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Badische Post: Heidelberger Zeitung (gegr. 1858) u. Handelsblatt — 1923 (Januar bis Juni)

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Nr. 119 - 148 (1. Mai 1923 - 31. Mai 1923)
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https://doi.org/10.11588/diglit.15611#0736

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ungen auf die Türken in Laufannc einen Druck auszuüoen, damit
sic eine. für Frankreich günstigere Haltung annehmen und bersit
sind, besonders jn Wirtschastsfragen üie gewünschten Zugsständnissc
zu machen.

Im „Zournal" wird zugegeben, daß Frankreich stch Lsi üer
Einleitung oon Aertzandlungen mit dcn Türken verspätet habe und
man habe dcn Eindruck, datz dieje Verspätung durch militärische
Machtmittcl ausgeglichen merken jollc, England, Jtalien und
anderc Mächte haben bereits Vertreter nach Lausannc geschickt, um
megcn der Zutcilung von aeonzcssionen mit den Türken zu verham
deln. während die französischen Dclegiertcn noch nicht abgereist sind.
Diesen Mangel an Jnitiativc. den Frankreich bewies, ioll nun
General Wcygand in Zyrien durch militärischen Druck
wieder gutmachen. Mit der Verwendung militärischer Machtmittsl
gegen die Türken ist jedoch nicht die ganze französische Prcsse
einoerstanden. — Es sei darauf hingcwiescn, datz Foch cr'st am
lg. Mai nach Paris zurückkehren wird. Zn dieser langen Zeit mird
er selbstvsrständlich genügeus Gelegenheit haben, um dic polnische
und tschecbische Regiernng zu bearbciten und für die französischen
Plänc gesiigig zw machcn.

Lausannc, Zg. April. Die Nachricht über die gcplante Ent-
ssndung zweier neuer französtscher Divistonsn Kolonialtruppen nach
Syrien und die heftige Polemik gegen dic angebliche türkischc
Truppenkonzcntration hat bei der türkischen Delegati o'n
fcharfen Widerspru^ hervorgerufen. Die türkische Delegation
erklärte nochmals, daß von einer Truvpenkonzentration an dcr
syrischen Erenze keine Rede sei, sondern uur Truppcnüeweg-
ungen ftattfänden, dis selbstverständlich seien, da rein technisch ein
Friddenszustanb noch nicht bestehe. Die französische Behauptung,
daß der Vertrag von Angora Truppenbewegungen veroiste, sei
unsinnig, da dieser Vertrag nur die Grenze festsetze und wirt-
schaftliche Fragen regele. Die sranzöstschen Angaben über die Zahl
der türkischen Trnpven seien, wie schon frühsr, phantastisch und
crfunden. Der Vorwurf, die Türkei molle einen militärischen
Druck ausüben, ser völlig ungerechtfertigt. Vielmehr Leweife dis
Pariser Meldung, daß Frankrsich schon ssii einiger Zeit nach Syrien
Truppcn cntsende. Der Vorwurf einer türkllchen Pressekamvagne
gegen Frankreich sei unLegreMtch. da der Ton der französischen Presse
zeige, wa Pressekampagnen beirieben würden. Was die Pariser
Drohnngen mit einer englischen Betciligung an militärischen Mast-
nahmen in Mesopotamien betreffe, werdc die türkische Del-.'gation
englische Nachrichten abwarten. Aus Fragen über die Wirknng
der Pariscr Presseoffensive und der Anküiidignng militärischer Vor-
bereitungen auf den Berlauf der Konserenzverhandlungen erklärten
Mitglieder der Delegatton, dag die türkische Abordnung sich im
Sinne einsr Beruh'gung und Vsilegung der Migverständnisse
bemühen werde, datz absr der Eindruck beim türkischen Volk sshr
schlecht und äntzcrst schüdlich sein mnsse.

Ser Gipsel -sr VerlogecheK.

Framkreich das einzig friedliebendc Land der Melt'

Paris, 30. April.

