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Heidelberger Zeitung (44) — 1902 (Juli bis Dezember)

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Nr. 150-176 (01. Juli 1902 - 31. Juli 1902)
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https://doi.org/10.11588/diglit.23861#0110

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vom Publikum überall lebhaft begrüßt, kehrte um 51/4
Uhr ins Elysee zurück.

Paris, 15. Juli. Französischen Blättern ist eine
aus Kopenhagen datierte Havasnachricht zugegan-
gen, die die Begegnung des deutschen Kaisers .mit
W a l d e ck - R o u s s e a u in folgender Weise mitteilt:
Die „Ariadne" Waldeck-Rousseaus kam in Odde am 10.
Juli abends an. Man war erstaunt, dort die „Hohen-
zolleru" mit ihren Begleitschiffen zu finden. Gegen 10
Uhr abends kam Herr v. T s ch i r s ch k y u n d B ö g- e n-
dorff an Bord der „Ariadne", Waldeck-Rousseau war
mit seiner Gesellschaft aber schon an Land gegangen. Um
11 Uhr erschien das Boot wieder und hinterließ eine
Karte des Hern v. Tschirschky, worin dieser Waldeck-
Rousseau mitteilte, er werde ihn am andern Morgen
9 Uhr aufsuchen, um die Reisendeu der „Ariadne" im
Auftrag des deutschen Kaisers zu begrüszen. Um 9 Uhr
des andern Biorgens machte Herr v. Tschirschky den an-
gekündigten Besuch uud erklärte im Laufe des Gespräches,
es werde dem Kaiser ein großes Vergnügen bereiten,
Herrn Waldeck-Rousseau und seine Gefährten kennen zu
lernen, und er lüde sie zum Diner ein. Um 10 Uhr
kehrte Herr v. Tschirschky zurück, um mitzuteilen, daß
der Kaiser, der einen Ausflug vorgenommen hatte,
an Bord seiner Aacht geblieben sei und den Wunfch aus-
drücke, Herrn Waldeck-Rousseau bei sich zu sehen. Um
11 Uhr gab Waldeck-Nousseau diesem Wunsche Folge.
Der Kaiser gab ihm zu erkennen, daß er die „Ariadne"
besuchen möchte. Um 12 Uhr kani der Kaiser aus die
„Ariadne", ließ sich von Waldeck-Rousseau die übrigen
Reisenden vorstellen und kehrte um 1 Uhr auf die „Hohen-
zollern" zurück. Abends speisten Herr und Frau Wal-
deck-Rousseau sowie ihre Mitreisenden an Bord der
„Hohenzollern". Diese Mitteilung scheint den Zweck zu
verfolgen, die Franzosen darüber zu beruhigen, daß dis
ersten S ch r i t t e zur Begegnung nicht von Waldeck-
Rousseau ausgegangen sind.

England.

L o n d o n, 16. Juli. Lord Kitchener, der auf
geraume Zeit durch gesellschaftliche Verpflichtungen ge-
bunden ist, haust für die nächsten Monate bei seinem
hiesigen Freund Ralli und hat ganz in der Nähe in
einem großen Künstleratelier seine Bureaus eingerichtet,
wo er mit seinem persönlichen Stabe von Sekretären
und Schreibern emsig beschäftigt ist, die Arbeitsreste sei-
ner Thätigkeit in Südafrika abzuwickelu. Jm Herbst
wird er auf dem Weg nach Indien zum Antritt seines
Kommandos die neue Wassersperre am Nil und Chartum
besuchen.

Rußland.

K r a s n o j e - S e l o, 15. Juli. Zu Ehren des
KönigsvonJtalien fand heute unter dem Kom-
mando des Großfürsten Wladimir eine Heerschau über
38 000 Mann statt. Die beiden Kaiserinnen,' die Groß-
herzogin von Oldenburg, die Großherzoginwitwe von
Mecklenburg, die Herzogin von Koburg trafen zu Wagen,
der Kaiser und der König von Jtalien zu Pferde ein.
Der Kaiser führte dem König die Parade vor, ebenso
führte er im Laufe des Vorbeimarschs dem König einzelne
Regimenter vor, deren Chef er ist. Nach der Parade
nahmen die Herrschaften im Kaiserzelt das Frühstück
ein und begaben sich sodann nach Peterhof. Der König
wird morgen dem Kaiser an Bord des Panzers „Carlo
Alberto" ein Frühstück gehen. Die Abreise des
Königs erfolgt Donnerstag Nachmittag 8 Uhr.

