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Heidelberger Zeitung (44) — 1902 (Juli bis Dezember)

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Nr. 177-202 (01. August 1902 - 30. August 1902)
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meldet, ist die Jnhaftnahme zweier Unteroffiziere deS
Spezialschiffes „Loreley" auf Veranlaffuna des stellver-
tretenden russtschen Kommandanten in Nikolajew erfolgt
und zwar weil die bciden Unteroffiziere das für russtsche
Mannschaften bestehende Verbot des Aufenthaltes in einem
Gartenlokal des Boulevards nicht kannten und daselbst
angetroffen wurden. Das Verbot war dem Kommando der
„Loreley" durch die russischen Militärbehörden nicht bekannt-
gegeben worden. Die Entlassung der beiden Unteroffiziere
aus der Haft hat am Morgen des folgenden Tages sofort
stattgefunden. Der Gouverneur von Nikolajew
hat sein lebhaftes Bedauern über den Vor-
fall zum Ausdruck gebracht. Damit dürfte die
Sache wohl erledigt sein.

Deutsches Neich.

Baden.

L.O. Karlsruhe, 26. Aug. Als Nachfolger des
verstorbenen Oberstaatsanwalts Arnold ist Erfter Staats-
anwalt Geiler in Freiburg in AuSsicht genommen. Erster
Staatsanwalt Gageur in Konstanz soll in gleicher Eigen-
schaft an das Landgericht Freibnrg koinmen.

Aus der Karlsruher Zeitung.

— Seine 5tönigliche Hoheit der Großherzog haben
den mit der Leitung des tierhygienischen Jnstituts in Fretburg
betrauten tvissenschaftlich gcbildeten Assistenten, Professor Dr.
Mathias Schlegel zum Vorstand üieses Jnstituts ernannt
und dcm Fabrikinspektor Dr. Eduard Föhlis ch die Stelle
eines Zentralinspektors bei der Fabrikinspektion übertragen.

— Regiernngsbaumeistcr Wilhelm R e e s bei der General-
direktion der Staatseisenbahnen wurde dem Maschineninspcktor
in Heidelbcrg und Regierungsbaumeister Menninger in
Heidelberg der Verwaltung der Hauptwerkstätte zur Dienst-
leistung zugeteilt.

Ausland.

Asien.

— Chin a hat nach der kürzlich durchgeführten Volks-
zählung 426 Millionen Einwohner. Die Provinz
Schantung, in der das deutsche Kiautschou liegt, hat
38 Millionen Einwohner und ist dichter bevölkert als Sachsen.

Amcrika.

Newyor k, 26. Aug. Rooseoelt erklärte wieder
in einer Rede in Boston, die Nation müsse aus Gründen
der Selbsterhaltung gegen die T r n st s vorgehen. Der
Präsident legt in jeder Rede mehr Nachdruck aus eiue
schärfere Kontrolle der TrustS und bringt diese Frage un-
bedingt in den Mittelpunkt des öffentlichen Juteresses.

Mom 49. deulschen Katholikentag in Wann-
lieim.

m.

Jn seinen Bctrachtungen über den zweiten Tag der
Katholikcnversammlung schreibr der „Mannh. Gen.-Anz.":

