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Badische Post: Heidelberger Zeitung (gegr. 1858) u. Handelsblatt — 1923 (Januar bis Juni)

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Nr. 119 - 148 (1. Mai 1923 - 31. Mai 1923)
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31. Mai 1923.

BeibLatt der Bamftyen

:ite 5


Aus der Stadt.

r»r


Landtag wird in den nächsten Tagen ein Essetzentwurf

d, Ä kommen, der Aendorungen des Hinterlegungsgesetzcs

L» r>s„' ^effentliche Hinterlegungsstellen waren bisher in Baden
§fNd^?anzamter. Jnzwischen sind die Finanzämter «it der
di^erein« L b Steuerwesens auf Las Reich übergegangsn und die
!> ,eie°» h?"men wurden eingezogen. Die Finanzbehördcn sind
hs lhr^sibn Aufgaben derart- Lelastet, datz die Eeschnfte, die nicht
i Ü w».^^"Elichen Aufgaben gehören, ihnen möglichst abgenom-
sollten- Die Erhebung der Justizgefälle ist seit
1923 allgemein besonderen Justizkassen bei Len einzelnen
tz sh-gj, übertragen worden und damit sich nun auch Stellen
L , ^ ^'e mit der öffentlichen Hinterlegung verbundenen
-?!tji. besorgen können. Der Entwurf schlägt daher vor, den
^ei beso^ten die Eeschäfte zu übertragen. die bisher die Finanz-

! ^ie

markt hier gewerbsmätzig Gemiise aufkaufte, wegen Zuwiderhand-
lung gegen die Wochenmarktordnung; 3 Personen wegen Nichtbeach-
tung der Preisaushangvorschrift,- ein verh. Zuschläger von aus-
wärts wegen erschwerter Körperverletzung; 2 Ruhcstörer,' ein
Jugendlicher wegen Nichtbeachtung des Nauchverbotesj 7 Kraft-
wagenführer wcgen zu raschen Fahrens und weitere 22 Personen
wegen anderer strafbarer Handlungen. — Gestohlen wurden vom
10. bis 14. Mai im hiesigen Gymnäsium Wertgegenstände im Eesamt- .
werte von etwa 1 Million,' am 29. Mai, abends 8 Uhr, auf demH»-.
hiesigen Hauptbahnhofe ein Koffer mit KleidungsstLcken im Werts e
von über 1 Million; am 23. Mai aus einem Hause in der Hauvt-
strasie ein Geldbetrag von 56 000 Mk.; in der Nacht zum 26. Mai
ein am Haufe Zwingerstraße 15 angebrachtes weitzss Emailschilv,
mi/un „^> oi-nb. mlk sLwarrer Auikckiriit: ..Keora Reinbardt. Damen-

öillrgste Stratzenbahnfahrt 6KS Mark. Die Asidelberger
Bergbahn A.-C. erhöht am 1. Juni die Fahrpreise

-'rüWL». ->LSS-I »>.d -- -.

->^->>>>>0- ^>>» »>u>n^r U'UI-" wnv 600 Mark kojten. Auch
Ku /oahrtenhefte erfahren eine Preissteigerung. Die mit inem
^i^°'0chten Fahrscheine verlieren am 1. Juli ihre Eiiltigkeit.
h * m E ""b dem Anzeigenteil ersichtlich.

^f. ^»ftirhistorisch-medizi». Bsrrin. Am nä

<ir » —/ - " - -- nächsten Freitag wird

l p„!" ^bpff tiber seine Reise nach Christmas—Island und
^ > j Vorsuhrung von Lichtbildern sprochen. — Jn 'der niedi -
>ii»»stai> Sektion finden am Dienstag, den 6. Iuni, iolgende
"Ungen statt: Kranlenvorstellung durch Prof. Dr. v. Weiz-
^bkei'r.lo.ortrügc der Herren Dr. Freund und Iannsen uber
^Eg^llwechsel und chemijche Wärmeregulation, und der Herren
j>M. s unü Pakheiser über Histochemie des Calciums in der
R Beide Sitzungen (die erstere gemeinsam mit der Eeolo-
t,! Kgchl^oinigung) finden abends 8)4 llhr piinktlich im Hörsaal
^>schp>,"inik (Eingang neLen dem Verwaltungsgebäude de sAka-

tz » / Krankenhauses) statt.

