arbeitsunführg gewordener Werkam.^z i> ß
1872 die Zablung lebcnSlänglichcr Witwcnrenten cinaefnürt, ? si. -' i-
ben Mi-tteln des Hauscs obn« ieglichen Bcilrag der Arberteri« > g!r>d,l<
bie zablrcichen sozialvolitischen Einrichtungen unter der Leitu>w sos>j,»
n jeweils Len von N-ich um-d Staat vorgeichr>»vi"
D"..s'e'lxer
Jubilars gingen
polittschen Matzn-a-hmen bange vora-us. ...
unüb-erseb'bar find, soll A-er nur an Lie Einfübrurrg des 8Äst»u ,,
beitstages in den Heylschen Werken im Jahre 1806, an öen 7>dlrbkjcht
retcher Wvhnbäussr, Bildungs-anstalten, Kindergärten für >>>7 .MS»ljf<
denen auch Acker- und Gartenland gegen ckne blotze Anerkcrrnjin^jc»'
vervachtet wirö, und an Lie.ins Jaür 1877 zurückrei-cheirde
tung znr fachlichen FortAlduna der jungen Leute erirrnert >veroc ' z'
Datz Freiherr von Heyl im R e i ch s t a g, dem er .s^«r 0 r'"-est
imit einer Unterbrechurrg von 1881 bis 18SS) für den Wahlkreis -^jKt .
lengncte, rst selbstveritändlrch. Wie er in sein-en Werken d-ie.
Hevvenbeim-Wimvien angebörte, dresen rrobeln Z»S
l i ch e G l e i ch b e r e ch r i g u n g aller Nrbcitnehmer M>t ^Kr»/'j<
stets durch die vorbildliche Tat anerkannt, so kämpsie er iür diest»,, l!»"',»
satz unablässig als Parlamentarier. Da ibn trotzdem bämische/s> K-i'
liche Gegnerschaft dcr -Sozialdemokratie noch heute als „Sch<">'Mri>lN,»<
verunglimpfen sucht, so wird es nützlich sein, einiges aus der
beit dsr Reichstagsakten ru entrsitzsn. Gelegentlich der Bcrat"" ^
trägen berr. Errichtung von Arbcitskammern, die dem F'-e'M^^xn 'F
Versöbnung des Gegcnsatzes zwischen Unterncbmern und -'<^7 ^,it
am Herzen lagen, geriet er als sortaeschrittener Sozialpolit>>^„
Freiberrn v. S t u m m - H a l b e r g in cin sehr scharfes Rededneij^Ej^
ibn sonst mit Liesem markanten Wirtsckiastssnbrer vielfach übcretu Ms,,-',
Meinungen verbawdcn. Er bielt baran iest, „dah die aestö'm pi>-,a^
berechtigun-g Ler Arbeiter brer im bohen Hanie sank ioniert werm jH
und legte das sür dam-als unb besonders für ihn — muterfor^
kenntnis ab: „Die Zuchtbausvorlage, sie mag ausfallen, wte L«r ^
lehnc sre unbediugt ab, sclbst in der abgeschwächtestcn Form." '«A''
S'oziald-smokraten w'erbcn ibn wciter verieumben, -dernr Lüge» » »<.
alles Unkraut ein zäbss Lcben. ?,»l
Nicht mrnder als die Arberter bat Landwirtschaft
werblichcr M i t t c l st a n d allen Grund, dem F-reiherrn :„<<
dankbar zu sein. Er betrachtete stets d-as Bölksganze als einen i»' A.-eH
Organismns, dcr nur gesund blerbcn kann, wenn ieine sämtlr«»
xehegt und geschützt werden. Er füblte tief bie Nöte des H»"hei»!', S<>>
in dem er den Berufsgenossen ieiner Boriahren ebrts, nnd e>n „>>> ,,»
«nges Verbältnis verband ihn, ien leidensKaftlich Bodcnständige''-Apw, '
LanLwirtschast. Die Hcima streue und das Bsftreben, die engr ^
„Ein Bauernhof, das -sollte ein Bauernhof bleiben "s,
gottergebenen B-eruf erfüllen. Geht doch. meinetwegen lU'ist ö"
Alfanzereien an d-en Eardasee! Die eig-ene Faulheit und "
der anderen züchtet Jhr auf." »ehed'.i!'
„Grünschnabel!" sagte die Tante schroff und lietz ihn 'n
Frau Maria hatte fich mit dem Major vsrlobt. Er
rechter Glücksritter, kam im Automobil gefahren und nlU"^e>a"
Maria dem Baron Rsdern einen förmlichen Antrittsbesuch- .<
freilich nie erwidert wurde. . . ^
Das Automobil war den Dörflern ständig ein Anlatz
gierde und Ves Zornes. Einmal rannte es wild gsworden " ^ o',
Tore gegen die Linde und wäre beinah« zerschmettert. 7-^ >"»
breite Lindenstamm schüttelte es ab wie einen lästigen „oE's
Zeiten, welch« Agi"'
murrte leife über die Narretei der neuen ^eiien,
Eeländer an alte Höfe klebte und Ställe, Scheunen in ^
schlug.
Mit diefem Antomobil sind sie beide, Maria und jv,
eines Herbsttags aus dem Dorf gerast und nicht wiedergcl^^re^
Elocken läuteten im deutfchen Lande. Man feierte den h-^
tag des grotzen Sieges llber Napoleon, und der Deutsche Kao^p
strahlend in Leipzig Heerschau, Völkerfchau. Die toten
ihren Eräbern lauschten auf Len lauten, frohen Herzschlag des -
Demschlands unter seinem Kaifer. War Deutschland denn a>'-
der Welt geworden? War denn schon der unendliche d
deutfchen Kriege, Mühen und. Nöte gekommen, das Kaiscl"
ewigen Friedens angebrochen? — .
Die alten Eräber in Deutfchland lauschten und d>e jxde',
Bäume über ihnen. Auch. die W-cberlingliude spitzte >»>>
Blatt auf das Elockenhallen und war doch noch nicht hunde>» ^
alt. Jhr sch:en dics Prunlen und Prahlen unverständlich- dkst
llnd sie wartet« auf dic Rückkehr der Weberlingfran > ^ '.h
Teufelswagen des kriegerisch aufgeputzten Brüuligams. H
drei. Braut, Bräutigam und Teufelswaien, sie lagen zerschtua" ste>
weiten Land auf einer nächtlichen Stratze . . - Die Linde
Sie fah das Früulein Maria Andrea Weberling in Traue»'
- - - - - . - _ - . . . Landrat
heimkchren vom Eenser Ses, Der Pastor und der
ihr zur Vormündsch-ast bestellt. Alt und grau war der .§1
worden, ein ernster Mann, d-er viele, schwere Worte von V
und Verfall zu Maria Andrea Weberling sprach. , „0 ^
Aber sie schüttelte nur den Kopf. Was kann ich dazu >'»"'
bin, wie ich bi'n.
Die alte Linde wartete auf etwas das sie ahnte, ab'-
auszusprcchen vermochte. Sie rauschte in den Nächten »or ,r
An- reas Fenstcrn, sie raunte am Taas, wenn das MLdch«o.Z»
goldgeländerten Verand-a satz. Der Wlnter kam und mrvin-'',,^^
nensn Frühling schmückte sich die alte Linde mit eincin
grünen Kleide. ,„t.)
(Fortsetzung l^"