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Badische Post: Heidelberger Zeitung (gegr. 1858) u. Handelsblatt — 1923 (Januar bis Juni)

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Nr. 31 - 58 (1. Februar 1923 - 28. Februar 1923)
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fang Fsbruar 16191 Tonnen gegenüber 26 615 Lonnen Anfanz
Zanuar und noch 17 VV9 Tonnen Anfang September.

.AranzöWrr Vauemsang im Mhrgebiet

Jm Ruhrgeüket geht die sranzöstfchs Propaganda um. Jn aller
Herrgottsfrühs i»srgens oerteilen jranzöstfche Sotdatsn und Agenten
gedruckts uno ».ft der Schreibmajchine vervieifältigte Flugb^tter.
Eeneral Degoutte und all die anderen grogen und kleinen Befehls-
haber verfuchen, unterstiitzt von französifchsn Ministern und Zeitun-
gen, dsr Bevölterunn tagtäglich einzureoen, Franlreich woüe nicht
von den Arbeitern, ,ondern von Len K a p i 1 a l i st e n „Pfänder"
nehmen, Frankreich wolle im Eegenteil den Arbeitern helfen. Der
Zweck diefes Eeneralangriffs auf die „Einstcht und Klugheit" der
Arbeiterfchaft ist mehr als durchstchtig: der Widerstand gegen
die militärifche Gewaltaktion foll unterhöhlt, die Arüeiter-
fchaft aus der gemeinfamen Abwehrsront abgefprengt wer-
den: nach dem belannren Erundfatz der sranzöstfchen Politik:
jchwächen, um zu vernichten.

Die Flugblätter beginnen meist mit einem Hinweis auf die
ärmen, verwüsteten Eebiete Franlreichs, wslche die deutsche Regie-
rung wiederaufzuLauen sich weigsre. Die Franzosen glauben ofsen-
bar, die deutschen Arüeiter hätten vergesfen, datz wir in Ver-
sailles hundert Eoldmilliarden uno vollständi-
gen Wiederaufbau der zerstörten Eebiete mit deutschem Ma-
terial und deutfchen Arüeitskrästen anboten. Frankreich lehnte ab.
Ebenfo lehnte es die wiederholten Angebote der deutschen
E e w e r k s ch a s t e n ab, durch deutsche Arüeiter die grötzten Teile
der Kriegsgeüiete wiederauszubauen. Auch ein Angedot Ameri-
kas zum Wiederausbau gleich nach Beendigung des Krieges wurde
von Frankreich ausgeschlagen. Länger als ein Zahr haben Lie sran-
-zösischen Jndustriellsn ^ die Ratifizierung des Wiesbadener
Abkommens, das eine ausreichende Belieferung der zerstörten
Eebiete zum Ziel haite, hintertrieben. Deutschlanü bot
40 000 Hotzhäuser, — nicht e-nmal ein Dutzend nahm Frankreich an.
Die französischen Eewerkschasten taten alles, um den
Widerstand der sranzösischen Jndustrie gegxn die Wiederaufbau-
Angebote der' deutschen Regierung ünd Gewerkschaften zu brechen.

. Umjonst. Die franzüsifche Politik wollte die „osfene Wunde" erhal-
ten, die Jndustrie wollte in dem Wiederausbau sich ein aewinn-
bringendes Eeschäft auf Jahrzehnte sichern. Nicht Deutschland
trügt die Schuld, dast heute noch der grögte Teil Nordfrankreichs
in Ruinen liegt, sonoern allein die französische Politik.

„Mit grotzer Üangmut warte Frankreich ssit Jahren auf Zah-
lungen uno Leistungen." Haben wir nicht gezahlt und geleistet b:s
zum Weitzbluten? Die bisherigen deutschen Gesamtleistnngen aus
dem Friedensvertrag in Lar, Sachleistungen und Wsrten (ohns
Kolonlen) erreichen die ungeheure Summe von 4 5 Milliarden
,Eoldmark! Jst es die Schuld Deutschlands, wenn die Schma-
rotzerarmee am Ryein ünd die ungezählten Kommissionen in Deutsch-
land bisher mehr als 5 Milliarden Eoldmark verschlungen habsn?
Mit den Kosten, die eine Kompaqnie dieser Amüsterarmee im Iahr
verschlingt, hätte ein ganzes franzüsisches Dorf wieder-
aufgebaut werden können.