Marschall Foch hat gestern Par-is verlassen und sich in Be-
Aeitung des Generals Hergault nach Warschau beg-sben. um
an dem polnischen Nationalfest teilzunehmen. Ueber d-en Zweck der
Reise meldet d-er „Gaulois", Marschall F o ch l-ege Wert darauf, sich
fälbst von den unter Leitnng d-er französtschen Militärkommission
gemachten Fortschritten der jungen polnifchen uird tfchechstschen Armeen
zu überzeugen. Aber die B-e>deutung der Reife sei damit nicht er-
schöpft. Sie müsse auch unter dem KefichtswinLel politifcher Opportu-
nrtät betrachtet werden. Man tönne sich nicht verhehlen, datz die
Wmosphäre mehr dena js mit Elettrtzität geladen sei und die
Regierungen, weit entfernt, die Völker zn b-e-
fchwichtigen, danach zu trachten schienen, die be-
fänfttgten L e i d e n s ch aft e n in ihnen wieder zu
e-rwecken. Das Ministerium Luno in Deutschland (!), die
Siowjetregierung in Rutzlawd, die Regierung von Angora
in der TLrkei, alle intrigiertsn und konspiriertea nm die Wetie. Jm
Orient w-ie im Okzidcnt bemerkte man Brandherde. Deutschland
halte Lie Fackel. Wenn es morgen die Möglichkeit hätte, den Brand
noch sinyral zu entflammen, so müssc Fra akreich beveit sein, die
F-ewersbrunst einzuschränlen. bis es imftande sei, ste zu läschen.

Em ftünZöWes MiurdokumenL.

Parrs, April. Ueber die Vorfällr bei den Kruppiverken
«rm Tage vor Ostern ist auf Befehl des Eenerals Degoutte eine
Untersnchung cingeleitet worden. Diese nmrds nim durch eine Tages-
ordnung beendet, in der Ler Vefehlshaber dem Leutnant, der das
Dctachement führte, das auf die Männer geschossen hat, jür die grohc
Kaltblütigkeit Anerkeunung ausdriickt. Er habe seiue Leute
trotz der Proookatianen. Drohungen und Angriffe, denen lle ausge-
setzt gewcseu seie«, gmrz i>: der Eewalt gehabt. rmd deu Eebrauch
der Waffe srst in dem AugenbliS befshlen, i« dem feine Truppen
fich in dcingender Tefahr (!) rmd im Zustand der legitimen Not-
wehr l!)'kefanden.

So weit also geht die Schamlostgkeit der französischen Macht-
haber, datz sie fich nicht entblöden, die Unverantwortlichkeit eines

Arankfurier E-austnelhaur.

Ncu einstudiert: „Die Braut von Messina".

Trauerspiel in -1 .Anfzügen von Friedrich von Schiller.

Als Ersatz gleichsam fiir Äen heute mehr denn je zeitgemätzen
„Tell" hat uns die Jntendanz unseres Schauspielhaufes einc Neu-
einstudierung der „Braut von Messina" geschenkt. Nicht so hanügreif-
lich, so schlagend wie dort eröfsnen stch die Parallelen und Beziehun-
gen zu dem trüben Gsschehen unserer Tage- Und doch hat Berger
nur zu Recht, wenn er dje geistige Quintessenz ber Handlung dieses
Stückes crblickt: „in dem mahnenden Aufruf zn matzvollem harmoni-
schem Gebrauche der sreien Kräfte, der eindringlichen Warnung vor
der selbstzerstorenden Entfeffelung der blinden Triebe, dem ernsten
Himveis auf das eigene Herz des Menschen als der Quelle alles
Gutcn und Bösen, der lebendigen Ofsenüarung eincr hohen ewigen
Ordnung der natürlichen und stitlichen Dinge". Denn in der Tat, ist
«es nicht das blind waltende Eeschick, dessen zerstörerischer Weg uns
geschildsrt wird, die entfesselten Dän.onen dcr eigenen Brust sind es,
die das Fürstengeschlechi von Messina dem Untergange weihen, jenes
Eeschlecht, desscn Verhängnis darin besteht, datz es den Gott autzer-
halb seiner sucht, statt ihn aus dem Schlummer der Seele zu wecken,
damit Licht nnd Finsternis, Gottheit und Dämon seinen Ausgleich
finde im gsläuterten erlösten Menschen. Noch war zu Schillers Zeit
die Psychoanalyse unbekannt, die uns gezeigt hat, w:e wir hinab-
gelangen können in die Abgründc unserer cigenen Tiefe. Aber mit
der Sicherheit des vollendeten Psychologen hat er den Weg geahni,
den der Mensch geben müffe zur Befreiung aus inneren und üutze-
ren Vanden. Erst wenn die innere Freiheit gewonnen ist, können dis
Ketten sallen, mit denen uns frsmde Despotie gebunden hält. Es
liegt ein tiefer Sinn darin, Latz die „Braut von Messina" vor dem
„Tell" geschrieben wurde. Solange wir „im Hauch der Erüfte" im
Hexenkessel unseres ungeläuterten Selbst verharren, verschlietzen stch
uns die reinen Lüfte der Berge, auf denen die Freiheit wohnt.
Wcr stch als Herr dcs eigenen Geschicks erkannt hat, wird das Schick-
sal meistern rönnen. Der Weg zum „Tell" führt auch für unser Volk
über „Die Braut von Messina".

