Dlittwoch. 28. März 1923.
- * -V
Eeite 5.
Wi!
Aus der Stadt.
Der Mning de« GrSndonnerMS.
«cgebeii' ^ vielsn Fest- und Eedenktagen, die unr heute noch
->>t auch am Eründonnerstag die Erinnerung an altgerma-
^ainen^- wach. Das Osterfest trägt ja noch in seincm
kerwanii^ Eöttin Ostara, von der wir nur noch wisfen, datz sie die
daZ n Frühlinasgöttin war, doch gehen viele Bräuche, die
hat »,,k "" Eegensatz zur traditionslosen Stadt liebevoll bewahrt
tvar den, altheidnische Frühlingsfest zurück. Der Donnerstag
derg d». dvtte Dodar geweiht, und unter allen Donnerstagen Leson-
Hanvtk^n ^ dem im Frühjahr, beim Beginn des Tauwetters, das
kanae» ^ dieses Eottes mit dem Anzünden der Freudenfeuer Le-
der «v-Aurde. Nxm Germancngott Donar waren das Eichhörnchen,
donne.-?der und die Eberesche heilig. Deshalb wurde am Erlln-
die 2^7ein Hammelbratcn auf den Tisch gebracht, um den man
Dreihp^'öe der Eberesche legte, die vorher in warmes Wasser zum
billn eö-^drachr worden waren. / Den Kopf des Widders nagelte
stnelen^T^ls ggxr die Hoftür, ein Brauch, der noch in dcn Oster-
Flicks^des Hans Sachs Erwährung findet. Allen Näherinnen uqd
«lssen ^rdern ist geraten, am Eründonnerstag die Nadel ruhen zu
Zn däs ^ >agt 'U"" "och in verschiedenen deutschen Eegenden:
Wägt in welchem an diesem Time genäht oder geflickt wird,
<Lettxra„ . ?ewitter. Besonders alte Bräuche haben sich in der
dez bei Frankfurt erhalten. Die Kohlpflanzen, die während
luid »or ^ der Kirchenglocken am- Eründonnerstag gesät werden,
'eine Zerstörungen durch Jnsekten sicher. Wer an diesem Tage
ab?r »>er ausklopft, wird nie Motten darin finden. l^ndlich
Hubn»» chen aus Eiern, die am Eründonnerstag gelegt werden,
c ^e^pergwcre scyrug — eme oeurrrcye ^rinneruug an oen
^uär-i die alten Eermanen um die Freudenfeuer zu Ehren
Und str^unzten. Aus allem geht hervor, datz auch in sebr religiösen
bvit dew ^"samen Zeiten der Eründonnerstag ein Freudentag war,
ubstach ^ der bittere Ernst des Karfreitags um so hemerkenswerter
Die Llnterbringung Ausgewiesener.
^Ler ^?dische Arbeitsminister hat eine Verordnung
deuts» Unterbringung ausgewiesener oder verdrängter Reichs-
?^biet°u Änffen, in der bestimmt wird, dah die aus den besetzten
^urden ,^böewicsenen und ihre Familien von den Ecmeinde-
^Uitggk (Wohnungsämtern) vor allen anderen Woh-
Und §^>Uchenden unterzuLringen sind. Die Landeskommiffäre
^vlilien ^-i'rksämter werden ermächtigt, solche Personen oder
?telle >, Einer bcstimmten Eemeinde zu überweisen und ferner an
^kaan* Eemeindebehörde (Wohnungsamt) Räume zu be-
^isen^ bnien und ste den betreffcnden Ausgewiesenen zuzu-
°ver d-n »^n die Beschlagnahme der Räume durch das Bezirksamt
burch «andeskommiffär und gegen die Zuweisung der Räums
boer de^ Aemeindebehörde oder das Wohnungsamt, däs Bezirksamt
§erneiud§7'Meskommiffär findet eine Befchwerde nicht statt. Die
A*!orieii ^orden sind ferner ermächtigt, in besonderen Notfällen
^iLht "nd Familien, die infolge der Einwirkung einer fremden
öin Wohnungen nicht beibehalten können, zu ihrer vorläufi
dvdnngung Naturalquartier zu ^schafsen.
^Hgen^.-^"^ Dr. Halms -schreibt uns di« juristisch« Fakultat der
M Deutl^^^tät: Der aus Amerika gemeldete, unerwartete Tod
^"eraug t^^erikaners Dr. Karl Halm weckt die Erinnerung rn den
xöhleZ rN^enden Vortrag, den der Verstorbene im Sommer vorigen
en?°^ Abhalten hat, und in welchem er als erster eintrat für
um, .. klnknüpfung von Vanden zwischen den Deutschamerika-
^Eisen di«^- Datz er seinen Worten auch die Tat folgen lietz, Le»
^slaffum, -?'^len Spenden, di« uns seine Freunde aiff seine Ver-
ben letzten Monaten zu humanitären, sozialen und
Tbi«Tv^!Hlrelen zur oie oeurjcy« e-
"nd. --oolior promoviert hatte, verliert in 'ihm einen treüen
ieiv "iiNeu^sts kommenden Jahre dachle Herr Halm wieder herüber,
dan?" eiu',i,?^ von deutschen Universitäten Rat gegen ein Eallen
fii. vnir. '5?- Nvch auf seinem Krankenlager waren seine Ee
w-;^ Sorge auf Heidelderg gerichtet, erbat er sich Winke
Rn.. H'lie und beschäftigte er sich auch mit der Heidel-
hu^gebi^Weinschast. Die Nachricht von der Desetzung des
Lage d-urch die ftanzSstschen Truvpen empörte ihn: .Ueber
b«?kiickeu» der Ruhr habe ich keine Worte, mein Entsetzen aus-
to;i-^erä;«i^?b er in seinem Vrief an den hiestgen Vorsttzenden
<s »E>Ijch » für das Deutschtum im Uuslando, „es ist dies auch
»«. iostej ^rund, warum ich nicht wieder auf bie Fütze komme,
ktiiu^igkeij auf meiner Seele, solch himmelschreiend« Un»
yi!s"8keit Franzosen eimrseits und die unverzeihliche Eleich-
U^reu Teilnahmslostgkeit der Vereinigten Staaten auf der
dn viebv -" Solche Worte von jenseits des Ozeans erfreuen
d-? solch le seltener st« sind,' über Len Tod hinaus verpflichtet
^ Gesinnung zur Dankbarkeit. Ehre Lem Nndenken
. * Ei>/» ^eutschen Mannes.
^rj x .^ffbeben. Der Apparat der Königstuhl-Stern-
Ik «L S m?.'strierte am 24. März nachmittags ein Fernbeben, das
»ss.Diiu. u'2 23 Eek. einsehte. Die langen Wellen kamen 2 Uhr
K-^^eiv«n„^l. Das Maximum fiel aus 2 llhr 20 Min. 5 Sek.
^^°eg g.Mg erlosch etwa 3 Uhr 30 Min. Die Entfernung des
. * Vei-i etwa S000 Kilometer.
D; E>eid«,^„ "lnachrichten. Staatsanwalt Dr. Heinrich Kohler
Stllai«^ wurde zum Oberamtsrichter in Karlsruhe ernannt.
! in tm"üite Dr. Heinrich Bammesberger und Hugo
tz ^en der „ uunhe'im wurden nach Heidelberg versetzt. Vrnannt
^-S.zuw v°^vlanmäßige Präparator an der Universttät Josef
^°st z^l'lunwätzigen Präparator und der Laborant Heinrich
Uin, * Aeni ^berlaboranten.