19. Weröandsschießen des Wittelrheinischen,
Madischen und Ufätzischen Schühenöundes
zu Ueustadt a. K.

N e u st a d t, 15. Juli.

Auch heute, wie an den vorhergehenden Tagen, begann schon
frühzeitig das Schießen. Ununterbrochen knattert es und hallen
die Schüsse von den Bergen wieder.

Schießergebnisse. Folgende Herren errangen sich
Festbecher: Auf Standpunktscheibe: G. Fuchs, Mannheim. Auf
Feldpunktscheibe: Franz Schneider, Kaiserslautern. Fest-

münzen haben unter anderen folgende Herren herausgeschos-
sen: Auf Standpunktscheibe: Hans Dittrich, Landau. Auf
Feldpunktscheibe: Karl Pfund, Mannheim; Franz Schneider,
Kaiserslautern.

Um 9 Uhr früh begann der Verbandstag des Mittelrheini-
schen Schützenbundes. Aus den Verhandlungen entnehmen
wir, daß in Zukunft, auf einen Antrag Mainz hin, aus der
Schietzordnung der Passus zu streichen fei: Um Anspruch auf
einen Preis zu haben, muß der Schütze mindestens die Ein-
lagen für 5 Serien bezahlt haben. Der Antrag wendet sich
gegen eine Beschränkung des Schießens auf die Mcisterscheibe^
Ein Antrag Franffurt wird ebenfalls angenommen, der da-
hin geht, daß bei Verbandsschießen Festmünzen nur auf ge-
schossene Punkte verausgabt wcrden dürfen, keinesfalls dür-
fen solche bei Verteilung der Barpreise an die Schützen sei-
tens des Festortes als Zahlmittel verwendet werden.

Der nun folgende Verbandstag der drei am Feste beteilig-
ten Verbände wurde von R o e s l e r - Heidelberg eröffnet.
Der Kassenbericht ergiebt einen Ueberschutz von Mk. 420.—.
Den Vorsitz übernimmt hierauf Herr Cron, Neustadt. Zur
Veratung standen zwei vom Pfälzischen Schützenbund einge-
Lrachte Anträge:

1. Der Paragraph der Verbandssatzungen möge dahin ab-
geändert werden, daß die Zulassungskarten für Mitglieder des
deutschen Schützenbnndes, welche autzerhalb der drei Verbände
wohnen, auf 20 Mark erhöht werde, von welchem Betrag die
Hälfte der Verbandskasse und die midere HLlfte der das Ber-
bandsschießen ausrichtenden Feststadt zufließen sollen.

2. Der Paragraph 31 der jctzigen Schiehordnung möge
dahin abgeändert werden, datz im Falle sich mehr Schützen zum
Konkurrenzschießen melden, als Stände vorhanden sind, nicht
die Reihc der Anmcldung, sondern das Los entscheiden solle,
wer zugelassen wird.

Zum ersten Antrag bringt Herr Tropf - Frankenthal eine,
Zusammenstellung, wonach für 745 Mark für die Zutrittskarten
beim 13. Vcrbandsschiehen in Heidelberg 14 205 Mark an
Preisen von deutschen Schützen, die autzerhalb des Vcrbandes
stehen, herausgeschossen wurden.

Nach längerem Für und Wider sprechen die Herren Göbel-
Landau und Roesler- Heidelberg für eine Erhöhung auf
Zehn Mark. Der Antragsteller modifiziert auch demgemätz
seinen Antrag und wird dieser dann mit 11 gegen 3 Stimmen
angenommen. Der zweite Antrag wird aus Rücksicht auf die
Schwierigkeit der praktischen Durchführung fallen gelassen. Uls
Festort wird Bingen gewählt. Jn die Schietzordnungs-
kommission werden gewählt die Herren Kallenberger-Mann-

heim, R o e s l e r - Heidelberg, Tropf-Frankenthal, Gebhard-
Ludwigshafen und Brück-Gietzen. Schliehlich wird noch ein
Antrag angenommen, datz die Festhalle am 1. Festtage (wie
es in Neustadt bereits geschehen) geschlossen bleibt, bis der
Festzug in der Halle angelangt ist.