Als wir gestern Abcnd dcn Festhallensaal verließen, be-
herrstbte uns ein Gcsühl der Enttäuschung. Es mag diese
Empfindung cine rein subjektibe gewesen sein, aber wir ver-
mochten gegen sie nicht anzukämpfen, bei allem Bestreben,
ein streng oüjektiver Beurteilcr der Vorgänge in der Festhalle
zu sein. Wir hatten bei aller Gegcnsätzlichkeit der Anschauun-
gen doch einige Stundcn ästhetischen Genusses erwartet. Was
bot man dagegcn? Rcden, die sich nicht viel über das Niveau
der Volks- und Wahlversammlungen erhoben. Am wirkungs-
vollsten crschienen uns noch die Ausführungen des gewandten
und anscheinend mit feinem, gediegenen Humor ausgestatteten
Vorsitzenden Herrn Dr. Cardäuns. Er fand warme Herzens-
töne für die Verstorbencn. Nngerecht war aber seine Behaup-
tung, die cr in den Nachruf für den verblichenen Freiherrn
von Buol-Berenbcrg flocht, daß „es dieser hervorrageu.de Katho-
lik viellcicht etwas wciter gebracht HLtte, wenn er etwas weniger
Katholik und ctwas weniger Bolksmann gewesen wäre." Eine
solche auf den Beifall der Masse berechnete Phrase entbehrt
dor allem in Baden jeder Begründung, wo die Glaubensgenossen
und Parteigänger des Herrn Dr. Cardauns in den höchsten
Richterstellen des Landes sitzen. Der Borsitzende eincr Ver-
sammlung, wie es dcr deutsche Katholikentag ist, sollte sich doch
bor derartigen haltlosen Unterstellungen hüten. Vielbemerkt
tvurde auch, daß Herr Dr. Cardauns den verstorbenen Doktor
Lieber „als den einflußreichsten Führer des Zentrums nach
Windthorsts Tode" bezeichnete. Also dochl Es war nicht
immer so!

Dem letzten Rcdner, Herrn Reichstags- und Landtags-
abgeordneten Dr. Bachcm aus Köln, siel die undaukbare
Aufgabe zu, den schon vom Vorsitzenden in seiner Cröffnungs-
rede iaufgenommencn Faden über die „Gefahr eines
neuen K u l t u r k a m p s e s" weiter nnd breiter auszu-
spimien. Es war nicht keicht, die sonst nicht sehr skeptische
Zuhörerschaft von der Gefahr eines nenen Kulturkampfes zu
Werzeugen nnd wir möchten schr bezweifeln, daß Herrn Bwchem
die Lösung diescr Aufgabc gelungen ist. Es macht doch immer
mehr den Eindruck, als ob es sich bei dieser ganzen, künstlich
aufgcbautcn Gcfcchr nur darum handelte, einen neuen Reif
zu erhalten, >den man um die auseinander strebenden Elementc
des Zentrnms legen kann. Was insbesondere die Evangelisa-
tionsgesellschaft betrifft, so sollte man sich hüten, Lber deren
evangelisierende Thätigkeit in einer Versammlung zu reden,
in dcr kurz vorher der Hoffnung Ausdruck gegeben wurde,
daß die Zeiten kommen mögen, „in der es nur einen Hirt und
eine Herde gebe."

— Die Pretzkommission hat sich eines Besseren besonnen
und nun auch die Vertreter dcr gcgnerischen Presse zn den
gescklossenen Versammlungen zugelassen.

f Mannlieim, 26. Augnst. Heute Vormittag fand zu-
nächst die G e n e ra l v e r s a m m l u n g des Bolksver-
eins für das katholische Deutschland statt; derselben wohnten
ea. 10 000 Pcrsoncn aus ganz Südwcstdeutschland bei, mcistens
Arbeiter, Weinbauern, Bergleutc nnd Handwerker. Den Vor-
sitz führte dcr Präsident dcs Vereins, Fabrikbesitzer Braudes-
M.-Gla-bach. Nach dcm Cteschäftsbericht zählte der Volks-
vercin Ende Juni 209 000 Mitglitzder, die Zunahme seit dem
Vorjahre beziffcrt sich auf 2 i 000 Personcn, der Vermögens-
stand belänft sich auf eine Viertelmillion Mabk. Trimborn-
Köln sprach über dic sozialcn Aufgaben des Volksvcreins, Abg.
Gröber-Heilbronn übcr dic apologctischen Aufgaben desselben.