° ^NfllNi "Hnhlungen bei der Post. Die Zahlung der Invaliden-
* » bnten für April findet beim Postamt am 31. März statt.
kun« ^Neui^E^^^E Kulturfilmbund. Nachdem die Theaterfrage des
1ea»s.8egr!je2Nr unter grotzer Anteilnahme der Heidclberger Bevölke-
kNst»! iNwi/?!! Seidelberger K u l t u r f i l m b un d ° s g°-
<b>>«Iinug der Bund im Monat April mit feincr ersten Ver-
äel^ier, nn die Oeffentlichkeit treten. Das Lisherige llnion-
diiA'chte nEratze 146, das künftig im Ankläng an die Heimat-
*hva->?nrde ä^"^n „KurpfälzischeBilderbühne" führen
klle» 2rn. ^ wir bcreits mitgeteilt habcn, vom Kulturfilmbund
IKlli» ^fbiejp" ?rr Kurpsälzifchen Bildcrbühne werden Filme aus
Lü>? Zndusj/!^^? Wiffens und der Unterhaltung, aus Naturwiffen-
- ^ru.iind Niji^',nirchnik, Vcrkehrswefen, Kultur- und Kunstgsschichte,
! !nuk^NtalinT,"Nnde, Sport, Filme über Tagesereignisse, Trick- und
'rivuNv gu- 'Ne gezeigt werden. Daneben sollen aber auch fort-
^?Ne»rn. -r-- Dramen. Märchen und Lustfpiel« zur Aufführung
L»Noi"Nter ä°in mustkalischeii Teil ist in Musikdirektor Neal ein
^eglei^"'?nn gewonnen worden. Die Mufik wird nicht als
nngei, i!;- I' sondern nur zur künstlerischen Vertiefung von
üluch' >,!° den Film angeregt werden, Verwendung
2 soll ^llonie und die ganze Aufmachmig des Unter-
lNrch Djx m, ,1 tieferen kulturellen Grundgedanken Rechnung
feich-, «rwertz„„ 'lkiiedschaft der Kulturfilmgemeinde erfolgt
LNe„-> Nilrv^ sjj,'^.'N°r VorzucSkarte, die, wenn sie oor bem 1. Mai
?°rpss,lvvy M.nnnzelmitgljeder 7M Mk.. nir Fam-lien ldrei Per
b»ftei".chtuiw°„. kostct. Das Mitolied übernimm
Das Mitglied Lbernimmt keine weiteren
V ?ür die Verpslichtungen des Kulturfilmbundes
Ä^Nliche R^sl°n Vermögen. Die Mitglieder genietzen autzer-
M»5uug D^orteiie. so z. B. bel allen Veranstaltungen 105« Er-
aller g-jSoidelberger Kultursilmbund erstrebt die Zufammen»
keit°„ ^ Bekcvni'^nodner ohne Unterschied der politischen Richtung
td°,sn des " n-Ües. Die unbegrenzten Kulturkräste und Moglich-
D°, s?,?nr Vildung und Unterhaltung sollen ausgewertet
r ^ulturfjlmLund wird sicherlrch jeinen guten Zweck er-
reichen und alle Freunde des Kinos und auch diejcnigen, die ihm
hcute noch abhold gesinnt find, in fich vereinigen.
* Von dcr Bad Heidelberg A.-G. Jn der Leitung der Bad
Heidelberg A.-E. ist ifl den letzten Tagen eine Aenderung vor sich
gegangen. Der bisherige Direktor Baus wurde vom Aufsichtsrat
der Eesellschafi seines Amtes enthoben und an seine Stelle Kommer-
zien'- Kraus berufen, der mit Vade- und Fremdenoerkehrs-
vc- 'ien fehr vertraut sein soll. lleber die Eründe, die zur
E> z des Herrn Baus geführt haben, schweben bisher noch
un,. uudigte Eerüchte. Mit dem Personenwechsöl scheint die
EefellsHaft aber auch einen ganzen Systemwechfel vorzuhaben. Man
beabfichtigt, aus der bisherigen ziemlichen Pasfivität herauszurücken
und den Wersuch zu machen, die eigentlichen Zwecke der Badegefell-
schaft mehr in den Vordergrund zu rücken. Jnfolge der bedauerlichen
politischen Lage ist der Besuch der Bäder Kreuznach und Wies-
baden beinahe zur llnmöglichkeit gemacht und Hsidelberg mit feinen
ähnlichen Quellen mützt« iinstande fein, dafür einigen Ersatz zu
schäffen. Wie wir hören, ist die Badegefellfchäft an die Sradt-
verwaltung herangetreten ihr einen Teil des Hallenbads zur
Aufnahme des Badebetriebs zu überlaffen. Bei dem grotzen Zufch ch,
den die Stadt dem Hallenbad zurzeit geben mutz, wird ihr vielleicht.
ein solches Angebot nicht unwillkommen sein. Die Stadt mutz aber
vor allem die Frage prüfen, ob sie aus hytzienischen Erün-
den den Badebetrieb im Hallenbad für die Allgemeinheit ein-
schränken kann und darf. Sollt« die Städt zu dem Entfchlutz kommen,
dem Antrag der Badegesellfchaft zuzustimmen, so müßte aber un-
Ledingt dafür Sorge getragen werden, datz mit Hilfe der Stadt die
Bootzschc Badeanstalt bei der Stadthalle wieder aufgestellt
wird. Das Städtische Freibad allein ist, nicht imstande. die Bade-
Ledürfnisse im Sommer zu befriedigen.
* Der Schlutzakt der biefigen Gewerbefchule, der am Samstag,
den 24. März vormittags in den Säleü des Prinz Max stattfand,
gestaltete sich zu einer äutzerst eindrucksvollen Feier. Eröffnet wurde
er durch einen Begrützungsmarfch des Orchesters der Schüler, dem
Lieder und Musikstücke folgten, die von Schülern und SchLlerinnen
der Anstalt vorgetragen wurden. An einen kurzen Prolog, von
einer Schülerin gesprochen, reihte stch ein Festspiel „Vom deutfchsn
Rhein", oas in bunter Folge die Schicksale unseres Vaterlandes in
Verbindung mit dem Rhein und jeinen grötzeren Nebenflüssen vor
den Augen der Zuschauer entrollte, um zum Schluffe in das Eelöb-
nis unwandelbarer Treue zu unserer Heimat und dem grotzen deut-
schen Vaterlande auszuklingcn. Durch das Eanze zog ein hoher
vaterländischer Eeist. und es ist zu begrützen, dag er besonders in
der heranwachsenden gewerblichen Jugend mit allen Mitteln gehegt
und gepflegt wird. Den Höhspunkt erreichte die Feier in der An-
sprache, die der Leiter der Änstalt, Direnor Randoll, hierauf
an die scheidenden Schülerinnen und Schüler richtete. In von tiefem
sittlichen Ernst gstragenen Worien wies er auf die Eefahren hin,
die unserer heranwachsenden Jugend beim Eintritt in den Kampf
um das Dasein drohen. Eindringlich ermahnte er ste zur nützlichen
Anwendung der guten Lehren, die sie in! der Schule empfangen
haben. Nur wer nach dem Höchsten strebe, erreiche sein Ziel. Jn
einer Zeit, wo allgemein über die Verrohung unserer Iugend geklagt
wird, waren es goldene Worte, von denen nur zu wünfchen ist, datz
ste Lei allen auf fruchtbaren Boden gefallen stnd. Jn dem weiteren
Teil seiner hervorragenden Rede entwickelte er noch den Wert und
dic Bedeutung der Ausbildung unserer gewerblichen Jugend
und dankte zum Schluffe den erschienenen Vertretern des Staates
und der Eemeinde sowie auch den zahlreich anwesenden Angehörigen
aus Eewerbe- und Kandwerlerkreisen für das Jntereffe, das ste oer
Ecwerbefchule entgegenbrachten. Nachdem noch die mit einer A u s-
zeichnung bedachten Schülerinnen und Schüler hieran anschlic-
ßend ihre Diplome erhalten hatten, erreichte die Feier ihr Ende
und wohl alle Teilnehmer gingen mit der Ueberzeugung nach Hause,
datz die Leitung der Anstalt in besten Händen ruhe.
* „Berawacht." Der Arbeitsausfchutz der Bergwachtabteilung
„Odenwald, Sitz Weinheim i. <B... unter dem Vorsitz des Herrn
Throdor Muckek gidt bekannt, batz die Bergwacht von verschiedenen
Naturfreunden gebeten wurde, ihre segensreiche Wirkung auch auf
die Wälder HeidelL,ergs auszuoehnen, da der Vandalismus
hier noch stärker als in Weinheim und Umgegend sei. Die Verg-
wacht hat stch Lereit erklärt, auch hier dis Organisation in die Wege
zu leiten und ersucht sämtliche Wandervereine, wie Odenwald«
klub, Naturfreunde, Deutsch.- u. Oesterr. Alpenverein usw. stch der
Bewegung anzuschlietzen. Schon jetzt warnt ste jeden, der Blüten,
Sträucher, Zweige abreißt oder schneidet, da dies eines anständigen
Touristen nicht würdig ist, als S a ch b e s ch äd i g un g und Natur-
sch8ndung betrachtet wird und zur Anzeige gebracht werden kann.
