Slmmfzenen i'm englischen Merhaus.
Kestige Kmrdgebungen der Arbeitervertreter gegen die Regierung.
> V London, 12. April.
Das llnterhaus war sehr gut besucht. Die Mitglieder der
Negierungsparteien waren nach der Erfahrung von gestern in an-
sehnlicher Stärke erschienen. Schatzkanzler Baldwin Lrachte anstelle
Donar Laws. der erschienen, aber nicht imstande war zu sprechen,
eine Resolution ein. durch die der Antrag, bei dem dis Regierung
gestern unterlegen ist. erneut in Erwägung gezogen wird. Der
Sprecher erllärto dieses Verfahren fiir korrekt. Baldwin sagte, der
: Vsrfall vom 10. April sei auf eine Ueberrumvelung zurückzuführen;
die Regierung habe sick» des Mangels an Aufmerkfamkeit schuldig
gemacht. Aber die Abstimmung beweise nicht, dag sie das Ver-
trauen des Unterhauses verloren habe. (Bsifall bei den Regierungs-
anhängern.s
Ramsay Macdonald bestritt. daß die Abstimmung un-
erwartet gekommen sei und erklärte, die Regierung habe eine Nieder-
iage erlitten, da eine Anmhl Regierungsanhänger es abgelehnt
hätte, ste zu unterstützen. Er wllnsche, dast die Reaierung ihrc Nieder-
lage zugebe und eine Aenderung ihrer Politik betreffend
die Verwendung von vormaligen Soldaten im Dienste der Zivil-
verwaltung ankündige. Die hierauf folgenden Reden der Arbeiter-
vertreter zeigten deutlich, taß viele Arbeitermitglieder entschlollen
waren, vor der Annahme der Resolntion Baldwin eine derartige
Erklär-ung der Regierung zu veranlassen.
Von der Regierungsbank erfolgte keine weitere Erklärung. Die
Derhandlnngen gerieten in ein erregtes Fahrwaffer ün>d zwischen
Arbeitsrmitgliedern und M-nisteriellen kam es zu heftigen
Wartgefechten. Angefichts der ständigen Unterbrechungen
beantragte Baldwin schließlich eine Unterbrechung der Sitzung. Dies
Whrte zu stürmischen Protestkundgebungen seitens Ler
A r b e i t e r p a r t e i. Eine Anzahl Abgeordneter begann das Lied:
i,Die rote Flagge" zu stngen. Da die Regierunq keine weitere Mit-
: ieilung machte und die Arbeitermitglieder offen ihren Entsckluß
t bekundeten, die Verhandlungen nicht weiter tortfllhren zu laffen, hob
' schlieglich der Sprecher Üie Sitzung fllr die Dauer einer Stunde auf.
Nach Aufhebung der Sitzung nähsrte sich ein Mitglied der
Arbeiterpartei dem llnterstaatssekretär des Kolon'alamts Eore
«nd verwickelte ihn in ein erreqtes Eespräch. in dessen Verlauf es
s versuchte, ihn mit einem SchriftstLck zuschlagen. Regierungs-
und Arbeitermitglieder griffen unvsrzüolich ein und verb'nderten
Tätlichkeiten. Angebbich war vorher das Mitglied der ArbeiLcrpartei
von einem Anhänaer der Reaierung geschlagen worden. Dies
-soll den Zwischenfall veranlatzt haben. Ein'ae Arbeitermitglieder,
die sich drohend gegen mehrere Reqierungsanh^nger wandten, wurden
von ibren Varteifreundsn zurückgehalten. Schlietzlich verlietzen sämt-
liche Mitglieder das Haus- ohne datz es zu weiteren Zwischerüällen
kam. Vor Wufhe-bung der Sitzung forderte Macdonald nochmals die
Regierung auf, die Erklärung abzugeben, ohne eine
Antwort zu erzielen.
Bei der Wiederaufnabme der Sitzunq herrschte grotze B e-
wegung, doch blieb die Ordnunq ungestört. Allerdings wurde in
den Wandelgängen erzählt, datz die Arbeitervertreter beai'stchtiaen.
ihre Kundgebung zu wiederholen. Der Sprecher vertagte schl-ietzlich
dis Sitzung des Haufes aus den 12. April, ohne datz nochmals die
Ordnung gestort murde.
-.. Im Unterhause fragte femer ein Mitolied, ob imolqe der
Unterredungen mit Loucheurdie Regierung beabstchtige,
ihre a'igenblickliche Nolitik der freundfchaftlichen Neutralität gegen-
Lber Frankreich aufzugeben und eine Polllik anvnehmen, die
Frankreich unbedingt dte Unterstützuna seiner Ak.tion gegen
Deutschland an der Ruhr gewähre. Daldwin erwiderte ver-
neinen-d. Auf die wsitere Fraae, ob dies fo zn verstehen ssi.
datz di« Unterredungen mit Loucheur gar keine Wirkung haben
wllrden, wuvde keine Antwort erteilt.
Von Sei'mat und Arbeit vrttrieben.
> Die Maffenausweisungen dauern «w.
Mainz. 12. April.
Der Eheftedakteur des „Mainzer Anzeigers" K Nohascheck
fft nun nach VerLiitzung der über ihn verhängten vierwöchigen
Eefängnisstrafe ebenfalls ausgewiesen worden. Im iibrigen dauern
die Ausweisungen matzgebender Persönlichketten aus Mainz,
Vingen, Worms und anderen Orten an. Die „Wormser Nach-
richten" find nach der Verhaftvng ihres Verlegers, Redakteur
Kleinstreuer, in kleinerem Umkange heute wieder erschienen.
Herr KI., der einziae bisher in Heffen verhaftete Zentrumsredak-
teur, ist in das Militärgefängnis nach Wiesbaden
gebracht worden. Mit seiner gerichtlichen Vertretung ist Rechts-
anwalt Neumannin Mainz Leauitragt worden. — Auch die
systematische Austreibung der Eisenbahner wird fortgesetzt. Ausqe-
wiesen wurden Eisenbabnoberingenieur Emil Krug. Schweitzer Ios.
Satting, Schlosser Merkel, Magenaufseher H esse, ferner die
Familien der in Haft beündlichen Lokomotivführer Hörr unu Kaffen-
Lote Pabst. Auch der Bahnhofsvorsteher Parian aus Hochheim
wurde mit seiner Familie ausqewiesen. Als letzterer darauf aufmerk-
... ! ---
sam machte, datz seine Frau kurz vor der Niederkunft stehe, wurde
dieser mit dem Vemerken: „W i r sind nicht grau-
sam!" (?!)das Verbleiben biszum 25. April ge-
stattet. Auf Befshl der Besatzungsbehörden mutzten heute mittag
in Karthaus 70 Eisenbahner und in Conz 20 Eisen-
bahner ihre Dienstwohnunqen räumen. — In Buch-
schlag wurde ietzt auch die Familie des Studienrats Llarius,
sowie der Kaufmann Siebert mit Familie ausgewiesen. Aus
Diez a. d. L. wurde der Strafanstaltsvorsteher Heitrer ausge-
wiesen nnd im Auto unverzüglich Lber die Grenze des besetzten Ee-
bietes gebracht, weil er sich geweigert hatte, den dortiaen verhafie-
ten Oberförster fns Eefängnis aufzunehmen. Die, Familie des Aus-
gewiesenen hat innerhalb drei Tagen das besetzte Eebiet zu verlassen.
Sin Srlaß des Rei'ch finanzmmisters.
Dank der Regierung an die Finanzveamten des besetzten Gebiets.
Verlin, 12. April.
