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Heidelberger Zeitung (44) — 1902 (Juli bis Dezember)

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Nr. 177-202 (01. August 1902 - 30. August 1902)
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https://doi.org/10.11588/diglit.23861#0340

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wollen, daß sie die Behandlung rein bayerischec Angelegen-
heiten den bayerischen zuständigen Faktoren ansschließlich
vorbehalten wissen mollen.

Sachsen.

Dresden, 19. Aug. Der heute verstorbene Kriegs-
minister Karl Paul Edler von der Planitz wac 1837
in Hohengrün bei Auerbach geborea. 1853 trat er als
Avantageur in die Königlich Sächstsche Artillerie ein. 1866
machte er den Krieg in Böhmen mit, 1867 wnrde er Haupt-
mann und Avjutant des Kronprinzen Albert, 1870 war er
im Kriege gegen Frankceich im Gmeralstabe des 12. Armee-
korps, dann der Maasarmee zugeteilt. 1873 wnrde er
sächsischer Militäcbevollmächtigter in Berlin, 1883 Chef
des Generalstabes der sächsischen Armeekorps, 1889
Kommandeur der 45. Jnfanterie-Brigade. 1891 wnrde er
nach dem Tode des Grafen Fabrice znm Staats- und
Kriegsminister ernannt.

Aus der Karlsruher Zeitung.

—- Seine Königliche Hoheit der Großherzog haben
dem Schreiner Josef Götz in Konstanz die silberne Rettungs--
rnedaille verliehen» dem Generalmajor z. D. Richard Fritsch
in Karlsrrche die Erlaubnis zur Annahme und zum Tragen des
i'hm verliehenen Kommandeurkreuzes 1. Klasse des Königlich
Schwedischen Schwertordens erteilt.

Seine Kömgliche Höheit der Großherzog haben auf
1. Oktober d. I. den bevollmächtigten Medizinalreferenten beim
Ministerium des Jnnern, Geheimrat 2. Klasse, Dr. Ferdinand
Battlehner unter Anerkennung seiner langjährigen, treuen
und ersprießlichen Dienste auf sein Anfuchen wegen vorgerück-
ten Alters in den Ruheftand versetzt und den Bezirksarzt 1 in
Mannheim, Medizinalrat Dr. Franz Greiff unter Ver-
leihung des Titels als „Obermedizinalrat" zum vollbeschäf-
tigten Medizinalreferenten beim Ministerium des Jnnern er-
nannt.

— Amtsaktuar Ferdinand Leiblein in Schwetzingen
ivurde zum Polizeiaktuar bei Grohh. Bezirksamt Offenburg
ernannt. - i.

Karlsruhe, 19. August. Der Großherzog und die
Großherzogin begaben sich gestern Nachmittag 3 Uhr von
Schloß Mainau mit Extraboot nach Konstanz, um, einem
Wunsche des Stadtrats folgend, der Stadt, welche höchst-
dieselben seit dem Regierungsjubiläum Setner Königlichen
Hoheit des Großherzogs noch nicht besucht hatten, die Ge-
legenheit zu einem festlichen Empfang zu gewähren. Die
Höchsten Hercschaften wurden am Hafen von den staatlichen
und ftädtischen Behörden und den zahlreich aufgestellten
Vereinen feierlich begrüßt. Oberbürgermeister Weber richtete
im Namen der Stadt an Seine Königliche Hoheit eine
Ansprache, auf die derselbe in längerer Rede antwortete.
Hierauf folgte die Vorstellung der Beamten, des Stadtrats
und der Vorstände der Vereine, deren Front die Höchsten
Herrschaften entlang gingen. Jhre Königlichen Hoheiten
bestiegen hierauf den von militärischer Eskorte begleiteten
Wagen und fuhren über die Marktstätte durch verschiedene
Straßen, in denen die Schulen Spalier standen, überall
von der Bevölkerung stürmisch begrüßt. Unter den Lauben
war das 6. Badische Jnfanterie-Regiment Kaiser Friedrich III.
Nr. 114 in Linie aufgestellt, die der Großherzog zu Fuß
abging. Während der Umfahrt hielten die Höchsten
Herrschaften an der evangelischen Kirche, wo ausgestiegen
wurde und Begrüßung und Vorstellung des Kirchen-
gemeinderats stattfand. Später folgte ein kurzer Besuch
im Münster, wo die Geistlichkeit und der Stiftungsrat
anwesend waren und wo die Höchsten Herrschaften einem
Gesangsvortrag des Münsterchores anwohnten. Auf die
Marktstätte zurückgekehrt, verließen Jhre Königlichen Hoheiten
den Wagen und der Großherzog nahm den Vorbeimarsch
des Regimentes in Sektionskolonne entgegen. Nachdem so-
dann daS Offizierskorps vorgestellt war, bestiegen die Groß-
herzoglichen Herrschaften wieder das Dampfboot, um nach
Schloß Mainau zurückzukehren. Auf das Schiff war eine
große Zahl von Gästen aus den Kreisen der Offiziere und
Beamten von Konstanz und deren Damen zum Thes ge-
laden, mit denen die Höchsten Herrschaften sich bis zu der
nach 7 Uhr erfolgten Ankunft auf Mainau in huldvollster
Weise unterhielten. Heute Vormittag 9 Uhr 16 Minuten
fuhren die Großherzoglichen Herrschaften nach Karlsruhe,
wo die Ankunft nach 2 Uhr erfolgte.

