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Heidelberger Zeitung — 1900 (Januar bis Juni)

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Nr. 78-100 (2. April 1900 - 30. April 1900)
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https://doi.org/10.11588/diglit.37613#0424

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derzufolge der König alle seine unbeweglichen Güter dem
Lande zum Geschenk macht. Die Rechte hörte die Ver-
lesung stehend an, die vom Hause mit anhaltendem Beifall
begrüßt wurde.
Serbien. Die Entlarvung deS früheren Ministers
Tausch a no witsch als eines gemeinenVerbrechers
ist wohl der härteste Schlag, welcher die radicale
Partei treffen konnte, nachdem auch ihr bisheriger Führer
Paschitsch sich innerhalb seiner Partei im Herbste vorigen
Jahres unmöglich gemacht hat. Es kann keinem Zweifel
unterliegen, daß der im vorjährigen Attentatsprocesse zu
9 Jahren Gefängniß verurtheilte Tauschanowitsch, der zur
Zeit im Gefängnisse zu Poscharewatz seine Strafe absitzt,
als Director der Belgradska Sadruga 300 nicht aus-
gegebene Actien dieser Gesellschaft widerrechtlich an sich
genommen, mit dem Stempel eines Verwaltungsrathsmit-
gliedes versehen und sie in Agram und Neusatz gegen
30000 Kronen verpfändet hat. In Belgrad hält man
dieses Verbrechen für so unzweifelhaft nachgewiesen, daß
man die Verurtheilung des Tauschanowitsch zu mehreren
Jahren Zuchthaus mit Sicherheit erwartet.
Afrika. Simon stown, 11. April. Da die für die
Versorgung der Gefangenen ungünstigen Verhältnisse täglich
neu zu Tage treten, beabsichtigen die Behörden, alle Ge-
fangenen sobald als möglich nach St. Helena zu
verschiffen. Der Krankheitszustand läßt nach; seit Montag
ist nur noch ein Mann gestorben.
Amerika. New-Jork, 11. April. Dem Journal
zufolge hat die englische Regierung einen Vertrag über den
Ankauf von 30- bis 35000 amerikanischen Pferden
abgeschlossen.