Der R e i ch sf i n a n z m i n i st e r hat an die Finanzbe-
amten folgenden Erlatz gerichtet:
Jn diesen Tagen ist ein Vierteliahr vergangen, seitdem dre
Fran-osen und Velgier es mit dem Völkerrechte, mit den Eeboten
der Moral und mit der wirtschaftlichen Klugheit für vereinkar ge-
halten haben, mittcn im Frieden in deutsche Eeüiete
e i n z u d r i n g e n. Dieses rechtswidrigc Vorgehen hat avch in den
bereits frllher besetzten EeLieten Matznahmen nach sich gezoaen. die
unvereinbar mit den bestehenden Vereinbarungen sind, Volksge-
meinschaft und Wlkerfrieden erschüttern und gefährden. Durch das
Verhalten der Eindringlinge ist nicht nur die Wirtschaft in von
arbeitsamer Bevölkerung bewohnten Teilen Deutschlands anf das
emvfindlichste gestört worden. es ist auch vor stärkster Beein-
trächtigung der deutschen Verwaltung nicht Aalt ge-
macht worden. Auch die Reichsfinamverwa.ltung hat sibwer zu le-den.
Das gilt in erster Linie von der Verwaltung der Zölle und Ver-
brauchsabgaben. die, autzerhalb der von den Engländern besetzten
Zone, nach Wochen immer erneuten Widerstandes mehr oder wsniger
zum Erliegen gekommen ist. Die Eindrinqling^ haben ihre Matz-
nahmen aber nicht nur gegett die Behörden gerichtet, sondern deren
Beamte und Angestellte stnd schweren Lsiden ausgesetzt worhen.
Von Tag zu Tag haben sich seit Lem Beginn der Vesetzung die
Eewalttätigkeiten gesteigert. Das VorFshen bat zum Te'il einsn
Erad von Brutalität und Mitzachtunq aller Menschheitsreck>te und
Mensckenwllrde erreickt, der ka-um zu überbieten ist. Viele Beamte
und Angestellte Ler Reichsfinanzverwaltung sind nicht nur verächt-
lichen. ihren Pflichten zuwiderlaufewden Anstnnen, sondern auch ver-
sönlichen Er n icd r i gun g en. ja M i tzha n d l u ng e n , recbts-
widrigen Freiheitsberpu.Lungen un-d schweren, -die Hoheit
des Rechts verletzenden Verurteilungen ausgesetzt worden.
Viele stnd, ost aus alteingeseffenen Familien stammend, aus ihrer
Heimat, wus Wohnort und Wohnunq vertrieben worden. Ia man
ist vor r ü ck s i ch ts l o s e m V o r g e h e n g e g e n d i e Fa m i l i e n-
angehörigen, gegen Frauen und Kinder nicht zurückgeschreckt.
Die Friedensbrecher glauben mit diessm sinnlossn Vorgehen die
Widerstandskraft Deutschlands, seiner Behörden und Beamten, seiner
gesamten Bevölkerung erschüttern zu können. Mit Stolz kann ich
darauf hinweisen, datz gerade auch das Verhalten der Beamten nnd
Angestellten meiner Verwaltüng vor der ganzen Welt den bündigen
Beweis erbringt, datz unser Widerstand nicht zu brechen
ist. Aus dem von stärkstem Pflichtbewutztsein durchdrungenen mann-
haften Verhalten der Beamtenschaft, aus den mutvollen Aeutzsrungen
vieler ihrer Mitglieder gewinnen ich und mit mir alle Deutschen
die volle Ueberzeugung, dirtz die deutsche Beamtenschaft nicht nur ibre
besten Eigenschaften in den Stürmen der letzten Jahre, trotz aller
wirtschaftlichsn und sozialen Schwierlqkeiten voll hewahrt hat, son-
dern datz auch nach ihrem auf alle Kreise der Vevölkerung wirken-
den Vorbilde die Eindringlinae jederzeit und überall auf den un-
beugsamen, geschloffenen Willen zur Aufrechterhaltung
des deutschen Staatsgedankens. der deutschen Frei-
helt und Einheit stotzen werden. Jede Steigerung der Ueber-
griffe, jede Zunahme der Leiden wird die feste Entsckilosfenheit in dem
Kampfe gegen den Eindringlinq nur zu verstärken vermögen. Mögen
Franzoien und Velaier, gewitz nicht zum Ruhme ihres Namens,
Recht. Moral und Anstand mit Füßen treten: im vollen Glsichklang
mifi den Eefühlen aller Kreise der deutschcn Vevölkerung werden
die Anaehörigen der Reicksfinanzverwaltuna den Elauben an
eine bessere Zukunft unseres Vaterlandes fest-
halten und in diesem Elanben weiterkämofen und -eiden bis
yum guten Ende. iZeiat stch irgendwo e:n Löses Beispiel, so wird
jedes von dem echten Eeiste deutschen Beamtentums getragsne Mit-
glied der Reichsfinanzverwaltung doppelt in sich die Notw-.rdigkeit
fühlen, die Scharte auszuwetzen und die Front wieder zu schbetzen.
In dem Eefühl, recht zu tun und für das Land und sein Reckt zu
leiden, wsrden unsere Veamten und Angestellten den schönsten Dank
für ihr Verhalten finden. Was ihnen innerhalb der Verwaltung
an Anerkennung und Schadloshaltung zuteil werdeu kann, wird das
dankbare Vaterland ihnen und ihren Angehörigen stets in nollstem
Umfange gesichert halten.
Vom franzöfischsn EisenbahnbeLrieb.
Mainz, 12. April. Die von den Fränzosen gefahrenen Züge
fahren nicht mehr mit so viel Eüterwagen wie friiher, dagegen
führen die Ellterzüge neuerdings auffallig viel lcere W 1 „„H
sranzösische Frachten mit fich. - Ferner ist weder bei -- -
Bersonenzügen die Besetzung stärker geworden. , „ .„motiveU
Wormser Bahnhof sind gegenwärtig nur noch drei r-
im Betrieb.
Me Emährmgslage im ReM
Reichstagsdeüatte Lber unumgängliche Teuerungsmatznahni
Eigene Drahtmeldung-
Berlin, 12.
Avril-
Am Regicrungstisch: Reichscrnäbrungsininister Dr. § n >
Die zwcite Lesung Les Haustzaltsplane s wird^wc o^
Ernährun'gsministerium. Hier
Ostern bie Aussprache nach einer
mehrfacher künstlich hcrbeigcführter
Hauses abgebrochen: über die Anträge zur Getre
baher noch abgestimmt werden. Dte Mittclparteien lcgen wieöer
fchlietzungen von Guerard lZcntr.), Lcuthäuser ^
sen lDem.) und Dr. Heim lBaner. Bp.) vor, in den»m°r^
öab von eincr weiteren Gcircideumlage abgesehen werdcn
Br°
die rechtzeitige S i ch c r st e l l u n g eincr ausreichenden^^^^ pr
getreiöemengs unter Mitwirkung der in BetraÄt ro Vesibed
ganisaiionen zu erfolgen vabe. Durch bcsondere Bclastuns , x
bas Brotfür Minöerbemittelte verbilligt we . „ ^ g d .
Entschlietzung Herat lDnat. Vv.) verlangt dke Anft Ant( z
Reichsgetreidcstelle am l. Oktober dieses Jabres- .
Müllcr - Franken lSoz.) will die Mittcl für cine Ber b i r ggen
Murrer - Wranren iLooz.i wiu oie Lurrrei iur cine «r ni >
Brotes für tie Minderbcmittclten durch Zuschlägezuri» ,
steuer aufgebracht wisscn. -woses
Jn der Einzelbesprechung fordert ber Nba. Dr. -v^„„g
weitere Mittcl zur Förderung dcr wissenschaftlichen Erfor! i
näSrung. -r«-,nsvorten
Abg. Hörman« lDcm.) vcrweist darauf, daß bei naw
unbesetztcn inS bei'ebie Gcbiet Verbcsterungcn erforöerlich
lich für die Gemüsehündler. . tz-x deut'
ASg. Horuung-Stettin -lSoz.1 beklagt den Tiefstano .
