SeUc 5.
rrstäg, 12. April 1S2Z.
BeMatt dsr Badischen Post
Arrs dev St<rdt.
Merlei Gefprü'chssioffe.
^rr Fall Lenard. — Die Kritik irber das Urteil. —
Dic Vürgermeisterurahllomödie.
stur an den Stainmtischen alleln gab es am Dienstag
-,-fENUgend Eesvrächsstoff für kannegietzernde Philistrr, sondern
V?rnsthafte Menschen rvar der Stoff, dsn die Stadt allein
8?Äen m * verfinlen neben diesen rein lokalcn Eeschehnisfcn die
»Ur ^s.<^!chwerercnDinge gar zu oft —, reichhaltig genug, umdas
nand am öu besxrechcn. Vor Ler Heidelberger Strrflammer
^Üen eustag der Student Miercnoorff und seine Ge-
A.ie schnt,uier der Anklage des Landfrieüensbruchss. Aber
8>hrnna»n°^ Staatsanwalt in seinen autzerordentlich sachlichen Aus-
6ais^. «arlegte, hätte es ohneFallLcnard keinen
, Ug häj/ srendorsf gegeben. Der ganze Bcrlauf der Verhand-
^ier uuch den überzeugtesten Anhänger Lenards — wenn es
s^orr jsr/" welche gibt, die sich überzeugen lassen wollen —
>«Nar^^eugen mussen, datz der etgentliche Angeklagte
2>rff ann und datz sein Platz zum mindestcn neben Mieren-
sMuellun andern Angeklagten gewescn ware. An einer solchen
^elehrt»« ^ -s"un die Tatsache, datz Lenard einer der bedeutendsten
e° s! ?lt, absolut nichts ändern. Selbst der grötzte Eelehrte
P^iitÄ Z^sullen lassen, wenn er sich auf oas schlüpfrige Parkett
^rd, la,t ^Egibt, datz er dann mit dem gleichen Matzstab gemessen
M kink,» er auch seine Eegner mitzt. Lenard, der Forschcr
b>ben „r^shltäter der Bienschheit, muh ganz aus der Debaite
!l2 strsti, Eran Lenard, dem Menschen und Staatsbeamten. kaun
^ u vorübergehen. Man hätte Respekt vor dem Men -
d, - ^Utia bekommen können, wenn er vor Eericht klar und
Lt'^sten ä? seiner Anschauung, wenn sie auch der Anschauung der
u N ^reise widerfpricht, gestanden hätte, wenn -r wie ein
und Antwort gestanden und sich nicht mit einer ganz
eitz, og ,?irchen Weltfremdheit, von der man nicht genau
- Es ?uu) echt odcr ctwa gemacht ist, benommcn härtc.
^.Hr-tj, ^ber nur das Benehmen Lenards vor Eericht. das
yerausfordert, es ist auch sein Verhalten am 27. Juni des
e!ne Seldstverständlichkeit
l^Ueia ^^uhrss, das ällerdings eine Selbstverständlichke'it nach
sNö das^Erigen Verhalten ist. Der Siaatsanwalt hat festgestellt^
,^Uaxh keine Handhabe gefunden habe, um gegen
^ auch 'uzuschreiten. Man mutz das glauüen, die Juristen werden
^UbeigL "erstehen, können aLer vom klaren Menschenverstand, der
''^^and»:°un aller Jurisprudenz die Dinge bcirachtet, das gleiche
' li^Ui lur die mangelnden Handhaben nicht verlangcn. An
'il/. u>ar i^" !etzt uuch üie Kritik des Urteils ein. Selbstverstünd-
Msii bet der Urteilsverkllndigung vorauszusehen, datz das
ungegriffen würde. Die Heidelperger „Bolkszeitun""
?>>!>
d» ^ S»°ur von einem „B
lLS'NUkM.SL-
adischen Iustizskandal". Zu
ganze Sache aber erst aus, wenn man
U>,?°Äet,.„^5 Mühlsmätzig — was allerdings sehr nahe kiegt —
Ubjekij"" nicht die geringste Mübe gibt, den Tatsachen ruhig
!nei öegenüberzustehen. Es steht ooch fest, datz zum mindesten
uei "Eeilten wirklich Delikte Legangen haben, die sie
s./hafj wachen- das hat der Eang der Verhandlung unzwei-
'lvn Uen. „^Seben. Aber es wird hüben und driiben daneben-
liirA 8an- ^>e Herren Richter, die formal bei der Verurtei-
tzVe sz..s„'U chrem Recht waren, haben sich einer Unterlassungs-
aEtz dem°^ Semacht, sie haoen z u objektiv geurteilt, haben das
^ech t ita b e n nach ausgelcgt und vergcssen, datz Eesetz
?e>-.Eeiii ,„?"tfpringen mutz, dah Recht aber etwas Lebendiges
ifx ssuhts ^ Vuchstabe ist. Die Herren Richter hätten sich u. E.
ls. t>e>a shrer Eigenschaft als Hüter des Rechts vergeben, wenn
si» „?>ls gefühl des überwiegenden Teils der Bevölkerung
o„ ragen und sich gesagt hätten: Wenn wir den Mann,
lNt Vvrn» "öeintellektuelteSchuld an dcn unglück-
hq? die MNgen trägt, nicht verurteilen konnen, dann müssen wir
>>, ?u> l n„^llner, dre im guten Elauben Unrecht begangen
be-^Uen lassen. Auch der Eedanke an die Zeitumstände,
Vuss-„^ unser Vaterland befindet, hätte solche Erwägungen
>»>^bsr n. niussen.
Ui>n!?.r No^ ja, datz selbst bei viel harmloseren Dingen es
»h-!5Ude? xnenschen giLt, die nicht die geringste Nücksicht auf Zeit-
^^Nder! n n. Manner, di« sich für Poliiiker halten, aber
U>e!>^>8eni». nls das, bringen es in solch schwerer Zeit über
^ h^8keit!„ ?esse, Parteiehre oder Parteiprestige über die Not-
°>>i-^rm°-E ^nges zu stellen. Der zweite erfolglose Eang zur
^srerwahl hat es wieder gezeigt. Die ver-
i4ri°i lvejr. ° urgerlichen Eruppen haben diesmal zwar
bNe§ oen Zettel abgegeben, sie haben sich aber ein ganz unbe-
Hchii-.ürger^ausgesucht, das sie der Heidelberg'er Bürgerschaft
M dit od!^ m präsentierten. Es ist mehr als politifche Kurz-
poii?-^iindheit. was die Herren um Magsr hier treiben,
^ Äerantwortungslosig'Leit, die hier
u Äb stck, „ l^berschaft ihrer Wählerschaft gegenüber treiben und
. isch an ^ ^ wundern, daß in dieser ganzen Fraktion nicht
L°hr lAiäat ,,„?°Nlgstens ist, der einmal mit der Faust auf den
kuo^it^r. nd erklärt. datz er den ganzen Schwindel nicht
^r j? 'Nnerllain ^nnn allmählich daran zweifeln, datz.
und die Unioersität würde sicherlich allmählich herunterlommen. In
der Heidelberger Vürgerschast hai sich ja allerdings eine merlwiirdige
Mitzachtung der Universitüt eingenistet: sie beirachtct sie viel zu fehr
als eine selbstverständliche Tatsache und fühlt sich jeder Verpslich-
tung gegen ste überhoben. Aber ganz abgesehen davon, dah es ein
Stolz Hsidelbergs sein sollte, die älteste und ehrwürdigsts deutfche
Universität, deren blotzer Name fchon nicht nur in Deutfchland. son-
dern in der ganzcn Welt Aeutzerungen der Vewundsrung auslöst, in
seinen Mauern zu Leherbergen, ist die Universttät Loch auch eine
Quelle des Wohlstandes, deren Verlust sowohl die Stadt wis die
einzelnen BLrger in ihren Eeldbeuieln sehr merken würden. Auch
rein vom finanziellen Standpunkt betrachtet, ist es sehr die Frage,
ob das Aufkommen Heidelbcrgs als Badeort den Niedeigang der
Universität wett machen könnte. Das wäre aüer unausbleiblich!
denn ganz abgesehen von den stttlichen Eefahren, die viele Eltern
abhalten würden, ihre Söhne und Töchter nach Hsidelberg zu- fchicksn,
so würden, wie in einem neulichen Artikel mit Necht betont wurdej
der dadurch immer empftndlicher werdende Wohnungsmangel und die
wachssnde Teuerung die Studenicn und auch die Professoren vsr-
treiben. Heidelberg steht tn der Tat ,an einem Scheidewege; cs
mutz sich entfcheiden, ob es die Thermalquelle, deren Erbohrung an
stch natürlich etwas Gutes ist, in den Dienft der Einwohnerschast und
der Krankenhäufer stellen, oder oü es sie gebrauchen will, Heidelberg
zu einem Badeorie und einem Tummslplatze des Vergnügens zu
machen und ihm seinen ererbten ehrwürdigen Charakter zu nehnien.