Die deutsche Regierung treibt eine Finanzwirtschaft der
Vergeudung, wird weiter behauptet. Das soll ein deutscher Be-
amter glauben, desten Eehalt von Monat zu Monat immer weniger
reicht, das nackte Leben zu sristsn.

Das llnverfrorenste aber ist die Zumutung der französischen Pro-
paganda, die deutschen Arbeiter sollten an die „Hilse" Frankreichs
glaubcn, Eben sind die gesamten 75 000 deutschen Vergarbeiter der
Eaar in den Eeneralstreik getreten, weil sie mit den bishrigen

> Löhnen. nicht mehr leben können. Jhr Arbeitgeber aber
! i st —.d er sränzösische Staat. Warum hilst er nicht? Siche-

rung einer ausräichenden Löhnung wird den Ruhrbcrg-
leuten verjprochen, aber den deutschen Saa'rbergarbeitern wird sie
verweigert. Aus politischen Eründen hat man den Saarberg-

> leuten Änfang 1920 Fcankenlöhnung beschert. Eine Zeitlang ging
es ihnsn darob sehr gut. Aber mit den Franken kam die Teuerung,
kamen Absatzstoaung und Wirtschaftskrisis. Was tat aber die sran-
zösische Bergverwaltung? Sic baute die Löhne a b. In den
Iahren 1921 22 wurde den Bergleuten ein ganzes Drittel
ihres Lohnes nach und nach abgezogen.

Die französische Proxaganda Lehauptet, Frankreich wolle helfen,
die Sozialgesctze zu erhalten. Ausgerechnet Frankreich, das sozial-
politisch riickständigste Land Euroxas! Wie steht es damit im Saar-
ebiet? Vis jetzt vermochten die Vergarbeiter nicht die Einführung
es Betriebsrätegesetzes zu erreichen. Die Lasten der Sozialversiche-
rung liegen zum grotztsn Teil auf ihren Schultern. Die Abgaben
für Sozialversicherung und sür Las Eezähe betragen im ganzen 12?L
des Lohnes! An Miete für die Erubenwohnungen müssen 30
bis 50 Fr. pro Monat gezahlt werden! -

So fieht die „Hilfe" Frankreichs in Wirklichkeit aus. Die deutsche
Arbeiterschaft weitz nur zu genau, was ste von den Franzosen zu
erwarten hai. Sis lätzt sich nicht ködern: ihr zäher Abwehrkampf
im Ruhrrevier beweist es jeden Tag auss neue.

Der Neichsprafident zum Tode SLammingers.

Berlin, 11. Febr. (Wolfs.), Der Reichsprästdent hat anlätzlich
des Todes des ausgewiesenen Regierungsdirektors

Vilvrr vvm „eroberlen" Ahein.

Don Ludwig Kapcller.

Düsseldorf, Anfang Februar.

^Masienverkchr."

Der Hauptbahnhof von Düsscldoif liegt verödet: in den Näumen,
mo sonst Reisende sich drängten in lärmender Ungeduld, scharrsn die
Liufe französischer Pserd«. und di« Schalterhallew wurden zum Stall.
Sechs Dahnsteige, über dic sich, vor ein paar Tagen noch, schwarz die
Flüten des Reiseverkehrs wälzten, stnd glatte, steinerne Brstter, nnd
die Eleise, sich jchämend ihrer Untätigkeit, hülltcn stch in roten Rost.

Ps^tzlich, an einem Vormitiag, süllt sich dcr Bahnsteig mit Uni-
formen rauscht in Len weiten Bogcn der Halle Dröhnen und
Stampscn: ein Zug rollt hercin: aus den Fenstern der Wagen winkt
es mit hundert Händen. blinken Eewehrläufe, glänzen Litzen und
Mützen: es guillt aus den Abteilrn cine Cchar von Unisormen:
sie treten an und treien ab; sranzösischer Truppentransport... Von
neuem stöhnt und stampft os; der Zug gleitet hinaus, von neuem mit
Poilus beladen, die winken und rusen. Fünf Minuten sgäter kommt
wieder ein Zug, und wieder Winkcn und wieder Soldaten, und an
den Wagen der Wunsch „Vivs Is. branov!", und andere Wünsche,
leuchtend in Kreideschrift: ,,-ä lZerliii" — Und SolLaten, immer
wieder Soldaten, ein ganzes Heer rollt durch den Bahnhof: immcr
neue Züge, kommcnd und gehend.

