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Heidelberger Zeitung (44) — 1902 (Juli bis Dezember)

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Nr. 177-202 (01. August 1902 - 30. August 1902)
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KarlSruhe, 13. Aug. Ein „vertrauliches" Rund-
schreiben an die katholischen Geistlichen des Laades, unter-
zeichnet von Do-nkapitular Dr. Qtto und einem anderen
Herrn, desssn Namen nicht zu entztffern, ist der „Bad.
Korrespondenz" auf den Redaklionzüsch geflogeu. Dasselbe
lautet:

Vertraulich.

Freiburg. den 29. Juli 1902.

Ew. Hochwürden I

Vom 24.—28. August dieses Jahres wird die jährliche
Generalversammlung der Katholiken Deutschlands.wieder in
unserer Heimat, in Baden, tagen. Welch großen und günstigen
Einflutz diese Versammlung auf die Belebung des,katholischen
Glaubens, die Verteidigung der Rechte unserer heiligen Kirche,
die Beförderung der christlichen Wohlkhätigteitsbestrebungen
schon ausgeübt haben, ist bekannt. Deshalb sollten auch be-
sonders die Katholiken unseres Landes diese Gelegenheit, einer
in christlicher und sozialer Hiusicht so bedeutungsvollen Ver-
sammlung beizuwohnen, nicht unbenützt vorübergehen lassen,
und daher bitten die Unterzeichneten, datz wenn immer thun-
lich, aus allen Jhrem Einflutz unterstehenden Orten ange-
sehene Männer der Gemeinde an der Versammlung sich be-
teiligen, damit so die Teilnahme eine möglichst zahlreiche werde.
Sie würden sich durch Jhre Bemühungen den Dank aller
Katholiken sichern.

Ergebenst

Dr. Otto, Domkapitular.

Schenk (?).

Aus diesem Rundschreiven läßr stch ersehen, wie für
die Katholikenverfammluugen geworben werden muß, damit
sie nachher als imposant gerühmt werden können.

d Karlsruhe, 13. Aug. Wie verlautet, werden der
Großherzog und die Großherzogin heute Mittwoch
St. Moritz verlassen, um nach der Mainau abzureisen.
Won dort gedenken die höchsten Herrschaften sich am Montag
nach Karlsruhe zu begeben, um von hier aus noch am
Mittwoch darauf nach Cronberg zu reisen und dort der
Enthüllungsfeier eines Denkmals für die verewigte Kaiserin
Friedrich beizuwohnen. Die Rückkehr nach Karlsruhe er-
folgt voraussichtlich noch an dcmselben Abend.

-i- KarIsruhe, 13. August. Das heutige ,,-Gesetz- und
Werordnungsblatt" veröffentlicht folgende Gesetze: betr. Erbau-
ung einer Nebenbahn von Mosbach nach Mudau, Erbauung
eiuer Nebenbahn von Biberach nach Oberharmersbach, Erbau-
ung einer Nebenbahn Oberschefflenz-Billigheim, ferner betr.
Gemeindebesteuerung und Gemeindewahlrecht, 'Abänderung des
Fährnisversicherungsgesetzes vom 30. Juli 1840; Fürsorge für
Beamte infolge von Betriebsunfällen.

Mosbach, 12. August. Jm Nationalliberalen
Verein widmete der stellvertretende Vorsitzende dem Mit-
begründer und langjährigen Haupt der Nationalliberalen
Partei, Rudolf v. Bennigse n, einen warinen N a ch-
r u f. Reichstagsabgeordneter Beck besprach dann die
gegenwärtige politische Lage des Reichs.

Aus Stadt und Land.

Heidielberg, Auanü.

-l- Von der Universität. Prof. Dr. Alexander Cartellieri
hat einen Ruf als etatmätziger Extraordinarius für mittelalter-
liche Geschichte an die Universität Jena erhalten und wird dem-
selben zum 1. Oktober d. I. Folge leisten.

