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Heidelberger Zeitung (44) — 1902 (Juli bis Dezember)

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Nr. 203-228 (01. September 1902 - 30. September 1902)
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Wunsch äußert, aus der rönrrschen Krrche auszutreten unb
protestantisch zu iverden, Der Fall ist jetzt emgetreten.,
Auf Veranlassung des Ortsverbandes Aullene der Liga
der Menschen- und Bürgerrechte haben der Bürger-
meister, die Mehrzahl der Gemeindevertreter und der
Familienväter des im südlichen Teile Korsikas gelegenen
Ortes ein dahiugehendes Bittgesuch an den französischen
Kultusminister aufgesetzt und es dem Vorsitzenden der
Liga, Senator Trarieux, zur Weitergabe zugesandt.

P a r i s, 12, Sept, Wie der „Jigaro" mitteilt, hat
eine Anzahl zumeist der A ristokratie angehörender
Personen eine „Liga des hl. Martin für die Aufrechter-
haltung des Glaubens und für die Unterstützung der
Geächteten" gebildet, Vorläufig wird die Liga ihre
Thätigkeit ausschließlich den Diözesen Westfrankreichs
widmeu, In jedem Bezirke foll eine Ortsgruppe ins
Leben gerufen werden, Ueberall werden Priöatschulen
mit weltlichen Lehrkräften eröffnet werden, Ferner will
man in.jeder Gemeinde eine Klosterschwester anstellen,
die die Krankenpflege übernehmen soll. Um etwaigen
Schwierigkeiten seitens der Be'hörden zu begegnen, wer-
den diese Klosterschwestern ihre geistliche Tracht ablegen.

Rußland.

Peter.sburg, 12, Sept, Kaiseg- Niko-
lau s, der Großfürst-Thronfolger, die übrigen Grotz-
fürsten und das Gefolge trafen gestern Abend in Kursk
ein, Der Kaiser empfing verschiedene Abordnungen am
Bahnhofe und fuhr dann nach Ryschkowo weiter.

Amerika.

— Die Veröffentlichungen des amerikanischen Stati-
stischen AmteS (Volks- und Gewerbezählung) zeigen, daß
gegenwärtig noch kein so übermätziger Teil der dortigen
industriellen Unternehmungen in den Händen der Trusts
ist, als gewöhnlich angenommen wird. Die Produktion
aller Unternehmungen im Zählungsjahre hatte einen
Wert von 13,001 Mill, Doll,, wovon auf die zu Trusts
zusammengeschlossenen Unternehmungen ein Produkt-
wert von 1667 Millionen Dollars entfiel, das heißt
12,8 Prozent der gesamten Warenproduktion in den
Vereinigten Staaten. Unter „Trusts" siud hierbei alle
industriellene Unternehmungen verstanden, welche eins
Mehrzahl von Betrieben derselben Kategorie unter einer
Leitung vereinigen, welche Betriebe früher unäbhängig
von einander bestanden haben, Trotzdem haben diese
Trusts einen ganz bedeutenden Einfluß auf die Gestal-
tung der Warcnpreise,

— Ter Newyorker Korrespondeut des „Daily Tele-
graph" erzählt Folgendes von einer eigenartigen Leist-
ung a m e r i k a n i s ch e r Kavaleri st e n vor ihrein
Präsidenteu, Präsident Roosevelt besuchte am letz-
tene Sonntag das Schlachtfeld von Chickamhuga in Ten-
nessee, doch war der Sabath keineswegs ein Ruhetag für
ihu; denn das siebente Kavallericregiment war am Ein-
ging zum Chickmamhuga Park aufgestellt, um den Präsi-
denten zu begrüßeu. Mr. Roosevelt stieg zu Pferde und
fetzte sich an öie Spitze der Truppen, fie zu dcm Exercier-
platz führend, Zunüchst in Trab verfallenü, setzte der
Präsiöeut sväter zum Galopp an. Das Tempo wurdc
immer schärser und bald ließ sich der Weg, den das Regi-
ment geuommen, an zahllosen herabgefallenen Kdpfbe-
deckungen und sünf, die geschnndenen Glieder reibenden
K'avalleristen erkennen, Anderthalb Meilen ging es in
dem voni Präsidenten angeschlagenen Tempo dahin und
als Halt gemacht wurde, war die Ambulanz an der
Oueue mit Verwundeten gefüllt, die erklärten, „sie
fühlten, wie das Gesicht des Präsidenten ausgesehen
habe". Nach dem Gottesdienst hielt der Präsident eine
Ansprache an die Leute und sagte ihnen, er sei stolz auf
fie äls Vertreter des regulären Heeres, Sein Ritt mit
dem Regiment habe ihm großes Vergnügen bereitet, Das
tüchtige Regiment begann zu lachen, als er dies sagte
uud dann Beifall zu klatschen und schließlich ihren Präsi-
denten wieder und wieder hoch leben zu lassen,