Aus Stadt und Land.
Heidelberg, 12. April.
* Sommerfahrplan der Gr. Bad. Eisenbahnen. Nach dem
soeben ausgegebenen endgültigen Entwurf treten vom 1. k. Mts.
aus der Linie Heidelberg-Basel verschiedene Aenderungen ein.
Zunächst wird ein Schnellzug mit allen Klassen eingeschoben, der
Vorm. 8.01 von hier abgeht. Ein neuer Schnellzug mit allen
Klassen wird ferner Nachmittags 4 Uhr von hier abgelassen, der
um 7.42 in Basel eintrifft. Statt der um 7.30 und 7.40 Nachm,
bisher abgehenden Schnellzüge, die ausfallen, wird ein solcher
schon um 6.44 abgehen, der bis Basel fährt. Diesem folgt 6 49
«in Personenzug mit Anschluß nach Stuttgart (Ankunft daselbst
10.15). Ein weiterer neuer Personenzug geht Ab. 9.14 nach Karls-
ruhe ab. Der bisher nur bis Bruchsal laufende, 10.21 Ab. hier
abgehende Zug wird künftig bis Offenburg befördert, dagegen
der jetzt bis Karlsruhe fahrende, 11.20 Ab. hier abgehende Zug.
künftig nur noch bis Bruchsal expedirt. Der bisher 1.01 Nachts
abgehende Zug wird vom 1. k. M. ab schon 12.43 abgehen.
In der Richtung aus dem Oberland wird Morgens 6 03 ein
neuer Schnellzug von Karlsruhe hier eintreffen. Ebenso wird
wie srüher ein Ergänzungsschnellzug Nachmittag» eingelegt, der
tz.45 hier eintrifft. Der 8-Zug mit Wagen 1. u. 2. Kl. kommt
vom 1. k. M. ab schon 6.30 hier an. Auf der Linie Heidelberg-
Mannheim wird sowohl nach wie von Mannheim ein neuer Zug
eingelegt; Abgang desselben von hier 1.45 Nachm., Ankunst
dahier 6.29 Nachm. Der letzterwähnte Zug ist ein Schnellzug
mit allen Klassen. Beide Züge durchfahren die Strecke ohne
Aufenthalt. Auf der Linie nach Schwetzingen wird in beiden
Richtungen ein Sonntagnachmittags-Zug eingelegt. Die sonstigen
Aenderungen sind nicht von Belang.
-stz aOjähriges Arbeitsjubiläum. Der Tapetendrucker Markus
Rederalh von Schlierbach feiert an Ostern das Jubiläum
seiner fünfzigjährigen Arbeilsthätigkeit bei Scherer und Dierstein,
Tapetenfabrik in Bammenthal.
8 Gegen den Antiquitätenschwindel. Die Monatsschrift für
die Geschichte, Älterthums- uns Volkskunde Mannheims und der
Pfalz, herausgegebcn vom Mannheimer Alterthumsverein, hat in
ihrer Aprilnummer über die Fälschungen der Franken-
thaler Porzellane folgenden höchst interessanten Aufsatz:
Auch bet uns scheint der Antiquitätenschwindel immer festeren
Fuß zu fassen, und wir haben erst kürzlich Kunde erhalten von
einer schwunghaft betriebenen Fälschungs-Industrie, die sich in
unserer nächsten Nachbarschaft, besonders mit der Herstellung des
heute so überaus gejuchten und im Preise horrend gestiegenen
Frankenthaler Porzellans befaßt. Diese Fälscher gehen ziemlich
raffinirt zu Werke. Die Fälschungen, durch die ein nicht ganz
gewiegter Kenner irre geführt werden kann, beziehen sich auf echte
Weiße Frankenthaler Stücke, die nachträglich nach vorhandenen
Mustern bemalt und dann zu einem bedeutend erhöhten Preise
verkauft werden. Durch Vergleichung der Farbentöne, der Mal-
technik, der verwendeten Motive und der Glasur solcher neu-
bemalten Stücke mit echten alten kann man der Fälschung

Stadt-Theater.
O Heidelberg, 12. April.
„Ehrenschulden". Trauerspiel in einem Akt von
Paul Heyse. — „Die Schauspieler des Kaisers".
Drama in 3 Aufzügen von Karl Wartenburg.
Die Frühltngsfesttage sind vor der Thür. Das Publikum
war nicht zahlreich im Theater erschienen. Mit Unrecht. Unsere
Spieler — als wollten sie uns den Abschied schwer machen —
noch einmal in voller Thätigkeit zu sehen, gewährte uns Genuß
und Interesse. Bannten uns Heyse's „Ehrenschulden" durch die
Problemstellung und den Stimmungsgehalt, so befriedigten „Die
Schauspieler des Kaisers" die um einen Grad gröberen An-
sprüche an ein spannendes Theaterstück mit einer großen Rolle.
Heyse, der Jubilar vom 15. März. der große Frauenkenner,
geht immer da, wo er von Männern den Typus des feinsinnigen,
leichtbewegten, elastischen, der Liebe und Kunst offenen, jugend-
lichen Mannes zeichnet, sichere Wege. Ein solcher ist der Held
der «Ehrenschulden". Der Baron Aldringen gibt dem Banquier
Leinburg ein Ehrenwort, das diesem die Integrität der Ehre
seiner Gattin sichern soll. Er gibt es für eine Lüge. Ihn und
die schöne, jugendliche, coquette Frau des älteren Mannes ver-
band in der That ein Liebeseinverständniß. Der Gatte, durch
«inen Brief aufmerksam gemacht, erscheint und verlangt die Er-
klärung, welche die Ehre seines Weibes, seinen Frieden wieder-
herstellen soll. Nach schwerem tnnern Kampf gibt der junge dem
älteren Manne, dem er noch vom Vater her zu großem Danke
verpflichtet ist, sein Ehrenwort mit dem Bewußtsein, in den Tod
gehen zu müssen. Der junge, leichtlebige Mensch vor dem Endel
Die Gestalt des Sudermann'schen Fritzchen wird lebendig. Der
Sudeimann ist vielleicht 15 Jahre junger als das Heyse'sche
Stück, welches aus dem Jahre 1881 stammt. Ich gebe Heyse
den Vorzug. Es lag ein fast rein poetischer Ton über der
gestrigen Darstellung. Dies war den Herren Herrn. Rudolph
und Sigl zu danken. Herr May ring spielte die Nebenrolle
recht tüchtig.
Herr Sigl schuf eine Figur aus einem Guß. Sein Bankier
Leinburg zeigte olle Züge, welche diese Gestalt charakterisiren, in
schönster Vereinigung und Ausprägung. Das Zusammenwirken
mit seinem Partner Rudolph war ein mustergiltiges. Der junge
Lebemann, der nur 2 oder 3 Grundsätze hat, die aber dafür um
so fester sitzen, der so fröhlich zu leben und so tapfer zu sterben
weiß, der doch zu Recht von sich bekennt, er sei ein einsamer
Mensch gewesen, er gewann Blut in der Rudolph'schen Dar-


