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Badische Post: Heidelberger Zeitung (gegr. 1858) u. Handelsblatt — 1923 (Januar bis Juni)

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Nr. 31 - 58 (1. Februar 1923 - 28. Februar 1923)
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https://doi.org/10.11588/diglit.15611#0342

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die doch dazN Lerufen ist, dke Waffe zu führen, und die auch gewillt
wäre, es zu tun, wenn nlcht das Kräfteverhältnis von vornherein
jeden GeLanken daran, wie der Reichswehrminister jagte, als „Ver-
rücklheit" erfcheinen liege, — ist das zu verwundern, sind Wallungen
des nationalen Ehrgefühls schon „nationalistische Treibereien"?

Es ist in der Tat eine fiirchterliche Zumutung, gegenüber dem
himmelschreienden llnrecht, Las an uns verübt wird, immer nur die
Faust in der Tasche ballen zu dürsen und beständig die nüchterne
Ueberlegung vorwalten zu lassen. der Gedanke, Eewalt mit Eswalt
zu erwidern, sei Mahnsinn: es ist eine fast über Menschenlraft
gchende Zumutung, und es sollte daher Verständnis dafür vorhanven
sein, wsnn einmal doch die Leidenschaft überschäumt, und es sollte
vor allem Verständnis dafür vorhanden sein, dajz aus einzelnen Vor-
kommn.ffsn, die zeigen, dah die Eeduld n-cht überall im gleichen
Matze vorhanden ist, keine grotze Angelegenheit, datz vor allem der
Reichsregierung keln Vorwurf gemacht werden dürse. Sie lann es
nicht verhindern, datz der Eedanke des Selbstschutzes immer w'eder
hervortritt, denn es ist der natürliche Eedanke. Es wäre ein Jammer,
wenn eS anders wäre, wenn das deutsche Dolk bereits so unmänn-
lich geworden wäre, datz es gar nicht mehr daran dächte, sich zur
Wehr zu setzen. „Nichts macht den Menschen erbitterter," sagte der
Rsichswehrminister sehr richtig, „als sich ungerecht behandelt zu
sehen." Eine moralischs Abrüstung also in dem Sinne, datz man
überbaupt an Widerstand nicht mehr denken solle, wie es unserc
Pazifisten zu wünschen scheinen, ist bei einer Politik, wie sie Frank-
reich uns gegenüber verfolgt, ganz unmöglich.

Das alles ist so selbstverständlich, datz es sich jeder eigentlich
selber sagen sollte, und es wäre daher das Richtige gewesen, wenn
diese ganze Besprechung vermieden worden wäre, schon deshalb, weil
fie uns im Auslande nur schaden kann. Es bleibt immer etwas
HLngen. Der Reichswehrminister Herr Dr. Estzler hatte in seiner
Antwort gewitz deutlich gesprochen, hatte die llnhaltkarkeit oder das
llebertreibende der Vorwürfe in ausgezeichneter Klarheit nachge-
wiesen, hinterher wurden dann doch Kommentare daran geknüpft,
und zwar besonders ausführlich in der „Frankfurter Zeitung", die
besagten, die Sache müffe noch klarer gestellt werden, d. h. fie
müffe noch breiter getreten werden, damit sie nicht von der Tages-
ordnung verschwinde, so datz sich schlietzlich die Meinung festsetzt, die
„Rote Fahne" habe doch wohl recht!

Das deutsche Erbübel: die Lust am Hader und am Streit! Wird
es sich auch jetzt wieder durchsetzen? Wird es die Einheitsfront, die
vielen von Anfang an als eine Eefahr für ihr Parteibonzentum er-
schien, und die vielen heute schon zu lange dauert, erschüttern können?
Wir haben die Zuversicht, Latz es nicht geschehen werde. Die Re-
gierung tut ihre Schuldigkeit. Sie hält feft an dem, was die Ehre
«nd das wahre Jnteresse des Reiches erheischen, und die Lberwäl-
tigende Mehrheit des deutschen Volkes ist erfllllt von der Ueber-
zeugung, datz der Weg, den die Regierung geht, und zwar geht, ge-
drängt und getragen gerade von dem Teile unseres Volkes, der am
unmittelbarsten betroffen ist, Ler einzige Weg ist, der gangbar ist,
so lange der Feind im Lande steht. rs.