DiMrei. dcn,/«""
Abg. Heydcmau« l-stomm.) bedaucrt. öatz deutsLe »n t>-gen.
schen Fischern tn Nberdecn eine Schmuizkonkurreuz bereiter °
Ministerialdirektor Hosfniann erklärt. öab für die F'iUl „jschliebu
naümen in Aussicht seien. Darauf wird übcr dtc solgenden ^
Die Entschlietzung, wonach der RetLstag die iAeteil^' zuriick°E
Getrsidckrcdit-A.-G. ablehnt, wtrd dem Haushalts-Aussann z-
wicsen. - dire" -gll
Ueber dic Entschlietzung Hergt lDnat. Vv.). w°naa ^erden -gch
geivrochen wird, datz eine Getreideumlage nicht mehr erüovc «awe'
treidestellc am 1. Oktober auszulösen ist. wder.^-gek
unö die Retchsgetreidcstellc
abgeftimmt.
isgerreiocncuc am i. »-rrover auizuroicu -
Mrt den Antragstcllern stinimen einige Mitaii , n ber
,rtct. Die Kntscblietzuna mird mit 2tN:S3 Sttw-
Entüaltnng abgelchnt.
etn^
„,t de>v
Abg. Tornbach lD. Vv.) erklärt, datz seine Freunöe ^.yer
dentschnattonalcn Antrag durchaus einverstandcn scien, do>l^ besaa°'
schlietzung dcr Mittelparteien dcm Sinn nach genau dasie'Ejcn-
ste daher qegen die deutschnatlonale Entschlietzung aesiiww- dcs gx.,e»
Der Antrag Müller - Srankcn lSoz.), die VerbilliSlw" ^jrd t^jcd
auSschlietzlich durch Zuschlägc zur Vermögenssteuer zu dcnc ' s^.ger
dic Ltnke abgelehnt. Ebensalls abgelchnt gegcn die Au Aiitte
der kommunistische Antrag, ncben der Brotbeschaffuna au l.scV'
Verbilligung vmi Zuckcr und Milch zu beichassen. > isi ' scdere''
A n g e n o tn m c n wird ber Antrag Böhme iDew'"^^ a»
berg lDnat. Vv.), bci Festftellung der Brotreierve »ebe Mitte^
Organisationen auch das Väckcrgewerbc tzcranzuziehen. . dek ^ssv
Darauf wird in namentlicher Nbstimmuug dcr Antra» ^c'-
varteicn von Guerard lZentr.), Leuttzäuser lD. VV- '
lDem.), Hcim lBansr. Vv.), wonach . .siisir-
,, dte
merden soll, mit dcn Sttnrmen der bürgcrlichen Parteien ;-t6,
angenommen. Dafür stimmten L11 Abgeordnetc, daee -
enthielt sich der Stimme. ,che»° jn§bf
Angenommen wtrd eine Entfchlictzung. die eine ausre'-^ n,
sorgung des besetzten Gebtetes mit Säme ^citer
sondere Saatgetreiöe und Saatkartoffeln verlangt, sowie e-". § n
schlietzung. wonach die rückstänhigcn Auszabl» " -nwie Ker
Umlagegetreidc sofortgeleiftct werden ioileN' . ^ zv-
trag auf Ermätzigung der Etscnbahnfrachtiu
billigung von Gemüse und Lebensmitteln. . nndev°'
Mit 188 gegcn 183 Stimnien wird etne Entschltetzun»^,
eiue Brotverbilligimg durch Belastung drs Vesitzes Sivv
wcii gegcn rv-, L-rimmen wiro cme iLnrimiicv»—-
die dte Herabsetzung öes Zuckerpreises verw„„. die -Zz iw
Mit 174 gegen 125 Stimmen etnc weitere Entschlietz'l „ sli°«Mt!e"'
fordert, öamit den rübeubauenden Landwirten ihrc Gutü" ,,^ri ' „-i"
Erntciahr 1822 geliefertcn Rüben beschlenuigt ausbezablt w. m ze
—----— -- --- k lN ^ ^ ^
Angenommen wird eiue weitere Entfchliehung aut '
von Krediten. insöesondere an GenostcnsKaftcn ztt>-' ai ii^ct
erforderlichen Betriebsmittel. . . -1 cü ° stcttzü
Eine Entschllebung, die darauf hinweisi, dah z a h/ nandv.rn"",
in der Hand von Persönltchkeiten stnd, die de° ;;jch °
vollkommen fern stehcn, deren Bcwirtschaftung autzerorae »b^stiNl
lässigt wird, so datz dagcgcn cingeschritten werdcn ' jjchcr -
Schädigung der Produktion zu verhinbern. wird i» sDw
mung mit 851 Stimmen bei einer Enthaltunq angenoww
Anaenommcn wird eine Entschlietzung Domsch"7i-L,
Vv-
Angenommen wird eine Entschltetzung D o m s L "-^stjikill^ast i
-.1. die Reichsregierung zu ersuchcn, mtt SaKsen und „ stber,,-zli
»i-
25 Bräute.
" Ein -Schelmenroman von Wilhelm Herbert.
Fortsetzung. NaLdruck verSoten.
Aber der Earten leerte stch bald. Kathis Angeduld schnf raschc
Arbeit.
Ietzt setzte ste stch zu ibm.
„Hast du dir's Lberlegt?" Er faßte ihre Hand.
„Ia! Wenn's Jhnen wirklich Ernst ist . .
' „Sag' „Du"!"
- „Ich trau' mich nicht." «
„Wirst dich schon trauen, wenn ich dich male."
„Also wirklich? Aber wo denn?" Sie schaute ängstlich nach dsr
Küche um.
„Jn meinem Atelter."
„In was?"
' „Jn meiner Malerwerkstatt, Einfaltsdtrndl!"
tz? „Ia, aber . . ."
Aergerlich schwenkte er den Kovf hin und her. „Also gut, wenn
du's gar nicht anders haben willst und glaubst, dann gibst du mir
eben fünfzig Mark als Anzahlung — es ist ja nur pro korniL — ich
hätt' von jeder anderen hundert verlangt. Ouch eigensinntgen Wei-
vern muß man schon einen Eefallen tun."
Jhr hüvfte das Herz vor Freude. Ob heute oder morgen --
wenn ste Mann und Frau waren, gehörte ihm das bitzchen Spar-
geld doch.
: Sis klapperte mit ausschlavsenden Schuhen die Treppe hinauf.
„Kathi! Kathi!" schrie die Wirtin.
p Dann schaute sie mit zorniqem Gesicht aus der KLche.
„Jch glaube" — sagte Bnlljahn gleichmütig — „sie holt sich ein
Taschentuch,"
Brummend ging die Frau an den Herd zurück.
Dann klavperte es wieder herunter.
Schnell schob ihm das Mädchen einige Banknoten auf den Tisch.
„Die Wirtin!" saaie er.
Sie lief in die Küche.
„Was brauchst du denn jetzt auf einmal ein Taschentuch?"
„Der Herr hat's gesagt."
„Ach so! Ja!" Dankbar lächelnd dachte Kathi an den liebe-
vollen Beschützer. „Wenn Jhr wütztet! Der Aerger Lber das Taschen-
tuch tät berghoch wachsen, hättst Jhr eine Ahnung, was ss wirklich
ist!" . . .
> Ein später Gast wollte rasch bedient sein. Er hatte höchste Eile.
Um drei Uhr schlug ihm drüben dis Schicksalsstunde. Dorhir wollte
er noch eivAial etwas anderes schmecken als Gefängnisk ist. Das
t lagte er naturlich nicht,' aber man kannte hier schon die Unrrst solcher
drangenden Besteller.
