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Heidelberger Zeitung (44) — 1902 (Juli bis Dezember)

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Nr. 203-228 (01. September 1902 - 30. September 1902)
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Kiebel am Otto steimcbZ üau äe; fieiäelberger
Schissses.

Abzeichnuiig nach dem Wetzlarer Skizzenbuch^

(Aus Centralblatt der Bauverwaltung 1902 Nr. 71 S.435).

* Rußland.

Petersbnrg, 19. Sept. Der „Westnik Finanßow"
meldet: Die Winterweizenernte ist im ganzen Gebiet der
Schwarzen Erde, in Polen und im Nordkaukasus gut, im
Wolgadistrikt und Esthland nicht zufriedenstellend, in anderen
Gouvernements befriedigend. Frühjahrsweizen steht im All-
gemeinen über den Durchschnitt, im mittleren Wolgadistrikt
unbefriedigend, jenseits der Wolga und im Südosten gnt;
Roggen steht im Allgemeinen über dem Durchschnitt, im
Süden und Westen gut, im Wolgadistrikt, im Osten nnd
teilweise im Nordwesten nicht befriedigend; Hafer steht im
Allgemeinen mittel, im Süden, Südwesten und Südosten
gut, im Nordwesten und im Wolgadistrikt nicht befriedigend ;
Gerste steht im Allgemeinen über den Dnrchschnitt, im
Süden, Südwesten und Südosten gnt, im Nvrdwesten und
im Wolgadistrikt nicht befriedigend.

Die Uotenfrage anf dem fozialdemokratifchen
Uarteitag.

B e r l i ii, 17. Sept. Man möchte es fast eine Jronie des
Schicksals nennen, so schreibt der „Schw. Merk.", datz die
Leutsche Ostmarkenpolitik keine glänzcndere Rechtfertigung ge-
funden hat, als auf dem sozialdemokratischen Parteitag in
München. Dort ist man nunmehr zu der Erkenntnis gekom-
men, datz die Polen nur eine politische Frage kennen, die
Wiederherstellung Polens. Die polnischen Genossen pfeifen auf
die Beschlüsse der deutschen Partei, so rief Frau Rosa aus,
und sie mutz es ihrer Abstammung gemätz wissen. Soweit ist
man also in der Sozialdemokratie gelangt datz man das Tisch-
tuch zwischen der Partei und den polnischen Genossen zu zer-
schneiden geneigt ist, nachdem man lange Jahre hindurch ihre
Agitation moralisch und materiell unterstützt hatl Die Gefahr
der polnischen Sonderkandidaturen in Oberschlesien und an den
Ortcn des westlichen Jndustriebezirks, wo die Polen in grohen
Massen angesiedelt sind, hat allerdings den Führer Bebel ver-
anlatzt, noch einmal einen letzten Versuch zu machen, um den
Anschlutz der Polen an die Partei zu betreiben, aber Bebels
Optimismus dürfte auch in dieser Angelegenheit getäiischt wer-
den, wie es bei ihm schon so häufig der Fall gewesen ist. Recht
schmerzlich war das Bekenntnis, datz die polnischen Genossen
alle Unterstützungen nur für ihre Sonderbestrebungen berwen-

den, datz sie aber im Ucbrigen für die schönsten Parteigrundsätze
nicht einen Pfifferling geben. Der grotze Verteidiger des Polen-
tums im Reichstag, Genosse Ledebour, hatte es schwer, gegen
Rosa Luxemburg zu kämpfen, die die Verhältnissc in den pol-
nischen Laiidesteilen kennt; man wird gespannt darauf sein
müssen, ob er sich noch einmal im Reichstag als Beschützer der
„Unterdrückten" aufwerfen wird, nachdem diese gezeigt haben,
datz sie auf die Sozialdemokratie Deutschlands „pfeifen",
wenn sie ihrcn eigenen staatsfeindlichen Zielen nachjagen. Die
Hervorkehrung des nationalcn Gegensatzes hätte eigentlich eine
viel schärfere Zurückwcisung seitens dcr internationalen, völ-
kerbeglnckenden Sozialdemokratie erfahren müssen, aber was
thut man nicht, um einige hundert Stimmen bei den Wahlen
zn gcwilinenl Bebel hat das „Kompromisseschlictzen", das
er sonst als zielbewutzter Mann so entschieden verurteilt, rccht
wacker gelernt. Für die Beurteilung der Ostmarkcnpolitik
ist die Erörtcrung auf dcm Münchener Parteitag äutzerst wert-
voll; sclbst die Sozialdemokratie hat zugestehen müssen, datz
die Polen vine staatsfeindliche Ldsreitzungspolitik treiben.
Die Frage licgt da sehr nahe, oü auch die anderen Beschiitzcr
des Polentums nun endlich der Wahrcheit die Ehre gebcn und
das Vorgehen des Staates gegen dieses Treiben als gcrecht an-
erkennen wollen. Fast muh man annehmen, datz das Zcntrum
in dieser Frage dickfelliger ist, als die Sozialdemokratic.