Arrsland.

Ocsterreich-Ungarn.

Prag, 18. August. Der Redakteur des Prager
„Polizeianzeigers", W e i r i k, der insolge der Steekbrief-
Afsäre zwangsweise auf sechs Wochen beurlaubt wurde,
wird seiner bisherigen Stellung als Verwalter des Poli-
Zeiarresthauses euthoben uwd ' strasweise als Kanzlei
Leamter einem anderen Departement zugeteilt. Der Vor
stand des Sicherheitsdepartements, Polizeimt O l i c, dem
Lie Ueberwachung des „Polizeianzeigers" oblag, war für
eine Oberpolizeiratsstelle in Anssicht genoMmen. Wegen
der Steckbriefaffäre wird er übergangen, und dem Ver-
nehmen nach wird der bisher bei der Wiener Polizei-
direktion angestellte Pölizeirat Zerboni znm Oberpolizei-
rat in Prag nnd gleichzeitig zum Stellvertreter des
Prager Polizeidirektors, Hofrats Krikawa, ernannt
werden.

Frankreich.

Brest, 19. August. Bei der Durchführung des
S ch n ldekrets in Lefolgoet, St. Meen und Plou-
daniel wurden 12 Männer, 10 Mädchen, 2 Gendarmen,
2 Soldaten und 1 Polizeikommissär verletzt. Acht Per-
sonen ,wurden verhastet. Zwei Verhaftungen wurden
aufrecht erhalten. Ein Grundbesitzer, ein Journalist
und ein Abee wurden wegen Anfreizung 'der Manifestan-
ten gerichtlich verfolgt.

Spanien.

M adrid, 16. Aug. Mit der bevorstehenden Rück--
kehr der Wilippinenmönche, die die Tagalen und Ameri-
kaner um keinen Preis behalten wollen, dürfte 'die ganze
Ordensfrage wieder in den Vordergrund rücken. Nach
allem, was man hört, hsrrscht übrigens 'selbst m den spa-
nischen Klöstern nichts weniger als Freüde über diesen
Zuwachs.

Kin Kenner üöer das Aentrum in Wayern.

Eine Schlußbetrachtung zum bayerischeu Landtag
veröffeutlicht soebeu im Zwanzigsten J-ahrhuudert der
langjährige Leiter des „Bayerischen Kurrier", wie er
früher war, und katholische Priester Dr. Franz Klasen,
eine Schlußbetrachtung, die gleich damit begiunt: daß die
Zentrumsfraktion, als sie als Schlachtopfer die Künst
iu Bayeru ausgesucht, den Weg böschritten habe, der zu
Ende sühren müsse. Wir heben folgende bittere Wahr-
heiten aus dem Artikel hervor:

Der Pfarrer und der Kaplan ist gut dazu, einem Zen-
trumskandidaten die Wähler zuzuführen; 'danach aber
durfte er jahrelang cins die ihm notwendige wirtschaftliche
Fürsorge warten und hat von der Partei für die Hebung
seines g e i st i g e n N i v e a u s n i ch t s, ober anch rein
gar nichts erhalten. Die wirtschaftliche Besserung ist
um der Bauern willen, die doch nie zufrieden werden,
lange verschoben worden. Jetzt ist sie in einem Augen-
blicke bewilligt worden, in welchLm der Beamtenstand
aus SNangel an Mtteln keine Wohnungsgeldzulage er-
halten konnte. Man hat die Gshaltsaufbesserung in un-
übertrefflicher Genialität so lange verschoben, bis kein
Geld mehr in der Staatskasse war und bis durch die
gleichzeitige Verweigerung der Besserstellung für andere
Kategorien selbst die bescheidene Erhöhung noch mit dem
Iseide der anderen vergällt werden mußte. Der Klerus
wird hoffentlich die bescheidene Besserstellung dazu be-
nützen, seine wissenschaftlichen Hilfsmittel zu vermehren,
denn man nniß mit einigem Troste konstatieren, daß das
Bedürfnis nach WerterLildung unter einem guten Teils
namentlich des jüngeren Klerus — gewiß yhne Zuthun
vieler Herren und Meistsr — wieder erwacht ist. Ob-
schon jetzt seit Meüschengedenken das bayerische Kultus-
budget dnrch einen Geistlichen als Referenteir vertreten
ist, so ist keinem der Herren die wissenschaftliche Hebung
des Klerus in den Sinn gekommen.

Wo wäre eine Partei, so fragt Dr. Klasen weiter, auf
den Einsall gekommen, sich an der Krone dadurch zu
rächen, daß sie die Posttion für Kunst streicht, und
sagt dann:

Freilich konnte man dem Regenten die „Ungnade"
nicht trotziger zeigen. Fsir die Künst hat 'derselbe das
erbliche Jnteresse der Wittelsbacher, auf die Staatsan-
käufe für Kunst bleibt das Urteit des Regenten nicht ohne
Einfluß: atso konnte man eben dem Regenten nicht
„besser" antworten, als wenn man die Position für
Staatsankäufe strich. Das Zentrum 'weiß so gut wie
alle Wett, wie wohlwollend der Regent der katholischen
Kirche gegenübersteht, um wie viel besser unter seiner
Regierung die kirchlichen Verhältnisse in Bayern gewor-
den sind, sodaß die bayerischen Bischöfe im scharfen Ge-
gensatz zu Aeußerungen früherer Fahrzehnte kürzlich er-
klären konnten, die Lage der Kirche in Bayern müsse
dem Papste zum großen Troste gereichen. Aber freilich,
so weit wird hoffentlich niemats ein Träger der Krone
in Bayern gehen, daß er einer Landtagsmajorität das
Bestimmungsrecht über einen Kultusminister einräumt,
wie dies bezüglich des Ministers v. Landmann der
Fall war.