Liegenschaftsveränderungen. Jm Monat Juli haben nach
dcm Grundbuch folgende Grundstücksverkäufe stattgefunden:

1. Verkäufcr: Michael Kreckel; Käufer: Stadtgemeinde
Heidelberg; Objekt: 4 Ar 32 flm. Bauplatz im Neckarwörch;
Preis: 8640 M.

2. V.: Karl Fischer und Gottlieb Kühlmaim; K.: Ernst
Atzler; O.: 31 Om. Hofraite zu Hauptstratze Nr. 16, Pr.:
3867.69 M.

8. B.: Philipp Ueberle Witwe, K.: Georg Zündorff; O.:
Haus in der Häusserstratze 28, 4 Ar 33 Qm., Pr.: 44 300 M.

4. V.: PHMpp Ueberle Witwe, K.: Georg Friedrich Müller;
O.: Haus Nr. 30 der Neuschulhausstratze, 4 Ar 47 Qm.. Pr.:
78 000 M.

6. V.: Friedrich Scholl, K.: Stadtgemeinde Heidelberg;
O.: 18 Ar 36 Qm. Acker in der oberen Rombach, Pr.: 600 M.

6. B.: Caspar Berbner, K.: Georg Zündorff; O.: 16 Ar
96 Om. Acker im Galgengrund, Pr.: 18 000 M.

7. V.: Dheobald Lenz, K.: Johann Markmann; O.: Haus
Nr. 64 der Ladenburgerstratze, 2 Ar 82 Qm., Pr.: 12 000 M.

8. B.: Georg Lulay II., K.: Philipp Reinhard Witwc;
O.: Haus Märzg. 20. 6 Ar 9 Qm. Hofraite, Pr.: 130 000 M.

9. V.: Dr. Melchior Kranz Witwe und Kinder, K.: Georg
Hauck; O.: Haus Nr. 12 der Rohrbacherstratze, 5 Ar 60 Qm.,
Pr.: 132 000 M.

10. B.: Jakob Fehrenbach, K.: Wilhelm Schaaff; O.: Haus
Hauptstratze Nr. 34, 6 Ar 66 Qm., Pr.: 136 600 M.

währeud seine Schwester, Comtesse de Segur, heute noch
hier geblieben ist und morgen wieder nach Pont-sur-Seine
Zurückkehren wird.

— Jm Kaisergarten in Posen tritt gegenwärtig mit
großem Erfolg der Humorist Hans Reimers auf. Er trägt
u. A. auch ein humoristisches Potpourri vor, das folgendeu
Vers enthält: „Zur Heirat will sich Niemand gern be-
quemen, denn sehr riskant ist's, sich ein Weib zu nehmen.
Die Aussicht wird für Mädcheu immer schlechter, besonders
aber für Feldwebel stöchter." Die Anspielung auf
den Fall Löhning wird vom Publikum stets mit ber-
ständnisinnigem stürmischen Beifall aufgenommen.

— Carmaux, 12. Aug. Letzter Tage sah man hier
cin Begräbnis, wie es wohl noch nicht dagewesen ist.
Ein Schmied namens Gödoon hatte vor seinem Tode sol-
gende letztwillige Verfügung getroffen: Jch will bürgerlich
begraben werden. Nach meinem Tode soll mein Sarg iu
einem völlig mit rotem Tuch auszuschlagenden Zimmer des
Erdgeschosses meines Hauses ausgestellt werden. Nebenan
ist ein Tisch mit alten Weinen und Likören für meine
Freunde zu stellen, welche mir die letzte Ehre erweisen.
Eine auf dem Tisch anzubringende Aufforderuug soll lauten:
„Der, dem ein gutes Herz beschieden, trink einen Schluck
auf meineu Frieden!" Bei dem Begräbnis darf die städtische
Musikkapelle, deren Mitglied ich bin, nur fröhliche und
revolutionäre Weisen spielen. Auf meincm Grab endlich
ist der Stein anzubringen, den ich zu meinen Lebzeiten mit
der Jnschrift habe versehen lassen: „Gleichheit, Gerechtig-
keit! — Zittert, Tyrannen! — Fluch euch Wucherern!
— Das Geld ist euer Gott, der die Unglücklichen ungerecht
behandelt. — Verzicht' auf Geld und Kostbarkeiten, denn
hier liegst du für lange Zeiten! — Hier ruht Edmond
Gädson, gestorben im Alter von 52 Jahren. Es lebe die