Jm Anschluß an d!c Versammlung dcs Volksvereins fand
die zwcite gcschlossene Gencralversammlung
statt. Es kamen znr Beratung die eingelaufenen Anträge

remy soll mit dcr Statue nicht ganz cinverstanden sein, weil
die Jungfrau zu dürftig gekleidet sei, ein Umstand, der mit
ihrer heiligen Sendung nicht im Einklang stehe. Mr. Dalton
hat die Statiic auf einer Auktion in Eugland crstanden.

zur römischcn Frqge, dem Vereins- und Missionswesen und der
Charitas. Dic Anträge wurden sämtlich angenommen. Mit
Rücksicht auf die Thätigkeit des Gustav Adolf-Vereins wnrde ein
Antrag angenommen, welcher die krästigere Unterstützung des
als Gegengewickft dienenden Bonifaziusvereins empfiehlt.
Jn den einzelnen Pfarreien sollen Dekaden gebildet werden.
Eine katholische Annoncenexpeditüm fordert ein vom Ausschuß
vorgelegter Antrag. Der Antrag wurde behufs Vornahme von
Aenderungen zurückgezogen. Die übrigen Anträge betrafen
die Unterstützung der katholischen kaufmännischen Vereine, ver-
schiedener Missionsvereine und des Afrika-Vereins deutscher
Katholiken. Gcgen das Duellwesen ist vom Oberbürgermeister
Dr. Antoni-Fulda und Justizrat Custodis-Cöln ein Antrag
eingelaufen, über dcn morgen beraten wird.

Heute Nachmittag hielt der Verband der katholischen
k a u f m ä n n i s ch e n V e r e i n i g u n g e n Deutschkands
eine Souderversammlung ab. Nach einer Bcgrühnngsan-
sprache des Herrn Helffrich-Mannheim sprach Herr Weismantel
aus Cöln über Zweck und Ziele des Verbandes. Der Verband
zählt ca. 140 Vereine mit 14 000 Mitgliedern. Der Verband
bat eine Reihe Wohlfahrtseinrichtungen, so Stellenvermittlung,
Uuterstützuugskasse usw. Redner schloß mit der Bitte, jeder
solle den Verbaud so viel wie möglich unterstützeu, idcell und
matcricll. Sodann sprach Herr Held-Regeusburg über dic
sozialen Aufgaben dcs Verbandes. Jm letzten Jahre hat
sicy dic soziale Kommission des Verbandes voriiehmlich mit
zwei Hauptfrageii beschäftigt, mit der Lage des Lehvlingsstaudes
uüd der Fraucnfrage im Kausmannsstande. Durch eine
Petitiou au dcn Reichstag soll die Einführung des Foribil-
duugsschulzwanges erreicht werdeu. Von den Frauen sollen
nur die unterstützt und gefördert werden, die sich aus innerem
Beruf dem Kaufmannsstande widmen. Die Kommission hat
beschlosscn, in einer Eingabe den Reichstag und Bnndesrat
zn bitten, genaue statistische Erhebungen über alle Beziehungen
des weiblichcn Geschlechts zum Kaufmamisstande cinzuleiten.
An diesc Rede schlos; sich leine kurze Diskussion, nach welcher die
Versammlung ihr Ende erreichte.

f Mannheim, 26. August. Jn der hente Nachmittag ab-
gchalteneii zweiten öffentlichen Versammlung
spra cb Bischof Ehrler von Speier üüer den Kampf der Kirche
gegen den Unglauben. Universitätsprofessor Brcig-Freiburg
snchte die Behauptungen zn widerlegen, daß katholische Kirche
n»d freie wissenschaftliche Forschung nnvereinbar seien. Prak-
tischer Arzt Dr. Dasser-Frciburg sprach für die Zülassung der
Orden in Baden. Er suchte in sehr gemäßigter nnd ruhiger
Weise die Angriffe gegen die Orden und die Einwendungen
gegcn die Zulassung derselben zu widerlegen. Vierter und
letzter Rcdner war Rechtsanwalt Dr. Feigenwinter aus Basel,
dcr über das Thema „Die katholische Kirche und das moderne
Erwerbsleben" sprach. Er zog die Linien, dic ein rickstiger
Kätholik im wirtschaftlichen Leben nicht überschreiten dürfe
nnd geißelte scharf die verschiedenen Ereignisse der letzten Zeit,
znm Beispicl den Leipziger Bankkrach.