Etx^°n»ad Ansorge Vsethovcnabcnd. - Hetdelberg gehört zu den
verött" denen Conrad Ansorge mit bejonderem Vergnügen einen
uend veranstaltet. Sicherlich wirü der für den 2. Juni im
»jlhs /'?aussaal in Aussicht genommene Klavierabend weiteste
I-N ej>,^°*°b musikliebenden Publikums interessieren, schon der noch
" angekündigte und doch bercits begonnene Kartenvorver-

^ » >>. ans guten Besuch schlietzen.

V» u Schwetzingrr Frcilichtaufsührungen. Die Freilichtauffüh
v?r „ " „Jphigenie auf Tauris" findcn nunmehr bei günstigem
!«I. „ Mittwoch, 30., Donnerstag, 31. Mai, Samstag, 2-, und

VU 2uni, nachmittags 4 Uhr, am Merkurtempel im Schlotz-
^ Hhr>i„ t. Die Leitung glaubte, auher der gänzlich verregneten
am vergangenen Samstag auch die SonntagsauMhrung
ldMdstt °u sollen, weil die Wetterberichte auch sür Sonntag sehr
tA ^'2 lauteten und mit Rücksicht auf das Publikum die Aufstel-
V »m ^kühle auf dem durch den anhaltendcn Regen durchnähtcn
V°» A^.'chtcn Erasboden nicht ratsam erschien. Für die kom-
Ve» sMührungen werden die durch Negenwetter etwa bedingten
H jg. >ur den betreffenden Tag jeweils bis 12 llhr vormittags
!»»* Lun den Vorverkaussstellen bekanntgegeben.

Preisausschrciben des Arbeitsministcriums sür Klein-
V^»oi ' Das badische Arbeitsministerium hatte, um der Woh-
ij,» üon verschiedenen Seiten zu begegnen, vor kurzer Zeit
»^bewerb für Kleinwohnungen unter ba-
L ej„f Architekten ausgeschrieben. Die Beteiligung dabei
lj^s tzs. ^eraus grotze. Es liefen im ganzen 167 Entwürfe ein.

tz„Fife wurden verteilt und Einzelentwürfe angekauft- Amt-
Ditz Mürfe werden vom 27. Mai ab auf etwa 3 Wochen im
öcr Les Eewerbeamts in Karlsruhe ausgestellt sein.

aus Deutschland vsr-
j. ^rroen, deren Bau tm vinouci auf die Wohnungsnot.
^ tz- krötzeren Städten, zurzeit ebenfalls im Bordergrund steht.
' Dj» S/ispicl praktischer sozkaler Fürsorgetätigkcir. Man schreibt
»»i AKrkun.gen und Folgen des Krieges zwangen diejenizen,
i>,Mchttüwittelbarsten, am härtesten davon betrofsen wurden, die
!> >ste>l b'Msche Eut, Leben und Gesundheit für das Vaterland
^^legshinterLliebenen usw., zum engsten Znsammcnschlutz
^kl^ien ikanisation. Abcr die Nachwirkungen des verlore-
V' de/b' die 'aus der Erfüllung des Friedensdiktates von Vcr-
V* Ift--^lspiellosen Teuerung und der hoffnungslosen Senkung
!:T°r Mhrung sich zusammensetzen, treffen gerade diejenizsn
»^isr .oiksgcnossen am furchtbarsten, die völlig oder auch nur
^ostL>Dutzlos der Not der Eegcnwart ausgesetzt stnd, die nicht
derjenigen Kräfte sind, die man notgedrungen im
»jP: harten Existenzkampfe, im Ringen ums tägliche Vrot

