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Heidelberger Zeitung (44) — 1902 (Juli bis Dezember)

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Nr. 150-176 (01. Juli 1902 - 31. Juli 1902)
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erschien der „5rölnischen Ztg." zufolge, Kapitänleutnant
Mauve geslern an Borü der Hohenzollern und hielt dem
Monarchen Bortrag über die Anlagen an den deutschen
Küsten. Ter Kaiser nahm mit Befriedigung Kenntnis
von dem Werk deo Offizierc' und beförderte ihn znm
Korvettenkapitän.

Bade«.

— Der „Beob." tritt für den Kaplan Kromer
eim der gefunden hat. daß die Volksschulkmder bei dieser
Hitze uicht genug bekleidet seien. Zum Vorgehen des
Karlsruher Stadtrats gegen Kromer sagt er drohend:

Die Katholiken Karlsruhes werden es sich ernstlich zu über-
legeu habcn, ob sie gewillt sind, sich weiter so behandeln zu
lassen. Sie haben jederzeit gezeigt, daß sie mit ihrer Gcist-
lichkeit sich solidarisch wissen. Es wäre wirklich an dcr Zeit,
datz ähnliche Rückständigkeiten, die an die K'ulturkampfszeiten
doch zu stark erinnern, in Zukunft dem Stadtrat der Haupt-
iind Residenzstadt nicht mehr passierten.

Sodann tadelt der „B e o b.", das; die Karlsruher
Schulkommission den Schulanfang in der Bürgerschule
auch an dem Tag auf Präzise 7 Uhr bestimmt hat, an
Lem er bisher uin 8 Uhr anfing, damit die Kinder vorher
die Kirche besuchen konnten. Jn beiden Fällen soll die
Städtverwaltung auf sozialdemokratische Anregung hin
gehandelt haben, was den „Beob." zu der Bemerkung
veranlaßt:

Uebcrall darf man es erfahren, welch rührendes Eiuver-
ständuis in der Haupt- und Residenzstaüt Karlsruhe zwischen
Sozialdemokratic uud Stadtrat herrscht, und wie mau in
Karlsruhc den libcralen Grundsatz, daß die Sozialdcmokratie
dem crnst zu uehmeuden Katholizismus gegenüber die kleincre
Ecfahr sei, in die Praxis umsetzt. Der „Volksfreund" glaubte
jüngst schreiben zu dürfen, Zentrum sei Trumpf in Baden,
selbst bei Verwaltungen größerer Städte. Er meinte das wohl,
weil er sich darüber ärgerte, daß man der Sozialdemokratie
gegenüber nicht überall so willfährig ist wie in Karlsruhe?
Ueber Karlsruhe kann er sich ja nicht beklagen; denn wenn
man hier zur Kennzeichnung der thatsächlichen Verhültnisse
ein Schlagwort brauchen will, üann kann es uur heißen: So-
zialdemokratie ist Trumpfl Und das in eben derselben Resi-
denzstadt, in der man nach oben hin fortwährend den Anschein
erwecken will, als kämpfe man gegen die monarchiefeindliche
Sozialdemokratie I

Wir möchten hinzufügen: in derselben Residenzstadt,
wo das Zentrnm bei den Wahlen die Sozialdemokratie
bewußt nnd absichtlich indirekt unterstützte.

KarIsruhe, 1. Juli. Es darf nach dem „Beob."
üls sicher angenommen werden, daß der Ordens-
antrag desZentrums nächsten Donnerstag, den
3. Juli, zur Beratung kommen wird.

Wadischer Landtag.

L.6. Karlsruhe, 1. Juli. (118. Sitzung der
Zweiten Kammer.) Prästdent Gönner eröffnet die
Sitzung um Uhr. Eingegangen: Eine Petitioü der
Bezirksärzte um Bewilligung des vollen Wohnungsgeldes.

Zur Beratuug kommt zunächst der Gesetzentwurf betreffend
die Fürs 0 rge für Beamte infolge von BetrieÜs-
u n f ä l l e n.

Berichterstatter Cckert (Zentr.) beantragt uiweränderte
Annahme der Vorlage, die ohne Debatte erfolgt.