Ieder, der Liebe zur Natur hat, kann an diesem schönen idealen Werk
mithelfen, damit vie Blütenmarder und Frevler ihr unschönes Hand-
werk gelegt bekommen. Auch auf die Händlcr wird ste ein wachsames
Auge richten, ebenfalls werden die Bahnhöfe, so wie es in Wein-
heim gemacht wird, unter Kontrolle der Bergwacht sein, in den
Schulen wie Wandervereinen wird Aufklärungarbeit ge-
macht, das halbnackte Eehen in den Wäldern wird verboten, ste er-
sucht alle, die in den Wäldern die Natur genietzen wollen, anständig
stch zu benehmen, Johlen und Schreien ist ebenfalls nicht angebracht.
Melbungen sind zu richten' an die Bergwachtabteilung „Odenwald",
Sitz Mannheim.
* Die Lage des Arbeltsmarktes. In der Berichtswoche machte
sich eine weitere Vcrschlcchterungder Arbeitsmarktlage infolge
Absatzstockung und Rohstoffmangels bemerkbar. Nur die Landwirt-
schaft zeigte ausnahmsweise eine erhöhte Aufnahmefahigkeit.
" Aus dem badifchen Zeitungswesen. Die der Zentrumsparte!
nahestehenden BodenseeLlätter: „Konstanzer Nachrichten", „Stngener
Zeitung", „Stockacher Zeitung" und .Linzgaubote" (Ueberlingen)
werden am 81. März ihr Erscheinen einstellen und ab 1. April unter
dem Titel „Deutsche Bodenseezeitung" als gemeinsame Zeitung er-
scheinen. Diese wird von der Oberbadischen Verlagsanstalt, dem
Verlag der „Konstanzer Nachrichtcn" in Konstanz hergestellt werden.
— Der bisherige-.CHesredakteur des „Neuen Mannheimer Volksblatt"
Drechsler wurde zum Bürgermeister von Elz (Naffau) gewühlt.
" Billiges Eemüse. Der Wink in den Zeitungen: „Billiges
Fleisch" hat gefruchtet. Die Fischhandlungen haben in oankens-
werter Weise sHon viele grüne Heringe kommen lassen, und die Be-
völkerung bat bavon ausgiebigen Eebrauch gemacht. Eine noch
grötzere Erleichterung bei der jetzigen schrecklichen Teuerung bieten
die Wildgemüse. Sie liefern einen Spinat, ebenso nahr- und
schmackhaft wie der Eartenspinat. Dabei kosten sie nichts; ja man
kann mit dem Einsammeln in seiner freien Zrit noch einen Spazier-
allgemein gegeffen. Manche ziehen es seines feinen Eesaimacks wegen
noch dem Eartenspinat vor. Um das Brenncn der Nesseln zu ver-
hüten, pslückt man die Eipfel der Stengel von oben herab in die
hohle Hand, weil da die Haut härter ist, oder benützt eine Schere
und zugleich einen Handschuh. Andere gute Wildspinatpflanzen sind:
die Vogelmiere, junge Disteln, der Klatschmohn, der Bärenklau, die
Mclde, der Hederich, dcr Boretsch, der Sauerampfer. Millionen von
Zentnern Wtldgemüse stehen noch ungenützt im Freien. Die Wild-
gemüse dämpfe man, schütte also nicht das Wasser mit den Nähr-
jalzen weg. Nur der Löwenzahn und die Musdisteln müssen durch
Abschütten und nochmaliaes Kochen entbittert werden. Der Wild-
pinat ist leicht verdaulich und enthält viele wichtige Nährsalze,
crner Eisen, ziemlich viel Eiweitz und auch Fett. Er sollte daher
chon kleinen Kindern häufig gereicht werden zum Aufbau ihres
Knochen- und Nervensystems, zumal bek der jetzigen grotzen Milch-
knappheit. Eeschossenen Feld- und Eartensalai werfe man nicht
weg, sondern benütze ste zu Spinat. — An den früheren Wildgemüse-
Ausflügen von Oberreallehrer Mang beteiligten sich zuletzt
Hunderte. Jm Jnteresse der Volksernährung hält er solche Wande-
rungen wieder ab und zwar zunächst bei günstiger Witterung am
Dicnstao, den 27. MärZ, nachmlttags 4 Uhr (Treffpunki Ecke dcr
Rohrbacher- und Kronprinzenstraße) und Mittwoch, den 28. März,
um 4 llhr (Treffpunkt Neuenheim, Ecke der Brllcken- und Brllcken-
kopfstratze), beide verbunden mit Beobachtungen an der Sonne
mittels optischer Jnstrumente der Heidelberger Volkssternwarte.
* Stadttheater. In der Aufführung von Webers „Freischütz"
am Mittwoch singt Eugenie Casal bie Partie des Aennchen und
Maria Zmuk Li« ber Agathe, ,
" Walddiebcrei. Am Montag wur-de im Rohrbacher Wald am
Erenzweg cin trächtiges verendetes Reh, in einer Drahtschlinge
hängend, aufgesunden.
" Polizeibericht vom 26. März 1923. Festgenommen wurden:
ein Arbciter unb ein Dienstmädchen, beide zur Verhaftung aus-
göschrieben, und ein wohnungsloser Mechaniker, der mit Haus-
haltungsgegenständen einen uncrlaubten Handel betrieb und hierbei
betteltc. — Zur Anzcige gelangten 43 Personen, darunter ein
auswärtiger Kaufmann wegen Preistreiberei mit Scife, ein aus-
tvärtiger Händler wegen unerlaubten Handels mit Altmetall,
6 Ruhestörer, 6 Ausländer wegen Nichtbeachtung der Meldevorschrift
und 8 Kraftwagensllhrer wegen zu schnellen Fahrens.
Aus Baden.
Mannrelm. 27. MLr». Einem grötzcren Dicbstabl, auSge-
füüxt in den Ausstellungsräumen des biestcen Altertumsvereins,
die im Schloß untcrgebracht sind, ist man auf die Svnr gckvmmen. Die
Diebe, von Lcnen bisber iedc Svur frblt, baben zivei goldeue Ubre»
im Gesamtwcrte von etma 2 MMonen Mark gestoblen. — Jn einer der
lebtcn Nächte rvurden aus bcn Verkanfsräumen der Südbeutschcn
Beamtenwarcnvcrsorgnng G. rn. b. H. Ttschiecken. Kleidungs«
stückc, Stiesel, Anzugsstofse, Zigaretten usw. im Gesamtwerte von über
2 Millionen Mar! gestohlen.
— Mannbcim, 27. MSrz. DaS NachtverkcbrSverbot zwische«
dem besctzten und unbesetztcn Deutschland ist von den Franzosen nun»
mehr auch auf ias Rbeinauer Hafengebiet a-usgedebnt worden.
Durch diese Matznabme ist die Hauptverkehrsstratze »wischen Mannheim
und Schwetzingcn beim Babntzof Rheinau von abends 8 Uhr bis morgens
5 Uhr eesvcrrt. — Jn der Näbe des alten Ludwigsbafener Rangier»
babnbofes baben französtsch« Solbaten mebrere Personen übersallcn und
iünen bie eingekausten Waren und grvtzer« Geldsummen abgenommcn.
AlS sich die Ueberfallcnen zur Wehr setzten, wurden ste schwer mlßhanüclt.
— Brctti», 27. März. Ein fröblicheS Zechgelage gab es
Endc letzter Woche In der Nätze von Gölshausen. Dort rvar dcr uoit
Weinfäsicrn beladene Anbängewagen erncs TranSportautos i»
einen Graben gestürzt und der kvstbare Rotwein lief aus den Fäsiern.
DaS „Unglück" war schnell bekannt geworben und am SamStag nach»
mittag eab es eine wahre Völkerwanderung aus den umliegende»
Orten zu der Unfallstelle. Jeder ivollt« die billige Gelegenbeit benützen,
stch an dem kostbaren roten Natz, bas ba nutzlos in das früblingSjung«
Gras »erstckerte, gütlich zu tun. Bald war ein tzest tm Gange, an dem
Gott Bachus seine bell« Freude gehabt hätte. Durch den schweren Rot»
rvein gab eS hitzigeL Blut und das Fest enbete mit schweren Prü-
g«lelen, bei denen daS Mesier eine Rolle spielte. Di« Hauptbeteiligten
sitzen tn Haft.
— Ettlinge», 26. MSrz. Der 20iährige Sohn der hiesicen Witwe
R u ck m i ch, der in Heilbronn in einer Bnchhandlung tättg ist, stürzs«
dort eine WirtLbauStrepve hlnab und war fofort t o t.