Ob wohl so manches Bsziehungsreichc zu unssrem eigenen Schick-
sal wach wurde, als Schillers Verse zu uns herabtönten? Wir sind
hellhörig gewordcn in körperlicher und seelischer Not. Und wir wiffen
zu allem lleberflutz, datz damals, da „Die Braut von Messina" ent-
stand, auch eines deutschen Reiches Herrlichkeit zu Grabe getragen
wurde. Abstieg nnd Aufstieg, Kommen und Gehen, sie löfeii fich'ab
in ewigem Wechsel, wir aber sind es. die dem Zeiger des Geschehens
seine Richtung geben. Wenn uns immer der Mut zu entweichen
droht. wsnn Llasss Verzweiflung uyserer Herr werden möchte —

Offizisrs, die Deutschland 13 Todesopfer gekostet hat. durch eine
öfsentliche Belobigung vor aller Welt als Heldentat zu
preisen. Jeder Deutsche wird zu den vielen Dingen, die er nicht ver-
gessen dars, auch diese Tatsache noch hinzufügen.

Der 1. Mm.

Kundgebungen in England, Ztalien inrd Ainerike.

Von ünserem kl-Korrcspondcnten.

PariZ, 30. April.

Am 1. Mai wird im Londoncr Hyde Park einc Reihe von
grotzen Versam m lnngen stattfinden. Den Demonstranten wird
eine Re-solution vorgclegt werden, in der sie die englische Regierung
anffordern, ücn Vertrag vonVersailles anfzukündigen, die
S o w j « tr c p u b l i I sofort a nz u e rle n n e n, die Ruhr-
politik zu mitzbilligen und Lie Ränmung -dcr Jnsel Saccha-
lin Lurch die japanischen Truppen zu fordern. Diese Resolution soll
dcm Ministerpräsldsnten und 'd-em französischcn und japani.schen Bot-
schafter übedL-en werden. Bonar Law teilt-e mit, datz er rine
Abordnung d c r La b o u r Par t y nichtcmpfange en könne.
Dcr französischc Botschaftcr Saiut Aulaire erklärte sich bereit, die
Resolution sein-er Regiernng zu Lbermitteln, und der sapanische
Botschafter lehntc dies ab. Jnfolgedsffen wird am l. Mai vor der
japanifchen Bot-schaft in London einc Kund-geüung stattfinden.

->-

D i-e Mailändcr Faszisten beschl-off>en, -einen Streik
derMetallarbeiteram l. Mai gewaltsam zu o e r b i nder n.
Auch in A m erika wcvden Arbciteraufstände durch dic Polizei am
1. Mai vcrhind-ert werden. Die Hauptagitatoren der Kommu-
nisten in New Pork «Nd Pittsburg sind verhaftet worden.

DerZahrcstLg der Mncheiier Geise>mordes.

Die Errnncrungsscier. — Dic Aommllniften und Ler 1. Mai.

Vonunssrer MünchenerRedakti o n.

Münchcn, 30. April.