Und der kugelrunds OLerst wendet stch an die Kurbelmänner aus
Paris, die den Mastenverkehr filmen: „Nun, meine Herren?! Und
ba Lehauvten die Deutschen, wir brächten den Eisenbahnbetrieü nicht
in Schwung!"

Die Kinooperateure lächeln diskret.

Aber die deutschen Eisenbahncr. die, nnten in den Stratzen, dle
Stätte ihrer Arbeit umkreisen, lachen aus ihrer Erbitterung laut
heraus: denn sie wisten: was da so zischt und faucht und pfeift, das
ist eine alte, wackelige Nanaierlokomotive. die einzige, die den „Er-
oberern" in die HänLe fiel; die fährt nun aus und ab mit ein xaar
Magen, hinein in den Bahnhof und wiedcr hinaus, alle fünf
Minuten. und der kugelrunde Oberst hat eine 'Kompagnie gestellt als
„Komxarserie".

Das ist der „Mastenverkehr von Düsteldorf". der in den Pariser
Kinos Stürme her Vsgeisterung wcckcn wird!...

!°!! Drr Dricflasten.

Sie haben Len „Siahlhof" besetzt; und wo sonst. in dem riestgen
Eebäüde tausend fleitzige Hände sich regten, lümmelt stch jetzt dis
franzöfijche Militärbürok.ratie. Im Flur leuchtet friedlich der blaus
Postbriefkasten: aber kein Vries fällt raschelnd hie Stockwerke hin-
untsr in seinen Cchotz; die Franzoscn schreiben keine Briefe, die
schreiben nur Befshle und Requisitionen. Und was ste auch schreiben,
werm sie auch Brieje schrieben: niemaird würd« sich run sie kümmern.

Siamminger fokgendes Beileidstelegramm an den-Okerbürger-
meister in Heidelberg gerichtet: „Die Nachricht, Latz der in
bruialer Weise trotz schwcren Leidens aus der Heimat
verjagte Regierungsdirektor Stamminger Lort verstarb, bewegte mich
tief. Ich bitte Sie, die Familie dieses in treuem Dienste
fürs Vaterland gebliebenen verdienten Deamten meiner
aufrichtigen Teilnahme zu versichern. Ebert."

Sit Zreue der pofldeamten.

Das GcMmis der Wrcsbadeüer. — Eine Berliner Ämldgebung.

Eigene Drahtmeldung-

Wiesbaden, 11. Februar.

Da die Knebelung jsglicher Pretzfreiheit die Zeitungen Les be-
setzten Esbietes unter schärfste feindlich« Vorzensur stellt und die
Rheinlandslommijsion einfach das Anhören Leutscher Beschwerden
verwsigert, wenden sich

die Wresbadener Postbeamte«

mit folgender Einspruchserklärung an die breite deutsche Oeffeni-
lichkeit: Die Beamtenausschüste und BetrieLsräte der sämtlichsn
Post- und Telegraphenämter zu Wiesbaden als di« berufenen Ver-
tretungen sämtlicher WiesLadener Post- und Telegraphenbeamten
und -angestellten erheben schärfsten Einspruch gegen die
hinterlistige und brntale Verhaftung des Oberxost-
direktors Frosch und des OLertelegrapheninsyektors Hamel, die
einzig und allein ihrer Dicnstpflicht gemätz handelten Die Be-
amtenausschüsse und Vetriebsräte srklörsn im Namen sämtlicher Be-
amten und Angestellten, d!e gefchlossen hinter ihnen stehen,
datz sic alle in Ausfiihrung ihrsr beschworenen Disnstpflicht un-
beugsamen Widerstand gegen alle Anordnungen leisten wsr-
den, die rechtswidrig sind. Das Schicksal der Herren Frosch und
Hamel wird allcn erst recht ein Ansporn sein, nur das zu
tun. was das Vaterland und die Reichs- und Staategesetze von rhnsn
verlangen.

