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Heidelberger Zeitung (44) — 1902 (Juli bis Dezember)

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Nr. 203-228 (01. September 1902 - 30. September 1902)
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https://doi.org/10.11588/diglit.23861#0590

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Oppofition, weist den Aufruf der Burengenerale in großer
Berstimmuug als bedauerliche Kundgebung zurück, die deut-
lich beweise, daß die zeitig vom Schauplatze ihrer Thaten
geflohenen Ränkeschmiede von Utrecht uud Brüssel immer
noch verhängnisvollen Einfluß üben. Jhnen wird der
Text des Aufrufs, deu Generalen nur die Unterschrift zu-
geschrieben. Einzig und allein „Daily News" sucht die
Behauptungen des Aufrufs zu Parteikapital gegen die Re-
gierung, besonders aber zu Angriffen gegen Chamberlain
zu verwerten. Jm Einzelnen hebl „Daily Telegraph" die
thatsächliche Unwahrheits mancher Behaup-
tungen hervor und erinnert daran, daß nach der amt-
lichen Burenstatistik nur 25 000 Gehöfte überhaupt vor-
handen waren. Das Blatt erklärt, nur die höchste Ueber-
treibung könne behaupten, daß die Hälfte derselben zerstört
worden sei. Was den Kampf für die Unabhängigkeit un-
belangt, so wird dargetan, daß, falls seiner Zeit Lord
Milners Bedingungen angenommen worden wären, die
Freistaaten für alle Zeit ihre Unabhängigkeit behauptet
haben würden. Die Clique von Pretoria habe aber ge-
glaubt, die Engländer aus Afrika verdrängen zu können
und habe deshalb den Kampf begonrien. Sie habe ver-
messentlich das Bestehen des Staates aufs Spiel gesetzt
und winsele nun wieder, daß der Einsatz des verlorenen
Spiels gezahlt werden müsse. „Standard" meint, Kund-
gcbungen wie diese müßten der Regierung ernstlich zu
denken geben; sie könnten den Termin für die Herstellung
der Selbstverwaltung nur auf unbestimmte Zeit hinaus-
schieben. So lange überhaupt ersichtlich sei, daß die Buren
die Wirkungen des Krieges rückgängig zu machen suchten
und widerwillige Unterthanen der Krone seien, könne man
»icht daran denken, sie mit Vollmachten und Freiheiten
auszustatten, sondern müsse vielmehr etn straffes Regiment
führen.

London, 25. Sept. Henry Phips, ein Mitglied
des Carnegie Stahltrustes hatBotha 100000 Dollars
zur Verfügung gestellt mit dem Bemerken, er hoffe, daß der
Friede jetzt gekommen, die Streitlgkeiten gehoben seien, und
daß nichts in einem für England unfreund-
lichen Sinne geschehen werde. Er wünsche, daß das
Geld durch Botha und Delarey und eine noch zu bestimmen.de
Person verwaltet werden solle. Bei Annahme des Geldes
erklärte Botha, er zögere nicht zu versichern, daß das Geld
lediglich zu wohlthätigen Zweckcn verwendet werden würde,
und zwar keinesfalls in einem gegen England
gerichteten Sinne. Gemäß dem ausgesprochenen Wunsche
schlage er als dritten Vertrauensmann Roscinnes, den
Oberrichter von Transvaal, Sir Richard Salomon, General-
staatsanwalt von Transvaal, oder Gould Adams, den
stellvertretenden Gouverneur der Oranjekolonie vor. Botha
fügte hinzu: „Jch liebe den Frieden in vollstem Sinne
des Wortes. Mein einziger Plan ist jetzt, das Unglück meiner
Landsleute zu lindern." Einer Mitteilung von Phips an
das Kolonialamt, in der er die Einsetzung eines Ausschusses
sür unabhängige RechenschaftSdarlegung vorschlug, erklärte
Kolonialminister Chamberlain seine Zustimmung und
sagte, wenn Phips einverstanden sei, werde er einen
Engländer als drittes Mitglied ernennen. Chamberlain er-
klärte weiter, die Gabe würde vielmehr die Sympathieen
der Engländer für sich haben, wenn sie für alleWitwen
und Waisen ohne Unterschied der Rasse verwendet
werden sollte. Wenn aber schließlich bestimmt sei, daß sie
nur den Buren zugute kommen solle, sei er doch willens,
seinen Beistand bei der Sicherung einer geneigten Ver-
waltung zu gewähren. Die von PhipS besttmmte Summe
ist nur für Witwen und Kinder bestimmt.