Vom Pa p st nnd vom Kaiser waren Antworttele-
grmmne cingclaufcii. Der Kaiser ließ telegraphieren:
„Se. Majestät der Kaiser und König häben den Ausdruck der
Trcue seitens der dort vereinten Katholiken Deutschlands hnld-
vollst cntgegenziinehmcn und mich> zu be>auftragen geruht,
dcr Gcneralversainmlnng Höchstseinen Dank ansznsprechen.
Lueamis."

Aus Stadt und Land.

Heidelberg, 27. Auaust.

Mit Bczug auf die Ausweisnng erner Bifffetdnmc, dic in

eincr hicr viclbesprocheuen Afsäre eine Rolle gespiclt hat, er-
fährt die „Neue Bad. Ldsztg." folgendes: Die jetzt 34 Jahre
alte Ansgewicsene war 1836 vom Landgericht Frankenthal
wegcn Tiebstahls mir 1 Jahr 3 Monaten Gefängnis üestraft
und anßcrdcm vom Schöffengericht Heidelberg untcrm 17. April
1902 wegen des gleichen Delikts zu vier Wochen Gcfängnis
vernrtcilt worden. Zwei Tage s p ä t e r, am 19. April
1902, verfügte das Großh. Bezirksamt Heidclberg ihre Aus-
wcismig. lintcr diesen Nmständen ist es erklärlich, daß das
Ministerimn des Jmiern, das sich im vorigen Monat mit der
Angelegcnheit beschäftigte, ausdrücklich anerkannte, daß der
betreffendc Bezirksbeamte weder gesetzwidrig gehandelt, noch
scinc Amts'ücfugnisse überschritten hat. Gleichwohl fand das
Niinisterimn in der Sache einen Haken. llnd mit Rechtl Die
Ausgcwicscnc hat zwar die italienische Staatsangehörigkeit und
trägt cinen italienischcu Namcn; allcin sic ist am Neckarstrand
gcborcn und !var Badnerin, bis sie vor Jahren einen italieni-
schen Südfrüchtchäüdler heiratete. Letzterer ist inzwischen ge-
storbcn, nnd seinc Witwe hat keinerlei Beziehungen mchr zu
Jtalicn, als eben ihre Staatsangehörigkeit. Bei dieser Sach-
lage war die Answcisung dem Ministerium denn doch nicht
erwünscht. Wie. das obcn genannte Blatt weiter mitteilt, hat
das Ministerium seine Mißbilligung der Ausweisung ansge-
sprochen, woranf dcr betreffende Beamte um seine Versetzung
nachgesucht hat.

Vo. Ehcvnuxlcgers. llnter klingcndcm Spielc zog hente
Morgcn 11 Uhr dic Kapelle, sowie ein Teil des 8. Chcv.-Rcgi-
ments aus Dicuze in nnsere Stadt ein. Sie machten auf ihrcn
schmucken Pferden, die Lanzen mii lustig flatternden weiß-
blaneli Fähiichen eineii sehr guten Eindruck. Mögen dic statt-
lichcn jungcn Bayern hier zwei angenehmc Ruhetage verleüen l

8t. Ll. L. Die Regimentskapelle des hier auf 2 Nasttagen
besindlichcn Köiügl. Bayr. 3. Cheveanxleger-Negiments „Herzog
Karl Theodor" in Dienze (Lothringsn) garnisoniereiid, wird
hcute Abend bei gimstiger Witternng iin Stadtgarten 8L2 Uhr,
im Verein mit nnserem städtischcn Orchester ein Doppel-Konzert
veranstalten nnd steht dem Publikimi ein gennßreicher Abend
bevor. Die Konzerte im Stadtgarten werden bei gntcm Wetter
bis Ende des Monats September fortgesetzt, doch beginnen die
Ferien des städt. Orchesters diesesmal schon am Montag, den
15. September. Von dieser Zeit ab, vertritt wie seither, der
hiesige Orchesterverein dessen Stelle und die Abomienten der
Konzerte haben bis znm September-Ende zu denselbeiü, freien
Zutritt.