Fsststellikim-en geZt Vervor, »aß öt- morikanische Regisrun!, sich auüer
Stande sietzt bei Le» Lage ber Dingc iveber dirckt noch indirekr arr dcr
Fsinftcn PanaMerikanischc» Konferenz teilzunehmen."

Sas Grgebni» ihrer RaubpolM.

Der Ertrag der produktioen Psällder.

Eigene Drahtmeldung.

Paris, 26. Februar.

und den Kommunen gegebenen Dnordnungen Folge leisten ^jjjjE
Wir ertlären, dah uns im Falle einer Besetzung auch eine «

Reitpeitsche nicht zwingen tann, den unberechtigten Befeh.teu
sranzösischen oder belgischen Regierung Folge zu leisten. AE
bis zum letzten Mann und letzten Atemzug zum Schutz der
rung unseren Dienst erfüllen und nur den Anordnungen'der «e
Behörde Folge leisten. Wir fühlen uns eins mit der ge>aMlv
amtenschast des besetzten Eebietes und werden als deutsche
und Diener des Staates mit der gleichen Entschloffenheit de"^te»
zösischen Eswalthabern entgegentreten. Die Pflichttreue der -ve M
schaft des neubesetzten Eebietes ioll nns ->>» Nacbild ssin. ^ „

. . „ netes soll uns ein Vorbild ssin. ^ E

Jn dieser Woche noch hoffen die Franzosen und Belgier eine völkerung möge oersichert sein, datz trotz aller Drangsalierung^M
-.—.------ «>ir»» tzjg Polizeibeamtenschaft sich lhrer -r"

Neihe durchgreifender Matznahmen durchführen zu können, um endlich
die längst in Aussicht gestellten Erfolge im Ruhrkonflikt davontragen
zu können. (Man darf nicht vergessen, datz die ganz sichercn Erfolge
von ihnen so und so ost in sichere Aussicht gestellt worden sind, ohne
i datz aber diese Hofsniingen auch nur einmal in Ersüllung gegangen

Rekilo und die fimste panamenkanische Konferenz.

Am 28. März loll in Santiago bic FünftePanamerika-
«ische Konfcrenz eröffnet werden, z« der auch Mexiko einaelaben
rooröen rst. Die mexikanische Regierung tzat dcr chilenifchen
Resierung auf bie Einladung eine Note überreicht, in ber es u. <r. heisit:
.Die mextkanische Regierung ist für Lie Einlabung von ganzem Herzeu
dankbar und hegt ben aufrtchtigen Wunsch, im Schotze dieser Konferenz mit,
arbeiten zu können, an ber Festigung Les BaiideS, welches die vananrevi-
kantfHen Länber verbinbet. Dicfer Wunsch rst stets von dem mexilanifche»
Dvlke und selirer Regierung enrpfunden wvrden und steht airch heute im
Dvrdcrgrund seines Derrkens. Leider verschlicßen jedoch besondere «nü
zwtngende Nmstände der mexikanischen Regierung dieses frnchtbaie »Fekd
ber Mltarbeit. Da der Abiatz F des ersten Teiles des Artikels I der Ber-
fasinirg der Pananrerikanischen Union vorfchreibt. datz der Drrcktiv-Aus-
schntz Lieser Köroerschaft von den divloiiiatischen Bertretern dcrjenigen
Repuhlikon gekildet werden svll, öre von der Regieriin« Ler Bercinigten
Staaten von Nord-Amerika anerkannt sind, und datz bcr Minisier für
Airswnrtige AngelegenheÄen von Mashingwn den Borsitz ex oküeio diessr
Körversch>aft üb-ern-immt. und obgleich der Absatz 8 des fünften TeileS
besselben Arttkcls besagt, d-atz diejentgc Nevublik. welche keinen von Ler
Regrernrrg der Bereinigten Sdaaten beglanbigten V-ertreter besitzt, ern
Mttglied des Direktiv-Ausschusies bcairftragen kann, sic in der Panameri-
kanrschen Union zu vertreten, so glaub-t die mexikantsche Regterung einer-
seits wegen seiner anormalen Beziehungen zum Wcitzen
Hause ntcht felbsi auf der Konfercnz erschcinen zu könncn. andererfcits
hält sis es für unvassend und mrt ihrer Ehre für unverein-
bar, stch von' einer Mittelsverson dort vertreten zu lasien.
Mexiko W eine souverän« Nation. Seine Regierung ist in einwandfreier
Wahl durch den Bolts-willen bernsen wovden, die StabMiät derselben
kann nicht anizezweifelt wcrden. Mex.ko hat untrügliche Beweise soineS
guten Willens und seiner Fähigkeiten erbracht, die darans bedacht sind. den
internationalen Vervflichtungrn in jedcr Weise nachzukommen. Es unter-
hält ein autzergewöhnlich gutes Einvernehmen nicht nur mtt dcn latein-
amerikanMcn Staaten und ihren Regierungen. sondern auch mit der Be-
völkerun« der Vereinigten Staaten. Schlietzlrch trägt Mexiko auch seinen
Teil zu den Kosien der Panamerikantschen Union ber. Aus allen diesen