» .I?„ünsere armen Kricgsverletzten und Kriegs-
e« hinterbliebencn Angehörigen gefallencr Krieger!
" nun recht interessant, wie die Ortsgruppe Hand-
ts krilblm dcs Neichsbundes, bezw. dcren Leitcr. Vruno
^ nr ' llllmählich in ihrem Verein Einrichtungen ins Leben
ejn Veispiel praktischcr sozialer Fürsorge angesprochen
Man begnügte sich in dieser rllhrigcn Ortsgruppe
«> .<LyAd«rmit. an Weihnachten den Kriegswaisen Geld und vrak-
«juntcr den Tannenbaum zu legen. Nein! So wie die
^uter allcr Erfindungsgabe ist, so brachtc auch die schwerc
das Mitleid. und vor allem aber auch der unbezwing-
^ti°U d dwktisch diese Not lindern »u helfen, die Tränen dieser
sji" Armen zn trocknen, auf ,-n Eedanken: Levens-
Vevr 'llle Mitglieder en gros einzukaufen und zum Ee-

d-^vr»! ure wciigriever en glov eittzuiauzen uno zum we-
V» de« verteilen! Also man setzte den Hebel da an. wo die
r»tt. b Alltags am schwersten auf den Menschen dcr heutigen
lasten, wo viele, und gerade speziell die Angeyörizen

„ verbreitete sich immer mehr auf fast alle Bedarfs-

» ^flii^.Eglichcn Lebens: es gibt Speisefette, Margarine, Oel,
vritz» . Kakao, Marmelade. Eier. Teigwaren. Seife, rurzum.
V-I »„> Artikel. die man tagaus, tagein am notwcndigsten
„ die zegenwärti« leiüer so hoch im P-veiss stehen! llnü
»j^ittjt^nie Familien u-nd verlassene Witwen und Maiisen wurüen
(.»«»^avmiiteln tn reichem Matze unterstützt umd auch hier die
Aot Wi-riungsvoll ahgewehrt! Aus üem Tätigkeitsbetrieb
Männer dieses Ortsveveins ist ein r-chtiger Eeschäfts-
^vrden. Zwöllf MiMonen Mark sind in üen letzten drci
.tz^wa umgesetzt worden. Auch für heutige Verhältnisse
>1, ^stchtigttng des Orts eine nennenswerte Summe! Der
^8 sämtliche Vorstandsm-itglieider die Lasten üer Au-f-
^ Waren, üeren Bestellung, Einholen unü Derteilen, so-
tsLjjMi Ubrechmingen ur») die ganze Ee'schäftsführung,

^bn stit Jahren, in nneigennützigister opferfrendiger Weise
"lnint ganz allein üen Mitglierern im bedeutend
^rA», dU Kanfpre-is zusta-tten. Der Vovsitzen-de, Bruno
»'tz ph, «5^t einen ganz-e»- Stab treuer Helfer in den Herren
^ drn A"' H- Pollicb. I. Maatz, E. Fischer und Reißberger.

Kig» " .Aermsten unter Len Armen ihrer Mitmenschen durch
- ,'»t -.„lutziges Wirken tatkräftia helfen können, ihr Letd und
I'lwLern, ist ihnen schönstar Lohn!

b ^lnx?-pker dex Not wurde ein 40jähriger, einem freien Berufe
«»Äj„,Aer,und hjer wohnhafter Herr. Durch schlechte Praris wurde
^ii°5l dtt^'llllng gctrieben und in diesem Zustande ist er am
»»ey, "i Bergiftung mit Cyankali freiwillig aus dem Lcbcn

EÄ^brrlcht „°m 2g. Mai. Aufgegriffen

hier ' Anzeige gelangten: Ein v

^ wurde ein

gelangten: Ein verh. Möbeb

.Pre.swuv'ers. em

^irKkeinr meaen unerlaubten Handels Mlt Fellen, erne
^ v»n Mannheim.d7e °or S Uhr vormittags aus dem Wochen-

50/40 orn grotz, mit schwarzer Aufsckirift: „Eeorg Reinbardt, Damen
schneider", Wert 80 000 Mk., und in dsr Nacht zum 29. Mai aus
dem Vorgarten Kroiiprinzenstratze 20 durch Abschnerden 10 Stück
Edelrosen, Lie allem Anschein nach verkanfi wurden. — llnter-
schlagen wurde ein Herren-Negenschirm im Werte von 80 000 Mk.,
der am 24. Mai, nachm. 5 Uhr 12 beim Verlassen dss Virsone.izugcs
Mannheim—Heidelberg hier stehen gelassen und bis jetzt nicht abge-
liefert wurde.