Als Katki wieder kam, schob ihr Vulljahn einen Zettel hin.
„Da! Ordnungsmätzig, wie sich's gehört, eine Quittung über deine
hundert Mark, weil du's also schon nicht anders getan hast wie die
anderen! Jetzt gehe ich. Sonst riecht die da drinnen den Braten
und macht dir die Hölle dopvelt heitz. Wirst sie bald los sein —
halt' nur noch aus die paar Wochen!"
Sie nickte und lachte: -,AH, die kann lang schimpfen -— wo ich's
jetzt stcher hab'!"
Stolz, mit glühendem Essichte starrte ste auf die jZoilen, unter
denen ein verschnörkelter Name stand. Zu gerne hätte ste gewutzt,
wie er hietz — aber sie schämte sich, zu gestehen, datz sie ihn nicht
lesen konnte.
„Morgen auf Wiedersehen!"
Er gab ihr krästig die Hand und ging ...
Wie er aus dem Hause trat, kam ein Würter von orüben, der
sein Vesperbier holte.
Bulljahn wutzte, datz ihn der kanntc. Es war zu spät, dcn Kopf
auf die Seite zu drehen.
So grüßte er den Veamten keck — mit einer vertraulichen
Höflichkeit.
Kathi sah das von drinnen und glänzte. Ja, ja, es war richtig:
er hatte drllben gearbeitet.
Für's Leben gern hätte ste mit dem Wärter gesprochen, als ste
ihm das Vier reichte. Aber sie durfte ja nicht. Üni Eotteswillen,
wenn die Wirtin gemerkt hätte, datz ste von einem echtsn Maler
gemalt und geheiratst wiirde . . . sie kätte cs nicht mehr aushalten
können — die paar Wochen — bis dahii»!
Aber warte nur, Drache — bald war sie bei ihm — wie hatte
er nur gesagt: Jn seinem „Atelier"!
Selig sang ste vor sich hin, während sie die Krüge rus dem
Earten in das Haus trug. Sie fllhlte sich um eine Welt crleichtert
— nicht blotz um hunder't Mark, an die sie gar nicht dachte . . .
Bulljahn aber ging mit dem frohen Sinn eines reinen Eewistens
wieder der Stadt zu — jetzt Lreit und im Vollgefühl der Freiheit
auf der Landstratze.
Er sah die Türme und HLusermaffen. die wuchtig oor ihm auf-
stiegen. Jhre Mauern bedrückien ihn nicht, sondern wurdin sür ihn
durchstchtig — zu lockenden Elaskäfigen, hinier derey Stäbsn aller-
hand liebreiche und vertrauensselige oimte Vögel slattrrten. Sein
erwartungsfrohes Auge schaute verschwiegene Schatullen mit
sauberen Banknoten, Truhen mit Wsrtpavieren und SchubladM mit
Svarkassenbüchern, daneben viele, viele feine und kostenlose Lecker-
biffen . . und er sagte sich, Latz die Welt schön und das Leben
herrlich sei.
V i bi.
Als er in die Vorstadt kam, kaufte er sich bei einem Krämsr
eine Schachtsl Zigaretten und gönnte stch den lano entbehrtm Genutz
des Papiercruchkrauts mit dem Bshagen eines Mannss, dem die in
die Luft steigenüen bläulichen Wölkchen nicht blotz zerflatt;rnde Ge-
bilde eines nüchternen Verbrennungsprozesses, sondern geheimnis-
T^öbet -elli-'^
üandlungen über die dort geltcnden B e r o r d n u n s ° .„r ^ A-ii^
unö Molkerci-Produkte einzuleiten und glcichzcitm l°!„„ilS°°
etner bessern und gleichmätzigcrcn Vcrsorgung ber Bevölrer
und Molkerei-Produkten uachdrücklich für Aufüebung diescr jsw^
einzutreten. «je T'
Abg. Wurm (Soz.1 legt eine Entschliehuug a e g c »
-ror l"'
volle Schlüssel waren, mit denen der Kundige das
t zu öffnen verstand. „gd 'isi^lSli'
sah vor sich in der milden Frühlingsluft schlanke ",
en. die um ihn oinei^Reigen schwangen, alle
Zukunft zu öffnen verstand.
Er sa^ "" ' '
Eestalten
in ihm ihren Herrn und Meister zu erkenncu. Sein sm'
sein, das an sich nicht gering war, stieg und schnio >,eiN
Tatendrang. « »tzgus.
Auf einem kleinen Platze stand ein behäbiges Gasty. >n
Klaviermusik tönte. Links und rechts von der Tiire w» ^ jg r
kübeln Tannen aufgestellt. lleber dem Eingana vrauz^^cii -
Feld. von dürren Eichen pmrahmt. ein „Herzlich ^'1^. „jften 7 »jg
Mit der ungetrübten Selbstsucht eines gesunden ^tz^unldl
er diese Aufforderung sofort auf sich und trat untern o
in die Eaststube. ein
Dort satz an der Vreitseite einer weißgedeckten Dai Tl' „zjg
paar — der „jnnge" Ehemann rund, rot von lk>ft"^hl .?-w uliv
mit mächtigem schwarzem Schnurrbart — die KattM
Iahre hinter ihm, frisch, naiv, erhitzt, der neuen Fl" Aje'
ihrer Neiderinnen froh. ' . „ >„ den?« gin
Sie war eben aus dem Wirbel der Tanzenden o
gesponsen zurückgckehrt, der lieber dem Wein zuspraN , .„ zgraw
den älteren Eästen unterhielt, während in Ler W.„>cr ENS
Stube sich das Hüvfende Eewirr der Gäste in schw>tz°
einander vorüberschob. Ilnsffl «snstiS
Der duldsame Sinn der Festgeber gönnte ?? gherten°^
gerne ein Plätzchen in der Ecke, wo er erst eine Weue ^ese^
dem mühevollen Rundtanz zusah. ,, . -nönzer S.^T„ii>-S
ALer es litt ihn nicht. Er war immer ein slaften j^
Ein sehr- langes Mädchen, dessen weitzes Kleid u , vls^^iei'
Kunstblumen im Haar sie als Kränzljungfrau verrw ^ cAe
mit einem gutwilligen, aber unvsrmögenden ^ais^ ' -
schritt. Sie hatte ihm die Hand auf die Schultern uw ^
er den heitzen Kopf in ihre Taille gebohrt und v'e ^ Äv » ^
Hüften, die allzu lange Eefährtin im Kreise ZU d Aeichl4r,!"„ei>
gaö nur Anstotz, unfreundliche Mienon der aus dem v ei.S-
brachten Nebenpaare und krampfhafte Dersuche I chjs-
Tänzerin, immer wieder in den Takt zu koinmen. e!>ls
Endlich lietz der zu kurz geratene Dilsttant ^ ^«jestn >"«;ftll
aehopse bleiben imd stand mit seiner mitzvergnugte ^ »erzwe-
Ecke gepreßt, während seine kleinen Lberwässerten -n o
nach Rettung ausschauten.
Da stan^ Rulliahn, wie aus dem Keller Frechtzul' ^ jg
„Sie gestatten!" sagte er mit liebenswurdig r peh."«.Ke^
ie Lanae nm ben L-lb und mir>'elte ste s.o "^ch „or ' ^
fanatisckien Drehmahn hinein. daß ^„ch stber '
die
einen
raschung und Entzücken sckwindlia wi'rt-s und ebe '-,eriu E,„eit
Hühnerauaen hin die notigen Tanzschritte V leis yjnte»
Der Kleine tamnelte mit dankbarem E stau^.^
Tisch, wo er keuchend niederjank und die ^ ^jFgiffetzung fo
Kestige Kmrdgebungen der Arbeitervertreter gegen die Regierung.