auf die Spur kommen, ebenso durch kritische Prüfung, ob die
Fabrikmarke, Malerzeichen u. s. w. zu dem Charakter der Be-
malung stimmt. Vorsicht ist also beim Einkauf derartiger Sachen
am Platze. Man kaufe nur bei renommirten Antiquaren, die
eine Garantie für die Echtheit des Gekauften übernehmen
können und das Vertrauen der Sammler genießen. Der Vor-
stand des Mannheimer Alterthumsvereins erklärt sich bereit, Lieb-
habern von Antiquitäten berathend zur Seite zu stehen und Stücke,
die Anlaß zu Zweifeln geben, zu begutachten.
** Auszeichnung. Dem kaiserlich deutschen Konsul zu Zürich,
Herrn Dr. H. Klose (früher in Neuenheim ansässig), ist vom
Kaiser der Rothe Adler-Orden vierter Klasse verliehen worden.
— Polizeibertcht. Ein Taglöhner wurde wegen Diebstahls
verhaftet, zwei weitere Personen kamen wegen Unfugs zur Anzeige.
A Eppingen, 11- Avril. Die jährliche ordentl- General-
versammlung des Vorschußvereins Epvingen
findet morgen hier statt. Aus dem Geschäitsbericdt ist zu
ersehen, daß der Jahresumsatz über drei Millionen Mark
beträgt. Der zur Verfügung stehende Gewinn beträgt über
19000 Mk-, wovon 3000 Mk. dem Reservefond zugewiesen
und 2000 Mk. der neuen Rechnung vorgetragen werden,
das Uebrige kommt zur Vertheilung an die dividenden-
berechtiaten Mitglieder, so daß dieselben von ihren Ein-
>en 6°/o erhalten- Der Mitgliederstand betrug Ende 1899
die Zahl 985.
A Von der Bergstraße, 12. April. In den meisten Orten
der Bergstraße ist in den letzten Tagen das Fleisch ganz nennens-
werth abgeschlag e.n. So kostet z. B. Schweinefleisch nur noch
56 Pfg. pro Pfund. Die Metzger können auch Schweine allent-
halben massenhaft haben und zahlen den Bauersleuten für Prima-
Waare höchstens 48 Pfg. pro Pfund Schlachtgewicht. Geringere
und größere Schweine find bedeutend billiger.
Mannheim. 11. April. Das neu errichtete Stahlwerk
Mannheim wurde gestern dem Betrieb übergeben. Abends um
6 Uhr erfolgte der Abstich der ersten Charge und gegen 1 Uhr
Nachts bereits der Abstich der zweiten Charge. Hiermit ist das
erste Martin-Stahlwerk im Großherzogthum Baden in Thätigkeit.
Mannheim, 11. April. Die Einbeziehung der Gemeinde
Seckenheim mit Rheinau zum Amts- und Amtsgerichtsbe-
zirk Mannheim ist nun zur Thatsache geworden: Durch Landes-
herrliche Verordnung vom 4. ds. Mts. wird, mit Wirkung vom
1. Mai ds. Js. ab, die Gemeinde Seckenheim-Rheinau
unter Lostrennung vom Amts- und Amtsgerichtsbezirk
Schwetzingen, sowie vom Bezirke des Finanzamts und Steuer-
kommissärs Schwetzingen, dem Amts- und Amtsgerichtsbezirke
Mannheim, dem Hauptsteueramt Mannheim und dem Steuer-
kommissär für Mannheim-Land zugetheilt.
A Vom Lande, 8. April. Im ganzen Land beginnen nach
Ostern die Neuaufnahmen der kleinen A - B-C-Sch ü tzen.
Da wollen wir eine leider häufig zu beobachtende Wahrnehmung
besprechen. Die Liebe zu den Kleinen führt uns die Feder. Wenn
man die Gesichter der kleinen Studenten am ersten Schultag be-
trachtet, so dauern einem die armen Kinder oft. Angst und
Bangen malt sich auf ihren Zügen, das kleine Herz packt so
stürmisch, daß man die Halsschlagader auf und abwogen sieht.
Scheu geht dann und wann ein Blick hinüber zum Lebrer, um
gleich wieder sich zu senken. Andere dagegen blicken so heiter
und zuversichtlich in die Welt, daß man seme Lust daran hat.
Woher der Unterschied? Es ist einzig das Elternhaus schuld
daran. Schon wochenlang wissen manche unverständige Eltern
nichts Gescheidteres zu thun, als dem Kinde ständig mit dem
bösen Lehrer und der Schule zu drohen. Was Wunder, wenn
dann ein großes Mißtrauen, ein banges Erwarten sich im kind-
lichen Gemülbe festsetzt und alle Freude verscheucht. Macht doch
den Kindern Muth, keine Angst! Frisch und frei schick! sie hin
an die Stätte, wo sie sich für s Leben mit Kenntnissen und
Fertigkeiten rüsten sollen. Aber auch da gilt: „Frisch gewagt, ist
halb gewonnen." Wenn die Kinder mit frommem Vertrauen,
mit Liebe dem Lehrer sich nahen, dann geht es viel leichter und
rascher vorwärts. Dann haben Kinder, Eltern und Schule Vor-
tbeil davon. Liebe Ellern, unterlaßt doch das unverständige
Angstmachen. Raubt euren Kindern nicht die Ruhe und den
Frieden!
8.x. Karlsruhe, 10. April. In
des „Deutschen Vereins für Vol
Rath Dr. Ba tt le h n e r einen
über „Lungentuberkulose"
Die Lungenschwindsucht macht sich zunächst durch einen
chronischen Husten bemerkbar, der mit Aufwurf begleitet ist.
Diesen Auswurs muß man von Zeit zu Z it aus Tuberktl-
bazillen unteriuchen lassen, was von 30 Apotheken im Lande
nnenrgeltlich geschieht. Seitdem man l» der Bekämpfung
der Schwindsucht bei uns energisch vorgeht, läßt sich eine
nicht unerhebliche Abnahme der heimlück scheu Krankheit
feststellen. So beten> im Jihre 18W d>e Zahl der Krank
heitssälle 48^0, im Jahre 1897 laut sie aus 4400 und im
Jahre 1899 aui 3800 trotz der Zunahme der Bevölkerung
Der Vvrrrag fand lebhafte Anerkennung.
8.X. Offenburg, 10. April. Der hiesigen Realschule wurde
die Berechtigung zur Ausstellung von Zeugnissen für die
wissenschaftliche Befähigung zum Einjahrig-Freiwillige n-
D ien st ertheilt.