»

Die höhere Postbramtenfchaft des Vezieks Berlin-Potsdam

veranstaltete eine eindrucksvolle Kundgebung. um den AmtsbrüLern,
die a u f v o r g s f ch o b e n e n Posten im Einbruchsgebiet für das
deutsche Volk kämpfen, zu zsigen, Latz die Beamtenschaft des unbe-
setzten Eebiets mit ihnen fühlt. an si« idenkt und mit Stolz
auf sie Llickt. Als Hauptredner des Abends erörterte Oberposttat
Dr. Schwellenbach die Frage, ob das deutsche Volk bei seinem
moralischen Wlderstand oegen die brutale Eewalt des sranzösifchen
Militarismus zuversichtlich auf Erfolg rechnen könne. Er wandte sich
zunächst gegen die Phrase vom „Untergnng des Abendlandes" und
sagte, die Jdee des moralischen Widerstandes müsse
sisgreich sein, weib sie d!e Idee des Kulturlebens
selbst sei. Denn dieses ses nicht ein Kampf ums Dasein, sondsrn
ein sittlicher Kampf um die geistige Selbstbe-
hauptung v.nd um die Befriediguna des Erundbedürsnisies dss
menschlichen Geistes, des Bedürfnisses nachWah rh e i t und Frei-
heit. InLem Frankreich das sreiheitsliebende deuische Volk zu
Frondiensten zwingsn wolle, verstotze es gegcn die elementarsten
Lebensgesetze und müsse notgedrungcn daran scheitern. Dis zünden-
den Worte lösten in der Versammlung tlefe Ergriffenheit aus und
festigten dsn Entschlntz, alles fllr die Amtsbrüder zu opfern. Eine
Entjchlietzung in diesem Sinne wurde angenomimen. Mit dem Ab-
singen des Deutschsandliedes schlotz die feierliche Kundgebung.

Llmbjldung des bulgariWn Kabineits.

Sosia, 10. Februar. Der Oberste Rat der Vauern-Bundesparisi
Leschlotz, nach Anhörimg des Exposees des Ministerpr8si>denten über
die Laae, datz das Kabinett zurücktreten solle, und beauftragts
dcn Ministerpräsidenten Stambulinski mii Ler Vildung des
neuen Kabinetts. Der König gcnehmigte die won Stam-
bulinski vörgelegte L'ste, wonach das Kabinett sich folgendermatzen
zusammcnsetzt: Ministerprästident, Minister 'des Aeutzeren und zeii-
weiliger Kriegsminister Stambulinski, Iustizminister und
zeitweiliger Finanzminister Ianew. Landwirtschafsminister und
zeitweiliger Minister des Jnnern Obbow. Minister für öfsentliche
Arbeiten und zeitlöeiliger Eisenbahnminister Bakalew, Unter-
richtsminister Omarichewski und Handelsminister Nodolow.
Aus dem Kabinett sind der Minister des Innern Daskoalew, der
Finünzminister TurkaIew, der Kriegsminister Tomow -und der
Eisenlahnminister Nanolow ausgeschieldcn. Das neue Kabinett
wird allmälich ergänzt. Wie d!e bulgarische Telegraphenagentur
meldet, hat sich nach Lösung der Kabinettskrife die Stellung des
neusn Kabinetts Stambulinski gesestigt. Das neue Kabinett werde
di« gleichs Politik des Friedens und der freundschastlichen Beziehun-
gen versolgen wie das frühere Kabinett.

»

Wie d!e bulgarische Eesandtschaft in Berlin mitteilt, entspricht
die Meldung der „Erazer Tagespost" von einem Mordanschlag

Zwei Stunden, nachdem der Slahlhof erobert ward, kommt ein
Vriefträger des Wegs, geht schnurstracks auf den Briefkasten zu. Die
fran.zösischen Posten reiben stch die Hände: die deutschen Postbcamten
langen an, vcrnllnstig zu werdcn! . . . Dsr Mann mit der Postmütze
Lesieht dcn blauen Kasten. holt di'es und das aus dcr Tasche, arbeitet
eiftig, eine Dierielstunde lang. Plötzlich wcrden die Poilus ausmerk-
sam: der Kerl schraubt den Kasten ab! Sie rufen ihn an: er zuckt
die Achseln: im Schatten geschlifsener Dasonette verlernen deutsche
Postbeamte ihr Französisch.

Da stürzcn sich zwci, drei aus ihn: fünf. sechs kommcn dazu; ein
Dutzend Futztritte bearbsiten ihn, Kolbenstötze bringen ihn auf dsn
Weg: zurKommandantur. Der Eeneral Devignes brllllt den rühmvoll
Eesangcnen an: „Wie lönnen Sie die Vesehle Ihrer Behörde aus-
führen!"