Am Abend fand dann das von den vereinigten MLnner-
gesangvereinen veranstaltete Konzert statt.

Aus Stadt und Land.

Heidelberg, 16. Juli.

X Die Anzeige der Vorlesungen, welche im Winter-
Halbjahr 1902—1903 an der Grotzh. Badischen Ruprechts-
Karls-Universität gehalten werden, ist soeben erschienen. Be-
ginn des Semesters ist 15. Oktober. Unter den Vorlesungen
sind folgende von allgemeinerem Jnteresse: 1. Jn der T h e o-
logischen Fakultät: „Der Apostel Paulus, seine Per-
sönlichkeit und sein Glaube", Prof. Deitzmann (Mittwoch und
Samstag von 11—-12 Uhr). „Allgemeine Geschichte der christ-
lichcn Kirche", Teil I, Prof. Grützmacher (Montag bis Don-
nerstag von 9—10 Uhr). „Allgemeine Geschichte der christ-
lichen Kirche im Zeitalter der Reformation", Teil III, Geh.
Kirchenrat Hausrath (Montag bis Donnerstag von 9—-10
Uhr). — 2. Jn der Juristischen Fakultät: „Han-
dels-, Wechsel- und Schiffahrtsrecht", Geh. Rat Schröder
(Montag bis Freitag von 9—10 Uhr). „Badisches Staats-
recht", Prof. Walz (Dienstag und Donnerstag von 6—7 Uhr).
„Ueber deutschcs Bau- und Wohnrecht", derselbe (Samstag
von 12—1 Uhr, publice). „Politik des modernen Staates",
Hofrat Jellinek (Montag und Donnerstag von 5—6 Uhr).
„Oeffentlichrechtliche Vorübungen": Jnhaltsangabe und Ana-
lhse der wichtigsten Werke von Bedin, Lohseau, Athusius,
Grotins, Pufendorf, Wolsf, Hobbes, Locke, Bolingbroke, Mon-
tesquieu und Rousseau, Prof. Hatschek (Mittwoch von 3—5
Uhr). — 3. Jn der m e d i z i n i s ch e n Fakultät:
„Entwicklungsgeschichte dcs Menschen und der höheren Wirbcl-
tiere," Prof. Braus (Montag und Samstag von 9—10 Uhr).
„Vorgeschichte des Menschen und seiner Kultur" (Anthro-
pologie und Prähistorie), für Zuhörer aller Fakultäten, Prof.
Klaatsch (Dienstag von 6—7 Uhr). „Ueber Stimme und
Sprache", Dr. Steudel. „Physiologie des Sehens (für Hörer
aller Fakultäten), derselbe. „Bäder- und Brunnenlehre", Dr.
Magnus (Mittwoch von 5—6 Uhr). „Die Pflege und Ernäh-
rung des gcsunden und kranken Säuglings" (mit Kranken-
demonstraiionen), Dr. Soetbeer (Freitag von 4—5 Uhr).