GerichtszeLtung.

u Karlsrvbe, 28. Mai. Wese« «ncrlaubten Schweinebanbels
erbielt der Gntsverwalter Karl Egc aus Snlzfeld 200000 Mark Geld»
sirafe. — Ztgaretten in grojzen Posten vcrschob der Metallschleifcr
N-obert Faas aus Neuenbürg: er wurde z« 800 000 Mark Geldstrase
wegen unerlauMen Handels verurteilt. Der Gewinn wirb eingezogen.
— Zwei Millionon Mark GelLstrafe crsiielt der Metzger unb Wirt Aöolf
Elble aus Weilderstadt, weil er Vteh auflmrste unö w«iterverka«fte,
ohne die Handelserlaubnis zu besitzen.

II Karlsruhe, 28. Mai. Wegen Geheimbündelet «nd natto.
naltstischer Unitriebe sind zurzeit in Baden. wie wir von zu-
ständiger Stelle hören, tiber ein Dutzend strasrechtlich« Bcrfahren an»
hängig. Jn einzelnen Källen erfolgten auch Verhaftunaen. Anlatz
zu Veunruhignnigen bestebt nicht. Die Bcrfahre» nebmcn thrcn geietz-
lichen Verlanf.

Durch die plötzlich einireiende gewaltigende Eekdeniweriunr
sind auch die Zsitungsbetriebe in ihrsr Existenz bedroht ur>> daher
gezwungen, ihre Vczugs- und Anzsigenpreise vom l. Iuni ab zn

erhöhe».

„Badische Post«.

„Heidelberyer Tageblatt".
„HeidelLsrger Nsneste Nachrichtr.k".
„Pfälzer Vote".

„Bolkszeitung".

die „Badische Post" beträgt für den

Aus Baden.

— Mannbeim, 30. Mal. Gestcrn abend flüchtete ei» jnnger
Mann, ber von der französtfchen Wache am Parkrtng festgenommen wordcn
war, auf einen Nachen und fubr mit biesem auf öem Rbeln. Der fran-
zösische Posten gab drei Revolverschüsse auf ben F-Itehcnden ab,
obne ihn zu treffcn. Etn Schutz gtng ln die Küche eines gegenüberliegen-
den Haules: verletzt wurde nicmand. — Jn einer biestgen Grotzbank
rvuröe vor eintger Zeit ein Geldbrief mit 186 engltschen Psund,
damals ein Wert von über 18 Millionen Mark, entwendet. Die
Krtrntnalpolkzei bat jetzt den Täter tn der Person elncs bei der Bank an-
gestellten Gcldzablers namens Rudolf festgestellt und verhaftet.
128 engllsche Psund konnten wteder betgebracht werden. — Jm neuen
angierbabnhof wurde et» Eisenbabnwagen erbrochen und daraus
u. a. eine Kiste mtt Schretbmaschinen und eine Kiste mit technischen
Jnstrumenten gestoblen.

— Bretten. 80. Mai. ' Wegen unerlaubten HanüelS nnb PreiStreiberet
hat das btesige Nmtsgericht gegen einen Schneider in Oberberdnng eine
Gefängnisstrass von acht Tngen unö «ine Geldstrafe von einer balben
Million aus-gpfprochen. Der bei bem nnerlaubten Handel und der Preis,
tretberei erzielte Gewinn von SOOOOO Mark wurde ctng-czogsn.

— Karlsrnhe, 80. M-at. Am ^onntag tagte hier unter dem Vorsttz
bes LandesverbandSvorsttzenben Dr. Wegener von Kreiburg Lie
Landesverfammluna des Deutschen Rentnerbnnbes. Dte trotz
der Ungunst der BerbL-ltnisie aus allen TeUen BadenS besuchte Ber-
sarnmlung, Lie i« der heutigen Rentnerschutzgefetzgebuna durch Schasfung
eines Rcchtsanspruches aus Hilfe einen ersten 8-ortschritt erblickt, fatzte
folgende Entschlietzun«: 1. D!« Kleinrentnerfürsorge tst t« Anbetracht der
mit sortichreitender Gelbentwertung roachf-enden Not des 8isntners, ins
befonderc tm Einzelsall, urit grötztmöglichstrr Beschleunigung nnd nnter
fozialer AnwenLung ücr bestehenben Borfchriften durchzufübren. 2. Haus.
rat und sonsttgeS kleinvermögenssteuerfreteS Vermöge« darf weder zu
Lebseiten noch für den TodeSfall des Kürsorae-EMpfänsers tn Anfpruch
genomemn werden. S. In den neu zn erlasitt-nden badifchen Richtlinien
stnd entsprechende Bvrfchriften anfznnehlneu und all« zu ungunsten üeS
bilfsberechtlgten Klelnrentners üehnbaren Borschriften »u vermeiben.