Abg. Neuwirth (Natlib.) berichtet sodann Lber den
Gesetzc'ntwurs betreffend Erbauung einer normalspurigen
Neb'enbahn von Oberschefflenz nach Billig-
h e i m. Die Kommission beantragt, dem Gesetz zuzustimmen.

Präsident Gönner teilt mit, datz solgender Antrag, un-
terzeichnet von Abg. Eichhorn (Soz.) und Gen., eingelaufen ist:
Als Artikel V a ist dem Gesetzentwurf einzufügen: Der Staats-
Lahnverwaltung bleibt das Recht vorbehalten, nach Ablauf von
80 Jahren die Bahn zum Buchwert anzukaufen und in Be-
trieb zu nehmen.

Abg. Obkircher (Natlib.) begrüßt rmt Genugthuung
die Vorlage und bittet, die Regierung möge die Wünsche der
Mlligheimer Ziegelwerke berücksichtigen.

Abg. Pfefferle (Natlib.) spricht sich gegen die staat
liche Garantie für eine bestimmte Rente aus. Das könnte
Zu bedeuklichen Konsequenzen führen. Jm übrigen sei er
für die Annahme der Vorlage.

Abg. Eichhorn (Soz.) begründet seinen Antrag, der
nur die Konsequenz seiues Standpunktes in der Privatbahn-
frage sei.

Nbg. Hergt (Zentr.) ist der Ansicht, datz der Antrag
Eichhorn nicht im Jnteresse der Regierung liegt. Er bitte
denselben abzulehnen.

Geh. Rat Zittsl betont, daß die Lime wegen der hoheu
Kosten nicht nach Allfeld geführt werden könne, und spricht
sich gegen die Antrag Eichhorn aus, der die Ausführung des
Projektes in Frage stelle und außerdem für die Bahnverwal-
tung nicht einmal vorteilhaft wäre.

Abg. Dreesbach (Soz.) unterstützt die Ausfuhrun-
gen des Abg. Eichhorn.

Abg. Obkircher (Natlib.) bittet den Antrag Erchhorn
abzulehuen, weil zu befürchten wäre, daß die Firma Vehring
und Wächter vom Vertrag zurücktritt.

Staatsminister v. Brauer wendet srch gegen die Aus-
führungen Dreesbachs und spricht sich gegen den Antrag Eich-

horn aus. ^ ^ .

Abg. Eder (Dem.) stimmt der Vorlage gerne zu. ebenso

Mg. Hug (Zentr.).

Nach eiuem Schlußwort der Abgeordneten Eichhorn
und Neuwirth wird der Antrag Eichhorn mit allen gegen
« Stimmeu abgelchnt und sodann der Gesetzentwurf ein-
ftimmig angenommcn.

Abg. Hergt (Zentr.) bcrichtet über den Gesetzeutwurf
betreffend den Bau einer Nebenbahn von Biberach nach
Oberharmersbach. Kommissionsantrag: Genehmi-
Sung. . .

Das Gcsetz wird nach kurzer Diskussion einstimmig ange-

-nommeu.

Abg. Wittum (Natlib.) berichtet über die Petitwnen
der Gcmeinden Aach u. a. betreffend die Verbindung der
Bodenseegürtelbahn mit der Schwarzwaldbahn. Die Kommis-
fion beautragt Ueberweisuug zur Kenntnisnahme.

An dcr Disknssion nehmen hauptsächlich Abgcordnete aus
dem OberlaNd teil.

Geh. Zittel betont, daß sich die Regierung in der
Kommissiou nicht vollständig ablehnend verhalteu, sondern nur
crklärt hat, daß sie zur Zeit nicht geneigt sei, in eine nähere
Prüfuug des Projektes einzntreten; sie wolle erst abwarten, wie
fich der Verkehr auf der Bodenseegürtelbahn entwickelt. Die
Linie sei ja nn Zukunftsprogramm der Regierung enthalten,
ein Zeichsn, daß die Regierung dem Projekte durchaus nicht
ablehnend gegenübersteht.

Die Lbrigen, auf der Tagesordnung stehenden Petitionen,
die des öffeutlichcn Jnteresses entbehren, werden im Sinne
der Kommissionsanträge erledigt, darunter die Bitte des Lan-
desverbandes Baden des Verbandes Deutscher Militäranwär-
ter uud Juvaliden um Regelung der Anstellungs- und Ge-
haltsverhältnisse des Bureauassistenten Eduard Mühl in Karls-

ruhe (Berichterstatter: Abg. Eckert): Uebergang zur Tages-
ordnung.