— Karlsrube, 27. MLrz. Reschsverkebrsminlster Gröner tst i«
Karlsnihe «Ingetrosfen zur Erledlgung tienWcher Angelegenbeiten.
— Karlsrnh«, 27. Mär». Ein ichwerer Motorradunfall bat
stch deftern abcnd aus bcr Lindenheimer Slllee ereignet. Der ungarische
Student Nikolaus Heidecker stürzte bort mit seincm Motorrad so un»
glücklich, datz er elne schwer« Gebirnerschütterung crlitt.
— Bade«-Bade«, 27. MLrz. Etne 8 t eb e S t r a g ö d sie hat stch i« -
einem hiesigen Hotel abgeiotclt. Ein Hotelangestellter bat mit der ISjäbri-
gen Tochter cineS hiestg-en Stabtrats Selbstmord verübt. Beide
hatten stch mit Morphium vergiftet, weil stch ihrem Verbältnis unüber-
windliche Hindernisie in den Weg stellten.
7 Freiburg, 27. März. Jm 70. LebenSiabr ift UniversitätSprofesior
a. D. Prälat Dr. Karl Brais gestorben. Sein Lebrgebiet waren
dte obilosopbischen unb tbeologischen Msienschaften: in beiden batte er
sich den Doktorhut erworben. Etne Reihc von Schriften, bie von seinem
Wisien Kcnntnis gaben, waren auS scitter Kedcr bervorgegangcn. _
O Villlnse«. 27. März. Die Personalien des S e l b st m ö"r b « r s>
der versncht hatte, den BankdieNer SchleiLer »u übersallcn, sind nnn-
mebr c«nau sestaestellt. Der TSter ist mit dem Fabrikarbeiter Fran,
Kottler auS Srickenbausen identisch, ber einige Zeit in einem Ziegrl-
werk ardeltctc, aber schon einige Zeit Gvuren geistiger Störung zeigte.
O Osfenburg. 28. MSrz. A« Fischmarkt ist vo« den «Zranzosen ein«
vekanntmachung angefchlajgen. datz Arbeiter. welch« Koblen ver-
laden. gesucht werde». SlS Sob» «erde« 8lX> Mk. vro Tvnn« gewährt. —
vei etner Durchsnchung beS GasthanseS mm Auker wurbe« der Wirt
und bret Babnschlosier verbaftet nnd in ben Gasthof ,n ben bret
Köulgen verbracht. Zwet weiter« verbaftet« Arveiter wurden alSbald
wteder awf frelen Futz gesetzt. — Jn ber Angeleserkbett b«S Bürger.
metfterS von WtnbschlSg wirb jetzt berichtet, datz ber Bürger-
rneister gar ntcht verhaftet gewesen sei, sondern nnr von den Kran-
zofe«, da er nkcht tn Aovcniveier gerade anwesend war, in einem Auw
betgebolt worden ist. Nach einer anderen Mclbung foll stch der Büraer-
meister unter bem Zwang der-Franzosen damit etnverstanden erklärt baben,
die geforderten RLnme am Baünhos znr Vcrfügung »u stellen nnd aus
Kostcn der Gemeinde möblieren zu laflen.
* Mnnnheimer Produkrenbörse am Moutag. Die bevorstehenden
Osterfeiertage machten sich an der Produktenbörse bereits bemerkbar
und war der Verkehr sast geschäftslos. Man nannte Weizen mit
98 099 Mark, Roggen mit 87 000 bis 89 000 Mark, Eerste mit 78 000
bis 83 000 Mark, inländischen Hafer mit 60 000 bis 70 000 Mark,
Mais mit 95 000 bis 105 000 Mark die 100 Kg. bahnfrei Mann-
heim. Von Futtermitteln war Kleie zu 36 000 Lis 40 000 Mark,
Malzkeime zu 44 000 Mark, Trockenschnitzel zu 23 000 bis 24 700 '
und vollwertige zu 56 000 Mark die 100 Kg. anaeboten. FLr
Weizenmehl Vasts 0 verlangen die Mühlen 170 000 Mark, während
aus zweiter Hand zu 140 000 Mark für versandbereite Ware und
130 000 Mark für ab Lager besetzten Eebietes verlangt wird. Zum
öffentlichen Verkauf gelangten gegen 12 llhr 150 Sack Weizenmehl
Basts 0 aus Lager im besetzten Gebiet (Jndustriehafen) und erfolgte
der Zuschlag zu 127 000 Mark; ferner wurden 10 000 Kilo Eersten-
stroh verkaust und erfolgte der Zuschlag zu 20 000 Mark die 100 Kilo,
ab Landau. — Am Kolonialwarenmarkt war die Tendenz
still. Kaffee Santos Superior 14 200 bis 15 920 Mark, gewaschen
18 520 bis 20 000 Mark, heutiger Zoll 6818.50 Mark, Tee mittel
29 500 bis 32 000 Mark, gut 83 000 Lis 35 000 Mark und fein 36000
bis 89 000 Mark, Kakao holländischer 6300 bis 6700 Mark, inlän-
discher 6000 bis 6300 Mark, Reis Burma 1800 Mark und Auslands«
zucker 2800 Mark, alles per 1 Kilo.
* Mannheimer Schlachtviehmarkt. Dem Schlachtviehmarkt am
Montag waren zugetrieben: 119 Ochsen, 89 Bullen, 398 Kühe und
Rinder, 279 Kälber, 98 Schase, 1198 Echweine. Bezahlt wurden pro
50 Kilo Lebendgewicht für Ochsen 1. Kl. 250 000—265 000. 2. Kl.
220 000-240 000, 3. KI. 180 000—200 000. 4. Kl. 130 000—160 000 M.t
Bullen 1. Kl. 200 000-220 000, 2. Kl. 180 000-200 000, 3. Kl.
160 000—180 000 M.; Kühe und Rinder 1. Kl. 250 000—270 000, 2. Kl.
220 000-240 000. 8. Kl. 180 000-200 000, 4. Kl. 160 000—180 000.
5. Kl. 120 000-150 000 M.; KKlber b) 270 000—280 000. a) 260 000
bis 270 000, c>) 250 000-260 000, e) 250 000-260 009 M.; Schafe
a) 110 000-120 000, d) 105 000-110 000. e) 95 000-100 000. 6)
90 960—95 996, e) 80 000—90 000 M.: Schweine a) und b) 290 090
bis 300 000, c) 280 000-290 000, ä) 270 000-280 000, s) 260 000 bis
270 000 M.; Sauen 250 000—270 000 M- Tendenz: mit Erotzvieh
lebhast, geräumt; mit Kälbern lebhast, ausverkauft; mkt Schafen
lebhaft; mit Schweinen mittelmätzig, kleiner Ueberstand.
Kirchliche Nachrichten.
Evauoelische Gemeiude-GotteSdieust«.
GrünbonnerStag, deu 29. MSr».
Heilig« Gelftklrch«. k Uhr: Fetcr d«z beil. Abenbmahls. Dtadt-
pfarrer MaaS. — ProvtbeuzkrrK«. <1410 Ubr: Stadtoikar Dtll; abenb»
8 Ubr: Feler deS beil. AbcndmahlS mtt Einzelkelch, Dekan SLlier. —
Ebriftuskirch«. 6 Ubr: Feter beS betl. AbendmahlS, Stabtvfarrer Dr.
Fromnrel. — Johannisklrch« lStadtteil RenenSeim). 8 Ubr: GottcSbienst,
bcll. Abendurabl, Kirchenchor, Stadtvsarrer Schmlth. — Evaug. Kirche
tStadtteil Wicblingen). ^16 Ubr: Predigt: Abcnds Ubr: Feier de»
hetl. Abenbmahls, Stadtpfarrer Dekan Ncu.
Evaugeltsch« Kirche t» Klrchhei«.
DonnerStag. v.gy Uhr: GotteSdicnst, Stadtvikar Pselserle: abend»
8 Uhr: Abcnbmahl. — Frcitag. 8 Uhr nnd S.S0 Uhr: Predigt, Stadt-
pfarrer Dr. Mcrtz, qbendS 8 Uhr: Bbcndmahl.
Evaug. Klrcheugemetube Rohrbach.
GründonnerStag. Borm. 9.SÜ Uhr: Festgottesdlenst, vorm. 10.4S Uhr:
KindergottcSdicnst. — Karfreitag. Vorm. S Uhr: FestgotteSLienst. Kollcktc,
vorm. 16.86 Ubr: Feler dcS helllgcn Abendmahles, nachm. L Ubr: Predigt-
sottesdienft.
