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Heidelberger Zeitung (44) — 1902 (Juli bis Dezember)

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Nr. 203-228 (01. September 1902 - 30. September 1902)
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so würde die Absicht Jedermamr bekamlt gegeben werden,
bevor sie durchgeführt werde. Botha sprach sein Misz-
fallen dariiber aus, daß die Nationalscouts in die Kom-
mission ernannt wurden, welche die bewilligten drei Ml-
lionen Pfund Sterling verwalten sollen. Hierauf aut-
wortete Chamberlain, dieselben seien in keinem größeren
Prozentsatz in der Kommission als die anderen. Die
Regierung müsse sich denjenigen gegenüber, die sie unter-
stützt hätten, ehrlich erlweisen. Er fügte hinzu, die in
Natal verbleibenden Buren würden nicht niedergetreten
werden. Die Kriegsgerichte würden nicht lange aufrecht-
erhalten. Jn Bezug auf die Witwen und Waisen habe
die Regierung jede mögliche Anstrengung gemacht.
Schließlich weist Chamberlain auf die Politik des Ver-
gebens und Vergessens dringend hin. Der Krieg sei jetzt
vorbei und man wünsche die Buren als Angehörige des-
selben Staates mitarbeiten zu sehen an der Wohlfahrt
und Freiheit Südafrikas. Der Beginn der Selbstregie-
rung hänge von der Schnelligkeit ab, mit der die alte
Animosität abfterbe. Die Regierung wünsche, daß kein
Teil gänzlich unvertreten sei und verlange nur, -aß die
neuen Staatsangehörigen ihr auf halbem Wege entgegen-
kommen. Damit schloß die Besprechung.

Die B ur enge ncrale haben also bei Chaniberlain
absolut nichts erreicht. Sie sind dann von England
sogleich nach Holland znrückgekehrt.

Deutsches Neich.

— Graf Theodor ZoltowSki, Vizepräsident des
Provinziallandtages von Posen und königlicher Kammer-
herr, ist, wie aus Posen gemeldet wird, seiner Kammer-
herrnwürde enthoben worden, weil er erklärt hatte, an den
Kaisertagen in Posen nicht teilnehmen zu wollen.

— Eine neue Behörde, welche die überseeischen
Expeditionen vorbereiten und leiten soll, wird mit
dem 1. Ncvember beim Reichsmarineamt mit der Ab-
teilung für Seetransport-Angelegenheiten errichtet.

— Amtsrichter Scheda in Berlin wurde zum Post-
rat ernannt. Es scheint nun doch auch ctwas an der
Nachricht zu sein, daß Juristen nun auch im Postdienst
bevorzugt würden.

Aus der Karlsruher Zeitung.

— Hofansage. Wegen Wlebens Jhrer Kaiserlichen
und Königlichen Hoheit der Herzogin Albrecht von Württem-
berg, Margarethe, geborenen Kaiserlichen Prinzessin und Erz-
herzogin von Oesterreich legt der Großherzogliche Hof von heuts
cm die Trauer auf 10 Tage bis znm 20. September d. I.
xinschliehlich nach der 4. Stufe der Trauerordnung an. Karls-
ruhe, den 11. September 1902. Großherzogliches Oberstkam-
inerherru-Amt. Graf von Berckheim, Bice-Oberzeremonien-
meister.

— Seine Königliche Hoheit der Großherzog haben
den ordentlichen Professor an der Universität Heidetberg, Geh.
Hofrat Dr. Dietrich Schäfer zum Geh. Rat 2. Klasse
ernannt.

— Expeditionsassistent Karl Sütterlin in Schopfheim
tvurde nach Basel, Expeditionsassistcnt Emil Saumer in
Dinglingen nach Offenburg versetzt.

