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Heidelberger Zeitung (44) — 1902 (Juli bis Dezember)

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Nr. 203-228 (01. September 1902 - 30. September 1902)
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Samslag, 13. September 1902.

Zweites Blatt.

44. JaNgang. — lii'. 214.

Trscheirrt täzlich. Sonntags ansgenornmen. — Preis mit Familienblättern monatlich bv Psg. in's Haus xebracht, bei der Expedition uud den Zweigstellen abgeholt 4V Pfg. Turch die Post be.

zogen vierteljährlich 1.35 Mk. ausschlictzlich ZusteLgebühr.

AnzeigenvrciS: 2V Pfg. für die Ispaltige Petitzeile odcr dercn Raum. Rcklamezeilc 40 Pfg. Für hiesige Gcschäfts- und Privatanzeigen ermätzigt. — Für die Bufnahnie don Anzeigen an bestimmt
»orgefchriebcnen Tagen wird keine Verantwortlichkeit übernommen. — Anschlag der Jnserate auf dcn Plakattafeln der Heidelberger Zeitung und den stödt. Anschlagstellen. Fernsprech-Anschluß Nr. b2

Zur Arauenöewegung in Wordamerika

Man ist gewahnt, Nordamerika als das Dorado für
die Franenrechtlerinnen zn betrachten, wo alle, auch die
extrenisten Fordernngen, wie das allgemeine gleiche
Stinnnrecht, die völlige gemeinsame Erziehung der Ge-
schlechter, imnier mehr Anklang und Erstillung sänden.
Ta dürste es nnn interessant sein, von einem Flugblatt
der Jllinois-Assoziation Kenntnis zu nehmen, ans dem
hervorgeht, daß sich allmählich unter den Frauen dec
Vereinigten Staaten selbst eine tiefgreifende Gegenbe-
wegung gebildct, die energisch gegen jene Bestrebnngen
Stellung nimmt, insbesondere gegen das Stimmrecht
der Frauen. Vereinzelt trat diese Gegenbewegung schon
seit 30 Jahren hervor. Fm Jahre 1870 zeigte sie sich
zum erstenmale in der Oeffentlichkeit, indem die Gemahlin
des Admirals Dahlgren in Gemeinschast mit mehreren
hervorragenden Frauen einen osfenen Protest gegen das
werbliche Stimmrecht verfaßte, der dann, niit 15 000
Ilnterschriften von Frauen aller Stände bedeckt, an den
Kongreß aboesandt wurde. Anfang der achtzigec Zahre
bcganncn sodaiin eine Anzahl führcnder Damen Bostons,
nach gegenseitigec Versländigung, aber ohne einen eigent-
lichen Verein zu bilden, bei den gesetzgebenden Körper-
schasten energisch gegen die Bcslrebnngen der Ltimiu-
rechtler zu arbeiten, woriu sie auch je länger je mehr
von Erfolq begleitet wurden. Das zeigte sich klar, als
1895 die^Behörde von Massachusetts, uni ^endlich die
Sache zur Entscheidung zu bringen, die Frage des
Frauensümmrcchts der ösfeutlichen Abstimmung unter-
breitete, wobci Llkänner und Frauen votieren dursten.
Ter Ersolg war, daß von deu abstimmenden Frauen
nur etwa vier Prozent für öas weibliche Stimnirecht sich
aussprachen. Nunmehr begannen die Aiitistimmrechtlerin-
nen auch, um ihre Sache energischer vertretcn zu können,
gegenüber des großen 'Franen-öcational-StimMrechts-
verbandes, feste Organisationen zu bilden. Schon im
Pkai 1895 entstand die Pkassachnsetts Assoziation zur
Bekämpsung der Ausbreitnng des Frauenstimmrechts;
am 8. Aprii 1896 wurde zum selben Zwecke die illewyork
State Assoziation gegründet, bestehend aus einem Aus-
schusse von niehr als 100 der bekanntesten Frauen New-
Yorks und einer Mitgliederzahl von mehr als 20 000.
Als sich iiun infolge der eisrigen Thätigkeit dieser Orga-
nisationen die Stimmrechtlerinnen mehr nach den west-
lichen Staaten wandten und dort mehrfache Erfolge
erzieltcn, wurde auch hier bald eine Gegenvereinigung
gegründet, indem schon am 6. Mai 1897 in Chicago die
Zllinois-Assoziation zusammentrat. Auch in mehreren
anderen westlichen Staaten wurden besondere Ausschüsse
gebildet. Tie Thätigkeit all dieser Gesellschaften hat vor-
iiehmlich darin bestanden, ihre Litteratur der Presse, den
gesetzgebenden Körperschaften und den führenden Män-
nern und Frauen zugänglich zu machen; jede Assoziation
hat jährlich viele Flngblätter in ihrem Sinne versandt.
Auch manche mündliche Besprechungen wurden abgehal-
ten, jedoch die Teilnahme an öffentlichen Debatten sorg-
lich gemieden. Als Ergebnis dieser Gegenbewegung
stellt schließlich daS Flugblatt fest: Erstens ist es zweifel-
los geworden, daß nuc eine geringe Minderheit der
Frauen das Stimmrecht wünscht. Zweitens: Jn den
vier Staaten, welche das Frauenstimmrecht zur Präsi-
dentenwahl bewilligt haben, wird von den aufmerksamen
Beobachtern gerade unter den Skimmrechtlern zugestan-