8.x. Vom Harmersbach, 10. April. Von Zeit zu Zeit liest
man über sogenannte glückliche Gemeinden, deren Bürger keine
Uinlage zu zahlen haben, wie z. B. Klingenberg a. M.. Rienea
i. Unterfranken u. a. Zu diesen glücklichen Gemeinden darf auch
Oberharmersbach gezählt werden. Nach dem Voranschläge
für das Jahr 1900 sind die Bürger nicht nur gänzlich umlagefte»,
sondern sie erhalten auch noch eine Bürgergabe von 102 Maro
Dazu die Lage im idyllischen Harmersbachthale, die köstliche Lust-
prächtige Forellen und die behaglichen Gasthäuser . . . auf nach
Oberharmcrsbach!
8.X. Müllheim, 10. April. Wie sich nachträglich heraus-
stellt, hat der am 21. März von hier verschwundene Finanzasst'
stent Stemmler sich in verschiedenen Fällen der Unterschlagung
von Amtsgeldern schuldig gemacht. Bis jetzt hat man noch keine
Spur von dem Flüchtling.
Aus Baden. An dem Hause des Wagnermeiftcrs K. Günzek
an der unteren Kirchgaffe in Bretten, dem Gcburtshause de»
Staatsmintsters Dr. Ludwig Turban, wurde dieser Tage ans
Anregung des hiesigen Verschönerungsvereins eine Gedenktag
angebracht. Dieselbe hat folgende Inschrift: „Geburtshaus de»
Staatsministers Dr. Ludwig Turban, geb. am 5. October 1821>
— Auf dem Holzlagerplatze des Zimmergeschäftes und Damm'
sägewerkes von Gebr. Harsch in Breiten machten sich gestern
einige Kinder an einem hochaufgesetzten Scheiterhaufen zu schaffen-
Durch das Spielen der Kinder stürzte das Holz ein und wurde
dabei dem 13jährigen Söhnchen des Korkschneiders Herbst et»
Bein abgeschlagen. — Auf der Straße Altenheim-Gold-
scheuer scheute am Mittag des 10. d. das Pferd des Landwtrth«
Karl Hizel von Goldscheuer vor einem Zuge der Straßenbahn
Altenhetm-Kehl. Hizel kam unter seinen mit Bauholz beladenen
Wagen zu liegen, dessen Hinterrad ihm über den Kopf ging'
so daß der Tod sofort eintrat. Der Verunglückte stand mitten
der Vierziger und hinterläßt eine Wittwe mit zwei noch uw
versorgten Kindern. Der Begleiter Htzels wurde ebenfalls vom
Wagen geschleudert, kam aber mit dem Schrecken davon.