U Karlsrnbe. V0. Mai. Ein Scheckfälscher hatte stch In der Person bes
SOiäbrigen Kanfmanns Wtlhslm Schaum anS Raftatt vor der II. Straf,
kammer zu verantworten. Schaum war tn Donaueschtngen bet etner
Speditions-firma angestellt: doch reichte sein Gehalt für den LebenSunter.
halt nicht aus. Er m-acht: sick daran. Schecks zu fälschen, konnte auch
einen grotzcn Teil sciner Lortigen Schulden duvch B-etrügerelen becken.
Seine Lage ivnrde aber schlictzltch unbaltbar: er verlictz Donaucschingen
und begann ein unftetes Wanderleben. Auf Grund seiner Schecks kam
er, dtc grötzeren Stäbte SüddeutschlandS berciiend, gut durch: er kaufte
stch Kleidunasstttck«, GebrauchSgegenstände aller Art und erüielt auch
grötzere Darlchen. Seine Betrügereien singe» tn öie Millionen. Unter
ben erschwindelten Gsgenftänöen besand stch elne auffällise Zabl von
wertvollen FüllseLerhaltern. Jn Stuttgart fand Schanm in -em Bau-
fübver Ernst Martin cinen Sreunü und stillen HclferSbelfer. Martin
erbö:It viele dcr gcftoblcnen Gcgenstände zum Geschcnk. Icvte auch aus
Kosten seines Frenndes. Das Gericht verurteilte Schaum in
Anbetracht seiner PersönliHkeit — üer SachverftänLige Dr. Warth be-
zeichnete den Angeklagteu mit dem Fachausdruck »piychovatbtscher Schwind»
ler" — ru einem Jahr Gefängnis. Martin erhielt als Hchler dvrt
Monate Gefängnis lverbützt durch ble Untersnchungsbaft).

O Offenvnrg. 80. Mat. Daö französtiche Militärgericht in Landau
bat jene jungen Leuts von bier, Lte bcschuldtgt wurScn, eincn französiichen
Postc» mit Steinen bcwvrfcu zu haben, zu je 100 Krankcn Geldstrafe
vevurteilt.

OsfenVurg, 80. Mai. DaS französtsche Militärgericht in Landau üat
jene jungen Leutc von Offcnburg, bte bcschuldtgt wurbeii, einen fran-
zösischen Poftcn mit Steinen bcworfen zu haben. zu 100 Fr. Geldstrasc
vcrurteilt: sie baben eine fechswüchige Hast binter sich. Dte fran-
zösische Befatzungsbebürde bat tbren Truppc» d-n Bcsuch von Wtrtfchaften
zum Geriutz alkoholischer Getränke vor 6 Ubr abevdS verboten. Dle Wirt-
schaftcn schltetzen um V»12 Ubr. Den ebemaligen Kaserncnbau X 7 müsien
zebn Famillen räumen, wcil Ler Bau von ben Franzosen beansvrucht
wird. Der als Aufseber im Gefängnis zu Offenburg tätige Albert
Gater (aus Bruchsal) batte stch gcmätz seiner Dienstvorschriften den
F-orderungeu dcr F-ranzoscn widersetzt und war deSbalb vor mchreren
Wochcn vcrbastet worden. Er wurde nun tn Landau vom französischen
Kriegsgericht zu 1>.4 Jahren GefängniS verurteilt. Sein Zellen-
genosie war dcr OLerbürgermeister von Sveyer. Der früber bet der
Vabnabuinfpektton Kcbl beschäftiate Oberbahnmetster Steurer, wohn-
haft in Ncumühl, wurde ausgewlefen. Steurer war zuletzt beim Kinanz-
amt tättg. -