Geschiiftliches.

INünzuuktion in Frankfurt a. M. Unter dem bckannten
Privatsammlungeii pfälzischer Münzen und Medaillen ist dic-
jcnige dcs Herrn Emil Henser in S p e h e r — Vcrfasser
dcs bekannten Werkes über die Bclagerung von Landau —
eine der bedeutendsten, und diese kommt iinnmehr am 8. Ok-
tober d. I. bei der Firma Sallh Rosenbcrg in Frankfurt
a. M. zur Versteigerung. Wir begegncn in dem Kataioge
einer grotzen Anzahl schr seltener und interessanter Stücke, von
denen viele seit Jahrzchnten weder in Versteigerungeii noch im
"freihändigen Verkauf vorgekommen sind. Besonders reiche
Serien finden sich unter Friedrich V. von der Pfalz, dcm so-
genannten Winterkönig; ferner verdient die grotze Kollektiou
von Münzen und Medaillen des letzten pfälzischen Kurfiirsten
Karl Thevdor spezielle Beachtung. Den SamMern nnd Lieb-
habern pfalzischer Münzen und Medaillen bietet sich daher
günstige Gelegenheit zur Evwerbung von intcressanten und
meist vorziiglich erhaltenen Geprägen.

Kleine Zeitung.

— Raucherfreuden. Eine für Raucher höchst in-
teressnnte Notiz finden wir in der letzten Nninmer der
,?Natnnvissenschaftlichen Wochenschrift". Sie lantet:
Ueber den Einfluß des Tabakrauchens anf die Mitro-
organismen (das sind inikroskopisch kleine Lebewesen,
also Bazillen usw.) der Mundhöhle hat H. Körner Unter-
suchnngen angestellt. K. hat seine Versuche solgender-
maßen angestellt: 1. Die Zahl der im Speickjel wohnen-
den Mikroorganismen wurde vor und nach dem Rauchen
aus die übliche Weise bei einer Versuchsperson bestimmt,
und es stellte sich heraus, daß die Zahl der Mikroorga-
uisinen nach deui Rauchen aus die Hälfte herabgemindert
war. 2. Dnrch steril aufgesaugenen Speichel wurde
der Rauch von einer bis zwei Zigarreu durchgeleitet, man
konnte bei der Zählung eine Abnahme der aufge-
gangenen Kolonien wahrnehnien, die jedoch nNter ein
Drittel nicht herabging. 3. Der Zigarrenranch wurde
dnrch verdünnte Reinknlturen geleitet, in allen Fällen
wurden diese Knltnren sogar ganz abgetötet. Diese
Versuche geben also eine Erklärung sür die allgemein
bekannte Dbatsache ab, daß nämlich bei Männern, die
stark ranchen (täglich ein Dntzend Zigarren nnd mehr),
Caries dentis (Zahnfraß) seltener, nnd wenn derselbe
dennoch anftritt, häufiger die chronische Form beobachtet
wird." Ans allem diesem scheint hervorzugehen, daß
der Tabakrauch desinfizierend wirkt, daher ein mäßiger
Genuß des Rauchens gesnnd ist.

— Aus Oberbayern läßt sich die „Nat.-Ztg." als
neu folgende heitere Adlergeschichte erzählen: Ein jnnger,
sehr wohlhabender Gutsbesitzer in Oesterreichisch-Schlesien
durchstreift mit seinem Jäger eines Tages seine hart an
der preußischen Grenze gelegene Waldung und hat hierbei
das Glück, einen Steinadler zu schießen. Erstaniit über
das erlegte Tier, spricht er, zum Förster gemandt: „I hob
halt immer g'docht, die Adler hobens zlvei Köpf", worauf
der Förster erwidert: „Gonz recht, Euer Gnoden, ober der
hier wierd woorscheinlich aus'm Preußischem rüber knmmen
sein." Die Geschichte ist übrigens schon recht alt. Man
erzählt sie sich in Oesterreich, wenn maii über die geistigen

blieben und noch nicht heimgekehrt. Jhre Briefe lanten liebe-
voll und teilnehmend, sie sagen ihr, daß Köster ihr häufiger
Begleiter ist — aber nicht ein warmes Wort voir thm tvurde
ihr übermittelt — der Zusammenhang mit dem Geliebten ist
total unterbrochen.