11. V.: Karl Spitzer, K.: Franz Schütt in Berliu; O.:
Haus Nr. 4 der Neuenheimerlandstaße, 26 Ar 9 Om. und
9 Ar 78 Qm. Weinberg und Steinriegel im Rotheubühl, Pr.:
170 000 M-

12. B.: Wilhelm Jäger, K.: Adolf Jäger; O.: Haus lliitere
Neckarstraße Rr. 11, 3 Ar 24 Om., Pr.: 46 000 M.

13. V.: I. W. Kohlhammer, K.: Friedrich Nau in Maun-
heim; O.: 18 Ar 14 Om. Weinberg, 20 Ar 90 Om. Wald,

6 Ar 24 Om. Steiuriegel und 16 Ar 53 Qm. Weinberg, 17 Ar
39 Om. Wald im Hasenbühl, Pr.: 7800 M.

14. V.: Philipp Jakob Hirsch Erben, K.: Reinhold Herr-
maim; O.: Haus Untere Neckarstraße 26, 4 Ar 70 Om., Pr.:
55 000 M.

15. B.: Anton Roos, K.: Klara Bezuer; O.: Haus
Rr. 16a der Gaisbergstratze, 1 Ar 73 Qm., Pr.: 66 000 M.

16. B.: Henkenhaf u. Ebert, K.: Otto Ehrmann; O.: 1 Ar
60 Qm. Garten beim Philosophenweg, Pr.: 5600 M.

17. V.: Friedrich Oppel Kinder, K.: August Hugel; O.:
Haus Häusserstratze Nr. 20, 5 Ar 81 Qm., Pr.: 64 000 M.

18. V.: Christian Groh, K.: Unterländer Studienfond;

O. : Haus Plöck 61, 6 Ar 38 Qm., Pr.: 90 000 M.

19. B.: Otto Anton Klotz, K.: Landesfiskus-Eisenbahnver-
waltung; O.: 63 Qm. Wiese zur Bahnanlage, Pr.: 189 M.

20. V.: Adolf Völter, K.: Landesfiskus-Eisenbahnverwal-
tung; O.: 1 Ar 21 Om. Wiese zur Bahnanlage, Pr.: 121 M.

21. B.: Stadtgemeinde Heidelberg, K.: Georg Michel
Schweickardt; O.: 60 Qm. Gartenland au der Diagonalstraße,

P. : 1600 M.

22. V.: Stadtgemeinde Heidelberg, K.: Joh. Phil. Pfisterer
Söhne; O.: 1 Ar 70 Qm. Garten an der Diagonalstratze,
Pr.: 4250 M.

23. V.: Michael Kreckel u. Geschwister, K.: Stadtgemeinde
Heidelberg; O.: 4 Ar 47 Qm. Bauplatz am Neckarwörth, Pr.:
8940 M.

24. B.: Georg Philipp Stephan Witwe und Kinder, K.:
Stadtgemeinde Heidelberg; O.: 170 Ar 27 Qm. Acker und
Sandgrube in der vorderen Preutzenbaumgewaun, Pr.:
84 054 M.

25. V.: Karl Albert Stützer, K.: Friedrich Nau in Mann-
heim; O.: 14 Ar 47 Om. Bauplatz an der Keplerstraße, Pr.:
86 000 M.