I)ie KesseleLpkosion in der Wittervrauerei
Schwetzingen

in fachmännischer Beleuchtung,

Der SA a n n h e i m er B ez i r k s v e r e i u d e u t-
f ch e r I ngenie u r e besichtigte am Lwnntag, den
7, ds, die Trümmerstätle der bereits kurz gemeldeten
Kätastrophe, Ans der sich der Besichtigung zwecks Be-
sprechung usw, anschließenden Sitzung wird dem Mann-
heimer „Gen,-Anz," Folgendes mitgeteilt: Die Kessel-
batterie bestand aus zwei älteren und einem iieueren, seit

„Das hüre ich gern", entgegnete er, aber seine Stimme
klang unfichcr,

„Hören esie nnr crst, warum ich es wünsche, Herr Bor-
mann ist Lehrer der neueren Sprachen nnd ich möchte gern
engltsche 51onversation treiben, Denken Sie, was mir be-
gegnet ist, Jch war gestern in der englischen Kirche und habe
kein Wort, aber kein cinziges vcrskandcn, da dcr Prediger
sprach,"

Sie sah kläglich zu ihm empor, Er lachte herzlich,

„Jch halte das für kein so grotzes llnglück,"

„O doch," sagte sie ernfthafr, „Man sieht daraus wieder
einmal, wie lückenhaft unsere kleinstädtische Bildung ist. Jeh
lese jedes englische Buch mit vollem Verständnis, habe aber
nie Gelegenheit gehabt, mit Engländern zu sprechen — nun
hat mir tzieser Äirchenbesuch gezeigt, datz ich, um mich in dieser
Sprache zu verständigen, noch einmal von vorn anfangen
mutz. Jhr Zreund spricht geläufig, wie cr mir sagte, Jch
möchte ihu bitten, mich bei Spaziergängen cin bischen davon
profitieren zu kassen, Wird er das wollen?"

Sie sah, wie um Vermittlung bittend, mit verlangendem
Lächeln zu ihm auf.

„Warum wollcn Sie diese köstliche Erholungszeit mit so
crnsten Studion ausfüllen?" fragte er und sah sie mit Blicken
an, die dcutlich sagten: Widme mir lieber jebe Minute deiner
Zcit,

„Eine so günsrige Gelegenheit kommt nicht gleich wieder,"
sie senkte die Augen untcr seinem Blick, „ich brauche doch das
alles fürs Lebenl"

„Auch jetzt noch?"

„Jetzt? Ach so, ich verstehe," Eine helle Röte flog über
ihre weitze Stirn, Also er hatte geglaubt, datz ihre äußeren
Vcrhältnisse fich durch Rüses Gewinn geändert hätten, Seins
Annähcrung war vielleicht darauf zurückzuführen? Ein Schat-
ten fiel in ihrc sonnige Glücksftimmnng, cs klang abwehrend,
als sie hinzusetzte:

„Jch uehmc bei mciner Kousiue dieselbe Stcllung ei», wie
damals bei Jhrcr Frau Schwester —" sie hielt inne, dann,