Der deutsche Postbcamte schüttelt fehr ruhig den Kopf: Tch
habe keinen Befehl ausgeführt. Ich habe auf eigene Faust gehandelt.
Ich tat mcine Pslicht. ."

Der Franzose donncrt von nouem los.

Der Briefträgcr lätzt stch nicht einschüchtem: „Ich tat nur meine
Pflicht, Herr Eeneral. Ich bin B e t r i e b s r a t und mutz den
andern mit gutem Beispiel vorvngehcn. Das jst so llblich bsi uns in
Deuischland, Herr Eeneral!"

Der Herr Eeneral ist einen Atemrug lang fasiungslos; dann cr-
innert er sich der Pariscr Marschroute, funkelt Zorn über seine vor-
eiligcn Poilus und entschuldigt sich: „Bitte, Sie könnsn gehen, Herr
BetrieLsrat; es war naillrlich ein Irrtum, datz man Sie festnahm!"

Der Postbeamte ballt die Faust in der Tasche, wo die Knochen
ihn schmerzen: die Prügel kann er vorläufig nicht zurückgeüen:
die wird er sich merken: und wenn ste noch so schön tun mit ,^6e-
triebsräten". Er kennt scine Pflicht!

Und in der folgenden Nacht sollen noch veischiedene Brisfkästen
verschwundsn sein, dis die Franzosen „erobert" hatten...

*

Herr Smeets.

Leider kennen sie ihn nicht alle von Angestcht zu Angestcht; er ist
sxarsam mit seinem Porträt. Es könnte vielleicht. in der Vetrachtung
Ler deuischen Rheinländer — cin Steckbrisf werden. Er ist auch nicht
sehr leutselig: stets umschwärmen ihn, wenn er ausgeht oder reist, die
treuen Begleiter seinsr „Ehrenwache", die ihm das glorreiche Frank-
reich stellt. Wenn ihn die einmal aus den Augen lietzen, würd« cr
vielleicht einmal mit blauem oder braun-gcschlagenem Auge zurück-
kehren ...

Herr Smeets hat von Holland aus dem deutschen Krreg zuge-
sehen: und jetzt sieht cr aus der innigen französischen Umarmung dem
deutschcn Abwehrkamps zu. Nicht so passiv, wie damals als Deser-
teur der deutschen Armee: er rcist im Lande umher, in jeder de:
rheinischen Städte seine Verschwörergild« um stch versammelnd. Das
sind fast alle: Gemüschändler.

Die Vorliebe für Gemüsshändler hat ihre eigene Vewandtnis:
die ftehen auf den Märkten hinter ihrem Korb, und die Hausfiausn

d-N/zi,

> auf dey Ministerpräsidenten Stambulinski nicht ga«Z ,
aaM. Las Ättentat wurde nicht aus der Stratze,

zwar ist am Sonntag abend im Nationa
in Sofia gegen die^M i n i st e r l o g e , in der der Minisief'^küI

Theater verübt und zn

in Sosia gegen die M o».. -c-

mit drei anderen Ministern satz, eine Vombe geschleuder- leS
Obwohl die Bombe explodierte, sind die Minister völlig u si" „ese^
gebliebcn. Der Täter ist noch nicht verhaftet; er wurde aoe- »
und die Polizei ist ihm auf der Spur.

poli'üsche Tagesschau.

Die siichstsche Regiernngsbildung.

Die S o z i a l d e m o k r a t e n des sächsischen Landtags ^
die Einladung der Demokraien zu Ver'-andlungeN »
Wahl des Ministerpräsidenten an.

Eesandter v. Erckert f.

Eottesläsierung!

Wegen Eottsslösterung wurde von dsr Mainzer
der Redakteur Hir s ch^ von ^der Mainzer sozialdeino'^, h^

„V o l k s z e i t u n g" zu 60 000 Mark Eeldstrafe verurteilt-
delt sich um die Wiedergabe eines S p o t t g e d i ch t x
früheren Kaiser in Form des Vaterunsers, oermul^^il
gleichen abscheulichen Machwerks. das auch did Francsurier
ftimme" als besonders aeschmackvollen literarischen
ihren Lesern vorsetzen zu müssen glaubte.

Das neue amerikanische EiuwanLsrungsgesetz.