Am vierten Iahrestag dcs Münchcner Geiselmardcs
fand vor der g-eschmückten Eedenktafel m Gegenwart der staatlichen
Behörden mit r-em Ministerpräsidenten v. Knilling an dcr Spitze
und dcn vaterlündischen Verbändeu einc schlichte Errnnerungs-
feier an die am 30. Aprrl 1919 unter der Rätcschreckensherrschaft
hingemord-eten Menschen statt. Prof. Bauer wies in er-greifender
Weife aüf das Schicksal dieser Ilnglücklichen hin nnd schlotz seins Rcde
mit don Wort-en: .^rgendwo sitzen die w-ahren Schnldig-en noch
immer und schmied-en neuc Pläns gegen München, das ihncn b-cson-
ders verhatzt ist. Darum seien wir wachsam und vergeffcn wir
nrcht dtc Opf-er von Gut und Blut. Es ist nicht mit der Gleich-
heit und B r ü de r l i ch k e i t. Hinler der I n t e r n a t i o n a l i-
tät nnd Vaterlandslosigkeit steht nichis äls Nieder-
trächtigkeit dcr Gesinnung. Den-Toten, Lbr-en MärtyreMut
an dieser Stelle flotz, dank-en wir es, datz wir heutc wiedcr den Weg
zu unserer Selbstbehauvtung gefunden hab-en. Wir dürfen nicht
eher ruhen, bis mir unsere Schuld geg-cnü-ber dcn Toten abgetragen
haben."

Geg-enüber den in B-erliner Blättsrn wieder einmal zirknl-ierend-en
Schauerberüchten über Putschpläne von rechts g-eg-en die
Marxisten am l. Mai mntz immer wiedcr entgegengctreten wor-
den. Eine solche Absicht besteht nicht im entfernteste n. Das
Vevb-ot dcr bayerischen Regicrung des von allen Marxisten geplanten
llmzugs mit S o w j e t fa h n c n durch dic Stadt wird zwar
unter allcn Umständen durchgeführt werd-en, doch wird
den F-eierndsn genü-gcnd Ranm gelassen, innerhalb -dcr Stadt dcn
Tag zu beg-ehen. In welchem Sinne die Kommunisten dcn
1. Mai zu feiern gedenken, ergibt stch dcutlich ans eincr Er-
Aärung, die das Bctriebsratsmitglicd Lenz in einer B-etri-ebs-
vsrfammlurm in der Maschinenfabri>k Masfey abg-ab und in der
er sagte: „Kanz Den-tfchland steht mii Ilnbeha-gen äuf -das reäkt-ionare
Trsiben in Mllnchcn und cs hat den AnfHein. als o-S hier Kommu-
nisten uno Sozialisten ausgestorbcn sei-en. Datz dcm nicht so ist,
mutz d-er Aufmarsch -d-er Arbeiterschaft am 1. Mai zeigen. Es gilt
glerchzeitig zu protesticrcn gsg-en den Meuchelmord vom 1. Mai 1919
an den „Freiheitskämpferrch in Miinchen. (!) Nicht eher wird man
ruhen, bis diese Mö-rder, die von Bamberg aus org-anisiert waren,
gerichtet sind. Es gilt ferner Protest zn erheben, gegen Lie Ebert -
Noske - und S ch e i d e m ä n n e r, di-e programmätzig das Prole-
t-ariat an die Kapitalisten verra-en uird Mordbanden organi-
siert habcn. Hitler und se-inen Söldnern inntz am 1. Mai
gezeigt werden,' datz in München noch andere Krei-se leben als die
Juden, gegen die er zu kämpfen vorgibt.

Die naLionalsozialistrsche Parker sür Heffen verSotsn.

Darmstadt, 29. April. Das Ministerium dcs Jnnern hat anf
Erund des K 11 Abs. 2 des Gesetzes zum Schutze oer Republik vom
21. Juli 1922 die nationalsozialistische deutsche Arbeiterpartei im
Freistaate Hessen verboten und ihre in Hessen bestehenden Orts-
gruppen für aufgelöst erklärt. — Eine Versammlung der National-
sozialisten, die am Samstag abend hier in der „Stadt Pfungstadt"
stattfinden sollte, wurde daraufhin nicht mehr aügeyalten.

keiner kann uns aufrichten wie Schillcr, der idealistischste dentsche
Dichter. Ler uns mit Lcm Elanben an dis nic vcrlöschende reine
Flamme unseres Buscns auch üie Hoffnung auf cine beffsre Zu-
kunft gibt.