der hiesigen Ortsgruppe
ks Hygiene" hielt Geh.
ausgezeichneten Vvrlra»
und deren Verhütung!

Kleine Zeitung.
— Antoninus Pius vor der Saalburg Die Saalburg, jen^
alte römische Kastell in der Nähe von Homvurg v. d. Höhe, uw
bekanntlich auf Reichskosten vom Baurath Jacob, rckonftruirt »»
ist dazu bestimmt, ein Reichs lim es museurn in sich auf!»
nehmen. Hier sollen die Ueberreste des alten Grenzwalles soi»
sonstige historische Funde aus der römisch-germanischen Zeit A»'
stellung finden. Der Kaiser, der die Bestrebungen der Reicks
limeskommission mit besonderem Interesse verfolgt, hat nun, w
das Berl. Tagbl. hört, der Saalburg einen demerkenswerw „
plastischen Schmuck zugedacht. Vor den Thoren des Kastells) .
sich die überlebensgroße Bronzestaluc des römischen Ko»-»
Anton inusPtus erheben, in dessen Regierungszeit nach neuer
geschichtlichen Forschungen die Errichtung jenes römischen Kalff
fällt. Mit der Ausführung dieses Monumentes, das der deut!^
Kaiser einem römischen Imperator — wohl ein Novum in ».
Geschichte — errichtet, ist der Berliner Bildhauer Johann^,
Götz betraut worden. der sich schon durch seine Quadriga
Kaiser Wtlhelm-Nationaldenkmal und die in der Nattonalga" ^
stehende „Wasserträgerin" als Meister in der Beherrschung
antiken Linie gezeigt hat. Der Künstler wurde am So»»' ,
vom Kaiser im Schloß empfangen und hier mit seiner inlerell .
ten Ausgabe bekannt gemacht. Der Kaiser hatte/sich durch
Direktor der königlichen Museen, Professor Kskuls v. Strado» °
Reihe von Antoninus PwS' Tarstelluugen, Medows,