Wäre der Zentrumspartei in Aayern nicht längst die
Fähigkeit, sich selbst richtig zu beurteilen, abhanden ge-
kommen, so hätte sie sich auf sich selbst besinnen und sagen
sollen: die Krone handelt in ihrem Rechte und will sich mit
'dem schwach gewordenen Minister dnrchans nicht me'hr
identifizieren. Das wäre nach zwei Seiten hin gescheit
gewesen. Aber in wahrer Wütigkeit rennt man gegen
den Regenten an, der doch etwas anderes als Undank der
„katholischen" Partei verdient hätte, nnd begeht nach der
anderen Rrchtung hin den unglaublichen Fehler, das für
Bayern w i ch t i g st e K u I t u r e l e m e n t, die
K n n st, zu schwächen! E s i st e i n g r ö tz e r e r p o I i-
t i s ch e r F e h I e r g a r n i ch t m e h r L e n k b a r. . .
Man darf nicht vergessen, daß die schwächste Festlichkeit
zum 80. Geburtstage des Regenten von der Zen -
trumspartei in München veranstaltet worden
ist. Der Kasinosaal war so leer, daß der Re'dner heinahe
hätte aufs Wort verzichten müssen. So dankt man dem
Regenten sein Wohlwollen, weil er der Partei sich nicht
wie Minister v. Landmann fiigt. Nicht einer der Gründe,
die nachträgtich für die Streichnng dieses Postens herbei-
gezogen wurden, hat sich ats stichhaltig bewiesen. Die
Regierung konnte den Vorwurf, 'daß sie bei Einkäufen
ein Ctiguenwesen begünstigt habe — was ja dann eigent-
lich ans die Rechnnng des Ministers v. Landmann histte
gesetzt werden müssen —' als unwahr glänzend zurück-
weisen. Die mit der Knnst oft verquickte Unmoralität
ist durch die 100 000 Mk. so wenig befördert worden,
als die vieten Millionen, die auf die Landwirtschast ver-
wendet werden, die Lumperei vieler Bauern verschulden.
Sotche läppische nachträgtiche „Begründungen" konnten
das Unrecht der „That" nur noch greller ins Licht setzen.
Es hat sich nur 'darum gehandelt, den Regenten an
der ver w undbarsten S t e l I e zu treffen und
vor der ganzen Welt zu böweisen, daß man als „katho-
tische" Partei eher alle Kulturerzeugnisse im Stich läßt,
ats das Hornvieh. Das hat in der That noch gefehlt, um
das Maß voll zu machen.

„Wir Haben längst erklärt", so schtießt ber Artikel,
„daß wir die jetzige Zentrnmsfraktion wegen ihrer Un-
sahigkeit nicht mehr als eine geeignete Vertretung der
Zentrumspartei betrachten können. Wenn die jetzigen
führenden Etemente bei 'der nächsten Wahl nicht endlich
von der Bildfläche verschwinden sollen, dann bleibt dem
intelligenten Teil der katholischen Bevölkerung nichts
übrig, als an die Bitdung einer neuen Partei zu
denken. Denn alle Bemühungen, dem Katholizismus
seine gebührende Stellung in der Knltnr des 20. Jahr-
himderts zu verschaffen, werden dnrch die Halsstarrigkeit
seiner politischen Vertreter vernichtet. Wir geben nichts
mehr auf die gegenwärtige bayerische Zentrumsfraktion.
Ein Teil der'setben ist jederzeit bereit, sich ganz auf die
Seite des Bauernbundes zn schlagen, und,der an'dere Teil
steht dann gänzlich nutzlos, im Zustande eines völligen
politischen BankeroÄs da. Jener Teil der Katholiken,
der im Kulturleben der Gegenwart seine Position retten
will, kann nicht mit einer - Parteiführung gehen, welche
kulturell am Ende aller Dinge zisht."

Sö über das Zentrum ein Kenner.

Aus Stadt und Land.

Heidelberg, 20. Augull.

** Die Großherzoglichen Herrschaften träfen heute früh
um 8 Uhr auf dem hiesigeu Bahnhofe ein uud setzien ibre
Reise alsbald in der Richtung nach Frankfurr forr.

n. Ein großes Strandfest veranftaltet die Karneval-Gesell-
schaft Heidelberg-Neuenheim am nächsten Sonntag auf dem
schön gelegenen Platze am Neckarvorland unterhalb der neuen
Brücke. Nach den bis jetzt geiroffenen Vorbereitungen zu schlie-
ßen und nach dem aufgestellen reichhaltigen Programm ver-
spricht dasselbe, wenn die Witterung einigermatzen günstig ist,
einen großartigen Verlanf zu nehmen. Das Programm ent-
hält u. a.: grotzes Konzert, gesangliche und rurnerische Aus-
führungen, Fischerstechen. Preiskegeln, Glückshafen, Tanzbelu-
stigung n. s. w. Auch für Kinderbelustigungen aller Art ist
gesorgt, wie: jiletterüäume, Schwebebaum, Sacklaufen, Siafer-
tenlauf, Topfschlagcn, Wurstschnappen, Wettlauf, Lnfrballons
u. s. w. Bei eintretcnder Dunkelheit findet eine Lampion-
polonaise für Kinder statt. Die Karneväl-Gesellschafr beab-
sichtigt, das Fest jedes Jahr zu wiederholen und so zu ciner
ständige Einrichtung zu machen.