Dic Wiederaufnahmc der „Braut von Meffina" in den Spielplan
ist in jeder Hinstcht dankcnswert sie ist es in doppeltem Matze, da
es der Spislleitung des Herrn Tralow gclrng, erne durchaus
würdige Aufführung herauszubringen. Die Donna Jsabella Me-
li ttä Leithnsrs, JosefKeim imd NorbertSchiller
als fsindliche Brüder waren im schillerschen Sinne die vom Dämon
Leseffenen Elieder des unseligen messtnischen Herrfcherhauses. Auch
Anna Hilgenstock hatte ihre Beatrice in dieser Richtung ange-
legt, Llieb in der Durchfllhrung jedoch einstweilen auf halbem Wege
stecken. Josef Keim gebührt Lesonderes Lob für die einfache, ein-
dringliche Weise, wie er den Don Manuel verköryerte: einen erfreu-
lichen Schritt zur Reife und Abklärung hin lietz der Don Cesar
NorbertSchillers erkennen. Bei den Rittern des Chorss er-
schütterte der von tiefcr Tragik durchwehte Vortrag Ben Spa-
niers. Neben ihm erklang wirkungsvol! das edle Pathos-
Mathicu Pfcils. Auch die anderen Mitwirkenden: Hugo
Andresen, Iosef Bunzl, Friedrich Ettcl, Kurt
Böhme, ArthurBauer, HansNerking und Arthur
Simon machtcn sich wohl um den Abend verdient. Sic alle llber-
fchattete die tragische Grätze Melitta Leithners. die ihre
Eignung als Heldenmutter nun endgültig erwiesen yat. Möge disser
Abend ein günstiges Prognostikon für die kommendsn Schiller-Auf-
führungen sein. T.-N.

Verein sür Eefchichte und Altertumskullde. Die Reihe der
Wintsrveranstaltungsn wurde durch zwei Vorträge im März abge-
schlofsen. Jm crsten behandelte Herr Direktorialasststent a. D.
Dr. Ed. Eyssen „Eoethe und die Frankfu-rter Mund-
a r t". Keinen erschöpfenden Bericht wollte der Vortragende geben.
Ein Streifzug war es, der von den iabores jnvsnilos an durch
Goethes Werke führte nnd viele köstliche Proben unseres frank-
furtischon Sprachgutes offenbarte. Datz die Kenntnis unserer Frank-
furter Mundart den ge-lehrten Erklärern manche Jrrtümer ersrart
hätte, wurde dabei offenbar. Es wäre zu wllnschen, datz der Vor-
tragende die Ergebnisse seiner Forschungen, in die er einen Einblick
vcrmittelte, geschlossen veröffentlichen könnte. War hier Eoethe
das Objekt des Vortrages, so behandelte das letzte Thsma eine Per-
sönlichkeit und ihre Kunst, die auf Goethe einen bedeutenden Ein-
druck ausgeübt hatten. Ueber den „Th e a t e r m a l e r Giorgio
Fne n t e s" sprach Herr Dozent Dr. W. Pfeiffer - Belli. Von
den glücklicherwei-se evhaltenen Kulissen warsn zwsi im Anfange des
Winters in der „Theaterausstellung" der Oeffentlichkeit bekannt ge-
worden. Der Prospekt aus Mozarts Trtus. den noch Emil Claar

VersMes, Rchr, Doksgeslmdheit.

Von Dr. Krohne, Geheimer Obeimedizialrat.

Noch immer wird in der Oeffentlichkeit. tnsbesonluire ^ x,
lande, die Tatfache nicht genügend gswürdigt, datz durm . .gal
jailler Friedensdiktat und die französ11 e u-
politik unsere V o l k s g e s undh e i t und damit unsere
kraft hofsnungslos zerrüttet werden. dl"d 7°."! aege"'
mir angestchts der Elcichgültigkeit der meisten Kulturstaaicr
Lücr unserem Schicksal und der llnkenntnis vicler eigener
noffen gerade hierauf immer wieder hinweisen. ^ scknoersN
Schon durch den Krieg sind wir gesundheitlich anf bas haM
geschadigt worden. Denn neben den zwsi Millionen Gesau- 'p ,;aiea-
wir allein 800 000 Menschcn durch die Hungerblockaos ^^sügcl
Hnnderttausende aber sinv infolge der llnterernährung ^^teilt-
Entbchrimgen dcr Krisgszeit zu dauerndem i-ine