1887 in angestrengtern Beilriebe befindlichen Kessel, Von
den Feuerungen aus gesehen, lagen links die beiden älts-
ren Reserve- und rechts der neuere Kessel in zusammen-
hängender Einmauerung,. Der Ilnglückskejsel Ivur der
rechts liegende neuere. Alle Anzeichen deuten nun darauf
hin, daß der Ausgangspunkt der Explosion das, von
der Feuerung aus gesehen, hinten links an der engsten
Stelle zwisckfen Flammrohr mid Kesselmantel liegende
Krempenstück der Rückwand des Kessels gÄvesen sein
muß. Die Salpeterausblühungen der dort vorgefun-
denen Btauerteile zeigen, daß diese Stelle bereits längere
Zeit leck gewesen ist. Ferner ergab sich, daß der Nach-
barkessel gegenüber dieser Stelle einen wie durch ein
Saiidstrahlgebläse (Mauerwerksteilchen der zerstörten
Zwischenwand) potierten Streifen zeigte, woraus ge-
schlossen werden muß, daß die Leckstelle zunächst die Form
eines größeren Risses angenommen bat, wo hindurch
während einer entsprechend langen Zeit dies Strahlge-
bläse bethätigt wurde, Nachdeni dieser Riß dann kurz
vor der Kätastrophe eine besiimmte Größe angenommen
hatte, hielten die benachbarten nunmehr stärker angs-
strengten Mantel- und Bodenteile nicht mehr Stand, es
fotgte Riß anf Riß, bis schließlich die Eckanker nach-
gaben und cin Preisabschnitt des Stirn'bodens nach außen
umktappte, Daniit war nmi äber auch der Augenblick
gekommen, wo die ganze im Dampf und Wasser aufge-
speicherte Energie ausgelöst wurde und den Kesselkoloß
mit ungeheurer, weit über miserem Begriffsveriiiögen
liegender Gewalt einen regelrechten Saltomortale ma-
cheu ließ.

Dem gegenüber waren natürlich die immerhin für
ein Kesselhaus äbnorm schwer gehaltenen Gebäude und
Dachkonstrnktionen kein Hinderniß, Teils durch den
lleberdruck im Jnnern des ganzen Kessekhauses, teils
durch den sich überschlagenden Kessel selbst, flog das ganze
Gebäude entsprechend seiner größeren oder geringeren
Nachgiebigt'eit auseinander imd verwandelte sich mit
einem Schlage in einen Triimmerhaufen, Dampf- nnd
Zentrifugalkraft schleuderten, einen Teil des Kessel-
mantels aufrollmd und einen direkt anschließenden Man-
telschuß mitreißend, den Kesselüoden in hohem Bogen
bis auf eine Entfernung von ca, 36 Meter fort, Leider
sind der Kätastrophe, wie bereits gemeldet, auch zwei
Menschenleben zmn Opfer gefallen. Den verunglückten
Heizer trifft keine Schuld. Älle Sicherheitsarmaturen
wären, soweit sich dies feststellen ließ, in Okdnung, Was-
sermanget hat auch nicht vorgelegen, da die Flammen-
rohre vollständig gutgeblieben sind. Ebenso ist nicht
anzunehmen, daß ein nnzulässig hoher Dampfdruck ge-
herrscht hat, da der betrefsende Kontrollbeamte ganz kurz
vor der Explosion einen Dampfdruck von 6,1 Atm, (für
6 Atm, ist der Kessel gebaut) notiert hatte, Oertliche
Blechschwächungen waren nur im Vorwärmer festzu-
stellen, doch hatte dies keincn Einfluß. Zerreißversnche
an Kesselblechteilen sollen noch zeigen, ob das verwendete
Mäterial den üblichen Bedingungen entspricht, da ver-
mutet werden muß, daß daS Material des Kesselbodens
bei relativ großer Festigkeit zu wenig Debnungsfähigkeit
besitzt, mn die bei derartigeii mit nicht nachgiebigen
Flammrohren ansgestatteten Kesseln austretenden
Wärmedehnungsarbeiten leisten zu köiinen.

Kleine Zeitung.