—- Jn den Wagenpark der Großh. Badischen Staatseisen-
bahnen sind neuerdings vierachsige Spezialwagen
eingestellt worden, welche znr Befördernng besonders schwerer
und unförmiger Güter bis zu 40 000 Kilogramm Gewicht
dienen sollen. Die Länge dieser Wagen zwischen den Puffern
gemessen beträgt 18,11 Meter, ihre Breite 3,008 Merer. Das
eiserne Wagengestell bildet zwischen den Langträgern und
Querwänden eine». offenen Rahmen von 6,98 Merer licbter
Länge nnd 2,28 Meter lichter Breite ohne feste Querverbin-
dungen. Ueber den beiden zweiachsigen Drehgestellen sind die
Wagen mit Futzböden (Platformen) versehen. An den Wagen-
langträgern hängen zur Aufnahme der Ladung unten sechs
verschiebbare Ouerträger. Durch diese Anordnung ergeben sich
wesentlich größere zulässige Ladehöhen für die Güter als bei
den gewö'hnlichen Wagen. Die Queriräger können erforder-
lichenfalls anch au f die Langträger gelegt werden. Für die
Beförderung von rollendem Material können alsdann auf den
Querträgern auch Schienen je nach Bedärf mit 750 oder 1000
Millimeter Spnrweite befestigt wevden. Die Wagen können
unter Beobachtung der Vorschriften über Raddruck und Lade-
mahe anf sämtliche normalspurige Bahnen im internationalen
Eisenbahnverkehr übergehen. Ueber die Verwendung der
Wagen ist eine Dienstanweisung erlassen worden, welche auch
verschiedene Ladebeispiele enthält nnd Jnteressenten zugänglich

'st-

-r- Polizeibericht. Ein Dienstmädchen wurde wegen Be-
trngs und ein weiteres Dienstmädchen wegen Umherziehens
verhaftet.

80 Wiesloch, 19. August. (I rrenan st a l t.) Von zu-
ständiger Seite hören wir, datz die Nachricht des „Pf. B."
betreffend die Jrrenanstalt augenscheinlich auf einem Mißver-
ständnis beruht. Am 6. August war allerdings eine xsachoer-
ständigenkommission an Ort und Stelle, jedoch nur, um Bohr-
versuche nach Quellwasser vorzunehmen nnd die Zusahrtswege
zur neuen Jrrenanstalt zu bestimmen. Die Platzfrage Ur
definitiv erledigt. Die Wieslocher, welche durch
die Nachricht des „Pf. B." in nicht geringe Aufregung ver-
setzt werden, können daher wie-der rnhig schlafen. r-

X NuUoch, 19. August. (Blitzschla g.) Testern Naci -
schlug der Blitz in das 40 Meter hohe Kamin der Damps-
ziegelei P. Bächmann nnd Co. und verursachte einen 20 Meter
langen und ca. 8 Centimeter breiten Spalt. Möglicherweise
mus; der Kamin, durch dessen eventuellen Einsturz ein in der
Nähc stehendes Wohnhaus gefährdet würde, abgebrochen wer-
den.

Malsch, 19. August. (Tots ch l a g.) Heute Rachi halb

11 Uhr geriet der Zimmermann Jüngling mir seinen
beiden Söhnen Andreas und Franz in Streit, dcrbei stellie sich
ein anderer, älterer Brnder, Fohann, auf die Seite seines
Vaters. Der Streit artete in Thätlichkeiten aus, bei denen
Andreas seinem Bruder Johann eincn Stich in den Nacken
versetzte, welcher die Schlagader traf, so daß der Tod alsbald
eintrat. Die Brüder Andreas und Franz Jüngling wurden
noch in der Nacht verhaftet.