26. V.: Brauereigesellschaft zum Eugel, K.: Georg Ellesser;
O.: Haus Nr. 6 der Lepergasse, 7 Ar 17 Om., Pr.:
60 500 M.

27. V.: Geschwister Sulzer, K.: Stadtgemeinde Heidelberg;

0. : Haus Nr. 108 der Untere Neckarstratze, 90 Qm. Hofraite,
Pr.: 18 000 M-

28. B.: Johann Remler, K.: Landesfiskus-Unterrichts-
verwaltung; O.: 40 Är 82 Om. Acker in der Lauggewann,
Pr.: 40 000 M.

29. V.: Andreas Hamberger, K.: Georg Philipp Beck; O.:
Haus Nr. 1 der Ziegelgasse, 67 Qm., Pr.: 12 500 M.

ü, Ferienstrafkammer. Vorsitzender: Landgerichrsrat
Gerner; Vertreter der Grotzh. Staatsanwaltschaft: Refe-
rendär Hage r. Der wegen Diebstahls wiederholt vorbestrafte
Taglühner August Schaller von Boxberg nahm iin Juli
dieses Jahres einem Zechgenossen, der am Biertisch in einer
hiesigen Wirtschaft eingeschlafen war, aus der Westentasche die
Uhr und aus dem Portemonnaie 15 Mark wcg. Er hat diesen
Diebstahl mit 1 Jahr und 5 Monaten Gefängnis zu bützen.

— Taglöhner Heinrich Möll von Dossenheim enrwendete am

1. Juli dieses Jahres aus einem Magazin ein Quantum altes
Blei und aus einer Weste, die ein Arbeiter während der Arbeit
abgelegt hatte, eine filberne Taschenuhr. Das Blei suchte
er durch den Taglöhner Georg Philipp L e n z von hier, wel-
cher wutzte, datz es gestohlen war, zu vertaufen und die Uhr ver-
setzte er. Das Gericht erkennt gegen Möll wegen Diebstahls
im wiederholteii 'Rückfall auf 1 Jahr und 1 Monat Gefäng-
nis abzüglich 1 Monat Untersuchungshaft und gegen Lenz we-
gen Hehlerei auf 5 Wochen Gefängnis, die durch die Unter-
suchungshaft als verbützt betrachtet werden. — Der 19 Jcthre
alte Fabrikarbeiter Josef Oehl von Kirchheim betrug sich in
dem Wagen 'der elektrischen Bahn auf der Fahrt von hier nach
Rohrbach in ungebührlicher Weise lärmend. Als er in Rohr-
bach, nachdem er vergeblich zur Rnhe aufgefordert worden war,
aus dem Zuge verwiesen und sein Name festgestellt werden
sollte, beleidigte er den Bahnbeamten und versetzte einem zu
Hilfe herbeigerufenen Bahnarbeiter einen Messerstich in den
Arm. Das Urteil des Schöffengerichts lautet wegen Körper-
verletzung und Beleidigung auf 2 Monate und 3 Tage Gefäng-
nis. Die Berufung des Angeklagten wird heute als unbe-
gründet zurückgewiesen. —- Die Bernfung des 17 Jahre alten
Zementarbeiters Jo'seph Refior von Nutzloch gegen ein
wegen Körperverletzung auf 4 Wochen Gefängnis erkennendes
Schöffengerichtsurteil wird ebenfalls als unbegründet zurück-
gewiesen. Der Angeklagte hatte sich an einer Rauferei in
einer Wirtschaft und auf der Stratze in Nußloch beteiligt und
hierbei mit ei'nem Lattenstück auf seinen Gegner eingeschlagen.