. Unfallheilkunde" mit Ueüungen im Untersuchen, Begutachten
nnd Behandeln Unfallverletzter, Dr. Vulpius. „Hygiene":
Geh. Hofrat Knauff (Montag, Mittwoch, Freitag von 6—714
Uhr und Dienstag von 5—0 Uhr). „Verwaltunghygienc für
Nichtmediziner", derselbe (Montag und Donnerstag von
3—4 Uhr).„Gewerbehygiene", Dr. Marschall (2stündig). —
4. Jn der p h i l o so p h. F a k ult ät: „Geschichte der neuesten
Philosophie" :Kant und seine Schule, Geh. Rat Fischer, Exc.
(Dienstag bis Freitag von 4—5 Uhr). „Dcr Jslam und seine
Bedeutung in der Gegenwart" (für Hörer aller Fakultäten),
Dr. Becker (Donnerstag von 5—6 Uhr, publice). „Buhdha
und Buddhatum". Prof. Lefmann. „Die Kunst der römischen
Kaiserzeit", Hofrat von Duhn (Montag, Dienstag, Donners-
tag und Freitag von 11—12 Uhr. „Germanische Mythologie",
Prof. Kahle (Dicnstag und Frcitag von 6—/ Uhr). „Ge-
schichte der deutschen Litteratur von Luther bis Gottsched",
Prof. Freiherr von Waldberg (Montag bis Mittwoch von 10
bis 11 Uhr). „Goethes Jtalienische Reise". Lektüre und Er-
klärung, derselbe (Montag von 5—6 Uhr). „Das deutsche
Drama am Ende des 19. Jahrhunderts", Professor Wundcr-
lich (Freitag von 5—6 Uhr). „Französische Litteratur des
16. Jahrhunderts, Prof. Schneegans (Dienstag, Donncrstag
und Freitag von 12—1 Uhr. „MoliLre, Leben und Werke",
derselbe (Montag von 12—1 Uhr). „Jtalienische Litteratur
der Neuzeit in ihren Hauptvertretern (von Tasso bis Manzom
und Leopardi), für Hörer aller Fächer, Dr. Votzler (Diens-
tag von 6—7 Ühr). „Römische Kaisergeschichte", Hofrat von
DoMaszewski (Diontag, Dienstag, Donnerstag und Freitag
von 12—1 Uhr). „Deutsche Kaisergeschichte", Geh. Hofrat
Schäfer (Dienstag bis Freitag von 3—4 Uhr). „Allgememe
Geschichte im Zeitalter des Absolutismus und der Anfklarung
(1648—1789j", Geh. Hofrat Marcks (Montag, Dienstag,
Donnerstag und Freitag von 11—12 Uhr). „Geschichte der
dcutschen Einbeitsbewegung im 19. Jahrhundert," derselbe
(Mittwoch von 5—6 Uhr. „Politische und Kulturgeschichte der
Knrpfalz", Prof. Wille (Montag nnd Donnerstag von 6—6
Uhr). „Geschichte der öffentlichen Meinnng, der Presse und
des Journalismus in Deutschland", Prof. A. Koch (Montag
nnd Donnerstag von 5—6 Uhr) - „Allgcmcine Geographic des
Menschen", Pröf. Hettner (Montag, Dienstag, Donnerstag
und Freitag von 5—6 Uhr). „Geschichte dcr Architektur im
Mittelalter". Geh. Hofrat Thode (Montag bis Mittwoch von
12—1 Uhr und Dienstag von 5—6 Uhr). „Fcrrara: Kunst und
Kultur am Hofe der Estes", derselbe (Montag von 6—7 Uhr,
publice). „Französische bildende Kunst und Kultur von Lud-
wiq XIV. bis zur Gegenwart", Prof. C. Neumann (Samstag
tiotz 11—1 uhr). „Deutsche Knnst im 19. Jahrhundert", Prof.
C. Neumann (Frcitag von 12—1 Uhr). -— 5 In de r

naturwissenschaftlich-tnat-h^matrschen Fa-

kultät. „Die Deszendenzlehre (Darwinismus), Professor
Schnberg (Donnerstaq von 6—7 Uhr). „Einführung in die
einheimischc Fanna, mit Bestimmungsübungen und Exkursio
nen, derselbe (drei Stunden). „Tierwelt des Sützwassers.'