eine

, stellung. Wie sein sprach er die Worte bei der Erklärung des
Inhalts, den das geheimnißvolle mexikanische Kästchen birgt; wie
schön stand er wortlos seinem Gegner gegenüber, nachdem die
Entscheidung gefallen. Und dann, als er allein ist, der Griff
nach der Halsbinde, die Schritte zum Kamin, wo er Briefe und
Bilder verbrennt und zusammensinkt. Dann als er sich mit dem
Jungen vergleicht, der abgestürzt ist und das Rückgrat gebrochen
hat — wie treffend und stimmungsvoll alles. Der Direktion sei
für die Aufführung und Regie wärmste Anerkennung aus-
gesprochen.
Wer die Leistungen unseres verdienstvollen Regisseurs, Herrn
Franz Kauer, kennt, der weiß, daß er in Maske und Spiel ein
ausgezeichneter Napoleon ist; diesmal, wo es galt, nur einen
Schauspieler des Kaisers, in dem gleichwohl ein großes Feuer
lebt, in dessen Ende sich ein Stück Tragik abspielt, zu verkörpern,
erntete Herr Kauer gleichfalls reichen Beifall. Was die Wirk-
samkeit der beiden Rollen angeht, so dürfte nach unserm Urtheil
Herr Kauer lieber nur ein Schauspieler des Kaisers sein wollen
als der Kaiser selbst. Der schwindsüchtige Schauspieler Sansnom
vom Theater Franyais spielt, einen günstigen Zufall benutzend,
die Rolle des Augustus, um von der Bühne aus das Herz des
Halbgotts Napoleon zu rühren und einem Begnadigungsgesuch
günstig zu stimmen, er spielt sie mit mit den letzten Kräften,
er spielt sich um sein Leben. Der erste Ehrentag in der dornen-
vollen Laufbahn des Talentes, das man nicht in die Höhe lassen
will, weil es keine „Schule" hat, wird sein Todestag.>

Gemmen und Büsten, darunter eine aus der Münchener
thek, vorsühren lassen und legte on der Hand dieser Voll
dem Bildhauer Götz seine Wünsche bezüglich der Durchfuh^
dar. Antoninus Pius soll ähnlich der bekan» ^
Figur des Germanicus in römischer Kricgsrüstung dargev
werden. Das Denkmal wird auf niedrigem Sockel stehen »».»„!
patintrter Bronze ausgeführt werden. Mit der Skizze begst.,
der Künstler sofort, da die Stalue gleichzeitig mit dem Re>^.
ltmesmuseum schon im nächsten Jahre fertig gestellt werde» '
— Wie färbt man die Ostereier? Die alte Sitte, OÜ-: ,,
zu färben, findet eine immer größere Verbreitung, und w ^
unsere Vorfahren, sich dazu ausschließlich der Zwiebclschale
der Farbhölzer bedienten, so bieten heute die Theerfarben
ihren wunderbar schönen Nüancen ein Material, da» die PE^H
vollsten und mannigsaltigsten Färbungen gestattet. Haupnaw „v
sind es die wasserlöslichen Anilinfarben, die man anwender
zwar für rolh: Fuchst». Magenta, Kardinalroth, Sassr
(scharlack), Cosin (hellrolh) u. s. w. Für violett:
Violett; für grün: Malachit- oder Viktoriagrün; f»r ,ili>ü
Naphtalingelb oder Anilinorange. Braune und blaue
färben eignen sich nicht besonders. Die genannten Farbe'' j§
wendet man in Pulverform, von dem man eine Messers»»» ff
einen Tassentopf voll heißen Wassers auflöst. Man rub
lange mit einem Holze, bis Alles aufgelöst ist, da »>a'''flii»
keine reine Farbe erhält. Vielfach pflegt man auch die ^
Pulver mit etwas Dextrin zu mischen, und zwar in
hällniß wie 1:5. Ein Zusatz von elwas Essig zu dem
Wasser hat sich bei verschiedenen Farben bewährt. Eme Djße»
Braunfärbung erzielt man durch Eintauchen der gekochte»»
Eier in eine starke Lösung von übermangansaurem Kali,
dem die Eier gefärbt und getrocknet sind, reibt man sie M»
Stückchen Speckschwarte ab. E
— In Deutsch-Südwestafrika ist die Kultur schon '-g '
vorgeschritten, daß in Swakopmund ein Gasthofbesitzer vertrag.