Tns groste Los der Hessischen Landeslottcric, 200 000 Mk.,
war dicsmal in den richtigen Händen. Es wurde in Achteln
gcspielt und zwar fielen fünf Achtel an Avbeiterfamilien in
Offenbach, je cin Achtel nach Dictzenbach, Beerfelden und Bee-
dcnkircheii.

^" Falsiidiiiig. Wir machen auf die im hentigen Jnseraten-
tcil ansgeschriebene Fahndung aufmerksam. Danäch ist hier
cin größercr Einbruchsdiebstahl ausgesührt worden. Die
Thäter find vielleickst die gleichen, die auch in Mannheim ihr
Wcsen treibcn, ivic ein dortiges Blatt meldet.

— Polizeibericht. Verhaftet wnrdc ein Dienstniädchen
Ivcgen Diebstahls, ein Ghpser nnd cin Schuhmacher wegen
Hehlcrei und cin Händler wegen groüen Unfugs. Zwei Pcr-
soncn kamcn wcgen Unfugs zur Anzeige.

Walldorf, 25. August. (E i n S ch a d e n f c u e r) brach
hente Morgen halb 11 Uhr irn sogenannten Kasernenhofe hier
im Hause des Joh. Heinr. Schleich aus, das rasch auch auf die
anstoßendeu Gebände des Heinr. Henz, des Landwirtes Karl
Lamade übergriff nnd alle vier Gebände in Asche lbgtc. Die
Gcschädigtcn sind vcrsichcrt. Die Ursache ist zur Zeit noch unbe-
kannt.

Nramiheim, 26. August. (Vom Festzug.) Nach ciner
genaueii Anfstcllung habcn sich am Festzug der katholischen
Arücitcrvcreine tm ganzen 20 800 Personen und 41 Musik-
korps beteiligt. 40 000 Pcrsonen wurden am Sonntag allein
von der pfälzischen Bahn nach Lndwigshafen bcfördert, wovon

22 000 Personen mit den Extrazügen und 18 000 mir den
Kurszügen.

LL Mannheim, 26. August. (Statistrs ch es.) Der Zu-
zug an Arbeitskräften mit 1754 blieb im Zuisi nach dem Berichr
des ftaristischen Amtes wesentlich himer jenem der beiden letz-
ten Monate, April 2692, Mai 2032,^zurück, die Zahl der Weg-
ziehenden mit 2233 ist dagegen im Stsigen begriffen. — Der
Güterverkehr in den Mannheimer Häfen ist midauernd
ein reger. Obgleich die Gesamtzahl der im -staars- und
JndustriehafLn zu- urid avgehendeii Schiffe im Juni mit
2838 die Zahl des gleichcn Monats des Vorjahres (3244)
nicht erreichte, so ist doch das Gesamtgewicht der Gürer mit
475 341 (474 180) Tomien gestiegen. Das Gesamrgewickst
der Schiffsgüter im Rheinauhasen mit 101 515 Tonnen betrug
rm Juni einige Tausend Tomien weniger als im Vormonat,
108 046, ist aber noch 2Zhmal so groß wie rm Vorjahre
(40 539 Tonnen).

Mamrheim, 26. Aug. (Eine größere Anzahl von
E i nb r u chs d i e b st ä h l e n) ist, wie der „Mamch. Gen.-
Anz." erfährt, in der letzten Zeit in unserer Stadt verüüt
worden und zwar in Wohnungen, deren Jnhaber verreist
waren. Wie das Blatt weiter vernimmt, wnöden auch in
zahlreichen Rachbarstädtcn derartige Diebstähle ausgeführi.
Die Art und Weise, wie die Diebe in den oerschiedenen Städren
vorgegangen sind, läßt darauf schließen, daß man es hier
wahrscheinlich mit eincr weitverzweigten Diebes- und Hehler-
bande zu thun hat, die im Süden unid Westen von Deurschland
ihr Unwesen treibt.