? Lilicubos am Kaiserstubl, S0. Mat. Am Sonntag versammeltcn
stch die Jungbauern des Breisgaus und Kaiierstuhles zu einer sttm-
mungsvollen F-ritblingsseier auf dem Li-lienbof am Kail-.rstnbl. Die Ber-
anstaliuira diirfte stch etneS zaülretchen Besuches ersreuen. Namba-ste
Junabauernfübrer verbretteten stch in ihren Neferaten über den Auf-
gabenkreis «iner zeitge-mätzen Jungbaucrnbcmeguna, während eiu anderer
R.dncr eincn veimatknndlichen Bortrag iiber die Geologie deS Kailerstuhls
mit llmgebung hielt. llngeteilter Beifall lobnte dte schönen Vorträge.
Die Beranstaltung darf tn allen Teilen a-ls sehr selungen bezeichnet
werden unü trägt gewitz zur Weiterverbreitnng und Bertlefung L«S Äung-
bauerngebankens bei.

)l Vou der Nialua». 80. Mat. Wie verlautct, werden dle ehemaltge
grotzberzogliche Famtlte und die Köntgi» von Schweden
i» nächster Zeit zum Sonimeraufentbalt eintreffen.

g. Ebcrbach, 80. Mat. Der babische Jugendbunb btclt wtc
alljäbrlich tn der Pfingstwoche seincn Lehrgang in Eberbach ab. Ueber
2vo Tctlnebnier aus allcn vadischen Gauen waren in der gaftfretcn
Neckarstadt vorzüglich untergcbracht. Die Vorträge, an die sich eingebende
Aussvrachen unter lebhafter Beteiltgung der Jngendlichen anschlosien,
wurden uitt dem Nefcrat der Frau.Dr. B l a n ck > Heidelberg erössnet.
die in packendcr religiös warmer Weise über „Berus der Fran" sprach
nach ber wtrtschaftlichcn, gesundbeitllchen, ethischen und rcligiöscn Seitc
bin. Jugendpfarrer K a v p e s - Karlsrube, der a» Hand des neuen
Neichsjugendwoblsabrtsaesctzes über „Dicnst ber Jugend an der Jugenb"
sprach, gab wertvolle F-tngcrzeige übcr dte Arbeit, die bler geleistet werden
mutz. Ein Bortrag von Pfarrer Schenkel- Mannbeim. ber von starkcm
Glaubn an die religiösc Kraft der Jngend getragen war, über „Wie
pflegen wir das Ncligiöse in unicrcn Bünden?", siihrte uns In dic
breiinendste Fragc, die dcn Bund bcwegt, ein. Dte Abenle verkörperten
das, waS wtr in unierem Vund suchen und wollen. Der eine ftand unter
dem Zeitgedanken „Das dcutsche Volkslied", ani andercn Abcnd sttbrten
uns Mannbcimcr Büublcr in ier bis auf ten Ictzten Platz gefüllten
evangelischen Ktrche einen „Totentanz" aus. Den Abschlutz brachte tm
letzten Abend em Jugenügottesdienst, vo» Lcm Lrtsgetstltchen Pfarrer
Pasch sehalteni

Der Vezugspreis für
Monat Zuni

Mark 56VS einschl. Zustcllung
Die Einzelnummer kostct 200 Mark.

Kunst und WLssenfchaft.
KammermuUaöend des Äose-QuarLelis.