den, daß die guten Ersolge, welche inan sich so reichlich
versprach, sich bisher noch nicht gezeigt haben. Wie
wenig die Gesamtheit der amerikanischen Franen sür die
Forderung des Stimmrechts begeistert ist, hat sich auch
in den zahlreichen Franenklubs gezeigt, dereu Leitting
zwar meistens in den Händen der Stimmrechtlerinnen
liegt, deren einzelne stN'itglieüer aber größtenteils sich
weigern, für die Sache einzutreten. Sie benutzen gern
die Gelegenheit, sich dort in litterarischer und hauswirt-
schastlicher Beziehung Belehrung zu snchen, aber für die
Frage des «timmrechts zeigen sie kein Jnteresse. Schließ-
lich geht das Flugblatt noch mit einigen Worten aus die
Prattischen Erfahrungen ein, die man nüt der gemein-
samen Erziehung der beiden Geschlechter besonders
anf den Hochschulen gemacht hat. Darnach wird, in
Uebereinstimmnng mit den Berichten von anderer Seite
sestgestellt, daß in Besorgnis erregender Weise eine Ver-
weiblichnng der betreffenüen Universitäten sich herausge-
bildet hat, da immer mehr die jungen Männer solche
Hochschnlen aufsuchten, bei deuen Was männliche Ge-
schlecht vorherrscht. Insolgedessen haben bereits drei
große Universitäten nüt bisher völlig geineinschaftlicher
Erziehnng — Stansord in Kalifornien, Ikorth-Western
in Zllinois und Chicago-Universith — bedeutende Ein-
schränkungen eintreteu lassen; aus ersteren ist die Zahl
der iveiblichen Studenten eng begrenzt worden, die beiden
j letzteren haben sür die beideu Geschlechter ganz getrennte
Studienknrse von verschiedenem Umfange eingerichtet.

Deutsches Reich.

— Zn Berlin sanden gestern 17 Protestversamm-
lnngen gegen die Fleischverteuerung, einberufen von der
Leitung der Bebliner Sozialdeniokraten, statt. Sie wa-
ren überfüllt, eine Anzahl polizeilich gesperrt. Zur An-
nahiiie gelangte in allen Versammlungen eine Resolution,
in welcher gegen die Ivirtschaftliche Vergewaltigung der
breiten Volksmassen zu Gunsten einer winzigen Zahl von
agrarischen Znteressenten Protest erhoben wird. Gefor-
dert Ivird die Aufhebung der Grenzsperre unter Anwen-
dnng hinreichender sanitärer Kontrollmaßnahmen. Fer-
ner wird Protest eiMelegt gegen die im neuen Zolltarif-
entwurs vorgefehene Erhöhung der Viehzölle.