Nach dem Kriege trat zwar infolge günstigerer Ernahriing
mähliche Besserung des Eesundheitsznstandes ein: docki m lln-
1922 eine neue Verschlimmerung pnoerkennbar. Wer oi hje

kultur, den Sadismus des französtschen Volkscharalters ^^tscku
hysterischc Angst der Franzofen vor einer Wiebererstarru u A^^yffc"
lands richtig cinschatzt, der weitz, datz Herrn Poincars Pt"

trotz ewigen Phrasengewäsches von Humanität, Volk-'

dergleichen jede Nachricht llber den Niedergang de"-!st-7 in de"
gesnndheit imd übex deutsches Kindersterben wie M u i
Ohrcn klingt. Für die brutale Eleichgültigkeit der »
gegenüber deutscher Not nnr ein Beispiel: „aiatious'

Am 7. November 1922 fanden in Berlin mit der Nep ^ -

kommiffion Verhandlungen über die Frage einer weiteren Ai»
rung unscrer K o h l e n l i e f e r u n g on die Cnten-e > Gehou^
eindrucksvollen Worten legte unser ReichskohlenkomMÜ a ^
rat Statz, den Herrn Bartbon und Genoffen
wandfreien Materials dar, Latz schon die bisherigen Koo
gen eine unerträglicho Belastung unserer Volkswirtschaii ^
und die Erenze unserer Leistungssähiqkeit wcit überlch ichivere
Anschlutz hieran ' ' --- -

n setzte ich der Reparationskomnilffio" ,„ge:na"d^i
Folgen unserer Kohlennot für nnserc Polksgesundheit " ^n g
Ich konnte statifiisch nachweisen, datz bei uns die E r t 8""/^

! rankheiten und insbesondere die Todesfälle biera">' „ xag
entzündungen usw. seit Iahr und Tag bedenklich zuireym '^sält
den Städten über 13 000 Einwohner die Zahl dcr ->"'haei>
an Erkällungen (bei einer Berechnung auf 10 000 A"'-,,liahr 1""^
23,6 im ersten Vierteljahr 1921 auf 39,9 im ersten Kohk/''u
angestiegen sei. datz wir cs hior mit einerFolgc der ^ di^ ,
not zu tun hätten, datz deshalb unserem armen-uo!. :

Winter eigentlich mehr Kohle geliefert werden mützm. a- ^n m
jahr möglich war, datz aber dic verlangte Mehrliefer" " .

Millionen Zentnern Kohle monatlich vom StanvMw^. Mn"b^,

' '....

^_ i'nl^

mehr 'erhalten könntcn, fricren und 'zum" nicht geringe" 7''j^niM"-,!^
oder sterben mützten. Trotz dieser von der Rcparario - h
nicht^widerlegten, ja nicht cinmal angcfochtenen D"^7",'boli >""^s

der Tatsache. datz schon die bisherigen Kohlenliefernngzt' 'uosse"
lich 32 Millronen Zentnern Tausenden nnserer pek

" '.' ----- -- ----- ' ---- ^

Lehen gekostet habcn, kommt die RLparationskommisffS^-Äliche "Eg
geheusrlichen Feststellung, datz Deutschland stch
absrchtliche Verfehlung" hinsichtlich der Kohlenlichei''EIUY ^
Schulden kommen lassen, die mit dem unerbörten Einvr- > ,, ^ .

gcbiet „bestraft" werden mützte. Wahrlich cine sch""^'„ Pol"-
grniidung für seine neueste Eewaltpolitik konntc o
nicht erfinden! . g„lnff>k-Ms-

ALer damit nicht geuu-> Auch sonst bietct ^cht
imseres Gesundhcitszustandes in den letzten Monaten
liche Augenblicke, die trotz ihres sür unserc Zukunft !

Ernstcs den Herrn Poincare, Llemencean und una ge?"-'' '
der sogenannten ritterlichen Nation reiche Befriedlg x-zs-ckll

Lürrten. -«„„nte

Die snortne Eeldentwertung der letzten fechs
tert unsere Ernährungslage in hedsn^t-ck>-iem Maye-
schichten könilsn die für einc normale Ernähr""" notM^"st,,iv
Nahrungsmittel kaum noch bezahlen. Allcin für o>eami>^ »xgs
Fett oder Margarinc mü»tc heute eine vierlöpf.E ioe"(,/<>re"
180 000 Mark und für die gesamte normale Ernaqr"n^^st
Millioncn Mark jährlich verausgabsn. ei"

schon jetzt viele Familien, namentlich in den Sz „ - preExrü.