> V London, 12. April.
Das llnterhaus war sehr gut besucht. Die Mitglieder der
Negierungsparteien waren nach der Erfahrung von gestern in an-
sehnlicher Stärke erschienen. Schatzkanzler Baldwin Lrachte anstelle
Donar Laws. der erschienen, aber nicht imstande war zu sprechen,
eine Resolution ein. durch die der Antrag, bei dem dis Regierung
gestern unterlegen ist. erneut in Erwägung gezogen wird. Der
Sprecher erllärto dieses Verfahren fiir korrekt. Baldwin sagte, der
: Vsrfall vom 10. April sei auf eine Ueberrumvelung zurückzuführen;
die Regierung habe sick» des Mangels an Aufmerkfamkeit schuldig
gemacht. Aber die Abstimmung beweise nicht, dag sie das Ver-
trauen des Unterhauses verloren habe. (Bsifall bei den Regierungs-
anhängern.s
Ramsay Macdonald bestritt. daß die Abstimmung un-
erwartet gekommen sei und erklärte, die Regierung habe eine Nieder-
iage erlitten, da eine Anmhl Regierungsanhänger es abgelehnt
hätte, ste zu unterstützen. Er wllnsche, dast die Reaierung ihrc Nieder-
lage zugebe und eine Aenderung ihrer Politik betreffend
die Verwendung von vormaligen Soldaten im Dienste der Zivil-
verwaltung ankündige. Die hierauf folgenden Reden der Arbeiter-
vertreter zeigten deutlich, taß viele Arbeitermitglieder entschlollen
waren, vor der Annahme der Resolntion Baldwin eine derartige
Erklär-ung der Regierung zu veranlassen.
Von der Regierungsbank erfolgte keine weitere Erklärung. Die
Derhandlnngen gerieten in ein erregtes Fahrwaffer ün>d zwischen
Arbeitsrmitgliedern und M-nisteriellen kam es zu heftigen
Wartgefechten. Angefichts der ständigen Unterbrechungen
beantragte Baldwin schließlich eine Unterbrechung der Sitzung. Dies
Whrte zu stürmischen Protestkundgebungen seitens Ler
A r b e i t e r p a r t e i. Eine Anzahl Abgeordneter begann das Lied:
i,Die rote Flagge" zu stngen. Da die Regierunq keine weitere Mit-
: ieilung machte und die Arbeitermitglieder offen ihren Entsckluß
t bekundeten, die Verhandlungen nicht weiter tortfllhren zu laffen, hob
' schlieglich der Sprecher Üie Sitzung fllr die Dauer einer Stunde auf.
Nach Aufhebung der Sitzung nähsrte sich ein Mitglied der
Arbeiterpartei dem llnterstaatssekretär des Kolon'alamts Eore
«nd verwickelte ihn in ein erreqtes Eespräch. in dessen Verlauf es
s versuchte, ihn mit einem SchriftstLck zuschlagen. Regierungs-
und Arbeitermitglieder griffen unvsrzüolich ein und verb'nderten
Tätlichkeiten. Angebbich war vorher das Mitglied der ArbeiLcrpartei
von einem Anhänaer der Reaierung geschlagen worden. Dies
-soll den Zwischenfall veranlatzt haben. Ein'ae Arbeitermitglieder,
die sich drohend gegen mehrere Reqierungsanh^nger wandten, wurden
von ibren Varteifreundsn zurückgehalten. Schlietzlich verlietzen sämt-
liche Mitglieder das Haus- ohne datz es zu weiteren Zwischerüällen
kam. Vor Wufhe-bung der Sitzung forderte Macdonald nochmals die
Regierung auf, die Erklärung abzugeben, ohne eine
Antwort zu erzielen.
Bei der Wiederaufnabme der Sitzunq herrschte grotze B e-
wegung, doch blieb die Ordnunq ungestört. Allerdings wurde in
den Wandelgängen erzählt, datz die Arbeitervertreter beai'stchtiaen.
ihre Kundgebung zu wiederholen. Der Sprecher vertagte schl-ietzlich
dis Sitzung des Haufes aus den 12. April, ohne datz nochmals die
Ordnung gestort murde.
-.. Im Unterhause fragte femer ein Mitolied, ob imolqe der
Unterredungen mit Loucheurdie Regierung beabstchtige,
ihre a'igenblickliche Nolitik der freundfchaftlichen Neutralität gegen-
Lber Frankreich aufzugeben und eine Polllik anvnehmen, die
Frankreich unbedingt dte Unterstützuna seiner Ak.tion gegen
Deutschland an der Ruhr gewähre. Daldwin erwiderte ver-
neinen-d. Auf die wsitere Fraae, ob dies fo zn verstehen ssi.
datz di« Unterredungen mit Loucheur gar keine Wirkung haben
wllrden, wuvde keine Antwort erteilt.
Von Sei'mat und Arbeit vrttrieben.
> Die Maffenausweisungen dauern «w.
Mainz. 12. April.
Der Eheftedakteur des „Mainzer Anzeigers" K Nohascheck
fft nun nach VerLiitzung der über ihn verhängten vierwöchigen
Eefängnisstrafe ebenfalls ausgewiesen worden. Im iibrigen dauern
die Ausweisungen matzgebender Persönlichketten aus Mainz,
Vingen, Worms und anderen Orten an. Die „Wormser Nach-
richten" find nach der Verhaftvng ihres Verlegers, Redakteur
Kleinstreuer, in kleinerem Umkange heute wieder erschienen.
Herr KI., der einziae bisher in Heffen verhaftete Zentrumsredak-
teur, ist in das Militärgefängnis nach Wiesbaden
gebracht worden. Mit seiner gerichtlichen Vertretung ist Rechts-
anwalt Neumannin Mainz Leauitragt worden. — Auch die
systematische Austreibung der Eisenbahner wird fortgesetzt. Ausqe-
wiesen wurden Eisenbabnoberingenieur Emil Krug. Schweitzer Ios.
Satting, Schlosser Merkel, Magenaufseher H esse, ferner die
Familien der in Haft beündlichen Lokomotivführer Hörr unu Kaffen-
Lote Pabst. Auch der Bahnhofsvorsteher Parian aus Hochheim
wurde mit seiner Familie ausqewiesen. Als letzterer darauf aufmerk-
... ! ---
sam machte, datz seine Frau kurz vor der Niederkunft stehe, wurde
dieser mit dem Vemerken: „W i r sind nicht grau-
sam!" (?!)das Verbleiben biszum 25. April ge-
stattet. Auf Befshl der Besatzungsbehörden mutzten heute mittag
in Karthaus 70 Eisenbahner und in Conz 20 Eisen-
bahner ihre Dienstwohnunqen räumen. — In Buch-
schlag wurde ietzt auch die Familie des Studienrats Llarius,
sowie der Kaufmann Siebert mit Familie ausgewiesen. Aus
Diez a. d. L. wurde der Strafanstaltsvorsteher Heitrer ausge-
wiesen nnd im Auto unverzüglich Lber die Grenze des besetzten Ee-
bietes gebracht, weil er sich geweigert hatte, den dortiaen verhafie-
ten Oberförster fns Eefängnis aufzunehmen. Die, Familie des Aus-
gewiesenen hat innerhalb drei Tagen das besetzte Eebiet zu verlassen.
Sin Srlaß des Rei'ch finanzmmisters.
Dank der Regierung an die Finanzveamten des besetzten Gebiets.
Verlin, 12. April.