II.
^e,"ne ^can kann allmählich daran zweifeln, datz bei dieser
^üv^ern^^- ^er nächsten acht Tage wenigstcns bei dem einen
Q rp, lverde„ Vernunft doch noch zum Durchbruch kommt und
De„.l>e, ),r lvir es erleben wenn nicht die Sozialdemo-
stjt->^Ngtj. 'E an dem Trauerspiel die gleiche Schuld hat, die
äberi», an erwachender Einsicht sür politische Notwendig-
^ batz auch die drittc Wahl ergebnislos
?8ir e Heidelberg als Aremdenstadt.
folgende Zufchrift:
^tzten Nummern der „Vadischen Post" hat ein Mit-
tg^ichgjt t,V?lrates in der Angelegcnheit Ler Heidelberger Bade-
!>>>i stch jii,b Wort ergrisfen und dabei, wohl mit Necht, beiont,
ivtj^ie oer «n» - —>--- -— - -
i? uber ergrisfen ur
l «ue Emzelfragen. w!e die des Hallenbades, hinaus,
„sn feiM^?ndele, ob man Heidelberg zur Fremdenstadt machen
r-H d!° °>le ">eser Meinung, er führt die daraus entspringen-
Iv. ehr oHerzxj, ?>e Finanzea der Stadt an und hofft Lamit wohl
li^ch »^er»» °erer einzufangen, die an einem starken Fremden-
d°7.iei. İrcr Aber gerade dagegen llt auch der Widsr-
°>kehr owtzcx Teile Heidelbergsr Einwohnerschaft ge
!chz Heide^rschciden*"^" ^^n verfchiedenen Arten des Fremden
dv^ie^.Per^^ durch setne Landschaft und sein Schlotz eine der
r-i-auck??iten deutfchen Vaterlandes. Auch wenn wir
tzAe tz°i^^ndiim das sittliche Necht, es anderen Deutfchen
dg ?!"ch von L^!s""ien Ausländern zu verschlietzen. Der zahl-
r^.»>i'r am c?„-/ .sendcn und die dauernde Nieüerlassung von
>l>res Berufslebens stehen, sind Tatsachen, Lber
tr°/?drsi-Ü! dock> ^ann wir sie gelegentlich als Unbequemlichkeit
E>°nd°? beri,s,s - Sanzen herzlich fieuen; auch die Blllte unserer
8'n^riov die ip-„ Sum Teil darauf. Wir gönnen den Eewerbe-
»vi di»^Sen -i°r i">an, die sie aus diefem Reiseverkehr und diesen
^ p. .^orü°ii°rr^' and stimmen mit ihnen überein, wenn ste sich
^«tLltz'Tiadlich. ^ltung des durchgehenden Eisenbahnverkehrs und
de, st» k San-, „„r°vregeln wehren.
ä) dar,'^°^b .ist aber der Verlehr eines Vadeortes. Man
oh?"S der O,,°rs täuschen, datz er nur zum Teil auf der
liz>ri>kv^ lvevjgT-uelle, zum anderen Teil auk den Veranitaltunaen
a'b°das Vergnügens aufgi
daz^er K" heroeigezogen wird, . ,
a^Älohu„i?"ö^'inmer erfreulich ist. Die Erfahrung lehrt,
rri^teZ biese^ -her Badeorte durch die Verleitung zur Teib
"" nn Pa-ij?"gnugungen und durch die Leichtigkeit des Ver-
'ehP"- Di7^-"tus stttlicher Fäulnis eingelMpft wrrd. dem mele
g^r Ve^^-Porausnahme aeräuschvoller, m>t Pektcuue
uE !° uDugungen ist es ja. was die Tätigkei der Baüege,eu
^'1 ^sttctt^Mpathisch gemacht hat. Und im besonderen fur °>e
^"Ehware die Umwandlung S-id-lb-rgs in ein-n Dad-°rt
°» die Dersuchung sür die Studentenfchaft ware zu grog,
" Vom Bczirksamt. Oberamtmann Dr. Kiefer. der neue
Amtsvorstand, hat am Mittwoch seinen Dienst angctreten.
* Heidelberg als Tagungsort. Vom 23. Lis 26. April findet
hier die diesjährige Versammlung der deutfchon anato-
mischen Gesellschaft statt, zu der Lsreits zahlreiche Anmel-
dunge», auch aus dem befreundeten Ausland, vorliegen.
* Sonderzug Hcidrlberg—Franlsurt. Anlätzlich Ler bevor-
stehenden Frankfurter Messe slö. bis 21. April) verkehren nach
Franrfurt a. M. Geseilschafts-Sonderzüge, fllr dte Ler Fahrpreis um
30 Pvoz. ermätzigt ist. Sonntag, d e n 1i». April, fährt ab
Heiüelberg oer Metz-Sonderzug vormittags 10.35 Uhr, Ankunst
,n F-rankfurt a. M. mittags 12.08 Wr. Karten für 2. und 3. Klasse,
fowie Metzausweis« sind nur beim Hapag-Vertreter,
Hugo Reiher, Brückenstratze 8, erihältlich. Rechtzeitige
Anmeldung ist notwendig.
* Ncnc Zugoerbindungen. Jm Zusammeichang mit der Einlegung
Ler Zllge v 281 / v 282 werden vom 13. April an geändert:
Zug 015 (W), Heidelberg ab 1.32, F-riedrichsseld Nord an 1.47
vormittags, zum Anschlutz an Zug v 281; Mannheim ab 1.41,
Friedrichsscld Nord an 1.53 vorm. Zur Herstellung des Anschlusses
oon v 282 nach Heidelberg verkehrt ab 13. April Ler Zug 182
Friedrichsfeld Nord ab 1.26, Heidelberg an 1.10 vorm. Ferner werden
vom 12. April an wicder gefllhrt: Schnellzug v 1, München ab
12.00 mittags mit Magendurchlauf 1. bis 3. Klasse nach Karlsruhe,
Mannheim und Frankfurt. Jnfolgedessen verkehren auch wieder die
Züge v 135 Bruchsal—H e i d e l b e rg—Frankfurt a. M. Bruchsal
ab 6.11, Frankfurt a. M. an 8.42 nachm., und v 71j, Heidelberg ab
6.53, Mannheim an 7.14 nachm. v 136/v 59 Heidelberg—Bruchsal—
Münchcn, Heidelbcrg ab 9.22 vorm., München an 4.55 nachm., mit
durchlauscnden Wagen von Franksurt a. M., Mannheim und Karls-
ruhe. Die Wagen Frankfurt a. M.—München werden in Frank-
furt a. M. dem Zug v 102, ab 7.15 vorm. Leigestellt und in Fried-
richsfeld Nord nach Heidelberg abgezweiigt. Die von Maniiheim
kommenden Wagen werden wie früher mit Zug v 31, Mannheim aü
8.43 vorm. nach Heidelberg überfiihrt. Schlietzlich werden die seit
Anfang Februar anf,die Strecke Freiburg—Jmmendingen—Freiburg
beschränkten Ellzüge' 384/385 vom 12. April an wieder nach und
von Ulm durchgeführt werden, so datz uNmltkelbare Anschlüffe an die
Züge V 59/v 4 nach und von München hergestellt werden. Der
Schnellzug v 59, Karlsruhe ab 9.24 vorm. verkehrt vom 12. April an
wieder planmähig NNd wartet die Ankunft des Zuges v 2 von Verlin
in Karlsruhe nicht mehr ab, weil die Verbindung nach Stuttgart
künftig wieder durch den Zug v 136 unmittelbar vermittelt wird.
Die Reisenden aus den Richtungen Mannheim und Heidelberg
nach dem badifchen Oberland und dem Schwarzwald, die in Pforzheim
auf den Zug 907, ab 11.13 vorm. übergehen wollen, benützen künstig
die Züge v 136 / V59 / 2312 über Bruchfal--Mnhlacker nach Pforzheim,
Mannhcim a>b 8.43, Heidelberg ab 9.22, Pforzheim an 11.06 vorm.