Schluß der Sitzung: halb 2 Uhr. Morgen: Petitionen.

— Ter Schluß des Landtages erfolgt, wie
nunmehr bestimmt feststeht, am Dounerstag, den 10.
Juli.

ö.O. Karlsruhe, 1. Juli. Nach dem Bcricht der
Eissnbahnkommission der Ersten Kammer über d!e Pe-
tition der in Lichtenau gewählten Kommission zur Fort-
setzung der Hauptbahn von Rastatt nach Kehl Offenburg
geht der Kommissionsantrag auf Ueberweisung zur Kenntnis-
nahme. Den gleichen Antrag stellte die Kommission betr.
der Petition der Gemeinden Langenbrücken, Sinsheim rc.
um Erbauung einer Bahn von Langenbrücken über Eichters-
heim nach Sinsheim, bezw. Waibstadt. Jn der Justiz>
kommission der I. Kammer erstattete Kommerzienrat Diffeno
Bericht überdenGesetzentwurf betr. die Gemeindebesteuerung
und das Gemeindewahlrecht. Der Antrag der Kommisston
geht dahin, dem Gesetzentwurf in der von der 2. Kammer
beschlossenen Fassung die Zustimmung zu erteilen.

Bavern.

München, 1. Juli. Die Kammer der Rei chsräte
stimmte in ihrer heutigen Sitzung einstimmig dem Beschluß
der Kammer der Abgeordneten zu, welcher die Regieruug
auffordert, in der nächsten Session einen Gesetzentwnrf
vorzulegen, welchcr die indirekten Landtagswahlen durch
direkte Wahlen ersetzt unter Erhöhung der Alters«
grenzefür das aktive Wahlrecht vom 21. auf das
25. Lebensjahr.

Preuße«.

— Jn der Schule der Polnischcn Orschaft Juschken,
Kreis Berent, überfiel ivährend des Unterrichtes
die Schuljugend ihren Lehrer init Stöcken.

Aus der Karlsruher Zeitung

—-Seine Königliche Hoheit der Großherzog haben
dem Großherzoglich Sächsischen Geheimen Legationsrat und
stellvertretenden Bevollmächtigten zum Bundesrat, Doktor
Paulssen das Kommandeurkreuz zweiter Klasse dcs Or-
dens vom Zähringer Löwen und dem Professor Friedrich
Bär in Karlsruhe das Ritterkreuz erster Klasse mit Eichen-
laub des Ordens vom Zähringer Löwen verliehen und dem
Hofmarschall des Erbgroßherzogs Freiherrn von Frey-
ste d t die Erlaubnis zur Annahme und zum Tragen des ihm
von dcm Großherzog von Oldenburg verliehenen Komthur-
kreuzes erster Klasse des Haus- und Verdieustordens erteilt.

Ausland.

Oesterreich-Ungarn.

— Festes Gehalt sollen die ö st e r r e i ch i -
schen A b g e 0 r d 11 e t e 11 bekommen. Wie der
„Magdeburger Zeitung" aus Wien gemeldet wird, be-
absichtigt die Regierung im Herbste eine Gehaltsvorlage
für die Abgeordneten eiuzubringeu. Statt zehn Gulden
täglich und Reisegebühren sollen sie künftighin 7000 Kr.
jährlich erhalten. Mau hofft hierdnrch eine Abkürzung
der Sessionsdauer herbeizuführen.

Frankreich.

P a r i s, 1. Juli. Aus verschiedeneu Städten der
Provinz wird berichtet, daß die Schließuug der
K 0 n g r e g a t i 0 n s s ch u I e n , die ohne besondcre be-
hördliche Genehmigung errichtet worden waren, ohne
bemerkenswerte Zwischenfälle erfolgt ist. Die Mitglieder
der gemaßregelten Ordensgesellschaften haben nirgends
den geringsten Widerstand geleistet. Jn einzelnen Or-
ten haben die Klosterfrauen, deren Klöster gesperrt wor-
den waren, bei den Einwohnern gastliche Aufnahme ge-
funden. Es heißt, daß die Kongregationen gegen die
ministerielle Entscheidung vor dem Staatsrat Einspruch
erheben werden.