j wären.) Aber jetzt w!ll man einen neucn Weg gefunden haben.
Morgen wird die Rhemlandlommission in Koblenz c.ne Entscheidung
sällen. wie gewisse Steuern einzutreiben sind, und wem
sie zufallen sollen, und wie endlich die französische und
belgische Zivilverwaltunz für die Eisenbahnen
eingerichtetwerden soll, damit sie praltischere Erge^nissc
zeitigen könnte. Vor allem soll dies heitzen: ,Ww man durch dsn
Betrieb der deutschen Eisenbahnen Eeld herausschlagen lönnte", denn
. damit ist es vorläufig nach den französischen und belgischen Schil-
, derungen noch sehr schlecht restellt. Zw schrn dem 15- und 20. Febr.
. wurden auf der Strecke von Trier 1 269 290 Mark im ganzen Eisen-
bahnverkehr eingenommen. also in französische Währung umgerechnet
noch rllcht einmal volle 9000 Franken. Datz mit einem solchen Rissen-
erlrage noch nicht einmal 1 Prozent der Betriebskosten gedeckt werven
können. verschweigt man wohlweislich den Pariser Zeitungslesern.
und wis man zu Geld kommen soll, wenn die Einnahmen äus dem
Eisenbahnrerlehr sich nicht ganz und gar heben, sazt man glsichfalls
nicht. Äuf anderen Sirecken ist es auch nicht besser. Jn Düffeldorf
sollen sich 'jeden Ta-z einigs hundert Reisende einstellen, die natürlich,
selbst wenn sie auf weite Strecken reisen würdsn, noch nicht mchr
als e'nige tausend Mark einbringen würden. Also auch allediese
Versuche, für die Franzosen zu Geld zu kommen. sindbislang
gescheitert. Einen weiteren Zusammenbruch,
n ä m ltch den, metallulgische Produkte abzufangen,
mutz die Agentur Havas heüte in einem Telegramm aus Däffeldorf
feststellen. denn auf allen Rang'er'ahnhösen trefsen Magaons mit
solchen Prod-uktsn ne::erdings gar n-cht mehr ein, und auch Waggons
m:t Kohle würden n'cht mehr festgestellt. Wenn also auch die beutige
Konferenz in Koblenz irgend welche Beschlüsse saffen w'rd, so können
diese immer nur theoretischen Lharakter haben, denn wenn
niemand Ware ausführt, ist es schlechterdings
nicht möglich, eine Ausfuhrtaxe zu erheben, und
wenn fast niemand die Eisenlahnrn benutzt, die die Belgier und
Franzosen betreiben, so können diese schlechterdsngs nicht über gri.ße
E'nnabmen verfügen. Vielleicht beainnt diese Einsicht, wenn auch
nicht in Paris, so doch schon in Düffeldorf, aufzudämmern, und wie
der Dllsseldorser MitarLeiter der .Fnformation" seinem Blatte mit-
teilt, mitzt man dem 5-nterv'ew Stresemonns mit d«m Man-
chester Guardian grotze Bedeutung bei. Jn Düffeldorfer militärischen
Kreisen behauptet man natürlich, datz Deutschland weder auf der
Londoner nock: auf der Parlser Konfersnz Porschläge unterdreitet
b-a'e, die zur Lösung des Rerarations- roblems HLtten dienen können.
Damit sind allerdings die Herren in Dllffeldorf ganz salsch odcr gar
n'cht unterr'chtet, denn in Wirklichkeit befand sich Staaissekretär
Vergmann sowohl in London wie auch jn Paris während die
Konferenzen tagten, und er wartete ständig darauf, die Vorschläge
der deutschen Regierung vorlegen zu können, aber man beschloß, ihn
überhaupt nicht an.zuhören, ja man gab ihm nicht einmal Eelegrnheit,
schriftlich seine Mitteilungen Ler Konferenz vorlegen zn können.
Wenn man also, worllber man sich jetzt in Düffebdorf beklagt, in
Dentsck>land keine Neiaung zeigt, Verhandlungen einzuleiten, so ist
dies nur auf die Erfahrungen der Berzangenheit zurückzuführen,
denn datz man aus keine Vermittlungsaktion rechnen kann. weitz man
in Deutschland nur zu gut, und es mutz doch fraglich erschsinen. ob
man eine solche Nermittlung trotz aller gegenteiligen Versicherungen
in Paris nicht noch mehr begrühen würde als in Berlin.