Karlsruhe, 10. Sepl. Zur Feier des Geburtstags
des Großherzogs fand gestern Morgen auf der Mainau
katholischer Gottesdienst und später im Beisein des Groß-
herzogs, der Großherzogin und der Erbgroßherzogin evange-
lischer Gottesdienst statt, bei welchem Prälat v. Helbing
die Predigt hielt. Jm Laufe des Vormittags nahmen die
höchsten Herrschaften mit der Erbgroßherzogin die Glück-
wünsche des Hofstaates entgegen und cmpfingen die Ver-
treter der umliegenden Gemeinden. Um 12 Uhr fand
Gratulation der Spitzen der Konstanzer Behörden statt.
An der Mittagstafel nahmen Prinzessin Wilhelm und Prinz
Max teil, welche aus Salem zur Beglückwünschung des
Großherzogs eingetroffen waren und nach Tisch dahin zu-
rückkehrten. Jm Laufe des Nachmittags unternahmen die
höchsten Herrschaften mit ihren Gästen eine Rundfahrt auf
dem Ueberlinger See.

Ausland.

Oesterreich-Ungarn.

Budapest, 9. Sept. Auf dem landwirtschaftlichen
Kongreß in Preßburg kündigte Ministerialrat Selley den
deninächst im Abgeordnetenhause vorzulegenden Gesetz-
entwurf über die R e g e I u n g der Auswande -
r n n g an, nach welchem die Verleitnng zur Auswande-
rung streng bestraft und strenge Kontrolle der Auswan-
derungsagenturen nnd Transportunternehmen für Aus-
wanderungszwecke eingeführt werden soll. Die Regie-
rung soll angewiesen werden, bei Auswanderungen durch
solche Schifsunternehmen für eine Beförderung zu sor-
gen, die unter ihrer Kontrolle steht.

Frankrcich.

Paris, 10. Sept. Die im gestrigen Ministerrat be-
schlossene Maßregelung des O berstleutnants
Remy stellt die schwerste disziplinarische Strafe dar, die
der Kriegsminister verhängen konnte. Der Betroffene wird
dadurch außer Dienst gestellt, bezieht bloß V, seines Ge-
haltes, bleibt jedoch vollständig den Regeln der allgemeinen

Privilegium der Stadtgemeinde, beizutragen hat, wenn er
Oakham auf dem Wege passieren sollte. König Eduard und
Königin Alexandra haben vor Jahren als Thronfolgepaar
auch einmal zu der Sammlung beigetragen, die einen recht
ansehnlichen Wert repräsentiert.

— Der alte Fritz für Washmgton. Bekanntlich hat
der Katser nach der Amerikareise des Prinzen Heinrich den
Vereinigten Staaten etne Statue Friedrichs des Großen
als Geschenk angeboten. Zuerst hieß es, es sei für
Washington ein Abguß des Uphuesschen „jungen Fritz"
in der Siegesalle bestimmt. Wie nun gemeldet wird, hat
der Kaiser seinen Entschluß geändert. Die Amerikaner er-
halten einen alten Fritz, und zwar einen Bronzeguß nach
Gottfried Schadows Marmorstatue im Provinziallandhause
zu Stettin. Die nötige Abformung hat bereits in dtesen
Tagcn stattgefunden.

Disziplin unterworfen. Der Kriegsminister kann ihm den
Aufenthaltsort vorschreiben und durch eine spezielle Unter-
üchungskommission die völlige Entlassung jederzeit in Er-
wägung ziehen lassen.

Das neu aufgefundene Mikd von den ur-
'prüngkichen Kieöetn des Htto Keinrichsöaus.

Die Nummer 71 des „Zentralülatts der Bauverwaltung",
welche den gestern erwühnten, höchst bedeutsamen Fund publi-
ziert, liegt uns noch nicht vor. Die nachfolgenden Angaben
änd dem „Schw. Merk." entnommen, der allem Anschein nach
das Wesentliche aus der Originalpublikation herausgezogen
hat. Er schreibt:

Zur Lösung der Frage nach der ursprünglichen Beschaffen-
heit der Hauptfassade hat nun ein überraschender Fund vor
Kurzem die entscheidende Aufklärung gebracht: Jn der soeben
erschienenen Nr. 71 des „Zeniralblatts der Bauverwaltung"
schildern glegierungsbaumeister Ebel in Wetzlar und Ober-
üaurat Prof. Schüfer in Karlsruhe, dah es dem zuerst ge-
nannten Architekten gelungen ist, in Wetzlar das aus dem
Anfcmg des 17. Jahrhunderts herrührende, aber in seiner Echt-
heit nicht anzuzweifelnde Skizzenbuch eines ungermnnten Archi-
tekten zu finden, in dem mit Datum vom Jähr 1616 und mit der
Beischrift „dieser giebel steht zu Heidelberg im Schloß uff Ott
Henrichs Bauw" ein Giebcl in den Formen deutscher Re-
naissance eingezeichnet ist. Die Achsenteilung entspricht genau
derjenigen, wie sie sich aus dem jetzt uoch stehenden Teil der
Hauptsassade ergiebt; ebenso entsprechen die über dem Haupt-
gesims dieser Fassadc gegenwärtig noch übrigen Architekturteile
gcnau der Architektur der Zeichnung. Auch die Löwen, von wel-
chen in dem alten Berrrage mir dem Bild'hauer Collin die Rede
ist, finden sich in der Zeichnung als Eckbekrönung des zweiten
Gicbelgeschoffes bor. Da im Jahre 1616 der Bestand des
Otto Heinrichsbaus noch unberührt war, so wird aus dcm
Oüigcn in Verbindung mit noch einigen anderen Gründeu wohl
mit Recht geschlossen, daß die durch einen glücklichen Zufall
nun wieder aufgefundene Zeichnung uns iu Wahrheit das
Bild der ursprüuglichen Giebel vor Augen führt. Die Giebel
waren hienach durch drei wagrechte Gesimse geteilt; sie endigten
oben mit einem dreieckigen Feld, bekrönt von drei musizierendcn
Putten. Die einzelnen Stockwerke der Giebel waren durch
Boluteu verbunden; daneben lagerten auf den Enden des zwei-
tcn Stockwerkes die schon erwühnten Löwen. Das erste Stock-
wcrt wird durch dorische Pilaster gegliedert, dic, abgesehen von
üen äutzeren, verdoppelt siuü. Das zweite Geschoß zeigt Drei-
viertelsüulen nut kormthisierenden Kapitülen, das oberste vier
jonische Dreiviertelsäuleu. Zwischen den doppelten dorischen Pi-
lastern des 1. Stockwerks befand sich je ein 2teiliges Fenster mit
jonischen Pfeilerchen, die ein Gebälk mit flachem geradlinigem
Giebel trugen. Dieses Stockwerk hatte drei devartige Fenster.
Je eine Nische in Fcnsterform mit Gesims und flachüogigem
Giebel, angeordnet zwischen die üuhersten gekuppelten Pfeiler
und die das Stockwerk nach außen abschließenden einfachen
Pseiler, flankieri das erste Geschoß. Den drei Fenstcrn des
untern Stockwerkes entspricht im zweiten Geschoh in dcr Mittel-
achse eine halbkreisfürmig geschloffene Nische, und zu beiden
Seiten js vin zweiteiliges Fenster mit jonischen Säulchen, die
ein Gebälk mit flachbogigem Giebel tragen. Flankiert ist
auch dieses Stockwerk je durch eine Nische in Fenstersorm mit
Gesims und Giebel. Das dritte Geschoß zeigt in der Mittel-
achse eine im Rundbogen abgeschlossene Nische. Die dreieck-
formige Giebeltrönung des Ganzen enthält eine breitrunde
Nische. Die Architektur dieser beiden Hcmptgiebel des Otto-
Heinrichbaus, wie sie ims die Zeichnung vor Augen stellt, war,
namentlich in Bezug auf Ornamentik, erheblich einfacher als
diejenige, der uisier dem jetzigen Hauptgesims befmdlichen Teile.
Es kann dies aber nicht auffallen, wenn man bedenkt, wie die
alten Architekten wohlweislick) die dem Auge des Beschauers
nä'heren Architekturglieder vielfach reicher ausstatteten, wie
andere weiter entfernt liegende.