Der Ausschutz des Repräsentantenhauses für Eimoan^
fragen billigte das neue Einwanderungsgesetz, welches
weitgehcnde Beschränkung der Zahl der in den neü-j
ten Staaten zuzulasscndcn Einwanderer voisieht. Nach »sftg
Bestimmungen follen nnr zwei Prozent statt der bishLE.^zü
ProzenL von Nngehörigen der verschiedenen in den
Staaten vertrstenen Rätionalitätsn zugelassen werden.

lage soll dabei die Volkszöhlung von 1890 anstatt der von ^ ^
den. Die Einwanderungsbcamten jchätzen die Zahl dcr njL, j>»
Eesetzsntwurf zuzulassenden Deutschen auf jährlich 1680^
bisher 358 000.

Aus aller Welt.

l!»

tt eberi'cklwcmv! u uoSkala ftrovbe i« Budapest. Jn Neur>« n ^
bas Hochivafler der Tonau im Lauf« der Nacht ,um SonniaS
Katcnakt In dle Stadtteile am User. T>ie Polizisten und Rettuu^^it^)
schafleu arveitcri seit Mitternacht unausqeiebt. um di« Habfel'
der Bcwohner der üüerschwcmmten Häuser zu bcrg«u. "" "

war cin «röhcr Teil Lcr obdachloscn Bevölrerung bcrcitS uutt^
Jn Altosen steht d«r grötzte Teil drr Schiffswcrstk



Llasser. Das Hochwafler drang auch in die Waflcrwerke von jg
zasmogner cin und verursacht« cine einpsindliche StöruNL^z»
Waflcrocrsoraung der Hauptstadt. Jn dcr Ovcr. sowie in mcbrercn 7^ D
bie kcine cigcncn Hochbruckwaflcreinrichtungcm babcu. konntcn §

ftcllungen stattfilldrn.

Der Tod In br« Fkamuren. Me oojShrige Almosen«Egrd
Jda Zeuge in Bcriin bat aus Nahrungssorpen SctoU
gangcn iudcm sic üao L » sa m i t B « trolen -n ü v c - 1 " ^

i» Brand sebte und flch in bt« Flammen hineinlegie.

Di« Mristrr-Bankuokeufälschcr vo« Lcooe». Bvr deM
Schwuvgerich-t« brsawu di« VerhaEung scgen zcvn F-älfllicr „,,ö ^i-c
notcn. ES war im Aligust vor igen Jahrcs. alö in Wicn „

norcn. wo war rm AngWir vongen xiabrcs, <us in
ichiedcnen Orten Oestcrrctchs falsche F-ünfzigtaiisrriber aiiftaU"„„h fjzil

ivarcn anf Vclinvavicr anf pbownrcchanischcnr Wcge bcvgcstcM.,^',

nntcr Anwcndung vollendcter technischcr Hilfscnittel. Drc Pvisff,«

mnaicr vttlSMirrei. Drc fte,
fcst. iias, cinc BMchcrbande vvn zcbn KSvfcn ihr Unwcicn »'bz

hatte vercitß 190 Sttick dcr Falflfikate in Umlauf ilebracht.

dcftcnS Mll blS 1100 Stück bergestellt. Dic Slmrcn fübrtcn

LbogrUch Enrt'l Pa! ma und tcr Stc>- -

in Steiermark, mo der >-.,>111 vaima uno ---- .

Serdinand Bogel clne llllWgraphische Nnstalt geoachtct
Gesellschast Ler Gcliebteir des BrgÄ! als F-äts<bcrbande etuAtjw ß
Man fand dort auch bie Bvrbcrciturrgen fiir die Ni1s»>>^^„z)t.

slöwaklscher BanLnoten. Woir Palma wnrdc in Erfahrnug
cr schcn i-n deri Jahrcn 1S1S und 1V20 in Bcrlin-Neukölln üU'"
noten zu M und M Mav! nachgemacht unü etwa 3ö<XX> Stück "
hatte. Ein TeM Vieser «Iälkchnngcn ivar so gclungcn, daib /, ,u Ae-
ReichSba.uk sich eiEchloflen haddc. b-ie gutgläubiaeu Erwermk
schädigen. Nach MlltekliM« der deutschcn Behörde gtbt es
kcbichtc der deuchschcn Bauknioteirfütschieiio kein zweites Uiitcrne»
an Umf-lliig uud Gefäüxlichkcit dc» von Palma uud Vog«> zzl s z'