protest der polizeibeamten Darmfiadts.

aller Gewaltmatznahmen die Polizeibeamtenschaft
gegen Volk und Regierung bewutzt bleiben wird. gZell

Die Polizeibeamtenschaft der Ortsgruppe Darmstadt de^
bandes der Polizeibeamtcn Heffens beorützt es, datz der elsi
sitzende des Verbandes den Sonderbestrebungen einzelner, eme« xp
rheinischen Polizeibeamtenbund zu gründen, mit aller Saiari
gegengeireten ist und die Bittsteller in der aebührenden
wiesen hat. Sie aber wünscht dringend, datz die hessische
die noch bestehenden Mitzhelligkeiten aus der Welt räumt u
Wünschen der Polizeibeamtenschaft mehr Entgegenkommen zew

Der Gedanke einer Zniervevilo»

Ein gemeinsamer cnglisch-awcrilanischer Schritt angeblkch 6^


Berlin. -6- ^

Aus New Pork wird Lerichtet, dah der amerikanische ^ i
in London, Haroey, im Klub der englischen Presse in gr'
den Jonrnalisten mitteilte, dag Präfident Harding eme
rcntio» in Europa vorbereite. Diese Jntervention
zwischen der englischen uud der amerilanischen Regi.rung k-- ^jqe'
Präsident Harding werde in seinem Prane die Bilvu -

Finanzkontrolllommisl

vorbehaltslos z" . „ q
- >ist»"

internationalen
schlagen, deren Kontrolle Deutschland
mühte. Die Kommisfion werde die tatsächliche L e 1-.xqE
fähigleit Dcntschlands studieren «nd die weiteren -
verpslichtungen Dcutschlands seststells- tzlus der anderen »

Jntcrur n angenomme« ^

. Darmstadt, 25. Februar.

Bei der am Mittwoch, den 21. Februar, im Fürstensaal stattge-
fundenen Versammlung der Ortsgruppe Darmstadt des Verbandes
der Polizeibeamten Hessens schilderte der Sekretär des Verbandes
das gesetzlose und brutale Vorgehen der Franzosen und Belgier. Die
Versammlung nahm einstimmig solgende Resolution an:

„Die gesamte Polizeibeamtenschaft aller Dienstgrade und Dienst-
zweige der Ortsgruppe Darmstadt des Verbandes der Polizeibeamten
Hessens erhebt oen schärfsten Protest gegen das ungeheure Unrecht,
das dem deutschen Volke durch den jeder Rechtsgrundlage entbehren-
den Einbruch und die Brutalität an wehrlossn deutschen Polksgenoffen
durch das französische und belgische Militär angetan wird. Wir
sprechen den Berufskollegen und der Lbrigen Bcamtenschaft, sowie der

schwergeprüften Bevölkerung nnsere Sympathie aus. Wir geloben,, „u, —».„g

datz wir treu zur deutschen Republik, treu zur Reichs- und Landes- mit grotzem Trara in das besetzte Eebiet entsandte
versassung stehen und nur den von der deutschen Republik, dem Staat I leur nichts ändern wird.