- * -V
Eeite 5.
Wi!
Aus der Stadt.
Der Mning de« GrSndonnerMS.
«cgebeii' ^ vielsn Fest- und Eedenktagen, die unr heute noch
->>t auch am Eründonnerstag die Erinnerung an altgerma-
^ainen^- wach. Das Osterfest trägt ja noch in seincm
kerwanii^ Eöttin Ostara, von der wir nur noch wisfen, datz sie die
daZ n Frühlinasgöttin war, doch gehen viele Bräuche, die
hat »,,k "" Eegensatz zur traditionslosen Stadt liebevoll bewahrt
tvar den, altheidnische Frühlingsfest zurück. Der Donnerstag
derg d». dvtte Dodar geweiht, und unter allen Donnerstagen Leson-
Hanvtk^n ^ dem im Frühjahr, beim Beginn des Tauwetters, das
kanae» ^ dieses Eottes mit dem Anzünden der Freudenfeuer Le-
der «v-Aurde. Nxm Germancngott Donar waren das Eichhörnchen,
donne.-?der und die Eberesche heilig. Deshalb wurde am Erlln-
die 2^7ein Hammelbratcn auf den Tisch gebracht, um den man
Dreihp^'öe der Eberesche legte, die vorher in warmes Wasser zum
billn eö-^drachr worden waren. / Den Kopf des Widders nagelte
stnelen^T^ls ggxr die Hoftür, ein Brauch, der noch in dcn Oster-
Flicks^des Hans Sachs Erwährung findet. Allen Näherinnen uqd
«lssen ^rdern ist geraten, am Eründonnerstag die Nadel ruhen zu
Zn däs ^ >agt 'U"" "och in verschiedenen deutschen Eegenden:
Wägt in welchem an diesem Time genäht oder geflickt wird,
<Lettxra„ . ?ewitter. Besonders alte Bräuche haben sich in der
dez bei Frankfurt erhalten. Die Kohlpflanzen, die während
luid »or ^ der Kirchenglocken am- Eründonnerstag gesät werden,
'eine Zerstörungen durch Jnsekten sicher. Wer an diesem Tage
ab?r »>er ausklopft, wird nie Motten darin finden. l^ndlich
Hubn»» chen aus Eiern, die am Eründonnerstag gelegt werden,
c ^e^pergwcre scyrug — eme oeurrrcye ^rinneruug an oen
^uär-i die alten Eermanen um die Freudenfeuer zu Ehren
Und str^unzten. Aus allem geht hervor, datz auch in sebr religiösen
bvit dew ^"samen Zeiten der Eründonnerstag ein Freudentag war,
ubstach ^ der bittere Ernst des Karfreitags um so hemerkenswerter
Die Llnterbringung Ausgewiesener.
^Ler ^?dische Arbeitsminister hat eine Verordnung
deuts» Unterbringung ausgewiesener oder verdrängter Reichs-
?^biet°u Änffen, in der bestimmt wird, dah die aus den besetzten
^urden ,^böewicsenen und ihre Familien von den Ecmeinde-
^Uitggk (Wohnungsämtern) vor allen anderen Woh-
Und §^>Uchenden unterzuLringen sind. Die Landeskommiffäre
^vlilien ^-i'rksämter werden ermächtigt, solche Personen oder
?telle >, Einer bcstimmten Eemeinde zu überweisen und ferner an
^kaan* Eemeindebehörde (Wohnungsamt) Räume zu be-
^isen^ bnien und ste den betreffcnden Ausgewiesenen zuzu-
°ver d-n »^n die Beschlagnahme der Räume durch das Bezirksamt
burch «andeskommiffär und gegen die Zuweisung der Räums
boer de^ Aemeindebehörde oder das Wohnungsamt, däs Bezirksamt
§erneiud§7'Meskommiffär findet eine Befchwerde nicht statt. Die
A*!orieii ^orden sind ferner ermächtigt, in besonderen Notfällen
^iLht "nd Familien, die infolge der Einwirkung einer fremden
öin Wohnungen nicht beibehalten können, zu ihrer vorläufi
dvdnngung Naturalquartier zu ^schafsen.
^Hgen^.-^"^ Dr. Halms -schreibt uns di« juristisch« Fakultat der
M Deutl^^^tät: Der aus Amerika gemeldete, unerwartete Tod
^"eraug t^^erikaners Dr. Karl Halm weckt die Erinnerung rn den
xöhleZ rN^enden Vortrag, den der Verstorbene im Sommer vorigen
en?°^ Abhalten hat, und in welchem er als erster eintrat für
um, .. klnknüpfung von Vanden zwischen den Deutschamerika-
^Eisen di«^- Datz er seinen Worten auch die Tat folgen lietz, Le»
^slaffum, -?'^len Spenden, di« uns seine Freunde aiff seine Ver-
ben letzten Monaten zu humanitären, sozialen und
Tbi«Tv^!Hlrelen zur oie oeurjcy« e-
"nd. --oolior promoviert hatte, verliert in 'ihm einen treüen
ieiv "iiNeu^sts kommenden Jahre dachle Herr Halm wieder herüber,
dan?" eiu',i,?^ von deutschen Universitäten Rat gegen ein Eallen
fii. vnir. '5?- Nvch auf seinem Krankenlager waren seine Ee
w-;^ Sorge auf Heidelderg gerichtet, erbat er sich Winke
Rn.. H'lie und beschäftigte er sich auch mit der Heidel-
hu^gebi^Weinschast. Die Nachricht von der Desetzung des
Lage d-urch die ftanzSstschen Truvpen empörte ihn: .Ueber
b«?kiickeu» der Ruhr habe ich keine Worte, mein Entsetzen aus-
to;i-^erä;«i^?b er in seinem Vrief an den hiestgen Vorsttzenden
<s »E>Ijch » für das Deutschtum im Uuslando, „es ist dies auch
»«. iostej ^rund, warum ich nicht wieder auf bie Fütze komme,
ktiiu^igkeij auf meiner Seele, solch himmelschreiend« Un»
yi!s"8keit Franzosen eimrseits und die unverzeihliche Eleich-
U^reu Teilnahmslostgkeit der Vereinigten Staaten auf der
dn viebv -" Solche Worte von jenseits des Ozeans erfreuen
d-? solch le seltener st« sind,' über Len Tod hinaus verpflichtet
^ Gesinnung zur Dankbarkeit. Ehre Lem Nndenken
. * Ei>/» ^eutschen Mannes.
^rj x .^ffbeben. Der Apparat der Königstuhl-Stern-
Ik «L S m?.'strierte am 24. März nachmittags ein Fernbeben, das
»ss.Diiu. u'2 23 Eek. einsehte. Die langen Wellen kamen 2 Uhr
K-^^eiv«n„^l. Das Maximum fiel aus 2 llhr 20 Min. 5 Sek.
^^°eg g.Mg erlosch etwa 3 Uhr 30 Min. Die Entfernung des
. * Vei-i etwa S000 Kilometer.
D; E>eid«,^„ "lnachrichten. Staatsanwalt Dr. Heinrich Kohler
Stllai«^ wurde zum Oberamtsrichter in Karlsruhe ernannt.
! in tm"üite Dr. Heinrich Bammesberger und Hugo
tz ^en der „ uunhe'im wurden nach Heidelberg versetzt. Vrnannt
^-S.zuw v°^vlanmäßige Präparator an der Universttät Josef
^°st z^l'lunwätzigen Präparator und der Laborant Heinrich
Uin, * Aeni ^berlaboranten.