— Düsscldorf, 11, Sept, Heute war der Ge-
s amtpreiSgeri ch t s a u S s ch n ß der Jndustrie-
nnd Gewerbe-Äilsstellung versammelt, um das Ergebnis
der Preisgerichtsarbeilen endgiltig festzustelleii. Den
Vorschtägen der Gruppenpreisgerichte konnte mit weni-
gen Äusnahmen Folge gegeben werden. Die Zcchl der
dem Axbeitsausschuß zur Genehmigung vorzulegenden
Aiiszeichnnngen ist recht ansgiebig bemessen worden, Die
Veröfsentlichung der Preise wird sich allerdings wohl
noch bis gegen Ende der Ansstellung am 20, Oktober
hinziehen, schon uni deswegen, weil die Entschcidung iiber
die Staatsmedailleii täum eher zu erwarten isl, Es
erscheint Praktisch, die Auszeichniingen des staates und
der Ansstelliing selbst zum gleichen Zeitpunktc bekannt
zn geben,

— Bcrlin, 12. Sept. Ein Nefse des Generals D e-
w e t traf gestern aus Haarlem in Berlin ein und sand
in der Privatklinik von Professor Bergmami, in der
Iohannisstraße, Aufuahme, Es handelt sich iim eine
S ch u ß w u n d e, welche der stmge, kaum zwanzigjährige
Mann im südafrikanischen Kriege erlitten hat, Jn der

mit etwas 'hellerer Stimme, setzte sie 'hinzu: „Aber gleichviel,
ob ich es uötig habe oder nicht — Halbhcit ist mir ein Grcuel,
was ich lerne, 'will ich ganz ücherrschen, sonst wär's schade um
die aufgcwandte Mühe,"

Er nickte gedankenvoll mit dem Kopfe,

Tcr Brief seiner Schwefter fiel ihm ein — fie hatte also
rccht, Theas Zukunft war nicht gesichert, Da handclte Frau
Hartmann aber nicht recht an der Vcr'wandten. Sie lietz sie
cin Leben voller Freiheit koften, und wenn, wie Marianne
ganz richtig vorausfagte, sie sich verheiratete, würde das junge
Mädchen ivahrscheiiilich wieder uuter fremde Lcute gehen
müssen, Nn», dazu würde es nicht kommen, ste gehörte zu
ihml Wie tapfcr sie scinen Jrrtum zurückgswiescn hattc, wie
offen und wahr ihre Seele vor ihm lag, Er liebte sie nur um
so mehr und dachte es sich köstlich, ihren Wcg zu ebnen.

Abcr Rose wollte er cin bischen studiercn und in Erfahrung
bringen, ob sie sich nicht etwa nur so ein gutmütiges Aussehen
gab und im Stillen Thea ausnützte, ohne an-dcre Gcgen-
teistung, als den gcmeinsamen Lebensgenuh,

Es machte sich in den folgenden Tagen auf dicse Weise
gauz von selbcr, dah Bormann viel mit Thea zusammen !var,
währcnd Köster sich um Rose bemühie, die sich ihm gegenWer
in aller Natürlichkeir und mit faft kindlicher Zutraulichkeit gäb.

Jetzt hatten sie die Lilaushöhe erreicht, Rose kam langsam
an Bormanns Armc nach, des Stcigens ungewohnt, war fie
öfter stehen geblieben, mit Woimc den Waldcsdilft cinatmend
und dic herrlichen Baumriesen bewundernd, die ihrc Zweigc
über den moosigen Grund breiteten,

Oben auf dcm Turm war eine Gesellschaft in lebhafter Un-
terhaltung begriffen, Man sctzte sich auf die bereitstehenden
Bänke und erwartete ihr Heruntersteigen, um dann auch empor-
znklimmen, So fand Äöster Gelegenheit, Bormann Theas Bitte
vorzutragen, und der junge Gelehrte zeigte sich äutzerst willig,
ihr Lehrmcister zu werden, Theas frisches Wefcn gefiel ihm
autzerordentlich und cr gab das dem Freunde bei der ersten
Gelegenheit zu erkcnncu,

Dcm Bcsteigen des Aussichtsturmcs, das sich als sehr

Begleitung des jungen Dewet besindet sich ein Arzt.
Hiernach ist die heutige Metdnng eines Berliner Blattes
von dem Eintreffen des Generals Christian Dewet und
von einer angebtich an ihin hier vollzogenen Operation
richtig zu stellen.