Aus Stadt und Land.

Heidelberg, 26, September.

X Von der Universitüt. Die Ernermmig des Professors
Dr. A. Cnrtellieri zum autzerordentlichen Professor für
allgemeine Geschichte in Jena soll nnnmehr nach der „Frkf.
Ztg." vollzogen sein.

X Lungliberaler Verein. Nach dem Vorbilde der Städte
Karlsruhe, Pforzheim u. s. w. besteht auch hier die Absicht,
einen jungliberalen Verein zu gründen, zu dcm die einleitenden
Schritte bereits im Gange sind.

Fleischpreise. Die sozialdernokratische Par-
t e i veranstaltet morgen Samstag, den 27. d. M., abends
halb 9 Uhr im großen Saale des städtischen Saalbaues eine
offentliche Protestversammlung, in welcher Herr Dresbach aus
Mannheim über „D i e Ursachen der Fleischteuc-
r u u g" sprechen wird.

Von der Sonne. Ein grotzer Sonnenfleck oder vielmehr
eine ganze Gruppe von Sonnenflecken ist, lvie man schreibt,
am 23. September am Ostrande der Sonne erschienen. Hinter
einem grotzen von breiten Halbschatten umgebenen Fleck sitzen

Zweimarkstücken dergestalt geprägt werden, daß bei den
ersteren aus der Aversseite unter dem Kopfe des Königs
links der Geburtstag „*23. IV. 1828" und rechts davon
der Todestag „f 19. VI. 1902" und bei den Zweimark-
stücken wegen Mangels an Raum nur die betreffenden
Jahreszahlen * 1828—f 1902 beigefügt werden. Die
Wappenseite wie die Kopfseite der betresfenden Münzen
bleibt im übrigen unverändert. Die Herstellung dieser
Münzen soll, der „Deutschen Tagesztg." zufolge, auf der
sächsischen Münzstätte zu Muldener Hütten bei Freiberg
erfolgm. ."il-HGzj

— Mainz. 24. Sept. Nach etner hier eingelaufenen
Meldung hat stch in Berlin nun auch der Architekt
erschossen, der mit dem unglücklichen Patrik Huber
befreundet war und in dessen Tragödie ein Rolle gespielt hat.

— Nürubrrg, 23. Sept. Die mittelfränkische Kreis-
regierung hat oberpolizeiliche Vorschriften zum Schutze gegen
die Uebertragung ansteckender Krankheiten in
Barbier - und Friseurstuben erlassen, die in den
betreffenden Geschäften an leicht sichtbarer Stelle aushängen
müssen. Sie treten am 20. Dezember in Kraft und sehen
für Uebertretungen Geldstrafen bis zu 90 Mk. oder Haft
bis zu 4 Wochen vor.