Vom 12. April an werden auherdem die Hamburg-Bremer Nacht-
schnellzüge v 75/v 76 wieder gesührt. Solange der Verkehr über
Offenourg unterdrochen ist, verkehren beide Zllge zwischen Baden -
Baden und Hamburg-Ältona: v 75 Baden-Waden ab 5.53 nachm.,
Baden-Oos an 6.00 nachm., v 76 Badcn-Oos aü 1.20, Badsn-BaLen
an 1.28 nachm. Gleichzeitig wird der gsgenwärtig in Karlsruhe
endigcnde Zug O 176 von Schwerte nach Baden-Bnden an 7.36 nachm.
weitergeführt. Der Personenzug 930, Karlsruhe ab 6.20 nachin., der
bisher den Anschlutz von den Ziigen O 4 und v 176 abgewartet hat,
wird kllnftig wieder sahrplanmätzig in Karlsruhe abgelassen. Der
Personenzug 386 Heidelberg ab 8.20, Mannheim an 8.40 nachm.
fällt vom 12. April an wieder au s. nachdem der Eilzug 386 über
Schwctzingen direkt nach Mannheim geführt wird.
* Neuer Schlafwagenlauf. Ab 12./13. April verkehrt in den
neueingelegten Zügen 281/282 Vasel—Franlfurt—Vafel ab und
bis >Neustadt (Schwarzwald) ein Schlafwagcn. Hinsahrt: Neustadt
ab 10.80 Uhr nachm. Frankfurt an 6.22 Uhr vorm. Rückfahrt:
Franlfurt ab 11.51 Uhr nachm., Neustadt an 8.48 Uhr vorm. Der
Verkauf dcr fllr die Hinfahrt fiir oeuische Reiscnde üerfügbaren
Plätze ersolgt zu den allgemem festgesetzten Preisen durch das
Badische Reisebüro Freiburg. Die Verteilung der Plätze für den
Lauf Frankfurt—Neustadt beforgt das M.-E.-R. Frankfurt.
* Stcigcnder Mehlpreis. D!e Süddeutsche Mühlenvereinigung
hat den Richtpreis für Weizenmehl Spezial 0 um 16 600 auf 196 000
Mark für den Doppelzeniner ab Mühle erhöht.
* Die nächste SchwurZerichtspcriode beginnt nicht wie vorzesehen
am 23. April, svndern erst am 23. Mai. U. a. steht auch auf dcr
Tagesobdnung das Attentat auf Prosessor Kassewitz. Die bciden
jugendlichen Uebeltäter Heinrich Maier und Armin Hölscher
werden sich wegen Dergehens gegen das Sprengstoffgesetz zu ver-
antwortcn haben.
* Aus der Ortskrankenkasfe. Der Mitgliederstand der Allgem.
Ortskrankenrasse betrug am 1. April 1923 31072 (im Vormonat
31031). Hievvon waren 14 707 (14 795) männlichen und 16 365
(16 236) weiblich-en Geschlechts. Pslichtvevsichert waren 12 466
(12 558) Männer und 11570 (11581) Frauen. Freiwillig waren
2241 (2237) Männer und 4795 (4655) Frauen. Krank und arbeits-
unfähig waren am Stichtage 370 (450) Männer und 506 (587)
Frauen; hiervon entfallen auf freiwillige Mitglieder 39 (41)
Männer und 138 (152) Frauen. An Wöchnerinnen zählie die Kasie
150 (147), wovon 73 (86) yflichtige und 77 (61) freiwillige Mitglieder
waren. Die ErwerbsunfähiZkelt betrug inegesamt 876 (1037), oüer
2,82 (3,34) Proz. An Ersatzkassen wurden 25 Mitglieder abgetreten.
* Lauten-Abend. Am Dienstagabend trug Hans Fitz im Ball-
saal der Stadihalle einige Lieder zur Laute und einige heiicre Dich-
tungen von Wilhelm Busch, Johann Peter Hebel und Eeorg Queri
vor. Hans Fitz hatte sich schon nach seinem ersten Vortrag die Herzen
der Auhörer ersungen. Mit grotzem Veifall wurden die Busch- und
Hebel-Dichtungen aufgenommen, die Fitz zum Teil in oberbayerischer
Mundart zum Portrag brachte. Seine tzesanglichen Leistungen waren
gerade nicht überwältigend, er glich diese Schwäche aber durch cine
ganz vorzügliche Vortragsart aus. Fmmer wieder rief der Beifall
der heiier gestimmten Zuhörer den Künstler aufs Podium. Die zum
Schluh gebrachten niedlichen Lieder zur Laute in oberbayerifcher
Mundart Lrachte Fitz so wahrheitsgetreu und humorvoll zu Eehör,
Latz die Zuhürer unwillkürlich von dem Eefühl befallen wurden,
Fitz trage seine eigenen Erlebnisie vor. Nur zu rafch verstrich die
gemütliche, jede Sorge des Alltags vergesien machende Stunde. Hans
Fitz hatte die Herzen der Zuhörer gewonnen, die ihn recht bald
wieder in Heidelberg zu sehen und zu hören wünschten.
» Berichtigung zum Mierendorssprozeh. In der
Wiedergabe dcs Ürteils hat fich ein Fehlcr eingeschlichen. Dcr
Angeklagte Hopp wurde sreigejprochen» dagegen wurde der
Angeklagte Blnck zn drei Manaten Gesängnis verurteilt.
Das Zadeaer Land im Wm.
Die Vadische Film-A.-G. in Heidelberg hat jetzi
einen Film in Vorbereitung, der den Titel „Das Vadner Land im
Film" führen wird. Er soll dis Schönheiien und Sshenswürdigkeiten
des Landes Daden nicht nur dem übrigen Deutschlanü im Bilde vor-
führen, sondern sie auch in die ganze Welt hinausiragen. Neüen den
l a n d s ch a f t l i ch e n und baükünstlerischen Schönheiten soll
er auch technische Sehenswllrdigkeiten vorführsn. z. B.
die Schwarzwaldbahn mit ihren Kurren. Brücken, Tunnelbautsn,
sowie die grotzen Talsperren usw., ferner die Spezialindustrisn
Badens, w!s Schwarzwälder Ilhren-, Pforzheimer Schmuck-, die
Tabak-, Textil-, Holz- und Maschinenindustrie nebst manchem anderen.
Die Verschiedenheit von Bevölkerung und Landschast in Ober- und
llnterbaden, d!e Kurorte, Städte, die Täler und Ebenen, die bc-
rllhmten Hochschulen des Landes — nichts wird zu kurz kommen. An-
gesichts des Reichtums an landschaftlichen und baulichen Schön-
heiten und der Mannigfaltigkeit von Industrie, Eewerbe und Handel
in Baden (man denke z. B. an die Eegensätze zwischen dem Mann-
heimer Hafen- und Zndustriebetrieb und der Arbeit auf dem
einfamen Schwarzwälder Bauernhof) kann ein solchsr Film eine Fülle
der interessantesten Darstellungen Lringen. Die Vorarbeiten sind
nahezu beendet, und mit den Aufnahmen wird in der allernächsten
Zeit begonnen werden können. — Die Verkehrsämter und
ühnliche Unternehmungen haoen stch zur Mitarbeit bereit er-
klürt, und es ist als sicher anzunehmen, datz auch Lie badifche Re-
gierung ihre Unterstützung nicht versagen wird, soweit man ihrer
bedarf. Die Industrie des Landes bcteiligt sich in solchem Üm-
fange an diesem Filmwerk. datz der Film voraussichtltch in zwei Ab-
jchnitte geteilt werden mutz. Man lann die Absicht, einen solchen
Film, herauszugeben. nur begrützen, zumal da eine badische Film-
gesellschaft dieses Werk begannen hat. Wcnn nicht noch irgendwelchs
Schwierigkeiten eintrcten, ist damit zn rechnen, datz der Filrn etwa
Mittedes Jahres fertig sein wird. Er soll dann, bevor tr an
die Oefsenilichkcit kommt, eist der badischen Regierung und der
Reichsregierung vorgeführt werden.