— Gutspächter Mathias Bähr von Gemmingen erhielt vom
Bezirksamt Eppingen eine Strasverfügung von 5 Mark, weil
er entgegen ber Bestimmung des Paragraph 4 des Gesetzes
vom 4. Mai 1896 über Haltung von Zuchtfarren als Farren-

ewige Ruhe!" Der letzte Wille wurde redlich befolgt.
Ueber 200 Personen fanden sich ein, um den Abschieds-
schluck zu trinken, und bei dem Leichenzug, woran ungefähr
1200 Bürger und Bürgerinnen teilnahmen, spielte die
Musik die Jnternationale und die Carmagnole. Die Grab-
feier, bei der der Sckretär des Vereins junger Sozialisten
eine Rede hielt, fand ihren Abschluß mit der Marseillaise.

— Künstliches Petroleum. Eine neue Theorie nimmt
an, daß unter den im Erdiunern hcrrschenden Bedingungen,
starkem Druck und hoher Temperatur, aus dem Acetylen,
entstanden durch Einwirkung von Wasser auf Carbilde,
vermutlich die Stoffe stch entwickeln, die im Petroleum
enthalten sind. Diese Hypothese hat nun neuerdings eine
bemerkenswerte Stütze durch Untersuchungen zweier franzö-
sischer Forscher, Sabatier und Senderens, erhalten. Diese
fanden, daß unter Mitwirkung von Nickel, Eisen oder
anderen Metallen der Eisengruppe schon bei gewöhnlichem
Druck und bei Temperaturen um 200° herum petroleum-'
artige Flüssigkeiten aus dem Acetylen entstehen. Sie füllten
eine Röhre mit frisch reduziertem Nickel, erwärmten sie auf
200° und leiteten ein Gemisch von Acetylen und Wasser-
stoff oder Acetylen allein über das Nickel hinweg. Stets
erhielten die Forscher Petroleum, und zwar je nach den
Versuchsbedingungen solches, das dem amerikanischen
Petroleum in Zusammensetzung und Aussehen ähnelte oder
dem galizischen oder kaukasischen Petroleum. Sogar die
dem Petroleum eigentümliche grünliche Fluoreszens wies
auch das künstliche Eczeugnis auf. Auch auf chemischem
Wege wurde eine weitgehende Aehnlichkeit festgestellt. Es
ist jetzt wohl kaum noch zweifelhaft, daß die in den tiefsten
Schichten unserer Erdrinde voikommenden Petrolemnlager
auf dem oben angedeuteten rein anorganischen Wege ent-
standen sind.

hslter der Gemeinde Gemmingen einen Farren zur Zuchr ver-
wendet hatte, ohne einen Körschein zu besitzen. Das Schöffen-
gericht sprach lhn jedoch frei nnd heute wird die auf Anrrag
des Bezirksamts von der Staatsanwaltschaft eingelegte Be"
rufung als nnbegründet zurückgewiesen und das freisprechende
llrteil bestäiigt, da nachgewiesenermaßen eine Körung des be-
treffenden Farren durch den Bezirkstierarzt beim Ankauf ftatr-
gefunden hatte und die Beschaffung des Körscheines in diesem
Falle lediglich Sache des Bürgermeisters ift.

Schwierigkeit der Erlangung technischer Stellungen. Der
Deutsche Techniker-Verband veröffentlicht folgendes: „Die vor
ca. zwei Jahren eingetretene wrrtschaftliche Krise und die da-
mit naturgemätz verbundene Rückstauung unseres gewerblichen
Lebens lätzt die Frage des Ergreifens eines technischen Berufes
als eine sehr ernste erscheinen. Unzweifelhaft dürfte, nach uns
von berufener Seite gewordenen Mitteilungen, in den nächsten
Jahren, d. h. für die Zeitdauer des wirtschaftlichen Nieder-
ganges und noch weit darüber hinaus, die Erlangung von tech-
nischen Stellungen außerordentlich schwierig sein, und zwar
umsomehr, als in letzter Zeit durch die Vermehrung der tech-
nischen Lehranstalten die Zahl der deutschen Techniker den
jetzigen Bedarf an Kräften weit übersteigt, so datz eine große
Zahl von Technikern sich also autzer Stellung befindet. Wir
halten es für unsere Pflicht, auf diese Thatsache aufmerksam zu
machen."