— Der II. Allgemeiue theosophische Kougreß fand
am 20. und 21. September in Berlin statt. Aus den
verschiedensten Teilen Deutschlands sowie aus Oesterreich

noch drei lleiiie tiefschwarze nach dcm Soimcnraiide zu, und
die ganze Gegend umgiebt eiu Wall heller Soliueusackeln. Man
har deutlich das Gefühl, datz die ganze Gegend in unrnhiger
Bewegung begriffen ist, sodatz zweisellos die Fleckcngrnppe
ihre Gesralt in den nächsten Lagen ändern wrrd. Jnfolge der
Sonnenrotation kommt der Fleck allmählich werler rn die Mitre
ber Sorurenscheibe rrnd wird nach 12 Tagen am Westraude ver-
schwmrden sein. Dre in Ausruhr beftndliche Gegend mrtzt
etwa üii, des Sonneudurchmessers, der Fleck selbst etwa Üs«.
Eiu Operuglas, dessen Okulargläser man vorsichtig uud sorg-
fältig berutzen läht, dürfte zur Erkenuung des Fleckes aus-
reicheu.

s Gewonnen. Das in dem Zigarrengeschäft des Herrn
E. Flatterer dahier verkaufte Los Nr. 96 781 der Frankfurter
Pferdelotterie kam ber der Ziehung am 24. Septcmber mit
einem schönen Gewinn heraus. Der hier zur Zeit noch uube-
kauute Losbesitzer kaun ein schweres Arbcitspfcrd, bolg. brauner
Wallach, iu Empfang nehmen.

* Schöffengerichtssitzung vom 25. Sept. 1. Fcuersteiu und
Gen. ru Haft hier, erhielt wegeir Belerdigung 7 Wochen Ge-
fänguis, dessen Ehcsrau 8 Tage Gefängms. 2. Johann Peter
Sauer voir Wrlhelmsfeld wegen Körpervcrletzung 3 Wocheu
Gefängurs. 3. Lorenz Krämer von Ztegelhausen wcgeir Dreb-
stahls 3 Tage Gefängnis. 4. Fosef Baust von Heidelberg we-
gen Unterschlagmrg 1 Woche Gesängnis. 5. Karl Kümmerling
in Haft hier wegen Diebstahls 3 Wochen Gefängms. 6. Georg
Reichert vou Viöiichzell wcgeu Hausfriedensbruchs u. s. w.
11 Tage Gefäugnis. 7. Anton Reibold Ehefran hier wegen
Betrugs 3 Wochen Gefüngnis. 8. Georg Kirchgäßner mrd Jo-
haun Gottfried, bcrde von Krrchherm, wegen Körperverletzung
jc 2 Wochen Gefängnis. 9. Heinrich Kuhn von Handschuhs-
heim und Johamr Späth von Eppelheim wurden von dcr An-
klage wegcn Körperverletzung freigesprochen. 10, Jakob Ru-
dolph hicr erhielt wrgeu Untcrschlaguug 10 Tage Gefäiigms.
11. Die Verhcmdlung gegen Hermaim Maier in Haft hier
wcgeu Uuterschlagung wurde vertagt. 12. Theobald Felner
rn Haft hicr wurdc vou der Anklage wegen Betrugs frcige-
sprocheu, desscn Ehefrau Rosa geb. Adclmamr von Marnz er-
hielt wegcn Aiistiftuug zum Betrug 10 Tage Gefäugnis.

— Polizeibericht. Verhastet wurde ein Heizer wegen Haus-
friedcnsbruchs, Bedrohung und Beleidigung, eine Kellnerin
wcgen Umherziehens mrd eru Sruhlmacher wegeu Bettelns.
Zur Anzcige kamerr 4 Personeu wegen Ruhestürung uud eine
wcgeu Körperverletzung.

Maiinhcim, 25. Sept. (Enthüllung desMoltke-
Denkmals.) Der geschäftsführende Ausschutz hatte rrn
Se. Kgl. Hoheit deir Grotzherzog von Baden die Bitte gerichtet,
das Fest der Enthüllung des Denkrnals, das am 19. Oktober
stattsindet, durch seine Teilnahme verherrlichen zu wollen.
Daraufhrn ist gestern aus dem Grotzh. Kabrnet dre Mitterlrmg
erngetrofseu, datz Se. Kgl. Hohert der Großherzog hoffe, Ler
Feier anwohnen zu kömrcn.