Fälfchnuge» an di« Seite aest-ellt ivrrten kömite. Jm Nove>», a>>
konute Piilina aus Dcnllchland fküchtcn. Er rvirü von Oclt-crr»> §«!>A

gelicfert ivevden. Nvben Palma umd Vvgel sind n-ocü
kein-e Gcliebtr N!axl. der Schlofler SüSchc Citr 0 n, der h s >,,k»
Abraham K n 0 I l. ier Lederwarcn-Erzciiger Salomon M ü v
«nd der Kanfmann Siuion Aakob S c l i n g cr. Allc flnd Judc„-„stc»
verfuchte «S in der Bcrhaiudluug. flch al-s dcn Verführten »>»

Er bekannte flch aücr doch als schwldig.


kommen, immer eine Klaqe crus den Lipprn über die tcucre»^^^
Der Mann hinter dem Korb n'ickt eisrlg mit dem Kopf-'

Mndiamchen, es wird noch viel teurer werden. viel teurer^gfA

Ihr Euch nicht endlich besinnt, und Eure Männer nicht
werdcn... In der Rhcinischcn Nepublik. wcnn wir die .giä'.z
Dann gibt's Frankenlöhnung. und dann, sehen Sis, Mau'ftKi"
dann kostet der Kohlkops keine vicrhundcrt Papiermark, dann

Sie wieder nach Pfenniqen mit mir'" ... , x. >>'»

Darum sucht sich Hcrr Smests überall die Gemüsehänu' tzsin -

-- t>:... c^ ... _i.-^:_/rr.L_ ^

wo er keine findet, da -schickt er cinen soiner Eetreuen auf k>e»
und kauft ihm einen Ecmüsestand. Denn Herr Smeets hat

Latz auch die Liebe zur Rheinischen Republik durch den Mai-^gd.lll
' - . - - ^ EeniüMgiS;

Aber in den lctzten Wochen sind diese friedlichen we,i>»i'.-, g--.
etn bitzchen mürrisch und einstlbifl qeworden: der Schwatz
mehr rccht in Flutz kommsn, und manchmal hat auch das ,,I
Eeschlecht" derbe und schlagfertige Fäuste...

S->

„Liebcr Postbeamter."

Nicmand darf den Vahnhof Oberhausen befteten.
wurde er „erobert", datz man noch drei Paketwaqen stehe»
n'-utzte drei Wagen, angefüllt mii Paketen, Liebesgaben der
üieimat an die „Beietzten", Sendung>en aus Amerika, den
ländcrn und der Schweiz, mit Millioncnwerten, denn sedel
enihielt rund 2000 Pakete. Di'e stchen nun unter scharfer fra»'
Bewachung.

Aber eines Morgeng entdecken dentsche Postbeamte: die ^ ^,c-
sind crbrochen, ausgeraubt; von zweicn dcr Wagcn ist nich'» zs!».

übrig, nur im dritten blieben noch ein paar hunderi Pakete-
-begibt sich zum französtschen Kommandanten:. der zuckt die

„Eeht mich nichts an! Werden Eure eigenen Langiinger
sein!" — Die deutschen Postbeamten xackt die Wut: und fl°
Beweise: unter den Ncsten der bcraubten Pakete sand »u»"
ftanzösische Uniformhosc !... .

Und unter den beraubten Hüllen fand man eine, die aus
gekommen. dke von Kinderhand diese Worte trug: „Liebsr
beamter, bitte, bestichl' dies Paket nicht. cs ist eine Liebesga^'g^

Die französischen Nöuber haben eine Entschuldigung: 2^> i
stehen nicht deutsch. Dafür verstehen ste daS Rauben umso befl^

,Znr Sichcrheit der Desatzungstruppen . .

Das war vor dem „friedlichcn Einmarsch ins Ruhrgeb!«^^

etwa fllnf Monaten: da kommt ein Herr crregt auf das
amt von Düsieldorf, cincm grotzen. dicken Brief unterm Arm(
Postd-rektor, dieser Brief ist geöfsnet worden!" — „Das wll"
französische Zensur gewesen sein!", erwidert nicht sehr iibcrr-l>chsi,l>:
Beamte. — „Nein. nein." der andere schüitelt energisch de».^i>
„dann mützte dsr Verschlutzstreifen der Zensur... Aber seh->.'h,jc>j,
dieser Bries komint aus Amerika, enihält ungeheuer '»>"
Material über unserr Landelsbezichunaey. über upsere E>u°

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