* Billiger Tee. Man jchreibt uns: Wie L:e Brennesiek für das
Wildgemüse, so ist der Brombeerstrauch die Haupipslanze für den
deutschen Tee. Man samnielt die Vlätier und Stengelspitzen und
fügt noch Erd- und Himbeerblätter hinzu. Diese Mischung breitet
man im Sch a t t e n aus und lützr sie 12 Stunden lang welken. (Zn
der Sonne wllrden sich die wohlriechenden Duftstoffe verflüchtigen.)
Dann stopft man sie recht fest in ein Säckchen und pretzt sie^ 24 Stun-
den lang durch Auflegsn von schweren Biichern, einer Handnähma-
schine usw. Die Masse wird bald gauz heitz und macht eine Eürung
durch, wodurch der Tee viel wohlschmeckender wird, ähnlich wie man
ja auch den Tabak durch Fermentieren veredelt. Hieraus dörrt man
den Tee vollends im Schatten und bewahrt ihn in luftdichten Bllchsen
oder Schachteln auf. So erhält mari köstenlos cincn ganz oorzüz-lichen
Tee. Dieser rcgt die Nerven nicht guf w:e starrer chinesischer Tee
oder starker Kasfee, sondcm Leruhigt sie; ja infolge sciner etwas
zusammenziehenden Wirrung beeinsiutzt er heilsam Hals-, Magen-
und Darmkatarrhe. Bekanntlich trinken die Araber den Kas.ee,
Japaner und Chinesen den Tee ohne jeden Zusatz. Auch obiger
deutscher Tee schmeckt selbst ohne Milch und Zuckcr angenehm. Bei
der jetzigen grotzen Teuerung. in der dsr Preis fllr Tee, Kasfce und
Zucker siir^ viele Familien rein imerschwinglich geworden und die
Milch vielsach gar nicht zu haben ist, ist ein solch guter Haustrunk
eine hochwilllommene, grotze Erleichterung. An allen Hecken wächst
der Brombeerstrauch, im Walde auch häus'ig die Erd- und Himbeere.
Am Freitag, oen 13. April, hält Oberreallehrer Mang bei gutem
Wetter wieder einen seiner Ausflüg« behufs praktischer Ünter-
weisung im Einsammeln von Wildgemiise und verschiedenen Tee-
sorten ab. Jedermann ist willlommen. Treffpunkt Neuenheim, Ecke
der Brücken- und Brückenkopfsträtze. Abmarsch um 4 Uhr nachmittags.
* Stadttheäter. Wegen Erkrankung des Frl. Cafal mutzte die
für gestetn abend angezeigte Vorstellnng „Die neugierrgen Frauen"
anf Samstag verjchoben werden. Am kommenden Freitag
gelangt statt der „Jüdin von Toledo" die Komödie „Mora l" von
Thoma, die sich bisher besondercr jZugkrasi erfreute. in Miete S
zur Aufführung. — Die für Freitag für die M u f i k g e m e i nd e
ängekündigte Vorstellung der Operette „D i e Fledermaus" in
der Stadthalle wurde auf Freitag, den 20. April, verlegt. —-
Sonntag nachmittag 3 Uhr gelangt wiederholt das Schauspiel
„Wilhelm Telll' zur Auffuhrung, in der bereits üekannten
Besetzung.
" Zugunsten der Ruhrhilse sindet konimenden Sonntag, den
15. April, abends 8 Uhr, im „Adler" in Ziegelhausen ein
Wohltätigkeitskonzert statt. Neben den einheimischen Männergcsang-
vereinen haben als Solisten Frau Dr. Schlotterbeck-Textor,
ehemaliges Mitglied der Oper in Krefeld, sowie Herr Dr. Vögel,
der sich fllr das Zustandekommen des Konzerts befonders verdicnt
gemacht hat, ihrs künstlerische Mitwirkung zugssagt. Wir machen
auf diese Veranstaltung, der wir rm Jnteresse der gutcn Sache ein
üssonders günstiges Ergebnis und beften Besuch wünschcn, schon
heuie aufmerksam. Nüheres wird im Anzergenteil gcgen Ende der
Woche mitgeteilt werden.
" Nosegger-Abcnd der D. H. B. Am Montag, Len 16. April,
abends ^ Uhr, veranstwltet die hiesige Ortszruppe des D. H. V. im
grotzen Saale des Prinz Max einen heiteren Rosegger-Abendc
Dem VortragenLen, Herrn Iulius Will aus Dresdeu (ehem. Kgl.
Hosschauspielcr) geht Ler Ruf des besten gegenwärtiaen Rezitators
von Roseggers Werken voraus; wo immer er seinen Rosegger-Abend
gab, fand er ein vollbesetztes Haus und reichften Veisall, weil er es
versteht, das richtige innere Verhältnis zn Rösegger von sich aus
zu finden und Lamit auch zwischen Rosegger und dem Zuhörer die
Binvung herzust-ellen. Der Eintrittspreis ist einheitlich aus 506 Mk.
festgesetzt; über die Kartenverkaufsstellen unterrichtet eine besondere
A-nzeige in einigen Tagen.
" Ein fittlich verkommener Mann, mittelgrotz und stark gebaut,
ist am 8. April, mittags halb 12 Uhr, beim Ausgang zur Vahnhof-
stratze in Kirchheim aus einem Repsacker komnrend in vollig nackicm
sZustande einer vorbsrgegangegen Frau entgegcngetrsr.m. D-cse
ftüchtete und in der Aufregung war es ihr nicht mözlich, ben
Nackten näher zu beschreiben. Üm Mitteilung eotl. weiterer Vor-
gänge und um Sachdienliches ersucht die Polizci.
" Polizeiberil-t vom 9. April 1SL3. Festgenommen rvurden
ein lediger NeijenLer aus Saarbrllcken, Ler sich als Ausgewiescner
aufspielte und unter dieser falschen Aussage, Betrügereien verübte,
ferner ein Vettler und Landstreicher. Aufgegriffen wurde ein
Trunkenbold. Zur Anzeige gelangten: vier Personen wegen
Holzdiebstähle und Hehlerei, zwei Pcrsonen wcgen Ruhestörung und
Beamtenbeleidigung, zwei Personen wegen grobcn llnsiigs, vier
Kraftsahrzeugsührer wegen üüermätzigen Fahrens und weitere zehn
Personen wegen anderer strafbarer Handlungen. Gestohlen
wurden: Am 9. April nachmittags 5 Ühr vor denr Hause Neuen-
heimer Landstr. 36 ein Mädchenfahrrad im Wcrte von 500 000 Marl.
Als Täter kommt in Betracht ein Mann in den 20er Zahren, mrttel-
grotz, mit rötlich kurzgeschnittenem Schnurrbart, der grauc Windjoppe
und dunkelgrauen Hut trug. Beschriebener sagte zu der Beftohtenen,
als sie in das Haus ging, sie solle auch nach einem.Mllller fragen.
Als das Mädchen gleich daraux zurückkam, war der Fremde und das
Rad, sür dessen Schutz er sich xreiwillig angeboten hatte, verschwun-
den. Am 8. April, nachmittags 4 Uhr, in einer Wohnung in Kirch-
heim eine alte Wandtelleruhr mit schwcrrzen Zahlen im Werte von
16 000 Mark. Als Täter kommt ein anfangs der 40er Iahre stehcn-
der mittelgrotzer Mann in Betracht, der im Hause betielte.
" Polizeibcricht vom 1v. Aprrl 1823. Festgenommen wur-
den: Cin auswärtiger Postaushslfer wegen Verfshlunz gegen die
KK 350 und 354 N.-Str.-G.-B., ferner zwei Bettler. Zur Anzeige
gelangten 34 Personen, darunter ern Arbciter wegsn Hausfriedens-
bruchs und Bedrohung, visr Perfonen wegen groben Unfugs, zchn
Ruhestörsr und vier Kraftfahrzsugführer wegen LberMätzigen Fah-
rens. Gestohlen wurden vom 9. bis 10. April aus dem 2. Ltock'
eines Hauses der Unlercnstratze ein Fensterladen im Werte von
80 000 Mark, am 10. April von 2 bis 7 Uyr nachmittags durch Ein-
steigen ins Haus Obere Kirchgaffe 26 15 Pfund Rauchfleisch und
drei Tabakspfeifen, Eesamiwerl 90 000 Mark und vom 1. Sis 7. Npril
aus einem Earten im Eewarin Unterkies (Handschuhshsim) ein
Pfingstrosenstranch und acht Stück Komsrey-Pslanzen.
rrstäg, 12. April 1S2Z.