Frankreich. wenn die

Ruhrgebict gegen eine solche internationale
Derzug räume». Die amerilanische Ncgiernng se> - eM.,
beide Länder, sowohl aus Frankreich wie auch auf Deutsm^" „
Druck auszuüüca, um dea Frieden zu retten. Auf keinen -
würden Amcrila nnd England jemals zugeben. da'S F»"
den Rheinlanden einen „unabhüngigen" Staat mache-

**

Diese Meldung begegnet an Derliner amtlicher Stslle ^
Zweifeln. Man wsist vor allen Dingen darauf VN. q-

Präfident Harding wirklich die Absicht haüen sollte. ein ^ irtz jj<<
tion in Europa zu unternehmen, auf keinen Fall v » r i „ o-
welche Mitteilungen darüber in di-e Oeffentlichkeit ro>? Ege-
den. da man ja aus Eriahrung wiffe, datz jede oorzer^^^ p

Ma'n hat also a'llen Erund, diese New Yorker Meldunll ^

ögen auch die Londoner . P0» q

—^rasii-eni^ ^ jj«- -

ter Porsicht aufzunehmen, mögen
blätter hinzufügen, datz der englische Ministerp

oilliiei Iiii>i,ll,ujjei., vllft ve.

Law den anierikanischen Plan mit aller Kraft nff
wcrde, so Latz die osfizieüe Behandlung des- Planes u»
nächsten vierzehn Tage erwartet werden könne-

* » *

Berli«, 26. Febr. (Eig. Drahtm.) Zu den allenthalben,„t,o^
deten New Porler Meldungen nber amerikamsche
absichten wird in dsr hiesigen amerilanischen Votschajl hatz
gewiesen, datz es höchst u n w a h r s ch e i n lich ^

amerikanksche Regierung solche Abstchten öffentlich ver
werde.

Sngland und die Vahnrauder. ^

Berlin. 26. Febr. (Eig. Drahtm.j An Berliner aintl'^j,eka^«
wird berichtet, datz die von dcn Franzosen im Ruhrgem

Eeldsmnme vön 12 MilliarLen 'Papiermark weder A ^ZoU''-
Lahner in dcr cnglisch- noch in dsr französtsch besestre ^
st mmt war, die Gelder dienten vielmehr der tveii Teff. ^ g


englisch besetzten Zone mit llmlaufsmitteln. E>n ^ li
Eeldes war sogar direkt für die Verjorgung hg--rt-

Truppen bestimmt. Der englische Delegierte /d „ jsst'
diesem Erunde auch sofort gegen die Veschlagnahme P -.grde»-,,.«!-
Jnzwischen find übr.gens Derhandlungen eingeleitel «^gup^jk'
die Freigalie dcs Eeldes zu erwirken. Die Parlser ^

datz man Bcweise in der Hand habe, datz die Eelder >ur s
kasse der Eisenbahner im

uhrgebiet bestimmt ssien ^"^gste

r ebensowenig den Franzosen zu ihrem Bahnraub das 6^»
, I gibt — erweist stch Lamit als glatt« Erdichtung. an 7^

Jm Wildbad.

Novelle von Eertrud Lent.

CopyriM by August SSerl G. «. L. H.. Berli» 1S21.

». Sortlednng. Nachdruck verSoten.

Er schüttelte nur den Kopf und ging. Wozu noch einmal Ab-
schied nehmen :n einer Ltunde!

Aber als cr eben in seinem Losement angekommen war und be-
oonnen hatte. sein kmb und Eut in Mantelsack und Koffer zu stopfen,
wahl- und planlos, von dem Eedankcn Leherrscht, nur fort, sort,
um zu ihr zu eilen, die er aus der Armut in Dürftigkeit und Not
geführt, der er hundertmal die Treue gebrochen hatte, und die cr
setzt, da sie ihm das erste Kind schenken wird, vor dem Elend der
Heimatlofigkeit nicht bewahrcn kann. da klopfte es an seine Türe.
Er brummte ctwas. es konnte Einladnng und Ablehnung sein-

Da trat -die Brennerin ein. Er erschrak und lietz ein Klcidungs-
siück aus Ler Hand sinkcn. Er war ganz fassungslos. Wie schwer
machte diese Frau ihm die Trennung. Mutzte ste denn in ihren
Schmerzen wühten? Da stand sie, schön und traurig, er hätte sie
an seine Brust reitzen mögen.

„So!" Legann sie, und es war jedem Wort anzuhören, datz sie
fich Ruhe und Rede vorher angszwungen hatte. „So! Ietzt weitz ich
schon eine Hilfe — für cuch und sür die Salome! Aber ihr mützt
tun, wie ich will!"