„Mich schaudert's und Euch wird's auch frieren!" soll
einmal vor Zeiten ein Pfarrer auf der Kanzel ausgerufen ha-
ben. Jn der letzten Tagen, wo das Thermometer nur wenige
Wärmegrade anzeigte, wurde man lebhaft an diesen oft gehörten
Ausdruck erinnert. Jm Monat August, wo sonst die Glut der
Sonne die Traubenbeeren erweicht, greifen viele Leute nach
den wollenen Unterkleidern und man könnte eher von einer
„Hundekälte" als von einer Hundstagshitze fprechen. Hoffent-
lich wird's nun bald wioder wärinerl

** Die vielgeplagte Polizei atmet gegenwärtig ordentlich
auf. Seitdem die Studenten in die Ferien gegangen sind,
kommen nur wenige Fälle von Ruhestörung und Unfug vor.
Jn unseren Straßen herrscht zur Zeit eine vornehms Ruhe
und die zahlreichen Fremden, welche hier Absteigequartier neh-
men, können sich über nächtliche Ruhestörung gewiß nicht be-
klagen.

— Polizeibericht. Verhaftet ivurde ein Arbeiter wegen
Diebstahjs nnd eine Kellnerin wegen Umherziehens. Wegen
Unfugs kamen zwei Personen zur Anzeige.

X Wiesloch, 13. August. (Ein grötzeres scha-
d e n f e u e r) entstand vergangene Nacht auf dem Hetzlerschen
Kalkwerk bei Station Roth-Malsch auf bisher unaufgekjärre
Weise. Das ganze Werk mit Ausncchme des Mafchinenhanfes
fiel den Flammcn zum Opfer. Das Feuer schten gar nicbr
bemerkt worden zu sein, denn als dre Arbeiter früh 5 Uyr zur
Arbeit kamen, fanden sie die Arbeitsstätte in einen rauchenden
Trümmevhaufen umgewandelt. Nach einer anderen Meldung
soll Stationswärter Weigel von Malsch das Feuer znerst be-
merkt haben. Der Schaden beträgt 30 000—35 000 Mark.
Eine Verkaufseinstellung ist für die Firma nicht nötig, da der
Produktionsausfall von dem Alt-Wieslocher Werk gedeckt wer-
den kann.

-i- Vom Odenwald, 14. August. (Von der Ernte.)
Das kalte, regnerische Wetter wird der Ernte recht vcrhäng-
nisvoll. Allenthalben hatte man zu schneiden angefangen.
Nun liegt das Gefchnittene seit zehn Tagen schon auf dem
Felde im Nassen. Äuch das noch auf dem Halm stehende Ge-
treide leidet sehr. Es ist bei nns seit einigcn Tagen geradezu
recht kalt, und man hat deshalb vielerseits wieder in den Zim-
mern die Oefen in Funktion gesetzt. Zeigt doch das Ther-
mometer morgens nnr noch wenige Grad über Null. Änch
tagsüber kommt es wenig viel über zehn Grad.

-ft Waldmichelbach, 14. August. (U n g l ü ck s f a ll.) Jm
hiesigen Eisenbahn-Tunnel werden zur Zeit im Jnrcresse
gröherer Sicherheit noch Ausmauerungen vorgenommen, wo
man solche bei Erbauung für Lberflüssig hielt. Letzte Racht nnn
kam im Tunnel, der bekarmtlich starke Gefälle hat, der ledige
Mcrurer Jäger von hier unter einen Materialwagen. Die er-
littenen Ouetschungeii sind wohl schlimm, doch hofft man den
Verunglückten äm Leben zu erhalten.

Waldmichelbach, 14. August. (Konknrs.) Ueber
das Vermögen des flüchtigen Moldrzik ist von Amtswegen der
Konkurs verhängt worden. Es melden sich fortwährend noch
neue Gläubiger, während cinc Aktivmasse kaum mchr vor-
handen ist.