° ^NfllNi "Hnhlungen bei der Post. Die Zahlung der Invaliden-
* » bnten für April findet beim Postamt am 31. März statt.
kun« ^Neui^E^^^E Kulturfilmbund. Nachdem die Theaterfrage des
1ea»s.8egr!je2Nr unter grotzer Anteilnahme der Heidclberger Bevölke-
kNst»! iNwi/?!! Seidelberger K u l t u r f i l m b un d ° s g°-
<b>>«Iinug der Bund im Monat April mit feincr ersten Ver-
äel^ier, nn die Oeffentlichkeit treten. Das Lisherige llnion-
diiA'chte nEratze 146, das künftig im Ankläng an die Heimat-
*hva->?nrde ä^"^n „KurpfälzischeBilderbühne" führen
klle» 2rn. ^ wir bcreits mitgeteilt habcn, vom Kulturfilmbund
IKlli» ^fbiejp" ?rr Kurpsälzifchen Bildcrbühne werden Filme aus
Lü>? Zndusj/!^^? Wiffens und der Unterhaltung, aus Naturwiffen-
- ^ru.iind Niji^',nirchnik, Vcrkehrswefen, Kultur- und Kunstgsschichte,
! !nuk^NtalinT,"Nnde, Sport, Filme über Tagesereignisse, Trick- und
'rivuNv gu- 'Ne gezeigt werden. Daneben sollen aber auch fort-
^?Ne»rn. -r-- Dramen. Märchen und Lustfpiel« zur Aufführung
L»Noi"Nter ä°in mustkalischeii Teil ist in Musikdirektor Neal ein
^eglei^"'?nn gewonnen worden. Die Mufik wird nicht als
nngei, i!;- I' sondern nur zur künstlerischen Vertiefung von
üluch' >,!° den Film angeregt werden, Verwendung
2 soll ^llonie und die ganze Aufmachmig des Unter-
lNrch Djx m, ,1 tieferen kulturellen Grundgedanken Rechnung
feich-, «rwertz„„ 'lkiiedschaft der Kulturfilmgemeinde erfolgt
LNe„-> Nilrv^ sjj,'^.'N°r VorzucSkarte, die, wenn sie oor bem 1. Mai
?°rpss,lvvy M.nnnzelmitgljeder 7M Mk.. nir Fam-lien ldrei Per
b»ftei".chtuiw°„. kostct. Das Mitolied übernimm
Das Mitglied Lbernimmt keine weiteren
V ?ür die Verpslichtungen des Kulturfilmbundes
Ä^Nliche R^sl°n Vermögen. Die Mitglieder genietzen autzer-
M»5uug D^orteiie. so z. B. bel allen Veranstaltungen 105« Er-
aller g-jSoidelberger Kultursilmbund erstrebt die Zufammen»
keit°„ ^ Bekcvni'^nodner ohne Unterschied der politischen Richtung
td°,sn des " n-Ües. Die unbegrenzten Kulturkräste und Moglich-
D°, s?,?nr Vildung und Unterhaltung sollen ausgewertet
r ^ulturfjlmLund wird sicherlrch jeinen guten Zweck er-
reichen und alle Freunde des Kinos und auch diejcnigen, die ihm
hcute noch abhold gesinnt find, in fich vereinigen.
* Von dcr Bad Heidelberg A.-G. Jn der Leitung der Bad
Heidelberg A.-E. ist ifl den letzten Tagen eine Aenderung vor sich
gegangen. Der bisherige Direktor Baus wurde vom Aufsichtsrat
der Eesellschafi seines Amtes enthoben und an seine Stelle Kommer-
zien'- Kraus berufen, der mit Vade- und Fremdenoerkehrs-
vc- 'ien fehr vertraut sein soll. lleber die Eründe, die zur
E> z des Herrn Baus geführt haben, schweben bisher noch
un,. uudigte Eerüchte. Mit dem Personenwechsöl scheint die
EefellsHaft aber auch einen ganzen Systemwechfel vorzuhaben. Man
beabfichtigt, aus der bisherigen ziemlichen Pasfivität herauszurücken
und den Wersuch zu machen, die eigentlichen Zwecke der Badegefell-
schaft mehr in den Vordergrund zu rücken. Jnfolge der bedauerlichen
politischen Lage ist der Besuch der Bäder Kreuznach und Wies-
baden beinahe zur llnmöglichkeit gemacht und Hsidelberg mit feinen
ähnlichen Quellen mützt« iinstande fein, dafür einigen Ersatz zu
schäffen. Wie wir hören, ist die Badegefellfchäft an die Sradt-
verwaltung herangetreten ihr einen Teil des Hallenbads zur
Aufnahme des Badebetriebs zu überlaffen. Bei dem grotzen Zufch ch,
den die Stadt dem Hallenbad zurzeit geben mutz, wird ihr vielleicht.
ein solches Angebot nicht unwillkommen sein. Die Stadt mutz aber
vor allem die Frage prüfen, ob sie aus hytzienischen Erün-
den den Badebetrieb im Hallenbad für die Allgemeinheit ein-
schränken kann und darf. Sollt« die Städt zu dem Entfchlutz kommen,
dem Antrag der Badegesellfchaft zuzustimmen, so müßte aber un-
Ledingt dafür Sorge getragen werden, datz mit Hilfe der Stadt die
Bootzschc Badeanstalt bei der Stadthalle wieder aufgestellt
wird. Das Städtische Freibad allein ist, nicht imstande. die Bade-
Ledürfnisse im Sommer zu befriedigen.
* Der Schlutzakt der biefigen Gewerbefchule, der am Samstag,
den 24. März vormittags in den Säleü des Prinz Max stattfand,
gestaltete sich zu einer äutzerst eindrucksvollen Feier. Eröffnet wurde
er durch einen Begrützungsmarfch des Orchesters der Schüler, dem
Lieder und Musikstücke folgten, die von Schülern und SchLlerinnen
der Anstalt vorgetragen wurden. An einen kurzen Prolog, von
einer Schülerin gesprochen, reihte stch ein Festspiel „Vom deutfchsn
Rhein", oas in bunter Folge die Schicksale unseres Vaterlandes in
Verbindung mit dem Rhein und jeinen grötzeren Nebenflüssen vor
den Augen der Zuschauer entrollte, um zum Schluffe in das Eelöb-
nis unwandelbarer Treue zu unserer Heimat und dem grotzen deut-
schen Vaterlande auszuklingcn. Durch das Eanze zog ein hoher
vaterländischer Eeist. und es ist zu begrützen, dag er besonders in
der heranwachsenden gewerblichen Jugend mit allen Mitteln gehegt
und gepflegt wird. Den Höhspunkt erreichte die Feier in der An-
sprache, die der Leiter der Änstalt, Direnor Randoll, hierauf
an die scheidenden Schülerinnen und Schüler richtete. In von tiefem
sittlichen Ernst gstragenen Worien wies er auf die Eefahren hin,
die unserer heranwachsenden Jugend beim Eintritt in den Kampf
um das Dasein drohen. Eindringlich ermahnte er ste zur nützlichen
Anwendung der guten Lehren, die sie in! der Schule empfangen
haben. Nur wer nach dem Höchsten strebe, erreiche sein Ziel. Jn
einer Zeit, wo allgemein über die Verrohung unserer Iugend geklagt
wird, waren es goldene Worte, von denen nur zu wünfchen ist, datz
ste Lei allen auf fruchtbaren Boden gefallen stnd. Jn dem weiteren
Teil seiner hervorragenden Rede entwickelte er noch den Wert und
dic Bedeutung der Ausbildung unserer gewerblichen Jugend
und dankte zum Schluffe den erschienenen Vertretern des Staates
und der Eemeinde sowie auch den zahlreich anwesenden Angehörigen
aus Eewerbe- und Kandwerlerkreisen für das Jntereffe, das ste oer
Ecwerbefchule entgegenbrachten. Nachdem noch die mit einer A u s-
zeichnung bedachten Schülerinnen und Schüler hieran anschlic-
ßend ihre Diplome erhalten hatten, erreichte die Feier ihr Ende
und wohl alle Teilnehmer gingen mit der Ueberzeugung nach Hause,
datz die Leitung der Anstalt in besten Händen ruhe.
* „Berawacht." Der Arbeitsausfchutz der Bergwachtabteilung
„Odenwald, Sitz Weinheim i. <B... unter dem Vorsitz des Herrn
Throdor Muckek gidt bekannt, batz die Bergwacht von verschiedenen
Naturfreunden gebeten wurde, ihre segensreiche Wirkung auch auf
die Wälder HeidelL,ergs auszuoehnen, da der Vandalismus
hier noch stärker als in Weinheim und Umgegend sei. Die Verg-
wacht hat stch Lereit erklärt, auch hier dis Organisation in die Wege
zu leiten und ersucht sämtliche Wandervereine, wie Odenwald«
klub, Naturfreunde, Deutsch.- u. Oesterr. Alpenverein usw. stch der
Bewegung anzuschlietzen. Schon jetzt warnt ste jeden, der Blüten,
Sträucher, Zweige abreißt oder schneidet, da dies eines anständigen
Touristen nicht würdig ist, als S a ch b e s ch äd i g un g und Natur-
sch8ndung betrachtet wird und zur Anzeige gebracht werden kann.