I Teil: Wirbeltiere (mit Exkursionen), Dr. Lauterborn (Don-
nerstag von 6—7 Uhr). — Ferienkurse haben ange-
zeigt: Prof. Affolter: Repetitorium des Bürgerlichen Gesetz-
buches, Buch I—V, mit schriftlichen Arbeiten, vom 11. August
bis 11. Oktober täglich von 0—11 Uhr. — Repetitorium des
Reichszivilprozesses einschliehlich des Konkursrechts, mit schrift-
lichen Arbeiten, von 11. August bis 11. Oktober täglich von
g—9Uhx. Geh.Hofrat Knauff: Bakteriologischer Kursus, in den
3 ersten Wochcn nach Schluß des Wintersemesters. Professor
Göppert und Prof. Braus: Repetitionskursus der Anatomie
dcs Menschen, in den Herbstferien. Dr. Schäffer: Geburts-
hilfliche und gynäkologische Operations- und Repetitionskurse,
in den Osterfericn. Dr. Starck: Kursus der Oesophagoskopce;
14tägig, Anfang März. Dr. Schwalbe: Bakteriologischer
Kursus, im Monat März oder April. Dr. Völcker: Repe-
titionskursus der Chirurgie, drei Wochen im Oktober. Doktor
Marschall: Bakteriologischer Kursus, im März. Dr. Dittrich:
Chemisches Praktikum; viewöchentlich, ganztägig, in den Herbst-
ferien Mitte Scptember, in den Osterferien nach Semester-
schlutz beginnend. — Praktiknm der Chcmie für Mcdiziner;
dreiwöchentlich, im Oktober und März.

X Seltene Fcier. Jn voller geistigcr nnd körperlicher
Rüstigkeit feierte gestern Herr Wilhelm Wiese (früher Buch-
druckcreibesitzer) scinen 80. Geburtstag. Aus diesem Grunde
veranstaltete gestern Abend der „Liederkranz", dem der Jubi-
lar schon 46 Fahre als aktiver Sänger im ersten Tenor ange-
hört, im städtischen Saalbau eine kleine Feier, bei welcher
verschiedene Anfprachen gehalten wurden, die von der Vereh-
rung Zeugnis geben, deren sich der alte Herr im Kreise seiner
Sangesbrüder erfreut. Autzerdem singt Herr Wiese noch im
Bachverein und ist ein eifriger Besucher der Proben, bei wel-
chen ihn Professor Wolfrum nur ungern vermitzt.

-st Jn einer Grnbe erstickt. Ein tragischer Vorfall ereig-
nete sich gestern Abend im „Schwarzen Bären". Der Kanal-
reiniger Götz wollte daselbst eine Abteilgrube reinigen, zu
welchem Zwecke er in diefelbe stteg. Nach einiger Zeit atmete er

jedoch Stickluft ein, worauf er laut nm: Hiffa fchrie. Der zm-
fällig amvesende Maurer Deckert stieg sofort in die Grube,
um Götz herauszuziehcn. Die Gase betäubten ihn, er fiel hin
und erstickte. Ein Gast des „Schwarzen Bären", Maurer Fr.
Clormann, hatte sodann den Mut, trotz alleüem in die Grube
zu steigen. Er beförderte Götz noch lebend heraus, während
Deckert mit einer Wunde am Kopf tot herausgezogen wurde.
Götz wurde sofort ins Akademifche Krankenhaus gebracht,
gab jedoch schon nach zwei Stuiiden seinen Geist auf. Deckert
war 35 Jahre alt nnd hinterläßt eine Frau und 4 minüer-
jährige Kinder; Götz, ein Mann von 59 Jahren, eine Fran und
3 erwachsene Kinder.

Ertrunken. Das 5 Jahre alte Söhnchen des Ver-
sicherungsinspektors Micheffelder stürzte gestern Abend kurz
vor 7 Uhr vom linken Neckarufer aus bei der Ueberfahrt in den
Neckar und crtrank. Nach etwa z,ehn Minuten wurde der
Leichnam geländet. Alle Wiederbclebungsversuche blieben ver-
geblich.

Darmstädter Schlohfreiheitslotterie. Die Ziehung erster Klasse
ist auf den 14. August verschoben worden.