Mannhcim, 13. August. (Ein schwerer Hecht.)
Beim Angeln im Rheine hatte jüngst der Heizer Barth von
Maximiliansaii das Glück, einen Hecht zu fangen, der daZ
ansehnliche Gewicht von 16 Pfund hatte. Der Fisch hatte übcr
1 Meter Länge nnd 15 Ctm. Breite.

Boxberg, 12. August. (Spende des Grotzher^
zogs.) Wie gerne nnser Großherzog solchen Personen, dje
imverschuldet iu Not geraten sind, hilft, davon haben w!r i"
unserem Amtsbezirk wieder ein Beispiel. Das Gemeinderats-'
mitglied M. in S. wandte sich lt. „Bad. Neckarztg." vor einigeü
Wochen an unsersn teueren Lcmdesvater und bat um Untcr-
stützung. Der Bittsteller gab an, er sei leidend und habe vieb'
Kinder. Dieses Bittgesuch ging an die Gemeindeverwaltunü
zur Begutachtimg zurück, und die Herrcn Gemeinderäte unter^
stützten die Bittschrift ihres Kollegen. Daraufhin wurde deiü
Gemeinderat M. in S. die Summe von 1000 Mk. vom Grotz^
herzog geschenkt.

IV Baden-Baden, 13. August. (R e n n - K o m i t e e)
Unter dem Vorsitze des Fürsten zn Fürstenberg findel
in der Rennwoche, am Freitag, den 29. August, in den Cln^
räumen dahier eine Sttznng des Jnternationalen Rerm-KonN"
tees statt. Die Tagcsordnung nmfatzt: B'eratung und
schlutzfassung über die Renn-Propositionen 1903, FestsetzuE
der Renntage pro 1903 imd Äusschreiben der Renn-Propost)
tionen für den Grohen Preis von Baden 1904 und das Fü^)
stenberg-Memorial 1905. — Bestellungen auf Boxen in
heim laufen tüglich vom Ausland und Jnlcrnd ein. Wie d'
Franzosen, so rüsten sich auch die Oesterreicher für das Jnte^j
nationale Meeting. Dem Vernehmen nach treten schon koyj
menden Dienstag verschiedene österreichische Pferde die
nach Iffezheim an. „Hutschachtel", die beste Vertreterin dey ^
scher Farbe im „Großen Preis", erhält für dieses Rennen
besondere Vorbereitimg. .v

SC Aus dem Wicsenthal, 13. Ang. (Bahnprofcm
Die „Freib. Ztg." berichtet, datz der Plan, im oberen Wieffj,,
thal ein Stauwehr zu errichten, als zu kostspielig aufgege^
worden sei. Dagegen sollen bei der Regierung Schritte
than worden sein wegen des Banes einer elektrisch zu beff
benden Bahn dnrch das Kleine Wiesenthal (Schopfh^'^ .
KandernO

Konstanz, 13. August. (Prinz Max von V a d e h
traf gestern Mend halb 9 Uhr von Bruchsal ans hier ein
nahm im Hotel „Hecht" Msteigequartier. Eine Stunde sp^,§
begab er sich wiedcr zum Bahnhof, wo Herr Dr. Monto
Rom eintraf: beide Herren fuhren dann gemeinschaftlich
dem Hotel „Hecht". Heute früh fuhr der Prinz mit Zug ' ^
Uhr wieder weiter in dcr Richtnng nach Stn^q-"^

Kandet und Merkeör. ^

Mannheim, 13. Auaust. lAktien.) Oberrh. Bank 117A.
Rbeln. Creditbank 142.30 G. Rhein. Hvvoth.-Bank 180.5" ,,
Brauerei Kleinlein. Heidelbera 160 G- Schroedl'sche BraU
Aktien 175.— G. Portland Zement Heidclberg 107.— B.
 
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