England.

London, 80. Jnni. Die soeben erfolgte Erneuerung
des Dreibundes wird hente von allen hiesigen Blät-
tern in ziemlich ausführlicher Weise besprochen und der
Ton, in öem dies geschieht, ist, von wenigen Ausnahmen
abgesehen, ein ruhiger und stellenweise sogar freundlicher,
wenn auch hier und da die üblichen Seitenhiebe auf
Deutschland nicht fehlen. Alle Blätter ohne Ausnahme
erkennen indessen den friedlichen Charakter des Bündnis-
ses an und begrüßen, von diesem Standpunkt aus ge-
sehen, die Erneuernng desselben nüt Genugthuung.

Rußland.

Helsingf 0 rs, 1. Juli. Das Ergebnis der R e-
k r u t e n m u st e r u n g e n im Gouvernement Nyland
ist folgendes: von 2677 anfgebotenen Wehrpflichtigen
fanden sich 677 oder 22,4 Prozent ein; in Helsingfors er-
schienen von 856 Gestellungspflichtigen 57 Mann, im
Bezirk Lovisa, wo 164 Nekrnten einberusen waren, fand
sich keiner ein. _

Aus Stadt und Land.

H-idelberq, 2. Iuli.

X Stadt-Halle. Am 24. vorigen Monats war Termin für
die ausgeschrieben gewesenen Bauarbeiten zur hiesigen Stadt-
halle, nämlich Zimmerarbeit, Dachdeckerarbeit, Flaschner-
arbeit, Drahtputz- und Putzarbeit, Schreinerarbeit, Roll-
ladenlieferung und Glaserarbeit, mit einem Gesamtbetrag von
ca. 130 000 Mark. Jm Gegensatz zu den Erfahrungen bei
öffentlichen Arbeitsvergebungen in den letzten Fahren schwank-
ten die Angebote, mit wenigen Ausnahmen, nur in engen
Grenzen. Größere Arbeiten Ivaren in einzelne schickliche
Loose geteilt. Nach dem Ergebnis dürften die Bauarbeiten
mit Äusnahme einiger ^Spezialitäten hiesigen Handwerks-
meistern zufallen.

Elekritsche Beleuchtung dcr Nebenbahnen. Wie verlautet,
ist jetzt die Umänderung der Petroleumbeleuchtung der in dem
Gebiet der Oberrheinischen Elektrizitätswerke liegenden Bahn-
höfe und Haltestellen der Bädischen Lokal-Eisenbahnen-Mien-
Gesellschast in elcktyische Bieleuchtung beschlossen. Schon
hieraus ersieht man, daß die durch das elektrische Licht gewähr-
leisteten Vorteile derart groß sind, datz man sich in der Badi-
schen Lokalbahn nachträglich noch entschlossen hat, die Um-
änderung der Beleuchtung vorzunehmen.

-1- Rudersport. Auf der internationalen Ruder-Regatta
in Frankfurt a. M. wurden unter anderen am Montag folgende
Rennen gefahren: Universitätspreis' (Bierer):
Herausfordernngspreis. Der Herdelberger Ruderclub geht allein

über die Bahn. Jnsel-Preis (Zweier ohne Steuermanni?
Herausfordernngspreis. 1. Rudergesellschaft Herdelberg 7,42
Minuten, 2. Heidelberger Ruder-Club (aufgegebcn), 3. Frank-
furter Rudergesellfchaft Sachffenhausen (aufgegeben), 4.

Stuttgarter Rudcrgesellschaft von 1899 (aufgegeben). Die
Heidelberger Rudergesellschaft führt von Anfang an und siegt,
da die anderen Konkurrenten nach einander anfgaben, wie sie
wollte.

X Untcr der alten Brücke ging es gestern lustig zu. Eine
studentischc Verbindung hielt dort mit Musik einen Bierhock
ab. Bci eintretendcr Dunkelheit wnrde der romantische Kneip-
platz am zwciten Brückenpfeiler mit Lampions erleuchtet. Die
Mnsik spielte sehr fleißig. Die Anwohner dcs Neckarstranides
ließen sich das Konzert wohl behagen.