— Von verschiedenen Seiten wird gemeldet, die Re-
gierung werde alle Gesuche um die Oeffnung der Gren-
zen zur Einfuhr lebender Schweine a b-
l e h u e n. Jn Regiernngskreisen hofst man, daß bin-
nen Kurzem in genügendem Bkaße inländisches Schlacht-
vieh zur Verfügung stehe und daß dann die Teuerung,
welche alljährlich um diese Zeit sich zeige uud in diesem
Jahre allerdings bedaueriicherweise mit größerer Schärfe
ailsgetreten sei, von selbst nachlassen werde. Die Erleich-
ternng für die Grenzbewohner und die beschränkte Ein-
stihr von Schweinen aus Rußland nach Oberschlesien
bleibe natürlich bestehen.

Baycrn.

!M ü n ch e n , 12. Sept. Hinsichtlich der F l e i s ch-
tene r n n g hat das Ministerium des Jnnern bereits
vor einiger Zeit eine Enquete veranstaltet, deren
Ergebnisse auch schon zum größten Teile vorliegen.

München, 12. Lepk. Jn stürmischer Versannn-
Inng beschlossen gestern die Blünchener G a st w i r t e, die
sofortige Oefs n u n g der Grenze für Schlachkvieh

2 Eine reiche Frau.

Erzählung von A. vom Lande.

(Aortsetzung.)

Lebhaftc Hin- und .Herredcu gaben beiden die gewünschte
Anskunft. Bormann, Lehrer an üer Realschule zu S., hatte
seine Ferienrcise angctreten und von München aus einen M-
stecher imch Kissingen gcmacht. Er kam eben vou der oberen
Salinc zurück, wo cr Bismarcks Wohnung hatte in Augen-
schcin nehmen wollen. Köster bcgleitete ihn auf seine Bitte
üi seine Wohnung, die in einer der Villen am Altenberg lag,
Vormann hatte sich für acht Tage dort eingemictet. 'Sie schrit-
ün übcr die Saalebrückc und trafen am Aktienbade mit Rose
Und Thea zusammen, die ebcn aus der Anstalt kamen. Köster
nellte seinen Frcund vor. Als' sie sich dann von den Damen
derabschiedet hattcn, erhob sich ein hagerer, auffallend häß-
ucher Mann, 8er auf einer dcr Bänke in der Nähe sitzend,
jüe kleine Gruppe scharf beobachtct hatte. Seinen Hut ziehend,
tvar er an Köstcr heran.

, „Tarf ich Sie um Auskunft bitten, ob die kleinere der
^eiden Damen, mit denen Sie cben sprachen, Frau Hartmann

L. ist?" fragte er sehr höflich. Köster bejahte zerstreut
^vd sah in der nächsten Minute noch einmal nach dcm Frager
brn, der so abschreckend hätzlich aussah, daß es ihm noch
^chträglich unangenchm zum Bowutztsein kam. Wer mochte
^ sein? Er hatte wohl undeutlich eincn Namen gemurmelt,

Köster aber nicht verstanden hatte.

Jn dcm gräumigcn, kühlen Gemache Bonnanns machten
pch's die Freunde bequem. Beim Genutz einer Zigarre plau-
,^rten sie gcmutlich von Vergangenheit und Zukunft. Sie
??tten cinst beim .Kaiscr Franz Josef-R»giment zusammen ge-
Zrnt und trene Freundscbaft fürs Leben gcschlofsen. Auf
nchsters Frage, ob cr nicht länger hicr bleiben könne, entgegnete
^rrrnann:

„Mein Riindreisebillct nütze ich noch aus, wenn ich auch

cin paar Tage für Kissingen zulege. Vielleicht entschlieht
du dich dann, mich zu begleircn."

Köstcr fah mit einem Anfluge von Verlegenheit auf die
Zigarre, dic er cben abstreifte.

„Offen gcstanden, Ernst, mich fesselt hier etwas' Beson-
dcres."

„Ah, ein Mädchen, du bist verliebt?"