Theater- und Kuustnachrichten. „
Mannheim. (Großh. Hof- und Nattonaltheater.) So»
15. Avril (Ab. 8): „Maria Stuart". ^ ^ ^ I.

Wiesbaden, im Avril. Von dem im Monat Mat d- z g»
plante» mehrtägigen B e s u ch des D e u t s ch e n K a t i e» g»
dem hiermit in Verbindung stehenden großen FestsP'^H
internationalen Sport-Veranstaltungen verspricht wa» '
Wiesbaden sehr viel. Das Programm der Festspiele ist
Do'"^cl>

Oberon" am Mittwoch, den 16., Sonntag, den 20.,

den 22. und Mittwoch, den 23. Mai. „Demetrius" am
tag, den ID Mai. „Zar und^Zimmermann" am F"'A§i>l"

18. Mai. „Fra Diavolo" am Sonnabend, den 19. und



den 21. Mat.
„Der Pulvermacher zu Nürnberg", lieber dte,e „o
Philipp Bade'S, welche in Altenburg ihre ErstaufflA Ai>
lebte, liegen folgende Preßstimmen vor: Die am '<
wiederholte Aufführung der neuen Oper „Der Pulver» M,,

Nürnberg" von Philipp Bade gestaltete sich, wie da« ^

Tageblatt schreibt, in jeder Hinsicht viel günstiger spr^D
aufführung und daher war der künstlerische Erfolg der

Das Stück ist von einem Deutschen nach sranzojiscyer Art ge-
schickt zurecht gemacht und hat sehr wirkungsvolle Momente, sodaß
es recht tüchtig genannt werden könnte,^ wenn es nicht gar zu
sentimental würde. Die Probescene (Sansnom deklamirt den
Part des Augustus) und die große Sterbescene spielte Herr Kauer
ausgezeichnet und mit der schönsten Wirkung. Die Erinnerungen
aus der Seiltänzerlaufbahn des armen Knaben und die Vifion
der sterbenden Mutter brachte er mit echter Wärme und Stimmung.
Sollen wir Herrn Kauer zum letzten Male geseh'u haben?
Hoffentlich nicht. Mag er die wärmste Anerkennung und den
Dank mit auf den Weg nehmen für die Verdienste, die er sich als
Darsteller und Regisseur in hohem Grade um unfern Heidelberger
Theaterwinter erworben hat. Mit großem Lob seien noch genannt
Frl. Heinrich (Mauon Vallier) und Herr Wein mann
(Maurice Bernard). Die Nebenrollen waren mit den Herrn
Meltzer, Rudolph, Sigl und Bauer gut besetzt. M- VV.

den Oper an diesem Tage wett bedeutender als der am >
Das Werk des jungen Tondichters gehört überhaupt

jenigen, die Einem um so lieber werden, je öfter
— Auch die Altenburger Blätter spr:chen sich sehr a» z,o
über Bade's Werk aus. So schreibt die Altenb. Ztg.:
Aufführung »ahm einen viel günstigeren Verlauf <"» ^,»),,
miöce. Alles war gefestigter, die Einzelkräfte gingen ^
heraus und die Chöre sind für die Wiedergabe ihre» -t
anspruchsvollen Partieen ebenfalls mit Ehre» zu '"'gel»
ging ja auch bei der Erstaufführung Vieles gut, aber g kE„F
es eine Freude zu hören, daß in der Hauvlsache AUe" D-
Das alte Wort, die zweite Darstellung eines neuen ,
ersi dessen Schicksal aus, kam gestern mal wieder » gng .p
> nd wir freuten uns, daß dieses Geschick e>» Hew ^
^ .. der .iE^

war. Wir hörten die Oper gestern, einschließlich
probe, zum dritten Male, und sie sprach uns bei ffd"'
mehr an. Sie ist sicher eine fleißige Arbeit
talentirten Musikers und mir wünschen ihrem Kvwpo«
und Lust zu weiterem erfolgreichen Schaffen.

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