Der R e i ch sf i n a n z m i n i st e r hat an die Finanzbe-
amten folgenden Erlatz gerichtet:
Jn diesen Tagen ist ein Vierteliahr vergangen, seitdem dre
Fran-osen und Velgier es mit dem Völkerrechte, mit den Eeboten
der Moral und mit der wirtschaftlichen Klugheit für vereinkar ge-
halten haben, mittcn im Frieden in deutsche Eeüiete
e i n z u d r i n g e n. Dieses rechtswidrigc Vorgehen hat avch in den
bereits frllher besetzten EeLieten Matznahmen nach sich gezoaen. die
unvereinbar mit den bestehenden Vereinbarungen sind, Volksge-
meinschaft und Wlkerfrieden erschüttern und gefährden. Durch das
Verhalten der Eindringlinge ist nicht nur die Wirtschaft in von
arbeitsamer Bevölkerung bewohnten Teilen Deutschlands anf das
emvfindlichste gestört worden. es ist auch vor stärkster Beein-
trächtigung der deutschen Verwaltung nicht Aalt ge-
macht worden. Auch die Reichsfinamverwa.ltung hat sibwer zu le-den.
Das gilt in erster Linie von der Verwaltung der Zölle und Ver-
brauchsabgaben. die, autzerhalb der von den Engländern besetzten
Zone, nach Wochen immer erneuten Widerstandes mehr oder wsniger
zum Erliegen gekommen ist. Die Eindrinqling^ haben ihre Matz-
nahmen aber nicht nur gegett die Behörden gerichtet, sondern deren
Beamte und Angestellte stnd schweren Lsiden ausgesetzt worhen.
Von Tag zu Tag haben sich seit Lem Beginn der Vesetzung die
Eewalttätigkeiten gesteigert. Das VorFshen bat zum Te'il einsn
Erad von Brutalität und Mitzachtunq aller Menschheitsreck>te und
Mensckenwllrde erreickt, der ka-um zu überbieten ist. Viele Beamte
und Angestellte Ler Reichsfinanzverwaltung sind nicht nur verächt-
lichen. ihren Pflichten zuwiderlaufewden Anstnnen, sondern auch ver-
sönlichen Er n icd r i gun g en. ja M i tzha n d l u ng e n , recbts-
widrigen Freiheitsberpu.Lungen un-d schweren, -die Hoheit
des Rechts verletzenden Verurteilungen ausgesetzt worden.
Viele stnd, ost aus alteingeseffenen Familien stammend, aus ihrer
Heimat, wus Wohnort und Wohnunq vertrieben worden. Ia man
ist vor r ü ck s i ch ts l o s e m V o r g e h e n g e g e n d i e Fa m i l i e n-
angehörigen, gegen Frauen und Kinder nicht zurückgeschreckt.
Die Friedensbrecher glauben mit diessm sinnlossn Vorgehen die
Widerstandskraft Deutschlands, seiner Behörden und Beamten, seiner
gesamten Bevölkerung erschüttern zu können. Mit Stolz kann ich
darauf hinweisen, datz gerade auch das Verhalten der Beamten nnd
Angestellten meiner Verwaltüng vor der ganzen Welt den bündigen
Beweis erbringt, datz unser Widerstand nicht zu brechen
ist. Aus dem von stärkstem Pflichtbewutztsein durchdrungenen mann-
haften Verhalten der Beamtenschaft, aus den mutvollen Aeutzsrungen
vieler ihrer Mitglieder gewinnen ich und mit mir alle Deutschen
die volle Ueberzeugung, dirtz die deutsche Beamtenschaft nicht nur ibre
besten Eigenschaften in den Stürmen der letzten Jahre, trotz aller
wirtschaftlichsn und sozialen Schwierlqkeiten voll hewahrt hat, son-
dern datz auch nach ihrem auf alle Kreise der Vevölkerung wirken-
den Vorbilde die Eindringlinae jederzeit und überall auf den un-
beugsamen, geschloffenen Willen zur Aufrechterhaltung
des deutschen Staatsgedankens. der deutschen Frei-
helt und Einheit stotzen werden. Jede Steigerung der Ueber-
griffe, jede Zunahme der Leiden wird die feste Entsckilosfenheit in dem
Kampfe gegen den Eindringlinq nur zu verstärken vermögen. Mögen
Franzoien und Velaier, gewitz nicht zum Ruhme ihres Namens,
Recht. Moral und Anstand mit Füßen treten: im vollen Glsichklang
mifi den Eefühlen aller Kreise der deutschcn Vevölkerung werden
die Anaehörigen der Reicksfinanzverwaltuna den Elauben an
eine bessere Zukunft unseres Vaterlandes fest-
halten und in diesem Elanben weiterkämofen und -eiden bis
yum guten Ende. iZeiat stch irgendwo e:n Löses Beispiel, so wird
jedes von dem echten Eeiste deutschen Beamtentums getragsne Mit-
glied der Reichsfinanzverwaltung doppelt in sich die Notw-.rdigkeit
fühlen, die Scharte auszuwetzen und die Front wieder zu schbetzen.
In dem Eefühl, recht zu tun und für das Land und sein Reckt zu
leiden, wsrden unsere Veamten und Angestellten den schönsten Dank
für ihr Verhalten finden. Was ihnen innerhalb der Verwaltung
an Anerkennung und Schadloshaltung zuteil werdeu kann, wird das
dankbare Vaterland ihnen und ihren Angehörigen stets in nollstem
Umfange gesichert halten.
Vom franzöfischsn EisenbahnbeLrieb.
Mainz, 12. April. Die von den Fränzosen gefahrenen Züge
fahren nicht mehr mit so viel Eüterwagen wie friiher, dagegen
führen die Ellterzüge neuerdings auffallig viel lcere W 1 „„H
sranzösische Frachten mit fich. - Ferner ist weder bei -- -
Bersonenzügen die Besetzung stärker geworden. , „ .„motiveU
Wormser Bahnhof sind gegenwärtig nur noch drei r-
im Betrieb.
Me Emährmgslage im ReM
Reichstagsdeüatte Lber unumgängliche Teuerungsmatznahni
Eigene Drahtmeldung-
Berlin, 12.
Avril-
Am Regicrungstisch: Reichscrnäbrungsininister Dr. § n >
Die zwcite Lesung Les Haustzaltsplane s wird^wc o^
Ernährun'gsministerium. Hier
Ostern bie Aussprache nach einer
mehrfacher künstlich hcrbeigcführter
Hauses abgebrochen: über die Anträge zur Getre
baher noch abgestimmt werden. Dte Mittclparteien lcgen wieöer
fchlietzungen von Guerard lZcntr.), Lcuthäuser ^
sen lDem.) und Dr. Heim lBaner. Bp.) vor, in den»m°r^
öab von eincr weiteren Gcircideumlage abgesehen werdcn
Br°
die rechtzeitige S i ch c r st e l l u n g eincr ausreichenden^^^^ pr
getreiöemengs unter Mitwirkung der in BetraÄt ro Vesibed
ganisaiionen zu erfolgen vabe. Durch bcsondere Bclastuns , x
bas Brotfür Minöerbemittelte verbilligt we . „ ^ g d .
Entschlietzung Herat lDnat. Vv.) verlangt dke Anft Ant( z
Reichsgetreidcstelle am l. Oktober dieses Jabres- .
Müllcr - Franken lSoz.) will die Mittcl für cine Ber b i r ggen
Murrer - Wranren iLooz.i wiu oie Lurrrei iur cine «r ni >
Brotes für tie Minderbcmittclten durch Zuschlägezuri» ,
steuer aufgebracht wisscn. -woses
Jn der Einzelbesprechung fordert ber Nba. Dr. -v^„„g
weitere Mittcl zur Förderung dcr wissenschaftlichen Erfor! i
näSrung. -r«-,nsvorten
Abg. Hörman« lDcm.) vcrweist darauf, daß bei naw
unbesetztcn inS bei'ebie Gcbiet Verbcsterungcn erforöerlich
lich für die Gemüsehündler. . tz-x deut'
ASg. Horuung-Stettin -lSoz.1 beklagt den Tiefstano .