Wie viel natürlicher wäre es Thea erschienen, wenn Rose
in der schwersten Zeit neben ihr gestanden hätte, statt in Berlin
Frau Lepkes Tastfreundschaft anzunehmen. Welchen Zweck
tonnte ihr Anfenthalt in der Residenz haben? Wenn Thea
mit ihren Gedanken auf diesen Punkt kommt, bemüht sie sich
regelmäßig, nicht in mitztrauische lGrübekeien zu verfallen.
Sie scheucht das hätzliche Gefühl, das sich in ihrer Seele empor-
ringen möchte, weit von sich, aber es kommt wieder, häufiger,
stärker, bis sie ihm endlich Raum geben mutz.

Heut siht sie allein am Fensterplatz der Verstorbenen, der
Bater vergißt beim Nachmittagsschläfchen für kurze Zeit all'
sein Leid.

Jm schwarzen Trauergewande, das die durchsichtige Weitze
ihrer Haut noch mehr hervortreten läßt ünd die schöne Gestalt
dorteilhaft hebt, sitzt Thea da und stützt das Haupt in die
schmalen Hände. Sie ist wieder einmal trostlos. Der Augen-
blick steht vor ihrer Seele, wo Frau Lepke ihr eine Verbindung
zwischen ihrem Bruder und Rose als wünschenswert bezeich-
nete. War er dem Anstürmen der Schwester erlegen? Hatt«
Roses Neigung für ihn den Sieg davon getragen? Und war
cmf diese Weise das Geld wieder einmal zur feindlichen Macht
geworden, die zwei liebende Herzen von einander reitzen
-ULfte?

Ein tiefcs Weh erfüllte das Herz der Vereinsamten, ihre
Augen füllten sich mit Thränen. Sie gedachte ihres festen Bor-
satzes, nicht vom 5t«mpfplatz zu weichen. Hätte sie doch nicht
ohne AbschieS von ihm gehen sollen?

Wo war nur ihre Energie, ihre elastische Lebenskraft ge-
blieben? Ach, das Leben schien ihr keiner Anstrengung mehr
Ivert.

Ein Lebenszweck freilich war noch da — der Vater brauchte
sie, sie mußte ihrc Bangigkeit durch doppelte Bemühung um
sein Wohlergehen bekämpfen. Aus solchen Träumen riß sie der
schrille Ton der Thürglocke. Sie ging zu öffnen, der Postbote
brachte eine Aarte für sie.

„Jch lomnie morgen mit dem Tlbendznge, hol' mich vom
Babnbof cck.

Rose."

Weiter nichts. Morgen, das war heute .— in -wenigen
Stunden sollie sie die Langentbehrte im Arm halten. Thea
sinnt nach. Sie kann jeht nicht fort und hat keinen Boten zur
Hand, um Ehrentrauts benachrichtigen zu können. Der Ge-
danke an die öde Wohnung der Heimkehrenden ist ihr schrecklich.
Sie beschlietzt, in ihrem Stübchen ein Lager für Rose zn rüsten,
morgen kann sre dann in ihr eigenes Reich übersiedeln. Nenes
Leben kommt in des jungen Mädchens Glieder, sie fühlt sich
angeregt dnrch die Hoffsung auf das Wiedersehen mit der
Kousine.

Was wird sie ihr zu erzählen haben?

Nachdem der Vater erwacht ist und seinen Kaffee getrunken
har, erzählt sie ibm, datz sie einen Gast bei sich aufnehmen will
und welchen, und überredete ihn, sie zu Ehrentrauts zu be-
gleiten. Dort erregt diej Kunde die größte Freude, aber Frau
Nelde ringt die Hände, weil sie nicht eher davon erfahren hat.
Herrgott, wie soll sie fertig werden, um die kleine Frau einiger-
matzen gerüstet zu empfangen? Und das Dienstmädchen mutz
benachrichtigt wcrden, ja wie ist das alles in wenigen Stunöen
zu machcn? Die Zunge der kleinen Frau leistet unglaubliches
iu dieser Anfiegung. Thea beruhigt sie und erWrt, Rose da-
behalten zn wollen, bis alles ber»it sei, und so sieht Frau Nelde
eiingermatzcn getröstet aus, als sie sich trennen.