f Mamrheim, 25. Sept. (Schifsahrt.) Die seit
Wochen angestrebte Verernigung der oberrheinrschen Schiff-
fahrtsgesellschafren ist zustande gekommcir. Fn der Schifsahrt
herrschten in den lctzten Jahren sehr mihliche mrd betrübende
Verhältnrsse, da die uiedrigen Frachten, denen stetig stcigendc
Kosteir gegenübersteheu, einen neimeuswerten Verdicnst aus-
schlietzeu. Dazu kmn eine scharfe gegcnseitige Konkurrenzie-
ruug der einzeliieii Rhedereren und Schrffahrtsgesellschasten
Es brach sich deshalb unter den Schiffahrtsintevessenten in den
'letzten Mouateu mehr uud mehr dre Erkermtms Bahn, datz die
Fortdauer der bisherigen Berhältnisse zum Ruiu fUhreu müsse,
mrd datz die Abhilfe ein Gebot der Selbsterhaltung ser. Die
von energischen Männern eingeleiteten Versnche zur Anbahnmig
eiuer Verständiguug zwischeu den oberrheinischen Schiffahrts-
gesellschaften waven von Erfolg bcglertet. Von vornherern war
man sich klar, datz eine Fusronierung oder Kartellierumg der
verschredenen Schiffahrtsgesellschaften ausgeschlossen sei, und
stellte srch daher sofort auf den einzig rrchtigen Stundpunkt einer
gegcrrscitigeii Frachterwereiiibarimg, Der Vereürigung ge-
hören fast alle bedeuteuden oberrhemischen Schiffahrtsgesell-
schaften an. Fhr Streben geht drrhin, autzer der Eindämmung
der scharsen Kvnkurrenz dre Schiffsfrachten auf neue ange-
messeue Höhe zu bringen, jedoch ist eine ungerechtfertigte Stei-
geruug der Frachten ausgeschlossen; auch soll diese Erhöhung
imr nach mid nach erfolgen. Die Veremigung hat schou jetzt
sehr günstige Resultate erzielt. Es ist beabsichtigt, auch alle
mit der Schifsahrt iu Berbindung stehenden anderen Belriebe
in den Kreis der Vereinbarung zu zrehen, und namentlich erne
Rcvlsion der Lagerhaus- und Speditionssätze herbeizufühven.
Verstötze gegen dre von der Vereinigung feftgesetzten Frachtsätze
und sonstige Verembarungen sollen mit bedeutenden Konven-
tionalstrafen belegt werden. Was die Stellung zu den Par-
tikulierschiffern betrifft, so ist die Vereinigung gerne bereit, mit
ihncn Haud in Hand zu gehen, um auch ihre Lage, die eine
sehr traurige ist, zu bessern.

Karlsruhe, 25. Sept. (Tod auf den Schiencn.)
Heute früh wurde auf dem Bahugeleise zwischen Beiertheim
mid 'dem Stadtgarteu die Leiche eines 30 Jahre alten, 1.65
Meter gvotzeu, dem Arbeiterstande ange'hörigen Mannes ge-
fundeu, dem der Kopf abgefahren war. Es dürfte wahrschern-
lich Selbstmord vorliegen.

Karlsrnhe, 25. Sept. Die sür heute Abend vom hiesigen
s o z i a l d e m o k rat i s ch e n Verein im grotzen Festhalle-
saal ernberufene Versammlung zur Stellungsnahme gegen dre
Fleischvcrtcuerung war von über 3000 Personen besucht. Jn
läugerer Rcde sprach Reichstags- und Landtagsabgcordneter
Dreesbach über die wahren Ursachen der ho'hen Fleischpverse.
Es wirrde schlietzlich eine Resolution angenommen, in der die
Versammlung Zulassung der Einfuhr von Schlachtvieh aus
dem Auslande fordert, werl die rniändische Viehzucht den Be-
darf an Flcisch nicht zu decken vermag. Dre veterinärpolrzei-