— Königsbcrg, 11. Sept, Die Abendblätter mel-
den: Jn Sachen der Freilegung 'des könig-
Iichen Schlosses an der Südseite fand heute eine
Sitzung des Komitees zur Freilegung des Sckstosses statt.
Es ist gelungen, sämtliche Häuser an der Südseite des
Schlosses zum Gesamtpreise von Mk, 902 000 zn erhak-
ten, Tie Dnrchführnng des Projektes wird etwa Mark
960 000 erfordern, Das Komitee beschtoß, eine Jm-
mediateingabe an 'den Käiser zn richten nnd darin die
Bitte auszusprechen, die Fortsetzung der bestehenden
Schloßfreiheitslotterie zur Anfbringung einer Summe
von Mk, 960 000 zn genehmigen, Mit der Jmmediat-
eingabe sollen zugleich die Entwürfe für das Projekt dem
Käiser nnterbreitet werden,

— Eine Schildjungfran der Wikingzeit. Jm „Glo-
bus" berichtet A, Lorenzen: Pferdereste kommen in den
Grabfunden aus der norwegischen Wikingzeit fast 'regel-
mäßig vor, sowohl in folchen aus Gräbern mit männlichen
ats mit weiblichen Leichen. Mit dem Wikingboot von
Got'stad wurden Reste von zwölf Jndividuen gefunden.
Leider reichen die bisherigen Funde zur Feststellung der
Pferderassc nicht aus, Neuerdings sind Pfevdeknochen,
verhättnismäßig gnt erhalten nnd annähernd ein voll-
ständiges Skelett bildend, anf dem Hofe Nordre Kjölen
im Amte Hedemarken neben Resten eines mensch'lichen
Skeletts gefunden, das wabrscheintich einer weiblichen
Person im Alter von 20 bis 30 Jahren angehörte, Das
Menschenskelett rirhte auf einer cr-chicht von Birkenrinde
auf einem aus etwa 6 Centimeter dicken Planken her-
gesteltten Brette, unter dem wieder eine Birkenrinden-
schicht lag. Neben dem -skelett und zwischcn den Knochen
fand man: ein Schwert, eine Axt, einige Pfeilspitzen, eine
Speerspitze, und unter dem Kopfe des Skeletts lag ein
Schildbuckel, Alle Waffen waren aus Eisen nnd von
der Form der füngeren Wikingerzeit (etwa 960 n. Chr.).
Das Pferdeskelett lag dem menschlichen zu Füßen, und
neben dem Pferdeschädel lagen die Eisenteile eines Koch-
geschirrs, Professor Gustav Gnldberg erblickt in der
weiblichen Leiche, die mit Pferd nnd Waffen bestattet
wnrde, die lleberreste einer Schildjungfrau (Skjoldmö)
der Sagas. Nach den Sagas haben Frauen an den
5tämpfen teilgenommen und wie die Btänner Waffen ge-
tragen, so daß auch die Annähme nahetiegt, daß den
Schildjnngfrauen eine ihren Bräuchen entsprechende Be-
stattnngsw-eise zuteil geworden ist.

— Ei» Frauenpnrndics. Unverheiratete Damen, die
sich vor dem Schicksal fürchten, alte Fungsern zu wer-
den, sollten einmal ihr Glück in Südafrika Persuchen,
Denn dort herrscht ein gi'oßer Ästangch an weißen
Frauen, Soweit sich feststellen läßt, übersteigt die Zahl
der Mämier in der Käpkolonic. Natal, dem Oranjestaat,
Transvaal nnd Rbodesia die der Frauen um rimd
69 000, imd das will viel heißen in einer weißen Be-
völkerimg von 800 000 Leelen.

Kntl'edigt euere Krundliücke von den Kin-
trägen getilgter H'fandt'atten.