BeMatt dsr Badischen Post
Arrs dev St<rdt.
Merlei Gefprü'chssioffe.
^rr Fall Lenard. — Die Kritik irber das Urteil. —
Dic Vürgermeisterurahllomödie.
stur an den Stainmtischen alleln gab es am Dienstag
-,-fENUgend Eesvrächsstoff für kannegietzernde Philistrr, sondern
V?rnsthafte Menschen rvar der Stoff, dsn die Stadt allein
8?Äen m * verfinlen neben diesen rein lokalcn Eeschehnisfcn die
»Ur ^s.<^!chwerercnDinge gar zu oft —, reichhaltig genug, umdas
nand am öu besxrechcn. Vor Ler Heidelberger Strrflammer
^Üen eustag der Student Miercnoorff und seine Ge-
A.ie schnt,uier der Anklage des Landfrieüensbruchss. Aber
8>hrnna»n°^ Staatsanwalt in seinen autzerordentlich sachlichen Aus-
6ais^. «arlegte, hätte es ohneFallLcnard keinen
, Ug häj/ srendorsf gegeben. Der ganze Bcrlauf der Verhand-
^ier uuch den überzeugtesten Anhänger Lenards — wenn es
s^orr jsr/" welche gibt, die sich überzeugen lassen wollen —
>«Nar^^eugen mussen, datz der etgentliche Angeklagte
2>rff ann und datz sein Platz zum mindestcn neben Mieren-
sMuellun andern Angeklagten gewescn ware. An einer solchen
^elehrt»« ^ -s"un die Tatsache, datz Lenard einer der bedeutendsten
e° s! ?lt, absolut nichts ändern. Selbst der grötzte Eelehrte
P^iitÄ Z^sullen lassen, wenn er sich auf oas schlüpfrige Parkett
^rd, la,t ^Egibt, datz er dann mit dem gleichen Matzstab gemessen
M kink,» er auch seine Eegner mitzt. Lenard, der Forschcr
b>ben „r^shltäter der Bienschheit, muh ganz aus der Debaite
!l2 strsti, Eran Lenard, dem Menschen und Staatsbeamten. kaun
^ u vorübergehen. Man hätte Respekt vor dem Men -
d, - ^Utia bekommen können, wenn er vor Eericht klar und
Lt'^sten ä? seiner Anschauung, wenn sie auch der Anschauung der
u N ^reise widerfpricht, gestanden hätte, wenn -r wie ein
und Antwort gestanden und sich nicht mit einer ganz
eitz, og ,?irchen Weltfremdheit, von der man nicht genau
- Es ?uu) echt odcr ctwa gemacht ist, benommcn härtc.
^.Hr-tj, ^ber nur das Benehmen Lenards vor Eericht. das
yerausfordert, es ist auch sein Verhalten am 27. Juni des
e!ne Seldstverständlichkeit
l^Ueia ^^uhrss, das ällerdings eine Selbstverständlichke'it nach
sNö das^Erigen Verhalten ist. Der Siaatsanwalt hat festgestellt^
,^Uaxh keine Handhabe gefunden habe, um gegen
^ auch 'uzuschreiten. Man mutz das glauüen, die Juristen werden
^UbeigL "erstehen, können aLer vom klaren Menschenverstand, der
''^^and»:°un aller Jurisprudenz die Dinge bcirachtet, das gleiche
' li^Ui lur die mangelnden Handhaben nicht verlangcn. An
'il/. u>ar i^" !etzt uuch üie Kritik des Urteils ein. Selbstverstünd-
Msii bet der Urteilsverkllndigung vorauszusehen, datz das
ungegriffen würde. Die Heidelperger „Bolkszeitun""
?>>!>
d» ^ S»°ur von einem „B
lLS'NUkM.SL-
adischen Iustizskandal". Zu
ganze Sache aber erst aus, wenn man
U>,?°Äet,.„^5 Mühlsmätzig — was allerdings sehr nahe kiegt —
Ubjekij"" nicht die geringste Mübe gibt, den Tatsachen ruhig
!nei öegenüberzustehen. Es steht ooch fest, datz zum mindesten
uei "Eeilten wirklich Delikte Legangen haben, die sie
s./hafj wachen- das hat der Eang der Verhandlung unzwei-
'lvn Uen. „^Seben. Aber es wird hüben und driiben daneben-
liirA 8an- ^>e Herren Richter, die formal bei der Verurtei-
tzVe sz..s„'U chrem Recht waren, haben sich einer Unterlassungs-
aEtz dem°^ Semacht, sie haoen z u objektiv geurteilt, haben das
^ech t ita b e n nach ausgelcgt und vergcssen, datz Eesetz
?e>-.Eeiii ,„?"tfpringen mutz, dah Recht aber etwas Lebendiges
ifx ssuhts ^ Vuchstabe ist. Die Herren Richter hätten sich u. E.
ls. t>e>a shrer Eigenschaft als Hüter des Rechts vergeben, wenn
si» „?>ls gefühl des überwiegenden Teils der Bevölkerung
o„ ragen und sich gesagt hätten: Wenn wir den Mann,
lNt Vvrn» "öeintellektuelteSchuld an dcn unglück-
hq? die MNgen trägt, nicht verurteilen konnen, dann müssen wir
>>, ?u> l n„^llner, dre im guten Elauben Unrecht begangen
be-^Uen lassen. Auch der Eedanke an die Zeitumstände,
Vuss-„^ unser Vaterland befindet, hätte solche Erwägungen
>»>^bsr n. niussen.
Ui>n!?.r No^ ja, datz selbst bei viel harmloseren Dingen es
»h-!5Ude? xnenschen giLt, die nicht die geringste Nücksicht auf Zeit-
^^Nder! n n. Manner, di« sich für Poliiiker halten, aber
U>e!>^>8eni». nls das, bringen es in solch schwerer Zeit über
^ h^8keit!„ ?esse, Parteiehre oder Parteiprestige über die Not-
°>>i-^rm°-E ^nges zu stellen. Der zweite erfolglose Eang zur
^srerwahl hat es wieder gezeigt. Die ver-
i4ri°i lvejr. ° urgerlichen Eruppen haben diesmal zwar
bNe§ oen Zettel abgegeben, sie haben sich aber ein ganz unbe-
Hchii-.ürger^ausgesucht, das sie der Heidelberg'er Bürgerschaft
M dit od!^ m präsentierten. Es ist mehr als politifche Kurz-
poii?-^iindheit. was die Herren um Magsr hier treiben,
^ Äerantwortungslosig'Leit, die hier
u Äb stck, „ l^berschaft ihrer Wählerschaft gegenüber treiben und
. isch an ^ ^ wundern, daß in dieser ganzen Fraktion nicht
L°hr lAiäat ,,„?°Nlgstens ist, der einmal mit der Faust auf den
kuo^it^r. nd erklärt. datz er den ganzen Schwindel nicht
^r j? 'Nnerllain ^nnn allmählich daran zweifeln, datz.
und die Unioersität würde sicherlich allmählich herunterlommen. In
der Heidelberger Vürgerschast hai sich ja allerdings eine merlwiirdige
Mitzachtung der Universitüt eingenistet: sie beirachtct sie viel zu fehr
als eine selbstverständliche Tatsache und fühlt sich jeder Verpslich-
tung gegen ste überhoben. Aber ganz abgesehen davon, dah es ein
Stolz Hsidelbergs sein sollte, die älteste und ehrwürdigsts deutfche
Universität, deren blotzer Name fchon nicht nur in Deutfchland. son-
dern in der ganzcn Welt Aeutzerungen der Vewundsrung auslöst, in
seinen Mauern zu Leherbergen, ist die Universttät Loch auch eine
Quelle des Wohlstandes, deren Verlust sowohl die Stadt wis die
einzelnen BLrger in ihren Eeldbeuieln sehr merken würden. Auch
rein vom finanziellen Standpunkt betrachtet, ist es sehr die Frage,
ob das Aufkommen Heidelbcrgs als Badeort den Niedeigang der
Universität wett machen könnte. Das wäre aüer unausbleiblich!
denn ganz abgesehen von den stttlichen Eefahren, die viele Eltern
abhalten würden, ihre Söhne und Töchter nach Hsidelberg zu- fchicksn,
so würden, wie in einem neulichen Artikel mit Necht betont wurdej
der dadurch immer empftndlicher werdende Wohnungsmangel und die
wachssnde Teuerung die Studenicn und auch die Professoren vsr-
treiben. Heidelberg steht tn der Tat ,an einem Scheidewege; cs
mutz sich entfcheiden, ob es die Thermalquelle, deren Erbohrung an
stch natürlich etwas Gutes ist, in den Dienft der Einwohnerschast und
der Krankenhäufer stellen, oder oü es sie gebrauchen will, Heidelberg
zu einem Badeorie und einem Tummslplatze des Vergnügens zu
machen und ihm seinen ererbten ehrwürdigen Charakter zu nehnien.