waren Vertreter der theosophischen Bildungs- und Ver-
brüderungsbewegung erschienen, um ihre geistige Zusammen-
gehörigkeit zum Ausdruck zu bringen. Den natürlichen
Mittelpmikt des Kongresses bildete der bekamite Pionier der
theosophischen Bestrcbungen, Herr Dr. Franz Hartmami
ans Florenz, dessen öffentlicher Vortrag über „Die Religion
der Zukunft" ebenso wie die Vorträge der Herren Anatole
Rembe-Berlin („Allgemeine Bruderschaft") und Edwin
Böhme-Leipzig („Das Geheimnis unserer Entwicklung") im
großen Saale des Vereinshauses mit großem Jnteresse
aufgenommen wurde. Der nächste Allgemeine Kongreß wird
im Jahre 1904 in Dresden stattfiiiden.

— Kaiser Franz Josef und die dentschcn Schützen.
Bei dem großen Schützenfest, das gegenwärtig in Wien
abgehalten wird, erschien kürzlich Kaiser Franz Josef und
wnrde vom Erzherzog Rainer und dem Statthalter em-
pfangen. Nach der Hnldigungsansprache des Statthal-
ters nnd einer Erwiderung des Kaisers nahm dieser
die Vorstellung der Obmänner der einzelnen Schützen-
verbände entgegen, darnnter die der Vorsitzenden des
deutschen Pistolenschützenbnndes, sowie der Vertreter des
dentschen Schützenbnndes, des Bnndesvorstehers Billipp
und des Kommerzienrates Körting. Letzteren gegenüber
bemerkte der Kaiser, daß die deutschen Schützen wohl mehr
llebnng mit dem Armeegewehre haben, und zollte den
Erfolgen der deutschen Schützen mit dem Armeegewehre,

lichen Bedenken gegen dre Aushebung der Sperre bienten mnk
dazu, die Liebesgabenpolitik der Regierung zu Grmsten der
Agrarrer zu verschleiern. Dre Versamrnlung verlangt deshalv
ferner, datz die Grotzh. Regierung die in Baden bestehende
Fleischaccise schleunigst aufhebe. Von der Gemerndeverwaltung
erwartet die VersamMlung angesichts der Fleischteuerung die
Aushebung des Oktrois anf Fleisch. Meichzertig protestierr
die Versanrmlung gegen alle Lebensmirtelzölle.

Karlsruhe, 25. Sept. Jm hiesigen Rathause fand gestern
dre diesjährige Berbaiidsversammlnng der b a d r s ch e n A r-
beitsnachweise statt, der feitens der Grotzh. Regierung
Herr Geh. Oberregierungsrat Strarw und der Vorstand des
Statistischen Landesamtes, OberregierungSrat Dr. Lange bei-
roohnten. Vertvetcn Ivaren sämüiche badrschen Arbertsnach-
weisanstalteii rmd die Arbeitsnachweisanstalt Stratzburg. Herr
Geh. Oberregierrmgsrat Stranb sicherte zn Beginn der Ver-
haiiidlungen derr Bestrebnirgeii des Bevbandes die weitere that-
kväftrge Fördcrung dnrch die Grotzh. Regierung zn. Nach
Erstattung des Geschäflsberichts referierte Herr Bürgermcister
Holzlvarr-Pforzheim über die Reform dcr badischen Arbeits-
nachwersstatistik. Ueber die Arbeitslosigkert im Jahre 1901
hatten srch die eiiizelneii Anstalten schriftlich geäutzert. Ern
Vorschlag des Geschäftsführcrs der Frerburger Anftalt, Herrn
Lauer, anf den Bahnhöfeir, rn den Amrsstuben und sonstigeu
geeigneten Rärrmen Plakate mit dem Verzeichnis der Anstalten
nnd der mit ihrer Benutzrmg verbnndenen Vorteile (Fahr-
preisermätzigung) anbringcn zu lassen, wurde angeiiommen
nnd das hierfür entworfene Formular acceptrert. Vorort des
Verbandes bleibt Karlsruhe. Als nächster Versammlungsorr
wnrde Freiburg gewählt.