„Das ist nicht der richtige Ausdruck," Kösters Ton ivar
crnst und scine Augen lcuchteten in warmer Begeistcrung, „ich
habe das Akädchen hier wiedcrgcfundcn, welches mir jahrelang
als Jdcal cincr Frau vorgeschwebt hat. Du wirst Fräulein
Thomann kennen lernen und mir dcine Ansicht über sie nicht
vorcnthalten."

Bohrinann klopfte dem Freund wohlwollend auf die Schul-
ter.

Alter Junge, ich werde glücklich sein, d i e kenncn zu
lernen, die Vich so begeistert," sagte er einfach.

Köster kam sehr bergnügt zu Tifch, dcr Brief, 'der ihn mor-
gens so geärgert hatte, Ivar vergessen, und er bceilte sich, Thca
an seiner Frcude über Bormanns plötzliches Erscheinen teil
nehmen zu lassen.

„Warum haben Sie ihn nicht hierher gebracht?" fragte sie.

„Er hatte sein Mittagmahl schon bei der Wirtin bestellt,
weil er eine Partie nach dem Klaushof unternehmen wollte.
Jch habe nun, der Zustimmung der Damen sicher, vorgcschla-
gen, datz cr hierherkommt und datz wir zusammen die Fahrt
iintcrnehmcn."

„Tas ist herrlich", rief Thea frelldestrahlend aus, „haben
Sie aber anch schon Plätze zum Omnibus bestellt?"

„Daran habc ich nicht gedacht. Heda, Kellner —

Jetzt mischtc sich Rose lebhaft cin, indem' sie zutraulich
ihre Hand anf Kösters Arm legte.

„Bitte, bestcllcn Sie einen Landauer, Herr Köster, wir
fahren dann viel angenehmer und haben bequem Platz."

zn verlangen. Zugleich wurde beschlossen, den Preis für
den Mittagsttsch in deii Wirkschaften, die bisher 40 Pf.
verlanglen, auf 50 Ps. zu erhöhen. Jn den anderen
Wirtschaften werden die Speisepreise ebenfalls ent-
sprechend erhöht. Auch gegen die Erhöhung der Zölle
wurde Protestiert.

AuSland.

Oestcrrcich-Ungcirn.

Sas v a r , 12. L:ept. Bei deiu gestrigen Enstifange
des d e u t s ch e ii Kronprinzen auf dein Bahnhofe
sagte der Obergespau Kramolin: „Wir sind tief bewegt
vor Frcude, den tiebwerten Gast unferes allseits mit Be-
geisterung umgcbeneii Königs in uuferer LNitte ehr-
furchtsvoll begrüßen zu dürsen." Der Kronprinz er-
widerte: „Zch freue mich ungemein, uach Ungarn gekom-
men zu sein und hoffe, mich hier wöht zu fühten."

Frankreich.