II.
^e,"ne ^can kann allmählich daran zweifeln, datz bei dieser
^üv^ern^^- ^er nächsten acht Tage wenigstcns bei dem einen
Q rp, lverde„ Vernunft doch noch zum Durchbruch kommt und
De„.l>e, ),r lvir es erleben wenn nicht die Sozialdemo-
stjt->^Ngtj. 'E an dem Trauerspiel die gleiche Schuld hat, die
äberi», an erwachender Einsicht sür politische Notwendig-
^ batz auch die drittc Wahl ergebnislos
?8ir e Heidelberg als Aremdenstadt.
folgende Zufchrift:
^tzten Nummern der „Vadischen Post" hat ein Mit-
tg^ichgjt t,V?lrates in der Angelegcnheit Ler Heidelberger Bade-
!>>>i stch jii,b Wort ergrisfen und dabei, wohl mit Necht, beiont,
ivtj^ie oer «n» - —>--- -— - -
i? uber ergrisfen ur
l «ue Emzelfragen. w!e die des Hallenbades, hinaus,
„sn feiM^?ndele, ob man Heidelberg zur Fremdenstadt machen
r-H d!° °>le ">eser Meinung, er führt die daraus entspringen-
Iv. ehr oHerzxj, ?>e Finanzea der Stadt an und hofft Lamit wohl
li^ch »^er»» °erer einzufangen, die an einem starken Fremden-
d°7.iei. İrcr Aber gerade dagegen llt auch der Widsr-
°>kehr owtzcx Teile Heidelbergsr Einwohnerschaft ge
!chz Heide^rschciden*"^" ^^n verfchiedenen Arten des Fremden
dv^ie^.Per^^ durch setne Landschaft und sein Schlotz eine der
r-i-auck??iten deutfchen Vaterlandes. Auch wenn wir
tzAe tz°i^^ndiim das sittliche Necht, es anderen Deutfchen
dg ?!"ch von L^!s""ien Ausländern zu verschlietzen. Der zahl-
r^.»>i'r am c?„-/ .sendcn und die dauernde Nieüerlassung von
>l>res Berufslebens stehen, sind Tatsachen, Lber
tr°/?drsi-Ü! dock> ^ann wir sie gelegentlich als Unbequemlichkeit
E>°nd°? beri,s,s - Sanzen herzlich fieuen; auch die Blllte unserer
8'n^riov die ip-„ Sum Teil darauf. Wir gönnen den Eewerbe-
»vi di»^Sen -i°r i">an, die sie aus diefem Reiseverkehr und diesen
^ p. .^orü°ii°rr^' and stimmen mit ihnen überein, wenn ste sich
^«tLltz'Tiadlich. ^ltung des durchgehenden Eisenbahnverkehrs und
de, st» k San-, „„r°vregeln wehren.
ä) dar,'^°^b .ist aber der Verlehr eines Vadeortes. Man
oh?"S der O,,°rs täuschen, datz er nur zum Teil auf der
liz>ri>kv^ lvevjgT-uelle, zum anderen Teil auk den Veranitaltunaen
a'b°das Vergnügens aufgi
daz^er K" heroeigezogen wird, . ,
a^Älohu„i?"ö^'inmer erfreulich ist. Die Erfahrung lehrt,
rri^teZ biese^ -her Badeorte durch die Verleitung zur Teib
"" nn Pa-ij?"gnugungen und durch die Leichtigkeit des Ver-
'ehP"- Di7^-"tus stttlicher Fäulnis eingelMpft wrrd. dem mele
g^r Ve^^-Porausnahme aeräuschvoller, m>t Pektcuue
uE !° uDugungen ist es ja. was die Tätigkei der Baüege,eu
^'1 ^sttctt^Mpathisch gemacht hat. Und im besonderen fur °>e
^"Ehware die Umwandlung S-id-lb-rgs in ein-n Dad-°rt
°» die Dersuchung sür die Studentenfchaft ware zu grog,
" Vom Bczirksamt. Oberamtmann Dr. Kiefer. der neue
Amtsvorstand, hat am Mittwoch seinen Dienst angctreten.
* Heidelberg als Tagungsort. Vom 23. Lis 26. April findet
hier die diesjährige Versammlung der deutfchon anato-
mischen Gesellschaft statt, zu der Lsreits zahlreiche Anmel-
dunge», auch aus dem befreundeten Ausland, vorliegen.
* Sonderzug Hcidrlberg—Franlsurt. Anlätzlich Ler bevor-
stehenden Frankfurter Messe slö. bis 21. April) verkehren nach
Franrfurt a. M. Geseilschafts-Sonderzüge, fllr dte Ler Fahrpreis um
30 Pvoz. ermätzigt ist. Sonntag, d e n 1i». April, fährt ab
Heiüelberg oer Metz-Sonderzug vormittags 10.35 Uhr, Ankunst
,n F-rankfurt a. M. mittags 12.08 Wr. Karten für 2. und 3. Klasse,
fowie Metzausweis« sind nur beim Hapag-Vertreter,
Hugo Reiher, Brückenstratze 8, erihältlich. Rechtzeitige
Anmeldung ist notwendig.
* Ncnc Zugoerbindungen. Jm Zusammeichang mit der Einlegung
Ler Zllge v 281 / v 282 werden vom 13. April an geändert:
Zug 015 (W), Heidelberg ab 1.32, F-riedrichsseld Nord an 1.47
vormittags, zum Anschlutz an Zug v 281; Mannheim ab 1.41,
Friedrichsscld Nord an 1.53 vorm. Zur Herstellung des Anschlusses
oon v 282 nach Heidelberg verkehrt ab 13. April Ler Zug 182
Friedrichsfeld Nord ab 1.26, Heidelberg an 1.10 vorm. Ferner werden
vom 12. April an wicder gefllhrt: Schnellzug v 1, München ab
12.00 mittags mit Magendurchlauf 1. bis 3. Klasse nach Karlsruhe,
Mannheim und Frankfurt. Jnfolgedessen verkehren auch wieder die
Züge v 135 Bruchsal—H e i d e l b e rg—Frankfurt a. M. Bruchsal
ab 6.11, Frankfurt a. M. an 8.42 nachm., und v 71j, Heidelberg ab
6.53, Mannheim an 7.14 nachm. v 136/v 59 Heidelberg—Bruchsal—
Münchcn, Heidelbcrg ab 9.22 vorm., München an 4.55 nachm., mit
durchlauscnden Wagen von Franksurt a. M., Mannheim und Karls-
ruhe. Die Wagen Frankfurt a. M.—München werden in Frank-
furt a. M. dem Zug v 102, ab 7.15 vorm. Leigestellt und in Fried-
richsfeld Nord nach Heidelberg abgezweiigt. Die von Maniiheim
kommenden Wagen werden wie früher mit Zug v 31, Mannheim aü
8.43 vorm. nach Heidelberg überfiihrt. Schlietzlich werden die seit
Anfang Februar anf,die Strecke Freiburg—Jmmendingen—Freiburg
beschränkten Ellzüge' 384/385 vom 12. April an wieder nach und
von Ulm durchgeführt werden, so datz uNmltkelbare Anschlüffe an die
Züge V 59/v 4 nach und von München hergestellt werden. Der
Schnellzug v 59, Karlsruhe ab 9.24 vorm. verkehrt vom 12. April an
wieder planmähig NNd wartet die Ankunft des Zuges v 2 von Verlin
in Karlsruhe nicht mehr ab, weil die Verbindung nach Stuttgart
künftig wieder durch den Zug v 136 unmittelbar vermittelt wird.
Die Reisenden aus den Richtungen Mannheim und Heidelberg
nach dem badifchen Oberland und dem Schwarzwald, die in Pforzheim
auf den Zug 907, ab 11.13 vorm. übergehen wollen, benützen künstig
die Züge v 136 / V59 / 2312 über Bruchfal--Mnhlacker nach Pforzheim,
Mannhcim a>b 8.43, Heidelberg ab 9.22, Pforzheim an 11.06 vorm.