Dloich de>m „MäLche-n aus der Fremde" erscheint jedes Frühjah'.
das RosL-Quartett be-i uns, u-m Eaben un-d Friichte seiner
Kunst zu spenden. Die vi-er Herven Professor Rosö, Fischer,
N-usitzka und Walter sind st-ets liebe Eäste iu Hei-delberg und
haben e-ine GemeinL« von Getreuen, w-i« i-aum sine Künstlervcreini-
gung. Diesmal be-scherten si« ihren Frcuudeu besondere Geniisse:
vurch Hiuzuuahme eiuer zweiten Br-atsche und eines Weiten Cettos
(Konzertmeister Neumeier und Karl Müller) konnte man d-iv
leider so überaus selt-eu. gebrachten Sextette op. 18 und op. 36 von
Drahms hören, zwei Werke, Vie teilweije noch im Banne einer
gewissen Formal-ität stehen, aber Lafür durch jene Brahmssche Melo-
ü-ien- und Harmonienftohsit a-usgezeichnet sind, di« noch ftei Lleibt
von der späteren gurgetnden B-elast-ung der Sexten, jensr „echt
Drahmsschen Verankerung", wie ein neuerer Biograph zevar cm sich
treffend, aber nicht gerade sprachschön sagt, Es möchte vermessen
«r-scheinen, die Son-de der scksttrssten Kriti-k an d-i« Werke oder an
die Ausfiihrung zu legen. Die Fre-uds dar-irber, datz die Sextert«
überhaupt e-inm-al ausgcfuhrt würden, soll dnrch den Ballast der Nach»
prnfung k-eine unnötige Einb-utze er' n. Die MtteMtzs aus Len
„Flo-rentiner Erinnerungen" (op. 70s> uon Tschaikowsty wurüen
richjigerWeHse in die Mitte, statt an Len Schlutz gestellt. Dort hätten
si« möglicherWeise als Virtuosenre-itzer gewivkt, was ste weder sind
noch sein sollen. Wer etwa ii-ber d-ie „Jazgkand-Mu-sil" vornehm L-ie
Nase rnmpfen wollte, weil sie m-it Kun-st nichts zu tun hat, se-i daran
evinnert, dah Tschaikowsky von se-inen Italienfahrten vornehmlich
das Rhythmische, zierlich verbrämt dnrch Las MelvLi-sche, m-it nuch
Ha-us nahm. Wer das „Capriccio ttalien" für Orchester kennt, sühlt

sich be-im Anhören d-iel
geniigt da-her die Fes
Las Höchste an Präzi-si

ses Sextetts sofort tn Lekannten Gefi-lLen. Es
ftstellung, Latz di« -sechs Künstler gevade hier
ion Les Zusammenspieles und -klanges errew)-
ten Der Beisall Le-s überfüllten Hanses nahm denn auch cnt-
sprechende Matze an. De>r Gindruck gerade dieses AbenLs gin-Z rreit
Lber Len sonsti-ger KammermnsiLlleranstaltungen hinaus. —n-

Rickerts 60. Gedurlstag.

Die Kantgesellschaft, Ortsgruppe Hevdebberg, hatte zur
Feier des 60. Gebur-tstages iihres Ehrenno-rsitzenden, Heinrich
Rickert, e-tnen seiner ältesten Schüler, lden Grlanger Professor
Paul Hensel, kommen lassen, um nber Rickerts Geschichtsohilo-
sophie zu sprechen. Der Geschichtsphilosoph Rickert ist viel spätsr
bekannt geworden als der Erkennt-nistheoret i-ker Jn glänzenden
Ausfllhvungen zeichnete Hensel die Vedeutung Rickerts als Ge-chichts.
philosophen und zsichnete den Weg von Kant M Rickert. Der Redner
zeigte dabe-i in weiten llmrisssn Lie gegenwärtige Laze der Wissen-
schaftslehre in ihvsn Beziehungen znr Psychologie Windelbands
Stvaß-burger Rektoratsrede nber Geschichte und Natu-vw-issenschaft sei'
die Ee-burtsstation der nenen Art dar Betrachtung gewesen. Windel» j
band habe Lewiesen, daß Eeschichte unld Naturwissenschaft sich nur
tn Lezug auf di« Methode unterscheiden. Die Frage, wie die metho-
dische Stellung der biographischen Wi-ssenschast müglich war, habe
erst Rickert -beantwortet und da-üei in die letzten Fragen der Er-
kenntnistheorie hine-ingefüh-it. Während vor Rickert alle grotzen, !
H-istoriker ohne klares Bewußtsein Lber ihre Wissenschaft gewescn
wären, habe Rickert auf der GrunLlazs logisch scharfer Gedanken ge-
zeigt, daß es sich Lei d-em Ee-gensatz Ler Eeschichte und Nat-urwissen»
schaft um Len Cegensatz vom Büsonderen zum Allgemeinen handle.
Mit dem Allgeme-inen sei uns-er Jnter-esse an der Wah-rheit nicht
erschöpft. Hensel zeichnete dann die Beziehungen Rickerts zum dcut-
schen Idealismns. Rickert hab« fiir die Eesch-ichte Las getan, was
Kant für die Naturwissenschaft geian ha-be. Der Redner schlotz -s-ein«
geistvollen Ausführungen, d-ie mit starkem Veifall anfgenommeu
wurden, mit den besten Wünschen für He-in-rich Rickert. —!—