In den Grundbüchern und Pfcmdbüchern finden sich,
so schreibr man der „Landes-Zeitung", eine beträchtliche
Anzatst von Lasten (Vorzngsrechte und Unterpsands-
rechte verschiedener Artjeingetragen, die nicht gelöscht sinö,
obwohl die Voraussetzimgen ihres Bestehens (zum Bei-
spiet die Kaiifschillings- oder Darlehensschuld, der An-
spruch aus vormundschafllicher Verwaltimg) fortgesallen
sind, Ter Olrimd der Nichtlöschimg ist zum Teil darin
zn suchen, daß dem Eigentümer die Belastimg seines
Grundstückes — vielleichl fahrlässigerweisc — nicht be-
kannt ist, zmn Beispiel weil er mit einem Eintrag bereits
betaslete Grundstücke ererbt oder sonsl erworben hat, oder
weil er, wenn in dem zum Grimdbnch eingetragenen
Kansoertrage die Bedingimg der Barzalstung ausge-
driickt ist, ein Vvrzugsrechl sür den Kaufschilling als nicht
zur lformLllcn) Entstehimg gelangt wähnte, Bei ande-
ren iit der Grnnd der, daß sie zwar von der Belastung
ihres Grundslückes Kenntnis haben, jedoch gleichgültig
dagegen sind und sich darauf vertassen, daß der Eintrag
schön einmal im Wege des gewohnten VereiniaungZver-
fayrens, ohne ihre Mühemallimg und Kosten von Ge-
setzesmegen weröe gestrichen merden. Mit diesem Ver-

lohnend evlvies, folgte noch eiu weirerer Spaziergang, uud er-
müdct, aber erfüllt vou der schöuen Partic satz die kleiuc Ge-
sellschaft bei dem trefflich bcreireten Abendbrot, zu dem ihneu
dcr säucrliche Saalwein ausgezeichnct muudete, Der Mond
stieg silberu hinter den Bäumeu empor, als man die Kutsche be-
stieg uud deu Hcimwcg autrat, Dicsmal satz Köster Thea ge-
gcnüber, cr sah mir Entzückcu iu ihr vom Moudlicht bcstrahl-
ics Augesicht. Plötzlich hob sie mir ihrer glockcnhcllen Alt-
stimmc zu siugen au: „Wcr hat dich, du schöner Wald, auf-
gebaut, so hoch da droben," Bormanns Tcuor uüd sein Bariton
mischtcii sich sofort dareiu uud wuitdervoll stieg der Gefang
des alten Licdcs im Waldesdome empor, Frau Rose saltetc
still dic Händc und lauschte andächtig — das ivar ja wic in
der Kirche,

„Jch möchte dieseu Weg uochmal zu Fusz machen," äuherte
Thea später. Eiuzclne Fuhgäuger, die sic übcrholt hattem
mochten dieseu Gedaukcu iu ihr angeregt häbcn, .

Die juugeu Männer stimmten voller Freuden zu und
Köster wandie sich mit der Frage an Rose, ob es ihr möglich
scin würde, so iveit zu gehen,

„Jch biu freilich nicht an Fusztoureu gewöhnt," sagte sie,
„aber ich merke, wieviel auch dariu die Gewohnhcit thut, Det
Weg zur Saline zum Beispiel erschien mir zuerst fast uncrrcich-
bars jctzt spürc ich keiue Müdigkcit dauach, Jch deuke, wir
fahren gelegentlich mal hinaus und gehen abends zu Fuß
zurück,"

Mit diesem Vorsatz schied man für hcutc,

Zu Hause augelaugt, fanden die Damen Briefc vor, Thca
las, wa ihre Mutter schrieb, mit frohem Dankgefühl, Gottlob,
die Elrern warcu wohl uud die Stärkungsmittel, welches Roses
Frcigebigkeii ihucn vor dcr Abreise noch zngcwendct hatte,
thaten ihre Schuldigkeit, Tbea solle mir in volleu Ziigcn g^
uietzen, was sich ihr bötc, ohne Sorge um ihr Ergehen, Das
war der Jnhalt des Briefes, Fröhlich reichte sie ihn Rose hin-
„Da lietz, du Gute, wic froh bm ich, datz daheim alles iv
Ordnuug ist," l . -

(Fortsetzung folgt.)
 
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