Vom 12. April an werden auherdem die Hamburg-Bremer Nacht-
schnellzüge v 75/v 76 wieder gesührt. Solange der Verkehr über
Offenourg unterdrochen ist, verkehren beide Zllge zwischen Baden -
Baden und Hamburg-Ältona: v 75 Baden-Waden ab 5.53 nachm.,
Baden-Oos an 6.00 nachm., v 76 Badcn-Oos aü 1.20, Badsn-BaLen
an 1.28 nachm. Gleichzeitig wird der gsgenwärtig in Karlsruhe
endigcnde Zug O 176 von Schwerte nach Baden-Bnden an 7.36 nachm.
weitergeführt. Der Personenzug 930, Karlsruhe ab 6.20 nachin., der
bisher den Anschlutz von den Ziigen O 4 und v 176 abgewartet hat,
wird kllnftig wieder sahrplanmätzig in Karlsruhe abgelassen. Der
Personenzug 386 Heidelberg ab 8.20, Mannheim an 8.40 nachm.
fällt vom 12. April an wieder au s. nachdem der Eilzug 386 über
Schwctzingen direkt nach Mannheim geführt wird.
* Neuer Schlafwagenlauf. Ab 12./13. April verkehrt in den
neueingelegten Zügen 281/282 Vasel—Franlfurt—Vafel ab und
bis >Neustadt (Schwarzwald) ein Schlafwagcn. Hinsahrt: Neustadt
ab 10.80 Uhr nachm. Frankfurt an 6.22 Uhr vorm. Rückfahrt:
Franlfurt ab 11.51 Uhr nachm., Neustadt an 8.48 Uhr vorm. Der
Verkauf dcr fllr die Hinfahrt fiir oeuische Reiscnde üerfügbaren
Plätze ersolgt zu den allgemem festgesetzten Preisen durch das
Badische Reisebüro Freiburg. Die Verteilung der Plätze für den
Lauf Frankfurt—Neustadt beforgt das M.-E.-R. Frankfurt.
* Stcigcnder Mehlpreis. D!e Süddeutsche Mühlenvereinigung
hat den Richtpreis für Weizenmehl Spezial 0 um 16 600 auf 196 000
Mark für den Doppelzeniner ab Mühle erhöht.
* Die nächste SchwurZerichtspcriode beginnt nicht wie vorzesehen
am 23. April, svndern erst am 23. Mai. U. a. steht auch auf dcr
Tagesobdnung das Attentat auf Prosessor Kassewitz. Die bciden
jugendlichen Uebeltäter Heinrich Maier und Armin Hölscher
werden sich wegen Dergehens gegen das Sprengstoffgesetz zu ver-
antwortcn haben.
* Aus der Ortskrankenkasfe. Der Mitgliederstand der Allgem.
Ortskrankenrasse betrug am 1. April 1923 31072 (im Vormonat
31031). Hievvon waren 14 707 (14 795) männlichen und 16 365
(16 236) weiblich-en Geschlechts. Pslichtvevsichert waren 12 466
(12 558) Männer und 11570 (11581) Frauen. Freiwillig waren
2241 (2237) Männer und 4795 (4655) Frauen. Krank und arbeits-
unfähig waren am Stichtage 370 (450) Männer und 506 (587)
Frauen; hiervon entfallen auf freiwillige Mitglieder 39 (41)
Männer und 138 (152) Frauen. An Wöchnerinnen zählie die Kasie
150 (147), wovon 73 (86) yflichtige und 77 (61) freiwillige Mitglieder
waren. Die ErwerbsunfähiZkelt betrug inegesamt 876 (1037), oüer
2,82 (3,34) Proz. An Ersatzkassen wurden 25 Mitglieder abgetreten.
* Lauten-Abend. Am Dienstagabend trug Hans Fitz im Ball-
saal der Stadihalle einige Lieder zur Laute und einige heiicre Dich-
tungen von Wilhelm Busch, Johann Peter Hebel und Eeorg Queri
vor. Hans Fitz hatte sich schon nach seinem ersten Vortrag die Herzen
der Auhörer ersungen. Mit grotzem Veifall wurden die Busch- und
Hebel-Dichtungen aufgenommen, die Fitz zum Teil in oberbayerischer
Mundart zum Portrag brachte. Seine tzesanglichen Leistungen waren
gerade nicht überwältigend, er glich diese Schwäche aber durch cine
ganz vorzügliche Vortragsart aus. Fmmer wieder rief der Beifall
der heiier gestimmten Zuhörer den Künstler aufs Podium. Die zum
Schluh gebrachten niedlichen Lieder zur Laute in oberbayerifcher
Mundart Lrachte Fitz so wahrheitsgetreu und humorvoll zu Eehör,
Latz die Zuhürer unwillkürlich von dem Eefühl befallen wurden,
Fitz trage seine eigenen Erlebnisie vor. Nur zu rafch verstrich die
gemütliche, jede Sorge des Alltags vergesien machende Stunde. Hans
Fitz hatte die Herzen der Zuhörer gewonnen, die ihn recht bald
wieder in Heidelberg zu sehen und zu hören wünschten.
» Berichtigung zum Mierendorssprozeh. In der
Wiedergabe dcs Ürteils hat fich ein Fehlcr eingeschlichen. Dcr
Angeklagte Hopp wurde sreigejprochen» dagegen wurde der
Angeklagte Blnck zn drei Manaten Gesängnis verurteilt.
Das Zadeaer Land im Wm.
Die Vadische Film-A.-G. in Heidelberg hat jetzi
einen Film in Vorbereitung, der den Titel „Das Vadner Land im
Film" führen wird. Er soll dis Schönheiien und Sshenswürdigkeiten
des Landes Daden nicht nur dem übrigen Deutschlanü im Bilde vor-
führen, sondern sie auch in die ganze Welt hinausiragen. Neüen den
l a n d s ch a f t l i ch e n und baükünstlerischen Schönheiten soll
er auch technische Sehenswllrdigkeiten vorführsn. z. B.
die Schwarzwaldbahn mit ihren Kurren. Brücken, Tunnelbautsn,
sowie die grotzen Talsperren usw., ferner die Spezialindustrisn
Badens, w!s Schwarzwälder Ilhren-, Pforzheimer Schmuck-, die
Tabak-, Textil-, Holz- und Maschinenindustrie nebst manchem anderen.
Die Verschiedenheit von Bevölkerung und Landschast in Ober- und
llnterbaden, d!e Kurorte, Städte, die Täler und Ebenen, die bc-
rllhmten Hochschulen des Landes — nichts wird zu kurz kommen. An-
gesichts des Reichtums an landschaftlichen und baulichen Schön-
heiten und der Mannigfaltigkeit von Industrie, Eewerbe und Handel
in Baden (man denke z. B. an die Eegensätze zwischen dem Mann-
heimer Hafen- und Zndustriebetrieb und der Arbeit auf dem
einfamen Schwarzwälder Bauernhof) kann ein solchsr Film eine Fülle
der interessantesten Darstellungen Lringen. Die Vorarbeiten sind
nahezu beendet, und mit den Aufnahmen wird in der allernächsten
Zeit begonnen werden können. — Die Verkehrsämter und
ühnliche Unternehmungen haoen stch zur Mitarbeit bereit er-
klürt, und es ist als sicher anzunehmen, datz auch Lie badifche Re-
gierung ihre Unterstützung nicht versagen wird, soweit man ihrer
bedarf. Die Industrie des Landes bcteiligt sich in solchem Üm-
fange an diesem Filmwerk. datz der Film voraussichtltch in zwei Ab-
jchnitte geteilt werden mutz. Man lann die Absicht, einen solchen
Film, herauszugeben. nur begrützen, zumal da eine badische Film-
gesellschaft dieses Werk begannen hat. Wcnn nicht noch irgendwelchs
Schwierigkeiten eintrcten, ist damit zn rechnen, datz der Filrn etwa
Mittedes Jahres fertig sein wird. Er soll dann, bevor tr an
die Oefsenilichkcit kommt, eist der badischen Regierung und der
Reichsregierung vorgeführt werden.