„Eine Hilfe?" stammelte er. ,In!" sagte sie, um etwas fröh-
licher. „Jetzt xatzt einmal auf. Ich kause dem Juden eucr Oer-
lingen ab — widersxrich nicht, Hennmann! Du bleibst darauf und
zahlst mir einen erträglichen Zins! Und — wenn es sein kann —
ohne datz es die Salomc kränkt, besuchst du mich ab und an wie
ein guter Freund. Oh, schweig, widersprich nicht! Jch bin noch
Nicht fertig!"

„Frau Brennerin, ihr witzt nicht, was ihr wollt! Jhr bringt
«uch mit Eewalt in Schaden und Verdrutz" —

„O nein. Mehr, als was die Juden gegeben haben, wird euer
Sach' wert se:n, gel? Also warum soll ich's nicht kaufen? Und
Latz ihr drauf bleibt, ist nur mein Dorteil."

Der Seevogel seufzte und machte ein Gesicht. als sei es ihm
unerträglich, solch törichtes Weibergeschwätz anznhören. Er setzte
fich auf den Nand se.nes Bettes und sah sie an, als srage er wirk-
lich: Kommt noch mehr Blödstnn? Oder ist sie nun fertig?

Als fie diesen Gesichtsausdruck sah, fatzte sie ein Zweifel. Tat
fie unrecht? Wollte er von ihr keine Hilfe? Wollte er überhanpi
nichts mehr von ihr wiffen und hatte sich selbst angeschuldigt, um
ste glimpflich loszuwerden? Nein, nein! Das konnte nicht sein!
Sie eilte zu ihm hin. „Hennmann," bat fie. „sprich die Wahrheit,
sag', Latz dein Gesicht jetzt lügt!"

Da kam sofort ein so trostloses Aussehen LLer ihn, das nur
der wahre Spiegel ssines Innern sein konnte. Dabei schüttelte er
nur mit dem Kopf, er konnte nicht redan.

So satz er mit seinem zerstrubbelten Kopf da wi« ei« Wald-
schrat, den das Unterholz gegen den Strich gekämmt hat, und so
znsammengesunken, Latz er wirklich nichts Schönes oder Ritterliches
mehr an sich hatte. Und wäre sedem e!n Anlatz zu Ledauerlichem
Lächeln gewesen. Die Brennerin aber sah in ihm ihren wohl-
geflalten, ritterlichen, üvce alles Eeliebten. für Len fie nun noch
Mitleid emxfand, so stark, datz si« meinte, der Schmerz müffe fie
zcrreitzen. Sie streichelte sein wirrcs Haar, sein rauhss Eeficht,
seine starken Hände; satz bald neben ihm, bald wuf einem seiner
Knie und gab ihm flüsternd alle Kosenamen, die ihr in der Eils
einfielen. Endlich hörte er ihr mit Neugier zu. und da fand fie
überlegte, ruhige Worte, die nicht mehr aus dem aufgewiihlten See
ihrer Leidenschaft aufstiegen. sondern ein sanfter, ständiger Quell-
abflutz ihres natürlichen weiblichen Eemütes waren. Eifersucht und
Verliebtheit waren entschwun''en, das Mitleid gab ihr den Helden-
mut der Entsagung: sa, sie schien wirklich überwuwden zu haben,
und als sie sich erhoü nnd mit freiem Händedruck von ihm schied,
hatte sie seine Zusage dafür, noch in der ersten Morgensrfihe mit
shr nocb Ocrlingen zu reiten. wo sie wie eine wohlgesrnnte Käu-
serin offen ror Salome hintreten, Haus und Hof Letrachten und
nach der Prüfung ihr Aneebot machen wollte, so datz der Burgfrau
kein schmerzlicher Eedagle aufsteigen solle, als sei die Käuferin
dem Ritter ie anders gegenüber gestanden denn als eine reiche
Kaufmannswittib, üie ein Eüt-ergeschäft machen wolle.