Karlsruhc, 25. Sept. Der nächste ovdentliche Kreis -
t u r ir t a g des 10. Turrikreises (nmsassend Baden, Pfalz rrnd
Elsaß-Lothrrngen) der deutschen Turnerschaft findet am 26.
Oktober d. I. in La n dau (Pfalz) statt.

Rastatt, 25. Sept. (S i t t l r ch k e i t s'v e r b r e ch e n.)
Jn Oetigheim wurde der dcm Trunke ergebene Landwrrt
Sebald Rreger verhaftet, wcrl er in dem Vevdachte steht, sich
an seiner gerstesschtvachen Tochtcr sittlich vergangen zu haben.

Rothenfels, 25. Scpt. (Plötzlicher Tod.) Auf der
Landstratze vor dem Gehölz vor Rothenfels wurde gestern früh
der Metzger Blasius Pflüger von hier tot aufgesunden. Der-
selbe hatte sich nachts vom Harrse entsernt, war wohl in einem
Anfall bon Geistesstörung ins Wasser gestürzt, wre nach seinen
nassen Klerdern zn schlietzen war, urrd von da auf die Stratze
gelangt; der Tod soll bei dem 62 Jahre alten Manne rirfolge
eines Hirnschlages eiiigetrcren sein. (Rast. Tagebl.)

Horirbcrg, 25. Sept. Vorgestern tagte hier der 8. Ver-
bandstag s e l b st ä n d i g c r K a n f l e u t e und G e w e r b e-
t r e i b e ii d e n des Grotzherzogtums Baden, der ans allen
Teileir des' Larrdes zahlreich ücsucht war. Jm Auftrag des
Ministeriums des Jnnern crschien Hcrr Oberamtmann Jacob-
Triberg, fcrner ivarcn anwesend Herr Lattdtagsabgeordnerer
Hoerdr-Furtwangen, Herr Handelskammersekretär Hiller-Lahr
und Herr Stadtvorsrand Vogcl. Nacli Begrützung der ge-
namiten Herren nnd der übrigen Terlnehmer eröffncte der Vor-
sitzende, Herr Kaufmann Kern-Mannhcim, dcn Verbandstag
nm 12 Uhr mittags im großen Rcrthcrnssaale. Herr Bussemer-
Baden referierte über die „Mängel des Wandergewerbesteuer-
gesehes". Redner cmpfrehlt eine besfere Aufmerksamkeit der
Steuerbehörden diesen meist zweifelhaftcn Geschäften gegen-
über, die sich da u»d 'dort aufthnn und oft spurlos verschwin-
den, nachdem sie sich nm die Steuer herumgedrückt und den
ansässigen Kaufmann, der mit Stcuern ja ohnedies schwer b«-
lastet ser, sehr geschädigt haben. Nur ernmütiges, geschlossenes
Vorgehen des Verbandes könne da helfen und seien auch schon
Erfolge erzielt wo'rden. Bci Piinkt 4 der Tagesordnung betr.
Anstellung ernes Berbands- bezw. Vertrauenanwaltes' ent-
spann sich eiiie lebhafte D/ebatte. SchlieWch wurde der
Antrcrg Wahls-Lahr: Vertrauensanwälte für die einzelnen
Zweigvereiire in ihren Kveisen aufzustellen, einstimmig cmgc-
nonrmen. Betreffend des Entwurfs des Gesetzes zur Waren-
haussteucr soll der Vorschlag Herrn Wahls-Lahr der Regrerung
wiederholt unterbreitet werdeu. Hiernach steht es rrrcht im Be-
lieben der Gemeindcn, eine Warenhaussteuer zu evheben, son-
dern sre sollcn gesetzlich hierzu verpflichtet sern. Bezüglich der
Sonntagsruhe beschlietzt der Verbandstag, allen und jeden
Bestrebungen, dreselbe noch werter auszudehnen, energisch ent-
gegenzutreten. Eine schablonerkmätzige Regelung der Sonn-
tagsruhe sei überhanpt nnmöglrK. Ncwh drerstündigen Be-
ratnn'gen wnvde sodarm die Verscrmmlung geschlossen. Die
Stadt hatte ans Anlatz 'des Verbandstages Flaggenschmuck
angelegt.