SL Bretten^ 26. Ang. (A n g e s ch o s s e n.) Der 16-
jährige einzige Sohn öes Laiidwirts Konrad Schnorr war am
Freitag Abend gegen 8 Uhr noch auf einem Acker in der Rähe
des Walües beschäftigt, als plötzlich aus dem Walde ein Schntz
kam und den Bedauernswerten schwer verwundete. Der Schutz,
eine Schrotladung, rührte aiischcinend von cinem mworsich-
tigen Jäger her, der unter dcm Schutze des Waldes entkam.
Der arme Bursche erhielt 7 Wunden an Hals, Brnft mid Un-
terleib. Ob er mit dem Lcben davonkömmt, steht noch in
Frage.

Baden-Baden, 26. August. (V o n den Rennen.)
Anläßlich der in dieser Woche stattfindendctt Jnternatiottalen
Rennen in Pforzheim veraiiftaltct das Städtische Kur-Komites
am Mittwoch Abend mit Begimi nm 10 Uhr eincn Bal pars,
zu wclchem das vollständige Knrorchester die Musik stellt. Am
gleichen Tage findet abends von 8 bis halb 11 Uhr ein großes
Militärkonzert der Kapelle des Bad. Fuß-Art.-Reg. Nr. 14
aus Straßburg statt. Für Donnerstag, den 28. Augnst, den
Tag des großen Pforzheimer Preises, konzerticrt vormirtags
von 11 bis halb 1 Uhr und abeirds von halb 11 bis 12 Uhr die
Ungarische Kapelle. Am Abend dieses Tages findet sodann
neben einem großen Doppel-Konzert des Städtischen Kur-
Orchesters nnd der Rastatter Jnfanterie-Kapelle abermals ein
großes Sommernacht-Fest, festliche Beleuchtung der Wiese
(Aurelia Aquensis — Baden zur Römerzeit), der Alleen und
der Säle des Konversationshauses statt. Bei der Beliebtheit,
welche sich gerade die Sommernacht-Feste mit ihrer herrlichen
Wiesendeköration erfreuen, dürfte der Besuch der Veranstal-
tungen von hier wie von auswärts ein sehr reger werden.

8L Badcn-Baden, 26. Aug. (Renne n.) Von den fünf
Renntagen der großen Sportwoche habcn von jeher Diensrag
nnd Samstag nur eine verminderte Beteiligung von Seiten
des Publiknms zu verzeichnen. Da zudem hcute ein rrübcs
nnd regnerisches Wetter die Anziehmigskraft dcs interessamen
Rennprogramms paralysierte, war der Besuch auf allen Plätzen
der Rennbahn seyr flau. Jn sportlicher Hinsickst aber darf der
hentige Tag zu den bedeutungsvollsten des Lanzen Meerings
gezählt werden. In süns Renncn hatie die dcutsche Zucht
gegen die französische deu Kampf aufzunelMen nnd der Ans-
gang des Zukunftsrennens war als gleichbedentcnd zu erach-
ten ciner Entscheidung der Fragc, welcher dcr beiden Zuchren
die Superiorität gegenüber dcr andern zuzuerkemrcn sei. Lei-
der zeigten srch auch heuer wicdcr die Vertreter deulscher Zucht
den Abgesandten Frankrcichs nicht gewachsen, nnd wenn cs
inländischen Pferden gelang, 'dcn Pvcis der Stadt Baden,
das Eberstein-Rennen nnd das Oos-Handicap zu gewimren,
so enthcrlten diese Siege wegen dcs Fehlcns ausländischer
Gegner wenig Tröstliches, gegennber dcn schweren Niederlagen»
welchs die Frmrzoscn dcn bcrufcnsten Reprcscntanten deutschcr
Zucht bereiteten. Der Verlauf war folgcnder: 1. Eberstein-
Renncn: 3000 Mk., Dist. 1800 Meter, 1. Weinbergs „Stief-
mütterchen", 2. v. Oertzcns „Evander", 3. Lcmeckes „Regen-
bogen"; Tot. Sieg: 10:39, Platz: 20:26, 22. 2. Sandmeier-