Der Secoogel kannte zwar die Frauen zu gut. als datz er nicht
dcn leisen Wnnsch der Brennerin in seiner Perborgenheit ahnen
sollte, sein Weib einmal mit Augen zu sehen. —

Er atmete auf, als cr an die Erlösung aus den Händen der
Schubdner und an die Wohltat für Salome und sein kommendes
Kind dachte, und Loch Llieb eine Last von Pein und Bedrückung in
ihm. Sein leichter Sinn war von diesem letzten seiner Liebes-
ak-enteuer mit Knütteln totgeschlagen, mit Eisen ausgebrannt, es
war kein Nest davon mehr in ihm geblieben, der !hn beflügelt
hätte, datz cr sich aus der Ueberwundenheit hätte erheben können.

Im grünlichen Morgcnschein ritt die Drennerin mit dem See- .
vogel in die Nhe'n lene hinab. Das Maldgehirge hintsr ihnen
lag noch dunlel nnd feucht. auf den Hängen gab es noch kein Sviel
von Licht und Schatten, aber ein wunderbares Elänzen in der
Luft kündste den Beginn eines hellsn Sommertages. Die Pögcl
und Insekten ermunterten fich, Rehe grasten und Hasenfamilien;
Elocken klangen aus den Dörscrn: cndlich schien die Sonne, und
der Tau verdampfte als ein silberner Weihranck).

Da wandten die bis dahin in fich gekehrten Reiter ihr Antlitz
einander zu und sahrn sich an. Der Sesvogel las in den Blicken
jciner Vcgleiterin rein nichts mehr als die ruhige Zuoersicht des

Menschen, der bewutzt das Nechte tut und sich darüber A^f'jjr ^
„g-s, ibin Krleich'sruna und rückte kein« Lei-deNiKv

gab äuch rhm Erleichterung und rückte seine Lei-den!w"
schöne Frau und den Schmerz. sie zu verlieren, in die P ^-jri«s ^
so datz fie hinter dem leichten Flor der Trauer als eM r .

erschienen, das uns erinnern, aber nicht mrt Reue quaien

Bald waren ste wie zwei Kameraden, die einen --'^j,ek> x
tun: nur eines- enthüllte ihnen gegenseitig, datz in ihrem
nicht alle Scheu vor Lem Kommenden überwunden .

die Eeflissenheit, mit d<>r fie es vermieden, davon zu ^ ve»

Die Brennerin malte sicki d«s Lfteren aus, wi«

Eewalt haben und was sie sagen wolle. Er fürchteis ^ 'aill.,-p»
aber klugen Augen der Salome, die am End« dem Dm-- ZB"
Erund sahen; Lazu hatte er Sorge. sie möchte bei ihre"
auch über die freudige Botschaft erjchrecken. ^ck

Jn dem Augenblick aber, als er den alten TurM
lingen aus noch ziemlich entfernten Hügeln ragen >ab,
ihn ein Schreck, so datz es ihn in der warmen Sommersonnc i
Es war, als ströme dies Kältegefühl aus dem fernen Ee« hc-u,
nes eigenen Hauses zu ihm. während Burg und Hüoel '
warmen Sommerglanz lagen und die Schattcn zu feine'
i>ufte gedämpft erschienen.

llnter dcm Eindruck dieses plötzlichen Erschreckens b>elt ^ A-b
rogel mit eincm Ruck sein Reittier an und griff sich uu sM
„Mas ist?" sragte die Brennerin, deren Tier nun oo» >e>
blicb. '

„Jch weitz nicht," siammelte der Ritter undeutlich
ZSHnen. „Mir ist eben nicht gut — es ist irgend etwas ' ^g»>jj
— „Und Salome!" woltte er saaen, hatte aber Scheu, ^

auszusxrechen. Er ipornte das Pferd und fiel in so >mUR„a »
Galoppieren unterbrochencn Trab, datz er nun wieder anya
sich entschul-digsn mutzte. ,

„Wir können schnell reiten," beruhigte ihn die Brenner>"'
bin ganz sicher im Sattel und habe schon oft galoppiert-

Die zwei gaben setzt ungewollt ein herrliches Bild Asa, ^
mit der Landschaft: Dcr Ritter, die Frau, die mutigen -ri v
weitzes Staubwölkchen auf der Stratze, seitlich der tbeb'.ras,'v
ste die lachcnde Sommerlust in W-ldnis und bebautem ^a

Nurg vor ihnen: tief unten der blitzende Strom.

lFortsetzung

Kauft keine französischen WareN'
Denkt an das RulirgebieL!
 
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