Jntereffant ist in dieser Hinsicht, was Profeffor Schäfer
übcr das Verhältnis seines eigenen viel besprochenen Restau-
rierungsentwurss zu der alten Zeichnung sagt: „Der alte ur-
sprüngliche Giebel weicht von meinem eigenen früheren Ent-
wurf erheblich ab, was ganz natürlich ist; denn der alte Meister
durfte sich bei seiner Ersindung mit großer Freiheit bewegen,
während die Aufgabe des ergänzenden Architekten von heutzu-
tage, so lange er ohne näheren Anhalt arbeitete, in einer sche-
matischen Entwicklung aus dem Unterbau herauf gesucht werden
mußte. Selbst die Wahl eines kleineren Maßstabs der Giebel-
architektur, für die es aus jener Zeit auch sonstwo Beispiele
giebt, hätte ich meinerseits nicht wagen dürfen." Pros. Schäfer,
bekanntlich der Hauptvorkämpfer für cinen Wiederaufbau des
Otto H-einrichbaus rn seinem ursprünglichen Zustand, bemerkt
schließlich, wohl niemals, seit es eine Kunst und Kunstwerke
und ein „Restaurieren" giebt, habe sich ein wichtiger kunstge-
schichtlicher Fund so zur rechten Zeit eingestellt, wie der des
Wetzlarer Skizzenbuches.

Aus Stadt un- Land.

Heidelberg, 11. September

" Die Königin Margherita von Jtalien besuchte gestern
Vormittag das Schloß und stattete däbei der städt. Alter-
tumssammlung einen dreiviertelstündigen Besuch äb. Die
hvhe Dame besichtigte unter Führung des Gallerieverwalters
Dinkeldein die verschiedenen Gegenstände mit grohem Jntcresse,
insbesondere entzuckten si-e die prachtvollen Frankenthaler Por-
zellmie. Auch der ilniversität und der Universitätbibliothek
stattete die hohe Frau einen Besuch ab. Mittags 11.41 Uhr
fuhr sie nach Sp-eyer und kehrte von da abends 7.28 Uhr wieder
hierher zurnck. Heute früh 7.67 verließ die Königin unsere
Stadt. Das nächste Reiseziel ift Triberg.

X Dank des Großherzogs. Prosessor Kratt in Dnrlach
hat sein in der „Heidelb. Zeitung" abgedrucktes Gedicht zum
Geburtstag des Großherzogs cm Se. Kgl Hoheit ge'sandt und
daranfhin folgendes Danktelegramm erhalten:

„Professor Kratt Durlach. Se. Kgl. Hoheit der Groß-
hcrzog lassen bestens dcmken für fveundliche Glückwünsche
und Gedicht, welches großen Beifall gefunden.

(gez.) Andlaw."

Obcrammcrgau — PassionsauffiihrungeiN Wer hat nicht
davon gehört, wie viele sind dort und dabei gcwesen, wie viel
ist daruber geschrieben und gesagt worden! Tausende aus
allen Län'dern wallfahrten in das kleine Dorf am Fuße des
Kofel, um eine Darstellung des Heiligsten, was die Christenheit
kennt, sich mit anzusehen. Nicht jedem ist es vcrgönnt, in
Wirklichkeit in die oberbayerischen Berge zu fahren und sein
Jnneres an dem erhabenen Schauspicl, das sich dort äbwickelt,
zn erbauen. Schon oft wurde der Wunsch laut, die Ammer-
gauer möchlen sich bewegen lassen, ihr seltenes Können, das
sich nach Generationen znr Vollkommenheit fast ausbildete,
an anderen Orten zu zeigen; sie vevweigern dies aber anfs
bestimmeste uttd thun recht daran. Bei solch eigenartiger,
heikler Sache gehören Menschen, Gegend nnd Tvadition zu-
sammen. Photogvaphisch aber ist es einem Unternehmer von
Projektionshildern, Herrn Gobbers in Düffeldorf, gelnngen,
möglichst vollkommene, künstlerische Wiedergaben des Spieles
und der Mitwirkenden zu erlangen, und diese Bilder sollten
denen, welchen die Ammergauer Passion bis jetzt fernc gelsgen,
eincn Begriff von der Schönheit dieser Anfsührung beibrsiigen,
den andern aüer, die schon dort gewesen, rnckerinnernd das
Ganze nochmals vor Augen führen. Jm Geiste können w-ir
wieder das Passionsspiel aufleben lassen. Wir durchwandern
in der Erinnerung das schmucke Dorf, begetznen den interessan-
ten Gestalten mit dem langwallenden Haar, sitzen im Theater
und das herrliche Spiel mit all seinen Schönheiten und crgrei-
fenden Szenen zieht an unserem Ange vornber. Wahrhaft
ergreifende Bilder. — Auch hier in Heidelberg wird man Ge-
legenheit haben, die Projektionsbilder der Ammergauer Fest-
spiele bon 1900 zu sehen.