Ieder, der Liebe zur Natur hat, kann an diesem schönen idealen Werk
mithelfen, damit vie Blütenmarder und Frevler ihr unschönes Hand-
werk gelegt bekommen. Auch auf die Händlcr wird ste ein wachsames
Auge richten, ebenfalls werden die Bahnhöfe, so wie es in Wein-
heim gemacht wird, unter Kontrolle der Bergwacht sein, in den
Schulen wie Wandervereinen wird Aufklärungarbeit ge-
macht, das halbnackte Eehen in den Wäldern wird verboten, ste er-
sucht alle, die in den Wäldern die Natur genietzen wollen, anständig
stch zu benehmen, Johlen und Schreien ist ebenfalls nicht angebracht.
Melbungen sind zu richten' an die Bergwachtabteilung „Odenwald",
Sitz Mannheim.
* Die Lage des Arbeltsmarktes. In der Berichtswoche machte
sich eine weitere Vcrschlcchterungder Arbeitsmarktlage infolge
Absatzstockung und Rohstoffmangels bemerkbar. Nur die Landwirt-
schaft zeigte ausnahmsweise eine erhöhte Aufnahmefahigkeit.
" Aus dem badifchen Zeitungswesen. Die der Zentrumsparte!
nahestehenden BodenseeLlätter: „Konstanzer Nachrichten", „Stngener
Zeitung", „Stockacher Zeitung" und .Linzgaubote" (Ueberlingen)
werden am 81. März ihr Erscheinen einstellen und ab 1. April unter
dem Titel „Deutsche Bodenseezeitung" als gemeinsame Zeitung er-
scheinen. Diese wird von der Oberbadischen Verlagsanstalt, dem
Verlag der „Konstanzer Nachrichtcn" in Konstanz hergestellt werden.
— Der bisherige-.CHesredakteur des „Neuen Mannheimer Volksblatt"
Drechsler wurde zum Bürgermeister von Elz (Naffau) gewühlt.
" Billiges Eemüse. Der Wink in den Zeitungen: „Billiges
Fleisch" hat gefruchtet. Die Fischhandlungen haben in oankens-
werter Weise sHon viele grüne Heringe kommen lassen, und die Be-
völkerung bat bavon ausgiebigen Eebrauch gemacht. Eine noch
grötzere Erleichterung bei der jetzigen schrecklichen Teuerung bieten
die Wildgemüse. Sie liefern einen Spinat, ebenso nahr- und
schmackhaft wie der Eartenspinat. Dabei kosten sie nichts; ja man
kann mit dem Einsammeln in seiner freien Zrit noch einen Spazier-
allgemein gegeffen. Manche ziehen es seines feinen Eesaimacks wegen
noch dem Eartenspinat vor. Um das Brenncn der Nesseln zu ver-
hüten, pslückt man die Eipfel der Stengel von oben herab in die
hohle Hand, weil da die Haut härter ist, oder benützt eine Schere
und zugleich einen Handschuh. Andere gute Wildspinatpflanzen sind:
die Vogelmiere, junge Disteln, der Klatschmohn, der Bärenklau, die
Mclde, der Hederich, dcr Boretsch, der Sauerampfer. Millionen von
Zentnern Wtldgemüse stehen noch ungenützt im Freien. Die Wild-
gemüse dämpfe man, schütte also nicht das Wasser mit den Nähr-
jalzen weg. Nur der Löwenzahn und die Musdisteln müssen durch
Abschütten und nochmaliaes Kochen entbittert werden. Der Wild-
pinat ist leicht verdaulich und enthält viele wichtige Nährsalze,
crner Eisen, ziemlich viel Eiweitz und auch Fett. Er sollte daher
chon kleinen Kindern häufig gereicht werden zum Aufbau ihres
Knochen- und Nervensystems, zumal bek der jetzigen grotzen Milch-
knappheit. Eeschossenen Feld- und Eartensalai werfe man nicht
weg, sondern benütze ste zu Spinat. — An den früheren Wildgemüse-
Ausflügen von Oberreallehrer Mang beteiligten sich zuletzt
Hunderte. Jm Jnteresse der Volksernährung hält er solche Wande-
rungen wieder ab und zwar zunächst bei günstiger Witterung am
Dicnstao, den 27. MärZ, nachmlttags 4 Uhr (Treffpunki Ecke dcr
Rohrbacher- und Kronprinzenstraße) und Mittwoch, den 28. März,
um 4 llhr (Treffpunkt Neuenheim, Ecke der Brllcken- und Brllcken-
kopfstratze), beide verbunden mit Beobachtungen an der Sonne
mittels optischer Jnstrumente der Heidelberger Volkssternwarte.
* Stadttheater. In der Aufführung von Webers „Freischütz"
am Mittwoch singt Eugenie Casal bie Partie des Aennchen und
Maria Zmuk Li« ber Agathe, ,
" Walddiebcrei. Am Montag wur-de im Rohrbacher Wald am
Erenzweg cin trächtiges verendetes Reh, in einer Drahtschlinge
hängend, aufgesunden.
" Polizeibericht vom 26. März 1923. Festgenommen wurden:
ein Arbciter unb ein Dienstmädchen, beide zur Verhaftung aus-
göschrieben, und ein wohnungsloser Mechaniker, der mit Haus-
haltungsgegenständen einen uncrlaubten Handel betrieb und hierbei
betteltc. — Zur Anzcige gelangten 43 Personen, darunter ein
auswärtiger Kaufmann wegen Preistreiberei mit Scife, ein aus-
tvärtiger Händler wegen unerlaubten Handels mit Altmetall,
6 Ruhestörer, 6 Ausländer wegen Nichtbeachtung der Meldevorschrift
und 8 Kraftwagensllhrer wegen zu schnellen Fahrens.
Aus Baden.
Mannrelm. 27. MLr». Einem grötzcren Dicbstabl, auSge-
füüxt in den Ausstellungsräumen des biestcen Altertumsvereins,
die im Schloß untcrgebracht sind, ist man auf die Svnr gckvmmen. Die
Diebe, von Lcnen bisber iedc Svur frblt, baben zivei goldeue Ubre»
im Gesamtwcrte von etma 2 MMonen Mark gestoblen. — Jn einer der
lebtcn Nächte rvurden aus bcn Verkanfsräumen der Südbeutschcn
Beamtenwarcnvcrsorgnng G. rn. b. H. Ttschiecken. Kleidungs«
stückc, Stiesel, Anzugsstofse, Zigaretten usw. im Gesamtwerte von über
2 Millionen Mar! gestohlen.
— Mannbcim, 27. MSrz. DaS NachtverkcbrSverbot zwische«
dem besctzten und unbesetztcn Deutschland ist von den Franzosen nun»
mehr auch auf ias Rbeinauer Hafengebiet a-usgedebnt worden.
Durch diese Matznabme ist die Hauptverkehrsstratze »wischen Mannheim
und Schwetzingcn beim Babntzof Rheinau von abends 8 Uhr bis morgens
5 Uhr eesvcrrt. — Jn der Näbe des alten Ludwigsbafener Rangier»
babnbofes baben französtsch« Solbaten mebrere Personen übersallcn und
iünen bie eingekausten Waren und grvtzer« Geldsummen abgenommcn.
AlS sich die Ueberfallcnen zur Wehr setzten, wurden ste schwer mlßhanüclt.
— Brctti», 27. März. Ein fröblicheS Zechgelage gab es
Endc letzter Woche In der Nätze von Gölshausen. Dort rvar dcr uoit
Weinfäsicrn beladene Anbängewagen erncs TranSportautos i»
einen Graben gestürzt und der kvstbare Rotwein lief aus den Fäsiern.
DaS „Unglück" war schnell bekannt geworben und am SamStag nach»
mittag eab es eine wahre Völkerwanderung aus den umliegende»
Orten zu der Unfallstelle. Jeder ivollt« die billige Gelegenbeit benützen,
stch an dem kostbaren roten Natz, bas ba nutzlos in das früblingSjung«
Gras »erstckerte, gütlich zu tun. Bald war ein tzest tm Gange, an dem
Gott Bachus seine bell« Freude gehabt hätte. Durch den schweren Rot»
rvein gab eS hitzigeL Blut und das Fest enbete mit schweren Prü-
g«lelen, bei denen daS Mesier eine Rolle spielte. Di« Hauptbeteiligten
sitzen tn Haft.
— Ettlinge», 26. MSrz. Der 20iährige Sohn der hiesicen Witwe
R u ck m i ch, der in Heilbronn in einer Bnchhandlung tättg ist, stürzs«
dort eine WirtLbauStrepve hlnab und war fofort t o t.