* Billiger Tee. Man jchreibt uns: Wie L:e Brennesiek für das
Wildgemüse, so ist der Brombeerstrauch die Haupipslanze für den
deutschen Tee. Man samnielt die Vlätier und Stengelspitzen und
fügt noch Erd- und Himbeerblätter hinzu. Diese Mischung breitet
man im Sch a t t e n aus und lützr sie 12 Stunden lang welken. (Zn
der Sonne wllrden sich die wohlriechenden Duftstoffe verflüchtigen.)
Dann stopft man sie recht fest in ein Säckchen und pretzt sie^ 24 Stun-
den lang durch Auflegsn von schweren Biichern, einer Handnähma-
schine usw. Die Masse wird bald gauz heitz und macht eine Eürung
durch, wodurch der Tee viel wohlschmeckender wird, ähnlich wie man
ja auch den Tabak durch Fermentieren veredelt. Hieraus dörrt man
den Tee vollends im Schatten und bewahrt ihn in luftdichten Bllchsen
oder Schachteln auf. So erhält mari köstenlos cincn ganz oorzüz-lichen
Tee. Dieser rcgt die Nerven nicht guf w:e starrer chinesischer Tee
oder starker Kasfee, sondcm Leruhigt sie; ja infolge sciner etwas
zusammenziehenden Wirrung beeinsiutzt er heilsam Hals-, Magen-
und Darmkatarrhe. Bekanntlich trinken die Araber den Kas.ee,
Japaner und Chinesen den Tee ohne jeden Zusatz. Auch obiger
deutscher Tee schmeckt selbst ohne Milch und Zuckcr angenehm. Bei
der jetzigen grotzen Teuerung. in der dsr Preis fllr Tee, Kasfce und
Zucker siir^ viele Familien rein imerschwinglich geworden und die
Milch vielsach gar nicht zu haben ist, ist ein solch guter Haustrunk
eine hochwilllommene, grotze Erleichterung. An allen Hecken wächst
der Brombeerstrauch, im Walde auch häus'ig die Erd- und Himbeere.
Am Freitag, oen 13. April, hält Oberreallehrer Mang bei gutem
Wetter wieder einen seiner Ausflüg« behufs praktischer Ünter-
weisung im Einsammeln von Wildgemiise und verschiedenen Tee-
sorten ab. Jedermann ist willlommen. Treffpunkt Neuenheim, Ecke
der Brücken- und Brückenkopfsträtze. Abmarsch um 4 Uhr nachmittags.
* Stadttheäter. Wegen Erkrankung des Frl. Cafal mutzte die
für gestetn abend angezeigte Vorstellnng „Die neugierrgen Frauen"
anf Samstag verjchoben werden. Am kommenden Freitag
gelangt statt der „Jüdin von Toledo" die Komödie „Mora l" von
Thoma, die sich bisher besondercr jZugkrasi erfreute. in Miete S
zur Aufführung. — Die für Freitag für die M u f i k g e m e i nd e
ängekündigte Vorstellung der Operette „D i e Fledermaus" in
der Stadthalle wurde auf Freitag, den 20. April, verlegt. —-
Sonntag nachmittag 3 Uhr gelangt wiederholt das Schauspiel
„Wilhelm Telll' zur Auffuhrung, in der bereits üekannten
Besetzung.
" Zugunsten der Ruhrhilse sindet konimenden Sonntag, den
15. April, abends 8 Uhr, im „Adler" in Ziegelhausen ein
Wohltätigkeitskonzert statt. Neben den einheimischen Männergcsang-
vereinen haben als Solisten Frau Dr. Schlotterbeck-Textor,
ehemaliges Mitglied der Oper in Krefeld, sowie Herr Dr. Vögel,
der sich fllr das Zustandekommen des Konzerts befonders verdicnt
gemacht hat, ihrs künstlerische Mitwirkung zugssagt. Wir machen
auf diese Veranstaltung, der wir rm Jnteresse der gutcn Sache ein
üssonders günstiges Ergebnis und beften Besuch wünschcn, schon
heuie aufmerksam. Nüheres wird im Anzergenteil gcgen Ende der
Woche mitgeteilt werden.
" Nosegger-Abcnd der D. H. B. Am Montag, Len 16. April,
abends ^ Uhr, veranstwltet die hiesige Ortszruppe des D. H. V. im
grotzen Saale des Prinz Max einen heiteren Rosegger-Abendc
Dem VortragenLen, Herrn Iulius Will aus Dresdeu (ehem. Kgl.
Hosschauspielcr) geht Ler Ruf des besten gegenwärtiaen Rezitators
von Roseggers Werken voraus; wo immer er seinen Rosegger-Abend
gab, fand er ein vollbesetztes Haus und reichften Veisall, weil er es
versteht, das richtige innere Verhältnis zn Rösegger von sich aus
zu finden und Lamit auch zwischen Rosegger und dem Zuhörer die
Binvung herzust-ellen. Der Eintrittspreis ist einheitlich aus 506 Mk.
festgesetzt; über die Kartenverkaufsstellen unterrichtet eine besondere
A-nzeige in einigen Tagen.
" Ein fittlich verkommener Mann, mittelgrotz und stark gebaut,
ist am 8. April, mittags halb 12 Uhr, beim Ausgang zur Vahnhof-
stratze in Kirchheim aus einem Repsacker komnrend in vollig nackicm
sZustande einer vorbsrgegangegen Frau entgegcngetrsr.m. D-cse
ftüchtete und in der Aufregung war es ihr nicht mözlich, ben
Nackten näher zu beschreiben. Üm Mitteilung eotl. weiterer Vor-
gänge und um Sachdienliches ersucht die Polizci.
" Polizeiberil-t vom 9. April 1SL3. Festgenommen rvurden
ein lediger NeijenLer aus Saarbrllcken, Ler sich als Ausgewiescner
aufspielte und unter dieser falschen Aussage, Betrügereien verübte,
ferner ein Vettler und Landstreicher. Aufgegriffen wurde ein
Trunkenbold. Zur Anzeige gelangten: vier Personen wegen
Holzdiebstähle und Hehlerei, zwei Pcrsonen wcgen Ruhestörung und
Beamtenbeleidigung, zwei Personen wegen grobcn llnsiigs, vier
Kraftsahrzeugsührer wegen üüermätzigen Fahrens und weitere zehn
Personen wegen anderer strafbarer Handlungen. Gestohlen
wurden: Am 9. April nachmittags 5 Ühr vor denr Hause Neuen-
heimer Landstr. 36 ein Mädchenfahrrad im Wcrte von 500 000 Marl.
Als Täter kommt in Betracht ein Mann in den 20er Zahren, mrttel-
grotz, mit rötlich kurzgeschnittenem Schnurrbart, der grauc Windjoppe
und dunkelgrauen Hut trug. Beschriebener sagte zu der Beftohtenen,
als sie in das Haus ging, sie solle auch nach einem.Mllller fragen.
Als das Mädchen gleich daraux zurückkam, war der Fremde und das
Rad, sür dessen Schutz er sich xreiwillig angeboten hatte, verschwun-
den. Am 8. April, nachmittags 4 Uhr, in einer Wohnung in Kirch-
heim eine alte Wandtelleruhr mit schwcrrzen Zahlen im Werte von
16 000 Mark. Als Täter kommt ein anfangs der 40er Iahre stehcn-
der mittelgrotzer Mann in Betracht, der im Hause betielte.
" Polizeibcricht vom 1v. Aprrl 1823. Festgenommen wur-
den: Cin auswärtiger Postaushslfer wegen Verfshlunz gegen die
KK 350 und 354 N.-Str.-G.-B., ferner zwei Bettler. Zur Anzeige
gelangten 34 Personen, darunter ern Arbciter wegsn Hausfriedens-
bruchs und Bedrohung, visr Perfonen wegen groben Unfugs, zchn
Ruhestörsr und vier Kraftfahrzsugführer wegen LberMätzigen Fah-
rens. Gestohlen wurden vom 9. bis 10. April aus dem 2. Ltock'
eines Hauses der Unlercnstratze ein Fensterladen im Werte von
80 000 Mark, am 10. April von 2 bis 7 Uyr nachmittags durch Ein-
steigen ins Haus Obere Kirchgaffe 26 15 Pfund Rauchfleisch und
drei Tabakspfeifen, Eesamiwerl 90 000 Mark und vom 1. Sis 7. Npril
aus einem Earten im Eewarin Unterkies (Handschuhshsim) ein
Pfingstrosenstranch und acht Stück Komsrey-Pslanzen.