* Der Heidelbcrger Bachvcrein in Mannheim. Jm Schlußkonzert
der Mannheimer Musikwoche zeitgcnössischer Lhorwcrke hat der
Heidelberger Vachverein Regers 100. Psalm, dcr bisher in Mann-
heim noch nicht aufgestellt worden war, gesungen. Wir lesen dar-
iiber im „Mannh. Een.-Anz.": Warum Max Regcrs 10. Psalm
erst gestern nach Mannheim gekommen ist? Wir wollen heute
lieber loben und danken als Lber dergleichen nachstnnen- Tatfachen
beweisen immerhin etwas, und so ist festzustellen, dah der Heidel-
berger Bachverein, verbunden mit dem akademischcn Eesang-
verein, die erste Aufführung dieses wirklich bedeutenden, grotz cnt-
worfenen und herrlich ausgeführten Werkes schon im Iahre 1010
gebracht hat. Die Wiederholung erfolgte dann 1913 und heuer hat
der Bachverein unter Dr. H. Povpens begeisterter Führung die
dritte Aufführung vollbracht. Was über Regers 106. Wcrk zu
sagen wäre, hat Dr. Poppens Einführung in unserer Festzeitung fo
vortrefflich vorweg genommen, datz mir zu tun nichts mehr llbrig
bleibt. Hohes Lob dem tapferen Bachverein, der Heidelüerger feuer-
eifrigen Begeisterung, der sicheren Lösung einer llberaus schwierigen
Aufgaüe, unserem Orchester und Dr. Poppens DirigsntenlListung zu-
vor! Die „Volksstimme" schreibt u. a.: Den Veschlutz machts „Der
100. Psalm" Op- 106 von Max Reger. Für diese grandiose Auf-
führung waren der Heidelberger Vachverein unL Ler
Slkademische Gesangverein mit ihrem Dirigenten Dr.
Poppen gekommen. llnd das war nun das erschüttern-de Erieünis
des Abends, vor dem einfach alles Voraufgegangene vsrsank. Aller-
dings bedarf es einer so ge-istig überragenden Darstellung, wie ihr
hier von Lhor, Orchester und Orgel zuteil ward. Jm Saal lösten
sich Beifallsstürme aus, die sich trotz der vorgeschrittenen Konzert-
stunde kaum beruhigen wollten. — Dem „Weinheimer Anzeiasr"
wird aus Mannheim geschrieben: Mit der Auffiihrung diesss Wcr-
kes haben d-ie Heidelberger Sänger unter ihrem Dirigenten Dr.
Poppen einen Ruhmeskranz auf ihr Haupt geladen und zugleich
dem ganzen diesjährigen Musikfeste sozusagen die goldene Krone
aufgesetzt. Das Publikum war begeistert. Jmmer und immer wieder
mutzte Poppen auf Las Podium kommen, um für den nicht endm-
wollenden Beifall zu danken. Eine besondere Ancrkennung möchten
wir den klangstar'en und dynamisch sehr wirkungsvollen Sopranen
des gemischten Chores der Hridelberger zollcn, überhaupt des ein-
zigen gemischten Lhores, der während des Mustkfestes zur Eeltung
lam.

M

Kirchliche RachrichLen.

FronleiKnam.

St. Bonifal nskirK«. Donn rrstaa, 7 Uhr: HI. Mesie: 8 U8r: Lev.
HoKamt vor auSgcieütein Allerbeiligsten: darnaK öet günstiger Witterung
Prozesston durch die Stratzcn der Stadt. bet nngiinstiger Witteruna
10 Uür: Hl. Mesie: 11 Uhr: SKiilergottcsdienst obn« Prcdig-t: 2 Ubr:
FeierliKe Besvcr mit Segen: 7.S0 Ubr: FeicrliKer Schlutz dcr Mai-
andacht mit Prozesston nnd Segen.

St. Joseph tPfaffenarundj. Siur bei aünstiger Witteruny 10ch0 Ubr:
Singmcsie.
 
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