Nun dic Stunde des Wiedersehens näher rückt, wivd Thea
wieder nnruhig. Und als sie dann Fran Rose in den Armen
hält, siehi sie wohl, datz auch über dieses Herz Stürme gekom-
men sind. Bleich, mit trüben Augen, sielst Rose nicht der
strahlcnde» Frau ähnlich, die Thea vor Wochen verlietz. Ein
Hauch von Verfeinerung liegt über ihrem ganzen Wesen, der
unendlich miziehcnd wirkt. Thea fragt nicht viel, sie- nimmt sie
ini Wagen nockimals in ihre Arme, nnd die Frauen vergieß'.n
Thränen der Wchmnt, von denen eine jede glaubt, datz jie dcr
Verstorbenen gelten nnd die doch auch anderem vsrborgenem
Lcid eniqucllen.

Schlutzfolgt.)

Qualitäten Kaiser Ferdiuands spricht, der im Jahre 1845
zu Gunsten des jetzigen Herrschers der österreichisch^
ungarischen Ntonarchie abdankte.

— London, 16. Sept. Eine neue Wnnderkiic
in Lonrde S ist hier das Tagesgespräch, da es sich
diesmal uin eine Engländerin handelt, deren Krankheit
in Krebs stestanden haben solt. Der „Daily Expreß"
gab solgende Aiissagen der Geheilten, einer Fran Notei"
inaii, über ihre Heilung wieder: Jch hegte großes

Widerstreben, ins Wasser zu gehen, aber ich betete zuitt
Himmel und tanchte chinein. Ein schreÄiches Gesiiiil
iiberkam mich. Jch dachte, dec Tod sei nahe. Jch sügte
mich. Jch litt sürchterlich. „O Gott!" rief ich, „ich
würde lieber im Augenblick sterben, als ungeheilt zu-
rnckkehren!" Als ich in dieser Weise Verzicht leisrete,
verließ mich aiigenblicklich aller L-chmerz nnd ich sagte:
„schwester, ich bin geheilt." Die Aerzte in Lourües wa-
reu erslaunt. Sie konnten keine Spur von Krebs sin-
den und bestätigten iiur, daß ich geheilt sei." Einige TagL
gingen dieser uud noch andere mehr ausgeschmückte Heil-
ungsberichte durch die ganze Presse. So fligte die „Pall
Mall Gazette" hiuzii, Frau Äkotermaun habe seit der Ge-
burt ihreL sechzehnjährigen Sohnes an Krebs gelitten-
Bereitwillig habe sie dem Berichterstatter der „Gazette"
ihre Jacke gezeigt, die sie auf der Reise nach Lonrdes
getragen hatte, und die ihr iinn viel zn klein gewordett
sei. Eine Pslegeschwester vom Orden der Himmelsahrt
Mariä habe sie gerade besncht und deni Jonrnalisten alle
Augäben der Fran bestätigt. Aber die Wissenschaft hat
auch in diesem Fcille die schöne Vorstellnng einer wuw
derbaren Heilung alsbald zerstört. Der Hcmsarzt dec
Frau Noterman ert'lärt jetzt, daß er sie vor der Pilger-
fahrt mehrfach untersncht nnd niemals eine Spur vott
Krebs an ihr entdeckt häbe. Dagegen ssi zutreflend, datz
die Dame wirklich voriibergehend ernstlich krank gewesen
sei, nnd daß ihr Laien eingeredet hätten, sie litte att
Krebs. Tiese Aussage bestätigt der Arzt emes Krebs-
hospitals, der ebeufalls die Geheilte vor ihrer Reisö
behmrdelte. Seiner Ausicht nach litt die Krank'e an ver-
schiedeneu Leiden und machte ihren Zustand dadurch zu
einein ernsten, daß sie sest an das Vorhandenfein vott
Krebs glaubte? Jn gleicher Weise habe sie auch ihre
Heilung durch Autosuggestion herbeigesichrt, indem sie
sich eingeredet habe, daß die Wasser von Lourdes sie
von ihren Leideu unzweifelhaft heilen würdsn. Dadurch
seien ihre Nerven wieder beruhigt worden, und das
erkläre den ganzen Vorgaug.