DiMrei. dcn,/«""
Abg. Heydcmau« l-stomm.) bedaucrt. öatz deutsLe »n t>-gen.
schen Fischern tn Nberdecn eine Schmuizkonkurreuz bereiter °
Ministerialdirektor Hosfniann erklärt. öab für die F'iUl „jschliebu
naümen in Aussicht seien. Darauf wird übcr dtc solgenden ^
Die Entschlietzung, wonach der RetLstag die iAeteil^' zuriick°E
Getrsidckrcdit-A.-G. ablehnt, wtrd dem Haushalts-Aussann z-
wicsen. - dire" -gll
Ueber dic Entschlietzung Hergt lDnat. Vv.). w°naa ^erden -gch
geivrochen wird, datz eine Getreideumlage nicht mehr erüovc «awe'
treidestellc am 1. Oktober auszulösen ist. wder.^-gek
unö die Retchsgetreidcstellc
abgeftimmt.
isgerreiocncuc am i. »-rrover auizuroicu -
Mrt den Antragstcllern stinimen einige Mitaii , n ber
,rtct. Die Kntscblietzuna mird mit 2tN:S3 Sttw-
Entüaltnng abgelchnt.
etn^
„,t de>v
Abg. Tornbach lD. Vv.) erklärt, datz seine Freunöe ^.yer
dentschnattonalcn Antrag durchaus einverstandcn scien, do>l^ besaa°'
schlietzung dcr Mittelparteien dcm Sinn nach genau dasie'Ejcn-
ste daher qegen die deutschnatlonale Entschlietzung aesiiww- dcs gx.,e»
Der Antrag Müller - Srankcn lSoz.), die VerbilliSlw" ^jrd t^jcd
auSschlietzlich durch Zuschlägc zur Vermögenssteuer zu dcnc ' s^.ger
dic Ltnke abgelehnt. Ebensalls abgelchnt gegcn die Au Aiitte
der kommunistische Antrag, ncben der Brotbeschaffuna au l.scV'
Verbilligung vmi Zuckcr und Milch zu beichassen. > isi ' scdere''
A n g e n o tn m c n wird ber Antrag Böhme iDew'"^^ a»
berg lDnat. Vv.), bci Festftellung der Brotreierve »ebe Mitte^
Organisationen auch das Väckcrgewerbc tzcranzuziehen. . dek ^ssv
Darauf wird in namentlicher Nbstimmuug dcr Antra» ^c'-
varteicn von Guerard lZentr.), Leuttzäuser lD. VV- '
lDem.), Hcim lBansr. Vv.), wonach . .siisir-
,, dte
merden soll, mit dcn Sttnrmen der bürgcrlichen Parteien ;-t6,
angenommen. Dafür stimmten L11 Abgeordnetc, daee -
enthielt sich der Stimme. ,che»° jn§bf
Angenommen wtrd eine Entfchlictzung. die eine ausre'-^ n,
sorgung des besetzten Gebtetes mit Säme ^citer
sondere Saatgetreiöe und Saatkartoffeln verlangt, sowie e-". § n
schlietzung. wonach die rückstänhigcn Auszabl» " -nwie Ker
Umlagegetreidc sofortgeleiftct werden ioileN' . ^ zv-
trag auf Ermätzigung der Etscnbahnfrachtiu
billigung von Gemüse und Lebensmitteln. . nndev°'
Mit 188 gegcn 183 Stimnien wird etne Entschltetzun»^,
eiue Brotverbilligimg durch Belastung drs Vesitzes Sivv
wcii gegcn rv-, L-rimmen wiro cme iLnrimiicv»—-
die dte Herabsetzung öes Zuckerpreises verw„„. die -Zz iw
Mit 174 gegen 125 Stimmen etnc weitere Entschlietz'l „ sli°«Mt!e"'
fordert, öamit den rübeubauenden Landwirten ihrc Gutü" ,,^ri ' „-i"
Erntciahr 1822 geliefertcn Rüben beschlenuigt ausbezablt w. m ze
—----— -- --- k lN ^ ^ ^
Angenommen wird eiue weitere Entfchliehung aut '
von Krediten. insöesondere an GenostcnsKaftcn ztt>-' ai ii^ct
erforderlichen Betriebsmittel. . . -1 cü ° stcttzü
Eine Entschllebung, die darauf hinweisi, dah z a h/ nandv.rn"",
in der Hand von Persönltchkeiten stnd, die de° ;;jch °
vollkommen fern stehcn, deren Bcwirtschaftung autzerorae »b^stiNl
lässigt wird, so datz dagcgcn cingeschritten werdcn ' jjchcr -
Schädigung der Produktion zu verhinbern. wird i» sDw
mung mit 851 Stimmen bei einer Enthaltunq angenoww
Anaenommcn wird eine Entschlietzung Domsch"7i-L,
Vv-
Angenommen wird eine Entschltetzung D o m s L "-^stjikill^ast i
-.1. die Reichsregierung zu ersuchcn, mtt SaKsen und „ stber,,-zli
»i-
25 Bräute.
" Ein -Schelmenroman von Wilhelm Herbert.
Fortsetzung. NaLdruck verSoten.
Aber der Earten leerte stch bald. Kathis Angeduld schnf raschc
Arbeit.
Ietzt setzte ste stch zu ibm.
„Hast du dir's Lberlegt?" Er faßte ihre Hand.
„Ia! Wenn's Jhnen wirklich Ernst ist . .
' „Sag' „Du"!"
- „Ich trau' mich nicht." «
„Wirst dich schon trauen, wenn ich dich male."
„Also wirklich? Aber wo denn?" Sie schaute ängstlich nach dsr
Küche um.
„Jn meinem Atelter."
„In was?"
' „Jn meiner Malerwerkstatt, Einfaltsdtrndl!"
tz? „Ia, aber . . ."
Aergerlich schwenkte er den Kovf hin und her. „Also gut, wenn
du's gar nicht anders haben willst und glaubst, dann gibst du mir
eben fünfzig Mark als Anzahlung — es ist ja nur pro korniL — ich
hätt' von jeder anderen hundert verlangt. Ouch eigensinntgen Wei-
vern muß man schon einen Eefallen tun."
Jhr hüvfte das Herz vor Freude. Ob heute oder morgen --
wenn ste Mann und Frau waren, gehörte ihm das bitzchen Spar-
geld doch.
: Sis klapperte mit ausschlavsenden Schuhen die Treppe hinauf.
„Kathi! Kathi!" schrie die Wirtin.
p Dann schaute sie mit zorniqem Gesicht aus der KLche.
„Jch glaube" — sagte Bnlljahn gleichmütig — „sie holt sich ein
Taschentuch,"
Brummend ging die Frau an den Herd zurück.
Dann klavperte es wieder herunter.
Schnell schob ihm das Mädchen einige Banknoten auf den Tisch.
„Die Wirtin!" saaie er.
Sie lief in die Küche.
„Was brauchst du denn jetzt auf einmal ein Taschentuch?"
„Der Herr hat's gesagt."
„Ach so! Ja!" Dankbar lächelnd dachte Kathi an den liebe-
vollen Beschützer. „Wenn Jhr wütztet! Der Aerger Lber das Taschen-
tuch tät berghoch wachsen, hättst Jhr eine Ahnung, was ss wirklich
ist!" . . .
> Ein später Gast wollte rasch bedient sein. Er hatte höchste Eile.
Um drei Uhr schlug ihm drüben dis Schicksalsstunde. Dorhir wollte
er noch eivAial etwas anderes schmecken als Gefängnisk ist. Das
t lagte er naturlich nicht,' aber man kannte hier schon die Unrrst solcher
drangenden Besteller.