— Karlsrube, 27. MLrz. Reschsverkebrsminlster Gröner tst i«
Karlsnihe «Ingetrosfen zur Erledlgung tienWcher Angelegenbeiten.
— Karlsrnh«, 27. Mär». Ein ichwerer Motorradunfall bat
stch deftern abcnd aus bcr Lindenheimer Slllee ereignet. Der ungarische
Student Nikolaus Heidecker stürzte bort mit seincm Motorrad so un»
glücklich, datz er elne schwer« Gebirnerschütterung crlitt.
— Bade«-Bade«, 27. MLrz. Etne 8 t eb e S t r a g ö d sie hat stch i« -
einem hiesigen Hotel abgeiotclt. Ein Hotelangestellter bat mit der ISjäbri-
gen Tochter cineS hiestg-en Stabtrats Selbstmord verübt. Beide
hatten stch mit Morphium vergiftet, weil stch ihrem Verbältnis unüber-
windliche Hindernisie in den Weg stellten.
7 Freiburg, 27. März. Jm 70. LebenSiabr ift UniversitätSprofesior
a. D. Prälat Dr. Karl Brais gestorben. Sein Lebrgebiet waren
dte obilosopbischen unb tbeologischen Msienschaften: in beiden batte er
sich den Doktorhut erworben. Etne Reihc von Schriften, bie von seinem
Wisien Kcnntnis gaben, waren auS scitter Kedcr bervorgegangcn. _
O Villlnse«. 27. März. Die Personalien des S e l b st m ö"r b « r s>
der versncht hatte, den BankdieNer SchleiLer »u übersallcn, sind nnn-
mebr c«nau sestaestellt. Der TSter ist mit dem Fabrikarbeiter Fran,
Kottler auS Srickenbausen identisch, ber einige Zeit in einem Ziegrl-
werk ardeltctc, aber schon einige Zeit Gvuren geistiger Störung zeigte.
O Osfenburg. 28. MSrz. A« Fischmarkt ist vo« den «Zranzosen ein«
vekanntmachung angefchlajgen. datz Arbeiter. welch« Koblen ver-
laden. gesucht werde». SlS Sob» «erde« 8lX> Mk. vro Tvnn« gewährt. —
vei etner Durchsnchung beS GasthanseS mm Auker wurbe« der Wirt
und bret Babnschlosier verbaftet nnd in ben Gasthof ,n ben bret
Köulgen verbracht. Zwet weiter« verbaftet« Arveiter wurden alSbald
wteder awf frelen Futz gesetzt. — Jn ber Angeleserkbett b«S Bürger.
metfterS von WtnbschlSg wirb jetzt berichtet, datz ber Bürger-
rneister gar ntcht verhaftet gewesen sei, sondern nnr von den Kran-
zofe«, da er nkcht tn Aovcniveier gerade anwesend war, in einem Auw
betgebolt worden ist. Nach einer anderen Mclbung foll stch der Büraer-
meister unter bem Zwang der-Franzosen damit etnverstanden erklärt baben,
die geforderten RLnme am Baünhos znr Vcrfügung »u stellen nnd aus
Kostcn der Gemeinde möblieren zu laflen.
* Mnnnheimer Produkrenbörse am Moutag. Die bevorstehenden
Osterfeiertage machten sich an der Produktenbörse bereits bemerkbar
und war der Verkehr sast geschäftslos. Man nannte Weizen mit
98 099 Mark, Roggen mit 87 000 bis 89 000 Mark, Eerste mit 78 000
bis 83 000 Mark, inländischen Hafer mit 60 000 bis 70 000 Mark,
Mais mit 95 000 bis 105 000 Mark die 100 Kg. bahnfrei Mann-
heim. Von Futtermitteln war Kleie zu 36 000 Lis 40 000 Mark,
Malzkeime zu 44 000 Mark, Trockenschnitzel zu 23 000 bis 24 700 '
und vollwertige zu 56 000 Mark die 100 Kg. anaeboten. FLr
Weizenmehl Vasts 0 verlangen die Mühlen 170 000 Mark, während
aus zweiter Hand zu 140 000 Mark für versandbereite Ware und
130 000 Mark für ab Lager besetzten Eebietes verlangt wird. Zum
öffentlichen Verkauf gelangten gegen 12 llhr 150 Sack Weizenmehl
Basts 0 aus Lager im besetzten Gebiet (Jndustriehafen) und erfolgte
der Zuschlag zu 127 000 Mark; ferner wurden 10 000 Kilo Eersten-
stroh verkaust und erfolgte der Zuschlag zu 20 000 Mark die 100 Kilo,
ab Landau. — Am Kolonialwarenmarkt war die Tendenz
still. Kaffee Santos Superior 14 200 bis 15 920 Mark, gewaschen
18 520 bis 20 000 Mark, heutiger Zoll 6818.50 Mark, Tee mittel
29 500 bis 32 000 Mark, gut 83 000 Lis 35 000 Mark und fein 36000
bis 89 000 Mark, Kakao holländischer 6300 bis 6700 Mark, inlän-
discher 6000 bis 6300 Mark, Reis Burma 1800 Mark und Auslands«
zucker 2800 Mark, alles per 1 Kilo.
* Mannheimer Schlachtviehmarkt. Dem Schlachtviehmarkt am
Montag waren zugetrieben: 119 Ochsen, 89 Bullen, 398 Kühe und
Rinder, 279 Kälber, 98 Schase, 1198 Echweine. Bezahlt wurden pro
50 Kilo Lebendgewicht für Ochsen 1. Kl. 250 000—265 000. 2. Kl.
220 000-240 000, 3. KI. 180 000—200 000. 4. Kl. 130 000—160 000 M.t
Bullen 1. Kl. 200 000-220 000, 2. Kl. 180 000-200 000, 3. Kl.
160 000—180 000 M.; Kühe und Rinder 1. Kl. 250 000—270 000, 2. Kl.
220 000-240 000. 8. Kl. 180 000-200 000, 4. Kl. 160 000—180 000.
5. Kl. 120 000-150 000 M.; KKlber b) 270 000—280 000. a) 260 000
bis 270 000, c>) 250 000-260 000, e) 250 000-260 009 M.; Schafe
a) 110 000-120 000, d) 105 000-110 000. e) 95 000-100 000. 6)
90 960—95 996, e) 80 000—90 000 M.: Schweine a) und b) 290 090
bis 300 000, c) 280 000-290 000, ä) 270 000-280 000, s) 260 000 bis
270 000 M.; Sauen 250 000—270 000 M- Tendenz: mit Erotzvieh
lebhast, geräumt; mit Kälbern lebhast, ausverkauft; mkt Schafen
lebhaft; mit Schweinen mittelmätzig, kleiner Ueberstand.
Kirchliche Nachrichten.
Evauoelische Gemeiude-GotteSdieust«.
GrünbonnerStag, deu 29. MSr».
Heilig« Gelftklrch«. k Uhr: Fetcr d«z beil. Abenbmahls. Dtadt-
pfarrer MaaS. — ProvtbeuzkrrK«. <1410 Ubr: Stadtoikar Dtll; abenb»
8 Ubr: Feler deS beil. AbcndmahlS mtt Einzelkelch, Dekan SLlier. —
Ebriftuskirch«. 6 Ubr: Feter beS betl. AbendmahlS, Stabtvfarrer Dr.
Fromnrel. — Johannisklrch« lStadtteil RenenSeim). 8 Ubr: GottcSbienst,
bcll. Abendurabl, Kirchenchor, Stadtvsarrer Schmlth. — Evaug. Kirche
tStadtteil Wicblingen). ^16 Ubr: Predigt: Abcnds Ubr: Feier de»
hetl. Abenbmahls, Stadtpfarrer Dekan Ncu.
Evaugeltsch« Kirche t» Klrchhei«.
DonnerStag. v.gy Uhr: GotteSdicnst, Stadtvikar Pselserle: abend»
8 Uhr: Abcnbmahl. — Frcitag. 8 Uhr nnd S.S0 Uhr: Predigt, Stadt-
pfarrer Dr. Mcrtz, qbendS 8 Uhr: Bbcndmahl.
Evaug. Klrcheugemetube Rohrbach.
GründonnerStag. Borm. 9.SÜ Uhr: Festgottesdlenst, vorm. 10.4S Uhr:
KindergottcSdicnst. — Karfreitag. Vorm. S Uhr: FestgotteSLienst. Kollcktc,
vorm. 16.86 Ubr: Feler dcS helllgcn Abendmahles, nachm. L Ubr: Predigt-
sottesdienft.