P Sterblichkeits-Bericht. Nach den unterm 6. d. M. heraus-
aegebenen Veröffentlichungen des Kaiserl. Gesundheitsamtes zu
Berlin über die Gesamtsterblichkeit in den 292 deutschen Städten
und Orten mit 15000 und mehr Einwohnern während des Monats
Juli dieses Jahres hat dieselbe — auf je 1000 Einwohner auf
den Zeitraum eines Jahres berechnet — betragen: a. wentger
als 15,0 in 83, b. zwischen 15,0 und 20,0 in 108 o., zwischen
20,1 und 25,0 in 67, ä. zwischen 25,1 und 30,0 in 24, s. zwi-
schen 30,1 und 35,0 in 7 und k mehr als 35,0 in 3 Orten.
Die geringste Sterbltchkeitsztffer hatte in dem gedachten Monate
die Stadt Wermelskirchen in der Rheinprovinz mit 6,0, dagegen
die höchste Ziffer der Ort Liaine in Schlesien mtt 41,0
zu verzeichnen. Jn den Städten und Orten des Groß-
herzogtums Baden mit 15000 und mehr Einwohnern sind
folgende Sterblichkeitsziffern für den Berichtsmonat — gleichfalls
wie oben auf je 1000 Einwohner auf den Zeitraum eines Jahres be-
rechnet — ermittelt worden: Jn Konstanz 8.6, Mannheim 14,3,
Pforzheim 14.7, Baden-Baden 15.0, Karlsruhe 21.3 (ohne Orts-
fremde 18,9), Freiburg 22,6 (ohne Ortsfremde 15,9) und ia
Heidelberg 31,1 (ohne Ortsfremde 18,9). Die Säuglings-
sterblichkeit war im Monat Juli d. I. eine beträchtliche, d. h.
höher als ein Drittel der Lebendgeborenen in 22 Orten; dteselbe
blieb unter einem Zehntel derselben in 29 Orten. Als Todes-
ursachen der während des gedachten Monats in hiesiger Stadt
vorgekommenen 103 Sterbefälle — darunter 20 von Kindern im
Alter bis zu einem Jahre — sind angegeben: Masern und
Rötheln 3, Scharlach 1, Diphtherie und Croup 1, Unterleibs-
typhus 2, Kindbettst-ber 1, Lungenschwindsucht 15, akute Er-
krankungen der Atmungsorgane 5. Brechdurchfall 3, daruntec
2 von Ktndern im Alter btS zu 1 Jahr, alle übrigen Krankheiten
70, und gewaltsamer Tod 7. Jm Ganzen scheint sich der Gesundheits-
zustand der Säuglinge gegenüber dem Monat Juni ds. Js.
etwas verschlechtert zu haven, während dte Gesawtsterblichkeit
anscheinend geringer geworden ist Die Zahl der in hiesiger
Stadt während des Monats Juli ds. Js. zur standesamtlichen
Anmeldung gelangten Geburten hat — ausschlicßlich der vorge-
kommenen 3 Totgeburten — 136 betragen; dieselbe hat mithin
die der Sterbefälle (108) um 28 überstieaen.

X Seidelberger Hütte. Von der 29. Gciieralversammlung
des Deutschen und Oesterreichischen Alpenvereins. Für Heidelberg
ist von besonderem Jnteresse, daß der Zentralausschuß 2000 Mk.
in den nächstjährigen Voranschlag eingestellt hat zur Ver-
größerung der Heidelberger Hütte im Fimberthal
und daß die Generalversammlung den Betrag genehmigte.

is:- Handschuhsheim. 11. Septbr. (Ue berfall.) Von zwei
Strolchen überfallen wurde heute Nacht ein praktischer Arzt aus
Neuenheim. Derselbe war hierher zu einem Kranken gerufen
worden und führte den Kcankenbesnch gegen 1 Uhr auf seinem
Rad aus. Jn der Nähe des Roseiigartens drangen zwei Kerle
auf ihn ein und warfcn ihn vom Rad herunter. Als der Arzt
um Hilfe rief und seinen Revolver abschoß, wodurch die Ein-
wohner geweckt wurden, nahmen die Strolche Reißaus. Solche
und ähnliche Fälle von Belästigungen kommen auf der Hand-
schuhsheimer Landstraße leider sehr oft vor. Umfassendere Auf-
sicht ist nötig.