Auf dcr Mannhcimer Gewcrbeausstellung wurden u. a.
folgende Firmen mit Preisen, bezw. Anerkennungen bedacht:
Thonwaren-Jndnstrie, Wiesloch, 1. Preis; Gebrüder Heinrich
und Otto Abel, Hutmachermeister, Mannheim und Heidelberg,

2. Preis; Georg Winkler, Präge- und Linier-Anstalt, Heidel-
berg, 3. Preis; Schuhmacher-Jnnung, Schuhmacherei, Heidel-
berg, und zwar Georg Müller, 1. Preis, Hermann Wilz, 2.
Preis, Adam Kaffenberger, 3. Preis, I. Helffrich, 2. Preis
und Jos. Knüpser, Anerkenniing; W. Jakob Drehermeister,
Heidelbcrg, 3. Preis; Gg. Burckhardt Söhne, Lederfabrik,
Wiesloch i. B., 1. Preis; Gg. Neuer, Möbelfabrik, Eberbach,
1. Preis; Valentin Thum, Schreinermeister, Handfchnhsheim,
Anerkennung; M. Bnrckhardt, Kunstschmiedearbeiten, Heidel-
berg, 1. Preis; Valentin Mook, Hcidelbcrg, 3. Preis; Heinrich
Geiler, Heizkörperverkleidung, Heidelberg, 2. Preis;
Heidelberger Osensabrik, Heidclberg, 2. Preis; P. Daub,
Geldschrank - Schlosserei, Heidelberg, 3. Preis; Scherer
und Klempp, Peitschen- und Riemenfabrik, Aglasterhausen,

3. Preis; Georg Ebinger, Schreinermeister, Wiescnbach (Amt
Heidelberg), Anerkennung; Alexander Bentz, Bauglaserei, Ep-
pingen, 2. Preis; Ferd. Jäger, Tapezierer und Dekorateur,
Heidclberg, 2. Preis; Gottfried Ueberle, Möbelschreiner, Hei-
delberg, 2. Preis.

O. Heidelberg, 11. Juli. (S t r a f ka m m e r.) Vor-
sitzender: Landgerichtsdirektor Dr. West; Vertreter der Grotz-
herzoglichen Staatsbehörde: Staatsanwaltf Dr. sS e b old.
1. Am 2. Juni dieses Jahres passierten mehrere mit Lang-
holz beladene Fuhrwerke im Trab die Ortsstratze von Steins-
furth, welche abschüssig und in Krümmungen sich durch den Ort
hinzieht. Einer der Fuhrleute, der 25 Jahre alte Georg
Schüle von Rohrbach, beging während dieser schnellen Gang^
art seine Fuhrwerkes nach die Unvorsichtigkeit, sich voN
demselben zu enffernen, nm eine von einem der vorausfahren-
den Wagen abgefallene Decke aufzuheben. Sein Wagen geriet
infolgedessen von dcm Stratzenfahrdamm ab und wars den seit-
wärts desselben stchenden sünfjährigen August Karolus um,
wobei diescr schwcre Verletzungen am Kopf erlitt, zu denev
noch Starrkrampf hinzutrat, der nach kurzer Zeit den Tod deZ
Knabcn herbeiführte. Schüle steht heute untcr Anklage dec
fahrlässigen Tötung und wird zn drei Monatcn Gefängnis ver-
urteilt. — 2. Unter Ausschlutz der Oeffentlichheit wird gegev
den 47 Jahre alten Taglöhner Nikolaus Funghans vov
Wilhelmsfeld wegen Sittlichkeitsverbrechens verhandelt. Der^
selbe wird wegen Vornahme nnzüchtiger Handlungen mit Kiin
dern nnter 14 Jahren zu 2 J-ahren 6 Monaten Zuchthau--
abzüglich 1 Monat Untersuchungshaft verurteilt. — 3. EiU
recht übel angebrachtes Experiment machten öfters die Führei
der Wieslocher und der hiesigen elektrifchen Bahn, indem ft^
innerhalb der Weiche in der Rohrbacherstratze einander vorzUs
fahrcn suchten. Bei einem solchen Versuch wurde am 19. Mui
der Heidelberger Wagen von dem Wieslocher angefahren, «us
dem Geleise geworfen und ziemlich beschädigt. Der Fühi^f
und der Schaffner des Wieslocher Wagens, Johann Zim^
mermann von Baierthal und Georg Franz Schmidt vM
Neuenheim, welche in diefem Falle HLtten warten müssen, b>--'
der Heidelberger Wagen die Weiche verlassen hätte, werdeu
wegen Gefährdung cines Eisenbahntransports durch Verletz^
ung ihrer Dienstpflicht zu je 5 Tagen Gefängnis vernrteilt. O'