-i- Der Verband unterbadischer Pferdezuchtgcnosscnschaftcn
war auf der Ausstellung der Deutschen Landwirtschafts-Ge-
sellschaft in Mannheim mit einer Auswahl seincr kaltblütigcn
Pferde vertreten und hat daselbst rccht schöne Erfolge erzielt.
Untcr andercm fielen ihm folgende Preise zu: 1. Der Ehven-
Zuschlagspreis Sr. Königlichen Hoheit des Erbgroßherzogs
Friedrich von Baden, bestehend in einer silbernen Jardiniere,
sowie der 1. Prcis von 560 Mark für eine Sammlnng selbst-
gezüchteter dreijähriger Fohlen. 2. Der Sieger-Ehrenpreis
Sr. Grohherzoglichen Hoheit des Prinzen Maximilian von Ba-
den, bestehend in einer silbernen Kanne und der 1. Preis mit
500 Mark für den Hengst Jupiter mit Familie. 3. Der

3. Preis von 150 Mark für den Hengst Carthago mit Familie.

4. Der 1. Preis von 200 Mark für die Zuchtfamilie des
G. Hackenberger von Elsenz. — Anßetdcm an Einzelpreisen:
1. Zwei erste und ein dritter Preis fllr Hengste. 2. Ein
Sieger-Ehrenprcis, ein Ehrenpreis, zwei erste, zwei zweite,
und cin dritter Preis für Stuten, sowie zwei Anerkennungcn.
Vor allem bcmcrkenswcrt und hocherfreulich sind die Erfolge,
welche dcr Verband mit den selbstgezüchtetcn Pferden errun-
gen bat, beweisen sie doch auch dcm Fernstehenden, daß die
unterbadischen Pferdezüchter sich auf dem rechten Wege befin-
den, und werden die letzteren zu weiterer zielbewnßter Arbeit
in der ihnen in Mannhetm gewordenen Ancrkennung einen
krästigcn Ansporn finden. Die Zucht des kaltblütigcn Pfer-
des in Unterbadcn kann jedoch der Einfnhr guter Stutfohlen
aus Belgien nicht cntbehren. Auch in diesem Jahre werden
solche, mit staatlicher Untcrstllhung wieder eingeführt und
es steht zu hofsen, daß die Züchter von dcr überaus günstigen
Gelegenheit, srch eine gute Stute zu erwerben, reichlich Ge-
brauch machen werden.

X Polizeibericht. Verhaftet wurde ein Dienstmädchen
wegen Dicbstahls, cin Gärtner wegen Betrugs nnd ein Haus-
bnrsche wegcn erschwerten Diebstahls. Wegcn Unfngs kamen
fünf Personen zur Nnzeige.

Karlsrnbe, 1. Fnli. (C i s e n b a h n u n f a l l.) Jn der
Nacht vom 30. Juni anf 1. Juli fuhr dcm ans dem hiesigen
Rangierbahnhofe ansfahrenden Gütcrzug 686 in der Nähe der
Wolfartsweirer Brücke eine Rangierabteilung in die linke
Seite. Fünf Wagen des Znges 686, sowie Maschinen samt
Personalwagen der Rangierabteilnng kamen znr Entgleisung.
Verletzungen von Personen kamen nicht vor. Der Material-
schaden ist ziemlich erheblich. Der Vorfall ist nach den bis-
herigcn Feststcllungen auf Unachtsamkeit des Lokomotivführers
der Rangierabteilung zurückzuführen.

Karlsruhe, 30. Juni. (Die erste Salondampfer-
fahrt vom KarlsruherHafcnnach Stratz-
L u r g) ist am gestrigen Sonntag untcr Beteilignng von etwa
150 Personen vor sich gegangen. Die Berichte über den Ver-
lanf lanten verschieden; einige Tcilnehmer waren befriedigt;
während andere die lange Bergfahrt (714 Stunden) doch
etwas crmüdend fanden. Da die Abfahrt sich ctwas verspätete,
traf man crst gegen 4 Uhr in Straßburg ein, und schon um
6 Uhr mußte die Rückfahrt angetreten werden. Diese ging
allerdings flott. Sie währte nngefähr drei Stunden, kaum
länger als die Kurszeit eincs Personenzuges.