— Mau ginge sicher zu weit, weuu man fchon jetzt von
einer umfäugticheii Los v o u Ro m-B ewegung
in Fraukreich reden wottte. Aber die Ansätze dazu
sind vorhaiiden. Unter deu jüngern katholischen Geist-
lichen des^Landes, so schreibt mau der „Kökn. Zeitung",
ist eme Ltrömuug sichtbar, die zwar einen förmlichen
Bruch mit Rom zu vermeiden wünscht, aber doch eine
Verjüngung des Katholizismus im nationnlen Rahmen,
eine Art national-sranzpsischer Sonderkirche erflrebt,
deren Le^hren denen des Protestantismus ziemlich uahe
konmien ivürden. Vertreten wird diese Bewegung durch
den auch in Teittschland bekaunt gewordeneu ehemaligen
Vikar derstMetroPolitankirche in Marseille, Andre Bour-
ricr, der jetzt protestantischer Geistlicher in Bellevue ber
Paris ist. Er griindete 1896 nach seinem Austritt aus
der römischen Kirche das WohlthätigkeitSwerk des
Chretien Francais, das solchen Priester», die nm religiö-
ser Bedenkcn willen aus der katholischen Kirche ausschei-
deu, die Mittel in die Hand giebt, sich eine neue Lebens-
stellung in der bürgerlichen Gesellschaft zu schaffen.
Bourrier giug bei dieser Gründung von dem richkigen
Gedanken aus, daß viele Priester nur darum ihrem inne-
ren Drauge zur Aufgabe des Berufes nicht folgen, weil
sie fürchten müssen, mit dem Austritt aus der Kkrche in
materielles Elend zn kommen. Er hatte die Genug-
thuuug, daß bis zu Anfang des Jahres 1902 im ganzen
500 Priester die Soutane abgelegt hatten. Der Chretien
FraneaiS^unterstützte ini letzten Jahre (1901) nicht weni-
ger aks 56 ehemalige Priester; 19 studierten mit seinec
Hilfe au der llniversität, uud zwar sieben davon Prote-
stantische Theologie. Deuselben Titel wie das vou Bour-
rier gegründete Wohlkhätigkeitswerk trägt die von ihm
herausgegebene Zeituug, die uuter dem jungeu Klerus
tüchtig in dem angedeuteken Sinne sür eine Kirchen-
resorm wirbt. Soviel von der Bewegung, soweit sie die
Geistlichen selbst angeht. Auf der anderen Seite, dis
die Laien betrifft, ist festznstellen, daß in eiuer ganzen
Reihe von Departements sich in den letzten Jahren k'Ieinere
Protestautische Kircheugemeinden gebildet haben, die sich
regelrecht enttvickeln. Der „Siecle" hat darüber sorg-
fältige Erhebungen angestellt, die ein langsames Vor-
riicken des Protestantismus unzweifelhaft erkennen las-
sen. Was sich aber bisher noch nicht ereignet haben
dürfte, das ist, daß eine ganze bürgerliche Gemeinde den

Thea lächelte i'hrer Kousine erfreut uud dankbar zu, Rose
fiug wahrhaftig an, sich ihres Köimens bewußt zu werden.

Eine Stunde später satzcn sie allesamt in dem eleganten
Wagcn, Köstcr Rose gcgenüber, da er absichtlich Bormann
zuerst cinsteigen lietz. Jn angeregter Stimmung suhren sie
dahin. Die Luft erfüllte ein würzigcr Hcuduft, dcr später
vom kräftigen Waldesodcm abgelöst wurde.

Die Stratze war ziemlich bclebt, Futzgäuger in grötzercn
nnd kleineren Trupps tauchten von Zeit zu Zeit aus dcn ver-
schlungenen Pfaden, die die Chaussee begleiteten, auf. Als der
Kntscher die Pferde, der bcginnenden Steignng wegen, ein
wenig verschnaufen lietz, überholte ein Viergespann im Fluge
den Mictswagen. Die Pferde Ivaren Füchse, ohne Abzeichen,
feingliedrig und wie aus einem Gutz. Spielend zogen sie
das leichte Gefährt, in welchem eine kleine Franengestalt lehnte,
deren Kleidung so schlicht und einfach war, wie die Livree
von Kntscher nnd Diener.

„Das war die Rothschildsche Equipage, die Baronin ist
Pferdcliebhaberin und bringt sich ihren berühmten Viererzug
von Paris stets mit nach Kissingen", erklärte Köster.

„Sonderbar", meinte Rose, „mir war's' vorhin, als ob
wir slögcn, nun dieses Gespann vorübcrsanste, meine ich,
wir kriechen wie die Schnecken."

Der Kutscher trieb die Pferde an, nnd in kurzer Zeit
näherte man sich dcm Klaushos. Der Wagen hielt anr Fuße
der Anhöhe, auf welcher die Försterei liegt. Sie stiegen aus
und die wenigen Schritte bis zur Terrasse empor, wo bald ein
Plätzchen erobert war. Der Wagen erklomm langsam den
Fuhrwcg, dcr in dcn Hos der Försterci führte.

Nach dem Kaffce rüstcte man sich zu eincm Spaziergang
nach der Klaushöhe.

Köster ging mit Thea voran.

„Wie gefällt Jhnen mein Frcund?" sragte er.

„Ausgezeichnet," entgegnete sie mnnter, „ich wollte, er
bliebe so lange hier wie wir."
 
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