Rennen: 4000 Mk., 1400 Meter, 1. Caillauts „Amorique",
2. Ephrussis „Xeres", 3. Weinbergs „Saskia"; S. 10:26,
P. 20:26, 26. 36. 8. Znkmifs-Remien: 36 000 Mk., 1200

Meter, 1. Caillauts „Mircille", 2. Ephrnssis „Eßling",
8. v. Oppenheims „Signor"; S. 10:22, P. 20:21, 22, 21.
4. Preis der Stadt Badcn: 20 000 Mk., 2000 Meter, 1. Bin-
dings „Over Norton", 2. Lemckes „Draga", 3. Weinbergs
'„Prinz Hamlet"; S. 10:15, P. 20:24, 30, 20. 5. Oos-Han-

dicap: 10 000 Mk., 1800 Meter, 1. v. Oppcnhcims „Flirr",
2. Weinbergs „Goldoni", 3. Kühns „Tait"; S. 10:62, 20:40,
28, 20. 6. Merkur-Steaplc-Chase: 3000 Mk., 3500 Meter,

1. Evbprinz A. Löwensteins „Federfuchser II.", 2. Bischoffs
„Rocturne", 3. Graf Bredows „Soprano"; S. 10:62, P-
20'38 32 20.

SL Kehl, 26. August. (V e r st e r g c r u n g.) Dieser
Tage wurde das znr Konkursmnsse des verstorbenen Hoteliers
L. Benz gehörige Hotel „zum Salmen" verstcigert. Das
Höchstgebot bctrug 130 000 Mark. Die Pfandeinträge anf das
Hotcl belaufen sich auf 196 000 Mark; cs gchcn somit 66 000
Mark verloren.

Diirrheim, 26. Aug. (D e r F r e m d e n b e s u ch) wat
hier in dieser Saison so zahlreich, wie noch nie. Die Opfer,
welche Staat, Salinenverwaltrmg nnd Privcrte für Hebung der
Frequcnz des Soolbades bringen, haben bercits reckst erfreuliche
Erfolge gezeitigt. Nicht nnr im jÄirhaus, auch in den anderN
Hotels ist man eifrig bcmüht, allcn Anforderungcn dcr Gästr
an Bequemlichkeit u. s. w. Rechnnng zu tragen.

Meßkirch, 26. Aug. Wie man von hicr meldet, soll der
Großherzog beabsichtigen, den in hicsiger Gcgend statt"
findenden Korpsmanövern beizuwohnen mid während diesrr
Zeit hier Ouartier zn nehmen.

Schrambcrg (Schwarzwald), 25. August. (Unglücks^
fall.) Am Samstag fuhrcn mehrere junge Leute der Haw^
burg-Amerikanischen Uhrenfabrik bci der Rückkehr von einci^
Waldfcst in sehr raschem Tempo anf einem lceren Bierwagc^
nach Hanse. An einer steilen Stelle kam der Wagen i>^
Rollcn und stnrzte m!t sümtkichen Jnsassen eine 10 MetK
hohe Böschnng hinunter. 3 Leute waren sofort tot, zchn cmdei>
sind mehr öder minder schwer verletzt.

Heidelberger Bereinsangelegenlieiteii.

Der Berein bayerischer Staatsangchöriger hielt am
gangenen Sonntag im Saale dcs „Adler" eine König LuA
w i g - G e d e n k f e i e r a-b, welche so stark besucht war, dav
die oberen Ränmlichkeiten des Hotcls nicht ausreichten, ^
Zahl der Erschienenen zu fasscn. Mit einem schwungvow
Prolog, den Herr Ringler verfatzt hatte und in zünderH^
Weise deklamierte, wurde die Feicr eingcleitet und durch zkv^
von Herrn Dietrich gestellte csfektvollc lebende Bilder vK
herrlicht. Jm Anschluß darcm fand eine schr gemntliche Abew,
unterhaltung statt, zu welckcr cin reickhaltigcs Prograiw^
aufgcstellt war. Lieder für Tenor sang Hcrr Widmann (v^
 
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