80 Schwetzingen, 19. August. (Eine Submissions-
blüte) wie sie drastischer wohl selten geboten wird, zeitigre
die Bergebung der Arbeiten für die Wasserversorgnng der
Stadt Schwetzingen. Von der Gesamtanschlagsumme im Betrag
von 292 900 Mark wurden nicht weniger als 45 900 Mark
abgeboten.

80 Karlsruhe, 19. August. (Die badischen G r o tz-
städte.) Karlsruhe, welches am 1. August mit einer
Einwohnerzahl von 100 197 in die Reihe der deutschen Grotz-
städte eingerückt ist, ist recht schnell emporgewachsen. Zur Zeit
seiner Gründnng — 1715 — betrng die Seelenzahl noch nicht
2000 (1719 wntden 1994 gezählt). Jm 18. Jahrhundert ging
die Steigung ziemlich langsam vor sich; eine Zählung in dem
Jahrzehnt von 1780 bis 1740 ergab 2652, eine solche
1770—1780 8333 'Einwohner; 1800 waren aber bereits
7275, 1810 10 697; nun folgt: 1825 18 499, 1840 23 457,
1855 25 160, 1880 49 281, 1890 73 496, 1900 96 976. —
Mannheim, welches den 160 000 nahe ist, hat sich in den
letzten Jahrzehntcn schneller als die Residenz entwickelt. 1606
erhiclt es Stadtrechte, 1618 zählte man 1100—1200 Be-
wohner: 1663 waren 8000 da, 1688 lautet die Ziffer 11 000
bis 12 000, 1721 18 600, 1777 25 350. Diese Zahl erreickite
die nachmalige Handelsmetropole erst wieder im Jahre 1855.
Jn der Zwischenzeit trat ein erheblicher Rückgang ein: 1786
22 873, 1802 18 818, schließlich sogar auf 13 000. Dann
ging's wieder nnaufhalffam anfwärts, es wnrden gezählt
1880 63 465, 1890 79 044, 1895 97 780'und 1900 140 884.

S C Karlsruhe, 19. August. (D e r amcrikanische
S ch ü tz e n k ö n i g.) Bei den volkstümlichen Schühenfesten
des Schwarzwaldes pflegt alljährlich ein bekannter nord-
amcrikcmischer Schützenkönig Gustav Zimmermann gegenwärtig
zu sein, nm alsdann schwerbeladen mit allen ersten Prcisen
wieder in seine neue Heimafftadt Newpork zurnckzukehren-
Herr Zimmermann ist geboren in Endingen. Heuer hat der
rsiche Deutschamerikcmer, wie die „Münch. N. N." berichtcn,
nun noch einer Pflicht in Weingarten, Kreis Karlsruhe, ge-
nügt. „Man" hat sich erinnert, daß Zimmermann hrer iäi
Jahre 1869 — er war damals ein armen Gartenbanschüler
von Karlsruhe — in einer Wirtschaft aus Versehen 1 Schoppen
Bier und 1 Kreuzcrbrot im Gcsamtwerte von 1 Batzen sckuldig
blieb und mit Hilfe >der Logorithmen hat man ausgerechnet'
datz diese Schuld samt Zins und Zimeszins aur die Kleinig-
keit bon 9 Mark 61 Pfenmg angewachsen ist. De-- "
könig hat sich nun den Spatz gemacht, diesen Schuldbetrag in
Person in Weingarten zn entrrchten.

80 BMngcn, 19. August. (Blihschlag.) Jn d-c
Nacht vom Samstag auf Sormtag schlug in Weigheim der Bffö
in die Gasthänser znm „Schühen" und „Hirsch", welche völlig
nwderbrannten.

-i- Furtwangen, 19. Angust. (Arbeitseinschräu'
kung.) Jnfolge der überall cmpfundenen ungünsffgen ^
schästslage wurde die Arbeitszeit in der Bürsten- und Pinst^
fobrik Llohd und Cie. mit 6 Stunden — vormittags 6

12 Uhr — beschränkt.

Schopfbeim, 19. August. (Generaloberst vä.
Lo <-) ist hier eingetroffen und hat sich in das Roggenbachs^''
SKloß begeben.
 
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