4. Der frühere Buchhalter der hiesigen städtischen Sparkasft'

Josef Nenser aus Bruchsal hat als Rechner der Bürgerlickss'
Merbekasse, früher Feuerpicketskasse hier, sich Gelder dicft
Kafse im Betrage von über 3000 Mark angeeignet. Das ln
teil lautet auf 5 Monate Gefängnis. ^

st- Polizeibericht. Ein Kntscher wurde wcgen DiebirM,
nnd ein Elektrotechniker wegen Rnhestörung verhaftet. Weg^
Unfngs kamen drci Personen zur Anzeige. „

" Eppclhcim, 15. Juli. (Schwere Körpervc §
letzung.) Gestern Abend neckten sich gegenseitig der
Jahre alte ledige Maurer Georg Stotz und der 20 Ja« .
alte ledige Taglöhner Phil. Iäger in dem Lokale einer v .
figen Wirtschaft. Beide betraten später die im Hofe gelE' -
Kegelbahn, wo sie sich herausforderten. Jm Verlanfe ^
mit Haken ausgefochtenen Zweikampfes dnrchschlug Stotz
Jäger die Schädeldccke. Der Verletzte liegt nun besinnnnS^
los im hiesigen akademischen Krankenhause. Stotz wurde hc'
in das Amtsgefängnis eingeliefert.

-s- Weinheim, 15. Juli. (M e s s e r st e ch e r e i.) Bei ^
Sonntag in Birkenau stattgefnndenen Kirchweihfeste
es zwischcn dem Stnhlmacher Leopold Schäfer aus Hauenei
ftein und dem Georg Rutz von hier, sowie dem Schieferde^i
Wilhelm Schramm aus Mainz zu einem Vortwechsel, w^.
L. Schäfer dem G. Rutz sieben Messerstiche und dem ^
Schramm neun Stiche beibrachte. Die Verletzungen des -
sollen lebensgefährlich sein. , ^

Mannheim, 15. Juli. (S ch w u r g e r i ch t.) 15.

Jn einer Verhandlung, welche am 2. Mai dieses Jahre-
der Strafkammer tzeidelberg gegen eine Frau Schwage^Vi
führt wurde, behanptete die vcrehelichte Barbara F O?och'
geb.Nuberle auf ihren Zengeneid, fie habe mit einem
bnrschen namens Andr. Reisig nicht verkehrt. Die -V si>
steht heute wegen Meineids nnter Anklage. Sie sagt^A'
hätte die Wahrheit deshalb nicht angegeben, weil sie g^l,,,t^
tet habe, datz ihr ehelicher Friede dadurch gestört^werde.^- >

-der strafmildernden Einschränkung des Paragraph 181
fchuldig befunden, wird die Angcklagte zn 1 Jahr GefMinck
verurteilt. Mit diesem Falle hat die SchwurgerichioE^ck

ihr Ende erreichi nnd dec Vorsitzende entlätzt die ^sschts^^p

mit Worten öes Dankes für ihre treue nnd gewisft^

Pflichtersüllung
tz Baden-Baöen,

hier

15. Iuli. (V e r m ä chtn i s s e.)


verstorbene Rentner Jünke hcrt nach der jetzt
notariellen Mitteilung eine Reihe von WohlthätigkeitsM 1
mit Legaten bedacht. Der Stadtgemeinde wnrden ^oo

überwiesen, wobon 5000 Mk. dazu bestimmt sind, deren Z
erträgnis unbemittelten Kranken zukommen zu laffen. „p
110. Konstanz, 15. Juli. (Von dem ue
glückten Luftballon-Aufstieg) becklchtm
„K. Ztg." Nachfolgendes: Nachdem der Ballon erst niue
gar nicht vom Flecke gegangen war, trieb khn ein 1" ^

Wind üüer den See gegen Meersburg, jedoch konnte
jenseitige Ufer trotz ganz kurzer Entfernung und trop f,-
währendem Ballastmiswerfen nicht erreichen. Der
ettva 200 Meter vom Lande zwischen Meersburg unv
gen auf einmal mit einer Schnelligkeit, die das geraoe
 
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