Ettlingcn, 30. Juni. (T 0 t anfgefunden) wurde
heute Morgen im städtischen Holzhofe der im hiesigen Schlacht-
hause beschäftigte Taglöhner Joseph Boch. Man hatte es mit
eincm Selbstmordkandidaten zu thun, welcher unter scltenen
Umständcn ans dem Leben schied, indem er laut „Mb. C."
eine Schlachtmaske mit Patronen verwendete. Um die
Entladnng herbeizuführen, mußtc er mit einem Hammer auf
den Stift dcs Jnstrumentes schlagen. Den Hammer selbst hielt
seine Hand im Tode noch krampfhaft nmspannt. Die That
rst anscheinend schon am Samstag vollführt worden und da
kein triftiger Grnnd dafür vorliegt, nimmt man an, daß
dcr Mann in geistiger Umnachtung handeltc.

Frciburg, 30. Funi. (Von dcr U n i v e r s i t ä t.)
Sicherem Vernehmen nach ist als Nachfolger für Geh. Hofrat
Dr. Emminghaus auf dem hiesigen Lehrstuhl für Psychiatrie
der außerordentliche Professor Dr. med. Alfred H 0 che vo.n
dcr Straßburgcr medizinischen Fakultät in Aussicht genom-
men. Dr. Hoche hat anfangs dcr 80er Jahrc in Heidelberg
nnd Bcrlin studiert, war dann Assistent bei Geh. Rat Erb iv
Hcidelberg nnd nach seiner Habilitierung in Straßburg in
glcicher Stellung bei Prof. FLrstner. Vor ein paar Jahren
wurde er zum Extraordinarius ernannt.

Hornbcrg, 1. Fuli. (Taubstumme Hochzeiter.)
Dieser Tage rcichtcn sich hier zwei Taubstumme die Hand
dnrchs Leben. Als Trauzeuge fungierte ebenfalls ein Taub-
stummer. Traurig genug!

UX. Hornberg, 1. Fuli. (Jn dem Zwangsvoll-
st r c ck n n g s t c r ni i n ) ging die Knnstmühle des Müllers
August Kcrn in Haslach für 95 500 Mark in den Besitz voN
Haslach über. Der gerichtliche Anschlag betrug 170 000 Mk.
Die Glänbigcr obne Vorzugsrecht erhalten 2 Prozent.

Aus Baden. Jn Mannheim wurde vorgestern inl
Schloßgarten ein ca. 50jähriger Arbeiter vom Hitzschlag ge-
troffen und war sofort tot.

Heidelberger Vereinsangelegenheiten.

K. Hormonie-Gesellschaft. Vom Wetterglück außerordent-
lich begünstigt, hielt die Harmonie-Gesellschaft gestern Slbend
ihr erstes diesjähriges Ga r t e n k 0 n z e r t ab. Nach des
Tages gewaltiger Schwüle benutzten die Mitglieder in sehk
großer Anzahl die gebotene Gelegenheit, in dem prächtigejj
Harmoniegarten bei Musik- und Gesangsvorträgen in abend-
licher Kühlc sich zu erquicken. Das städtische Orchester brachte
ein von Musikdirektor Radig gediegen zusammengestelltcs
Programm in gewohnt vorzüglicher Weise zu Gchör. Die Vor-
träge, besonders auch das trefflich gespielte Violin-Solo des
Konzertmeisters Grau, fanden vielen Beifall; verschiedem
Nummcrn mußten wiederholt werden. Die GesangsabteiluE
der Gesellschaft, !die unter Musikdircktor Sahlender^
bewährter Leitung einige Männerchöre vortrug, überrasack^
durch die Frische der Stimmen und die schneidige Wiedergad
der Licder. Auch sie mußte sich zu einer Zugabe verstebom
Die fcstliche Beleuchtung des ganzen Gartens und das Aw
brennen von bengalischem Feuer trug zur Verherlichung oe
Abends bei, der einen in jeder Hinsicht hocherfreulichen Ver
lauf genommen hat. ^

Geschiiftliches.

Wie voranszusehen war, ist das Cafe Jmperial dcr «aw
melpunkt der Heidelberger sowie der Heidelberg besucheno .
Fremden geworden, und es ist erfreulich, zu hören, in we
anerkennender Weise sich die Fremden über das betreffom
 
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