sprochenes Hungerdasein. Nach den neuesten Berk.Äte" ^ zzerh^^«

_ ....._ cichten

Negisrungsprasidenten mehren sich die Todesfällo "
sowie die Selbstmorde au.s Verzweiflung und
lichem Gradc. Jn den letzten Monaten sind ^"^;'cne"-..7i^zcff

361 FLlle von Skoxbut — einer in Europa
sprochensn. Hungerkrankheit, die selbst im Krieg
auftrat — mit fllnf Tooesfällen vorgekommen-

ga">


Höchst gefahrdrohend erscheint der. Ge>"^ hm

während des Knege^ Lütc zg-
sterblichkeit nimmt jst


unserer Kinder. Die

geringe Sauglings
Jahres bedenklich ,zu.

nehmende llnterernährung der Kleiiikinder ur

r.

erkrankungen, Rachitis nehmen weitcr zu. I"

zahres bedenklich ,zu. In den meisten Grotzstadte"
ng der Kleinkinder

zwar bis zu 50?» der Kinder, unverkennbar. ^ „<7reiche"Zf-

im Julius Cacsar verwandte, und der grotze ->z-"n wa' " >
Nur wenige Iahre am Ende des 18. Iahrhuimer- ^ faM- ^
Fuentes in imserer Stndt tätig, wohin er aus E-
Iünger der Mailünder Malerscyule, ein starler ch?,s;Kkoii- ^ jhret
selkständigen, eigenen Wege gehende Künstlerpersv" ,
klärt sich seine Arbeit aus dsr Kenntnis der Sw
Dekorationsprinzipien. Pfeiffer-Belli führte daher " i^Lert^ste"
der modernen Theaterdekoration Jtaliens bis Z" j.he . je'"
nach hier vor. Jn den Fuentes'schen Kulissen sab ^inpruck'd"
wirklichen künstlerischen Dekorationen. Daher ^ ^xleitel-
zmtercffe an Lem Maler, den er. der Weimarer -7", ^erlte^I^itct-
nach dort eiig-agieren wollte. Vergeblich. N-E?^ei-'iche" E'
bald Frankfnrt, wohl untcr dem Druck der Willemc^
politik. Um 1800 ging er nach Paris- Er starb -" ^

»Der Ring" von Harry Kahn. Die in diesen Tag^^gdic
furter Neuen Theatcr zur Erstaufführung gebracy .,zze
Ring", von Harry Kahn, ist als Buch im M"!"" ... r

München, erschienen. xlsl" ,,e"

Bon der Theaternot. Dcr Voranschlag füf da- ^hlhelr>'A^.jlc"
S t a a t s th e a t e r für 1923 rechnet mit einew „leichx^"i
530 Millionen Mark. Diesen Fehlüetrag tilgc" §1"

dsr badische Staat und die Stndt Karlsruhe. D'Ei7i
Städte Lirbeck. Kicl, Rostock und Schwer' ^ L>e ,
so grotzen Zuschussen, datz die gänzliche^Doch "7;,, dA ^

Prospekt


ck'

S!

gewordenen EMaltserhöhungen der Beamten,
Künstler vom Reich allgemein vergütet weri-e"-

Ängest'

Kmrstnachrrchterr. ^

Wilbelm Aurtwängler Sat mit^ Rückst^^incn^ x ""

Kapellmeisters der Leipziger Gcwandbauskonzerte

_____ ,,, __— S i a n i " " " „ 1

Generalmusikdirek'tor der Berlin" Kjagen-

ber S i n f 0 n i e k 0 n z e r t c ber S t a a t s 0 V e r x „ s flc

Die Urauffükrung vou Walüemar «- ^ irn K>'"^

„Es ift cin SSnittcr. beifft ber Tod" wird m sst, „a

unter Lcttung vou Gcueralnmfikdirektor KnappE^ ,wttfi"dc"^, /

»„tck -n " Kaw^

des National-Theatcrs und üem Lcbrergcsaugverr - ^ i" .e/ Zat>

für -en illovember liat das Dcntiche Kouiddie.

reichsdcuischcr Urauffübrung uou Baubnerns zweia
angcfejzt. . <Sürzb'"^lö e-

Vräulein Lilln Vrcig, bisbcr aw Stadtivea^^^. Sais°" ^
uach erfolgrcichem Gastsviel sEliiabetG ^"^andesthc"ie°

jugentlich

Pflichtet.

üramatische Sängerin an
 
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