LL Stockach, 10. Sept. (V e r ur t e i l t e r Grena-
dier.) Letzte Woche wurde ein Grenadier des 110. Regi-
ments vom Kriegsgericht zweiter Jnstanz wegen unerlaubter
Entfernung und Widersetzlichkeit zu 10 Monaten Gesängnis
verurteilt. Die erste Jnstanz hatte ihn freigesprochen, weil sie
annahm, daß sich der Angeklagte bei Begehung der Stras-
thaten im Zustande der Unzurechnungssähigkeit befand. Dicsen
Eindruck haben lt. „Nellb. Bote" auch die zahlreichen Zuhörer
aus Grund des Gesamtbeweisergebnisses gewonmn. Der
Berurteilte soll eine kranke Mutter und zwei krüppelhaste
Schwestern zu Hause haben; ein Bruder von ihm kommt dem-
nächst zum Militär.

8L Konstanz, 10. Sept. (Ueberfallen nnd aus-
geraubt) wurde Sonntag Nacht um 3 Uhr auf der Strahe
zwischen Gottlieber- und Emmishoferzoll (Schweiz) von zwei
bis jetzt unbekannten Gaunern ein hier wohnhafter Maschinist.
Die Räuber nahmen ihm das Portemonnaie mit 15 Mk. Jn-
halt, svwie seine silberne Uhr mit goldener Kette. Vermutlich
faßten sie den Plan zur Beraubung in einer Gastwirffchast,
wo sie auf ihr Opser aufmerksam wurden; denn bei dessen Heim-
gang boten sie ihm ihre Begleitung an, die auch für eine kurze
Strecke angenommen wnrde. Um die Begleiter über seine Be-
hausung zu täuschen, wählte der Maschinist den Weg am
Grenzbach entlang, wnrde aber hier von den beiden übersallen,
die auf seine Hilferufe das Weite suchten.

Heidelberqer Vereinsangelegenheiten.

X Der Athletenklub Germania veranstaltet aus Anlaß
seiner zum Heere einberufenen Mitglieder eine Abschiedsfeier,
verbunden mit Preisringen. Jnteressenten seien hieranf auf-
mersam gemacht. Es steht zu erwarten, daß die Feier, welche
im großen Saale „Zum ^winger" am Sonntag, den 14. Sep-
tember, mittags 3 Uhr v^ginnend, stattfindet, zahlreich besucht
wird. Jm Uebrigen verweisen wir auf Jnserate und Plakaie.

Kandet und Aerkehr.

Mannheim, 10. Septbr. (A kti e n.) Oberrh. Bank 116 50 G.
Rhein. Creditbank 142.50 G. Rhein. Hypoth.-Bank 182.50 G.
Brauerei Kleinlein. Heidelberg 160 G. Schroedl'sche Brauerei-
Aktien 175.— G. Portland Zement Heidelberg 107.— B.

Frankfurt, 10. Septbr. Effektensozietät. Abends 6N Uhr.
Kredttaktien 218.30 b, Disconto-Commandit 188.80—90 b., Ber-
liner Handelsgesellschaft 158.60 b.. Preuß. Hyp.-Akt.-Bank (1200r)
99.25 b., Lombarden 20.30 b., Gotthard 177.90 B. 80 G., Nordd.
Lloyd 108.30 b. G. cpt., 4proz. Spanier 85.50 b., 5proz. amort.
Mexikaner 41.10 b. G. ult-, 41.30 b. G. cpt., 3proz. Porlugiesen
I 31 b. cpt., 4proz. Serben 7425 b. G., 5proz. Argentinier 87.30
I b. G., 4'/,Proz. innere Argentinier 76.75 b. G., 4V,Proz. äußere
 
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