Als Katki wieder kam, schob ihr Vulljahn einen Zettel hin.
„Da! Ordnungsmätzig, wie sich's gehört, eine Quittung über deine
hundert Mark, weil du's also schon nicht anders getan hast wie die
anderen! Jetzt gehe ich. Sonst riecht die da drinnen den Braten
und macht dir die Hölle dopvelt heitz. Wirst sie bald los sein —
halt' nur noch aus die paar Wochen!"
Sie nickte und lachte: -,AH, die kann lang schimpfen -— wo ich's
jetzt stcher hab'!"
Stolz, mit glühendem Essichte starrte ste auf die jZoilen, unter
denen ein verschnörkelter Name stand. Zu gerne hätte ste gewutzt,
wie er hietz — aber sie schämte sich, zu gestehen, datz sie ihn nicht
lesen konnte.
„Morgen auf Wiedersehen!"
Er gab ihr krästig die Hand und ging ...
Wie er aus dem Hause trat, kam ein Würter von orüben, der
sein Vesperbier holte.
Bulljahn wutzte, datz ihn der kanntc. Es war zu spät, dcn Kopf
auf die Seite zu drehen.
So grüßte er den Veamten keck — mit einer vertraulichen
Höflichkeit.
Kathi sah das von drinnen und glänzte. Ja, ja, es war richtig:
er hatte drllben gearbeitet.
Für's Leben gern hätte ste mit dem Wärter gesprochen, als ste
ihm das Vier reichte. Aber sie durfte ja nicht. Üni Eotteswillen,
wenn die Wirtin gemerkt hätte, datz ste von einem echtsn Maler
gemalt und geheiratst wiirde . . . sie kätte cs nicht mehr aushalten
können — die paar Wochen — bis dahii»!
Aber warte nur, Drache — bald war sie bei ihm — wie hatte
er nur gesagt: Jn seinem „Atelier"!
Selig sang ste vor sich hin, während sie die Krüge rus dem
Earten in das Haus trug. Sie fllhlte sich um eine Welt crleichtert
— nicht blotz um hunder't Mark, an die sie gar nicht dachte . . .
Bulljahn aber ging mit dem frohen Sinn eines reinen Eewistens
wieder der Stadt zu — jetzt Lreit und im Vollgefühl der Freiheit
auf der Landstratze.
Er sah die Türme und HLusermaffen. die wuchtig oor ihm auf-
stiegen. Jhre Mauern bedrückien ihn nicht, sondern wurdin sür ihn
durchstchtig — zu lockenden Elaskäfigen, hinier derey Stäbsn aller-
hand liebreiche und vertrauensselige oimte Vögel slattrrten. Sein
erwartungsfrohes Auge schaute verschwiegene Schatullen mit
sauberen Banknoten, Truhen mit Wsrtpavieren und SchubladM mit
Svarkassenbüchern, daneben viele, viele feine und kostenlose Lecker-
biffen . . und er sagte sich, Latz die Welt schön und das Leben
herrlich sei.
V i bi.
Als er in die Vorstadt kam, kaufte er sich bei einem Krämsr
eine Schachtsl Zigaretten und gönnte stch den lano entbehrtm Genutz
des Papiercruchkrauts mit dem Bshagen eines Mannss, dem die in
die Luft steigenüen bläulichen Wölkchen nicht blotz zerflatt;rnde Ge-
bilde eines nüchternen Verbrennungsprozesses, sondern geheimnis-
T^öbet -elli-'^
üandlungen über die dort geltcnden B e r o r d n u n s ° .„r ^ A-ii^
unö Molkerci-Produkte einzuleiten und glcichzcitm l°!„„ilS°°
etner bessern und gleichmätzigcrcn Vcrsorgung ber Bevölrer
und Molkerei-Produkten uachdrücklich für Aufüebung diescr jsw^
einzutreten. «je T'
Abg. Wurm (Soz.1 legt eine Entschliehuug a e g c »
-ror l"'
volle Schlüssel waren, mit denen der Kundige das
t zu öffnen verstand. „gd 'isi^lSli'
sah vor sich in der milden Frühlingsluft schlanke ",
en. die um ihn oinei^Reigen schwangen, alle
Zukunft zu öffnen verstand.
Er sa^ "" ' '
Eestalten
in ihm ihren Herrn und Meister zu erkenncu. Sein sm'
sein, das an sich nicht gering war, stieg und schnio >,eiN
Tatendrang. « »tzgus.
Auf einem kleinen Platze stand ein behäbiges Gasty. >n
Klaviermusik tönte. Links und rechts von der Tiire w» ^ jg r
kübeln Tannen aufgestellt. lleber dem Eingana vrauz^^cii -
Feld. von dürren Eichen pmrahmt. ein „Herzlich ^'1^. „jften 7 »jg
Mit der ungetrübten Selbstsucht eines gesunden ^tz^unldl
er diese Aufforderung sofort auf sich und trat untern o
in die Eaststube. ein
Dort satz an der Vreitseite einer weißgedeckten Dai Tl' „zjg
paar — der „jnnge" Ehemann rund, rot von lk>ft"^hl .?-w uliv
mit mächtigem schwarzem Schnurrbart — die KattM
Iahre hinter ihm, frisch, naiv, erhitzt, der neuen Fl" Aje'
ihrer Neiderinnen froh. ' . „ >„ den?« gin
Sie war eben aus dem Wirbel der Tanzenden o
gesponsen zurückgckehrt, der lieber dem Wein zuspraN , .„ zgraw
den älteren Eästen unterhielt, während in Ler W.„>cr ENS
Stube sich das Hüvfende Eewirr der Gäste in schw>tz°
einander vorüberschob. Ilnsffl «snstiS
Der duldsame Sinn der Festgeber gönnte ?? gherten°^
gerne ein Plätzchen in der Ecke, wo er erst eine Weue ^ese^
dem mühevollen Rundtanz zusah. ,, . -nönzer S.^T„ii>-S
ALer es litt ihn nicht. Er war immer ein slaften j^
Ein sehr- langes Mädchen, dessen weitzes Kleid u , vls^^iei'
Kunstblumen im Haar sie als Kränzljungfrau verrw ^ cAe
mit einem gutwilligen, aber unvsrmögenden ^ais^ ' -
schritt. Sie hatte ihm die Hand auf die Schultern uw ^
er den heitzen Kopf in ihre Taille gebohrt und v'e ^ Äv » ^
Hüften, die allzu lange Eefährtin im Kreise ZU d Aeichl4r,!"„ei>
gaö nur Anstotz, unfreundliche Mienon der aus dem v ei.S-
brachten Nebenpaare und krampfhafte Dersuche I chjs-
Tänzerin, immer wieder in den Takt zu koinmen. e!>ls
Endlich lietz der zu kurz geratene Dilsttant ^ ^«jestn >"«;ftll
aehopse bleiben imd stand mit seiner mitzvergnugte ^ »erzwe-
Ecke gepreßt, während seine kleinen Lberwässerten -n o
nach Rettung ausschauten.
Da stan^ Rulliahn, wie aus dem Keller Frechtzul' ^ jg
„Sie gestatten!" sagte er mit liebenswurdig r peh."«.Ke^
ie Lanae nm ben L-lb und mir>'elte ste s.o "^ch „or ' ^
fanatisckien Drehmahn hinein. daß ^„ch stber '
die
einen
raschung und Entzücken sckwindlia wi'rt-s und ebe '-,eriu E,„eit
Hühnerauaen hin die notigen Tanzschritte V leis yjnte»
Der Kleine tamnelte mit dankbarem E stau^.^
Tisch, wo er keuchend niederjank und die ^ ^jFgiffetzung fo