Hornberg, 25. Sept. (Crtrunken.) Däs zwei Jahre
alte Söhnchen >des Fabrikarbeiters Benzing fiel rn 'den Ge-
werbekanal und e'rtrcmk. Die Leiche wnrde näch einer Stnnde
crm Rechen der Hellerschen Knnstmühle geborgen.

Kandel und Uerkeyr.

Mannheim, 25. Septbr. (Effektenbörse.) An heutiger
Börse notierten: Brauerei Ganter, Freibura 103 Geld, Zucker-
fabrik Waghäuiel Aktien 7150 G., 72 B. Sonstigcs unveräudert.

Frankfurt, 25 Septbr. Effektensozietät. AbendS 6V. Ubr.
Kreditaktien 216.10—30 b., Diskonto-Kommandit 187 40 b. G.
Dresdener Bank 143 b. G., Berliner Handelsges. 166.70 b. G.,
Staatsbahn 153.50 b., Lombarden 2010 b, 4proz. Spanier
87.90 b. G , 4'/-Proz. Portugiesen 60.40 b. G., 3proz. do. 30.90 B.
80 G. ult, Harpener 168.25 b-, Hibernia 173.80 B. 70 G,
Oberschles. Eisen-Jndustrie 111.30 b., Bad. Zuckerfabrik 71.90
b. G.. Elektriz. Schuckert 86.10 b.

6V« bis 6-/, Uhr: —.

Jm Einklang mit besseren Londoner und Pariser Notierungen
zeigte die Abendbörse auf allen Kebieten besesiiqte Haltung.

öessen Vortrefflichkeit sich gezergt habe, hohe Anerken-
»nung. ^

— Karlsbad. 2-1. Sept. Jn der Hauptversammlung
der G e s e l l s ch a f t f ü r d e n t s ch e M e d i z i n, die
heute hier stattfand, wnrde n. a. auch die Verleihung der
Lehrkauzel fiir Geschichte der Medizin an Prof. s ch w e-
uinger besprochen. Die Versammlung faßte einstim-
mig folgende Entschließung: „Die Hauptversammlung
spricht über die jüngste Erteilung des Lehrauftrages füc
Geschichte der Medizin an einen für dieses Fach durchaus
Unbewährten rhr Bedauern aus und geht hiermit zuc
Tagesordnung über."

— Deutsch-amerikanischer Verband. Zur Förderung
der frenndschaftlichen Beziehungen zwischen Deutschlanb
und Amerika hat sich vor einiger Zeit ein Verband ge«
bildet, dem die Regierungen berder Länder großes Fn«
teresse entgegenbringen. Am 3. Oktober wird erne erst^
Sitzung des Verbandes in Berlin erfolgen. Zum Ko'
mitee, das die 'Förderrrng -dieser Sache in die Hand ge^
nommen hat, gehören u. a. Albert Ballin, Generaldirek-
tor der Hamburg-Amerika-Linie; Frank H. Mason, Gö'
neralkonsul >der Vereinigten Staaten in Berlin; Professot
C. v. Uechtritz, Berlin; Dr. James v. Bleichröder, Ber^
lin; Freiherr v. Schrenk-Notzing, München, und Senatok
Ewers, Lübeck.
 
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