Semeinüen, Sehörclen ete.

welche

hohe Erträge erzielen wollen,

Ist die Jnsertion

von Scbafwaide- und Iagd-Bervachtungen,
Holj-Versteigerungen rc. in diesem Blatte
n n e n t b e h r l i ch.



d

Schon öfters wurdm bei einer in der Heidelberger
Zeitung (alleiniges Anits- u. Kreisverkündigungs-
blatt für das Amt nnd den Kreis Heidelberg)
inseriertm Berpachtung oder Bersteigerung

üie r—Kache Summe

gegen früher erlöst.

Kmnkheits- und Steröüchkeits-Werßättnilse
wäyrend des 2. Huartats 19Ü2.

Die Summe der Sterbefälle — die Totgeborencn avgerech^
net — betrug während des zweiten Quartals laufenden Jahres
9592, hiermit nur 12 mehr als im vorigen (ersten) Quar-
tal, dagegen 449 weniger als im gleichen Quartal des letzten
Jahres; wir können also immerhin mit dieser Mortalitätzisfer
zufrieden sein. Mehr als ein Drittel dieser Sterbefälle bee
traf Kinder von 0—15 Jahren, der weitaus größte Teil dieser
aber wieder die Säuglinge, daS ist die Kinder im 1. LebenAj
jahr, und die Sterbeziffer dieser allein beträgt 30,2 Prozew
der Gesamtsterblichkeit, auch hente wieder ein zahlenmätziget
Hinweis darauf, wie viel an kostbarem Menschenmaterial nstr
gewinnen könnten, wenn es uns gelänge, die Säuglingssterb^
lichkeit auf ein wesentlich geringeres Matz herabzudrücken. M
Masern starben 77, d. i. gerade sovic(l wie im vorigen Quartal'
mit der 5. Teil dagegen der Zahl des gleichen Quartals iw
vorigen Jahre; an Keuchhnsten 63, an Typhus 15. an Rachew
diphthcrie 36, an Croup 27, an Scharlach 13. an Kindbettfieber
22, an Jnflnenza 45, an Verdanungsstörungen 808 und ab
Lungenschwindsucht 1291.

Zwet Dinge sind es, die aus diesen letzten Zahlen am be^
merkenswertesten hervortreten: die relativ recht niedere Sterbü(
ziffer an Jnfektionskrankheiten überhaupt, und dann die imwei'
noch recht hohe Sterbeziffer für die Lungenschwindsucht. ^

Zur Anzeige kamen 134 Erkrankungsfälle von Typhus, 9-
von Puerperalfieber, 415 von Scharlach, 629 an Diphtheri^
125 an Croup und 197 Fälle schwerer, ein besonderes sanitäts^
polizerliches Eingreifen erheischender Fälle von Lungen- unH
Kehlkopfschwindsucht.

Die Summe der anzeigepflichtigen infeMösen Erkrankungs"
fälle im Lande bekägt außer den erwähnten Schwindsuchts'
sällen 1<98, im vorigen Ouartal betrug dieselbe 1935, und hat»
im gleichen Quartal vorigen Fahres 2287 betragen, Zahlew
aus denen der stete, fast rapide Abfall der Jnfektionskrankheiten
klar herausleuchtet. Diese erfreuliche Wahrnehmung bezielp
sich zunächst weniger auf den Typhus, wiewohl sein Auftretett
in den letzten Jahren als ein durchaus mätziges bezeichnet werj
den muß, aber um so mehr der Diphtherie imd der Scharla«
einerseits nnd Keuchhusten wie Masern andererseits: NirgeE
rm Lande hatcn tmr während der Berichtszeit eine erhebliK
hervortretende Epidetnie, wie wir solche in früheren Quartaleu
vor Fahren gewohnt waren, fast überall nur mehr sporadisäst^
und dann vor allem auch nur mtldes Auftreten, so daß nebej
dem quantitativ Geringen der Krankheitserscheinmigen insbe'
sondere auch das qualitativ Gutartige nicht nnr im Einzelfab^
sondern auch in der Gesamtheit, sich in der wohlthatigstt
Weise geltend machte.
 
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